Zunächst mal Danke, dass dieser Thread hier steht, dass die Beiträge nicht gelöscht wurden , stattdessen vom Ursprungsthread abgekoppelt wurden.
Zwar bin ich mir weiterhin auch persönlich nicht völlig sicher, wie viel „Streit“, quantitativ, qualitativ, grad ein Forum wie dieses verträgt, zulassen darf, ja sogar auch im eigenen Sinne zulassen sollte?
Meine Grundüberzeugung ging und geht jedoch bei allen Zweifeln dahin, nicht zu unterbinden. Grad auch hier nicht.
Ganz kurz, ganz generell, meine Begründung:
Konträre Ansichten/Meinungen, sogar grundverschiedene Verhaltensmuster, sich entsprechend zu verhalten, ist da gleich am Anfang das meiste unzulässig, passiert aus meiner Sicht das Gegenteil dessen, was ja grad auch Psychotherapie im Sinn hat.
Zunächst mal das was da ist, weitgehend zuzulassen, sichtbar werden zu lassen.
Öffnen statt wegschließen.
Inanna hat geschrieben:Da sollte man vielleicht soviel Stärke besitzen, dass man Menschlichkeit vor Meinung gehen läßt - selbst dann, wenn die Meinung desjenigen menschenunwürdig ist.
Das halte ich - so formuliert - für völlig falsch!
Es gibt Meinungen! Es gibt Meinungen, die nach meiner Meinung völlig daneben sind, z.B. weil sie „Menschenwürde“ zu wenig berücksichtigen, ja sie manchmal sogar überhaupt nicht beachten.
Dass es solche Meinungen gibt, ist menschlich. Dass es viele gibt, die völlig anderer Meinung sind, ist auch menschlich. Dass beide Meinungen - weil es sie gibt - gesagt, vertreten werden dürfen, sollte menschlich sein, möglich sein. Grad in so einem Fall, die Art, seine Überzeugung zu vertreten? Wenn es „nur“ um Meinungen geht, halte ich nichts von zu vielen, zu schnellen Verboten.
Konflikte, Meinungskonflikte, ich finde, die sollten auch sprachlich sichtbar werden,
Kommt es zu sprachlicher Gewalt, zeigt mir das nur, dass sie nun mal da ist. Und wenn sie da ist? Darauf dann immer mit Appellen an Gewaltfreiheit oder gar sprachlichen Gewaltverboten zu reagieren? Hat für mich dann oft auch was von „Zwang“. Es wird einseitig dafür gesorgt, dass etwas nicht sein darf. Sicherlich, auch Konflikte, grad die gehören begrenzt, grad für die braucht es so was wie Spielregeln. Aber, z.B. eine menschenunwürdige Meinung, wird sie vertreten, dann ist es nicht nur erlaubt sondern m.E. sogar richtig, wenn darauf andere mit ihrer Meinung hart reagieren. Da auch nicht zimperlich sind. Und sehe ich so eine Meinung, die eines einzelnen, auf die bereits zehn Leute hart reagiert haben, dann wird das für mich nicht Grund sein, meine Meinung nicht ähnlich wie die bereits vorigen zehn zu äußern.
Bin ich aber selber der Meinung, dass so viel Dresche nicht angebracht ist, aus welchem Grunde auch immer, dann werde ich auch das als Meinung dagegen halten. Und auch da auf meine Art bestimmt nicht immer nur so schreiben, dass ich damit niemandem weh tue.
Wohlgemerkt, mir geht’s um Meinungen, verbal/schriftlich vertretene Auffassungen. Als etwas, bei dem jeder die Meinung des anderen für falsch halten darf, ohne ihm aber seine Existenz, Existenzberechtigung als Mensch ganz oder teilweise abzusprechen, ihn als Mensch zu diffamieren.
Das auch deshalb etwas länger geschrieben, weil mir scheint, dass ich selber da ab und an auch falsch verstanden werde. Sogar wenn ich grad mal meine, es sei nicht die richtige Zeit oder die richtige Art, Gegensätzlichkeiten in Threads zu schreiben. Zum einen verstehe ich das dann lediglich als meine geschriebene Meinung, nicht als absolute Wahrheit, neben der es nicht auch andere geben kann. Zum anderen - weil das so ist - täuschen, selbsttäuschen sich all die in mir, die dort selber nicht differenzieren. Wenn ich grad mal mit jemandem einer Meinung bin, halte ich ihn im Vergleich zu dem Andersmeinenden nicht für den besseren Menschen bzw. zweifle zwar oft mal an anderen Auffassungen, Meinungen, aber nicht automatisch am Wert von dem, dessen Meinung mir nicht zusagt.
Ich schätze viel zu sehr all die, die eine eigene Meinung haben und die auch vertreten, als dass ich auch nur im Ansatz wollte, die müssten (ständig) meine Meinung haben.
Soweit hier also grundsätzlich offene Auseinandersetzung am Pranger steht: Nicht mit mir!
Ganz im Gegenteil! Nur wenn Streit möglich, zulässig ist, entwickelt sich hoffentlich ein wenig Streitkultur. Daran fehlt es oft, nicht nur hier.
LG hawi