Ist mein Vater Alkoholiker?

In diesem Forumsbereich können Sie sich über Schwierigkeiten austauschen, die Sie als Angehörige(r) oder Freund(in) von psychisch Erkrankten bzw. leidenden Personen konfrontiert sind.
Benutzeravatar

Stacheldraht
Forums-Insider
Forums-Insider
weiblich/female, 38
Beiträge: 441

Beitrag Mi., 09.05.2012, 09:34

Hi,
ob jemand abhängig ist, erkennt man nicht an einem einzigen Hinweis, da müssen mehrere Punkte zutreffen.
Die ICD-10 definiert sechs Kriterien, von denen drei oder mehr mindestens einen Monat lang (oder bei kürzerer Dauer: innerhalb eines Jahres wiederholt) gleichzeitig vorhanden sein müssen, um die Diagnose eines Abhängigkeitssyndroms (F10.2) stellen zu können:

Starkes Verlangen oder eine Art Zwang, Alkohol zu konsumieren (Craving).
Verminderte Kontrollfähigkeit in Bezug auf Menge, Beginn oder Ende des Konsums (d. h. es wird oft mehr Alkohol oder über einen längeren Zeitraum konsumiert als geplant, oder es bestehen der anhaltende Wunsch oder wiederholte Versuche, den Alkoholkonsum zu verringern oder zu kontrollieren).
Körperliche Entzugserscheinungen bei Konsumstopp oder Konsumreduktion.
Nachweis einer Toleranz (um die gewünschte Wirkung hervorzurufen, sind zunehmend größere Mengen an Alkohol erforderlich, oder es treten bei fortgesetztem Konsum der gleichen Menge deutlich geringere Effekte auf).
Einengung auf Alkohol, d. h. Vernachlässigung anderer Interessen zugunsten des Alkoholkonsums, oder ein erhöhter Zeitaufwand, die Substanz zu beschaffen, zu konsumieren oder sich von den Folgen zu erholen.
Anhaltender Substanzkonsum trotz eindeutig schädlicher Folgen (wie z. B. Leberschädigung durch exzessives Trinken, depressive Verstimmungen infolge starken Alkoholkonsums oder eine Verschlechterung der kognitiven Funktionen), obwohl der Betroffene sich über die Art und das Ausmaß des Schadens bewusst ist oder bewusst sein könnte.

Im Gegensatz zu früheren ICD-Versionen müssen die „klassischen“ Symptome der körperlichen Abhängigkeit, d. h. Toleranz und Entzugserscheinungen nicht mehr unbedingt vorhanden sein, wenn ausreichend andere Symptome zutreffen.
Quelle
Im Grunde gilt hier wie auch bei allen anderen gesundheitlichen Themen, dass Ferndiagnosen schlicht nicht möglich sind.

@ Emotional: Da mein Vater selbst Alkoholiker war, kann ich dir vor allem eins raten: sieh vor allem zu, was gut für dich ist! Ich weiß nicht, wie Dein Verhältnis zu Deinem Vater ist. Vielleicht kannst Du ihm vorsichtig mitteilen, dass du besorgt um ihn bist. Aber wenn er darüber nicht mit dir reden will, dann kannst du dich nur deutlich abgrenzen, in dem zu gemeinsame Aktivitäten abbrichst, wenn du merkst, dass er schon wieder nicht nüchtern ist. Suchtkranke hören nicht auf ihr Suchtmittel zu nutzen, solange sie dadurch keine Nachteile spüren. Ist leider so.
Lache und die ganze Welt wird mit dir lachen. Weine und du weinst allein.
Oldboy

Werbung

Benutzeravatar

Jugendstil
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 50
Beiträge: 604

Beitrag Mi., 09.05.2012, 11:43

Ich schließe mich hier nun HAWI und NICO sowie STACHLDRAHT an und nehme Abstand davon, weitere "Tipps" zum Vater zu schreiben, denn ein gesundes Verhältnis zueinander kann dadurch nicht entstehen.

Jugendstil

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Emotional
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 21
Beiträge: 132

Beitrag Mi., 09.05.2012, 12:53

Huhu,

ja ich weiß, dass es viel, viel viel schlimmere Fälle und Alkoholkranke gibt, aber ich bin da auch sehr sensibel für das muss ich zugeben.
Ich hab mir vorher gar keine Sorgen gemacht und es auch nicht weiter beachtet. Meine Mutter redet zwar schon seit Jahren dass er weniger trinken soll aber das geht hier rein und da raus.
Achso nochwas: Ich mische mich GAR NICHT in das Leben meines Vaters ein wie kommt ihr darauf? Nur weil ich das zufällig beobachtet habe? Haha^^ , nein nein ich hab sowieso nie ein richtiges emotionales Verhältnis zu ihm aufbauen können weil er eh nicht der Typ ist, der sich großartig für seine Kinder interessiert (zumindest scheinbar).
Ja, ich muss mein Leben auf die Reihe bekommen das stimmt schon, aber wenn man nunmal noch in einer Wohnung zu viert lebt in der Familie kriegt man eben doch was mit lässt sich nicht vermeiden.

Wie gesagt, da ich selbst psychische Probleme habe/hatte, ist das einfach so , dass ich da mehr drauf achte als vll. andere Leute.

Momentan tendiere ich dazu gar nichts zu sagen, solange ich das nicht öfter beobachte zufällig. Heute ist er wieder zuhause und er verhält sich ganz normal und riecht auch nicht nach Bier oder so. Sorry wenn ich mir das alles nur eingebildet habe, aber man kann sich ja unter Umständen trotzdem mal Gedanken machen...

Und keine Sorge ich beschäftige mich schon genug mit mir selber

Benutzeravatar

Freifrau
Forums-Insider
Forums-Insider
weiblich/female, 48
Beiträge: 446

Beitrag Mi., 09.05.2012, 14:50

Hallo Emotional,

ich finde es ganz verständlich, dass Du Dir wegen so einer Situation Sorgen machst und dafür musst Du Dich auch nicht entschuldigen.

Was spricht dagegen, dass Du Deinen Vater direkt darauf ansprichst, was Du gesehen hast und ihm auch sagst, dass Du Dir Sorgen machst? Das ist freilich nicht ganz leicht, aber Deine Bedenken und Gefühle sind wichtig und Du hast das Recht dazu, sie auszudrücken. Es kann ja sein, dass er Dir ausweicht oder böse auf Dich wird, aber dann weißt Du, dass Du mit Deinen Bedenken nicht so falsch liegen kannst. Das ist dann auch nicht Deine Schuld oder Dein Fehler, dass er ärgerlich wird, sondern seiner.

Oder aber das Gespräch beruhigt Deine Bedenken.

Liebe Grüße
Freifrau
"Bei den Frauen gibt es zwei Möglichkeiten, entweder sie sind Engel, oder sie leben noch." (Charles Baudelaire)

Werbung

Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag