Was mir meine Thera bedeutet-äußern oder nicht?

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B-Moll
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Beitrag Mo., 07.05.2012, 17:15

Liebe Müki,

aber ich schleiche doch schon jahrelang drumrum....Was soll es denn noch besser ermöglichen als diese momentan mich so aufwühlende Zeit mit meiner Freundin. Ich redete über meine Gefühle für meine Freundin, über meine Eigenanteile hier und da...Ich glaube, ich war heute so offen wie in all den 8 Jahren nicht. Und trotzdem- ich bin dort so schrecklich vernünftig und erwachsen....es geht einfach nie, so mein Empfinden.

Liebe Tristezza,

sie fragte mich ganz am Ende der Stunde heute zum ersten Mal, ob ich mir eigentlich was aufschreibe zwischen den Stunden. Ich sagte: Ja, ich hab immer hier (in der Tasche) meine Gedanken mit. Nach der Stunde werfe ich sie dann aber weg. (weil es Niemand lesen soll)

Ich hab soooo mit mir gekämpft, ob ich sie ihr einfach gebe, weil die Stunde vorbei war, aber ich es nicht geschafft hatte, aber dann fand ich das kindisch, hatte auch einfach Angst und verwarf den Gedanken.
Ich denke auch, schriftlich hab ich das ja vor Jahren gemacht. Es hat mir nicht aus meiner Ü-Liebe geholfen. Nun bliebe nur ein offenes Drüber-Reden. Mit mehr Tiefe und Schlußfolgerungen, die mir iwie weiterhelfen.
Aber du hast Recht, das meinte ich auch mit dem Monologisieren, ich darf erstmal nur wenig sagen und auch sie kommen lassen.

Ob meine Thera mich ermuntern würde zwischendurch -da hab ich so meine Zweifel. Nein, alles muss von mir kommen. So läuft das bei uns. DANN sagt sie evtl. was dazu.

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Tristezza
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Beitrag Mo., 07.05.2012, 17:30

B-Moll hat geschrieben:Ob meine Thera mich ermuntern würde zwischendurch -da hab ich so meine Zweifel. Nein, alles muss von mir kommen. So läuft das bei uns. DANN sagt sie evtl. was dazu.
Bist du so sicher, dass sie dich "hängen lassen" würde, wenn du nur ein paar Sätze sagst? Hast du das überhaupt schon ausprobiert?

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leise
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Beitrag Mo., 07.05.2012, 20:02

Liebe B-Moll,

bei dem was du da schreibst über deine Enttäuschung, dass du wieder nicht darüber reden konntest, zerreisst es mich fast. Ich kenne das nur zu gut! Bei mir tobt dann das Unglücklichsein darüber so sehr, dass ich ihr dann gleich ein E-mail schreibe und gleich um noch eine Stunde bitte, ich kann so etwas gar nicht mit mir herumschleppen, Scham hin und Furcht her, das ist dann einfach zu schlimm.

Und ich höre da sehr genau hin, was da in mir so tobt, und wenn ich dann so ein weißes Computerblatt vor mir habe, dann strömen alle diese bedrängenden und traurig machenden aber auch die schönen und sehnsuchtsvollen Gedanken wie von selber heraus. Ich weiß, dass ich diese Zeilen ja noch abändern kann, ich lasse erst einmal zu, dass da herauskommt was eben heraus will. Manchmal kommen da ganz schöne Bilder zustande, da bin ich dann richtig froh, dass ich ihr diese zeigen kann, da freu ich mich dann wie ein kleines Kind, und dann sind da auch manchmal eben Dinge dabei, die sind eher zum Genieren, doch richtig formuliert, zeige ich ihr diese Zeilen dann eben auch. Ich brauche da doch ihre Hilfe, weil es einfach so weh tut, dass es so viel Kraft raubt, dass da für das Leben außerhalb der Therapiepraxis fast nicht mehr reicht. Na, so soll es doch nicht sein, dafür haben wir doch unsere Theras, oder?

Vielleicht versuchst du es doch noch einmal mit schreiben, sag ihr auf dem Papier, was so gar nicht über deine Lippen will! Es ist immer noch besser, als es nicht zu tun. Thera und auch Fr. Dok sind glaube ich mittlerweile sogar froh, wenn ich etwas Geschriebenes mitbringe, da geht mehr weiter in der Stunde als sonst.

Alles Liebe!
Nur Mut!

leise

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spyde
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Beitrag Mo., 07.05.2012, 20:41

Hallo zusammen,
ich leide noch immer darunter, dass ich meiner Therapeutin nicht sagen konnte, dass ich sie mag. Es ist sehr schwer sich dazu zu entschließen. Ich wurde in der ersten Therapie sehr verletzt und leide noch immer darunter, weil sie für mich nicht das Verständniss gezeigt hat, was ich gebraucht habe. Dadurch war für mich unmöglich über meine Gefühle zu reden. Nach fast einem Jahr leide ich noch immer darunter. Ich vermisse sie, aber ich hasse auch sie, weil sie für mich unerreichbar ist.
Ich bin der Meinung, dass es besser ist damit nicht zu lange zu warten, weil den richtigen Moment wird es vielleicht nie geben. Die Patienten leiden, aber nicht die Theras. Tu es für dich, damit du es los bist. Ich hatte nicht den Mut.

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Fast Forward
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Beitrag Di., 08.05.2012, 08:08

Liebe B-Moll, mach dir nichts draus... Ich bin zwar nicht so lange in Therapie wie du und auch viel jünger, aber die Gefühle scheinen doch dieselben... Ich habe mich damals auch nicht direkt getraut. Das erste Mal sagte ich nur, ich wolle über was reden, was mir viel Kopfzerbrechen bereite und ich kaum äußern könne... Er gab mir da bunte Papierschnipsel und forderte mich auf, ein Problembild zu legen. Leider konnte er das nicht entziffern, aber ich konnte für mich gut darstellen was ich wollte.
Die Stunde danach konnte ich es aber immer noch nicht direkt ansprechen und habe so herumgedruckst, dass es einem Ratespiel glich. Er missverstand es prompt und befürchtete, ich wolle über Selbstmord reden, verstand erst gegen Ende der Stunde, dass es um einen Vergleich zwischen ihm und meiner vorigen Thera ging, zu der ich gar keine Bindung hatte. Da meinte er, mir seien alle Gefühle erlaubt, dass er mir wichtig sei und ich spüre, dass ich ihm auch wichtig bin, sei ein gutes Indiz dafür, dass die Therapie fruchtet. Doch das war für mich nicht genug.

Dann dauerte es wieder einige Stunden - ich habe viele Briefe geschrieben, mein Tagebuch um mehrere Seiten gefüllt, bis ich den Weg für mich fand; ich kündigte ihm in einer Stunde an, dass ich über etwas sehr wichtiges reden möchte, was ich immer noch kaum äußern könne und wovor ich mich eigentlich drücke. Das verstand er dann; so half er mir, die Worte zu finden und dann ging es erstaunlich leicht. Ich war sehr sehr aufgeregt, mein Herz klopfte mir bis zum Hals, als ich ihm sagte, dass ich mich verliebt fühle. Aber er hat klasse reagiert und seither ist da nur noch selten Krieg in mir. Stattdessen akzeptiere und genieße ich meine Gefühle für ihn und kann sie fruchtbar nutzen

Also... Es war bis dahin ein langer Weg - 2 Monate dauerte es, bis ich das gesagt hatte, was ich sagen wollte - aber es hat sich total gelohnt. Vlt. hilft dir das ja? Du kannst ja auch deine Thera um Hilfe bitten, die Worte zu finden. Das Thema kennt sie ja, dass es schwer ist, zu äußern, weiß sie ebenfalls. Kannst du ihr genug vertrauen, um dir von ihr dabei helfen zu lassen?

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CrazyChild
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Beitrag Di., 08.05.2012, 11:31

Fast Forward hat geschrieben:Stattdessen akzeptiere und genieße ich meine Gefühle für ihn und kann sie fruchtbar nutzen
...mich würde mal interessieren in wiefern Du diese Gefühle genießen kannst ?

Ja...es schafft momentan Erleichterung diese Gefühle auszusprechen und dem/der Thera zu sagen. Aber bei mir hat das, wie bei einigen anderen Usern auch, nicht wirklich zu einer langfristigen Besserung der Situation geführt. Im Gegenteil - ich empfinde es als sehr quälend daß diese Gefühle eben nur einseitig sind, der/die Thera diese zwar versteht und mich damit auffängt, aber dennoch absolut neutral und therapeutisch distanziert bleibt, egal was ich sage, egal was ich tue. Das tut mir einfach nur weh. Es quält mich, es macht mich traurig. Obwohl der Verstand weiß daß es so sein muß und nie anders werden wird, es eben nur eine therapeutische Beziehung ist.

Tagtäglich werde ich so mit diesem kindlichen unstillbaren Hunger nach Zuneigung konfrontiert und es ist kein Ende diese Zustands in Sicht.

Mich würde mal interessieren, wie man sowas auflöst - ich habe das hier noch nie wirklich gelesen.

CrazyChild.
LG, CrazyChild

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leberblümchen
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Beitrag Di., 08.05.2012, 12:20

Ich weiß nicht, ob man da von 'auflösen' sprechen kann. Man kann das ja nicht wegzaubern. Vielleicht geht es eher darum, sich nicht lächerlich und gedemütigt zu fühlen, sondern ernstgenommen zu werden. Und dann daran zu wachsen.

Es ist ja auch im 'normalen' Leben immer mal so, dass der Eine etwas für einen Anderen empfindet und dieser die Gefühle nicht erwidert. Aber nur in einer Therapie werden diese Gefühle dann aufgefangen und angenommen. Auch wenn ich nicht ganz dasselbe erlebt habe (noch nicht), empfinde ich es als wahnsinnig wertvoll, dort etwas besprechen zu können, was sein darf, auch und gerade wenn das nicht bedeutet, dass mein Kummer und meine Scham sofort mit einem tröstenden "alles wird gut" (wie im Kindesalter) weggepustet werden können.

Was nun die Sehnsucht nach einem Elternersatz oder nach einer echten Beziehung betrifft, bleibt einem nichts anderes übrig, als zu akzeptieren, dass es das nicht gibt. Wenn man dann irgendwann mal 'reif' ist, kann man das aushalten, weil man ja dann gelernt hat, sich selbst zu helfen. Dieses 'Reifen' müsste dann in der Therapie geschehen, ganz langsam. Das kannst du selbst sicher wenig beeinflussen. Das geschieht durch eure Beziehung, die ja durchaus vorhanden ist und die nicht unbedingt wertloser sein muss als andere Formen der Beziehung - ganz im Gegenteil, muss ich für mein bisheriges Leben feststellen!!!

Vielleicht sollte man dahin kommen, nicht darüber zu trauern, was man in einer therapeutischen Beziehung NICHT hat, sondern das erkennen, WAS man hat: Man hat einen verlässlichen Partner, der einem zugewandt ist, ohne dafür etwas zu verlangen (gut, abgesehen vom Honorar ) - aber er verlangt kein 'richtiges' Benehmen, kein Einhalten bestimmter sozialer Normen, keine Zuneigung, keine Bedürfnisbefriedigung. Wo hat man das schon im wahren Leben? Oder anders gesagt: Wenn wir das in unserem Leben ausreichend gehabt hätten, stünden wir jetzt nicht da, wo wir stehen.

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Fast Forward
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Beitrag Di., 08.05.2012, 14:14

titus2 hat geschrieben: Was nun die Sehnsucht nach einem Elternersatz oder nach einer echten Beziehung betrifft, bleibt einem nichts anderes übrig, als zu akzeptieren, dass es das nicht gibt. Wenn man dann irgendwann mal 'reif' ist, kann man das aushalten, weil man ja dann gelernt hat, sich selbst zu helfen. Dieses 'Reifen' müsste dann in der Therapie geschehen, ganz langsam. Das kannst du selbst sicher wenig beeinflussen. Das geschieht durch eure Beziehung, die ja durchaus vorhanden ist und die nicht unbedingt wertloser sein muss als andere Formen der Beziehung - ganz im Gegenteil, muss ich für mein bisheriges Leben feststellen!!!

Vielleicht sollte man dahin kommen, nicht darüber zu trauern, was man in einer therapeutischen Beziehung NICHT hat, sondern das erkennen, WAS man hat: Man hat einen verlässlichen Partner, der einem zugewandt ist, ohne dafür etwas zu verlangen (gut, abgesehen vom Honorar ) - aber er verlangt kein 'richtiges' Benehmen, kein Einhalten bestimmter sozialer Normen, keine Zuneigung, keine Bedürfnisbefriedigung.
Genau das, CrazyChild, wäre meine Antwort Ich genieße diese Andersartigkeit der Beziehung, da mir klar ist, dass ich so etwas in keiner anderen zwischenmenschlichen Beziehung erleben kann. Da ich in Liebesbeziehungen ziemlich mies behandelt wurde, immer mehr gegeben habe, als ich bekam und mich selbst dabei aufgegeben habe, tut es mir gut, nun eine Beziehung zu erleben, in welcher ich nichts geben muss, in der ich sogar dafür Wertschätzung erlebe, weil ich bin, wer ich bin und darin gestärkt werde. Ich rede nur über mich, meine Probleme mit mir, darf alles rauslassen und weiß, er fängt mich auf. Das könnte ich keinem echten Partner abverlangen und würde das auch nicht mehr so geben wollen.
Nach einiger Zeit konnte ich meinen Thera mit seinen Eigenarten, die er als Privatmensch hat und die durchsickern, genauso wie mit seiner professionellen Art annehmen und daraus mein Bild von ihm schneidern: dieses Bild würde nicht auf eine andere Beziehungsform passen, das nimmt mir die Sehnsucht nach mehr an vielen Stellen.

Meine Wünsche dieser Beziehung gegenüber haben sich dadurch geändert. Da war die Partnerübertragung und die Vaterübertragung... Die sind größtenteils ruhig geworden. Ja, manchmal sickern sie durch, wenn er mir zu nahe kommt (was eben passiert, wenn man in einem winzigen Land lebt und alle jeden kennen und man sich nunmal auch privat über den Weg läuft), aber das ist sehr selten. Der einzige Wunsch, den ich immer noch hege (und akzeptieren kann), ist der, dass wir vielleicht, in einer fernen Zukunft, mal Berufskollegen werden, die sich auf professioneller Ebene austauschen können.
Da ich aber erst mal Lehrerin werde, ausziehen werde etc., ehe ich wieder studieren gehe, lebe ich nun in einem Moratorium, wo mir mein Thera in seiner beruflichen Funktion innerhalb dieser speziellen Beziehung zur Seite steht. Und das zu wissen tut mir unendlich gut

Ich bestreite aber nicht, dass manchmal eine starke Sehnsucht nach mehr ist, dass mich alle paar Monate das Wissen darum, dass wir uns nie näher werden können, ziemlich runterzieht und mich sogar aggressiv gegen ihn macht, dass ich alle beneide, die ihn besser kennen und dass ich seine Gesten anders interpretiere, als ich sollte. Aber es ist, seit ich offen darüber reden kann, sehr viel besser geworden. Ich glaube aber, mir hilft auch der sehr große Altersunterschied, da kann er noch so gut aussehen

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B-Moll
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Beitrag Di., 08.05.2012, 17:19

Ich kann momentan nur ganz auf die Schnelle lesen, habe leider keine Gelegenheit für eine Antwort auf eure Beiträge.
Aber allein eure Beiträge zu lesen, das hilft mir sehr weiter in diesem Prozess. DANKE!!!

LG B-Moll

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CrazyChild
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Beitrag Di., 08.05.2012, 20:30

titus2 hat geschrieben:Was nun die Sehnsucht nach einem Elternersatz oder nach einer echten Beziehung betrifft, bleibt einem nichts anderes übrig, als zu akzeptieren, dass es das nicht gibt. Wenn man dann irgendwann mal 'reif' ist, kann man das aushalten, weil man ja dann gelernt hat, sich selbst zu helfen. Dieses 'Reifen' müsste dann in der Therapie geschehen, ganz langsam. Das kannst du selbst sicher wenig beeinflussen. Das geschieht durch eure Beziehung, die ja durchaus vorhanden ist und die nicht unbedingt wertloser sein muss als andere Formen der Beziehung - ganz im Gegenteil, muss ich für mein bisheriges Leben feststellen!!!
Ich glaube, daß ist der Punkt...endlich mal jemanden gefunden zu haben, der einem annimmt wie man ist...bedingungslos...das war und ist für mich eine Erfahrung, die ich vorher noch nie gemacht habe. Das ist ein unbeschreibliches Gefühl von Wärme, Verstandenwerden, wichtig sein um seiner selbst willen.

Und davon kriege ich einfach nicht genug...will immer mehr davon...weil es einfach nie reicht...weil es unstillbar ist. Dieses Bedürfnis ist meist so stark daß es den Verstand ausschaltet.

Denn alles was Du und Fast Forward geschrieben habt, sehe und empfinde ich natürlich genauso. Aber es ist eben dieses immense, permanente Bedürfnis, das alles andere in den Schatten stellt. Über das man jede Stunde sprechen möchte und muss. Das macht es zwar (momentan) nicht wirklich besser. Aber vielleicht lernt man im Laufe der Zeit es besser zu verstehen, sich selbst zu helfen und somit auch besser damit umzugehen, oder im günstigsten Fall Strategien zu entwickeln um damit umzugehen.

Liebe B-Moll…ich möchte mich nicht zu sehr in DEINEN Thread drängen…aber dieses Thema ist auch bei mir nach wie vor immer noch Thema Nr. 1…ich wünsche Dir so sehr daß Du irgendwann den Mut hast, Deiner Thera zu sagen wie Du empfindest.

Ich habe das anfänglich auch ganz langsam angefangen – meine Thera wusste aber ganz schnell um was es geht und hat mich ermuntert ALLES loszuwerden. Das habe ich getan. Am Anfang war es mir ziemlich unangenehm – ich hatte Angst sie könnte es falsch verstehen.

Aber sie hat ALLES richtig verstanden und ist völlig normal damit umgegangen und tut es immer noch. Mittlerweile bin ich soweit daß ich ihr aus Überzeugung und ohne mich zu schämen, sagen kann ,,ich habe Sie so lieb“ – und ja…das tut schon gut das einfach so sagen zu DÜRFEN und es auch so empfinden zu DÜRFEN.

Liebe Grüße
CrazyChild
LG, CrazyChild

***stay strong***

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Thread-EröffnerIn
B-Moll
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Beitrag Do., 10.05.2012, 10:11

Ihr Lieben,

ich habe eure Antworten regelrecht in mir aufgesaugt. Ihr findet Worte für all das schwer Aussprechbare.
Momentan geht es mir psychisch leider ziemlich schlecht und ich habe merke, wie ich wieder mehr und mehr in einen depressiven Rückzug reinrutsche.
Deshalb fällt es mir grad schwer, irgendwie nach AUSSEN zu gehen und auf eure Antworten einzugehen. Ich lese sie aber wieder und wieder und hoffe, dass ich bald wieder mehr Kraft in mir spüre und dieses Thema weiter bearbeiten kann.
Aber das Lesen eurer eigenen Erfahrungen damit ist mir eine große Hilfe.

Danke euch allen!!!! Ich grüße euch herzlich, B-Moll.

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gummiente
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Beitrag Di., 22.05.2012, 12:48

Meine Gefühle für meine Thera sind sehr intensiv, seit vielen Jahren. Ich fühle mich mit ihr in fast jeder Minute meines Lebens innerlich ganz sehr verbunden. Denke oft an sie und fast jeden Gedanken im (vermeintlichen) Kontext zu ihr. Das ist schön und schmerzlich zugleich.
(Ob sie diese Musik wohl auch mag? Würde sie diese Bluse mögen? Ob diese Schuhe auch ihren Geschmack träfen? Wie würde sie im Streit mit ihrem Mann jetzt reagieren? Jetzt geht sie in die nächste Stunde. Heute hat sie frei, was wird sie gerade tun? Jetzt hat sie Chorprobe....) Das geht den ganzen Tag so in meinem Kopf....
b-moll, du hast genau beschrieben wie es mir auch geht. diese worte hätte ich nicht gefunden.
und ich möchte nun meine gedanken und fragen dazu äussern...

kann übrigens passieren das es ein bisschen wirr rüberkommt, aber ich hoffe ihr versteht trotzdem was ich meine

also, wie schon geschrieben, genau so oder zumindest ähnlich wie bei b-moll ist es bei mir auch, immer und immer wieder. vielleicht und zum glück nicht sooooooooo intensiv, aber täglich daran denken muss ich an "diese person" trozdem.

ich schreibe "diese person", da es sich bei mir, über die jahre immer wieder um andere personen, personen die halt gerade in meinen leben aktuell sind handelt. nur einmal war eine ehemalige therapeutin davon dabei. geht das überhaupt? gibt es das nur zu therapeuten diese komische liebe?
und das ist auch schon meine erste frage, kann das mit anderen personen auch passieren? Ich leide teilweise auch sehr darunter immer wieder an diese person denken zu müssen.
ich möchte das sie an mich denkt, meine statusmeldungen bei fb interessiert verfolgt *g*, das ich ihr wichtig bin, das ich ihre beste freundin werde, das sie sich bei mir meldet wenn sie probleme hat oder hilfe braucht….
das ist doch kein leben
so geht es mir eben schon mein leben lang, es sind eben immer wieder andere personen.
was ich aber nicht verstehe, erstens ist es nicht bei jeder person so zweitens bin ich verheiratet und könnte mir hier alles holen was ich brauche. Ich habe zum beispiel noch andere freundinen, bei denen ist das nicht so.
b-moll? ist das bei die und deiner freundin genau so?
alle anderen? passiert euch das auch bei anderen leuten?

das wären meine fragen fürs erste.

und nochmal an b-moll, tipp kann ich dir leider keinen geben, da ich ja das selbe problem habe *g*, aber ich wünsche dir und deiner freundin viel gück

lg

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B-Moll
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Beitrag Fr., 25.05.2012, 15:51

Liebe Gummiente,

ich denke, ich erkenne zwei Gründe, warum ich mich zu ihr hingezogen fühle.
(Und ja, es gab früher zum Beispiel auch eine Klavierlehrerin, für die ich ebenso empfand!)

Ich glaube, erstens hat es (bei mir) auch etwas mit der ewigen Sehnsucht nach RESONANZ zu tun.
Man wünscht sich, von Jemandem gesehen/wahrgenommen zu werden. Mit allem, was einen ausmacht, angenommen zu werden.
Das hat meine Klavierlehrerin z.B. getan. Und das war ein wichtiger Abschnitt in meinem Leben. (ich in der Pubertät, Familie schrecklich mit Übergriffen und Abwertungen)

Und zweitens denke ich, es hat sehr viel mir Projektionen zu tun. Also dass man fühlt, dass dieser andere Mensch DAS lebt/SO ist, was man gern selbst hätte, wie man selbst gern wäre. Was man sich in vielen Punkten für sich selbst wünschen würde.
Manchmal unbewusst.

So eine idealisierte Person ist wie eine große Projektionsleinwand für unsere Sehnsucht nach UNS selbst.
Nach den Anteilen in uns, die momentan nicht genug gelebt werden, die man sich vielleicht nicht gestattet, nicht traut, usw.

Diese Überlegungen können helfen, sich weiter zu entwickeln, wenn man dadurch einen Zugang zu den verschütteten Ressourcen finden kann. Das schaffe ich selbst leider nur ganz partiell. Habe zum Beispiel ihre Figur so toll gefunden, war jahrelang leicht übergewichtig. Nun habe ich mein Leben umgekrempelt, mache Sport und bin ich wieder schlank:)

Aber andere Dinge, die ich an ihr sehe (oder glaube zu sehen) kann ich nicht erreichen, obwohl ich so gern wöllte.
Meine größten Baustelle ist mein mangelndes Zutrauen in mich selbst, deshalb habe ich keine Arbeit, bin isoliert, finanziell abhängig etc....Trau mir aber auch nix (mehr) zu.
Doch durch meine Thera und diese Übertragungsliebe spüre ich immer wieder, wohin die Reise eigentlich gehen müsste.
Mal sehen, ob ich doch noch wachsen kann.....

LG von B-Moll

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Chakotay
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Beitrag Fr., 25.05.2012, 16:45

Liebe B-Moll,
ich bin hier im Forum eher stille Leserin, aber gerade bin ich wie paralysiert an deinem letzten Beitrag hängengebliegen und zwar an dem Wort "Resonanz".

Ja, du hast völlig Recht - die fast unstillbare Sucht nach Resonanz, die es bei mir, vielleicht auch bei dir und bei vielen anderen hier, in der Kindheit nie oder nur rudimentär gegeben hat, ist in Paarung mit würdevollem Umgang, nicht-wertender Annahme und Respekt die Wurzel der heilenden Beziehung zur/m Therapeutin/en. Dieses wunderschöne Geschenk hat dadurch dann auch die Seite der "Sucht": Gefühl der Abhängigkeit, den Drang, mehr mehr mehr davon zu wollen und es nie wieder missen zu wollen.
Resonanz bedeutet in meiner Beziehung zum Therapeuten vielerlei und ist nicht immer nur angenehm. Sie kann in Form von Rückmeldungen, emotionaler/geistiger Anregung/Zuwendung, aber auch in Form von "Gegenübersein", also "Reibungsfläche bieten" auftreten. Aber - und das ist für mich in meiner Sucht nach Resonanz existentiell - IMMER erhalte ich etwas zurück, NIEMALS gehe ich ins Leere!
Bei meiner Therapieform habe ich, da sie tiefenpsychologisch-ganzheitlich-kreativ ausgelegt ist, auch immer die Möglichkeit Resonanz zu bekommen, wenn ich nicht reden kann/will - so wie du das mit deiner Übertragungsliebe beschreibst. Musik, Kunst, Tanz und Poesie bieten immer Zugänge, die meinem erfahrenen und kreativ geschulten Therapeuten beim und nach dem Musizieren, Malen etc. behutsam Wege zum eigentlichen Problem bahnen ... und dafür bin ich unendlich dankbar, denn mit dem Reden habe ich es bei einigen Themen auch überhaupt nicht und die kreativen Ansätze schaffen eine Resonanz zwischen uns, die fruchtbar ist und gut tut und als Basis für Gespräche dient.

Bei deinem Namen, liebe B-Moll, und dem Begriff der Resonanz fällt mir unwillkürlich die Musik ein. Kannst du dich vielleicht eher musikalisch ausdrücken (es muss ja kein kompliziertes Instrument sein, Rhythmus klopfen oder singen reicht ja manchmal auch) und deine Thera könnte auch was damit anfangen? Vielleicht würde das das Anfangseis des Themas ein wenig anbrechen??? Oder vielleicht eine CD mit in die Stunde nehmen, die dein Thema gut ausdrückt und sie der Thera vorspielen???

Vergiss es einfach, wenn ich jetzt hier Quatsch geschrieben habe, aber dein letzter Eintrag hat mich wirklich gerührt und die Verbindung zu meiner therapeutischen Beziehung lag glasklar vor mir (ich habe übrigens derzeit mit einem fast 4 wöchigen Thera-Urlaub zu kämpfen, von dem gerade mal 4 Tage um sind und ich meine Panikgefühle schon herunterkämpfen muss - meine Resonanz ist WEG!!!).

Ich drücke dir von Herzen die Daumen, deine therapeutische Beziehung als wunderschönes Geschenk annehmen zu können, mit allen Schattenseiten, die dazu gehören!

Lieben Gruß,
Chakotay
Wenn ich mich niederwerfen würde,weinen u.erzählen,was wüßtest Du v. mir mehr als v. der Hölle,wenn jmd erzählt,sie ist fürchterlich.Darum sollten wir voreinander so ehrfürchtig,nachdenklich,liebend stehn wie vor dem Eingang zur Hölle.(Kafka,gekürzt)

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B-Moll
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Beitrag Fr., 25.05.2012, 17:17

Liebe Chakotay,

ich habe mich sehr über deine Antwort gefreut.

Das Wort Resonanz brachte meine Thera letzte Stunde, als ich ihr erzählte, wie schwer es mir fällt, was ganz alleine zu tun, mich z.B. alleine zu einem Spaziergang aufzuraffen. Dagegen wenn ich eine Freundin anrufe, zu ihr hinfahre, und dann mit ihr gemeinsam walken gehe, das geht. Es fühlt sich an, als ob ich die Wahrnehmung eines Gegenübers dazu brauche, um SELBST zu spüren, dass es gut tut, dass es dabei viel in der Natur zu bestaunen gibt etc. Durch die Freude des Anderen spüre ich auch Freude oder so. Ich brauche diese Umleitung. Gestatte es mir selbst - nur für mich alleine- einfach nicht.

Ich fragte sie, warum mir das bloß so schwerfalle. Und da kam ihre Interpretation, dass ich nach Resonanz suche. Das fühlte sich sehr stimmig für mich an.

Das ist eine schöne Idee mit der Musik oder anderen kreativen Ideen...Aber: In meiner Therapie reden wir "nur". Ich meine das nicht abwertend, denn gerade das Reden kam und kommt in meinem Leben nicht genug vor. Dort habe ich echt so ein defizitäres Gefühl.

Wir sitzen uns in den Stunden gegenüber und reden. Kreatives oder andere sinnliche Erfahrungen hatten bisher nie einen Raum. Ein ganz kleiner Teil in mir wäre in der Therapie gern mal ganzheitlicher angesprochen, aber ich bin leider nicht wirklich experimentierfreudig und nehme das Setting einfach SO, wie es eben ist. (Würde mich auch mal legen wollen, aber trau mich nicht zu fragen. Also immer nur das nehmen, was von alleine kommt...)

Und ich glaube eigentlich auch, dass meine Thera das (Kreatives) auch eher nicht gern einbeziehen wöllte. (Vielleicht projiziere ich hier schon wieder, keine Ahnung) Aber es gibt keine Materialien, Stifte, Instrumente oder was auch immer. Alles eher analytisch.

Interessant was du über die Verschiedenartigkeit der Rückmedungen deiner Thera schreibst. Ist bei mir anders. In meinen Stunden ist die Resonanz immer angenehm. Manchmal habe ich darüber auch schon nachgedacht. Müsste es nicht auch mal knirschen? Sich reiben? Aber ein klares Nein, in all den Jahren gab es das NIE!!! Es ist wie eine Seelenverwandtschaft zwischen uns....Puh!

Manchmal dachte ich: Kann die nicht mal richtig fies zu mir sein. Dann kann ich leichter gehen...

Ich hab meiner Thera mal meine Lieblings-CD geschenkt. Herrlich sehnsuchtsvolle Titel...Und auch mal ein Hörbuch. Gut gegen Nordwind. (Falls du das kennen solltest) Dort ist eine wunderbare warmherzige Resonanz die treibende Kraft der Liebesgeschichte. Kann ich nur wärmstens empfehlen!
Also...wenn meine Thera eins und eins zusammenzählt, spürt sie all meine Gefühle sowieso....

Aber: ich müsste einfach ein paar meiner Gedanken mal wirklich dort aussprechen, damit der innere Druck in mir und das alleine drüber-Grübeln etwas nachlässt.

LG von B-Moll

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