Was macht Ihr um die Depression auszuhalten?

[Stacheldraht]

Und dieser bekloppte Tag hat mich einfach total überfordert. So überfordert, dass Gedanken aufgekommen sind, die ich nicht haben will und die mir Angst machen. Verdammt, ich will nicht, dass es schlimmer wird, ich will dass es besser wird.

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[**AufdemWeg**]

Ich versuche es zu ignorieren bzw. auszusitzen

mal mit mehr mal mit weniger Erfolg.

[Stacheldraht]

Ignorieren finde ich unmöglich, da es einfach so allumfassend ist. Aussitzen trifft es dagegen ziemlich gut. Man kann erstmal nur versuchen es irgendwie auszuhalten und sich abzulenken und wenn man Glück hat fruchtet dann vielleicht irgendwas langfristig. Wenn ich diese Hoffnung nicht hätte, könnte ich mir die Therapie ja ersparen.
Nur das heute die Hoffnung anscheinend Urlaub macht. Meine Notfallmaßnahmen taugen jedenfalls alle nicht, schlafen kann ich auch nicht. Was würde ich mich freuen, wenn mich jetzt jemand für 'ne Woche bewußtlos schlagen könnte, damit ich mal Urlaub von mir selbst nehmen könnte. Was ist das ätzend, wenn man sich nicht mal mehr selbst ertragen kann...

[Dampfnudel]

Liebe Stacheldraht,

das mit der Achtsamkeit ist wirklich sehr, sehr hilfreich, das habe ich seit einiger Zeit auch für mich entdeckt. Mir hat dazu, also um reinzukommen in mehr Achtsamkeit, anfangs sehr die Geschichte von dem Mönch geholfen, der von den Leuten gefragt wird, wie er immer so gelassen sein könne, obwohl er so viel zu tun habe, und der antwortet: "Wenn ich esse, esse ich. Wenn ich liege, liege ich. Wenn ich sitze, sitze ich. Wenn ich laufe, laufe ich" usw. Und als die Leute darauf beharren, dass sie es doch genauso machen, antwortet er: "Wenn ihr sitzt, dann steht ihr schon. Wenn ihr steht, dann lauft ihr schon. Und wenn ihr lauft, dann seid ihr schon am Ziel", um ihnen klarzumachen, dass sie mit ihrer Aufmerksamkeit und ihren Gedanken nicht bei dem sind, was sie tun. Anfangs habe ich das nämlich nur schwer hingekriegt. Aber wenn ich an den Mönch gedacht habe, ging es schon ein bisschen besser. Vielleicht hilft es Dir ja auch.

Und was ich außerdem noch hilfreich finde, wenn es mir schlecht geht, ist Kontakt zu Tieren, am besten zu welchen, die sich streicheln lassen. Das geht viel leichter als mit Menschen, weil man nicht sprechen und nicht so aktiv sein muss, wenn man eh so wenig Kraft hat. Und es ist trotzdem eine gegenseitige Zuwendung, die gut tut. Vielleicht hast Du ja Freunde oder Bekannte mit einem Hund, einer Katze oder einem Kaninchen, die Du mal besuchen könntest, wenn Du selbst kein Haustier hast.

Alles Liebe
Dampfnudel

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[emptiness]

Hallo Stacheldraht,
deine Zeilen könnten auch von mir sein, nur, dass ich wohl eher der destruktive/selbstzerstörerische Typ bin. Deine Frage finde ich ziemlich interessant. Ich denke wohl aussitzen trifft es wirklich am meisten. Es aussitzen und sich versuchen vor sich selber, so weit wie möglich, zu entfernen/distanzieren (oder zu verstecken?).
Einfach dieser scheinbar allumfassenden, endlosen Lust-, Hilf-, Mut-, Hoffnungs-, ...Blablabla...und Sinnlosigkeit zu entfliehen. Bei mir klappt das für den jeweiligen Moment mit Drogen. Ich verschlafe den Tag, so gut es mir möglich ist und in der Nacht versuche ich mich selbst quasi zu vergessen, durch Alkohol und Gras.
Das das nicht jeden Tag geht ist klar, hat aber nur finanzielle Gründe. Du schreibst ja auch, dass du gerne bewusstlos wärst und ich denke, dass ist meine Art mich selbst annähernd bewusst(seins)los zu machen. Habe nun mehr als 2 Jahre, im Durchschnitt 5-6 Tage die Woche, an die 20 Stunden am Tag nur im Bett gelegen und es versucht auszuliegen.
Ich bin einfach jetzt da angekommen (oder nie da weggekommen), wo ich sage:,,weißte was ... scheiß doch drauf ....ich hab kein bock mehr".
Wenn mir jemand sagen würde du bekommst dein Leben lang von mir Heroin, ohne später mal dein Hintern hinhalten zu müssen, ich würde sofort beginnen mich aus meinem Leben zu träumen.
Mit Alkohol und Gras ertrage ich manchmal sogar meine Freunde, es ist wirklich sagenhaft ... scheiße.
Egal, ... wollte mich einfach nur mal melden und dir antworten, weil ich die Frage gut finde.
Jetzt können die ganzen Moralapostel und Gutmenschen kommen und mich voll labern und mir sagen, dass Drogen schlecht sind und in meiner Situation auf lange Sicht alles andere als Zielführend sind, um meine Probleme zu bewältigen...laberlaber... das weiß ich alles selber, aber wie gesagt sie bewältigen manchmal den Moment und das ist mir momentan genug.

[Buchfink]

Liebe Stacheldraht,

ich verstehe Dich so gut! Diese Tage, an denen die Hoffnungslosigkeit einen nahezu körperlich an den Boden drückt. Nichts geht mehr, nicht lesen, nicht reden, nicht weinen, schon gar keine Leute um einen. herum.. Dieses Gefühl, es sei schon ewig so dunkel und würde für ewig so bleiben, das man man manchmal, nur um zu entkommen, auch den einen - schlimmen- Weg denkt. Ich wüßte auch gerne Sofortmaßnahmen, ich kenne sogar welche, die mir aber DANN übergaupt nicht helfen, weil sie mir nicht einfallen oder nur blöd und sinnlos vorkommen , wie überhaupt alles. Vielleicht schaffst Du es ja:

Gib Dich der Depression hin, wehr Dich nicht. Es ist, wie es ist. Wenn Du so verzweifelt gegen sie kämpfst, entkräftest Du Dich nur. Leg Dich hin, versuche, DICH zu spüren, durchleuchte Deinen ganzen Körper, vom Scheitel bis zur Fußspitze. Lass nichts von Dir aus. Wenn da Schmerzen sind und Kummer, sind sie eben da. Nimm Dich innerlich in den Arm, wie eine Mama ihr trauriges Töchterchen in den Arm nehmen würde. Versuche herauszufinden, was Dir in diesem Moment gut tun würde, was Du Dir wünschst. Wenn Du kannst, erfülle Dir den Wunsch. Aber nur etwas, was Dir nicht schadet! Deinem Töchterchen würdest Du auch nur etwas geben, was ihrer Seele und ihrem Körper wohl täte.

Sei sehr lieb gegrüßt vom mitfühlenden Buchfink

[**AufdemWeg**]

Man kann erstmal nur versuchen es irgendwie auszuhalten und sich abzulenken und wenn man Glück hat fruchtet dann vielleicht irgendwas langfristig. Wenn ich diese Hoffnung nicht hätte, könnte ich mir die Therapie ja ersparen.

Genau.
Ich mache einfach weiter im Programm.
In der Regel ist es dann bei mir so,
dass ich mit sturem weitermachen meines Programms
wieder rauss finde...
wie so ein alter Fernseher auf den man mal draufhaut und dann ist der Wackelkontakt erstmal weg...zumindest für eine gewisse Zeit.
Und dann in der Therapie schauen was es sonst für Möglichkeiten gibt
wobei ich für mich sagen kann, dass ich mich langsam damit abgefunden habe, dass ich immer mal wieder solche Phasen habe.
Aber ich weiss heute immerhin, dass sie auch wieder vorbeigehen; das war vor der Therapie nicht der Fall.


LG ADW

[Woman]

Gib Dich der Depression hin, wehr Dich nicht. Es ist, wie es ist. Wenn Du so verzweifelt gegen sie kämpfst, entkräftest Du Dich nur. Leg Dich hin, versuche, DICH zu spüren, durchleuchte Deinen ganzen Körper, vom Scheitel bis zur Fußspitze. Lass nichts von Dir aus. Wenn da Schmerzen sind und Kummer, sind sie eben da. Nimm Dich innerlich in den Arm, wie eine Mama ihr trauriges Töchterchen in den Arm nehmen würde. Versuche herauszufinden, was Dir in diesem Moment gut tun würde, was Du Dir wünschst. Wenn Du kannst, erfülle Dir den Wunsch.

*unterschreib* Genau so, weil alles Verdrängen, wegmachen wollen, nicht akzeptieren können, alles nur noch schlimmer und heftiger macht.

[Tristezza]

Was würde ich mich freuen, wenn mich jetzt jemand für 'ne Woche bewußtlos schlagen könnte, damit ich mal Urlaub von mir selbst nehmen könnte.

Oh weh - das kann und will ich nicht für dich tun! Wenn du möchtest, bekommst du aber eine von mir.

Tristezza

[struggle]

Hallo!

Ich muss unbedingt einen Tipp loswerden, den mir eine Bekannte erzählt hat! Sie meinte, ihr hat das Lösen von SUDOKU's am meisten geholfen - indem sie ihr mathematisches Gehirn angekurbelt hat konnten die Gedanken daneben zwar fließen, aber nicht mehr so übermächtig werden - sie waren leichter auszuhalten.

lg, struggle

[Stacheldraht]

Erst einmal lieben Dank Euch allen! Ich finde es zwar nicht tröstend, dass es anderen genauso geht, ganz im Gegenteil. Ich sitz hier dann mitunter und überleg mir hinter wievielen Fenstern da draußen wohl in diesem Moment noch jemand sitzt, der komplett niedergedrückt wird. Da habe ich mitunter das Bild eines weinenden Planetens vor mir.
Und jetzt kommt das aber!
Es tut unheimlich gut, dass Ihr versucht mir zu helfen.
Ich versuche mal alles zu beantworten.

@ Dampfnudel: Die Geschichte mit dem Mönch kannte ich noch gar nicht. Aber ich merke momentan, wie schwierig es ist, nur das zu machen, was man gerade macht. Einfach weil mein eigener Kopf immer dazwischen springt und dann die Gedanken immer lauter werden und natürlich nicht die, die sich über meine kleinen Erfolge freuen, sondern die, die mir unter die Nase reiben, dass ja eh alles hoffnungslos, sinnlos. Gerade vor der Denkspirale habe ich ziemliche Angst.
Was Tiere betrifft hast Du absolut Recht. Ich habe glüklicherweise meinen Kater, der glücklicherweise sehr anhänglich ist, so dass ich hier mitunter stundenlang sitze, ihn kraule und dabei Filme schaue. Nur ich kann ja nicht mein ganzes Leben lang nur meinen Kater kraulen.

@ emptiness: Ich kann Dich gut verstehen, zumal ich selbst mit allen möglichen Drogen Erfahrungen gemacht habe und die auch nicht missen möchte. Jedoch habe ich zuviel Angst zu allem Elend auch noch in eine Sucht reinzurutschen, weshalb ich es mir nur noch ab und an erlaube mir meinen Kopf mal durch Alkohol für einen Abend auszuschalten.

@ Buchfink: Das muss ich wirklich mal ausprobieren. Aber selbst das viel mir nicht ein als es mich niederdrückte, obwohl ich Dich hier ja extra gelesen hatte. Aber es ist halt so wie Du gesagt hast: dann wenn es drauf ankommt fällt einem vieles nicht ein oder es will einfach nicht funktionieren, wie zB mein sicherer Ort.

@**AufdemWeg**: Das Problem ist bei mir halt auch, dass ich derzeit im Grunde kein echtes Programm habe, an dem ich festhalten könnte.

@ Tristezza: Vielen Dank für Deine lieben Worte!

@ struggle: Momentan kann ich mir das zwar nicht so vorstellen, aber ich werde es mal ausprobieren.

Gestern hat mein Therapeut mir vorgeschlagen in eine Tagesklinik zu gehen und das erste was mir dazu einfiel war: na super, wieder ein Mensch, der Dich loswerden möchte...

[bloedekuh]

Was ich mache, um Depressionen auszuhalten?

1. Schlaftablette nehmen.
2. Danach weitersehen.

1. Fall:
Die Depressionen haben nachgelassen. Krisendienst anrufen und evtl. hingehen. Sonst nur telefonieren.
2. Fall:
Es hat sich nichts geändert. Kurz was essen (muss leider sein, untergewicht), dann Punkt 1 wiederholen.

Hab leider nichts Besseres bisher.

[Stacheldraht]

Vor Schlaftabletten habe ich zuviel Angst, da die ja doch schnell süchtig machen sollen. Und telefonieren? Ich hasse telefonieren und ich mag auch nicht immer wieder von neuem anfangen müssen mein Leid zu klagen. Bin froh, dass ich nun meinen Therapeuten als Ansprechpartner habe, so dass ich nicht imemr wieder von vorn anfangen muss.

Ansonsten will mein Therapeut mit mir nun progressive Muskelentspannung beim nächsten Mal üben. Ich will das nachher mal austesten. Bei meiner Krankenkasse (TK) kann man sich übrigens auch eine MP3 dazu runterladen (auch als nicht TK-Mitglied). Ich hab keine Ahnung, ob das hilft, aber versuch macht kluch. Hatte schon mal einen Kurs für Autogenes Training gemacht. Das bekomme ich aber nur hin, wenn es mir gut geht. Haha... also absolut sinnlos momentan.

[candle.]

Halo Stacheldraht!

In einer Tagesklinik bekommst du aber genau das was du dir wünscht: Struktur. Nein, das bedeutet nicht, dass man dich loswerden will, sondern dir helfen. Prinzipiell finde ich die Form Tagesklinik echt gut, weil man ja wieder nach Hause geht und sein Leben nebeher normal leben kann. UND man kann dich dort medikamentös einstellen. Ich hatte mal ein AD zum Schlafen bekommen, inzwischen brauche ich es längst nicht mehr.

Also ich kann dir Tagesklinik einfach nur wärmstens empfehlen.

candle

[**AufdemWeg**]

**AufdemWeg**: Das Problem ist bei mir halt auch, dass ich derzeit im Grunde kein echtes Programm habe, an dem ich festhalten könnte.

Wenn die Struktur fehlt...
ich überlege gerade wie das 2005 bei mir war.
Da war ich stark depressiv;
bin morgens gegen 4/5 Uhr immer auf die Couch umgezogen (wenn ich dort nicht ohnehin lag weil ich es nicht ertragen konnte mit meinem Mann im Zimmer/Bett zu schlafen) und dort lag ich dann.
Ich habe jetzt auch kaum eine Erinnerung an diese Zeit.
Weggegangen ist dieser Zustand nach einem guten Jahr erst als ich mich durchringen konnte Medikamente zu nehmen.

Ansonsten ist der erste Punkt am Tag bei mir IMMER
duschen
Jeden morgen meist gegen 6 Uhr, weil ich die erste bin bei uns die aufsteht, gehe ich duschen...
damit habe ich dann zumeist den Auftakt geschafft und dann läuft es...
wobe ich zur Zeit auch nicht arbeite und es mir manchmal schwer fällt...

Was ich sagen will: vielleicht das "Programm" langsam wieder aufbauen, Punkt für Punkt
also wie z.B. ich stehe jeden morgen auf und dusche mich
dann immer einen Fixpunkt mehr dazu nehmen.

LG ADW

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