Übertriebene Abstinenz!?

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schmetterling.1983
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Beitrag Di., 27.03.2012, 17:53

Hallo Tristezza,
Tristezza hat geschrieben:Welche Erfahrungen habt ihr - besonders die Analysandinnen - mit (Geburtstags)Glückwünschen eurer Theras bzw. dem Ausbleiben dieser gemacht? Und wie steht ihr zu dem Thema?
Ich habe bisher eine Kinder- und Jugendpsychothera und (Erwachsenen)Psychothera als Psychotherapeuticher Patient in der analytischen PT kennengelernt.
Das mir (von beiden) zu meinem Geburtstag nicht gratuliert wurde habe ich direkt beim ersten mal schon registriert, mir dann abergedacht, dass es entweder...oder:

unwichtig für sie/uns ist
ich ihr ja auch nicht gratulieren kann, weil ich ihren Geburtstag nicht kenne und somit fair
so üblich nicht zu gratulieren
Sie das nicht möchte, weil sie viell. nicht immer dran denkt und der/die Patient/in dann denken könnte es hätte sich was negativ geändert, weil die Gratulation mal ausbleibt.

ist.

Letztendlich habe ich nie eine drauf angesprochen, weil ich selbst eine (peinlich, sry!) bin, die schon öfters Geburtstage vergessen hat und mich so in der stillen Vereinbarung fühlte, dass ich nicht die Einzigste bin der es so geht und es nicht so wichtig ist.
Sozusagen...war es völlig in Ordnung für mich und ich war froh, dass ich nicht in den Zwang kam die einzig Gratulierte zu werden und noch mehr Schuldgefühle wegen verpassten Gratulationen zu erleiden .

Aber das ist eben mein sehr subjektiver Fall.
Manchmal habe ich noch darüber philosophiert und mir auch gedacht, dass - falls es beschlossen ist aufgrund einer Analysenregel - es ganz schön kleinlich ist, meinen zeitweise viell. doch mal gekränkten Stolz schließlich aber damit trösten können, dass ich das verschmerzen kann, immerhin haben wir bei fast allen Dingen die mir wichtig sind und die ich angesprochen habe zu einer Konvention gefunden.
Wünsche für ein schönes Wochenende/Weihnachten werden bei mir jedoch ganz normal zurück gegeben, jedoch selten von selbst ausgesprochen.
Tristezza hat geschrieben:Vor allem darüber, dass sie meiner Meinung nach mit ihrer übersteigerten Abstinenz was Dummes macht. Ich habe ihr auch gesagt, dass ich diese Regel dumm finde.
Hat sie es denn so deutlich gesagt, dass es eine Abstinenzregel ist? Welchen Grund hat sie denn genannt? Dumm wäre es ja, wenn es keinen Effekt hat.
Zu deinem Leid hat es in denem Fall den negativen Effekt. Aber viell. kann man mit dem Gefühl auch was anfangen/besprechen?!
LG
Zuletzt geändert von schmetterling.1983 am Di., 27.03.2012, 18:22, insgesamt 1-mal geändert.
Schön ist eigentlich alles, wenn man es mit Liebe betrachtet.
Christian Morgenstern

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pandas
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Beitrag Di., 27.03.2012, 18:01

carö hat geschrieben:hi biber,
biber hat geschrieben:Er hat ein paar Punkte in den Probegesprächen zur Analyse gesagt, eigentlich finde ich schon, das hätte dazugehört.

versteh ich dich jetzt richtig ? du meinst, dass man dem patienten wegen der abstinenz nichts wünscht ?


Nein, nein, ich meinte nicht das Einzeldetail "Geburtstagswünsche, sondern:
mitsuko hat geschrieben:Wie schon gesagt wurde, es geht oft in der Analyse darum die eigenen Erwartungen und auch gerade all das, was man nicht bekommt, obwohl man es sich wünscht, zu erleben und damit wahrzunehmen.


Wenn ich mich nicht total irre, hatte er mir das in den Vorgesprächen nicht so zusammengefasst, wobei ich nach den ersten 20 Stdn zustimmen kann, dass das u.a. mit wesentlich für PA sein kann.

Wir hatten auch über Therapieziele gesprochen, er hat meinen nicht widersprochen, aber diese sind jetzt dadurch nicht unbedingt gedeckt.
Also, dass PA da doch so viel weniger direkt mit Feedback etc. arbeitet, war mir deshalb nicht so klar.

Ich werde da wirklich schauen müssen, wie sich das in meiner PA entwickelt.
"Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit." Kierkegaard

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carö
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Beitrag Di., 27.03.2012, 18:04

biber hat geschrieben:Ich werde da wirklich schauen müssen, wie sich das in meiner PA entwickelt.
das ist sicher ne gute einstellung, lass es auf dich zukommen.

alles gute!
Es ist krass, was man erreichen kann, wenn man sich traut. (Aya Jaff)

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mitsuko
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Beitrag Di., 27.03.2012, 18:13

biber hat geschrieben: Aber ein bisschen Bedenken gibt mir das schon, dass das doch so eng ist mit der Abstinenz, dass man nichts gutes wünscht.
Na ja, ich finde nicht, dass solche Höflichkeitsfloskeln wirklich so ausschlaggebend sind dahingehend, ob der Eindruck entsteht, der andere wünscht einem was Gutes oder nicht. Immerhin geben auch viele Leute solche Sätzchen von sich, ohne dass da viel Bedeutung hinter steckt. Wenn man die ganze Stunde das Gefühl hättest, der Therapeut interessiert sich einen Dreck für einen, würde auch ein Alles Gute da nicht drüber hinwegtrösten. Wohingegen ich ein Ausbleiben von solchen Höflichkeiten gut verkraften kann, wenn ich merke, der Prozess, den die Therapie anstoßen soll, wird auch angestoßen und der Therapeut setzt sich demnach offenbar für mich ein. Daher würde ich die Qualität einer Therapie auch nicht an solchen Formalia festmachen und letztendlich eben auch nicht an der Therapieform. Wenn dein Therapeut bis jetzt einen guten Eindruck auf dich macht, ist das viel wichtiger als die Frage, wie und ob er deinen Geburtstag erwähnt.


PS. bei dem Satz, den du von mir zitiert hast, handelt es sich jetzt auch nicht gerade um eine allgemeingültige Definition.... Es ist ja gar nicht gesagt, dass dein Analytiker es überhaupt so strikt handhabt.

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Tristezza
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Beitrag Di., 27.03.2012, 19:02

Hallo ihr,

vielen Dank für die zahlreichen Rückmeldungen und für die Sachlichkeit der Diskussion! Ich weiß nicht, ob ich auf alle Beiträge eingehen kann, aber ich werde auf jeden Fall noch ausführlicher antworten. Inzwischen habe ich übrigens noch eine potentielle Erklärung von meinem Freund erhalten (der auch Psychotherapeut ist). Er meinte, es könnte ein Zeichen für Unsicherheit sein, wenn jemand so an den Abstinenzregeln festhält. Das hat mich kurz überzeugt und es kam schon so was wie Mitgefühl für meine arme, unsichere Thera auf - aber nachdem ich eure Beiträge gelesen habe, habe ich doch eher den Eindruck, dass es einfach immer noch psychoanalytischer Standard ist, Gratulationen zu unterlassen (ich kann mir nicht vorstellen, dass es so viele unsichere Analytiker gibt ).

Lg, Tristezza

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candle.
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Beitrag Di., 27.03.2012, 19:05

Hallo!

Ich würde gerne wissen wo denn diese "Abstinenz" in der Analyse geschrieben steht? Ich habe bisher noch nie von dieser "Methode" gehört.

Wird es denn vor der Analyse geklärt?

VG candle
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pandas
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Beitrag Di., 27.03.2012, 19:17

hi candle,

Abstinenz wurde bereits von Freud eng in sein Modell der Analyse eingebaut und begründet.

Sie ist seitdem in fast jedem theoretischen Werk über PA Bestandteil.

Es gibt ja auch viele positive Aspekte, die für sie sprechen,

anderseits gibt es auch vieles, was nicht in jeder PA einen Sinn macht.

Insgesamt geht es dabei nicht nur um den "Schutz" des Patienten, sondern auch um den des Analytiker. Diese brauchen ja auch therapeutische Distanz, um das als Vollzeitjob machen zu können.
"Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit." Kierkegaard

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münchnerkindl
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Beitrag Di., 27.03.2012, 19:20

biber hat geschrieben: Es gibt ja auch viele positive Aspekte, die für sie sprechen,

anderseits gibt es auch vieles, was nicht in jeder PA einen Sinn macht..


Ich denke das muss man sich halt vor der Wahl der Therapie überlegen, ob dieses abstinenzbasierte Verfahren für einen passt oder eben doch ein Verfahren das mehr und auch persönlicheres Feedback beinhaltet.

Ich denke aber auch daß ein Klient bei Beginn einer Analyse (oder einer anderen Therapieform) über die Rahmenbedingungen dieses Therapieverfahrens informiert werden müsste. Weil es muss dem Klienten schon klar sein daß sowas Teil der Therapieform ist um nicht in endlosen Missverständnissen zu enden.
Zuletzt geändert von münchnerkindl am Di., 27.03.2012, 19:58, insgesamt 2-mal geändert.

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candle.
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Beitrag Di., 27.03.2012, 19:20

Also und das ist dann tatsächlich so, dass man nicht zum Geburtstag gratulieren darf? Ich fände das eher unhöflich. biber was gehört denn genau dazu zu diesen Gebot inhaltlich?

candle
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pandas
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Beitrag Di., 27.03.2012, 19:28

candle. hat geschrieben:Also und das ist dann tatsächlich so, dass man nicht zum Geburtstag gratulieren darf? Ich fände das eher unhöflich. biber was gehört denn genau dazu zu diesen Gebot inhaltlich?

candle
Na, das ist ein weites Feld. Es sind ja nicht einzelne Verhaltensvorschriften, sondern es geht mehr um einen Teil der Haltung des Analytikers zum Patienten.

Ob man deshalb zum Geburtstag gratulieren darf oder nicht, wird Freud sicher nicht gesagt haben.

Ich weiß es nicht genau, das ist eine Sache, die zur Diskussion steht, wie in diesem Thread.

Wahrscheinlich diskutieren die Analytiker über so etwas auch in ihrer Supervision etc ...
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Tristezza
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Beitrag Di., 27.03.2012, 19:33

Miss_Understood hat geschrieben:Und sie sagte kurz, dass sie einige Jahre auch ihre Ehe so geführt habe, dann aber zu klassischer Monogamie zurückgekehrt wäre mit ihrem Mann, weil es nicht mehr stimmig war.
Äh... das ginge mir nun selber zu weit - aber schön, wenn es für dich ok und sogar beruhigend war.
Miss_Understood hat geschrieben:Vor allem, wenn man ja AM TAG bei einem Arzt zb auch ist, dann finde ich es schön, wenn das derselbige oder die Sprechstundenhilfe bemerken und kurz gratulieren.
Ja, ich fand es eben besonders krass, weil ich direkt an diesem Tag Geburtstag hatte. Dass mir eine Thera im Nachhinein gratuliert oder sich gar merkt, wann ich Geburtstag habe, um mir gratulieren zu können, erwarte ich nicht.

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Tristezza
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Beitrag Di., 27.03.2012, 19:51

carö hat geschrieben: beim zweiten mal bin ich mit einer totalen erwartungshaltung hingegangen, die er vermutlich sofort "gerochen" hat und es wurde echt ne katasrophe... ... ich gezetert und gequengelt und böse abgestürzt, zum schluss mich total verweigert, er geschwiegen... zum schluss sagte er, wir hätten zusammen eine schöne geburtstagstunden haben können.. boa.. hab ich als den gipfel an sadismus empfunden.
Kann ich gut verstehen! Erst schürt er durch seine Unerfahrenheit Erwartungen und dann verhält er sich plötzlich abstinent und du musst damit klar kommen.
carö hat geschrieben:was es bedeutet eine analyse zu machen, die ihren wert und bedeutung nicht daher hat, dass sie konventionen erfüllt
Aber ihr Sinn besteht doch auch nicht darin, dass sie Konventionen nicht erfüllt... Und Frustrationen gibt es ja ohnehin genug.
carö hat geschrieben:dass es eben wichtig ist, diese erwartungen nicht zu bedienen. wir haben immer darüber gesprochen, wie es sich für mich anfühlt. irgendwie passte dann ein "übrigens alles gute" nicht so richtig hinein.
Sorry, aber irgendwie kommt mir das wie eine Rationalisierung vor. Darüber wie es sich anfühlt kann man ja auch trotz der zwar konventionellen, aber meiner Meinung nach auch natürlichen Glückwünsche sprechen.
carö hat geschrieben:wir haben im laufe der zeit viele wirklich innige erlebnisse zusammen gehabt. auch stunden an meinem geburtstag. ich dachte dann zwar auch, er könnte es doch auch sagen jetzt, aber er hat es nie mehr gesagt..
Ja, innige Erlebnisse sind - auch in meiner Analyse - trotzdem möglich. Entspricht das denn überhaupt dem Abstinenzgebot?

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Miss_Understood
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Beitrag Di., 27.03.2012, 20:06

Tristezza hat geschrieben:
Miss_Understood hat geschrieben:Und sie sagte kurz, dass sie einige Jahre auch ihre Ehe so geführt habe, dann aber zu klassischer Monogamie zurückgekehrt wäre mit ihrem Mann, weil es nicht mehr stimmig war.
Äh... das ginge mir nun selber zu weit - aber schön, wenn es für dich ok und sogar beruhigend war.
Ja, manchmal ist meine Thera schon irgendwie - witzig. So meinte sie dann im Kontext Geburtstag (und das WAR die ganzen zwei Stunden vorher Thema bei mir!) "Ahaaaa - dann sind Sie also Widder!" und lachte. "Ja - ... und?" fragte ich lachend zurück. "Daher die ... (Hörnergeste)" (Wir hatten uns in der Stunde zuvor eine relativ heftige Diskussion geliefert.) Ich dann: "Wieso? Sie haben doch auch Ihren Standpunkt vertreten?" "Ich bin Löwe!" (persiflierte Fauchbewegung) sagte sie dann. Worauf ich lachen musste: "Haben wir hier jetzt Partygespräche? ... also einerseits glaub ich nicht so unbedingt daran - aber ... wenn ich mir so anschaue, welche Sternzeichen in meinem unmittelbaren Umfeld und in Beziehungen auftauchen gibt es DOCH eine statistisch wohl nicht mehr erklärliche Häufung ... " Gut - wir sind dann wieder abgebogen zu ernsthafteren Themen. Ich hatte jetzt auch nicht das bedürfnis zu fragen, wann sie denn genau Geburtstag habe. Ich denke auch nicht, dass ICH IHR gratulieren müsste.

Aber ich muss sagen, dass ich das kurze Sternzeichengeplänkel da oben insofern schon einfach schätze. Es macht sie mir greifbar. Und menschlich. Und letztendlich hat sie ihre Praxis ja auch in ihrem Wohnhaus. Da lässt es sich nicht ganz vermeiden eben auch mitzubekommen, was für einen Geschmack sie hat, welchen Beruf ihr Ehemann ausübt (Coach) und welche Bücher beide ihrer Arbeit zugrunde legen. Sie erzählte mir im jeweiligen Themenrahmen schon auch - und ihr gelingt das in sehr wenigen Sätzen - was ich äusserst angenehm finde - was sie zb beruflich durchlebt hat à la 'Ja, dies oder jenes kann ich im Detail aufgrund eigener Erfahrung sehr gut verstehen.' oder dass sie einen erwachsenen Sohn hat, sowas. - Etwas, was meine erste Therapeutin bei der ich nur kurz war niemals tat, meine zweite allerdings (die auch zuhause arbeitete) auch.
ch-ch-ch-chaaaaaaange

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Tristezza
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Beitrag Di., 27.03.2012, 20:13

Widow hat geschrieben:erstmal meinen herzlichen Glückwunsch nachträglich!
Danke schön!
Widow hat geschrieben:Ein Analytiker, der beides verweigert, die "bloß" konventionelle Äußerung und die den Freunden/Verwandten zustehende persönlichere, ist mir eigentlich lieber als einer, der Geburtstagsglückwünsche ausspricht, denn um letztere kann es sich nicht handeln und eine konventionelle Beziehung ist eine Analyse ja nun wirklich nicht, also sollte vielleicht auch weitgehend auf konventionelle Rituale verzichtet werden.
Für mich ist wie gesagt die konventionelle Äußerung inzwischen fast etwas Natürliches geworden, denn quasi automatisch gratuliert man jemandem, von dem man gerade erfahren hat, dass er Geburtstag hat, genauso wie man - wenn man nicht wirklich große Antipathien gegen ihn hegt - jemanden begrüßt, den man kennt, wenn er einem über den Weg läuft. So wie man ja sogar dem Analytiker Guten Tag und auf Wiedersehen sagt! Bestimmt müssen viele Analytiker am Anfang ihrer Berufstätigkeit den natürlichen Reflex des Gratulierens regelrecht unterdrücken (siehe Carös Analytiker). Aufgrund irgendwelcher verstaubten Richtlinien.

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sandrin
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Beitrag Di., 27.03.2012, 20:16

Also ich muss für MICH ganz ehrlich sagen: Wenn es meine Therapeutin nicht geschafft hätte, sich herabzulassen, mir zum Geburtstag zu gratulieren, wär ICH da nicht lange geblieben. Abstinenz hin oder her. Aber ich möchte auch als Mensch behandelt werden und nicht nur als "Analyseobjekt". Find ich einfach schlimm. Gott sei dank war meine Analytikerin nicht so, sie hat mir immer gratuliert, auch nachträglich. Sie hat sich auch immer für mein Studium und die Prüfungen interessiert.
ICH könnte mich keinem Menschen anvertrauen, zu dem kein menschlicher Draht besteht. Und Menschlichkeit ist nunmal auch, dass man jemandem zum Geburtstag gratuliert, wenn das Geburtstagskind grad auf der Couch liegt. Da bricht einem kein Zacken aus der Krone und dass es der Therapie so schaden soll, ist doch auch lächerlich. Meine Meinung...

Sandrin

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