Geburtstrauma / Geburtsschock

Hier können Sie Fragen zu Begriffen, Diagnosen und sonstigen Fachworten stellen, die einem gelegentlich im Zusammenhang mit Psychologie und Psychotherapie begegnen oder die Bedeutung von Begriffen diskutieren.
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Mary-Lou
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Beitrag Mo., 05.03.2012, 19:14

Naja weil ich mir das mit dem Erinnern einfach nicht vorstellen kann. Das überschreitet meinen derzeitigen Horizont

Übrigens fällt mir gerade ein, dass ich auch mal davon gehört habe, dass zu den medizinischen Geburtstraumata u.a. die Luxation eines Nasenknorpels gehört. Fand ich lustig. Dass ein Gelenk luxiert wäre für mich spontan nachfliegender gewesen als ein Nasenknorpel.
Frühling: „Eine echte Auferstehung, ein Stück Unsterblichkeit.” (Henry David Thoreau)

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Waldschratin
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Beitrag Mo., 05.03.2012, 19:53

Hallo Mary-Lou,
ich beschäftige mich grad selber recht intensiv mit der Thematik,auch nicht nur auf Geburt und Geburtstrauma bezogen,sondern überhaupt prä- und perinatale Psychologie.

Ich finds recht spannend und hab in der kurzen Zeit schon allerhand Hilfreiches für mich mitgenommen daraus,v.a. was die versuchte Abtreibung angeht.

Vielleicht findest du hier noch Infos für dich:
http://www.isppm.de/

Was "Erinnerungen" angeht : Ich erleb das eher wie nen "Widerhall" in mir,ne Art "Schatten und Wellen" an Empfindungen und jede Menge "Elementargefühle".
Es ist halt ein völlig anderer Erlebnishorizont,auf dem diese "Erinnerungen" sich abspielen.Mehr so Richtung Körpergedächtnis,aber auch schon "psychisches Erleben" von Empfindungen - halt mehr so aus nem "Wesen" raus und weniger als "Person".

Und nein,ich hab da jetzt keine Experimente mit Drogen gemacht dazu.
Hab mir nur manche meiner Gefühle,die bisher noch keinen richtigen,passenden "Anker" in mir hatten,mal näher angesehen - und war überrascht,wíe gut das plötzlich "ineinanderfloß" und ein "ganzes" Bild gab.

Und mit dem kann ich jetzt arbeiten.

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candle.
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Beitrag Mo., 05.03.2012, 20:10

Mary-Lou, das wäre dann ein medizinisches Trauma, da gibt es ja auch diese Schiefhaltungen nach der Geburt, die man vorsichtig wieder einrenkt. Dann glaubst du offenbar nicht an die Seele oder wie darf ich das verstehen?

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ENA
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Beitrag Mo., 05.03.2012, 20:40

Mary-Lou hat geschrieben:Mich beschäftigt das auch deshalb, weil ich an zwei oder drei Stellen mal gelesen habe, dass Menschen Traumafolgeschäden aufwiesen, ohne sich an ein traumatisches Erlebnis erinnern zu können. (Wenn ich es richtig verstanden habe, muss man gar nicht zwangsweise ein Trauma erlebt haben bzw. vielleicht etwas, was für uns nicht als Trauma erscheint, aber für den Betroffenen im Bewusstsein nicht tragbar und verarbeitbar war.) Wie auch immer, jedenfalls stand dort, dass man ja auch ein Geburtstrauma erlebt haben kann. Und das kam mir irgendwie zu "einfach" vor. Das klingt für mich mehr nach "Im Zweifelsfall war es eben ein Geburtstrauma."
Hm, naja ich denke, dass es ja auch noch mehr geben kann, an das man sich nicht genau erinnert, außer die Geburt. Ich glaube, die wenigstens Leute erinnern sich daran, was war, als sie 0,1,2,3 Jahre alt waren. Also wirklich erinnern, nicht nur aus Bildern oder Erzählungen.
Ich glaube zudem auch, dass es eine Art Familiengeheimnisse gibt, die sich über Generationen auswirken können. Auch da denke ich, kann es sein, dass man da etwas fühlt, was man nicht in Worte fassen kann. Ich denke, da kann man viel mit Familientherapie oder Familienstellen, Skulpturarbeit rausbekommen, aber grade beim Familienstellen bin ich sehr skeptisch, wie weit der jenige, der das leitet, das mitbegleitet bzw. mitbeeinflusst oder gar Zuschreibungen macht (wenn das, dann das!). ...aber so prinzipiell glaube ich schon, dass das auch Dinge sein können, die man spürt, mit sich herum trägt, ohne es fassen zu können. Es ist bzw. war eine Athmosphäre da...und die kann man mitunter schlecht erklären oder irgendetwas zu ordnen, erst recht schwer als Kind.

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Mary-Lou
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Beitrag Di., 06.03.2012, 15:58

Hallo Waldschratin,

D.h. du nimmst diese Erinnerungen mehr als eine Art Körpergefühle wahr? Ich kann mir das gerade nicht ganz vorstellen und versuche es besser zu verstehen. Sind das auch manchmal bestimmte körperliche Reaktionen in gewissen Situationen oder nur Grundgefühle, die in dir existieren?
Ich denke, so etwas könnte ich eher nachvollziehen. Gedankliche Erinnerungen an Situationen oder Bilder sind eher das, was es mir richtig schwer macht.
Waldschratin hat geschrieben:Hab mir nur manche meiner Gefühle,die bisher noch keinen richtigen,passenden "Anker" in mir hatten,mal näher angesehen - und war überrascht,wíe gut das plötzlich "ineinanderfloß" und ein "ganzes" Bild gab.

Und mit dem kann ich jetzt arbeiten.
Wenn ich so deine Worte lese, beginnt das ganze für mich logischer zu werden. Darüber habe ich mir noch gar nie Gedanken gemacht. Ich dachte bislang immer, dass sich alles erst in der postnatalen Zeit entwickelt.
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Mary-Lou
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Beitrag Di., 06.03.2012, 16:00

candle, doch, ich glaube schon an die Seele. Nur muss ich ehrlich zugeben, dass ich für mich noch nicht wirklich weiß, was sie genau darstellt.

Wo beginnt sie denn deiner Meinung nach zu existieren, wenn du es mit diesem Thema in Verbindung bringst?
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candle.
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Beitrag Di., 06.03.2012, 16:03

Ich würde sagen sowie du "Mensch" bist, ist die Seele auch da mit ihrem emotionalen Gedächtnis.

Aber eigentlich würde ich gerne wissen wer dich da beschäftigt und was du daran nicht glaubst. Das ist mir gerade etwas diffus.

candle
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Beitrag Di., 06.03.2012, 16:05

ENA hat geschrieben:...aber so prinzipiell glaube ich schon, dass das auch Dinge sein können, die man spürt, mit sich herum trägt, ohne es fassen zu können. Es ist bzw. war eine Athmosphäre da...und die kann man mitunter schlecht erklären oder irgendetwas zu ordnen, erst recht schwer als Kind.
Das würde dann in die Richtung gehen, wie sie auch Waldschraten beschreibt, oder?

Bislang war ich ja immer eine erfolgreiche Gefühleverdrängerin. Ich muss zugeben, dass ich noch sehr wenig Ahnung davon habe, was es heißt, auf seine Gefühle zu achten und auch genauer hinzusehen. Vielleicht ist es ja etwas, dass ich im Laufe der Zeit lernen werde und vielleicht ergibt sich dann auch das ein oder andere, das sich dadurch erklären lassen könnte.
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Beitrag Di., 06.03.2012, 16:12

Wer? Verstehe ich gerade nicht ganz? Red ich gerade an euch vorbei? Ohweh ...

Das "was" kann ich dir beantworten. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass ein Mensch bildliche Erinnerungen von seiner Geburt hat. Sprich Erinnerungen, wie man sie z.B. an seine Hochzeit oder an seine Eltern hat. Du stellst dir ja dabei in dem Moment etwas vor und siehst es vor dir. Aber ich kann einfach nicht glauben, dass jemand eine solche Art von Erinnerungen von seiner Geburt hat. Z.B. wie er per Kaiserschnitt aus dem Bauch geholt wurde. Also bildliche Erinnerungen an ein Trauma. Gefühlsmäßige klingen für mich schon einleuchtender.
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Beitrag Di., 06.03.2012, 16:13

Na bildliche Erinnerungen kann ich mir nun auch nicht vorstellen. Wer sagt denn das?

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Mary-Lou
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Beitrag Di., 06.03.2012, 16:17

Niemand konkretes. Aber gelesen habe ich es schon.

Frag mich jetzt bitte nicht, wo
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Beitrag Di., 06.03.2012, 16:23

Ah ähm ja - ohne Worte-

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Mary-Lou
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Beitrag Di., 06.03.2012, 16:25

besser so
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Waldschratin
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Beitrag Mi., 07.03.2012, 07:39

Mary-Lou hat geschrieben:Ich dachte bislang immer, dass sich alles erst in der postnatalen Zeit entwickelt.
Ich hab mich da auch immer nur den gängigen "Lehrmeinungen" angeschlossen und nicht selber weitergedacht - bis ich nen eigenen Anlaß dazu hatte.Seither "trau" ich mich,auch das "Undenkbare" mal mir anzugucken,obs mir taugt.
Mary-Lou hat geschrieben:.h. du nimmst diese Erinnerungen mehr als eine Art Körpergefühle wahr? Ich kann mir das gerade nicht ganz vorstellen und versuche es besser zu verstehen. Sind das auch manchmal bestimmte körperliche Reaktionen in gewissen Situationen oder nur Grundgefühle, die in dir existieren?
Sowohl als auch...
Die Grundgefühle sind recht "deutlich",wenn auch in ner viel existenzielleren und "umfassenderen" Form,als ich Angst,Panik,Lebensbedrohung und dergl. sonst wahrnehme.Das nimmt dann irgendwie rundrum alles ein und nicht nur,weil die Panik sich steigert,wie ichs aus den Panikattacken sonst kenne.Da fühl ich zwar auch dieses "Allumfassende",weiß aber "nebenher",daß es nicht "allumfassend" ist.

Bei diesen "Urgefühlen" gibt es da dann auch kein Wissen oder Ahnen mehr...Da hab ich dann nicht Panik,da bin ich die Panik,da ist die Panik das ganze Sein an sich....

Die Körpererinnerungen sind auch unmittelbarer,als ich dachte,daß es aus so ner Zeit sein könnte.
Atemnot z.B. - da komm ich dann auch nur mit Atemübungen dagegen an,weil mich dran festhalten an dem,was Vernunft und Verstand mir dann sagen,kaum greift,weils eben auch wieder "allumfassend" ist.
Mary-Lou hat geschrieben: Gedankliche Erinnerungen an Situationen oder Bilder sind eher das, was es mir richtig schwer macht.
Da muß ich auch sozusagen "übersetzen",weil man als Ungeborenes oder grade während der Geburt zwar wahrnimmt und "mitkriegt",aber natürlich auf nem völlig anderen "Ereignishorizont" angesiedelt.

Das geht wohl auch eher "intuitiv",wenn du jetzt mal an die Wirkung von Herzschlag denken magst.Was ja so "grundsätzlich" uns in Erinnerung bleibt,so daß ja z.B. auch Musik,die in nem ähnlichen Rhythmus läuft,einem mehr gibt,mehr gefällt etc.,als andere.Bis dahin,daß man dem heilende Wirkung zuschreibt...

Dann hab ich direkt lachen müssen,als ich mal nen Zusammenhang geknüpft hab zwischen meinem "Höhlenbedürfnis" und wie so ein "sicherer Ort" in dem Fall aussehen sollte für mich - und dem,was ne Gebärmutter neun Monate lang nem Fötus bietet.
Bis hin zum "gedämpften Licht" und "nix is schrill und laut" hat das schon recht "direkt" gepaßt,was ich da an inneren Bildern in mir trag.


montagne
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Beitrag Mi., 07.03.2012, 14:57

Ich glaube es ist die ganze Kindheit hindurch ein Konflikt zwischen bei Muttern bleiben, sich versorgen lassen und hinaus in die Welt wollen. Und in jeder kritischen Phase kann was schief gehen. Es kann sich gleich oder später eine Störung entwickelt oder aber es muss zeitlebens sehr viel Aufwand für Abwehr des Konfliktes erbracht werden. wenn man an allen Konflikten viel abwehren muss, weil man sie nicht gut lösen konnte, reichen die Kräfte im Hier und Jetzt irgendwann nicht mehr.
Und ich denke das alles fängt mitr der Geburt an. Also können da sicher schon Probleme entstehen, sicher auch sehr Abhängig davon, wie die Bezugspersonen reagieren.

Bei Frühgeburten ist das eben das Probkem. Noch in den 80ern hat man auf die Mutter-Kind-Bindung da keinen Wert gelegt, wusste nichts davon. Man hat den Müttern dann gesagt, sie sollen nach Hause gehen, sich ausruhen und das Kind aus dem KH abholen, wenn es so weit ist. Man dachte, man tat beiden was gutes.
In Wahrheit ist es eine Katastrophe.

Ich fühle bei mir nun wirklich nichts, was auf ein Geburtstrauma hinweist. Aber ich bin ziemlich früh geboren, war wohl danach 4 Wochen im Brutkasten und es war eben so, dass sie meine Mutter nach Hause geschickt haben. Außerdem war ich eine überstürzte Geburt. Ich würde schon sagen, dass es mit ein Faktor ist, warum ich so bin, wie ich bin.
Letzlich finde ich das aber nicht sooo wichtig, weil es nichts daran ändert, dass ich im Hier und Jetzt damit umgehen muss, wie ich körperlich und seelisch gebaut bin. Das ich mir jetzt das geben muss und will, was ich eben brauche, um gut zu leben. Ich denke darauf kommt es an, darauf zu hören, was einem gut tut. Es wahrnehmen und ernst nehmen können.
amor fati

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