Erfahrung mit Angst-Konfrontation in Therapie?

Fragen und Erfahrungsaustausch zu Phobien, Zwängen, Panikattacken und verwandten Beschwerden.
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Wandelröschen
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Beitrag Mo., 12.03.2012, 00:19

Hallo Wanderer77
Wanderer77 hat geschrieben: kannst du eigentlich sagen, wovor du genau angst hattest?
Was es genau ist, möchte ich jetzt nicht sagen, dahinter steckt auch ein Trauma, von frühster Kindheit an über Jahre hinweg. Das wurde vorher halt schon in der Therapie angegangen. Und das Trauma ist mit bestimmten Örtlichkeiten verbunden. Die von damals sind zwar nicht mehr relevant, aber Ähnliche lösen diese Angstgefühle nach wie vor aus. Das war schon immer so, ich kannte es nicht anders, habe es daher als für mich „normal“ betrachtet, so nach dem Motte, ist bei jedem so, hatte das mit diesem Trauma gar nicht in Verbindung gesetzt.
(ähnlich wie ich auch das, was ich im Dunkeln sehe, immer als normal betrachtet hatte, weil ich es nicht anders kannte und auch keinen Vergleich hatte, bis ich für den Führerschein ein Augenärztliches Gutachten ranschaffen musste und mein neuer Augenarzt mir offenbarte, dass das, was ich sehe, alles andere als normal sei, dass ich Nachtblind sei).
Ich begegne diesen ähnlichen Örtlichkeiten aber fast täglich. Gut, wenn ich dem nur ganz kurz ausgesetzt bin, passiert noch nichts, aber so 1-2 Mal die Woche bin ich da auch länger und dann geht es los. Ich bin dann ganz real nach einiger Zeit „geflüchtet“, was dann natürlich zur Folge hatte, dass die Arbeit nicht beendet wurde. Oder ich hab mir alles Mögliche einfallen lassen, um dieses Gefühl irgendwie auszuhalten oder innerlich zu flüchten, … .
Die Örtlichkeit für die Angstkonfrontation kam der realen Örtlichkeit von damals verdammt nahe, den Ort habe ich mir bislang nicht freiwillig angetan, habe immer Ausreden gebraucht und andere machen lassen. Insofern war es wirklich heftig.
Heute konnte ich selber im RL üben, war wieder einer ähnlichen Örtlichkeit ausgesetzt für längerer Zeit. Und prompt kam nach einiger Zeit dort das erste Angst-Symptom: der Mund wurde trocken. Sonst fing es eigentlich immer erst mit so Enge in der Brust an, dann erst trockener Mund, …. Aber ich habe mir gesagt, ich laufe jetzt nicht weg, ich bleibe, ich habe es am Freitag geschafft. Ich bin jetzt erwachsen, mir passiert hier nichts, ich mache hier jetzt nur meine anstehende Arbeit, es wird mir nichts passieren. Die blöde Angst ist noch ein Relikt von damals, als ich dem wehrlos ausgeliefert war. Das bin ich jetzt nicht. Ich könnte, wenn ich wollte, jederzeit freiwillig gehen (als Kind konnte ich das nicht), usw. Ich habe versucht, mich bewusst im Hier und jetzt zu halten, war natürlich auch anstrengend, die Arbeit ging dann nur ganz schleppend weiter, teilweise musste ich sie unterbrechen, aber dann ging mit der Zeit wirklich das Angstgefühl weg, hätte ich nicht geglaubt. Und dann konnte ich meine Arbeit fortsetzen.
Ich glaub, das wird echt was. Das nächste Mal gehe ich noch zuversichtlicher an die Arbeit dort. Vielleicht werden diese bestimmten Orte doch noch ganz normale Orte ohne Angst, sieht ganz danach aus, wenn ich die Tendenz betrachte, lässt echt hoffen, bin ganz zuversichtlich. Und dann wird das nicht mehr so viel Energie binden, wird mich freier machen.
Gruß
Wandelröschen

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Geheimgeheim
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Beitrag Mo., 12.03.2012, 07:36

Toll, das liest sich sehr schön, Wandelröschen. Wirklich mutig und kraftvoll.
Ich hab mich mal wieder in einem Deiner Sätze wiedergefunden. Mir ist gerade letzte Woche so ein Zusammenhang aufgefallen. Ich hab auch immer gedacht, es ist normal, so zu empfinden und zu handeln. Und dann bin ich direkt in der Therastunde in einen Zustand der Angst gefallen und erstmal einige Stunden nicht mehr rausgekommen. Ich war sehr unglücklich, weil ich mir nicht erklären konnte, warum. Nun eine Woche danach sind mir die Zusammenhänge klarer. Insofern steht mir jetzt genau das bevor, was Du gerade durchziehst. Ich hoffe, ich bin genauso tapfer und erfolgreich. Du bist einmal mehr mein Vorbild.
Danke für Deinen Thread!
Das Glück besteht darin, zu leben wie alle Welt und doch wie kein anderer zu sein.
Simone de Beauvoir

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Wandelröschen
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Beitrag Mo., 12.03.2012, 09:49

Liebe Geheimgeheim,
danke für die Blumen. Da möchte ich dir aber auch ganz viel Kraft schicken, dass du es schaffst, die Baustelle dann anzugehen . Denn die Kraft wirst du bestimmt brauchen. Und es wird sich bestimmt auch für dich lohnen. Auch wenn ich zwischendrin aufgeben wollte, bin ich jetzt heilfroh, es nicht gemacht zu haben und es mit meinem Thera an der Seite durchgestanden zu haben. Ich merke immer mehr, dass mein Thera echt ein Goldstück ist.

Die Aktion jetzt hatte schon extrem viel Kraft gekostet, die ich dann am Wochenende nicht so hatte und es lief was anderes aus dem Ruder, was ich dann nicht im Griff hatte. Da auch mein Thera davon betroffen war und mir das dann auch total peinlich war, hatte ich ihm gestern eine Mail geschrieben, auf die er heute Morgen geantwortet hatte, ganz kurz, aber was er geschrieben hatte, nimmt mir jetzt doch den Druck bis zur nächsten Stunde, dauert ja noch ein bisschen.

Jetzt muss ich erst Mal erspüren, wie sich diese Angst-Konfrontation weiter (hoffentlich positiv) in der nächsten Zeit in meinem Leben auswirkt. Es war ja schon ein recht großer Brocken, aber es gibt ja noch mehr, und die sind noch größer, teilweise ganze Gebirge. Und ich muss dabei ja auch noch gucken, dass ich mein Innenleben da immer mit ins Boot kriege, dass da keiner sabotiert, da nichts aus dem Ruder läuft. Da stehe ich auch noch so ein bisschen am Anfang. Hoffentlich kann mein Thera mir da auch helfen.

Und da macht sich jetzt schon wieder die nächste Angst breit : die genehmigten Stunden der LZ-Therapie sind fast aufgebraucht. Er muss wieder Verlängerung beantragen. Was ist, wenn die nicht genehmigt wird? Hoffentlich schreibt mein Thera gute Argumente für den Gutachter. Ich muss mich da ja auf ihn verlassen, ihn vertrauen. Ich kann das nicht beeinflussen, muss da Kontrolle abgeben. Ich weiß, Vertrauen, Kontrollzwang, alles noch so Baustellen. Was ist, wenn ich meinem Thera doch zu anstrengend bin und er dann nichts stichfestes schreibt und die Verlängerung abgelehnt wird? Wäre dann ja das einfachste für ihn um mich los zu werden. War ja ähnlich bei meiner Ex-Thera, die nicht verlängern wollte, weil ein für sie nicht lösbares Problem im Raum stand, was ich damals nur unterschwellig spürte. Oh je, ich darf da jetzt echt nicht dran denken und muss hoffen, dass das mit der Verlängerung klappt, bleibt mir ja auch nichts anderes übrig, wenn mir da nicht nur schon wieder diese Angst im Nacken sitzen würde. Aber das mit dem Vertrauen, sich auf andere Verlassen und Kontrolle abgeben, da muss ich noch schwer dran arbeiten.
Gruß
Wandelröschen

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Geheimgeheim
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Beitrag Mo., 12.03.2012, 09:59

Ja, Kontrolle abgeben, nicht vorhesehrbare Situationen, das ist genau mein Thema bei dieser Angst.
Bestimmt wird es immer eine Lösung geben, auch, wenn irgendwann keine Verlängerung mehr genehmigt wird. Eine Stunde pro Monat bekommst Du sowieso. Also Kopf hoch, Dein Thera wird es schon machen. Hab auch gerade gezittert und ist nun genehmigt.
Das Glück besteht darin, zu leben wie alle Welt und doch wie kein anderer zu sein.
Simone de Beauvoir

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Wanderer77
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Beitrag Do., 15.03.2012, 12:36

vielen dank für die erläuterungen.

die sache mit dem trauma kann ich gut nachvollziehen.

ich wünsche euch alles gute und hoffe, dass ich das auch mal schaffe.

mfg wanderer

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Wandelröschen
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Beitrag Mo., 19.03.2012, 16:51

Wie es weiter ging/geht.
Mein Thera hat dann in der letzten Stunde gesagt, dass es zweckmäßig ist, dass ich das mit der Konfrontation weiter übe, wo ich ja jetzt selber auch im RL gemerkt habe, dass diese jetzt unbegründete Angst, reale Gefahr droht da ja jetzt echt nicht, aushaltbar ist und nach einiger Zeit deshalb auch von alleine weg geht. Und mit der Zeit würde diese Angst immer weniger werden und dann auch gar nicht mehr kommen. Zweckmäßig sei es, nicht immer wieder am gleichen Ort zu üben, sondern möglichst immer andere Orte zu nehmen. Eine Begründung dafür brauchte er mir nicht zu geben, da bin ich dann selber drauf gekommen – denk ja auch mal mit. Er hat dann angeboten, nochmal mit zu kommen.
Da es mir aber seit der letzten Stunde (na ja, erst seit dem frühen Abend danach) recht gut geht, habe ich mich heute Morgen ganz spontan dazu entschlossen, es selber zu wagen. Das war zwar verdammt schwer, aber ich habs geschafft! Als ich den Entschluss heute Morgen gefasst habe, stellten sich gleich schon die ersten Angstsymptome ein, sozusagen die Angst vor der Angst. Aber ich hab es trotzdem gemacht. Es waren insgesamt weniger Symptome, die auftauchten und sie dauerten auch nicht so lange. Hinterher war ich etwas ausgepowert, klar, brauchte Pause, aber ich war nicht mehr so alle wie beim ersten Mal. Mal sehen, wenn es mir weiter so geht, wie die letzten Tage und momentan, dann wage ich es in ein paar Tagen noch mal, scheint ja tatsächlich sich so zu entwickeln, wie mein Thera sagte. Jetzt hoffe ich mal so ein bisschen, dass mein Thera mal zurückruft, hab ihm heute Mittag auf den AB gesprochen, würde ich ihm gerne sagen, was ich gemacht habe und nicht bis zur nächsten Stunde warten.

Aber mein Thera kann auch so „gemein“, knallhart und unerbitterlich sein (ich weiß, hat er von Anfang an betont, er mache keine Kuscheltherapie – will ich aber manchmal *mit dem Fuß aufstampf*).
In der letzten Stunde hatte ich ja vor, über die Konfrontation im RL noch mal mit ihm zu sprechen und noch was anderes ansprechen, hatte also eigentlich schon meinen Plan in der Tasche. Nach der Begrüßung im Flur gingen wir dann nicht in den Raum, sondern er sprach sehr freundlich zu mir: „Kommen Sie mal mit, ich will Ihnen etwas zeigen. Jetzt wollen wir mal die Kirche im Dorf lassen.“ Er ging mit mir in einen anderen Raum, den er am Herrichten ist und zeigte mir was, wozu ich mich schon vor längerer Zeit mal äußerte und sagte so ganz scheinheilig, auch mit viel Phantasie könne er nicht erkennen, was ich so zu sehen glaube! Mensch, totaler Überfall, hab total überreagiert, in mir tobte der Bär… Meint der Kerl wohl glatt, wo ich das mit der einen Konfrontation so einigermaßen geschafft habe und momentan wohl recht stabil sei, könne er mich gleich mit was anderem konfrontieren/provozieren. Es tat erst mal einfach nur weh, hat etwas gedauert, bis ich wieder einigermaßen sortiert war. Gut, wir sprachen natürlich darüber. Er sagte, es war ein Experiment (soso, bin ich Versuchskanickel?) er wollte was provozieren und austesten. Zu etwas hat er was gesagt. Ich kam auf die Idee, ob er sehen wolle, wie ich in einer unvorhergesehenen Situation reagiere, wenn ich keine Kontrolle über die Situation mehr habe und Plan A nicht umsetzen kann (davon haben wir ja bislang nur geredet). Das hat er dann auch bestätigt und noch so am Rande erwähnt, dass er auch noch was anderes austesten wollte, ließ sich aber nicht weiter darüber aus und wir gingen dann erst mal zum vorgesehenen Thema über. Aber im Laufe des Gesprächs kamen da mal so zwei Fragen von Ihm, die ich jetzt so im Nachhinein mit dem „Überfall“, seinem Experiment in Bezug bringe, dann aus meiner Sicht Sinn machen, aber in einer ganz anderen Richtung führen. Ob er sich darüber was klar werden wollte? Muss ich ihn das nächste mal drauf ansprechen.
Nun denn. Nachmittags musste ich ihn dann doch noch mal anrufen, weil in mir noch was am Wüten war. Das kurze Gespräch verlief gut, konnte noch was geklärt werden. Seitdem geht es mir echt gut, keine kreisenden Gedanken, auch diese noch ungeklärte Idee kann bis zum nächsten Mal warten, keine Abstürze, schlechte Gedanken, Flashs traltalta.
Ist irgendwie phänomenal, dass ich diese Überumpelung/Provokation/Konfrontation doch so gut weggesteckt habe und meinem Thera nicht in die Wüste schicken will, obwohl das echt heftigst war und nur weh tat und ich es (erst mal) total daneben fand. Aber irgendwie hat er wohl ein sehr gutes Gespür dafür, was er wann wie bringen kann, oder auch nicht. Es hat bislang irgendwie immer alles gepasst. Kann ich von meiner Ex-Thera nicht behaupten.
Gruß
Wandelröschen

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münchnerkindl
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Beitrag Mo., 19.03.2012, 17:05

Wandelröschen hat geschrieben:Hallo Wanderer77
Wanderer77 hat geschrieben: kannst du eigentlich sagen, wovor du genau angst hattest?
Was es genau ist, möchte ich jetzt nicht sagen, dahinter steckt auch ein Trauma, von frühster Kindheit an über Jahre hinweg. Das wurde vorher halt schon in der Therapie angegangen. Und das Trauma ist mit bestimmten Örtlichkeiten verbunden. Die von damals sind zwar nicht mehr relevant, aber Ähnliche lösen diese Angstgefühle nach wie vor aus. Das war schon immer so, ich kannte es nicht anders, habe es daher als für mich „normal“ betrachtet, so nach dem Motte, ist bei jedem so, hatte das mit diesem Trauma gar nicht in Verbindung gesetzt..

Also ich habe auch Ängste aufgrund von Traumatisierungen.

Und meiner Meinung nach ist es was ganz anderes ob man Ängste rein als Phobie hat (also zB Flugangst, Spinnenangst) oder ob es Ängste aufgrund erheblicher schlechter Erfahrungen wie einer Traumatisierung sind.
Was auch anders zu betrachten sind sind Ängste die entstehen wenn man zB unter einem Burn Out oder genereller Überlastung leidet, hier ist generell Ängstlichkeit ein Resultat des völlig überforderten und gestressten Hirns.


Ich bin nicht sicher ob bei einer Traumatisierung eine Konfrontationsbehandlung nützlich ist. Man riskiert dabei nämlich eine Retraumatisierung. Ob das bei Traumatisierungen überhaupt funktioniert halte ich für fragwürdig. Ich würde mir da auf jeden Fall noch einen Traumaspezialisten hinzuziehen.


Provokation, "Austesten" und überfallen geht bei traumatisierten Menschen GARNICHT.

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münchnerkindl
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Beitrag Mo., 19.03.2012, 17:11

Wandelröschen hat geschrieben: Ist irgendwie phänomenal, dass ich diese Überumpelung/Provokation/Konfrontation doch so gut weggesteckt habe und meinem Thera nicht in die Wüste schicken will, obwohl das echt heftigst war und nur weh tat.
Äh, mal eine Frage, warum eigentlich nicht. Der Mann hat sich grenzüberschreitend und autonomieverletzend verhalten, im Grunde ähnlich wie ein "gewöhnlicher" Täter.

Es wäre also legitim.

Also warum schluckst du die berechtigte Kritik an ihm einfach so runter und bist da auch noch stolz drauf nicht für dich und den Schutz deiner Grenzen zu sorgen?
Wandelröschen hat geschrieben:. Aber irgendwie hat er wohl ein sehr gutes Gespür dafür, was er wann wie bringen kann, oder auch nicht..

Oder es war ein enormes Glück daß keine Retraumatisierung aufgetreten ist und du bist bist in eine subtile Opferrolle gefallen in der du kuschst und dem "Täter" auch noch dankbar bist.

Das was der Mann da treibt hört sich für mich jedenfalls ziemlich autokratisch und auch dilletantisch an.

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Wandelröschen
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Beitrag Di., 20.03.2012, 00:43

an MüKi,
münchnerkindl hat geschrieben: Und meiner Meinung nach ist es was ganz anderes ob man Ängste rein als Phobie hat (also zB Flugangst, Spinnenangst) oder ob es Ängste aufgrund erheblicher schlechter Erfahrungen wie einer Traumatisierung sind.
Was auch anders zu betrachten sind sind Ängste die entstehen wenn man zB unter einem Burn Out oder genereller Überlastung leidet, hier ist generell Ängstlichkeit ein Resultat des völlig überforderten und gestressten Hirns.
Da sind wir ja noch einer Meinung.

münchnerkindl hat geschrieben: Ich bin nicht sicher ob bei einer Traumatisierung eine Konfrontationsbehandlung nützlich ist. Man riskiert dabei nämlich eine Retraumatisierung. Ob das bei Traumatisierungen überhaupt funktioniert halte ich für fragwürdig. Ich würde mir da auf jeden Fall noch einen Traumaspezialisten hinzuziehen.
Ja, da scheiden sich die Geister. Als reine „Traumabehandlung“ würde ich auch eine Konfrontationsbehandlung als nicht nützlich erachten. Aber du kennst natürlich die Vorgeschichte nicht. Das Trauma, das eigentlich die Ursache der konkreten Angst ist, ist ausführlich behandelt. Alle Facetten sind zusammengetragen worden, ich kann inzwischen dieses Trauma als Teil meiner Biografie ansehen, da triggert schon ne Weile nichts mehr. Nur diese Angst hat hartnäckig überlebt, läuft praktisch automatisch ab, wenn ich mich an ähnlichen Räumlichkeiten für längere Zeit aufhalte, was sich aber arbeitstechnisch bei mir nicht vermeiden lässt. Ein Pilot mit Höhenangst hat auch ein Problem.
Das mit der Konfrontation wurde im Vorfeld ausgiebig besprochen, erklärt, auch andere Vorgehensweisen wurden aufgezeigt. Auch die Risiken wurden klar dargestellt. Und ich hätte es auch nicht machen müssen, die Entscheidung lag durchaus bei mir. Ich war durchaus gut aufgeklärt. Den Ort und den Zeitpunkt habe ich frei gewählt, ich befand mich (und bin es immer noch) in einen stabilen Zustand (kann natürlich durchaus demnächst mal wieder ganz anders sein). Aber ich bin auch ein Schaffer, der auch durchaus im RL Dinge macht, die andere nicht unbedingt machen. Und mein Thera kennt mich inzwischen schon sehr genau. Diese Konfrontation hat durchaus Mut verlangt, hat mich persönlich aber enorm weiter gebracht. Ich kann da weiter machen.
Bei vielen mag es nicht passen, da sind die Rahmenbedingungen anders, und auch bei mir passt dieses Vorgehen bestimmt nicht immer und bei jeder meiner Ängste. Das ist immer eine Fall zu Fall Abwägung. In diesem Fall hat es gepasst und mich weiter gebracht.

münchnerkindl hat geschrieben: Der Mann hat sich grenzüberschreitend und autonomieverletzend verhalten. (…) Das was der Mann da treibt hört sich für mich jedenfalls ziemlich autokratisch und auch dilletantisch an.
Da muss ich dir aber jetzt deutlich wiedersprechen, aber du kennst meinen Thera nicht, nicht unsere Arbeitsbeziehung, nicht meinen momentanen Zustand (wenn der jetzt nicht so gut wäre, könnte ich mich hier gar nicht so gut verbal „verteidigen“, würde eher den Kopf in den Sand stecken). Und ich sehe mich auch nicht in eine subtile Opferrolle, in der ich kusche und dem "Täter" auch noch dankbar bin.
Um die Situation und sein Verhalten mir gegenüber zu beurteilen, bräuchtest du natürlich mehr Infos, und das ein oder andere im Thread habe ich auch nicht konkret genug beschrieben. So ein paar Infos will ich mal nachschieben.
Ich erwarte von meinem Thera, dass er mir hin und wieder mal den Spiegel vorhält und Tacheles redet, so nach dem Motto: „Wenn Sie sich so, wie jetzt mir gegenüber, auch im RL verhalten, brauchen Sie sich nicht zu wundern, wenn sich ihr Gegenüber das nicht gefallen lässt und so und so reagiert.“ Ich sehe ja nur, wie meine Mitmenschen auf mich reagieren, erkenne aber nicht, warum, welche Signale ich vielleicht selber aussende. Das sagen nur die allerwenigsten, die meisten wenden sich ab, wenn ich es aber nicht weiß, wie soll ich es dann angehen und ändern. Nur diese Erkenntnis tut natürlich weh, wer mag schon gerne seine eigenen Unzulänglichkeiten gesagt bekommen. Das macht mein Thera aber nicht, wenn es mir nicht gut geht und ich fertig am Boden liege – das wäre dann eine Nichtwahrung meiner Grenzen.
Diese gezielte Provokation in der letzten Stunde, von der ich schrieb (die eigentlich nicht so richtig zu dem ursprünglichen Thema gehört, gebe ich zu, war halt nur auch Konfrontation und in der Stunde zusätzlich, also Teil zwei) war eine Maßnahme, um ein bestimmtes Verhalten, dass nach Schema F bei mir abläuft, hervorzurufen und auf den Tisch zu bringen. Das tat mir – natürlich – in dem Moment weh. Wenn ich es vorher gewusst hätte, hätte er es nicht mehr hervorrufen können, um es mir zu zeigen. Daher der „Überfall“, und der kam in einem Moment, in dem ich dem Überfall auch gewachsen war. Danach wurde es in der Stunde thematisiert, erklärt wieso und weshalb, nur halt noch nicht alle Aspekte. Jemand in mir hatte aber nicht zugehört, daher war nachmittags noch ein Telefongespräch notwendig. Seitdem geht es mir immer noch richtig gut. Es liegt jetzt auf dem Tisch und kann angegangen werden. Er erklärt verdammt viel, ist absolut transparent bei dem, was er tut. Bloß manchmal kommt die Erklärung erst hinterher, weil sonst der beabsichtigte Effekt, der mich weiterbringen soll, nicht so zum Vorschein kommt. Und er hat mich schon viel voran gebracht. Ja, und ich gebe zu, er macht manchmal Sachen, die andere Theras nicht machen oder die viele hier als absolutes NoGo halten (z.B. Körperkontakt) oder als grenzüberschreitend oder als unprofessionell, weil es vielleicht nicht im Lehrbuch steht. Er experimentiert durchaus. Aber er hat meine Grenzen durchaus immer gewahrt und ich habe sie, wo ich es für notwendig erachtete, auch eingefordert, und ich habe mich mit ihm auch schon „gezofft“.
Ich habe ihn sehr lange und intensiv ausgetestet, er genießt inzwischen sehr viel vertrauen. Er ist nicht mein erster Thera. Meine Ex-Thera war u.a. auch Traumatherapeutin. Bei ihr war ich in zwei Phasen recht lange, bis ich erkennen musste, dass sie für meine noch anstehenden Probleme nicht die richtige ist (was sie mir dann auch bestätigte, nur sie hatte das von sich aus nicht (!) angesprochen). Ich habe bei ihr einiges erlebt und erduldet, mich nicht getraut, es zu klären, was ich mir jetzt nicht mehr bieten lasse. Auch auf der langwierigen und extrem stressigen Suche nach einem neuen Thera habe ich mit potentiellen Kandidaten unschöne, grenzüberschreitende Sachen erlebt. MüKi, du darfst mir ruhig vertrauen, dass ich inzwischen meine Grenzen kenne und sehr auf die Einhaltung achte, ich will das nicht mehr erleben, was ich bei anderen Theras schon erfahren habe, da bin ich extrem misstrauisch und wachsam.
Meine Ex-Thera (Traumatherapeutin) war auch selber Supervisorin, hatte eine eigene Lehrpraxis, unterrichtete an einem Ausbildungsinstitut, war älter als ich und war kein unbeschriebenes Blatt (hat auch schon einiges veröffentlicht). Vielleicht war sie aber inzwischen zu unflexibel und von ihren eigenen Fähigkeiten zu überzeugt? All das kann mir mein jetziger Thera nicht bieten. Er ist „nur“ so alt wie ich, hat auch nicht gleich Psychologie studiert, kann nicht auf eine ewige Erfahrung zurückgreifen (Kassenzulassung hat er erst seit Herbst, davor war er nur Privat). Er ist auch kein Traumatherapeut, ich bin aber auch nicht seine erste Traumapatientin, er geht aber in Supervision, betreibt Intervision (inzwischen weiß ich auch, was das ist, hat er mir auf Nachfrage auch erklärt), ist sich nicht zu stolz, sich Hilfe zu holen, falls er doch mal nicht so direkt weiter weiß. Ja, er betritt auch Neuland, hat zugegeben, dass er mit der einen Sache nicht groß Erfahrung hat, ist aber auch lernfähig, merke ich. Er geht extrem achtsam mit mir um. Bei ihm bin ich bislang immer gut aufgestellt nach Hause gegangen, und wenn dann später doch noch mal was hochkam, konnte das idR noch vor dem nächsten Termin per Mail geklärt werden, anrufen tue ich halt nur im großen Ausnahmefall, will ja auch nicht nerven. Da bin ich bei meiner Ex und bei dem ein oder anderen Probekandidat schon ganz anders nach Hause gegangen (zum Glück gibt es ja schutzengel). Glaube mir, ich achte inzwischen sehr auf meine Grenzen und kann sie einfordern.
münchnerkindl hat geschrieben: Also warum schluckst du die berechtigte Kritik an ihm einfach so runter.
Das tue ich gewiss nicht. Von Anfang an hat er von sich aus mich aufgefordert, ihm Rückmeldung zu geben. Ich habe ihm schon gewaltig gegen das Bein gepinkelt, wir haben Konflikte geklärt, und er hat dabei nicht immer Recht. Und er bekommt auch mal positive Rückmeldung, wenn mir mal was ganz gut getan hat.

Du siehst, MüKi, inzwischen kann ich auch hier meine Grenzen wahren, vertreten, konnte ich zum Anfang, als ich hier auftauchte noch nicht. Und natürlich passiert es mir auch, dass ich irgendwas nicht so ganz klar verständlich schreibe, oder einige wichtige Aspekte für euch fehlen, um Sachverhalte genau zu beurteilen. So erscheinen einige Sachverhalte einfach anders, als sie für mich sind. Kann halt passieren, muss ich dann versuchen zu klären. Manchmal sehe ich aber vielleicht auch etwas nicht und bin dann auch froh, von dir/euch anderen Rückmeldung zu bekommen, um das dann auch zu überdenken. Das ist ja das gute hier.

Mein jetziger Thera hat mich wirklich schon ein großes Stück weiter gebracht, wenn ich mal zurück blicke, wie es war, als ich bei ihm anfing. Ich gebe den so schnell nicht wieder her!
Ist jetzt ein bisschen lang geworden.
Gruß
Wandelröschen

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Beitrag Di., 20.03.2012, 08:21

Hi,

Ah, mit dem Hintergrund daß diese Art der Intervention von dir ausdrücklich gewünscht und das vorher mit ihm besprochen war ist das natürlich was anderes.

Sorry, das konnte ich nicht wissen.

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Wandelröschen
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Beitrag Di., 20.03.2012, 11:54

Hallo MüKi,
keinen Grund zur Endschuldigung, wenn ich zu wenig Infos bringe, kann es leicht zu Missverständnissen kommen, können aber ja geklärt werden.

Nochmal zur Angstkonfrontation:
münchnerkindl hat geschrieben: Und meiner Meinung nach ist es was ganz anderes ob man Ängste rein als Phobie hat (also zB Flugangst, Spinnenangst) oder ob es Ängste aufgrund erheblicher schlechter Erfahrungen wie einer Traumatisierung sind.
Mir ist dazu noch was eingefallen (ist oft bei mir, dass was zeitverzögert kommt).
Bei komplex traumatisierten Menschen, die als Bewältigungsstrategie die Dissoziation „erlernt“ haben, besteht die Gefahr, dass sie bei einer Angstkonfrontation genau diese anwenden, sich also aus der Situation stehlen. Darum ist es ja, wie du ja auch schriebst, meistens kontraindiziert und kann sogar, je nachdem, wie das zur Grunde liegende Trauma schon bearbeitet ist, auch retraumatisieren.
Ja, auch mir ist die Bewältigungsstrategie der Dissoziation wohl vertraut. Es ist für mich innerhalb der Therapie ja auch ein Ziel, wieder Zugang zu meinen Gefühlen zu bekommen, sie auszuhalten, zu erleben, zu spüren, sie also nicht wegzudrücken oder zu dissoziieren. An diesem Punkt sind wir ja auch am Arbeiten und bin schon einen großen Schritt vorwärts gekommen. Also das stand alles in den Vorgesprächen und der Trockenübung vor der Konfrontation im RL zur Debatte. Also auch, wie ich es schaffe, in der Situation zu bleiben, nicht auszusteigen, was mein Thera tut, ein Aussteigen zu verhindern, …
Mir hat es echt geholfen, ich kann mich inzwischen wesentlich besser wahrnehmen, bei mir war es passend. Bei vielen komplex traumatisierten ist es das nicht, da hast du Recht, MüKi, deine Warnung ist daher absolut berechtigt.
Gruß
Wandelröschen

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münchnerkindl
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Beitrag Di., 20.03.2012, 12:51

Wandelröschen hat geschrieben: Mir ist dazu noch was eingefallen (ist oft bei mir, dass was zeitverzögert kommt).
Bei komplex traumatisierten Menschen, die als Bewältigungsstrategie die Dissoziation „erlernt“ haben, besteht die Gefahr, dass sie bei einer Angstkonfrontation genau diese anwenden, sich also aus der Situation stehlen. Darum ist es ja, wie du ja auch schriebst, meistens kontraindiziert und kann sogar, je nachdem, wie das zur Grunde liegende Trauma schon bearbeitet ist, auch retraumatisieren.
Ja, auch mir ist die Bewältigungsstrategie der Dissoziation wohl vertraut..

Hi,

Also zumindest meine eigene Erfahrung mit Dissoziation ist nicht daß es eine Bewältigungsstrategie ist. Für mich äussert es sich eher wie das Abstürzen eines überlasteten EDV Systems das das Gehirn ja ist. Disso bewältigt bei mir auch nichts, da ich dabei mental anwesend bleibe und nur mein Persönlichkeitsgfühl und das Realitäteserleben zerfällt und ich dann in extrem depressive Zustände verfalle, was ziemlich qualvoll ist.

Also ich bin nun seit fast 3 Jahren berentet und die Möglichkeit alle auslösenden Einflüsse weitgehend zu vermeiden ermöglicht es mir seit Jahrzehnten zum ersten Mal mich normal zu fühlen und keine Angst zu haben.

Und ich war jetzt 3 Wochen mit einer Freundin in einem 3. Welt Land im Urlaub und trotz verstärkter Anforderungen haben sich meine Symptome auf niedrigem Niveau gehalten. Was mir zeigt daß wenn der Druck aus dem System komplett raus ist sich das von selbst stabilisiert und die Angstprobleme dann auch bei Belastung zurückgehen.


Jenny Doe
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Beitrag Mi., 21.03.2012, 08:48

Es gibt zahlreiche Studien, die belegen, dass eine Konfrontationstherapie bei Komplex-Traumatisierten nicht retraumatisierend ist. Im Gegenteil, eine Konfrontation hat sich als erfolgreich erwiesen. Die Angst vor dem Ort des Traumas ist genauso eine Angststörung, wie andere Ängste auch.

Exemplarisch ein Beispiel:
(...)
Im deutschen Sprachraum wird von Fachgesellschaften und in Lehrbüchern postuliert, dass vor einer Konfrontation mit der traumatischen Erinnerung unbedingt eine Stabilisierung zu erfolgen habe. Die Evidenz aus den vorliegenden randomisierten kontrollierten Therapiestudien zeigt dagegen, dass die sogenannten traumafokussierten Therapieverfahren (Varianten der kognitiven Verhaltenstherapie, der Expositionstherapie und EMDR) am erfolgreichsten sind. Diese werden auch von den internationalen Fachgesellschaften empfohlen oder vorgeschrieben. Die traumafokussierten Verfahren beinhalten alle eine unmittelbare Konfrontation und es ist keine oder nur eine rudimentäre Stabilisierung vorgesehen. Expositionstherapien führen nicht häufiger zu Verschlechterungen, werden nicht häufiger verweigert und nicht häufiger abgebrochen. Es gibt also keinen Beleg dafür, dass Expositionsverfahren gefährlicher sind als stabilisierende Verfahren oder von den Patienten schlechter akzeptiert und toleriert werden. Die Datenlage spricht auch nicht für die Notwendigkeit einer Stabilisierungsphase für komplex traumatisierte Patienten, wie erwachsene Patienten nach sexuellem Missbrauch in der Kindheit. Entgegen der häufig vertretenen Lehrmeinung ist eine Stabilisierungsphase in der Traumatherapie nicht notwendig und negative Effekte der Stabilisierung können nicht ausgeschlossen werden.
(...)
Stabilisierung vor Konfrontation in der Traumatherapie – Grundregel oder Mythos?
Verhaltenstherapie 2008;18:109–118
Online publiziert: 9. Juni 2008
http://content.karger.com/ProdukteDB/pr ... tNr=224158
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.


Jenny Doe
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Beitrag Mi., 21.03.2012, 08:59

Bei komplex traumatisierten Menschen, die als Bewältigungsstrategie die Dissoziation „erlernt“ haben, besteht die Gefahr, dass sie bei einer Angstkonfrontation genau diese anwenden, sich also aus der Situation stehlen.
Dissoziation ist kein Grund, eine Konfrontationstherapie nicht durchzuführen. Nahezu jeder Klient hat Vermeidungsstrategien. Der eine nimmt zur Konfrontationstherapie ein Handy mit, das ihm das Gefühl der Sicherheit gibt, der andere ermuntert sich selbst "es ist gleich vorbei", der dritte dissoziiert, der vierte fokussiert während der Konfrontation seine Aufmerksamkeit auf nicht-angstbesetzte Inhalte, der fünfte stellt sich einen "sicheren Ort" vor, ... So hat jeder seine Methode, sihc aus der Situation zu stehlen, auch während einer therapeutisch durchgeführten Konfrontationsstherapie. Das sind alles Vermeidungsstategien, und der Therapeut muss darauf achten, dass der Klient diese nicht anwendet.
Ziel der Konfrontationstherapie ist, dass der Klient merkt und lernt, dass eine Vermeidung (Dissoziation, Aufmerksamkeitssteuerung, ....) nicht nötig ist, da keine Gerfahr (mehr) besteht. Und das geht nur, wenn der Therapeut das Vermeidungsverhalten des Klienten durchbricht, ihn, im Falle einer Dissoziation, am Dissoziieren hindert. Der Klient muss die Erfahrung machen, dass er die Dissoziation nicht (mehr) braucht.
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.


Jenny Doe
[nicht mehr wegzudenken]
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Beitrag Mi., 21.03.2012, 09:44

Für mich äussert es sich eher wie das Abstürzen eines überlasteten EDV Systems das das Gehirn ja ist.
Bei mir ist es genauso, wie du es beschreibst.
Es hat eine Weile gedauert, bis ich (und meine Thera) begriffen haben, dass die Dissoziation aufgrund eines Überlastungsgefühls etwas anderes ist als Angst-Vermeidungsverhalten. Bei mir liegen beide Dissoziationsformen vor. Und es war echt mühevoll auseinanderzupuzzeln, wann was eintritt.

Kennst du den Text? Fand ich interessant
Hochsensibel: Wenn Reize Stress verursachen
http://www.nachrichten.at/ratgeber/gesu ... 300,840443
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.

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