Scientology - Ziele, Methoden, Gefahren

Fragen und Gedanken rund um Spiritualität und Religionen, alternative Behandlungsmethoden, den üppigen Garten sonstiger "Therapie"-Formen, Esoterik ... und ihre Berührungspunkte mit Psychotherapie bzw. psychologischen Problemen.
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Lilly111
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Beitrag Mo., 27.02.2012, 16:02

doppelseele hat geschrieben:Kann ich sehr gerne machen, allerdings wäre es dann hilfreich wenn du bestimmte fragen dazu hättest das ich überhaupt einen anfang finden kann, den das thema is so komplex schwierig das ich nicht wüsste wo ich anfangen soll.
Danke!
Ich habe bestimmt ganz viele Fragen dazu. Als Anfang vllt. diese....
Was hat dich zur Umkehr bewogen? Gab es einen Anlaß, einen bestimmten Grund warum du den einmal eingeschlagenen Weg doch wieder verlassen hast und ausgestiegen bist?
Vor dem Ausstieg...
Wie ist dein Umfeld damit umgegangen?
Hast du versucht zu "missionieren"?

@hawi
Dass wir beide eine etwas unterschiedliche Meinung dazu haben, ob es sich nun um eine (harmlose) Religionsgemeinschaft oder um eine (nicht mehr so harmlose) Sekte handelt, liegt möglicherweise an der jeweiligen Perspektive. Ich habe (welch Überraschung ) einen ziemlich emotionalen Bezug dazu. Freiwilligkeit ist dabei auch nur ein Aspekt. Ein anderer ist die Abhängigkeit. Im Falle von Scientology die bewußte Herbeiführung einer emotionalen Abhängigkeit. Das würde ich bei der ev. und kath. Kirche nicht so sehen.

@all

Ein Grundsatz von Scientology ist:
"Make money - make more money - make other people produce so as to make money."
So viel in Kurzfassung zu den Zielen.

Kurz zur Lehre....
L. Ron Hubbard ist der Begründer der "Dianetik" (frei aus griech. übersetzt "durch Verstand").
Hubbard begreift den menschlichen Verstand als Datenbank, der nur dann alle Probleme lösen könne, wenn ihm vollständige und richtige Daten zur Verfügung stünden. Der Verstand bestehe aus einem „analytischen“ Teil, der für Problemlösungen zuständig sei, und einem „reaktiven“ Teil. In diesem seien schmerzliche Wahrnehmungen, sogenannte Engramme, gespeichert, die die Problemlösung behinderten und für das Entstehen psychischer Störungen verantwortlich seien. Ziel der Dianetik ist daher, die Engramme zu löschen. Am Ende dieses schrittweisen Befreiungsprozesses soll ein Mensch mit übernatürlichen Qualitäten stehen, frei von körperlichen und seelischen Beeinträchtigungen, der sogenannte „Clear“.
http://www.ingo-heinemann.de/Bundesmini ... ie1998.pdf
@stern
Danke. Da warst du jetzt schneller.
stern hat geschrieben:Aber von Psychologie und Psychiatrie ist Scientology eher erklärter Gegner ("Antipsychiatrie")...

Genau darin sehe ich aber eine Art Verschleierungstaktik. Weil sie sich nämlich schon sehr intensiv mit der Psyche ihrer "Schäfchen" beschäftigen, das ja einerseits auch gar nicht leugnen (siehe deine Erklärungen oben), aber andererseits dann diese Schutzbehauptung(?) aufstellen.
stern hat geschrieben:Eine Methode... nun ja: Man lasse frühe Ereignisse solange erzählen zu lassen, bis das E-Meter (eine Art Lügendetektor) keine emotionale Reaktion mehr anzeigt. Was heißt "E-Meter"... letztlich ein Gerät zur Messung eines sich verändernden Hautwiderstands durch Schweißabsonderung, was als emotionale Reaktion gedeutet wird.
Hier auch erklärt:
1) Auditing
„Auditing“ (lat. audire = zuhören) ist das Kernverfahren Scientologys: In einem Einzelgespräch erzählt der Hilfesuchende unter ständiger Wiederholung einem sogenannten Auditor schmerzhafte Erlebnisse (sog. „Engramme“). Dies wird so oft wiederholt, bis der Auditierte über seine Erlebnisse lachen kann. Damit gilt das Erlebte als gelöscht. Dieser angebliche Therapieerfolg wird durch einen sogenannten E-Meter (eine Art Lügendetektor - ein Gerät zur Messung des elektrischen Hautwiderstandes) gemessen. Der Auditor soll auch bei auftretenden starken Emotionen wie Wut und Trauer des Auditierten kein Mitgefühl zeigen.
Quelle: Link oben
Was passiert in einer Psychotherapie?
Relativ ähnliche Dinge. Da ist jemand, der einem zuhört, dem man alles erzählen kann, der nicht verurteilt, der das Gefühl des verstanden werdens vermittelt, der das Erlebte teilt. Auch immer wieder, wenn man das Bedürfnis hat.
Bis dahin ähneln sich die Methoden, zumindest teilweise. Genau da liegt mMn die Gefahr.
Grundverschieden ist aber das Ziel und die Intention des Helfenden.
Scientology - make money. Therapie - die Heilung des Klienten.

Soweit erstmal...

Lilly
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candle.
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Beitrag Mo., 27.02.2012, 16:08

Nee nee nee, Lilly, da widerspreche ich! Auditing ist sicher nicht ähnlich mit Psychotherapie! Oh weia, da hast du mir ja ein schönes Ei gelegt! hihi

Ach ja, das E- Meter ist auch völliger Humbug. Da frage ich mich schon wie Anhänger sowas glauben können. Da könnte man dir ebeso gut eine Klorolle in die Hand geben und die Schweißabdrücke messen. Das "Gerät" ist auch gar nicht irgendwo anerkannt, es ist nicht mal mit einem Lügendetektor zu vergleichen, der ja wissenschaftlich auch noch umstritten ist. Ich glaube, in Deutschland finden Lügendetektoren gar keine Anwendung.

Entschuldige, wenn ich hier gerade etwas schmunzele, aber was sich Menschen alles so verkaufen lassen ist schon echt der Wahnsinn und das braucht nicht mal Scientology zu sein.

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stern
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Beitrag Mo., 27.02.2012, 16:26

Scientology geht auf Seelenfang. 'Sie möchten ein besserer Mensch werden? Möchten besser mit ihrem Leben zurechtkommen und Lösungen für ihre Probleme finden?' Wer möchte das nicht? Der Einstieg ist ein 200 Fragen umfassender "Persönlichkeitstest". Die Auswertung übernehmen Psychologen. Das Ergebnis steht im Grunde vorher fest. Sie sind ein guter Mensch, nur hier und da ist ein bisschen was verbesserungswürdig. Schuhgröße 48, passt Jedem. Um das nicht ganz so Positive auch noch zum Guten zu wenden, werden (überteuerte) Kommunikationstrainings angeboten.
An der Stelle fängt es an gefährlich (und interessant) zu werden....
Zur "Masche" gehört ja auch, dass nicht nur da, wo explizit Scientology drauf steht, auch Scientology drin ist. Sondern es auch x Tarnorganisation gibt, die auf den ersten Blick "ehrbare" Thematiken verkörpern (wollen), aber eben nicht offen als Scientology auftreten, sondern verdeckt. Sondern z.B., wie von dir beschrieben, eine Strassenstand, auf dem ein Persönlichkeitstest (mit hochtrabenden Namen) angeboten wird. Als Menschenrechtsorganisation. Als Drogenpräventionsprogramme. Als Nachhilfekurse. Als Jugendorganisation. Als Managementberatung. Als Lebenshilfeprojekte (teils auch kommerziell durch Bücher vermarktet), Resozialisierung, eigene wirtschaftliche Strukturen, div. Kurse usw. Also so gesehen eine breite Zielgruppe (für Mitgliederfang), die "abgeschöpft" werden kann. Was verdeckt auftritt erscheint mir per se dubios. Insofern denke ich:
Hat Scientology nur bei einsamen, labilen Seelen Erfolg oder kann jeder mehr oder weniger dafür „anfällig“ sein?
ja, auch... aber das auf psychisch labile und einsame zu beschränken erscheint mir viel zur kurz... zumal sich Scientology ja auch in die Wirtschaft flechtet (wo einige ja ihre Haupttätigkeit sein). Das Vorgehen offensichtlich so geschickt, dass trotz Beobachtung durch den Verfassungsschutz noch kein Verbot erwirkt werden konnte.

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hawi
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Beitrag Mo., 27.02.2012, 16:42

Lilly111 hat geschrieben:@hawi
Dass wir beide eine etwas unterschiedliche Meinung dazu haben, ob es sich nun um eine (harmlose) Religionsgemeinschaft oder um eine (nicht mehr so harmlose) Sekte handelt, liegt möglicherweise an der jeweiligen Perspektive
Nein Lilly, da deutest du in meine Beträge was rein, was ich dort nicht zum Ausdruck bringen wollte und auch nicht geschrieben habe.

Ich halte Scientology ebenso wie viele andere religiöse Gruppierungen durchaus nicht für harmlos. Aber ich stelle sie in den Kontext „Religion“. wie Pseudoreligiös diese Gemeinschaft dann auch immer sein mag (vieles was ich jetzt grad hier lese scheint mir doch auch von andern (Religionen) abgekupfert zu sein)

Was ich eher nicht sehe, ist, dass Scientology im Vergleich zu diversen Gruppierungen des Christentums (z.B. Pius-Bruderschaft), des Islam, anderer Religionen oder gar nicht eingruppierbarer Sekten ( auch religionsübergreifende Strömungen wie der Kreationismus) gefährlicher wäre, was völlig besonderes ist.

Für mich hat so etwas Tradition! Soweit heute Religion bei uns was freiwilliges ist, liegt dies durchaus nicht an z.B. christlichem Glauben. Kirche ist heute nicht wegen den Kirchen was ziemlich freies, freiwilliges sondern eher trotz der Kirchen, trotz der mächtigen Glaubensgemeinschaften.

Es gibt heute individuelle Freiheit, obwohl Religionen sie sich nie sonderlich gewünscht haben und auch heute damit mal mehr, mal weniger so ihre Probleme haben.

LG hawi
Zuletzt geändert von hawi am Mo., 27.02.2012, 17:16, insgesamt 2-mal geändert.
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stern
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Beitrag Mo., 27.02.2012, 16:50

candle. hat geschrieben:Nee nee nee, Lilly, da widerspreche ich! Auditing ist sicher nicht ähnlich mit Psychotherapie! Oh weia, da hast du mir ja ein schönes Ei gelegt! hihi
Die Ähnlichkeit bestreitet auch Scientology, sogar ganz vehement... nur ein bissi aus anderer Perspektive =>
Auditing unterscheidet sich stark von anderen Bemühungen, dem Menschen zu helfen, sein Los im Leben zu verbessern — und zwar sowohl bei der Herangehensweise wie auch beim Ergebnis.

Bei der Psychoanalyse akzeptiert der Analytiker zum Beispiel nicht, was der Betreffende sagt, sondern interpretiert es, bewertet seinen Zustand für ihn, liest sexuelle Bedeutung in seine Aussagen hinein und sagt ihm, warum er besorgt ist. Dadurch wird man nur noch verwirrter, und es hat keine helfende Wirkung. Beim Auditing wird nie bewertet, was der Preclear sagt, und seine Informationen werden nie widerlegt. So etwas zu tun, würde ganz und gar gegen den Auditorenkodex verstoßen. Beim Auditing wird der Preclear auch nicht dazu aufgefordert, ohne Anleitung weiterzureden, dabei die Millionen von Geschehnissen in seinem reaktiven Verstand zu durchwühlen und viele zu restimulieren, in der Hoffnung, er könnte über das richtige stolpern. ...

Es gibt auch keine Ähnlichkeit zwischen Auditing und Psychologie, die hauptsächlich ein Studium der Beobachtung von Reaktionen auf Reize darstellt und keine Mittel zur Verfügung stellt, um wirkliche Verbesserung herbeizuführen. Bei anderen Praktiken wie Hypnose ist man der Ansicht, dass man jemanden in einen Zustand verringerten Bewusstseins (das heißt, eine Trance) versetzen muss, bevor man irgendetwas ausrichten kann. Auditing ist ganz das Gegenteil. Hier strebt man danach, den Menschen aufzuwecken, nicht ihn in Schlaf zu versetzen.

http://www.scientology.de/what-is-scien ... lysis.html
Btw.: Originaltext von Scientology

Und das E-Meter misst auch noch die Veränderung des psychischen, geistigen Zustandes... erscheint mir von einer ähnlich wissenschaftlich haltbaren Qualität als wolle ich mit dem Thermometer ein Gewicht messen... Humbug. Teils wurden auch schon Sicherheitsmängel (elektrisches Gerät) beklagt... die Form der ungefilterten psychischen Expostion im Grunde unverantwortbar. Insofern:
Lilly hat geschrieben:Genau darin sehe ich aber eine Art Verschleierungstaktik. Weil sie sich nämlich schon sehr intensiv mit der Psyche ihrer "Schäfchen" beschäftigen, das ja einerseits auch gar nicht leugnen (siehe deine Erklärungen oben), aber andererseits dann diese Schutzbehauptung(?) aufstellen.
Ja, sehe ich ähnlich... wenn sie behaupten würden, Heilbehandlung anzubieten, wären sie auch belangbar (geht nunmal nicht ohne entsprechende Qualifikation). Dieses Auditing wird von Scientology eher auf eine religiöse, spirituelle Ebene gestellt - durchgeführt durch einen Auditor=Geistlicher (im Sinne von Scientology). Versprechen von Glück, etc... hat sicher Anziehungswirkung auf manche, ausgefeilt durch Videos als Werbung. Möchte nicht wissen, was für Verhörfragen und Anweisungen da einfließen können.
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Lilly111
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Beitrag Mo., 27.02.2012, 17:16

hawi hat geschrieben:Nein Lilly, da deutest du in meine Beträge was rein, was ich dort nicht zum Ausdruck bringen wollte und auch nicht geschrieben habe.
Durchaus ernst gemeint.
hawi hat geschrieben:Was ich eher nicht sehe, ist, dass Scientology im Vergleich zu diversen Gruppierungen des Christentums, des Islam, anderer Religionen oder gar nicht eingruppierbarer Sekten gefährlicher wäre, was völlig besonderes ist.
Das wiederum habe ich nicht geschrieben und sehe es auch nicht so. Vermutlich könnte man über diverse andere (Pseudo)religionsgemeinschaften ähnlich diskutieren. Aber Scientology interessiert mich eben aus meiner persönlicher Perspektive.
stern hat geschrieben:Die Ähnlichkeit bestreitet auch Scientology, sogar ganz vehement... nur ein bissi aus anderer Perspektive
Sicher. Die werden kaum sagen: 'Was wir Ihnen bieten können, bekommen Sie dreimal besser von Ihrer Krankenkasse, noch dazu umsonst.'
Dieses Verfahren [Auditing] charakterisiert Professor Dr. Hans Kind als „unpersönliche und unmenschliche Prozedur“, die für psychisch instabile Menschen erhebliche Gefahren wie Angstzustände, Depressionen, Krisen bis zu psychotischen Zusammenbrüchen mit sich bringe. Seiner Auffassung nach läßt das Auditing ganz bewußt die bekannten und vielfach wissenschaftlich belegten Wirkungswege psychotherapeutischer Verfahren außer acht und beschränkt sich auf bloße Abreaktion.
Mit den "Angstzuständen, Depressionen, Krisen bis zu psychotischen Zusammenbrüchen" ist der Hilfesuchende dann zunächst allein. Und erhofft sich von dem, der überhaupt erst diese Symptome ausgelöst hat, Linderung oder gar Heilung. Der Beginn der Abhängigkeit.
stern hat geschrieben:Zur "Masche" gehört ja auch, dass nicht nur da, wo explizit Scientology drauf steht, auch Scientology drin ist. Sondern es auch x Tarnorganisation gibt, die auf den ersten Blick "ehrbare" Thematiken verkörpern (wollen), aber eben nicht offen als Scientology auftreten, sondern verdeckt. Sondern z.B., wie von dir beschrieben, eine Strassenstand, auf dem ein Persönlichkeitstest (mit hochtrabenden Namen) angeboten wird. Als Menschenrechtsorganisation. Als Drogenpräventionsprogramme. Als Nachhilfekurse. Als Jugendorganisation. Als Managementberatung. Als Lebenshilfeprojekte (teils auch kommerziell durch Bücher vermarktet), Resozialisierung, eigene wirtschaftliche Strukturen, div. Kurse usw. Also so gesehen eine breite Zielgruppe (für Mitgliederfang), die "abgeschöpft" werden kann.

Musste ich hier noch mal hervorheben. Danke stern.

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hawi
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Beitrag Mo., 27.02.2012, 17:23

Lilly111 hat geschrieben:Das wiederum habe ich nicht geschrieben und sehe es auch nicht so.
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stern
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Beitrag Mo., 27.02.2012, 17:53

Mit den "Angstzuständen, Depressionen, Krisen bis zu psychotischen Zusammenbrüchen" ist der Hilfesuchende dann zunächst allein. Und erhofft sich von dem, der überhaupt erst diese Symptome ausgelöst hat, Linderung oder gar Heilung. Der Beginn der Abhängigkeit.
Jepp... und selbst wenn die Folgen nicht ganz so krass aussehen, zumindest ein probates Mittel, um die Notwendigkeit von ein paar zusätzlichen Stunden bzw. Zusatzkursen zu demonstrieren (die vermutlich nicht ganz billig sind). In anderen Worten: Dann hat jemand das Clearing umso nötiger.
Seiner Auffassung nach läßt das Auditing ganz bewußt die bekannten und vielfach wissenschaftlich belegten Wirkungswege psychotherapeutischer Verfahren außer acht und beschränkt sich auf bloße Abreaktion.
Nun ja, als (pseudo?) spirituelles, religiöses, geistliches Verfahren hebt man sich ja über die Wissenschaft... kann man also getrost außer acht lassen *ironie*. Zu möglichen schädlichen Folgen katharsischer Abreaktionen (die ja auch von eingen Verfahren aus dem Esobereich angestrebt werden) gibt es eigentlich hinlängliche Untersuchungen... bei ernsthaften psychischen Schwierigkeiten IMO unverantwortlich. Denke auch, die Katalogfragen im Zuge des Prozesses bieten einiges an Manipulationspotential (Suggestivfragen z.B.), das sich zunehmend ausbauen lässt. Gehirnwäsche? Nun ja, ich war noch nie einer solchen Prozedur unterworfen (und werde einen Sch*dreck tun, das anzustreben)... und kann es insofern nicht beurteilen. Aber dazu missbrauchen kann man es sicherlich... vermutlich auch abhängig von der inviduellen Suggestibilität.
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hawi
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Beitrag Mo., 27.02.2012, 18:14

So werden bei Scientology insbesondere verheiratete Angestellte mit überdurchschnittlichem Bildungsniveau rekrutiert; das Verhältnis von Männern zu Frauen beträgt in etwa drei zu zwei.

Schätzungen von 2004 stellen eine Konsolidierung auf 55.000 US-amerikanische Anhänger (etwa 0,018% der Gesamtbevölkerung) fest.
In Deutschland, wo die Scientology-Kirche die Zahl ihrer Anhänger mit 12.000 beziffert, soll es laut staatlichen Quellen zwischen 5.000 und 7.000 Scientologen geben, wobei der engere Kreis noch deutlich geringer geschätzt wird.
(http://de.wikipedia.org/wiki/Scientology)


Ich zitier mal diesen Teil des auch ansonsten informativen Wikipedia Beitrags zu Scientology.

Warum? Weil gerade Religion, Glaubensbekenntnis in den westlichen Kulturen etwas ist, das einem der Staat nicht aufzwingt, das jeder für sich wählt.

Frei? Wohl immer nur relativ frei. So frei, wie Mensch gern sein würde, ist er nie.
Dennoch, Religion ist immer zunächst ein Angebot von einer Glaubensrichtung, einer religiösen Gruppe. Annehmen muss das keiner! So viele scheinen es ja auch nicht anzunehmen.
Dennoch kommt natürlich grad bei Scientology schnell der Gedanke, ob wohl beim Einwerben der Mitglieder alles rechtmäßig abläuft oder ob eher mit unzulässigen Mitteln gearbeitet wird. Dies jedenfalls etws das mich zu solchen Gruppen als erstes interessieren würde.

Sehe ich mir aber das Bildungsniveau, auch die soziale Stellung der US Mitglieder an, dann spricht das nicht grad dafür, dass sich da ein Rentner auf Kaffeefahrten überteuerte Rheumadecken hat andrehen lassen.

Freiheit! Freiheit - und da bin ich schon recht hart - ist für mich auch, das einstehen für die eigene Dummheit! Die durchaus auch den Klugen ja mal überkommt.
Wie gesagt, jemandem helfen, aus so was wieder raus zu kommen, jeder Zeit, aber grad im Informationszeitalter, ich seh grad nicht, dass Scientology oder andere üble Gruppen, dass die die Leute überrumpeln.
Oder seh ich das grad falsch?
Wenn nicht, dann fehlt mir schon ein wichtiger Grund, um den Quatsch Scientology weitgehend zu verdammen. Wohl sehr hart, dennoch kommt mir das spanische Sprichwort „Nimm dir was du willst und bezahle dafür“ in den Sinn.

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Beitrag Mo., 27.02.2012, 18:59

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Dampfnudel
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Beitrag Mo., 27.02.2012, 19:37

Ich glaube, dass ich den Film vor zwei Jahren schonmal gesehen habe. Danach wurde noch eine Diskussion gesendet, an der zum Teil auch Scientology-Aussteiger teilgenommen und bestätigt haben, dass es genauso sei wie im Film dargestellt. Sehr sehenswert und sehr erschreckend. Gehirnwäsche zum Anschauen und Miterleben. Mich hat es damals aufgeschreckt, mich aus einer anderen Gehirnwäschesituation zu befreien, die mich kaputtzumachen drohte, als mir plötzlich die Parallelen zwischen dem Film und meiner eigenen Situation klarwurden. Es kann sehr hilfreich sein, mal von außen zu beobachten, wie sowas abläuft, weil gerade der Beginn oft so subtil ist, dass es einem selbst, wenn man also drinsteckt, gar nicht auffällt.

Scientology ist hochmanipulativ und eine Gefahr für Freiheit und Demokratie.

Nachtrag: Und für psychische Gesundheit und Wohlbefinden.
Zuletzt geändert von Dampfnudel am Mo., 27.02.2012, 20:18, insgesamt 1-mal geändert.
Alles hat seine Zeit.

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Blaubaum
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Beitrag Mo., 27.02.2012, 19:54

scientology will macht und reichtum---die amtskirchen haben beides schon lange.

scientology engagiert sich mit vielen "tarnorganisationen" u.a. sozial---tun die anderen schon lange.

es wimmelt nur so von evangelischen u. katholischen organisationen: drogenberatung, kindergärten, altenheime, schwangerschaftsberatung, auslandsmissionen, hilfsorganisationen, behindertenheime......die liste ist endlos.
und JEDER unternehmer, der von einer solchen organisation einen auftrag (z.b. lebensmittellieferung für ein altenheim oder renovierung eines kindergartens oder neuen fuhrpark) haben will, muss erstmal an die entsprechende kirche spenden (und diese milde gabe auf die preise aufschlagen, sponsort letzten endes by sozialamt u. "beitragszahlern" wie den alten, die im altenheim jeden monat 2500€ blechen, aber nur gegenleistungen für 1500€ erhalten). und jeder mitarbeiter muss kirchlich gebunden sein, sonst kein job.

scientology schafft abhängigkeiten seelisch-geistiger u. ökonomischer natur---tun die anderen schon lange und teilweise so subtil und institutionalisiert, dass es schon längst keiner mehr merkt.

scientology unterwandert gesellschaft und politik, erpresst loyalität durch personenbezogenen informationsvorsprung ---tun die anderen seit 1500 jahren. und auch der vatikan hat einen geheimdienst. und jede menge waffenaktien und guten draht zur mafia, den medien (und zu berlusconi). damit können sie JEDEN über die klinge springen lassen, wenn sie wollen (z.b.einen bundespräsi).

die frage ist halt nur immer, ob der jeweilige mensch seelisch so strukturiert ist, dass er gern mitglied in einer organisation ist, die ihm schutz und abhängigkeit bietet (abhängigkeit ist ein frühkindlich-basales bedürfnis, das, nicht hinreichend befriedigt, für den rest des lebens bestehen bleibt, und darüber freuen sich diese händler des glaubens), die ihm sein individuelles denken und handeln-müssen erspart oder erleichtert und bei unartigkeit auch mal droht u. zuschlägt (masochismus).......,

oder ob jemand lieber frei und selbstbestimmt lebt und sich sein eigenes fundament aufbaut.

das muss jeder selbst "wissen" . wenn er's denn weiss.

auf jeden fall halte ich es für einen fortgesetzten skandal, dass, welche gemeinschaft auch immer, religionsgemeinschaften steuerlich bevorzugt werden. es sind geldmaschinen, und so sollten sie auch behandelt werden.

die kriterien, was eine religiöse gemeinschaft ist, hätte auch die nsdap locker bestanden. und bald vielleicht auch die hells angels.
spezialisten wissen zuerst viel über wenig und am ende alles über nichts

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Beitrag Mo., 27.02.2012, 20:16

Hmmmmmm.... in D genießt Scientology nicht den Status einer anerkannten Religions- oder Weltanschauungsgemeinschaft nach Art. 4 GG. Es gibt noch kein abschließendes Urteil des Bundesverfassungsgerichtes dazu (eher einzelne Gerichte, die mal so und mal anders entschieden haben).

Religiöser Extremismus hin oder her... im Moment jedenfalls eine Untergruppierung des "politischen Extremismus" (Innenminister div. Länder):
Bei der "Scientology-Organisation" (SO) bestehen tatsächliche Anhaltspunkte für Bestrebungen gegen die freiheitliche demokratische Grundordnung. Damit sind die gesetzlichen Voraussetzungen für eine Beobachtung der Organisation durch die Verfassungschutzbehörden gegeben.
http://www.verfassungsschutz.de/de/arbe ... ientology/
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Beitrag Mo., 27.02.2012, 20:17

@hawi
Ich habe erstmal dreimal Luft geholt, ne Runde Gymnastik gemacht und jetzt kann ich dir hoffentlich halbwegs sachlich antworten.
So werden bei Scientology insbesondere verheiratete Angestellte mit überdurchschnittlichem Bildungsniveau rekrutiert
Das überrascht nicht, weil genau diese Zielgruppe meist über ein ebenfalls überdurchschnittliches Einkommen verfügt. Umgekehrt kann man sich dann darin sonnen, dass man so viele gebildete Mitglieder in seinen Reihen hat.
hawi hat geschrieben:Weil gerade Religion, Glaubensbekenntnis in den westlichen Kulturen etwas ist, das einem der Staat nicht aufzwingt, das jeder für sich wählt.
[...]
Dennoch, Religion ist immer zunächst ein Angebot von einer Glaubensrichtung, einer religiösen Gruppe. Annehmen muss das keiner! So viele scheinen es ja auch nicht anzunehmen.
Wenn es denn als Religion angeboten wird. Wird es aber, wie stern schon ausgeführt hat, ganz oft nicht. Und da liegt die Gefahr. Die Anwerbung erfolgt u.a. in Fußgängerzonen als lifestyle- und Lebensberatung. Da ist zunächst mal völlig unklar, dass es sich in Wahrheit(?) um eine Religion handelt. Was ich nicht als solches erkenne, kann ich auch nicht ablehnen bzw. mich bewußt dafür entscheiden.
hawi hat geschrieben:Sehe ich mir aber das Bildungsniveau, auch die soziale Stellung der US Mitglieder an, dann spricht das nicht grad dafür, dass sich da ein Rentner auf Kaffeefahrten überteuerte Rheumadecken hat andrehen lassen.
Stimmt. So billig hätten sie weitaus weniger Erfolg. Es läuft sehr viel subtiler.
hawi hat geschrieben:Freiheit - und da bin ich schon recht hart - ist für mich auch, das einstehen für die eigene Dummheit! Die durchaus auch den Klugen ja mal überkommt.
Wie gesagt, jemandem helfen, aus so was wieder raus zu kommen, jeder Zeit, aber grad im Informationszeitalter, ich seh grad nicht, dass Scientology oder andere üble Gruppen, dass die die Leute überrumpeln.
Oder seh ich das grad falsch?
Wenn nicht, dann fehlt mir schon ein wichtiger Grund, um den Quatsch Scientology weitgehend zu verdammen.
Ob man es einfach nur mit Dummheit abtun kann, wenn sich jemand von den falschen Leuten beeinflussen läßt, weiß ich nicht. Ist mir persönlich zu kurz gesprungen.

Sicherlich kann man sich nur "überrumpeln" lassen, wenn man, aus welchen Gründen auch immer, gerade dafür anfällig ist. Aber sage bitte niemand von sich, dass er nicht zu manipulieren wäre. Die Werbeindustrie führt es uns täglich vor Augen. Wer hat bei Mediamarkt nicht augenblicklich die Assoziation zu "Geiz ist geil"? So unabhängig wie wir es gern hätten, ist unser Geist leider nicht.

hawi, ich habe einen guten Grund, den Quatsch, wie du es nennst, zu verdammen. Ich kenne jemanden, der da leider nicht rechtzeitig die Kurve gekriegt hat. Selbst schuld? Ist mir zu einfach.

(letzte Beiträge noch nicht gelesen)

Lilly
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hawi
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Beitrag Mo., 27.02.2012, 20:27

@Blaubaum
Auch wenn ichs nicht so generell fundamental kritisch bzgl der hiesigen „Amtskirchen“ sehe und mir umgekehrt die Scientologen in Relation zu gut wegkommen, dennoch
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