Zwanghaft im Internet surfen

Sogenannte "nicht substanzbezogene" Süchte wie Internetsucht, Computersucht, Fernsehsucht, Kaufsucht u.dgl. können hier diskutiert werden.
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Jugendstil
Forums-Gruftie
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weiblich/female, 50
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Beitrag Do., 05.07.2012, 19:03

Und bin also selbst daran Schuld und muss deshalb auch allein da wieder raus.
Ja und nein, meine ich. Du musst Dir zwar einerseits selbst helfen, aber du musst es nicht allein schaffen. Sich Hilfe zu holen ist in Ordnung!

Und was heißt überhaupt selbst Schuld? Genauso ist das Leben Schuld oder die Umstände. Für sich die Verantwortung übernehmen ist okay, sich die Schuld zuzuschreiben macht die Sache doch nur schwerer.

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Ekel
Forums-Gruftie
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männlich/male, 29
Beiträge: 617

Beitrag Fr., 06.07.2012, 14:35

Das höre ich irgendwie immer wieder. So schlimm ist es nicht. Das rechtfertig doch den ganzen aufwand garnicht, ich nehme nur jemandem den Platz weg, der ihn wirklich braucht. Erst wenn es mir schlecht genug geht, habe ich den beweis das ich hilfe brauche. Außerdem bin ich schließlich selbst schuld.

Die Frage ist doch wie schwer willst du es haben? Willst du ein Leben wie es gesund für dich ist erst wieder von grund auf lernen? Vielleicht jahrlang hilfe benötigen?
Je schneller du gegen ein verhalten vorgehst, das dir schadet, desto geringer sind die schäöden. Du hast noch andere strategien, die du nutzen kannst und hast noch eigene ressourcen die dir selbst bei diesem prozess helfen können. Wenn du irgendwann völlig abgemagert und ausgelaugt aus deiner wohnung getragen wirst und am liebsten dein leben beenden würdest weil es unerträglich erscheint auch nur eine minute ohne die verbindung ins internet zu sein und du von den realen menschen die du jetzt noch hast, keiner mehr interesse an dir und deinem problem zeigt, dann wird der weg viel härter weden. Denn du musst dann alles von grund auf neu lernen. Es ist schon ein wenig wie bei körperlichen erkrankungen. Am anfang ist es eine Grippe, die sympthome gehen weg es geht dir besser und dann kommen die sympthome wieder. Warst nicht beim arzt, denn ist ja nur eine grippe. Diesmal gehen die symptome nach einigen tagen, aber die nase bleibt zu oder der hsuten geht nicht richtig weg. Der arzt kann jetzt nicht viel tun als mit antibiotika zu behandeln und wenn du pech hast bleiben die viren trotzdem. Und wenn du dann wieder vermeintlich fit durch den park läufst, bekommst du wegen des entzündeten herzmuskels udn der belastung einen infarkt und dann ist es vielleicht schon zu spät. Mit frühzeitiger hilfe kann man sowas vermeiden und auch die spätfolgen sind wesentlich geringer.

Also überleg dir bitte zweimal ob du dich frühzeitig informierst und einen experten um rat fragst oder ob du lieber abwartest...

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verita
sporadischer Gast
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weiblich/female, 28
Beiträge: 11

Beitrag Mo., 20.08.2012, 13:01

Aber warum ist das so???
Ich versteh's echt nicht.
Was hab ich davon und warum mache ich das immer wieder.

Also ich kommuniziere ja im Internet mit Menschen, die ich gar nicht kenne. Und es ist irgendwie wie ein Zwang.

Um mal ein Beispiel zu nennen. Es gibt ja beispielweise bei der Telefonseelsorge, die Möglichkeit zur Online-Beratung. Dort schreibe ich dann etwas. Und dann logge ich mich ständig ein und schaue nach ob eine Antwort vorliegt. Und solange keine Antwort vorliegt, fühle ich mich schlecht, verletzt, deprimiert ... und schaue immer wieder nach ob eine Nachricht da ist
Wenn dann eine Antwort da ist, geht es mir gut also das ist dann so richtig quasi eine kleine Adrenalinausschüttung jedes Mal, ich freue mich quasi und die ganzen negativen Gefühle sind verschwunden aber eben nur kurz, dann schreibe ich wieder was neues und warte auf die nächste Antwort. Und so geht das weiter in Endlosschleife.
Es gibt ja im Internet einige solche Beratungsseiten. Außerdem bin ich in verschiedenen Foren angemeldet. Weil mir eine Antwort natürlich nicht reicht. Manchmal muss man ja tagelang warten. Deshalb habe ich quasi viele verschiedene "Antwortende".
Aber was ist daran so toll mit wildfremden Menschen zu kommunizieren??? Eigentlich gar nichts. Warum mache ich das dann den ganzen Tag. Das ist doch echt einfach nur erbärmlich.
Ich kann es ja noch verstehen, wenn man zum Beispiel "Spielsüchtig" ist oder von anderen Stoffen abhängig. Aber ich kann es nicht verstehen, dass ich im Internet zwanghaft mit anderen Menschen kommunizier. Ich kann es wirklich nicht verstehen!!! Und ich kann mir auch deshalb wirklich überhaupt nicht vorstellen, dass es eine Sucht im eigentlichen Sinne ist. Sondern dass ich einfach nur zu blöd, faul oder sonst irgendwas bin, das endlich mal zu lassen.

Ich habe aber übrigens jetzt mit einer "Drogenberatungsstelle" per Mail Kontakt aufgenommen, die sich auch mit Internetsucht auskennt. Allerdings habe ich dann festgestellt, dass die noch 2 Woche im Urlaub sind und erst dann Mails beantworten. Auch etwas paradox, dass ich mich jetzt per Mail an die gewandt hab, obwohl doch genau das irgendwie mein Problem. Aber zu einer "normalen" Beratungsstelle hier bei mir in der Stadt zu gehen, die nicht explizit angeben, sich mit sowas auszukennen, trau ich mich nicht. Weil ich Angst habe, dass sie es nicht verstehen werden und mich nicht ernst nehmen. Wie soll es jemand anders verstehen, wenn ich selbst es nicht verstehe?

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jtkirk67
Helferlein
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männlich/male, 34
Beiträge: 33

Beitrag Mo., 20.08.2012, 13:30

Das ist doch eigentlich sehr einfach zu verstehen. Du bekommst doch durch die Antworten eine Rückmeldung bzw Bestätigung in einer gewissen Form und Du schreibst doch selbst davon, dass es eine Adrenalinausschüttung ist, die bei Dir stattfindet, wenn eine Antwort da ist.
Ist also schon eine Art von Sucht. Alkohol oder andere Drogen geben einem ja auch einen Kick und die Menschen suchen immer wieder danach. Bei dir ist es halt etwas anderes, aber das liegt daran, weil jeder Mensch anders ist. Ich zum Beispiel würde auch nicht von Alkohol oder Zigaretten süchtig werden, weil es einfach Bäh ist für mich. Aber ein Computerspiel kann ganz schnell für mich gefährlich werden...

Von daher kann ich dich schon verstehen und Du solltest es auch nachvollziehen können, was in Dir vorgeht.

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Jugendstil
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Beiträge: 604

Beitrag Mo., 20.08.2012, 16:01

Ich finde es auch nachvollziehbar: Du fühlst dich beachtet und vorhanden, wahrgenommen eben.

Richtig, und das Adrenalin gibt dir einen Kick, den sich andere z. B. durch Essen oder Flirten holen.

Vielleicht lenkt es dich auch ab von "realen" Problemen?

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Launebär
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Beiträge: 249

Beitrag So., 13.01.2013, 18:47

Hallo zusammen

Ich glaub ich rutsch in eine Internetsucht ab... Bin etwa 14 Stunden online und mag auch eigentlich nichts mehr anderes tun. Ich freu mich an meisten auf Internet, beim Aufstehen, beim nach Hause kommen, und will nicht schlafen gehen deshalb. Mein Studium läuft total besch... und hab heute realisiert, dass es vielleicht am Internet liegt... Ich lern nicht, weil ich surfe. Geh nicht an Pflichtveranstaltungen, weil ich lieber im Internet bin. Ich find mein Studium richtig interessant, aber wirklich wichtig sind mir nur Internet, schlafen und essen.

Ich schäm mich so Und trau mich nicht, meiner Therapeutin zu sagen.

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Launebär
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Beiträge: 249

Beitrag Mo., 14.01.2013, 08:14

Ich hab meiner Therapeutin geschrieben, dass ich das gern besprechen möcht. Mal schauen wie das klappt. Ich fürchte die Frage, wie lange ich denn pro Tag online bin und dass sie mich dann verurteilt oder sich denkt "die hat ja kein Leben"

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leuchtturm
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Beiträge: 2003

Beitrag Mo., 14.01.2013, 11:14

Launebär hat geschrieben:Ich fürchte die Frage, wie lange ich denn pro Tag online bin und dass sie mich dann verurteilt oder sich denkt "die hat ja kein Leben"

Ja,und? Warum fürchtest du, dass sie das denken könnte? Was wäre so schlimm daran?

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(e)
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Beitrag Di., 15.01.2013, 10:11

Ich bin auch zwanghaft internetsüchtig. Wenn ich es unterbinde, habe ich die typischen Entzugserscheinungen. Ich las, dass es ein Symptom einer anderen Störung ist, also nichts Eigenständiges. Bei mir trifft das auf alle Fälle zu, ich bin ja zwanghaft und Internet gehört eben dazu. Aber jetzt nicht Chat, das ist mir zu anstrengend. Auch keine Games. Dieses Forum gehört eindeutig auch in meinen Suchtbereich. Es muss für mich schon Sinn machen, ich surfe und eigne mir viel Wissen an, ich suche Antworten. Wenn ich das in einem Forum nicht mehr erhalte, wechsle ich irgendwann. Aber noch ist es hier nicht so. Noch lerne ich dazu. Ich bin lernsüchtig, ich lese auch sehr viel Fachbücher. Das wäre ja dann kein Internet, aber es hat denselben Suchtcharakter. Ich brauche diese Bücher, weil sie mir Halt geben. Mein Ziel ist es, das Positive daran zu nutzen, aber die negativen Aspekte zu reduzieren.
Lieben Gruß
elana

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Launebär
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Beiträge: 249

Beitrag Di., 15.01.2013, 15:30

elana hat geschrieben: Wenn ich es unterbinde, habe ich die typischen Entzugserscheinungen
Ich komm eigentlich ganz gut klar, wenn ich überhaupt kein Internet habe (Klinik zb). Einfach wenns vorfügbar ist, kann ich es nicht dosieren. Dadurch macht es natürlich Sinn, dass es nichts eigenständiges ist. Ich nehm an, in der Klinik verlagert sich das dann.

Schränkt dich das denn nicht ein, elana? Bekommst du das, was du anderweitig tun solltest, zeitlich auf die Reihe? Dich scheint das ja nicht zu beeinträchtigen?

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(e)
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Beitrag Di., 15.01.2013, 17:20

Doch, es schränkt mich ein, weil ich dadurch Aufgaben, die ich erledigen sollte, eher aufschiebe. Es gehört sowieso schon zu meiner zwanghaften Persönlichkeitsproblematik, Dinge aufzuschieben. Das Internet fördert das. Auf der anderen Seite kann das Internet auch wie ein Katalysator wirken, weil ich ohne diese Ablenkung mehr Schmerzen spüre (Schmerzkrankheit), auch meine Müdigkeit (Chronic Fatigue) kommt dann eher zum Tragen. Dann kann ich auch nichts machen. Deshalb muss ich einen Weg finden, das Internet für mich positiv zu nutzen. Musik z. B. ist ideal fürs Arbeiten. Wenn es mir nicht gut geht, kann natürlich ein begrenzter Aufenthalt in einem Forum schon hilfreich sein, um den Kopf frei zu bekommen für die Arbeit. Na ja, ich werd das schon noch hinkriegen. Ich arbeite dran und lese auch viel Fachliteratur zu meiner Problematik. Je mehr ich weiß, desto eher kann ich es verinnerlichen und umsetzen.
Lieben Gruß
elana

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Rubeus Darko
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Beitrag So., 20.01.2013, 01:46

@Blümchen
Merkwürdig, dass dich noch niemand gefragt hast, was du überhaupt machst. Arbeitest du? Studium? Arbeitslos?
Du hast anscheinend keine Verpflichtungen und deshalb viel Zeit. Und das ist Gift. Das ist dein Problem. Wer richtig 40 Stunden die Woche arbeiten muss und geht, kann weniger süchtig würden, weil es zumindest genau diese Zeit vom Netz wegkommt.

@verita
Ein Studium mit teilweise freier Zeiteinteilung stellt auch eine Gefahr da und das böse Erwachen gibt es erst wenn man die Klausueren nicht besteht und aus den Seminaren rausfliegt.

@beide
Es kann auch helfen, eine vertrauten Person einzuweihen, Familie, Freunde usw. Entweder können die ein bisschen kontrollieren oder einen Weg locken. Ich befürchte aber an guten Freundschaften mangeflt es euch. Weil genau dieses Verstandenden werden, Anerkennung finden, Kommunikation mit anderen sucht ihr möglicherweise im Internet, weil ihr es real nicht habt.

Wie elena schreibt, kann sogar dieses Forum süchtig machen. Man sollte es als Ergänzung und Anregung sehen, aber nicht als Ersatz für Therapie, Gespräche mit Freunden oder Verwandten. Wirkliche Anerkennung, Zuneigung, Wertschätzung, Liebe findet man nur in der realen Welt.

Ich persönlich würde mich über die Sucht informieren, evlt. Therapie (kann man alles per Internet machen , dann die Internetverbindung kündigen und Kabel/Lan-Netzwerk deinstallieren. Und ganz wichtig, Ersatzbeschäftigungen überlegen. Bei Drogen gibt es ja auch Methadon, bei Zigaretten machmal Kaugummi. Einfach ersatzlos streichen hilft nicht, wenn die verursachenden Umstände nicht geändert werden und wenn die Bedürfnisse nicht anders gestillt werden.

Ersatzaktivitäten:
- Sport
- Spazieren gehen
- Freunde/Kontakte aufbauen, treffen
- nicht viel Zeit in der Wohnung verbringen

Weils ihr die Willenstärke noch nicht aufbringt, sollte ihr euch um Kontakt zu einem Therapeuten bemühen. Und wenn ihr sowieso schon im Netz seid, könnte ihr ja auch mal was sinnvolles nachschauen, z. B. Internetsucht . Soweit ich weis, gibt es da sogar ein spezielles Forum/Organisation dagegen.

Vor eingen Jahren ist ein Asiate, der den ganzen Tag im Netz war, daran gestorben (glaube ist dehydriert). Also verharmlosen sollte man Internetsucht nicht und in schweren Fällen und das scheint mir bei so vielen Stunden schon der Fall zu sein, ist professionelle Hilfe notwendig und gerechtfertigt.

Wer keinen Partner, keine (guten) Freunde, keine Arbeit hat, keine Hobbies hat, der erfährt selten Anerkennung, Zuneigung und Wertschätzung, nicht mals von sich selbst. Der/diejenige muss sich virtuelle Welten flüchten, weil die Realität zu grau und traurig ist. Der/diejenige, die aber nicht daran arbeitet, die Realität, das wirkliche Leben für sich zu ändern, bleibt in der virtuellen Realität, im Internet gerfangen. Derjenige, der im Internet gefangen ist, wird nichts dafür tun, die Realtität zu verändern. Aus diesem Teufelskreis muss man ausbrechen.

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(e)
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Beitrag So., 20.01.2013, 04:09

@Rubeus Darko: Du scheinst ja keinerlei Internetsucht zu haben, obwohl Du um diese Zeit noch in diesem Forum schreibst, wo andere durchfeiern oder schlafen, jedenfalls nicht im Internet schreiben, wo sie doch ein reales Leben haben.
Lieben Gruß
elana

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Rubeus Darko
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Beitrag So., 20.01.2013, 10:13

elana hat geschrieben:@Rubeus Darko: Du scheinst ja keinerlei Internetsucht zu haben, obwohl Du um diese Zeit noch in diesem Forum schreibst, wo andere durchfeiern oder schlafen, jedenfalls nicht im Internet schreiben, wo sie doch ein reales Leben haben.
Zum Durchfeiern zu müde, zum Schlafen zu wach . Aber du hast Recht, 2-3 Stunden im Internet ohne direkten Zweck, sind für mich auch schon zuviel.

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Beitrag So., 20.01.2013, 21:57

Das mit dem Zweck ist eben die psychodynamische Frage! Manchmal ist mehr da, als erkennbar ist. Deine Beurteilung jedenfalls wirkte auf mich sehr kurz gegriffen, die typischen Klischees, uninteressant in einem Psychotherapie-Forum. Da erwarte ich persönlich schon mehr Psychologie! Aber danke für den Versuch. Ahnung hast Du jedenfalls nicht.
Lieben Gruß
elana

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