Therapeutin schwanger - Zwangspause

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
Benutzeravatar

Tellmewhy
Forums-Insider
Forums-Insider
weiblich/female, 25
Beiträge: 238

Beitrag Mi., 15.02.2012, 18:56

Ich finde es total wichtig, dass es dich stört und verunsichert. Ich meine, dass du das spürst und als nicht ok für dich empfindest. Und du es jemandem sagst, klar, auch anonym wie es hier ist. Es ist gut, an dem Punkt, an dem du gerade bist, wenn du dich überfordert oder hilflos der Lage ausgeliefert fühlst, erstmal Rat einzuholen. Dann kannst du sondieren, was dieses Ereignis für dich in der Therapie alles bedeuten kann. Ich möchte dir einen gut gemeinten Rat von mir aus meiner eigenen Erfahrung geben: Auf gar keinen Fall solltest du dir selbst kategorisch die Verantwortung für dein Leid geben, aber auch nicht alle Wut gegen die Therapeutin richten. Beides belastet dich und du solltest es dir nicht über einen Zeitraum von mehreren Monaten zumuten. Ich denke, dass du vorhast nach der unveränderlichen Pause trotz deiner Enttäuschung wieder zur Therapie zu gehen.

tellmewhy

Werbung

Benutzeravatar

ExtraordinaryGirl
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 33
Beiträge: 4386

Beitrag Mi., 15.02.2012, 20:05

Auch auf die Gefahr hin, unsensibel zu erscheinen:

Ich sehe das eigentlich ganz pragmatisch. Die Therapeutin hat an sich mit offenen Karten gespielt und bemüht sich auch um ein Überbrückungsangebot. Und bei der Verkündung einer Schwangerschaft kann man sich ja denken, dass die Therapeutin auch eine Schwangerschaftspause einlegen wird. Was meinst du, Prinzi?

Dass das sehr schwierig für dich ist, kann ich aber nachvollziehen.
Zuletzt geändert von ExtraordinaryGirl am Mi., 15.02.2012, 20:39, insgesamt 1-mal geändert.
"Charakter zeigt sich in der Krise."

(Helmut Schmidt)

Benutzeravatar

Emela
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 30
Beiträge: 52

Beitrag Mi., 15.02.2012, 20:35

hallo,
ich kann es total gut nachvollziehen das du traurig bist und dich im stich gelassen fühlst.
schade, dass du die therapie an sich deswegen in frage stellst, denn das du traurig bist zeigt doch, dass die therapie und auch die therapeutin etwas in dir bewegt hat.
wenn meine therapeutin schwanger wäre und dann manche aussagen revidieren würde.
hey, sie ist schwanger - da sind frauen einfach anders. ich glaube ein bisschen nachsicht wäre da vielleicht hilfreich.
und das sie schwanger ist und das erst nach drei monaten sagt ist auch völlig im rahmen, denn immerhin kann man bis zum dritten monat ein baby noch echt schnell verlieren.
stell dir vor sie hätte es verloren? dann hätte sie dir das sagen müssen. wäre emotional auch für dich schwierig gewesen.
stell dir vor sie hätte keine patienten angenommen und wäre dann nicht mehr schwanger. das wäre doch auch eine mega prekäre finanzielle situation geworden.
lg
emela

Benutzeravatar

stern
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 99
Beiträge: 25016

Beitrag Mi., 15.02.2012, 21:33

Geredet haben wir oft genug darüber, aber Verständnis wie schlimm das für mich sein könnte (ich wusste es ja selbst nicht, wie mich das mitnehmen würde), hatte sie nicht groß. Sie hatte einmal geäußert "Ich wäre auch sauer an ihrer Stelle." , aber meine Wut kam gar nicht so richtig raus, als wir noch Therapie hatten.
Wirkt so als hatte sie eher antizipiert wie du, wie es dir damit geht... und hat ja auch für Übergangsregelungen gesorgt. Die Möglichkeit nochmals Telefontermin abzuhalten besteht ja noch. Liegt jetzt an dir, ob du sie vielleicht vorher nochmals anrufst (im Rahmen der besprochenen Abmachungen, die sie wohl nicht gemacht hätte, wenn sie es nicht so meint).

Wenn du in den Sitzungen selbst nicht so sauer, gefrustet, dich im Stich gelassen fühltest, etc., so ist Minimum eine Schwierigkeit, dass ein Therapeut Gefühle ja nicht in einen Patienten legen kann, die nicht oder weniger da sind... entzieht sich dann wohl auch dem analysierbaren. Hätte ja auch sein können, dass du das ganz gut "wegsteckst" oder sich ganz andere Gefühle entfalten (Menschen reagieren nunmal emotional nicht nach Schema F). Aber wenn du ansonsten gut mit ihr kannst, so bin ich mir ziemlich sicher, dass sich das nach der Pause besprechen lässt (bzw. während der Telefontermin schon anreißen lässt).

Klar, unvorhergesehen Unterbrechungen wünscht sich wohl kaum jemand... deine Gefühle sind insofern echt nachvollziehaber... bereits auf der Realebene (und die Übertragungsebene, da du schriebst "wegen deiner Vorgeschichte", lässt sich sicher in einer Analyse auch gut herausarbeiten). Sehe es mit der Schwangerschaft jedoch ähnlich wie Emela (allerdings weniger bezogen aufs finanzielle): Während der ersten Monaten hätte halt auch noch einiges "passieren" können... so dass es dann auch eine ungünstige Situation sein kann, wenn dann bereits fest in Richtung Übergangslösung bzw. Wechsel geplant wird bzw. ein Schwangerschaftsabbruch offenbart werden muss. Und für eine Übergangslösung sorgte sie ja... die zwar deine Thera nicht ersetzt, aber immerhin ein Ansprechpartner ist, wenn es für dich nicht durchstehbar erscheint. Und wie gesagt: Sie hat ja vorher auch noch ein paar Telefontermine (anstelle des Termins in der Praxis) einkalkuliert, was vielleicht auch etwas "Erleichterung" verschaffen kann... neben der Aussicht, dass es in ein paar Monaten weitergeht. Ich würde versuchen, mich an letzterem hochzuziehen.
Liebe Grüße
stern 🌈💫
»Je größer der Haufen,
umso mehr Fliegen sitzen drauf
«

(alte Weisheit)

Werbung

Benutzeravatar

Tigerkind
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 75
Beiträge: 2175

Beitrag Do., 16.02.2012, 10:01

Hi Prinzi, ich würde an Deiner Stelle jetzt gar nicht so viel auf die Meinung von anderen geben oder was sie Dir raten etc. würden, sondern lieber ganz tief in Dich gehen, gucken was Du jetzt brauchst, welches Bedürfniss steht an erster Stelle, womit geht es Dir besser usw..

Wenn Du der Meinung bist, Du fühlst Dich mit einer anderen Therapeutin oder Therapeuten jetzt besser, dann mach das.

Wenn Du der Meinung bist, Du willst mit der Therapie jetzt weitermachen, dann sorge dafür, es möglich zu machen. ( Ich weiß, das kann schwierig werden. )

Es geht jetzt um Dich und nicht um Deine Therapeutin, Verständnis darf man sich zwar wünschen von Dir, aber auf keinen Fall erwarten.

Liebe Grüße

Tigerkind
Je weiter sich eine Gesellschaft von der Wahrheit entfernt, desto mehr wird sie jene hassen, die sie aussprechen.

-George Orwell-

Benutzeravatar

münchnerkindl
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 38
Beiträge: 9792

Beitrag Do., 16.02.2012, 10:13

ExtraordinaryGirl hat geschrieben::

Ich sehe das eigentlich ganz pragmatisch. Die Therapeutin hat an sich mit offenen Karten gespielt .
Das hat sie eben nicht gemacht, sie hat es obwohl sie es wusste nicht gleich zu Beginn der Therapie mitgeteilt sondern erst als die Therapie voll im Gang war.

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Prinzi_99
sporadischer Gast
sporadischer Gast
weiblich/female, 29
Beiträge: 14

Beitrag Do., 16.02.2012, 10:21

münchnerkindl hat geschrieben:
ExtraordinaryGirl hat geschrieben::

Ich sehe das eigentlich ganz pragmatisch. Die Therapeutin hat an sich mit offenen Karten gespielt .
Das hat sie eben nicht gemacht, sie hat es obwohl sie es wusste nicht gleich zu Beginn der Therapie mitgeteilt sondern erst als die Therapie voll im Gang war.
Das sehe ich auch so. Sie hat natürlich am Anfang der Therapie nicht gewusst, wie weit die Therapie bis zur Pause fortgeschritten ist - und das ging bei mir ziemlich schnell, das hat sie selbst bemerkt - aber sie hätte einfach offen mit mir sprechen können, dass es Probleme geben kann bei einem abrupten Abbruch. Sie hat da ja mehr Erfahrung als ein Therapieneuling wie ich. So muss ich mich neben diesen Enttäuschungs- und Verlustgefühlen auch noch die ganze Zeit wundern, dass es mir so dreckig geht, weil ich das Gefühl habe, laut ihrer Meinung müsste doch alles okay sein.

Benutzeravatar

münchnerkindl
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 38
Beiträge: 9792

Beitrag Do., 16.02.2012, 10:30

Prinzi_99 hat geschrieben: So muss ich mich neben diesen Enttäuschungs- und Verlustgefühlen auch noch die ganze Zeit wundern, dass es mir so dreckig geht, weil ich das Gefühl habe, laut ihrer Meinung müsste doch alles okay sein.


Also sie bagatellisiert deine real existiernden emotionalen Probleme mit der Sache?

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Prinzi_99
sporadischer Gast
sporadischer Gast
weiblich/female, 29
Beiträge: 14

Beitrag Do., 16.02.2012, 10:33

Tigerkind hat geschrieben:Hi Prinzi, ich würde an Deiner Stelle jetzt gar nicht so viel auf die Meinung von anderen geben oder was sie Dir raten etc. würden, sondern lieber ganz tief in Dich gehen, gucken was Du jetzt brauchst, welches Bedürfniss steht an erster Stelle, womit geht es Dir besser usw..

Tigerkind
Ich habe mich jetzt entschieden in eine Klinik zu gehen. Habe gestern mit meiner Schwester telefoniert, die auch schon Erfahrung damit hat, und gehe heute zur Hausärztin. Hoffentlich nimmt sie mich Ernst
Damals hab ich ja schon eine Dringlichkeitsbescheinigung von ihr für die Krankenkasse bekommen.

Ich merke jetzt auch, dass es mir gesundheitlich ziemlich zusetzt. Hatte auch während der Therapie monatelang Schlafstörungen. Diese Woche hat es wieder angefangen.

Eigentlich hätte ich auch momentan nichts, was mir den Klinikaufenthalt erschweren würde (finanziell würde mich mein Freund unterstützen, Uni fängt erst in 2 Monaten wieder an und in meiner WG fühle ich mich seit Therapiebeginn sowieso schrecklich und wie im Gefängnis). Ich hoffe nur, dass mich die Leute Ernst nehmen. Es gibt so viele abgeklärte Ärzte da draußen, das würde mich gerade jetzt total runterziehen, da ich ungern um Hilfe bitte, nicht mal bei meinen Eltern.

Danke für deine Antwort. Mein Bauch entscheidet jetzt, was kommt.

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Prinzi_99
sporadischer Gast
sporadischer Gast
weiblich/female, 29
Beiträge: 14

Beitrag Do., 16.02.2012, 10:42

münchnerkindl hat geschrieben:
Also sie bagatellisiert deine real existiernden emotionalen Probleme mit der Sache?
Das klingt so nach Therapeutensprache
Meines Erachtens nach hat sie Schuldgefühle und bagatellisiert ihre Pause, ja. Zum Beispiel meinte sie mal: " Eine Pause klappt in der Regel bei den anderen Patienten recht gut." Nur, kann man das doch gar nicht so pauschalisieren, da es doch immer Einzelschicksale sind. Aufgrund dieser Äußerung komm ich mir natürlich vor wie die einzige rebellierende Patientin.

Obwohl sie mal gesagt hat: "An Ihrer Stelle wäre ich auch sauer." hab ich das Gefühl, es gäbe keinen Grund, da sie ja auch Obiges gesagt hat. Sie hat sich selbst widersprüchig geäußert und am Ende wohl eher bagatellisiert, weil sie sich auf das Kind freuen wollte.

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Prinzi_99
sporadischer Gast
sporadischer Gast
weiblich/female, 29
Beiträge: 14

Beitrag Do., 16.02.2012, 10:51

carö hat geschrieben:
ist jetzt sehr blöd gelaufen, aber vielleicht kannst du ihr angebot zu telefonieren doch annehmen und ihr sagen, wie sauer du jetzt mit der ganzen situation bist. vielleicht erleichtert dich das ja.

LG
Das werde ich ihr auch morgen am Telefon. Ich habe ihr auch eine Mail vorab geschickt, dass ich in eine Klinik will und sie gebeten, dass sie mir dabei hilft. Ich bin mal gespannt, ob sie mir zur Seite steht.

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Prinzi_99
sporadischer Gast
sporadischer Gast
weiblich/female, 29
Beiträge: 14

Beitrag Do., 16.02.2012, 11:01

Tellmewhy hat geschrieben:Auf gar keinen Fall solltest du dir selbst kategorisch die Verantwortung für dein Leid geben, aber auch nicht alle Wut gegen die Therapeutin richten. Beides belastet dich und du solltest es dir nicht über einen Zeitraum von mehreren Monaten zumuten. Ich denke, dass du vorhast nach der unveränderlichen Pause trotz deiner Enttäuschung wieder zur Therapie zu gehen.

tellmewhy
Ich habe auch schon gemerkt, dass die Wut gegen meine Therapeutin mich ziemlich mitnimmt und ich sehe es auch so, dass ich das nicht über mehrere Monate aushalten kann. Deshalb will ich ja in eine Klinik. Hoffentlich kriege ich einen Platz.

Benutzeravatar

ExtraordinaryGirl
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 33
Beiträge: 4386

Beitrag Do., 16.02.2012, 12:13

Das spielt nun angesichts deiner Entscheidung, Prinzi, eigentlich keine Rolle mehr, aber sie hat dir nach drei Monaten mitgeteilt, dass sie schwanger ist, oder?

Wer von euch hier weiss denn, dass sie das schon vorher wusste, hmm? Das ist gar nicht so unüblich, dass man eine Schwangerschaft nicht gleich bemerkt.

Wie schon geschrieben, Prinzi, ich verstehe, dass es dir in der Situation schlecht geht. So ginge es mir auch. Aber ich habe grösste Schwierigkeiten damit, wenn man die Verantwortung für die eigenen unangenehmen Gefühle immer gleich auf den Therapeuten/die Therapeutin schiebt.

Ich weiss nicht, ob ich das bei meinem Therapeuten irgendwann schon einmal getan habe ... Hat m. E. auch 'was mit Selbstverantwortung zu tun.
"Charakter zeigt sich in der Krise."

(Helmut Schmidt)

Benutzeravatar

Tigerkind
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 75
Beiträge: 2175

Beitrag Do., 16.02.2012, 12:21

Ich will jetzt gar nicht näher darauf eingehen, wie das nun zwischen Prinzi und ihrer Therapeutin gelaufen ist, Prinzi geht es damit nicht gut und nur darum geht es hier.

Patienten sind nicht in Psychotherapie weil sie so wundervoll selbstverantwortlich sind, sondern weil sie evtl. genau damit Probleme haben, sonst wären sie nämlich vielleicht gar nicht in Therapie.

Liebe Grüße

Tigerkind
Je weiter sich eine Gesellschaft von der Wahrheit entfernt, desto mehr wird sie jene hassen, die sie aussprechen.

-George Orwell-

Benutzeravatar

ExtraordinaryGirl
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 33
Beiträge: 4386

Beitrag Do., 16.02.2012, 12:25

Schon.

Aber Verantwortung für die eigenen Gefühle zu übernehmen - das zu lernen, finde ich sehr wichtig.

Und wenn das jemand nicht tut, darf man das meiner Meinung nach auch sehr wohl 'mal anmerken.

Selbstverantwortung geht ja weit über diesen Bereich heraus.
"Charakter zeigt sich in der Krise."

(Helmut Schmidt)

Werbung

Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag