Ich bin wieder voll drin

Dieser Bereich dient zum Austausch über Entzug, Entwöhnung und Therapie von substanzbezogenen Abhängigkeiten (wie Alkohol, Heroin, Psychedelische Drogen, Kokain, Nikotin, Cannabis, Zucker,..)
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Jugendstil
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Beitrag Sa., 03.03.2012, 14:28

Alk ist doch aber nicht anderes als andere Drogen, oder?

Wie hältst du es denn zwischendurch ohne aus? Wo ist der Unterschied zwischen den Tagen, die du nüchtern bleiben kannst, wenn du weißt, irgendwann trinkst du wieder, und Tagen, an denen du auch nüchtern wärst, wenn du Alk gar nicht mehr einbeziehen würdest?

Drücke ich mich verständlich aus?

Ich meine, nüchtern ist nüchtern, so oder so. Oder ist für dich jeder nüchterne Tag nur erträglich mit der Aussicht, irgendwann wieder trinken zu können?

Ihre seelischen Mängel in den Griff zu bekommen, ist doch vielen Süchtigen schon soweit gelungen, dass sie nicht mehr konsumieren mussten. Wieso schließt du es für dich aus? Das liest sich so schrecklich hoffnungslos.

Jugenstil

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liv
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Beitrag Sa., 03.03.2012, 16:33

Hallo doppler...

ich bin auch "politox". Nachdem ich mit Heroin, Kokain, Tabletten, Methadon, ... aufgehört habe, habe ich auch vermehrt gesoffen. Eine ganz einfache und wohl oft vorkommende Suchtverlagerung. Es tut mir leid, Dir zu sagen, dass es wohl keinen anderen Auweg gibt, als gänzliche Abstinenz von allen Drogen (Alkohol ist ja auch eine Droge ... einfach eine gesellschaftlich anerkannte, aber deswegen nicht minder heimtückische und gefährliche!). Uns "Politoxe" macht ja gerade aus, dass wir enorm gefährdet sind, Suchtverlagerung zu betreiben. Ein hin und her, vor und zurück.

Heute lebe ich soweit suchtmittelfrei (vor zwei Jahren habe ich auch das Zigaretten-Rauchen aufgegeben). Du siehst also es geht; aber es ist halt kein Spaziergang. Ich weiss auch, dass es für mich keinen kontrollierten Konsum von irgendwelchen Bewusstseinsverändernden Drogen geben wird. Ich kann es nicht, weil ich süchtig bin.

Liebe Grüsse, liv

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Wusel-87
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Beitrag So., 04.03.2012, 11:22

@liv Respekt das du sogar das Rauchen aufgehört hast zu schaffen. ich bin zur zeit wieder auf benzos eingestellt da ich von den schei...Drogen weg will aber bin am überlegen jetzt schon runterzudosieren noch ist es glaube noch früh genug aber ohne medis schaffe ich es leider noch nicht.

LG Wusel

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dopplereffekt
sporadischer Gast
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Beitrag Di., 17.04.2012, 15:54

Hi Leute,

erstmal sorry, dass ich auf eure Antworten nichts mehr geschrieben habe. Habe mich auf jeden Fall sehr gefreut, dass ihr was dazu geschrieben habt und den ein oder anderen Denkanstoß habt ihr mir gegeben! Allgemein kann ich meinen Gemütszustand nur schwer in Worte fassen. Es ist ein ständiges auf und ab. In letzter Zeit habe ich es wirklich nicht hinbekommen, mich mit mir selbst auseinanderzusetzen...

Jetzt aber mal ein Versuch. Ich will euch nicht mit meiner ganzen Story öden – im Prinzip gibts da auch nicht wahnsinnig viel zu erzählen. Ich weiß halt nicht wirklich was mit mir anzufangen und irgendwann in der Jugend habe ich einen Weg gefunden, wie mir mein Leben mehr Spaß bereitet. Oder wie es mir überhaupt Freude bereitet.

Ist nicht so, dass ich schon immer ohne Interessen, Hobbys und Träumen gelebt habe. Im Laufe der Zeit sind jene mir aber irgendwie abhanden gekommen. Und jetzt bin ich Ende 20, mache n 9-to-5-Job, der im Prinzip unter meinen Möglichkeiten liegt, aber für mehr hat es nicht gereicht. Meine Freunde von Früher sind langsam aber sicher etabliert und ich dümpeln noch so vor mir hin. Und merke ständig, immer dann wenn ich wieder so ne Phase habe, in der ich mir denke, dass ich mich nicht berauschen sollte, wie wenig ich doch mit meinen Mitmenschen gemeinsam habe. Vielleicht sind mir ein paar Sicherungen durchgebrannt, schwer zu sagen. Ich habe ein ziemlich schiefes Glücks- und Zufriedenheitsbewusstsein. Ich spüre fast gar nichts, abgesehen von einer erbitterten Niedergeschlagenheit über den Lauf der Dinge. Die Depression ist doch der rationalste Zustand in dem man sich befinden kann oder? Lässt man alle Verdrängungselemente weg, kann man sich nur ihr wiederfinden?

Ich fühle mich wie in Watte gepackt, das Leben geschieht da draußen. Aber ich habe damit nicht viel zu tun. Vielleicht müsste ich dauerhaft auf ein vernünftiges AD eingestellt werden, ich weiß es nicht. Solange ich zurückdenken kann, empfinde ich so und das war schon bevor ich mit meiner Selbstmedikation angefangen habe. Aber da bräuchte man dann auch erstmal den Antrieb sich professionell helfen zu lassen. Und die Erkenntnis, dass dies möglicherweise erforderlich wäre, wächst in meinem Kopf auch mittlerweile schon längere Zeit. Vielleicht ist mein Posting ja der 1. Schritt. Ich habe schon eine grobe Vorstellung wie mein Leben in den nächsten Jahren verlaufen soll. Aber ich habe Angst davor, dass sich bei mir nicht das Gefühl einfindet, dass alles richtig ist und dass diese große Leere bestehen bleibt.

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Jugendstil
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Beitrag Di., 17.04.2012, 18:40

Ich weiß halt nicht wirklich was mit mir anzufangen und irgendwann in der Jugend habe ich einen Weg gefunden, wie mir mein Leben mehr Spaß bereitet. Oder wie es mir überhaupt Freude bereitet.
Wirklich? Hast Du das?
Es klingt hier aber ganz anders:
Interessen, Hobbys und Träume......Im Laufe der Zeit sind jene mir abhanden gekommen. Und jetzt bin ich Ende 20....... ich dümpeln noch so vor mir hin......Ich spüre fast gar nichts, abgesehen von einer erbitterten Niedergeschlagenheit über den Lauf der Dinge.
Und hier?
Die Depression ist doch der rationalste Zustand in dem man sich befinden kann oder? Lässt man alle Verdrängungselemente weg, kann man sich nur ihr wiederfinden?
Nein. Das natürlichste Empfinden ist, dass man gern lebt, ohne Betäubungsmittel. Das muss auch in dir irgendwo vorhanden sein.
Ich fühle mich wie in Watte gepackt
Ja, das ist ja auch so. Drogen bzw. Alkohol packen dich in Watte.

Nur du kannst es ändern, mit Hilfe von außen. Aktiv werden musst du selbst. Aber auch wenn es ein langer Weg ist, schon viele haben ihn geschafft. Raff dich auf. Es kann sich wirklich lohnen.

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maybe
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Beitrag Di., 17.04.2012, 20:05

dopplereffekt hat geschrieben:Die Depression ist doch der rationalste Zustand in dem man sich befinden kann oder?
Die Ansicht kommt mir sehr vertraut vor… Irgendwie sah ich es auch lange so. Ich frag mich, wieso ich es jetzt nicht mehr so sehe…

Was heißt schon rational…

Ich versuch’s mal so: Jeder Mensch hat das Bedürfnis, in seinem Leben irgendwie froh zu sein, glücklich oder jedenfalls nicht unglücklich und nicht depressiv. Und geht man davon aus, dass die Vernunft (ratio) für das eigene Leben nützlich ist, sollte sie einem doch dabei helfen, diesen frohen nicht-depressiven Zustand zu erreichen.

Ich glaube, du meinst gar nicht so die Vernunft, sondern eher so was wie Realitätssinn oder realistische Betrachtungsweise. Du meinst, wenn man das Leben realistisch betrachtet, kann man nur depressiv sein? Aber über Realität kann man natürlich streiten… und darin liegt m.E. der Knackpunkt.

Es ist nämlich alles eine Frage deiner Bewertung (der "Realität"). Depression heißt, alles negativ bewerten bzw. nur die Dinge zu sehen, die man negativ bewertet. Rational betrachtet gibt es aber eigentlich keinen Grund für diese negativen Bewertungen (außer man sieht sich fatalistisch als hilfloses Opfer seiner vergangen Prägungen). Rein von der Vernunft her betrachtet, hast du die Möglichkeit, die Dinge positiver zu bewerten und dich weniger um die Dinge zu scheren, die du dennoch negativ bewertest.

Der Mensch ist aber bekanntlich kein rein rationales Wesen, sondern es kommen Gefühle und Triebe hinzu. Und die machen m.E. die Depression, nicht die Vernunft. Ich denk, die Vernunft ist eher das, was einem hilft, sich gegen die Depression wehren zu können. (nicht nur durch "positives Denken", sondern vor allem indem man die Disziplin für eine gewisse Lebensgestaltung aufbringt).

….Weiß nicht, ob dir das jetzt irgendwie nützt, was ich versucht hab, zu erklären.
Wollt auch einfach nur mal erklären, wie ich das sehe mit Depression und Rationalität.

lg
maybe

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dopplereffekt
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Beitrag Mi., 18.04.2012, 19:56

Vielleicht sollten wir uns erst einmal vom negativen Begriff der Depression entfernen. Versuchen wir es doch lieber mit der neutraleren Variante, dem 'natürlichen Grundbewusstsein'. Darunter verstehe ich, dass ein Mensch einen Bezug zwischen seinem eigenen Ich und der Umgebung herstellen kann. Das macht uns Menschen aus. Im Gegensatz zu Tieren haben wir die Möglichkeit zu reflektieren und können unser eigenes Handeln und Dasein hinterfragen und in Bezug zu unserer Umwelt setzen. Das ist für mich ein Ur-Zustand, welcher eintritt, sobald alle Verdrängungselemente verschwunden sind. Das Leben ist voll von Verdrängungselementen – nicht wenige nennen diese Elemente das Leben.

Ich werfe einen Blick in meinen Bekanntenkreis und wähle die Person, der ich eine gefestigte Identität und Charakter attestieren würde. Diese Person ist durch Familie, Arbeit und sonstigen Aktivitäten so eingespannt, dass anstelle seines 'Grundbewusstseins' ein menschliches Konstrukt gewachsen ist, welches als 'Leben' bezeichnet wird. Eine Störung dieses Gefüge aus Verdrängungselementen, beispielsweise durch den plötzlichen Tod einer geliebt-empfundenen Person (oder meinetwegen auch ein weniger dramatisches Ereignis wie z.B. Arbeitsplatzverlust oder körperliche Verletzung) würde diese Person allerdings ins 'Grundempfinden' zurückversetzen. Das sind die Ereignisse, die einen ‘Reset’ in der heutigen Zeit hervorbringen. Alternativ könnte man diesen Menschen allerdings auch aus seiner gewohnten Umgebung holen und alleine in ein verlassenes Bergdorf sperren, ausgestattet nur mit den elementarsten Notwendigkeiten. Im letzteren Fall könnte man nicht argumentieren, dass dieser Mensch durch negative Ereignisse vorbelastet ist.

Diese Person würde nun in seiner Einsamkeit und Purismus zu der Erkenntnis kommen, dass sein Leben einzig dadurch erstrebenswert wird, in dem er sich ständig von der Banalität seiner Existenz ablenkt.

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Jugendstil
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Beitrag Mi., 18.04.2012, 22:25

Diese Person würde nun in seiner Einsamkeit und Purismus zu der Erkenntnis kommen, dass sein Leben einzig dadurch erstrebenswert wird, in dem er sich ständig von der Banalität seiner Existenz ablenkt.
Nur was nützen dir diese tiefsinnigen Betrachtungen? Die Banalität der Existenz - ja und? Jemand der sich im Fluss des Lebens befindet, hat weder Zeit noch Interesse, sich mit derartigen melancholischen Gedankenkonstrukten zu befassen. Und er ist zufrieden. Vielleicht sogar glücklich.

Leben ist so viel besser als darüber nachzusinnen, wieso das Leben doof ist.

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maybe
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Beitrag Sa., 21.04.2012, 14:48

@dopplereffekt

Dein post gibt mir zu denken… weil du im Prinzip verdammt Recht hast, mit dem was du schreibst. Es hat gedauert bis ich kapiert hab, was du meinst (was wohl an meiner eigenen Verdrängung liegt…). Es ist diese Schein-Welt, in der wir leben. In der wir unkritisch und unreflektiert unsren Pseudo-Erfüllungen frönen und dabei völlig aus dem Blick verlieren, dass wir das, was wir wirklich suchen, schon längst aufgegeben haben.
Es ist alles voller Selbstbetrug, Schein-Zufriedenheit, Schein-Sicherheit, Schein-Erfülltsein, usw.

Mir fiel dann gestern irgendwann ein, was ich früher mal (mit 19), kurz bevor mein Dauerkiffen anfing, dachte und mir aufschrieb: "Eigentlich lauf ich die ganze Zeit gedopt durch die Gegend – wenn ich bedenk, was ich alles nicht wahrnehme, was mir nicht bewusst ist. Ist es dann nicht egal, wenn ich immer zu bin?"

Und ich weiß noch, was ich ein paar Jahre später zu diesem "Drogen sind verlogen" Slogan dachte: Ja Drogen sind verlogen, aber diese ganze Welt, dieses ganze Leben ist verlogen und dann ist es auch egal, bei welcher Lüge ich mitmach.

Ich bin jetzt seit 8 ½ Monaten abstinent. Bis auf 2 kleine Ausrutscher. Während dem ersten Ausrutscher (nach 2 Wochen Abstinenz) schrieb ich folgendes in mein Tagebuch: "Man lebt halt in diesem dummen kranken Film. Von dem man tief in sich merkt, wie verkehrt und falsch er ist. Und in dem man als Druffi Probleme hat, ihn sich schön zu reden, wenn man abstinent lebt/ leben will. Ignorant muss man sein. Verlogen und ignorant ist die Art zu leben. … Der dumme kranke Film… With lots of money and things." – Also mit "dummem krankem Film" mein ich wohl genau das, was du mit "menschliches Konstrukt, welches als 'Leben' bezeichnet wird" und "Gefüge aus Verdrängungselementen" meinst.

Also ich bin sozusagen etwas verwirrt, seit mir die Aussage deines post klar wurd und damit diese alten Erinnerungen (s.o.) bei mir wach wurden. Aber langsam krieg ich's doch irgendwie eingeordnet…

Ja, ich verdräng es im Prinzip, dass wir alle dieses Leben in dieser "falschen Welt" leben. Und ich denk, ich tu das, weil ich sonst verrückt werden würd bzw. wieder zu kiffen anfangen würd. Ich seh es für mich aber so: Es ist den (meisten) Menschen einfach nicht möglich, immer und grundsätzlich ein "echtes Leben" (was du wohl mit dem "Ur-Zustand" meinst) zu leben. Es ist ein erstrebenswertes Ziel und wer weiß, vielleicht wird das irgendwann mal erreicht. Aber ich find’s für mich momentan sinnvoll, die Welt und mich bis zu einem gewissen Grad so zu nehmen wie wir sind. Und nach meinen Möglichkeiten und nach meinen Bedürfnissen das beste draus zu machen.

Trotzdem bin ich echt froh um diese Wachrüttelung durch deinen post (ernsthaft). Weil mir jetzt irgendwie klar wurd, dass es nicht gut ist, dieses falsche-Welt-Problem völlig aus den Augen zu verlieren. Mir wurd klar, dass wohl viele Probleme in meinem Leben, so wie ich es jetzt führe, damit zusammen hängen. Das genauer zu erklären, würd jetzt zu weit führen. Aber jedenfalls fiel mir das Lied "Ich will ich sein" von Ton Steine Scherben wieder ein. Und wie wichtig das für mich ist.

lg
maybe

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Ragneda
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Beitrag Sa., 21.04.2012, 16:02

dopplereffekt hat geschrieben:Vielleicht sollten wir uns erst einmal vom negativen Begriff der Depression entfernen.
Nur dazu kurz was anmerkend....: es gibt keine Depressiven, vor kurzem, gab es sie noch nicht, jeder ist Individuell. Auch die Depressivität (wie es heute definiert wird), so wie Substanzabhängigheit. Einer sagt: Leben ohne Alk ist möglich! und boxt sich stolzüberschüttelt in die eingefallene Hühnerbrust
Als ob alle Krankheiten, Abhänigkeiten und die Heilmittel für alle gleich geeignet und wirkungsvoll wären. Aber man möchte sich natürlich selber auf die Schulter klopfen, und das möglichst viel Menschen dies mitbekommen (wie, ihr habts nicht gehört, ich habs geschafft, es geht, ihr nicht?? Puhh! schwächlinge, bah!") und wenn keiner einem auf die Schulter klopft, oder schon lange nicht gemacht hat, weil man es schon anstrengend findet, immer wieder die gleichen faden Geschichten über sich ergehen zu lassen, dann steigt man in ein Forum ein und reibt es jedem unter die Nase ein, ohne die Umstände zu berücksichtigen. Und die Umstände sind eben SEHR wichtig bei so einer Sucht.
http://liebesforum.forumieren.de/

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maybe
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Beitrag Sa., 21.04.2012, 17:59

@Ragneda

Es gibt aber (ziemlich viele) Menschen mit gewissen Symptomen, die sich ähneln. Die Symptome, die ich meine, kannst du unter dem Stichwort Depression im Lexikon oder auf Wikipedia nachlesen. Man hat für diese Symptome halt irgendwann den Begriff Depression eingeführt. Ob Depression eher eine neuzeitliche Erscheinung ist, weiß ich nicht. Den Begriff Melancholie gibt’s jedenfalls schon lang und ich denk, dass dauerhafte schwere Melancholie schon in früheren Zeiten als Problem bei manchen Menschen existierte. Vielleicht hat das Problem in jüngerer Zeit aber auch einfach zugenommen oder man achtet mehr drauf; ich weiß es nicht.

Und klar ist Substanzabhängigkeit individuell. Jede paranoide Schizophrenie, jede Grippe und jeder Lungenkrebs ist individuell. Aber neben dieser individuellen Seite einer Krankheit gibt’s auch immer die Aspekte einer Krankheit, die bei allen Betroffenen gleich sind. Und das selbe gilt entsprechend auch für die Heilmethoden für diese Krankheiten.

Ich hab deinen Entzug-userblog nur überflogen. Und ich weiß jetzt nicht genau, aber du siehst es für dich schon ein, dass du suchtkrank bist, oder?
Ragneda hat geschrieben: Und die Umstände sind eben SEHR wichtig bei so einer Sucht.
Solange du diese Umstände als Grund für deinen weiteren Suchtmittel-Konsum siehst, hast du etwas grundlegendes in Bezug auf Suchterkrankung jedenfalls noch nicht verstanden: Süchtige finden immer Umstände, die einen Grund liefern, weiterhin zu konsumieren. Die Umstände geben dir einen Anlass zum Konsumieren, ja. Aber der eigentliche Grund, warum du weiter konsumierst, obwohl du weißt, dass es dir eigentlich schadet, ist deine Suchterkrankung!!

Es gibt sicher noch jede Menge andere Menschen, die ähnlich große und auch (viel) größere Probleme mit sich rumschleppen als du. Von denen konsumiert aber nur ein Bruchteil berauschende Substanzen. Warum? Weil sie im Gegensatz zu dir nicht suchtkrank sind. Weißt du, was ich meine? Wären die Umstände bzw. die persl. Probleme der Grund für den Konsum, müssten all diese Leute zu Trinkern o.ä. werden.

Ich befass mich jetzt schon seit einigen Jahre mit meinem Suchtproblem (kiffen). Hab Therapie und Selbsthilfegruppen hinter mir bzw. bin noch dabei. Und ich denk, so einiges hab ich mittlerweile echt dabei gelernt. Z.B. dieses "Die Umstände sind dran schuld, dass ich nicht aufhören kann" ist ziemlich typisch, wenn jemand sich innerlich noch all zu sehr sträubt, sein Suchtmittel hinter sich zu lassen. Und ja, was auch typisch ist: Leute, die es geschafft haben, eine zeitlang ein abstinentes Leben zu führen, kommen oft ziemlich überheblich und besserwisserisch rüber, wenn sie einem konsumierenden Süchtigen was erklären wollen

lg
maybe

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