Psychische Obsoleszenz

Was Sie in Bezug auf Ihre eigene Zukunft, oder auch die gegenwärtige Entwicklung der Gesellschaft beschäftigt oder nachdenklich macht.
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Phönixia
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Beitrag Do., 26.01.2012, 13:03

sofa-Held hat geschrieben: Kein System war bislang so leistungsfähig wie der Kapitalismus, was die Produktion von Nahrungsmitteln, Gesundheitssysteme, etc. betrifft.
Der Kapitalismus produziert Nahrungsmittel, Gesundheitssysteme....??
Der Kapitalismus produziert keine Güter. Die Güterproduktion basiert auf der technischen Industriealisierung. Die Verteilung dieser Güter basiert auf einem Wirtschaftsystem.
Das kapitalistische ist keineswegs ein gerechtes und gutes Verteilungssystem für die Menschheit, für die gesamte Menschheit. Einige wenige besitzen sehr viel, die meisten besitzen sehr wenig.
Das ist das Ergenis dieses Unrechtssystems.

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Passat
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Beitrag Do., 26.01.2012, 13:49

Themis hat geschrieben:Mir war klar, dass letzten Endes die Diskussion in Schwarz-Weiß ausarten würde, selbstbewusste Ökos gegen degenerierte, armselige Kapitalisten mit Kompensationsbedarf.
Da sagst du was.
Das Thema ist sehr komplex und Polarisierungen sind vorprogrammiert. Vielleicht hätte ich den Thread ganz allgemein "Kapitalismus und seine Auswirkungen" nennen sollen. Die "psychische Obsoleszenz" ist ja bloß ein Aspekt dieses ganzen kapitalistischen Systems. Mal sehen - hier ist alles erlaubt, weil im Grunde alles uns Bekannte vom Kapitalismus durchdrungen ist.


@Phönixia
Es geht um die knappen Ressourcen und deren Verteilung.
Ich glaube nicht, dass es dem Kapitalismus noch um diese einfache Form des Wirtschaftens geht. Der Homo Oeconomicus ist an sich kein gieriger Mensch. Kein einzelner Mensch will mehr haben als er braucht. Aber die Systeme, die sich um den Kapitalismus ranken bzw. daraus entstehen (oder ihn erst möglich machen) sind gierig. Das ist dieses ominöse Selbstläufer-Ding; ein System, das Menschen durch Organisation geschaffen haben, es aber in seinem scheinbar autarken Wirkmechanismus nicht mehr aufzuhalten ist.

@schmetterling
Ich würde das Fernsehen nicht so verteufeln.
Viele Menschen sitzen zwar heutzutage von morgens bis abends vor der Kiste, meistens bleiben die dann beim sog. "Unterschichtenfernsehen". Das sind wohl die, die sonst keine Interessen (oder ein Leben) haben.
Aber die "seriösen" Sender bieten schon echte Perlen für anspruchsvollere Leute. Da zahle ich sogar gerne meinen GEZ-Beitrag. Allerdings: So wie es jetzt geplant ist mit der Gebühr - damit bin ich auch nicht einverstanden.

@sofa
du würdest dich wundern, was für ein innerer Reichtum ohne Fernsehen entsteht.
Das reizt mich irgendwie. Diesen Versuch würde ich vielleicht gerne einmal machen, obwohl es mir verdammt schwer fallen würde: Was bleibt (oder was ergibt sich), wenn ein Teil dieser ganzen Reizüberflutung für eine Weile wegfiele? Wenn wir wieder mehr uns selbst zugewandt wären und nicht mehr den unzähligen (identitätsstiftenden) Figuren im TV?
Zwar fühle ich mich durch meine Art fernzusehen nicht unbedingt reizüberflutet, da ich diese ganzen Container-, Dschungel-, "Reality-TV-Sendungen eh nicht gucke und auch bei Werbung wegschalte. Ich beschränke mich da eigentlich auf anspruchsvolle Filme, Reportagen, Dokus.
Dennoch wäre eine Zeitlang ganz ohne mal interessant.
"Alles entsteht durch den Konflikt" (Heraklit)

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Phönixia
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Beitrag Do., 26.01.2012, 14:04

@Passat,
das Menschen durch Organisation geschaffen haben, es aber in seinem scheinbar autarken Wirkmechanismus nicht mehr aufzuhalten ist.
Das Werkzeug hat die Macht übernommen
Das ist eines der häufigsten Entschuldigungen: dass wir so weite machen müssen, weil wir keine Einfluss nehmen können. Natürlich kann der Mensch noch Einfluss nehmen, auf sein eigenes System. Er will es nur nicht. Einige Menschen wollen es nicht, und dass sind die, die davon profitieren.

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schmetterling.1983
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Beitrag Do., 26.01.2012, 14:56

Passat hat geschrieben:@schmetterling
Ich würde das Fernsehen nicht so verteufeln.
Viele Menschen sitzen zwar heutzutage von morgens bis abends vor der Kiste, meistens bleiben die dann beim sog. "Unterschichtenfernsehen". Das sind wohl die, die sonst keine Interessen (oder ein Leben) haben.
Aber die "seriösen" Sender bieten schon echte Perlen für anspruchsvollere Leute. Da zahle ich sogar gerne meinen GEZ-Beitrag. Allerdings: So wie es jetzt geplant ist mit der Gebühr - damit bin ich auch nicht einverstanden.
verteufelt hab ich es ja auch nicht und meinte bei den meisten Sendern, einzelne die ich wirklich gut finde, auf die verzichte ich eben. Ich bin mir auch nicht so sicher ob es was mit anspruchsvoll zu tun hat, manchmal mag ich auch gern wirklich dusseliges Zeug sehen . Doch bei dem was die Mehrheit ausstrahlt komme ich mir beim ansehen wie ein dressiertes Tier vor was sein Leckerlie bekommt und bei Laune gehalten werden soll.
Stimmt, für Radio zahle ich auch gern.
Schön ist eigentlich alles, wenn man es mit Liebe betrachtet.
Christian Morgenstern

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Passat
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Beitrag Do., 26.01.2012, 15:07

@Phönixia
Ich bin mir da ehrlich gesagt nicht so sicher. Man weiß eben darum, wenn man hier und dort etwas abändert, bricht anderswo alles zusammen. Beispiel: Vielleicht hast du diese ganzen Konzernchecks in der ARD gesehen. Den Menschen am Ende der ganzen Kapitalismuskette geht es schlecht, aber sie können überleben. Würde man die Produktion z. B. wieder verstärkt nach Europa verlagern, bräche in Asien/Südostasien alles zusammen. Würde man den Afrikanern nicht mehr unseren Elektromüll geben, bräche dort fast die ganze Wirtschaft zusammen.

Wo soll man also anfangen? Man ist sich ja einig, es kann so nicht weitergehen; da sind sich sogar die "Großen" einig, die von diesem System profitieren. Aber keiner weiß wirklich wie. Eine Veränderung kann auch unter keinen Umständen radikal sein.
Wahrscheinlich muß doch erst alles zusammenbrechen.

@schmetterling
Wir sind Menschen. Wir sind dressierte Tiere. Und diese Dressur brauchen wir auch. Fragt sich nur welcher Art.
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Rezna
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Beitrag Do., 26.01.2012, 19:27

Wenn ich meinem Nihilismus, oder der Misanthopie fröhnen darf, so könnte ich sagen: Was gehts uns an? Die paar Jahre die wir noch leben, geht sich das alles eh aus. Uns kann es völlig egal sein, ob die Welt wie wir sie kennen in 100 Jahren noch steht. Uns ist vielfach schon egal, wie die Welt in 20 Jahren, oder in zwei Jahren aus schaut. Der Beweis ist erbracht. Von Umweltzerstörung und Ressourcenvernichtung weiß man seit einer Ewigkeit, und die Versuche dem Einhalt zu gebieten sind eher politisches Kalkül, als die Reaktion auf ein realistisch erwartbares Szenario. In der Wirtschaft zählen, wenns hoch kommt, die nächsten vier Jahre. Keine Firma heute hat Pläne, was sie in zwanzig Jahren werden und machen möchte... und keinen in diesen Firmen interessiert es, hauptsache der Lohn wird monatlich ausgezahlt... selbst durch Firmenpolitik in fünf Jahren drohende Arbeitslosigkeit wird nicht wahr genommen.
Insofern halte ich das ganze "Wo gehen wir bloß hin" Gequatsche für eine unterhaltende Diskussion die das Ego puscht, weil man einerseits ja ein "Guter" ist, andererseits "was wichtiges weiss/bedenkt" und letztendlich sich der Illusion von Kontrolle hingibt. Rede ich "über die Welt" oder "über die Zukunft" oder "über den Kapitalismus" dann kann daraus eine Perspektive entstehen, die uns das Gefühl gibt, es zu überschauen, gewissermaßen "in Griff" zu haben. Haben wir aber nicht. Wissen wir aber nicht. Und interessiert uns in WAHRHEIT auch nicht. Ich glaube niemandem, der behauptet, es würde ihn aktuell ernsthaft interessieren, was nach seinem Tod ist. Ich glaube auch nicht, dass die alten Griechen interessiert hat, wie es uns heute geht und ob wir überhaupt noch leben.
Es ist Theoriefanatismus. Dem ich aber auch selber gerne unterliege, das gebe ich zu. Systemkritik ist ja wirklich geil, man kann sich dabei auch schon abreagieren, mal abgesehen, dass man dabei ja durchaus die Wahrheit formuliert. Aber ja, es ist eben Unterhaltung und Egospielchen. Mehr kann es auch kaum sein - zumindest - wenn man nicht bereit ist, dafür selber zu sterben. Selbst in Österreich muss ein Mensch der Taten setzt um eine "bessere" Zukunft zu gestalten bereit sein, Repressionen, Haft, Demütigung... zu ertragen, und dennoch weitermachen, bis er stirbt oder aufgibt. Der Rest ist eitel gequatsche, Freizeitbeschäftigung, ein Hobby. Wie bei mir. Sicher, wenn ich keine Tiere esse, sterben einige weniger, theoretisch (praktisch werden sie eben dann weg geschmissen). Ich mags halt nicht, Tiere zu töten, ich streichle sie lieber. Ich kann aber nicht davon ausgehen, dass sich deswegen die Welt verändert, oder ich sie verändere. Ich war mal in diesem Glauben, vegan und konnte nicht fassen, dass Menschen Tiere so industriell für Luxus ausbeuten, in einer Welt (hier bei uns) in der es genug alternativen gibt, die Qual und die Tötung von Tieren also NICHT überlebensnotwendig sondern wirtschaftliches Kalkül sind. Aber ernstlich naiv, zu glauben, man könne die Menschen dazu bringen. Will man möglichst viele Feinde, am besten auch unter Freunden und Famile, thematisiert man mal kurz die Utopie eines Lebens ohne Tierausbeutung. Spätestens dann wird einem klar: Wir brauchen keine Polizei, keine Großkapitalisten und so weiter, das Regulativ, der Soldat lebt wie der normale Mensch unter normalen menschen und reguliert subversive Stömungen. Der Mensch als soziales Wesen ist auf soziale Akzeptanz angewiesen. Der größte Druck den man Menschen machen kann, neben Androhung von Gewalt, Folter... ist soziale Ächtung. Verliert ein Mensch durch seine Ansichten sein soziales Umfeld, hat er die Möglichkeit, sich wieder zu "bessern" und sich alter Normen anzupassen, um eben nicht unterzugehen, oder aber, er finden gleichgesinnte, die allerdings auch als Gruppe "Aussätzige" sind die man sehr schnell an den Rand der gesellschaftlichen Akzeptanz bringen kann. So friedlich kann eine Gruppe gar nicht sein, stelle man ihnen bei jeder öffentlichen Erscheinung einige schwer ausgerüstete Polizisten mitsamt Fahrzeug daneben, und formuliere zu jeder Erwähnung derselben Worte wie "militant" oder "radikal" hinzu, und spreche bei jedem Handgriff von "terroristischer Aktivität" ist die Gruppe an sich gesellschaftlich geächtet, und jeder der mit deren Gedanken sympatisiert.
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Rezna
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Beitrag Do., 26.01.2012, 19:31

Auf einmal sind Tierrechtler, Anarchisten, Väterrechtler, Umweltschützer, Menschenrechtler,.... und so weiter negativ behaftet, sie werden aktuell überall auf der Welt politisch verfolgt, während sich die Politik diese Themen auf die Fahne schreibt - was nichts weiter bedeutet als: "Reden wir mal drüber, stimmen wir ab, zeigen wir damit Willen... tun aber nichts, denn wo kämen wir da hin." Auch Machthaber sterben einmal und interessieren sich nicht dafür, was nach ihrem Tod passiert. Wie alle Menschen (und auch die Ideologie so ziemlich jeder spirituellen Richtung) suchen sie das JETZT, wollen im JETZT leben und sich auf das JETZT focussieren. Daher braucht man das neue APP JETZT und nicht erst 2014, vermutlich ist es dann auch schon veraltet.

Es wäre wichtiger, sich der Tatsache zu stellen, dass wir unaufhaltsam in eine Richtung laufen, und eben anzulaufen. Wenns nicht mehr geht, dann machen wir eh gezwungenermaßen etwas. So wie wir auch im Privaten nur unter Zwang Änderungen druchführen. Ebenso wie kaum einer aus dem Nichts mit gutem Willen eine grundsätzliche Lebensänderung herbeiführt, wird das die Welt in ihren Strukturen tun. Warum auch? Wozu? Was genau wäre JETZT der verdienst? Und NUR das ködert die Leute. Warum soll ein Betrieb HEUTE auf Milliarden verzichten, nur damit in 200 Jahren die Leute immer noch frei durchatmen können? Heute verzichtet doch auch keiner auf seinen Lohn, damit der Betrieb in dem man arbeitet auch noch in 50 Jahren bestehen kann, Jahrzehnte über die eigene Anstellung hinaus.

Um nichts anders gehts also: Was wollen wir heute? Ich lebe nicht wie ich lebe, um die Welt nach mir zu erhalten, weil mir genau diese nämlich egal ist (mittlerweile). Aber MIR tut es nicht gut, mich mit TV und Co zu umgeben, und MIR bringt manches Zeug nichts. Fertig. ICH habe nichts davon, dass ANDERE meine Materialanhäufung für eine Aufmerksamkeisspanne von sechs Sekunden beeindruckend finden. Ich will kein Auto haben. Nicht wegen Umweltgedanken, sondern weil ich für die Kosten, die Versicherung und den Sprit nicht arbeiten will, und weil meine sozialen Ängste der Zusammenarbeit mit Werkstätten im Weg stehen. Stress den ich schlichtweg nicht möchte. Ich verweigere Kleidungsneukauf nicht, weil mir die Inderkinder so leid tun, sondern weil es mich nervt, Kleidung zu probieren. Ich mag nicht nackig rumlaufen, das wars. Was ich anhabe soll bequem sein. Das herumhampeln, aussuchen, probieren ist für mich quälende Zeitverschwendung, und wenn ich nicht unbedingt muss, lasse ich es lieber.

Ich versuche, mich der Manipulationsmöglichkeiten zu entziehen (einfach nur weils nervt) und komm aber auch nicht auf die Idee, dass MICH irgend jemand oder etwas zu einem Kauf von TV oder Auto oder Smartphone zwingen kann. Wenn ich mir einen geilen Rechner zulege, dann zwingt mich alleine meine Anforderung dazu, die ich mir aussuche, weil sich aufwendige Renderarbeit eben mit einem Tschuckerlbürolaptop nicht ausgehen. Ein Pad irgendwelcher Art interessiert mich deshalb nicht, weil ich mein Zeug darauf nicht machen kann. Könnte ich es, wärs interessant für mich.

Wir leben in der Welt wie sie ist, und haben all diese Errungenschaften die wir so genießen, weil es unseren Vorgängern egal war, wie es uns (mental, gesundheitlich) geht. Wann immer Menschen für eine bessere Zukunft kämpfen, kämpften sie IMMER um eine bessere Gegenwart, die Zukunft war ihnen in Wahrheit egal.
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sofa-held
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Beitrag Do., 26.01.2012, 22:40

schmetterling.1983 hat geschrieben:Doch bei dem was die Mehrheit ausstrahlt komme ich mir beim ansehen wie ein dressiertes Tier vor was sein Leckerlie bekommt und bei Laune gehalten werden soll.
interessant. Das meiste ist auch so gestaltet, dass man es gerne sieht, dass es einfach zu konsumieren ist. Bis auf die harten Dokus über Obsoloszenz

Der Kampf um die Quote geht eben auf Kosten der Qualität.

Was mich mindestens so sehr stört wie das Leckerlie-TV ist das dauernde Verkaufen von irgendetwas. Fast jeder, der im TV auftritt möchte dir irgendetwas verkaufen, ansonsten geht er ja gar nicht rein. Sehr oft ist das sehr unauffällig.

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Passat
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Beitrag So., 29.01.2012, 16:59

Arta hat geschrieben:Ich glaube auch nicht, dass die alten Griechen interessiert hat, wie es uns heute geht und ob wir überhaupt noch leben.
Die haben doch noch Geschichte für die Ewigkeit des Menschengeschlechts geschrieben.
Oder die alten Römer: "Stolz und siegreich waren die alten Römer! Und was wurde aus ihnen? Italiener..."
Man sieht also: Jede Hochkultur erreicht irgendwann eine absolut dekadente Obergrenze. Und dann war es das wieder.
Was haben "wir" heute schon noch (im Gegensatz zu den alten Griechen), dass man von Hochkultur sprechen könnte? All die tollen (toten) Sachen, die uns das Leben leichter machen (sollen)? Technischer Fortschritt? Materialismus? Das soll des Menschengeschlechts Zukunft sein? Die totale Abhängigkeit von Dinglichkeiten?
Arta hat geschrieben: Wenn ich meinem Nihilismus, oder der Misanthopie fröhnen darf, so könnte ich sagen: Was gehts uns an?
Mir ist dieser wundervolle Planet jedenfalls nicht egal.
Arta hat geschrieben: Insofern halte ich das ganze "Wo gehen wir bloß hin" Gequatsche für eine unterhaltende Diskussion die das Ego puscht, weil man einerseits ja ein "Guter" ist, andererseits "was wichtiges weiss/bedenkt"
Was wissen wir schon? Was bedenken wir schon? Wie "gut" sind wir schon?
Aber es stimmt wohl: Mit solch einem Gequatsche ist weder einem selbst noch der Welt geholfen. Und so sind wir wohl dazu verdammt, mit unserem "Nihilismus" in Unfrieden mit uns selbst und der Welt zu leben - zumindest bis zum Ende unserer Tage...
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Rezna
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Beitrag Fr., 03.02.2012, 22:15

Passat hat geschrieben:Mir ist dieser wundervolle Planet jedenfalls nicht egal.
Und das bedeutet konkret?

Der Planet wird, solange kein Unglück aus dem All auf uns donnert, eh bestehen bleiben. Auch die Natur, das Wasser und Tiere werden bleiben. Verändert wohl, wie sich schon immer alles auf der Welt verändert hat, und heute etwa auch keine Mammuts mehr leben, oder Dinos, aber es wird immer was leben - und wenn nicht - der Planet bleibt. Für die Menschen wie es sie heute gibt, in dieser noch recht idyllischen Umwelt, wird es eben eng werden. Wenn wir die Meere verseuchen, dann entstehen eben aus diesen Stoffen neue Lebewesen. Wenn wir essbare Tiere ungenießbar machen, haben wir eben pech gehabt. Wenn wir das Wasser, die Pflanzen, die Luft ungenießbar machen, haben wir Pech gehabt. Aber in all dieser veränderten Umwelt entstehen neue Tierarten, Mutanten, für die das wiederum ein Paradies ist.

Hab mir diese Sendung nun auch gegeben. Da war nichts Neues für mich dabei. Hab vielleicht da auch noch einiges von meinem Opa mit bekommen, der bis zuletzt Socken gestopft hat, und nicht verstand warum er neue kaufen soll. Der Plastiksäcke behandelt hat wie jede andere Tasche, mit bedacht und umsichtig, um sie oft verwenden zu können. Als er vor einigen Jahren starb war er über 100, wuchs also noch vor diesem Konsumhype auf. Es ging ihm bei all dem auch nicht um Sparsamkeit in erster Linie, der Begriff kam so gesehen ja auch erst eher spät auf, als man überhaupt soviel hatte, es sparen zu können. Es war nur schlichtweg keine Notwendigkeit, er sah keinen Sinn darin, Dinge wegzuwerfen. Ich vermute, vom Feeling wäre es so, als würden wir ein Smartphone kaufen, nur um eine einzige SMS zu tippen... und es wegzuwerfen obwohl es doch noch "gut" in Form von "voll funktionstüchtig" ist. So sah er das eben mit all diesen Dingen... Behältnisse aller art, die bei uns nach dem Auspacken in den Müll kommen. Er verbaute das zum Teil in Werkzeuge, Möbel oder machte Puppenhäuser daraus. Für ihn war das kein Müll sondern Rohstoff. Dabei hat er nicht an die Umwelt gedacht, oder die Zukunft des Planeten oder sowas. Sondern ganz nah bei sich, bei der Sache, praktisch und logisch. Da gings nicht um "die Welt" sondern um "ich und dieses Ding, was machen wir zwei Hübschen, nun da wir zusammengefunden haben". Sogar Drahtgeflechte mit denen Sektkorken festgehalten wurden verarbeitete er.
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Beitrag Fr., 03.02.2012, 22:27

@arta: hast mich grad in diese Welt entführt. *verträumt*

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Beitrag Sa., 04.02.2012, 22:47

Du beschreibst hier wahrlich das Paradies, Arta.
Arta hat geschrieben:Der Planet wird, solange kein Unglück aus dem All auf uns donnert, eh bestehen bleiben.
Ja, der Planet an sich bleibt - wenigstens als Kugel.
Aber wenn er seine jetzige Schönheit mehr und mehr verliert, kann nur der Mensch dafür verantwortlich sein, und zwar bevor etwas von außerhalb einschlägt.

Abschließende Gedanken mit einem Zitat von Albert Schweitzer: "Wir leben in einem gefährlichen Zeitalter. Der Mensch beherrscht die Natur, bevor er gelernt hat, sich selbst zu beherrschen."
"Alles entsteht durch den Konflikt" (Heraklit)

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