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Do., 26.01.2012, 19:27
Wenn ich meinem Nihilismus, oder der Misanthopie fröhnen darf, so könnte ich sagen: Was gehts uns an? Die paar Jahre die wir noch leben, geht sich das alles eh aus. Uns kann es völlig egal sein, ob die Welt wie wir sie kennen in 100 Jahren noch steht. Uns ist vielfach schon egal, wie die Welt in 20 Jahren, oder in zwei Jahren aus schaut. Der Beweis ist erbracht. Von Umweltzerstörung und Ressourcenvernichtung weiß man seit einer Ewigkeit, und die Versuche dem Einhalt zu gebieten sind eher politisches Kalkül, als die Reaktion auf ein realistisch erwartbares Szenario. In der Wirtschaft zählen, wenns hoch kommt, die nächsten vier Jahre. Keine Firma heute hat Pläne, was sie in zwanzig Jahren werden und machen möchte... und keinen in diesen Firmen interessiert es, hauptsache der Lohn wird monatlich ausgezahlt... selbst durch Firmenpolitik in fünf Jahren drohende Arbeitslosigkeit wird nicht wahr genommen.
Insofern halte ich das ganze "Wo gehen wir bloß hin" Gequatsche für eine unterhaltende Diskussion die das Ego puscht, weil man einerseits ja ein "Guter" ist, andererseits "was wichtiges weiss/bedenkt" und letztendlich sich der Illusion von Kontrolle hingibt. Rede ich "über die Welt" oder "über die Zukunft" oder "über den Kapitalismus" dann kann daraus eine Perspektive entstehen, die uns das Gefühl gibt, es zu überschauen, gewissermaßen "in Griff" zu haben. Haben wir aber nicht. Wissen wir aber nicht. Und interessiert uns in WAHRHEIT auch nicht. Ich glaube niemandem, der behauptet, es würde ihn aktuell ernsthaft interessieren, was nach seinem Tod ist. Ich glaube auch nicht, dass die alten Griechen interessiert hat, wie es uns heute geht und ob wir überhaupt noch leben.
Es ist Theoriefanatismus. Dem ich aber auch selber gerne unterliege, das gebe ich zu. Systemkritik ist ja wirklich geil, man kann sich dabei auch schon abreagieren, mal abgesehen, dass man dabei ja durchaus die Wahrheit formuliert. Aber ja, es ist eben Unterhaltung und Egospielchen. Mehr kann es auch kaum sein - zumindest - wenn man nicht bereit ist, dafür selber zu sterben. Selbst in Österreich muss ein Mensch der Taten setzt um eine "bessere" Zukunft zu gestalten bereit sein, Repressionen, Haft, Demütigung... zu ertragen, und dennoch weitermachen, bis er stirbt oder aufgibt. Der Rest ist eitel gequatsche, Freizeitbeschäftigung, ein Hobby. Wie bei mir. Sicher, wenn ich keine Tiere esse, sterben einige weniger, theoretisch (praktisch werden sie eben dann weg geschmissen). Ich mags halt nicht, Tiere zu töten, ich streichle sie lieber. Ich kann aber nicht davon ausgehen, dass sich deswegen die Welt verändert, oder ich sie verändere. Ich war mal in diesem Glauben, vegan und konnte nicht fassen, dass Menschen Tiere so industriell für Luxus ausbeuten, in einer Welt (hier bei uns) in der es genug alternativen gibt, die Qual und die Tötung von Tieren also NICHT überlebensnotwendig sondern wirtschaftliches Kalkül sind. Aber ernstlich naiv, zu glauben, man könne die Menschen dazu bringen. Will man möglichst viele Feinde, am besten auch unter Freunden und Famile, thematisiert man mal kurz die Utopie eines Lebens ohne Tierausbeutung. Spätestens dann wird einem klar: Wir brauchen keine Polizei, keine Großkapitalisten und so weiter, das Regulativ, der Soldat lebt wie der normale Mensch unter normalen menschen und reguliert subversive Stömungen. Der Mensch als soziales Wesen ist auf soziale Akzeptanz angewiesen. Der größte Druck den man Menschen machen kann, neben Androhung von Gewalt, Folter... ist soziale Ächtung. Verliert ein Mensch durch seine Ansichten sein soziales Umfeld, hat er die Möglichkeit, sich wieder zu "bessern" und sich alter Normen anzupassen, um eben nicht unterzugehen, oder aber, er finden gleichgesinnte, die allerdings auch als Gruppe "Aussätzige" sind die man sehr schnell an den Rand der gesellschaftlichen Akzeptanz bringen kann. So friedlich kann eine Gruppe gar nicht sein, stelle man ihnen bei jeder öffentlichen Erscheinung einige schwer ausgerüstete Polizisten mitsamt Fahrzeug daneben, und formuliere zu jeder Erwähnung derselben Worte wie "militant" oder "radikal" hinzu, und spreche bei jedem Handgriff von "terroristischer Aktivität" ist die Gruppe an sich gesellschaftlich geächtet, und jeder der mit deren Gedanken sympatisiert.
»Nimm niemals Böswilligkeit an, wenn Dummheit hinreichend ist.« [Hanlon's Razor]
»Wir sind lieber die Bösen als die Dummen.« [Richard David Precht]