Akteneinsicht (Stasi) – ja oder nein?

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Tante Käthe
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Beitrag Mi., 04.01.2012, 07:30

candle. hat geschrieben:Nun ja Lilly, die DDr ist ja schon etwas Besonderes... ich als Wessi habe allerdings auch so einiges mitbekommen.
Ach, da musste ich jetzt echt schmunzeln. Wenn Dein angegebenes Alter stimmt, warst Du ja gerade mal ca. 21/22 Jahre, als die Wende war, also blutjung, wie ich. Unser Unterschied, Du im Westen ich im Osten....
Dein "Mitbekommen" beruht sicher auf Hören und Sagen aus der Zeit danach oder was eben durch die Medien ging - die schlimmen Sachen die gelaufen sind, glaub mir, das Meiste hat man nicht mitbekommen, ausser man war unmittelbar selbst betroffen und hatte darunter zu leiden....

Das musste mal rasch raus

Gruss Käthe
Es ist schwieriger eine vorgefasste Meinung zu zertrümmern als ein Atom
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montagne
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Beitrag Mi., 04.01.2012, 10:27

Es gibt die Möglichkeit eines Eilverfahrens (dauert dann immer noch Monate, aber immerhin nicht Jahre). Dazu kann auch zählen, wenn es therapierelevant ist, ob es Akten gibt und was da drin steht. Bei mir, bzw. der Akte meiner Mutter hat das funktioniert. Ich wusste nicht, dass es das gibt, aber die Sachbearbeiterin hat mich beim Gespräch, warum ich die Akten einsehen will und ich ihr das kurz erzählt habe, auf die Möglichkeit hingewiesen.
Das wurde von der Sachbearbeiterin einfach angekreut, ich musste auch keinen Nachweis oder gar Gutachten über die Therapie vorlegen.
amor fati

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Tante Käthe
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Beitrag Mi., 04.01.2012, 10:39

montagne hat geschrieben:Es gibt die Möglichkeit eines Eilverfahrens (dauert dann immer noch Monate, aber immerhin nicht Jahre). Dazu kann auch zählen, wenn es therapierelevant ist, ob es Akten gibt und was da drin steht. Bei mir, bzw. der Akte meiner Mutter hat das funktioniert..
Interessant. Kannte ich auch nicht, halt nur in Bezug auf die Älteren. Finde ich aber gut, denn für Manche ists echt total notwendig und wichtig, damit eine Verarbeitung stattfinden kann.

Käthe
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Lilly111
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Beitrag Mi., 04.01.2012, 10:56

Danke für eure Beiträge.

@Passat
Wenn mir jemand anders meine Fragen stellen würde, würde ich vermutlich ähnliche Antworten geben wie du sie mir gibst. Aber wenn man selbst mittendrin steckt, sieht die Welt irgendwie bisschen anders aus.
Passat hat geschrieben:Man sollte sogar dankbar sein, dass der deutsche Staat einem diese Möglichkeiten heute überhaupt gibt.
Das bin ich, ganz sicher.
Blaubaum hat geschrieben:offensichtlich wurde so gründlich mitgehört, dass ich unmittelbar nach dem abi eine kontaktanbahnung der stasi "im briefkasten" hatte. insoweit wird es wohl auch eine akte über mich geben.
Davon kannst du ausgehen.

Die „Kontaktanbahnung“ gab es übrigens auf beiden Seiten. Besagter Freund hatte unmittelbar nach seinem Freikauf Besuch vom BND. Vom Regen in die Traufe.

Blaubaum hat geschrieben:ich denke, dass es von IMs nur so gewimmelt hat, dass aber die allermeisten das rückgrad hatten, nur jede menge unwichtiges über die zu beobachtenden mitzuteilen (möglichst intim, aber ohne politische relevanz eben). so konnten sie dem druck, der auf sie ausgeübt wurde, entgehen bzw. ihn kompensieren, ohne nachteile befürchten zu müssen, aber ohne irgendjemanden wirklich zu verraten.
Die Detailgenauigkeit ist in vielen Berichten zweifellos vorhanden.
Bei den Beweggründen differenziere ich etwas mehr. Zwischen IM’s, die mitgemacht haben, weil Ihnen tatsächlich Repressalien gedroht haben. (Das waren die wenigsten) Und solchen, die ganz ohne Not, einfach weil sie eben nicht besagtes Rückgrat hatten, mitgemacht haben. Das letztere ist für mich nicht so einfach entschuldbar. Man konnte auch in der DDR nein sagen, ohne gleich im Gefängnis zu landen.
Man sagt ja immer, dass jeder Mensch käuflich ist. Ist nur eine Frage des Preises. Viele haben sich für einen jämmerlich geringen Preis verkauft.
… und dann gab es noch die „Überzeugungstäter“. Die so sehr an die Idee des Sozialismus geglaubt haben, dass sie dafür auch die eigene Familie verraten haben. Aus Überzeugung.
Tante Käthe hat geschrieben:Zumal es bis zur Akteneinsicht Jahre dauert.
Das ist in den einzelnen Bundesländern verschieden. Hier sind es derzeit nur ein paar Monate.
Tante Käthe hat geschrieben:An Deiner Stelle würde ich abwägen, ob Du aus den nachteiligen ERfahrungen, die Du erlebt hast, heute keine weiteren Nachteile ziehst, Dein Leben in der Bahn ist und Du damit gut umgehen UND die negative Vergangenheit abhaken kannst. Warst ja damals auch sehr jung, ähnlich wie ich Wenn das der Fall ist, dann würde ich mir die Akte ansehen wollen.
Hast Du solch arge Bedenken, dass da Personen drin stehen, die Dir soooo nahe sind.... dann würde ich das überlegen, aber die "menschliche Neugier" neigt eigentlich eher dazu, nachzusehen
Keine weiteren Nachteile? – Eher nicht.
Leben in der Bahn? – Ja.
Gut umgehen? – Bin ich mir nicht sicher. Die Wut brodelt schon nur bei entsprechenden Gedanken.
Negative Vergangenheit abhaken? – Ja. Ich lebe hier und jetzt. Aber mit dem Argument könnte ich es auch ruhen lassen.
Nahestehende Personen? Sehr wahrscheinlich ja.
Dann würdest du überlegen, Tante Käthe? Ich auch. Tue ich gerade.

@montagne
Danke für den Hinweis.

@all
Das Thema berührt ja auch die Frage nach dem Verstehen und Verzeihen können.
Erst kommt das Verstehen, dann das Verzeihen. Wenn es denn kommt…

So weit erstmal.

Lilly
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Tante Käthe
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Beitrag Mi., 04.01.2012, 11:10

Lilly111 hat geschrieben:Dann würdest du überlegen, Tante Käthe? Ich auch. Tue ich gerade.
Ich habe beantragt Im ersten Anlauf wurde mir mitgeteilt, dass es keine Akte gäbe, was eigentlich nicht sein kann, aber vielleicht ist sie bereits vernichtet, keine Ahnung. NAch weiterer Sichtung etwaiger Unterlagen erhalte ich irgendwann eine Info. Mein Mann hat eine Akte, das wurde ihm mitgeteilt und bei meiner Freundin ists adäquat wie bei mir, was sehr fragwürdig ist, oder vielleicht wurde sie auch vernichtet oder noch nicht "gefunden"....
Meine Aussage war bezüglich Deiner Person und ggf. Nachteile gedacht. Aber dem scheint nicht so

Bin gespannt, wie Du Dich entscheidest

Gruss Käthe
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Tante Käthe
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Beitrag Mi., 04.01.2012, 11:12

Lilly111 hat geschrieben:Das Thema berührt ja auch die Frage nach dem Verstehen und Verzeihen können.
Erst kommt das Verstehen, dann das Verzeihen. Wenn es denn kommt…
Ist das nicht das Entscheidende daran? Und für mich stand fest, dass ich niemandem, wenn ich jemanden antreffe, den ich kenne, der mir nahe stand, etwas aus der damaligen Zeit übel nehmen wollte....und bin so zur Antragstellung gelangt.

Käthe
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Blaubaum
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Beitrag Mi., 04.01.2012, 13:04

Lilly111 hat geschrieben:Die „Kontaktanbahnung“ gab es übrigens auf beiden Seiten. Besagter Freund hatte unmittelbar nach seinem Freikauf Besuch vom BND. Vom Regen in die Traufe.
siehste! für etwas problematisch in bezug auf eine evtl. akteneinsicht halte ich auch den von mir stark vermuteten umstand, dass nicht in jeder kiste, auf der "stasi" draufsteht, unbedingt stasi drin sein muss (s.o.). die akten stehen nun ja unter der verwaltung der bundesrepublikanischen behörden, und die verwicklungen von kompetenzen und reichweiten der verschiedenen sicherheitsorgane kann man als nicht-oder kaum eingeweihter höchstens ahnen, aber nie genau wissen.
wer weiss, woran es liegt, dass manche akten scheinbar spurlos verschwunden sind? wer garantiert, dass der inhalt der vorhandenen akten der wahrheit entspricht, auch in personeller hinsicht?

ich halte jedenfalls nichts von der heute vielfach vorhandenen ansicht, dass der "osten" das gebiet von lug und trug und der "westen" das gebiet keuscher wahrheitsliebe und geradlinigkeit ist und war. das ist mir zu schwarz/weiss.
hat nicht einer der ganz grossen in der DDR (A. Schalck-Golodkowski) mit einigen der ganz grossen in der BRD (z.b. F.J. Strauss) einvernehmlich und zu beiderseitigem persönlichen nutzen kooperiert und damit ganz bewusst mehr zum untergang der DDR beigetragen als alle mutigen montagsdemonstranten zusammen?

ich würde die vergangenheit ruhen lassen und meine persönlichen lehren daraus ziehen, im hinblick auf unsere gemeinsame zukunft. das thema "stasi" dient der aktuellen politik sicher auch als dauer-ablenkungsmanöver von den heute anstehenden problemen und entscheidungen (bestens geeignete projektionsfläche für "das böse", und immer schön in der vergangenheitsform ). aber ich habe auch gut reden. meine engsten familienverhältnisse sind ja offensichtlich nicht betroffen...
spezialisten wissen zuerst viel über wenig und am ende alles über nichts

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candle.
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Beitrag Mi., 04.01.2012, 13:47

Tante Käthe, du liegst bei mir etwas falsch, macht aber nichts.

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Tante Käthe
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Beitrag Mi., 04.01.2012, 14:18

candle. hat geschrieben:Tante Käthe, du liegst bei mir etwas falsch, macht aber nichts.
: nimmt man das, was Du von Dir gibst und was man sieht, so kommt man halt zu diesem Ergebnis: Du damals Anfang 20 - ähnlich wie ich, Du im Westen ich im Osten ... + siehe meinen Beitrag. Alles Andere blelibt dahin gestellt und viel mehr schrieb ich nicht
Ist schon putzig
Blaubaum hat geschrieben:ich halte jedenfalls nichts von der heute vielfach vorhandenen ansicht, dass der "osten" das gebiet von lug und trug und der "westen" das gebiet keuscher wahrheitsliebe und geradlinigkeit ist und war. das ist mir zu schwarz/weiss.


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candle.
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Beitrag Mi., 04.01.2012, 14:23

Du bist auch putzig! Und auch nicht viel älter als ich. Naja, wenn du die Hohheitsrechte hast, kannst du sie gerne behalten, mir egal.

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Tante Käthe
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Beitrag Mi., 04.01.2012, 14:32

candle. hat geschrieben:Naja, wenn du die Hohheitsrechte hast, kannst du sie gerne behalten, mir egal.
....in der Tat wurscht
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Lilly111
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Beitrag Mi., 04.01.2012, 14:33

Hier im Thread verboten sind:

Leberhaken
Schienbein treten
Schubsen und andere Rüpeleien
Pfefferspray
Knock out

Im Übrigen hafte ich nicht für die Kinder anderer Eltern.

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candle.
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Beitrag Mi., 04.01.2012, 14:35

Ich weiß auch nicht was Tante Käthe gebissen hat. lol

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Tante Käthe
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Beitrag Mi., 04.01.2012, 14:50

Lilly111 hat geschrieben:Hier im Thread verboten sind:

Leberhaken
Schienbein treten
Schubsen und andere Rüpeleien
Pfefferspray
Knock out

Im Übrigen hafte ich nicht für die Kinder anderer Eltern.
Schön geschrieben wobei mir dergleichen fern liegt
Käthe
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Lilly111
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Beitrag Do., 05.01.2012, 20:32

Tante Käthe hat geschrieben:Und für mich stand fest, dass ich niemandem, wenn ich jemanden antreffe, den ich kenne, der mir nahe stand, etwas aus der damaligen Zeit übel nehmen wollte....
Solange ich nichts weiß, nehme ich auch Niemanden etwas übel.
Blaubaum hat geschrieben:die akten stehen nun ja unter der verwaltung der bundesrepublikanischen behörden, und die verwicklungen von kompetenzen und reichweiten der verschiedenen sicherheitsorgane kann man als nicht-oder kaum eingeweihter höchstens ahnen, aber nie genau wissen.
Stimmt. Wie viel da inzwischen u.U. „frisiert“ worden ist, weiß kein Mensch.
Wobei ich Niemanden kenne, der am Wahrheitsgehalt seiner Akte zweifelt. Aber ob sie vollständig ist. Fragezeichen.
Blaubaum hat geschrieben:wer weiss, woran es liegt, dass manche akten scheinbar spurlos verschwunden sind?
Gehörst du (auch) zu den "Verschwörungstheoretikern"?
[Kennedy wurde von der Mafia ermordet, Barschel von der Stasi und 9/11 war ein inside-job.]
Aber DAS so einiges nicht mit rechten Dingen zuging bzw. geht, beweist bspw. der Werdegang der Rosenholz-Dateien .
dass die Rosenholz-Dateien zum Beispiel eine beachtliche Anzahl (42) von Angehörigen des Bundestags nennen, die als IM dem DDR-Nachrichtendienst zugearbeitet haben sollen.
Blaubaum hat geschrieben:das thema "stasi" dient der aktuellen politik sicher auch als dauer-ablenkungsmanöver von den heute anstehenden problemen und entscheidungen (bestens geeignete projektionsfläche für "das böse", und immer schön in der vergangenheitsform ).
Jein. Solange nur das "ihr Bösen da drüben, wir Guten hier" bedient wird, kann man es sich eigentlich (er)sparen. Aber mir fehlen manchmal tiefergehende Einblicke und Hintergrundinformationen. Da muss man dann schon selbst aktiv werden. Vermutlich wird nicht (mehr) berichtet, weil es wohl keinen Nachrichtenwert hat.
aber ich habe auch gut reden. meine engsten familienverhältnisse sind ja offensichtlich nicht betroffen...
Freut mich für dich. Bei mir sieht es bisschen anders aus.

Mich beschäftigt trotzdem noch die Frage mit dem Verstehen und Verzeihen...

Lilly
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