Danke für eure Beiträge.
@Passat
Wenn mir jemand anders meine Fragen stellen würde, würde ich vermutlich ähnliche Antworten geben wie du sie mir gibst. Aber wenn man selbst mittendrin steckt, sieht die Welt irgendwie bisschen anders aus.
Passat hat geschrieben:Man sollte sogar dankbar sein, dass der deutsche Staat einem diese Möglichkeiten heute überhaupt gibt.
Das bin ich, ganz sicher.
Blaubaum hat geschrieben:offensichtlich wurde so gründlich mitgehört, dass ich unmittelbar nach dem abi eine kontaktanbahnung der stasi "im briefkasten" hatte. insoweit wird es wohl auch eine akte über mich geben.
Davon kannst du ausgehen.
Die „Kontaktanbahnung“ gab es übrigens auf beiden Seiten. Besagter Freund hatte unmittelbar nach seinem Freikauf Besuch vom BND. Vom Regen in die Traufe.
Blaubaum hat geschrieben:ich denke, dass es von IMs nur so gewimmelt hat, dass aber die allermeisten das rückgrad hatten, nur jede menge unwichtiges über die zu beobachtenden mitzuteilen (möglichst intim, aber ohne politische relevanz eben). so konnten sie dem druck, der auf sie ausgeübt wurde, entgehen bzw. ihn kompensieren, ohne nachteile befürchten zu müssen, aber ohne irgendjemanden wirklich zu verraten.
Die Detailgenauigkeit ist in vielen Berichten zweifellos vorhanden.
Bei den Beweggründen differenziere ich etwas mehr. Zwischen IM’s, die mitgemacht haben, weil Ihnen tatsächlich Repressalien gedroht haben. (Das waren die wenigsten) Und solchen, die ganz ohne Not, einfach weil sie eben nicht besagtes Rückgrat hatten, mitgemacht haben. Das letztere ist für mich nicht so einfach entschuldbar. Man konnte auch in der DDR nein sagen, ohne gleich im Gefängnis zu landen.
Man sagt ja immer, dass jeder Mensch käuflich ist. Ist nur eine Frage des Preises. Viele haben sich für einen jämmerlich geringen Preis verkauft.
… und dann gab es noch die „Überzeugungstäter“. Die so sehr an die Idee des Sozialismus geglaubt haben, dass sie dafür auch die eigene Familie verraten haben. Aus Überzeugung.
Tante Käthe hat geschrieben:Zumal es bis zur Akteneinsicht Jahre dauert.
Das ist in den einzelnen Bundesländern verschieden. Hier sind es derzeit nur ein paar Monate.
Tante Käthe hat geschrieben:An Deiner Stelle würde ich abwägen, ob Du aus den nachteiligen ERfahrungen, die Du erlebt hast, heute keine weiteren Nachteile ziehst, Dein Leben in der Bahn ist und Du damit gut umgehen UND die negative Vergangenheit abhaken kannst. Warst ja damals auch sehr jung, ähnlich wie ich Wenn das der Fall ist, dann würde ich mir die Akte ansehen wollen.
Hast Du solch arge Bedenken, dass da Personen drin stehen, die Dir soooo nahe sind.... dann würde ich das überlegen, aber die "menschliche Neugier" neigt eigentlich eher dazu, nachzusehen
Keine weiteren Nachteile? – Eher nicht.
Leben in der Bahn? – Ja.
Gut umgehen? – Bin ich mir nicht sicher. Die Wut brodelt schon nur bei entsprechenden Gedanken.
Negative Vergangenheit abhaken? – Ja. Ich lebe hier und jetzt. Aber mit dem Argument könnte ich es auch ruhen lassen.
Nahestehende Personen? Sehr wahrscheinlich ja.
Dann würdest du überlegen, Tante Käthe? Ich auch. Tue ich gerade.
@montagne
Danke für den Hinweis.
@all
Das Thema berührt ja auch die Frage nach dem Verstehen und Verzeihen können.
Erst kommt das Verstehen, dann das Verzeihen. Wenn es denn kommt…
So weit erstmal.
Lilly
... as stubborn as a mule.