Freundschaft nach Therapie möglich?

Hier können Sie Ihre Fragen rund um die Rahmenbedingungen von Psychotherapie (Methoden, Ablauf usw.) anbringen.
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titus
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Beitrag So., 18.12.2011, 16:52

Wegen der Abhängigkeit: Ich verstehe das so, dass ein Therapeut, der so eine 'Freundschaftsanfrage' bekommt, ja nicht doof ist und weiß, woher der Wind weht. Niemand wird (hoffentlich) einfach so sagen: "Ja, prima, lass uns Freunde sein". Also merkt man doch, dass die Abhängigkeit noch da ist. Es sei denn, eine Freundschaft ergibt sich zufällig irgendwo anders. Wenn ich also im Fußballverein bin und mein Extherapeut dort eintritt, würde ich nun nicht extra austreten wollen, nur damit wir nicht mal zusammen ein Bier trinken. So verstehe ich das.
Meine Beiträge spiegeln meine persönliche Einstellung wider. Sie sind nicht allgemeingültig; was ich schreibe, muss nicht auf andere Menschen zutreffen. Ich möchte das nicht in jedem Beitrag wiederholen, weil ich es für selbstverständlich halte.

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(e)
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Beitrag So., 18.12.2011, 17:05

Ich glaub, wenn das soziale Umfeld etc. in Ordnung wäre, dann bräuchte jemand evtl. auch nicht unbedingt eine Therapie. Irgendwie beißt sich da die Schlange in den Schwanz. Das ist ja gerade das Problem, dass jemand normalerweise mit Problemen eine Therapie beginnt und höchstwahrscheinlich damit auch soziale Probleme einhergehen, die offenbar in dieser Therapie nicht hinlänglich gelöst werden konnten. Vielleicht sucht also irgendwo die Klientin einfach wieder unbewusst das vermisste Therapieverhältnis, das sie noch braucht? Warum nicht wieder bei ihm eine Therapie beginnen? Dann hätte man das alles wieder, wo es doch um Freundschaft geht, wäre irgendwo ähnlich, vielleicht sogar besser. - Ich hab auch schon Ärzte auf privater Basis kennengelernt und fand sie nicht besonders toll, also dann doch lieber ein Thera, der nett sein muss! Oder wär es wirklich so toll, wenn der Mann auf einmal über seine Sorgen losjammert und so überhaupt nicht mehr der souveräne Thera ist? Ich hab das mal mit einer Zahnärztin erlebt, während ich Schmerzen hätte. Ne, nie wieder!
Lieben Gruß
elana

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Mary-Lou
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Beitrag So., 18.12.2011, 17:11

Elana hat geschrieben:Vielleicht sucht also irgendwo die Klientin einfach wieder unbewusst das vermisste Therapieverhältnis, das sie noch braucht? Warum nicht wieder bei ihm eine Therapie beginnen?
Das war auch meine Vermutung.
Frühling: „Eine echte Auferstehung, ein Stück Unsterblichkeit.” (Henry David Thoreau)


Waldschratin
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Beitrag So., 18.12.2011, 17:17

Elana hat geschrieben:Ich glaub, wenn das soziale Umfeld etc. in Ordnung wäre, dann bräuchte jemand evtl. auch nicht unbedingt eine Therapie.
Na,das find ich ein bissl zu "einfach" gedacht und plakativ.
Lies dich mal um im Forum,wie viele Leute da was schreiben von nem guten und stabilen Umfeld - und sind "trotzdem" in Therapie.

"Ärzte kennen" tu ich auch,auch Theras - schon daher,daß ich da mit einigen zusammengearbeitet hab,bin ja Krankenschwester.Und da ist auch der eine oder andere Kontakt "hängengeblieben",bis hin zur Freundschaft.
Das sind halt auch "nur Menschen",wie jeder andere auch.

Ich finde,das Problematische an ner "Beziehung" nach ner Therapie liegt an der Besonderheit ner therapeutischen Beziehung.Die ist ja mehr ne "Pseudobeziehung".
Und von daher "offen" für Übertragungen und Idealisierungen und sozusagen ne "Speilwiese" für Muster und Probleme etc.,wie sie der Klient mitbringt und auf dem "Boden" dieser Pseudobeziehung in nem geschützten Rahmen bearbeiten und "umlernen" kann etc.

Von daher "kennt" man seinen Thera ja im Grunde gar nicht "wirklich" - also ists schon gut sich zu fragen,warum man ne Freundschaft zu ihm im Nachhinein möchte.
Ich hab mich das bei meiner früheren Thera auch gefragt - und red da auch jetzt noch manchmal mit ihr drüber.

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Friedelein
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Beitrag So., 18.12.2011, 17:30

Hallo Stern,
Während meiner Therapie früher habe ich mich nicht getraut diese Frage: "Wäre ein freundschaftlicher Kontakt später möglich?" zu stellen. Ich war noch sehr jung und mir war das unangenehm. Ich hatte nicht mal den Mut ihm zu sagen wie ich ihn sehe und was er für eine große Bedeutung für mich hat. Ich Angsthase :P

Hallo Titus,
ich weiß nicht ob wir ähnliche Interessen haben. Dafür kenne ich ihn nicht gut genug. Doch ich weiß ein kleines bisschen aus seinem Leben; er hat ein paar ähnliche Erfahrungen im Leben gemacht wie ich. Wahrscheinlich wäre es eher so ein Vater Tochter Kontakt der dann entstehen würde, falls! Ich sehe das selber als eine Wunschvorstellung an die sich nicht erfüllen wird.
Ich hatte auch keine großen Erwartungen. Ich hatte mich lediglich gefragt ob es möglich ist ein freundschaftlicher Kontakt, im Sinne von 3-4 Mal im Jahr einen Kaffee trinken zu gehen, entstehen zu lassen.

Hallo Herr Fellner,
es freut mich sehr, dass auch sie sich die Mühe gemacht haben zu antworten.
1. Es kommt wirklich so rüber, als habe ich all die Jahre bewusst auf diesen Tag gewartet. So war das eigentlich nicht. Ich habe mich da wohl etwas falsch ausgedrückt. Ich entschuldige mich!
Es sind bereits über 3 Jahre vergangen. Auch wenn ich die Jahre über traurig war und er mir sehr gefehlt hat, habe ich es ausgesprochen gut geschafft diese Idee und den Wunsch das er wieder zu meinem Leben dazugehört zu verdrängen.
2. Ich hatte immer Angst das ich meinen Therapeuten eines Tages verlieren werde und ihm Aufwiedersehen sagen muss. Das steht in allen meinen Tagebüchern. Er hat mich schon seit der Jugend begleitet und war eine ganz wichtige Bezugsperson. Ich habe ihn sogar zu Weihnachten immer etwas geschenkt und mich so unbeschreiblich gefreut, wenn er sich gefreut hat.
3. Sie analysieren mich hier wirklich gut. Ihre Annahme das etwas mit meinen sozialen Beziehungsnetz nicht stimmt, ist wahr. Ich habe keine Eltern. Meine Mutter starb als ich noch ganz klein war und mein Vater hat sich nie um mich gekümmert. Seitdem ich 9 Jahre alt war habe ich mich um mich selber kümmern müssen und gleichzeitig die Verantwortung für meine kleine Schwester übernommen. Hatte schon als Kind eine Art „Mutterrolle“ auszufüllen.
Ich bin wieder in Therapie bei einer Therapeutin seit einem Jahr. Trotzdem ist der Wunsch geblieben, dass er wieder da ist für mich. Ist das sehr negativ?
Wie würden sie es als Therapeut empfinden, wenn sie ein ehemalige Patienten nach freundschaftlichen Kontakt fragt? Würden sie das seltsam finden? Ich habe große Angst diese Frage zu stellen, weil ich nicht weiß was ein Therapeut in diesem Moment von mir denken würde.
Kann ich ihm offen und ehrlich sagen, wie ich ihn immer gesehen habe und das ich ihn immer sehr gern hatte? Oder darf man so etwas nicht sagen?

Candle, es kann gut sein, dass ich nach einer väterlichen Ersatzfigur suche. Ich weiß es nicht. Was meinst du mit Konditionen? Ich bin eigentlich ein ganz lieber, ehrlicher Mensch. Manche bezeichnen mich schon als „zu lieb“.
Es freut mich sehr für dich, dass du diesen Kontakt hast!

Mary-Lou, ich suche eigentlich keinen Zuhörer. Habe eine Therapeutin. Ich weiß nicht was ich mir genau wünsche. Ich glaube ich wünsche mir einfach das er mich auch gern hat und ich nicht nur eine von vielen Patienten für ihn war und es ihn freuen würde wenn er mich ab und zu wiedersieht auf einen Kaffee. Es würde einfach schön sein, zu wissen das man diesen Menschen nicht verloren hat und weiß das man ihn ab und zu mal wiedersieht.

Hallo Waldschratin,
du hast auch Kontakt? Locker Kontakt halten würde ich mir auch wünschen. Aber durch den Altersunterschied würde ich mich niemals mit ihm gleich setzen. Er ist der Ältere und dadurch auch jemand zu dem ich eher aufblicke.
Es freut mich für dich, dass du diese Möglichkeit hast!

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candle.
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Beitrag So., 18.12.2011, 17:38

Hallo Friedelein!

Ich habe mich gerae gwundert, erst hast du keine Angst vor einer Ablehnung, nun hast du sie doch. Und jetzt mal egal ob Therapeut oder normaler Mensch: Er ist 30 Jahre älter, was denkst du wie eine Freundschaft laufen sollte? Das meine ich mit Konditionen.

Der Mensch besteht doch im Grunde aus ganz vielen Personen in ganz vielen Beziehungen, ob als Partner, Kollege, Mutter oder Vater und diese Teile sind meiner Meinung nach voneinander abgegrenzt. Ich bin als Chef nicht wie als Hausfrau oder als Partnerin nicht so wie eine Freundin, alles läuft unterschiedlich und muß es ja auch, weil auch alle Menschen in diesen verschiedenen Ebenen wieder unterschiedlich agieren.

Du bist nun schon eine junge Frau, nicht mehr so jung und da dürfte es doch möglich sein in anderen Beziehungen Teile in dir zu füllen. Für eine reine Vaterfigur ist es inzwischen wohl schon zu spät.

Darf ich fragen was du arbeitest und wie es sonst in deinem Leben aussieht?

Viele Grüße!
candle
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titus
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Beitrag So., 18.12.2011, 17:42

Friedelein, der Wunsch nach einem Vater ist sehr verständlich. Ich glaube, das kennen sehr viele Leute. Und ich finde es super, dass du weißt, dass das unrealistisch ist. Damit bist du schon einen großen Schritt vorangekommen! Es gibt in meinem Leben auch zwei Leute, die ich gerne noch in meinem Leben hätte. Den Einen habe ich vor 20 (!!!) Jahren das letzte Mal gesehen, und noch heute überkommt mich manchmal der Wunsch, ihm einen Brief zu schreiben. Was ich aber natürlich nicht tun werde, denn ich weiß, dass das zu nichts führen würde. Aber die Sehnsucht ist ja nicht verboten. Sie ist einfach nur Ausdruck eines Gefühlszustandes, in meinem Falle eines Defizits (das war auch eine Art Vaterfigur). Den anderen habe ich vor drei Jahren zum letzten Mal gesehen. Auch da hatte ich das lange im Hinterkopf, mal wieder Kontakt aufzunehmen (war aber in meinem Alter, hatte also andere Gründe ). Und auch in diesem Fall weiß ich: Das würde nichts bringen, denn derjenige lebt in einer Beziehung.

Ich sehe das so, dass du den Vorteil hast, dass dein Therapeut gewiss mit solchen Themen umgehen kann. Insofern würde ich tatsächlich den Gedanken, dich bei ihm zu melden, nicht unbedingt verwerfen. Dann hast du es wenigstens aus deinem Kopf. Ich glaube nicht, dass dir das unangenehm sein muss. Wirklich nicht. Und wenn du weißt, dass deine Sehnsüchte sich nicht erfüllen werden, dann enttäuscht es dich auch sicher nicht allzu sehr, wenn er dir nicht um den Hals fällt
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(e)
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Beitrag So., 18.12.2011, 17:43

@Friedelein: Ich kann Dich schon verstehen. Mein Vater ist tot und ich vermisse ihn immer noch sehr. Deshalb suchte ich eigentlich auch eher einen väterlichen Thera. Wie denkst Du denn, wie er reagieren könnte, kannst Du ihn nicht einschätzen nach der Therapie-Zeit mit ihm? Warum hast Du eigentlich gewechselt? Warum konntest Du nicht bei ihm bleiben als Patientin?
Lieben Gruß
elana

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Waldschratin
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Beitrag So., 18.12.2011, 17:44

Friedelein hat geschrieben: Ich weiß nicht was ich mir genau wünsche. Ich glaube ich wünsche mir einfach das er mich auch gern hat und ich nicht nur eine von vielen Patienten für ihn war und es ihn freuen würde wenn er mich ab und zu wiedersieht auf einen Kaffee. Es würde einfach schön sein, zu wissen das man diesen Menschen nicht verloren hat und weiß das man ihn ab und zu mal wiedersieht.
Du hast ihn gern,er ist ein wichtiger Mensch in deinem Leben - da kann ich schon gut verstehen,daß du dir wünschst,weiter mit ihm in Kontakt zu sein.Oder ihn das wenigstens wissen zu lassen.

Es ist mit dem,was ich mit meiner früheren Thera erlebe,aber nicht zu vergleichen.
Wir haben beide schon während der Therapie gemerkt,daß wir "gleiche Ebene" haben und irgendwie gar nicht so "richtig" Klientin und Thera waren.
Meinem Traumathera gegenüber war das z.B. ganz anders.Der war "so richtig" mein Thera.Da war auch nie der Wunsch in mir,über die Therapie hinaus mit ihm Kontakt zu haben.Obwohl ich ihm ein paar Jahre nach Ende der Therapie nochmal nen Brief geschrieben hab,weil sich doch viel verändert hatte bei mir,wo er sozusagen "den Grundstein" mit dazu gelegt hatte.Und da wollt ich ihn doch ein bissl was von den "Früchten seiner Arbeit" wissen lassen.

Hast du denn mit deiner jetzigen Thera über deinen Wunsch schon mal gesprochen?

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Friedelein
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Beitrag So., 18.12.2011, 18:09

Candle, vor Ablehnung habe ich in dem Sinne keine Angst. Ich habe eher Angst davor, dass er nicht mehr gut über mich denkt oder mich seltsam findet, wenn ich so etwas frage. Das es für eine Vaterfigur zu spät ist, weiß ich. Trotz allem ist die Sehnsucht geblieben: Wenn mich jemand fragen würde, was ich mir wünsche: eine Familie zu haben und einmal richtig Kind sein zu dürfen. Es ist hart, weil es niemals so kommen wird. Diese Sehnsucht geht nicht und quält mich schon seit Jahren. Mein Leben sieht nach außen hin normal aus: Ich studiere und habe einen geregelten Tagesablauf. Freunde habe ich nur wenige. Zu viele schlimme Erfahrungen haben mir das Vertrauen in die Menschheit genommen. Im großen und ganzen bin ich sehr einsam und traurig.

Titus, bei mir ist das so, dass ich nicht damit zurecht komme Menschen zu verlieren. Es ist als würde ein weiterer Mensch sterben. Ich komme auf Abschiede nicht klar. Ich habe viele Menschen durch den Tod verloren, 4 davon haben sich umgebracht. In meinem Leben ist kein Mensch geblieben. Ich bin damit groß geworden allein sein zu müssen und wenn man etwas gutes bekommt das man das auch wieder verliert.
Die Enttäuschung wird nicht zu groß sein; ja. Ich stelle mich darauf ein.

Hallo Elana,
das tut mir sehr leid mit deinem Vater! Ich wüsste gerne wie es ist seinen Vater lieb zu haben und ihn zu vermissen. Ich habe Vaterliebe nie gelernt.
Ich bin umgezogen und habe daher aufgehört. Erst später habe ich gemerkt das ich doch noch therapeutische Hilfe brauche und habe mir eine Therapeutin gesucht.

Waldschratin, achso ja das ist etwas anderes dann. Ich war immer nur ein Kind in seinen Augen, glaube ich. Wenn der Altersunterschied nicht so groß ist, kann ich mir gut vorstellen das es passieren kann das man auf "gleicher Ebene" stehen kann. Hört sich schön an bei dir! Bei meiner jeztigen Thera kann ich mir auch keinen späteren freundschaftlichen Kontakt vorstellen. Ich musste nicht mal etwas sagen und sie wusste sofort das ich am liebsten hätte, dass er da bleibt für mich/zurück in mein Leben tritt. Sie meinte nur, dass so etwas nicht passieren wird. Ich wollte hier dann mal sehen, ob sowas nicht doch möglich sein kann. Obwohl ich bei mir nicht daran glaube das ich so ein Glück haben werde. Ich hatte immer Pech im leben.
Ich kenne nur das Schlechte im Rampenlicht und Gutes aus der Ferne...

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titus
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Beitrag So., 18.12.2011, 18:29

Friedelein hat geschrieben: Ich habe eher Angst davor, dass er nicht mehr gut über mich denkt oder mich seltsam findet, wenn ich so etwas frage.
Das glaube ich nicht. Andererseits könntest du die Frage ja auch so formulieren, dass es sich etwas neutraler anhört. Du könntest einfach das schreiben, was dich bewegt.
Das es für eine Vaterfigur zu spät ist, weiß ich. Trotz allem ist die Sehnsucht geblieben: Wenn mich jemand fragen würde, was ich mir wünsche: eine Familie zu haben und einmal richtig Kind sein zu dürfen. Es ist hart, weil es niemals so kommen wird. Diese Sehnsucht geht nicht und quält mich schon seit Jahren.
Damit bist du nicht alleine - wenn dir das hilft Aber du machst ja wieder eine Therapie. Dort wirst du ja darüber reden, sodass du am Ende hoffentlich besser damit umgehen kannst.
Ich wollte hier dann mal sehen, ob sowas nicht doch möglich sein kann. Obwohl ich bei mir nicht daran glaube das ich so ein Glück haben werde. Ich hatte immer Pech im leben.
Ich kenne nur das Schlechte im Rampenlicht und Gutes aus der Ferne
Das ist eben deine 'kranke' Sicht auf die Dinge. Deshalb bist du ja in Therapie. Du darfst dein Glück nicht darin sehen, dass dich jemand an die Hand nimmt. Du bist dein eigenes Glück!... sagt eine, die auch nicht besser ist... in der Theorie ist eben alles viel einfacher
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kleinerfuchs
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Beitrag Sa., 28.01.2012, 17:20

Natürlich ist eine Freundschaft möglich. Ausnahmen bestätigen die Regel. Ich stehe noch heute im lockeren Kontakt zu meiner ehemaligen Therapeutin. Wir treffen uns hin und wieder auf einen Cafe und plaudern ein wenig. Selbstverständlich ist es nicht bei jedem Patient möglich einen freundschaftlichen Kontakt zu halten. Wieso fragst du nicht einfach direkt nach einer Aufrechterhaltung des Kontaktes, wenn er dir so wichtig ist? Du hast nichts zu verlieren. Warum sollte es nicht möglich sein? Wir Menschen bauen zuviele Mauern anstatt Brücken. Was wäre schlimm daran oder verboten wenn einer die Sehnsucht hat nach Freundschaft? Du hast Angst vor dem Verlust eines Menschen der dir sehr wichtig ist. Würde es mehr Nächstenliebe auf dieser Welt geben, würden wir aufeinander zugehen anstatt uns stehen zu lassen und zu gehen, wäre so eine Frage hier gar nicht aufgetaucht! Es ist traurig lesen zu müssen "Ich habe diesen Menschen lieb" und "Ich hab keine Wahl, ich muss ihn verlieren." Das kann ja auch irgendwo nicht der Sinn im Leben sein. Nur weil er dein Therapeut war, er ist auch ein Mensch! Wir setzten Regeln und Gebote um die Mauern größer werden zu lassen, anstatt Regeln und Gebote zu entwerfen um Menschen ein Lächeln auf das Gesicht zu zaubern!


leberblümchen
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Beitrag Sa., 28.01.2012, 17:26

Naja, dass man den Therapeuten am Ende verliert, muss einem eigentlich klar sein. Und wenn das nicht klar ist, muss das eben so lange beackert werden, bis es klar ist. Ein Therapeut ist kein Lebensabschnittsgefährte und kein Dauer-Ersatz-Elternteil. Auf Zeit: ja, vielleicht - aber nicht bis in alle Ewigkeit.

Und in dem Moment, in dem man sich selbst einredet, dass dieses Ende gar nicht sein müsse, weil es ja irgendwie viel schöner und romantischer klingt, von Brücken zu sprechen als von Mauern, dürfte es unsagbar schwieriger werden, überhaupt das Therapieziel, nämlich die Fähigkeit, unabhängig sein Leben halbwegs zu genießen, zu erreichen.

Dass es hin und wieder lockere Kontakte gibt, mag gut möglich sein; eine Freundschaft ist das aber nicht.

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kleinerfuchs
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Beitrag Sa., 28.01.2012, 17:50

Dazu muss ich jetzt aber noch was sagen, zumal ich den freundschaftlichen Kontakt aufrecht erhalten habe. Titus, warum soll es nicht möglich sein? Besteht das Leben nur aus Verlust? Ich frage mich wie ein Klient seinem Therapeuten vertrauen soll wenn er im Vorfeld weiß das er ihn am Ende doch verliert? Ist das nicht etwas Paradox? Philosophisch betrachtet: Warum soll es selbstverständlich sein das man Menschen verliert? Nur weil es eine Regel ist die die Menschheit in diesem Feld aufgestellt hat? Es gibt auch Ausnahmen. Hat der Therapeut/in seine Klienten auch lieb gewonnen, spricht doch nichts gegen eine Freundschaft! Menschen schaffen sich zusätlich Probleme und Einsamkeit, dabei könnte das Leben so leicht sein. Hätte ein Klient den Therapeuten außerhalb einer Behandlung kennengelernt, dann geht eine Freundschaft und sonst nicht? Finde das etwas hart.

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kleinerfuchs
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Beitrag Sa., 28.01.2012, 18:05

lange rede kuzer sinn: diagnose nächstenliebe? - fehlanzeige!

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