Den Antrieb wieder finden - nur wie?

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sandrin
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Beitrag Mo., 26.12.2011, 22:27

Hallo Mary-Lou,

das, was du beschreibst, kenn ich aus meinem eigenen Studium nur zu gut. Ich konnte mich auch immer nicht aufraffen. Kurz vorm Examen habe ich dann zum Glück einigermaßen die Kurve gekriegt. Du wirst sehen, wenn es drauf ankommt, kann man dann doch noch Kräfte mobilisieren. Mir geht es aber auch heute noch so, nur halt jetzt beim Korrigieren. Da muss ich mich manchmal an den Schreibtisch zerren.
Und kennt ihr dieses Berggefühl? Wann immer irgendetwas vor mir liegt, und das kann auch nur ne Kleinigkeit sein: Ich fühle mich dann heillos überfordert und weiß nicht, wie ich das hinter mich bringen kann. Tja, so ist sie, die Depression.

LG Sandrin

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Mary-Lou
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Beitrag Mo., 26.12.2011, 22:33

Normalerweise funktioniert das tatsächlich. Aber momentan ist einfach der Wurm drin. Vor den Ferien habe ich das erste Mal in meinem Leben eine Prüfung nicht angetreten, in 14 Tagen ist Nachholtermin - und was soll ich sagen, ich habe noch immer kein einziges Mal ein Buch in die Hand genommen. Es ist zum davonlaufen! :(
Frühling: „Eine echte Auferstehung, ein Stück Unsterblichkeit.” (Henry David Thoreau)

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sandrin
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Beitrag Mo., 26.12.2011, 22:39

Das tut mir sehr leid für dich, ist aber auch ein Zeichen, dass du ganz schön in der Depression dringhängst.
In solchen Fällen hatte ich oft das Gefühl, meine Psyche würde einen Kampf mit mir führen wollen und mir zeigen, dass sie am längeren Hebel sitzt. Aber ich glaube, manchmal muss mein einfach kleinbei geben. Es nützt nichts, auf Biegen und Brechen etwas durchziehen zu wollen. Kannst du den Kurs/das Seminar denn nicht im nächsten Semester nochmals machen? Ich weiß nicht, was du studierst.
Im Übrigen: Bei mir wurde es oftmals schlagartig besser, wenn ich mir solche Lösungen für den Ernstfall erlaubt habe. So, als würde was in mir selbst dann sagen: Jetzt hört sie auf mich, jetzt muss ich nicht mehr so viel Terror machen. Vielleicht einfach einmal den Druck ganz bewusst rausnehmen. Das hilft manchmal echt!

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Mary-Lou
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Beitrag Mo., 26.12.2011, 22:44

Deshalb habe ich auch bewusst die Prüfung sausen lassen. Ich gebe die Hoffnung nicht ganz auf, allerdings kommen nach den Ferien auch die ganzen anderen Prüfungen und schon allein der Gedanke daran lässt mich verzweifeln. Das Studium ist immer im Jahresturnus, d.h. ich müsste ein gesamtes Jahr warten, um das Semester wiederholen zu dürfen. Ich bin inzwischen soweit, dass ich nach den Ferien mich mal beim Prüfungsamt nach den Möglichkeiten erkundigen werde. Es ist nur irgendwie frustrierend, weil ich eben nicht mehr die Jüngste bin, gerade erst angefangen habe und noch sehr viele Jahre vor mir habe.

Naja, Jammern hilft irgendwie auch nicht wirklich.
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sandrin
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Beitrag Mo., 26.12.2011, 22:46

Kenn ich auch, ich habe das Ganze auf den zweiten Bildungsweg gemacht. Bei euch gibt es doch bestimmt im Studentenwerk eine psychologische Beratungsstelle. Vielleicht würde ich da erstmal hingehen, bevor du dich dann im Prüfungsamt erkundigst. Die sind ja erfahren in solchen Dingen und haben bestimmt auch einige Tipps für dich. Würd ich echt machen.

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Mary-Lou
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Beitrag Mo., 26.12.2011, 22:55

Da hab ich nächste Woche glücklicherweise einen Termin!

Im Grunde bin ich selbst schuld, dass ich jetzt so tief drin stecke. Vor Monaten hat mich meine Hausärztin wochenlang regelrecht bekniet, dass ich eine Therapie beginne und ich habe mich mit Händen und Füßen dagegen gesträubt. Erst als mein Körper mich schon nicht mehr durch den Alltag begleiten konnte, bin ich einsichtig geworden.
Dann wurde mir von den Theras geraten, erstmal in eine Klinik zu gehen, um mich stabilisieren zu lassen, ADs zu nehmen, aber ich habe erneut alles besser gewusst. Dabei hätte ich noch ein paar Wochen vor meinem Umzug und meinem Neubeginn Zeit gehabt. Jetzt stecke ich im Studium und trau mich nicht mehr für ein paar Wochen auszusteigen.
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sandrin
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Beitrag Mo., 26.12.2011, 23:05

Oje... Mach dir keinen Kopf. Hätte mir auch passieren können. Manchmal muss man echt erst mal gehörig auf die Nase fallen, bis man es kapiert. Ich würde an deiner Stelle schon auch drüber nachdenken, ob ich nicht echt erst in ne Klinik gehe und dann einen neuen Anlauf mache. Ist ärgerlich, ich weiß. Aber du leistest Basisarbeit! Nicht aufgeben!

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Mary-Lou
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Beitrag Mo., 26.12.2011, 23:08

Ja, ich fürchte, dass ich der Realität so langsam ins Auge schauen muss, wenn nicht bald ein Wunder passiert.
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sandrin
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Beitrag Mo., 26.12.2011, 23:17

Ist aber kein Weltuntergang, Mary-Lou. Jetzt bist du so weit gekommen, das packst du auch noch!!!

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Mary-Lou
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Beitrag Mo., 26.12.2011, 23:20

Ich hoffe es.

Danke dir
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polanski1
neu an Bo(a)rd!
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Beitrag Mi., 28.12.2011, 21:42

Hallo Mary Lou!

Ich bin ein 47jähriger Mann und leide selber an Depressionen. War gerade im Psychosomatischen Zentrum Eggenburg im Waldviertel. Sehr zu empfehlen, aber lange Wartezeit.

Da lernte ich über Depressionen folgendes:

Ein Dreieck aus Denken, Fühlen und Handlen führt zur fast völligen Apathie. Am Besten ist es ein innerliches "Stop" zu setzen, wenn die typsich depressiven Gedanken auftauchen, und sich zu sagen: Sind diese Gedanken hilfreich? Würde ich mit einem Freund so reden? Ihn so niedermachen, wie ich mich selber niedermache.

Bei mir ist es am Besten beim Handeln das depressive Dreieck zu durchbrechen. Ich schmeiss mich in mein Jogging Zeug und düse los. Die Bewegung tut mir gut, der Kopf wird klar, die Gedanken strukurierter, und es fallen mir gute Dinge ein, die Stimmung wird besser,...............


Alles Liebe und einen guten Rutsch


günther


ps: wenn du nicht allein feiern willst meld dich. ich bin in einer gruppe von groops.at wo man freizeitpartner findet.

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Mary-Lou
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Beitrag Di., 03.01.2012, 15:00

Hallo polanski1,

das klingt eigentlich ganz sinnvoll, aber irgendwie funktioniert es bei mir mit der Umsetzung noch nicht so recht.

Ich gehe viel an die frische Luft, laufe oft mehrere Stunden mit meinen Hunden in der freien Natur. Das tut gut, aber ändert irgendwie nichts. Kaum bin ich wieder zuhause, lande ich im selben Trott. Ich bin danach erschöpft und sitze wieder nur sinnlos herum.

Momentan zeichne ich viel, um mich abzulenken. Ich merke, dass ich mich dabei völlig aufs Zeichnen konzentriere und alles um ich herum vergesse. Allerdings hängt es schwer davon ab, was ich zeichne. Manchmal versuche ich durch fröhliche Figuren das Gegenteil von meinen Gefühlen hervor zu holen, manchmal kann ich aber auch nicht anders und es entstehen verzweifelte, traurige Wesen. Wenn ich dann das gesamte Bild betrachte, verbessert es nicht unbedingt meine allgemeine Stimmung.
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Mary-Lou
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Beitrag Mo., 09.01.2012, 18:45

Eigentlich hätte heute ein guter Tag und vielleicht auch ein kleiner Aufschwung werden können. Die Ferien sind vorüber, die erste Therapiestunde nach den Ferien, ...
Ich hatte irgendwie einen kleinen Funken Elan verspürt, wollte danach auch in die Uni gehen, hatte Hoffnung, dass es vielleicht wieder bergauf gehen könnte.

Eigentlich ...

Die Sitzung war dieses Mal sehr angenehm. In der Uni wurde mir dann plötzlich ständig schwindelig. Meinen Psychiater konnte ich vormittags nicht erreichen, da er erst nachmittags Sprechstunde hatte. Also habe ich ihn gleich nach der Vorlesung angerufen und wollte einen Termin für Abends ausmachen, da ich eine Krankmeldung für morgen früh benötigte. Aber auch für Krankmeldungen gibt's nicht so einfach einen Termin. Der nächste freie war leider zu spät. Also bin ich nach der Uni zur psychiatrischen Klinik der Uniklinik gefahren. Dort war ich eh letzte Woche, als mein Psychiater im Urlaub war und ich dringend Beruhigungsmittel benötigte. Also wollte ich dort in der Ambulanz mein Glück versuchen. Was für ein Fehler! Erst hielt die Frau in einem sehr harschen Tonfall mir eine Standpauke, warum ich mit sowas erst abends komme, da ist der Terminkalender voll, da hat keiner Zeit für sowas. Da hätte ich Pech. Das nächste Mal solle ich eben früh kommen. Ich konnte ersteinmal NICHTS sagen, so perplex war ich! Der Tonfall war alles andere als angebracht. Halb benommen wollte ich wieder gehen, da sagte sie genervt ich solle warten, sie fragt mal bei der Ärztin nach. Dann kam sie wieder, redete etwas von großer Ausnahme, weil die Ärztin sich noch an mich erinnere, aber das nächste Mal gäbe es keine mehr. Dann hätte ich Pech. Von ihnen bekomm ich eh keine mehr, soll ich mir in Zukunft wo anders holen.
Woanders dürfte man nicht so mit Kunden umgehen, aber in der Abteilung für psychisch Kranke ist es wohl ok?

Danach war ich erstmal völlig durch den Wind und fertig mit den Nerven. Obwohl es nur eine Kleinigkeit war, die mir am A... vorbeigehen könnte, so hat sie mir doch den ganzen Tag versaut und meine Laune wieder im Keller verschwinden lassen. So schnell kann's gehen ...

Wie soll das denn nur funktionieren, irgendwann muss ich doch mal wieder die Kurve bekommen?
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Variann
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Beitrag Do., 19.01.2012, 23:29

Mir gehts ebenso wie dir mit den Prüfungen und der Antriebslosigkeit. Ich habe mich selber bis vor einigen Wochen verrückt gemacht mit so Gedanken wie "Was ist nur mit mir los" und "Das ist zum Verrücktwerden" etc., aber das zieht einen nur runter. Irgendwann kam dann der Moment, wo ich erkannt habe, dass es völlig egal ist, wie ich das alles finde, meine Antriebslosigkeit, Depression, dass es keinen Sinn macht, das alles zu beurteilen, weil es sowieso Fakt ist, ganz egal was ich dazu zu sagen hab. Also muss man es einfach akzeptieren (oder halt nicht, aber dann macht man sich nur verrückt). Seit ich akzeptiert habe, dass ich nunmal so antriebslos bin und nicht anders kann, hat sich zwar in meinem Studium nicht unbedingt was gebessert, aber ich bin viel gelassener geworden und mache mich nicht selber die ganze Zeit runter.

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Mary-Lou
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Beitrag Do., 19.01.2012, 23:36

Hallo Variann,

aber hast du nicht das Gefühl, dass diese Akzeptanz ein sich Treibenlassen auslöst? Für mich wäre es eher ein kampfloses hinnehmen. Und davor habe ich Angst. Dauert es nicht viel länger, aus dem ganzen Dschungel wieder herauszufinden, wenn man seine Situation akzeptiert?
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