Merkt man ob die Thera einen mag ?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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mitsuko
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Beitrag Mi., 07.12.2011, 20:46

titus hat geschrieben: Ich möchte das eigentlich auch am liebsten jede Stunde fragen: "Mögen Sie mich eigentlich (noch)?" -

Na ja, bei mir nimmt das irgendwann ab, wenn ich mich überzeugt habe, dass da durchaus Sympathie ist und der/die Thera es gut mit mir meint. Für mich IST das der Moment des Vertrauenfassens.

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abendrot79
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Beitrag Mi., 07.12.2011, 20:47

Ich finde es total interessant, dass diese Frage immer mal wieder hier im Forum auftaucht und langsam frage ich mich, ob ich da eine Ausnahme bin? Also natürlich möchte ich auch dass meine Thera mich mag , aber ich habe noch nie darüber nachgedacht, ob dies auch wirklich so ist .... ganz im Gegenteil Ich hatte und habe das unglaubliche Glück, dass ich direkt beim ersten Erstgespräch einen Volltreffer gelandet habe und "meine Thera" gefunde habe. Ich hatte von Anfang an so ein gutes Gefühl, selbst beim allerersten Telefonat, das geht eigentlich auf keine Kuhhaut Das gute Gefühl war dann auch beim zweiten Telefonat noch da und auch beim Erstgespräch und den prob. Sitzungen. Und NIE habe ich mich gefragt ob sie mich mag, denn ich hatte für mich schlichtweg beschlossen, dass mein gutes Gefühl locker "für uns Beide reicht"! Was ich damit sagen will, ich bin davon überzeugt, dass ich für einen Therapeuten nur dann ein "gutes Gefühl" entwickeln kann, wenn er etwas ehrlich-positives ausstrahlt und das setzt voraus, dass ich ihm auch sympathisch bin. Ich glaube kaum dass eine gespielte Freundlichkeit bei mir so positiv ankommen kann, dass ich mich soooooo wohl fühlen kann. Da müsste mein Bauchgefül schon sehr schlecht funktionieren.

Ich hoffe ihr versteht was ich meine, mir fällt es gerade schwer die richtige Worte zu finden.
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Phönixia
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Beitrag Mi., 07.12.2011, 20:47

@titus,
Also bin ich persönlich zu dem Schluss gekommen, dass die Lösung dieses Problems nicht darin liegt, überhaupt wissen zu wollen, ob man gemocht wird.
Ja, das hat allerdings was , da gebe ich dir recht. Es wäre tatsächlich besser nicht explizit vom Thera gemocht werden zu wollen. Die Chemie sollte allerdings stimmen.


montagne
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Beitrag Mi., 07.12.2011, 20:48

mitsuko hat geschrieben:Äh, mir fällt da grad was ein, wie fändet ihr es, wenn ihr einem Thera sagt, ihr glaubtet immer, er möge euch nicht und dann sagt er: "Ich habe nichts gegen Sie." ?


Mir ist das mal passiert und ich fand es hochgradig verunsichernd.
Ganz genau so war es bei mir öfters. Fand ich okay.
Man muss sich halt selbst mal überlegen warum man sowas äußert: Um eine Sympathiebekundung zu erpressen oder weil man es wirklich so fühlt? In beiden Fällen wäre glaube ich eine wirkliche Sympathiebekundung die als solche auch ankommt kaum möglich.
und das halte ich für gefährlich.. solche Sympathiebekundungen, die als unecht, unwahr, gekünstelt oder rausgepresst daherkommen. Das hätte zumindest mein weniges Vertrauen ganz schön angekratzt.

Muss aber dazu sagen, meine Therapeutin hat es eine Zeit lang von sich aus öfters gesagt, dass sie mich mag, sympathisch findet, hat auch gesagt warum. Hat ir gesagt, dass ich ihr was bedeute. ich bin schon sehr misstrauisch, aber das kam so authentisch rüber, dass ich es mit einem gewisen Anteil geglaubt habe.

Getragen davon konnte ich dann damit umgehen, wenn sie auf solche Vorwürfe, Vermutngen, ich würde sie nerven, jetzt hätte sie aber sicher den Hals voll von mir, würde mich nun nicht mehr mögen, mit Schweigen oder mit indifferentem: "Das ist nicht wahr. Ich hab nichts gegen sie" reagiert hat.


Ich denke aber allgemein, die Suche, das Verlangen danach, dass gesagt wird, das die/der Thera einen mag zeigt eine Unsicherheit. Sich damit auseinanderzusetzen ist vllt. auch interessant.

Mir ging es so, das meine Therapeutin mir mal sehr deutlich, direkter als sonst gesagt hat, wie sie zu mir steht und das ganze mit dem Satz abschloss: "Aber das wissen sie eh selbst." Zuerst dachte ich: *Hä nö, woher denn?* Dann aber hab ich gemerkt: Klar, ich habs irgendwo schon gewusst, geahnt. das hat sie auch nur ein einziges mal so deutlich gesagt und das reicht. Das trägt.

Bo sorry die Tippfehler sind wieder grausig.
amor fati

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flowerbomb2
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Beitrag Mi., 07.12.2011, 21:01

Ich hab auch irgendwann selbst beschlossen, dass sie mich mag. Durch die Art, wie sie mit mir umgeht, sie mich anlächelt, sie sich für mich ehrlich freut, wenn was gut läuft.

Hätte mich wohl eher nicht getraut das zu fragen und frage solche Dinge generell nie, ich finde das sollte irgendwie von einem selbst kommen oder eben einfach so klar sein. Aber verstehe das Nachfragen schon.

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mitsuko
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Beitrag Mi., 07.12.2011, 21:03

@montagne Ja, ich verstehe, dass der Thera in dem Moment nicht eifrig sagen willl "Doch, doch ich mag Sie", nur weil der Patient das offensichtlich hören möchte. Ich war damals im tiefsten Zweifel, denn ich habe diesem Menschen einfach nicht vertrauen können und ich glaube, ich hätte dazu irgendwas von ihm gebraucht, wenn keine Sympathiebekundung dann irgendetwas anderes um mich dort sicher fühlen zu können.


montagne
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Beitrag Mi., 07.12.2011, 21:10

@mitsuko: Ich verstehe die Zweifel. Kenne sie ja zu genüge von mir.
Ich denke es ist eifnach heikel und man mus da als Klient vllt. echt Geduld haben, mit sich, mit dem Thera. Meine Therapeutin sagte dazu mal ganz am Anfang, dass es ja tatsächlich so sei, ich kann mir nicht sicher sein, ob sie vertrauenswürdig ist, ob sie mir wohl gesonnen ist. Das lässt sich auch nicht beweisen, sie könnte es jetzt sagen, aber das würde nicht ankommen. Es helfe nichts, ich müsse ihr da Kredit geben.

Später dann hat sie es mehrfach von sich aus gesagt. Damals hab ich mich schwer getan das zu fühlen. Aber ich hab es mir natürlich ganz genau gemerkt. Und mit der Zeit hat es sich gefestigt, konnte ich es glauben.

Ich sehe das wie flower und das sagte mir meine Therapeutin auch mal. Das was sie für mich tut, wie sie versucht mich zu unterstützen kann mir zeigen, dass sie mich mag und ich ihr wichtig bin.
ich denke Worte sind da wie ein kleines Sahnehäubchen, aber das substanzielle Tortenstück, das muss man sich selbst backen.
amor fati

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Phönixia
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Beitrag Mi., 07.12.2011, 21:16

@mitsuko,
@montagne Ja, ich verstehe, dass der Thera in dem Moment nicht eifrig sagen willl "Doch, doch ich mag Sie", nur weil der Patient das offensichtlich hören möchte. Ich war damals im tiefsten Zweifel, denn ich habe diesem Menschen einfach nicht vertrauen können und ich glaube, ich hätte dazu irgendwas von ihm gebraucht, wenn keine Sympathiebekundung dann irgendetwas anderes um mich dort sicher fühlen zu können.
Ich verstehe dich hier auch. Es kann natürlich sein, dass du irgendwie gespürt hast, dass der Thera dich "ablehnt". Wenn man das Gemochtwerden spüren kann, dann wahrscheinlich auch das Gegenteil davon. Der Thera hätte dann nie geantwortet: Ja, Frau mitsuko, Sie haben ganz recht, ich mag sie wirklich nicht" Soviel Ehrlichkeit geht ja dann in der Therapie auch nicht.

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candle.
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Beitrag Mi., 07.12.2011, 21:17

Hallo abendrot79!

Ich bin auch eine von denen, die sich das nicht fragt und auch nicht bestätigt haben muß. Das spürt man doch prinzipiell in jeder Beziehungsform, ob man sich mag, also auch beim Therapeuten, sonst würde wohl eine Therapie nicht zustande kommen.

Ich frage mich, ob das auch so Persönlichkeitsstörungen sind, wenn man im Kleinkindmodus ständig seine Bedürfnisse gestillt haben will, was offenbar auch einige verbal bzw. in Aktionismus teilweise auch ausagieren in der Therapiestunde.

Jedenfalls scheint mir diese Thematik sehr oft die Therapie zu blockieren.

candle
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abendrot79
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Beitrag Mi., 07.12.2011, 21:29

candle. hat geschrieben:Ich bin auch eine von denen, die sich das nicht fragt und auch nicht bestätigt haben muß. Das spürt man doch prinzipiell in jeder Beziehungsform, ob man sich mag, also auch beim Therapeuten, sonst würde wohl eine Therapie nicht zustande kommen.
Das denke ich auch und ich finde sogar, dass dieses mögen noch nichtmal zwangsweise etwas mit Vertrauen zu tun haben muss. Ich habe ein grosses Problem mit diesem lieben Vertrauen und meine Thera muss sich mein Vertrauen wirklich hart erkämpfen und dennoch habe ich mich noch nie gefragt ob sie mich mag. Ich spüre das einfach dass sie mich zumindest sympathisch findet. Sonst würde sie auch nicht so sehr an diesem Vetrauen arbeiten und mir unglaublich positive Rückmeldungen geben, wenn wir Fortschritte machen. Und ich sage bewusst wir, denn ich empfinde diese Therapie als etwas, was gemeinsam durchgestanden wird und wenn beide Seiten dazu JA sagen, sollte die Frage des "mögens" vollkommen überflüssig sein.
candle. hat geschrieben:IIch frage mich, ob das auch so Persönlichkeitsstörungen sind, wenn man im Kleinkindmodus ständig seine Bedürfnisse gestillt haben will, was offenbar auch einige verbal bzw. in Aktionismus teilweise auch ausagieren in der Therapiestunde.
Ich würde einfach mal JA sagen, wobei ich das Wort "Persönlichkeitsstörung" irgendwie nicht mag. Es klingt so "abwertend" .... aber ich weiss was du meinst.
Weil Kakao an Bäumen wächst, ist Schokolade irgendwie auch Obst! (gelesen auf einem Frühstücksbrettchen)

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mitsuko
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Beitrag Mi., 07.12.2011, 21:31

montagne hat geschrieben:Ich denke es ist eifnach heikel und man mus da als Klient vllt. echt Geduld haben, mit sich, mit dem Thera.
Phönixia hat geschrieben:Wenn man das Gemochtwerden spüren kann, dann wahrscheinlich auch das Gegenteil davon.

Ja richtig. Und so pendelt man dann hin und her zwischen diesen beiden Polen.

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titus
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Beitrag Mi., 07.12.2011, 21:35

candle. hat geschrieben: Das spürt man doch prinzipiell in jeder Beziehungsform, ob man sich mag, also auch beim Therapeuten, sonst würde wohl eine Therapie nicht zustande kommen.
Ich denke, die Beziehung zum Therapeuten ist etwas anderes als die Beziehung zu anderen Menschen, denn da läuft alles doch sehr im Zeitraffer ab. Das, was ich dort in drei Monaten schon erzählt habe, habe ich Freunden und anderen Bekannten nach Jahren noch nicht preisgegeben.

Und das beruht - logischerweise - noch nicht mal auf Gegenseitigkeit: Während wir uns also das Herz ausschütten, bekommen wir als Gegenstück keine Geheimnisse anvertraut, die uns bestätigen würden, dass man uns vertrauen würde. Der Therapeut wird ja dafür bezahlt, mit uns zu arbeiten. Und da eine Ablehnung seitens des Therapeuten - nach meinen Beobachtungen, jedenfalls - dann doch eher selten vorkommt (und nicht immer etwas mit Sympathie oder Antipathie zu tun hat), nehme ich an, dass die Vermutung, ohne 'Sympathie keine Therapie', so nicht zutreffend ist.

Und dann gibt es diese relativ 'harten' Analytiker, die eben nicht die Hand geben und sich selbst so weit es geht zurücknehmen im Gespräch. Da merkt man dann zwar sehr viel Wärme und Einfühlungsvermögen, aber ob das nun auf Sympathie beruht oder ob das einfach nur Teil des Berufes und der Persönlichkeit des Theras ist, vermag ich nicht zu beurteilen.

Abendrot: Komisch, bei mir ist es umgekehrt: Ich weiß sofort, ob ich jemandem vertrauen kann bzw. ob ich das riskieren kann, aber ob derjenige mich mag, weiß ich nicht unbedingt. Beim Vertrauen geht es ja eigentlich darum, dass dem, dem man vertraut, die Dinge, die man ihm erzählt, nicht fremd oder zuwider sind (abgesehen mal von der Diskretion).
Meine Beiträge spiegeln meine persönliche Einstellung wider. Sie sind nicht allgemeingültig; was ich schreibe, muss nicht auf andere Menschen zutreffen. Ich möchte das nicht in jedem Beitrag wiederholen, weil ich es für selbstverständlich halte.

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candle.
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Beitrag Mi., 07.12.2011, 21:43

Nun mal ehrlich titus: Was nützt es einem Therapeuten sich einen Klienten zu wählen mit dem er glaubt nicht klarzukommen? Schließlich steht für einen Klienten gleich 10 andere hinter der Tür, die auf einen Platz warten.

Ohne Sympathie geht es nicht und ich denke auch nicht, dass Therapeuten großartige Schauspieler sind und so tun als ob. Da müßte dann wohl sonst ein Therapeut ein enormes Ego haben, der das auf bestimmte Art befriedigen wollte, was sich dann eh negativ auswirkt.

candle
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abendrot79
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Beitrag Mi., 07.12.2011, 21:48

titus hat geschrieben: Ich weiß sofort, ob ich jemandem vertrauen kann bzw. ob ich das riskieren kann, aber ob derjenige mich mag, weiß ich nicht unbedingt.
Aber das kann doch dann höchstens oberflächiges Vertrauen sein, oder? Ich kann mir nicht vorstellen dass du jemandem begegnest und das Gefühl hast du könntest demjenigen alles erzählen und gleichzeitig weisst du nicht ob derjenige dich mag? Wie funktioniert das? *knoten-im-hirn-hab*
titus hat geschrieben:Beim Vertrauen geht es ja eigentlich darum, dass dem, dem man vertraut, die Dinge, die man ihm erzählt, nicht fremd oder zuwider sind (abgesehen mal von der Diskretion).
Hm, das sehe ich anders. Meine beste Freundin dürfte mir auch Dinge anvertrauen (bzw. hat sie) die ich absolut abstossend finde und dennoch geniesst sie die vollkommene Sicherheit die sie braucht um mir diese Dinge erzählen zu können. Und genauso sollte es beim Therapeuten doch auch sein. Es gibt doch bestimmt etliche Themen die ein Therapeut zuwider sind und dennoch muss er in sener Rolle als Therapeut damit umgehen (müssen).
Weil Kakao an Bäumen wächst, ist Schokolade irgendwie auch Obst! (gelesen auf einem Frühstücksbrettchen)

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Pantoffeltierchen
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Beitrag Mi., 07.12.2011, 21:50

Ein (nicht mein) Thera sagte einmal zu mir (als ich in Bezug auf meinen Thera grübelte): "Es kann, soll und muss Ihnen egal sein, was Ihr Therapeut empfindet, dafür hat er Sorge zu tragen, nicht Sie." Das ist zwar schwer anzunehmen, aber vielleicht hilft es dir ja...
Wer einen Fehler findet, darf ihn behalten.

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