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Do., 01.12.2011, 13:28
Nun, die Frage der Reife betrifft ja eine Gruppe von Menschen, sofern es sich um Mobbing handelt. Und darum geht es hier. Andere Menschen kann man nicht verändern, oder ihnen Reife aufzwingen. Daher steht die Entscheidung an: Entweder ich kämpfe in dieser Gruppe, das erfordert viel Durchsetzungskraft, viel Mut, viel Biss... die Mobbingsituation dürfte dabei noch nicht richtig erblüht sein, denn je heftiger sie bereits wütet, umso zerstörter ist das Opfer (sonst wärs kein Mobbing) und imso heftiger müsste das Opfer "zuschlagen". Der andere Weg wäre, den unreifen Haufen einfach zu verlassen. Das kann man machen, wenn man Erwachsen und in einer Firma gemobbt wird... oder einem Haus, dann kündigt man oder zieht weg.
Vielfach aber besteht keine Möglichkeit, der Mobbingsituation "einfach" zu entrinnen. Da kann man sich der Unreife der Gruppe noch so bewusst, selber noch so reif sein. Etwa in der Schule. Aber auch, wenn man beispielsweise auf seinen Wegen gemobbt wird. Da hilft dann nur, wenn die Eltern selber die Konsequenz ziehen und mit Sack und Pack des Kindes zuliebe umziehen und/oder die Schule wechseln.
Ich denke sehr wohl, auch in reifen, reflektierten Gruppen entstehen diese Rollen. Man muss nur genauer hinsehen, manchmal ist es zu subtil, oder man selber ist in einer Rolle die einem nicht behagt, weswegen man das System ablehnt. Ich denke zudem, mein Mobber "glaubt" das er mobbt. Er wird das immer herunterspielen, oder eben die Schuld an den eigenen Handlungen dem Opfer zuschieben. Dabei wird er nicht zwangsläufig falsche Behauptungen anstellen, er zieht nur die falschen Schlussfolgerungen und Konsequenzen. Beispielsweise kann er sagen: Naja, er ist aber auch kurzsichtig. Das mag stimmen, deswegen trägt das Opfer eine Brille, aber daraus ergibt sich noch nicht das Recht, diese Person zu demütigen.
Es wäre in diesem Sinne durchaus interessant, von Mobbern zu hören, wie sie ihre Opfer wählen. Aber in anderen, ähnlichen, Diskussionen hier wurden durchaus Dynamiken beschrieben, in denen Menschen bis in den Suizid gemobbt wurden, was "denen" schon recht geschehen sein solle, da diese "seltsam" waren, ungut geschaut haben, nicht das richtige gesagt haben, sich abweichend von der Norm verhalten haben. Die Idee, dass das eigene Mobbing unrecht war, die Schuld der Mobber und nicht die des Opfers, wenn das den Mobbern bewusst wäre, mobbten sie nicht.
»Nimm niemals Böswilligkeit an, wenn Dummheit hinreichend ist.« [Hanlon's Razor]
»Wir sind lieber die Bösen als die Dummen.« [Richard David Precht]