Mein Mann will keine Kinder

Alle Themen, die in keines der Partnerschafts-Foren passen, bei denen es aber in weitestem Sinne um Beziehungen, soziale Kontakte usw. geht, Adoption, Pflege usw.
Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Madlen81
sporadischer Gast
sporadischer Gast
weiblich/female, 30
Beiträge: 12

Beitrag Mi., 23.11.2011, 21:28

Hallo Phänotyp

Dieses "Phänomen" habe ich auch schon des öfteren gehört: Er will nie Kinder. Doch irgendwann trennt er sich von der Frau und hat schwups Nachwuchs.

Ich glaube tatsächlich nicht, dass da ein anderes Problem ist. Zumindest nicht dass ich wüsste. Wir harmonieren sonst gut miteinander. Machen viel gemeinsam, hängen aber auch nicht nur zusammen, jeder macht auch mal was für sich allein usw. Aber man weiß nie, was im Kopf des Partners vorgeht ... wobei er mir heute schon glaubhaft gemacht hat, dass er mich nicht verlieren will. Wir haben wohl beide in den letzten Tagen über Trennung nachgedacht. Er genauso wie ich. Sind aber doch beide zu dem Entschluss gekommen, dass wir das nicht wollen. Jetzt hätte er "die Chance" gehabt, wenn er gewollt hätte ...

Hallo Lilly

Das "nicht teilen wollen" stimmt irgendwo. Das hat er mir auch schon öfter gesagt, dass er angst hat, dass durch ein Kind und damit verbundene Zeitverluste ich nicht mehr so viel Zeit hätte für ihn und er aber unsere Partnerschaft auch leben möchte und nicht nur mehr Vater und Mutter sein will.

Klar - irgendwo sucht er nach Gründen, die man nicht ändern kann und die aber gegen ein Kind sprechen. Ich sehe es mal so: Ich sehe nur die positiven Punkte daran und er nur die negativen. Beides ist falsch, beide müssten wir den Mittelweg sehen. Ein Kind bringt nicht nur Probleme, aber auch nicht nur Sonnenschein.

Definitiv nicht verlieren will er eben seinen Lebensstandard. Ich ja auch nicht. Ich will sicher nicht plötzlich Tag für Tag nur zu Hause sitzen und mir nichts mehr leisten können. Einschränkungen finde ich aber nicht schlimm und dazu ist er derzeit nicht bereit.

Werbung

Benutzeravatar

candle.
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 56
Beiträge: 15211

Beitrag Mi., 23.11.2011, 22:29

Hallo Madlen81!

Sag mal was ist denn "plötzlich" mit deinem Mann los? Gibt es da einen Auslöser? Oder gibt es da irgendeine neue Erkenntnis dazu?

Ich finde ja, er klingt irgendwie verzeifelt und irgendwie habe ich das Gefühl er will, aber er kann irgendwie nicht. Kannst du dem mal nachgehen?

Was gibt er denn für Gründe gegen Kinder an?

Es ist gar nicht fair, dass er dich in der Öffentlichkeit so dermaßen damit konfrontiert hat. Es ist auch komisch, dass er gleich die Lösung mit Trennung oder er oder das Kind vorgibt.

Was ist bloß mit ihm los?

Viele Grüße!
candle
Now I know how the bunny runs! Bild

Benutzeravatar

AngelikaR
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 40
Beiträge: 96

Beitrag Do., 24.11.2011, 09:14

Madlen81 hat geschrieben: Definitiv nicht verlieren will er eben seinen Lebensstandard. Ich ja auch nicht. Ich will sicher nicht plötzlich Tag für Tag nur zu Hause sitzen und mir nichts mehr leisten können. Einschränkungen finde ich aber nicht schlimm und dazu ist er derzeit nicht bereit.
Sorry, dass ich dir jetzt deine Träumerei in Frage stelle. Ich habe 4 Stiefkinder (ab dem 3. Lj) großgezogen, wie ich schon geschrieben habe.

Es wird genau so sein: Ihr werdet euren Lebensstandard, eure Lebensart, eure Zweisamkeit für viele Jahre verlieren. Ihr werdet jahrelang nur zu Hause sitzen, es sei denn ihr habt engagierte Großeltern oder Geld für Babysitter. Deine berufliche Karriere ist als Mutter vorbei, Betreuungspflichten schrecken Arbeitgeber ab.
Ein Kind kostet bis zum 18. Geburtstag etwa 80.000 Euro. Die werden euch natürlich woanders fehlen.
Ein Kind bringt nicht "Einschränkungen" sondern eine Änderung all dessen, was euch bisher wichtig war und allem was ihr aufgebaut habt.
Über die schönen Seiten mit Kindern mögen andere schreiben.

Ja, ich steh auf meine Stief-Kiddies, die mit 21 und 25 trotz eigener Bleibe immer noch unsere Wohnung bevölkern, weils so "cool" ist bei uns!
Aber ich weiß, warum ich nie eigene Kinder wollte.

Die in zahllosen Gesprächen mit kinderlosen Männern und Vätern häufigste geäußerst Angst ist: die soziale Rolle des Versorgers nicht erfüllen zu können. Das Wissen, dass nun 2 Personen finanziell von ihm abhängig sind und dass echt nix schiefgehen darf mit Job und Leistungsfähigkeit.

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Madlen81
sporadischer Gast
sporadischer Gast
weiblich/female, 30
Beiträge: 12

Beitrag Do., 24.11.2011, 09:50

candle. hat geschrieben:Ich finde ja, er klingt irgendwie verzeifelt und irgendwie habe ich das Gefühl er will, aber er kann irgendwie nicht. Kannst du dem mal nachgehen?
Was gibt er denn für Gründe gegen Kinder an?
Hallo candle

Die Gründe gegen Kinder sind:
- Er hat angst, dass es behindert sein könnte und somit unser Leben dann komplett vorbei wäre.
- Er hat angst, dass unsere Beziehung darunter leiden würde und wir dann zwar Eltern sind. Aber über kurz oder lang mit uns selbst nichts mehr anzufangen wüssten.
- Er will seine Unabhängigkeit nicht aufgeben. Er will nicht "gebunden" sein.

Verzweifelt ist er mit Sicherheit. Weil ich plötzlich anders denke als noch vor ein paar Jahren und weil in mir plötzlich die Mutterinstinkte ausgebrochen sind. Das andere ist, dass er selber zwar keine schlechte Kindheit hatte (und auch heute der Kontakt zu den Eltern sehr gut ist!), aber sein Vater nie Zeit für ihn hatte. Sein Vater wollte auch nie Kinder, "musste" dann aber welche zeugen wegen seiner Mutter (damals galt das halt noch mehr, was Mutter sagte). Er denkt, er hätte ebenfalls keine Zeit fürs Kind wegen der Arbeit und er will halt nicht genauso werden wie sein Vater, der das Kind dann nur wegschieben würde. Und klar - ich würde nach einem Jahr, spätestens nach zwei, wieder arbeiten gehen und er will nicht, dass das Kind dann woanders aufwächst (sprich: Kinderkrippe).

@Angelika:


So ganz unrecht hast Du mit Sicherheit nicht. Dass es kein Zuckerschlecken werden würde, kann ich mir gut vorstellen. Selbst meine Mutter, die wirklich traurig war, dass mein Mann keine Kinder will, meinte: Du darfst nicht nur das Positive an einem Kind sehen, es gibt auch genügend negative. Und das, wo sie mich wirklich heiß und innig liebt, mir alles gegeben hat, was ich gebraucht habe und wir ein super Verhältnis haben.

Andererseits denke ich mir immer: So viele Menschen auf dieser Welt schaffen es mit einem Kind, die meisten sogar mit zwei oder drei. Warum sollten ausgerechnet wir das nicht hinbekommen? Ich kann mir nicht vorstellen, dass alle Eltern unglücklich zu Hause sitzen mit ihren Kindern ...

Ach ja, was soll ich tun. Ich muss es zunächst wohl so hinnehmen. Seit dem GEspräch gestern habe ich aber trotz allem wieder Hoffnung, dass das letzte Wort noch nicht so wirklich gesprochen ist und vielleicht wendet sich alles zum Guten. Ein bisschen Zeit habe ich ja noch. Wie mein Mann mir gestern sagte, macht er sich durchaus noch weiterhin Gedanken darüber und vielleicht braucht er einfach seine Zeit, sich damit auseinander zu setzen und vielleicht kann auch er es sich irgendwann besser vorstellen.

Werbung

Benutzeravatar

Nico
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
männlich/male, 62
Beiträge: 12125

Beitrag Do., 24.11.2011, 09:54

Im Endeffekt laeuft es darauf hinaus, dass in diesem Fall auch bei der TE bis vor kurzem keinerlei Kinderwunsch vorhanden war und dieses Thema in der Beziehung nie dezitiert ausgeredet wurde.
Jetzt will sie ein Kind und er nicht. Beide Standpunkte sind zu akzeptieren und beide Wuensche haben ein Recht darauf gelebt zu werden. Miteinander wird sich das halt nicht auf lange Sicht befriedigend realisieren lassen, daher tippe ich auf Trennung, wobei nicht ausgeschlossen ist, dass diese erst so spaet Erfolgt, dass es fuer die TE dann auch schon zu spaet ist.

Bei mir persoenlich ist es auch so, dass ich kein Kind mehr moechte, da ich bereits einen erwachsenen Sohn habe. Meine Partnerin ist um einiges juenger als ich daher waeren Weitere Kinder kein Problem, aber sie kennt meine Einstellung von Anfang an. Ich muesste es aber natuerlich auch akzeptieren falls bei ihr irgendwann ein Kinderwunsch zur Trennung fuehrt.
Auch wenn es sicher sehr schwer fallen wuerde.
Nicht das schwarze Schaf ist anders, sondern die weißen Schafe sind alle gleich ;)

Benutzeravatar

Cyw
Forums-Insider
Forums-Insider
weiblich/female, 30
Beiträge: 460

Beitrag Do., 24.11.2011, 11:02

So sehr ich dir wünsche, dass dein Mann wirklich nur "überreagiert" hat, glaube ich es doch nicht ganz. Er hat schon vor über einem Jahr klar Stellung bezogen, er hat das kürzlich klipp und klar wiederholt, und das spricht meiner Meinung nach nicht unbedingt dafür, dass er sich innerhalb von wenigen Tagen jetzt doch grundsätzlich umentscheidet. Es liegen Welten zwischen "Wir haben damit abgeschlossen" und "Natürlich will ich schon, ich hab nur Angst" -- meiner Meinung nach.

Vielleicht rudert dein Mann jetzt ein bisschen zurück, weil er Angst bekommen hat, dass du dich wirklich trennst. Das will er sicherlich nicht, auch wenn er das gesagt hat. Etwas sagen (und möglicherweise sogar meinen), und dann spüren, dass es dazu wirklich kommt, sind zwei verschiedene Sachen. Die Frage ist, ob er deswegen wirklich ein Kind will, nur weil er nicht will, dass du gehst.

Noch ist Zeit. Dann nehmt sie euch, redet, aber versuch, ihm wirklich zuzuhören. Versuch, nicht zu sehr von deinen Wünschen getrieben da Sachen reinzuinterpretieren. Hör genau hin, was er sagt. Sonst stehst du vielleicht in 5 Jahren wieder da, wo du jetzt bist.

Lg
Cyw


Proserpina
Forums-Insider
Forums-Insider
anderes/other, 80
Beiträge: 397

Beitrag Do., 24.11.2011, 11:28

Madlen81 hat geschrieben:
Die Gründe gegen Kinder sind:
- Er hat angst, dass es (....) und er will nicht, dass das Kind dann woanders aufwächst (sprich: Kinderkrippe).
Also das klingt für mich alles sehr gut durchdacht und äußerst vernünftig. Vielleicht unterschätzt Du auch seine Gründe? Für mich liest es sich so, dass Du Dein Leben ohne Kinder ja durchaus genießt und auch mit Kind bald wieder arbeiten willst. Dann wären die Kids ja großteils aushäusig untergebracht und Dein Mann scheint sich dessen bewusst zu sein (und auch, was das für ein Kind bedeutet).

WARUM willst Du eigentlich ein Kind?

....

Benutzeravatar

geronimos secret
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 32
Beiträge: 917

Beitrag Do., 24.11.2011, 11:37

Dann wären die Kids ja großteils aushäusig untergebracht und Dein Mann scheint sich dessen bewusst zu sein (und auch, was das für ein Kind bedeutet).
WAS bedeutet es denn für ein Kind, Pros?!

Für mich klingen die Gründe vorgeschoben.
Eat Pray Love


Proserpina
Forums-Insider
Forums-Insider
anderes/other, 80
Beiträge: 397

Beitrag Do., 24.11.2011, 11:53

geronimos secret hat geschrieben: WAS bedeutet es denn für ein Kind, Pros?!
Nun, ich zitiere Madlen81:
Sein Vater wollte auch nie Kinder, "musste" dann aber welche zeugen wegen seiner Mutter (damals galt das halt noch mehr, was Mutter sagte). Er denkt, er hätte ebenfalls keine Zeit fürs Kind wegen der Arbeit und er will halt nicht genauso werden wie sein Vater, der das Kind dann nur wegschieben würde.
Vielleicht solltest Du Dir angewöhnen, auch das zu lesen, auf was ich mich beziehe. Nochmal: Ich schreibe in Zusammenhängen, irgendwie scheint das nicht in Deinen Kopf zu gehen.

.

Benutzeravatar

Pitt
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
männlich/male, 53
Beiträge: 2302

Beitrag Do., 24.11.2011, 11:58

Ich bin ja hier der Schreiber, der im Grunde alle Probleme für Bagatellen hält, insbesondere sexuelle
Aber in deinem Fall weiss ich nun wirklich keine Lösung!
Kind ja oder nein ist für mein Dafürhalten wirklich eines der wenigen "ernsthaften" Entscheidungsprobleme, die das Leben bereithält.
Ob auch bei so einem Konflikt Paarberatung hilfreich sein kann? Keine Ahnung.
Gibt es zu dem Thema überhaupt irgendein Ratgeberbuch?

Du hast ja nun schon etliche "Contra-Argumente" deines Mannes aufgezählt.
Versuche doch mal deine "Pro-Argumente" in Worte zu fassen.

Lg
Pitt

Benutzeravatar

candle.
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 56
Beiträge: 15211

Beitrag Do., 24.11.2011, 12:13

Hallo!

Also irgendwo sind das für mich noch keine tiefgreifenden Gründe, das sind Ausreden. Ich denke da steckt mehr dahinter.

candle
Now I know how the bunny runs! Bild

Benutzeravatar

Una
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 49
Beiträge: 1193

Beitrag Do., 24.11.2011, 12:30

Hallo Madlen,

also mit 30 Jahren hast Du noch ein paar Jahre Zeit. Das ist jetzt nicht wirklich das Problem.
Meine Freundinnen bekamen mit 36-42 Jahren ihre Kinder, alle sind gesund und munter.
Das ist also nicht wirklich so, dass Du jetzt Panik haben mußt.

Ich denke der Kinderwunsch ist in uns Frauen biologisch angelegt und ab 30 Jahre kommt er so richtig in Schwung. Bei mir war es so und bei vielen anderen die ich kenne auch.

Dieser Wunsch flaut auch wieder ab und so lange frau fruchtbar ist, kommt er immer mal wieder hoch,
wird er nicht erfüllt, führt er nur bei einem ungeklärten Innenleben zu einer richtigen Störung im Selbst.

Ich habe keine Kinder bekommen, obwohl ich mit Anfang 30 sehr wohl den Wunsch hatte.
Aber mein Mann ist Gehirntumorpatient und das hat uns über Jahre beschäftigt.
Drei O.P.'s und Folgeschäden. Auch er will und wollte keine Kinder, obwohl er in der Verliebtheitsphase
unbedingt mit mir Kinder wollte. Aber aufgrund der Realtität seiner Erkrankung (mit 29 Jahren diagnostiziert), wich der Wunsch den Ängsten. Der Tumor ist vererbbar. Seine Mutter hat ihn auch.
Mein Mann hat nur durch viel Glück überlebt.

10 Jahre nach der letzten O.P. 2007 hatte er wieder Symptome, sah Doppelbilder.
Man konnte nicht eindeutig klären was Sache ist.

All diese Umstände führten bei ihm zu großer Angst vor der Verantwortung.
Ich hätte mich trotzdem getraut. Aber ich habe seinen Wunsch respektiert.

Es geht auch nicht mit seinem Zustand. Er ist heute einseitig taub und hat einen schweren Tinitus.
Eine Folge von Wasser im Gehirn nach der letzten O.P..
Das reicht trotzdem als Belastung. Ein Kindergeburtstag mit grölenden Kiddis? Undenkbar.

Wie gehe ich damit um?
Ich habe immer wieder große Phasen der Traurigkeit und ein Gefühl des Verlusts gespürt, ja.
Ist ja auch traurig, nicht wahr? Man eiert am seidenen Faden des Lebens entlang und hofft der Partner überlebt, dabei gehen die Jahre ins Land, in denen andere Kinder in die Welt setzen und das Leben weitertragen.
Das ist die eine mögliche Gedankenkette.

Die andere ist: Ich stand dem Kinderwunsch ursprünglich nicht sehr fixiert gegenüber.
Ich hatte keine große Lust auf Schwangerschaft und Geburt. Auf Kinderbetreuung auch nicht.
Bei mir war der biologische Wunsch letztlich der, der sich über alle meine Bedenken und Dinge die ich nicht wollte hinwegsetzte. Ich bin quasi Dein Mann und Du in einer Person.

Ich bin in Bezug auf Kinder ungebunden und frei. Ich kann meine Nichte groß werden sehen und sehe die Belastungen, die durchaus auch da sind.Und ich bin trotz keiner eigenen Kinder nicht Kinderlos...denn ich habe eine Nichte, meine beste Freundin hat einen Sohn den ich groß werden sehen konnte.
Vom Baby bis zum Mann.

Heute muß ich sagen: Ich wollte es nicht mehr.

Dein Argument, dass man mit 70 alleine dasitzt ist übrigens keines.
Meine Vizemama ist heute 74 Jahre alt. Wer kümmert sich um sie?
Ich und noch mehr meine 70 Jahre alte Mutter.
Und wir sind nicht verwandt.
Ihre eigenen drei Kinder wohnen zum einen in ganz Deutschland verteilt und eine Tochter starb mit Anfang 50 vor drei Jahren. Die erste Zeit nach ihrem Tod war ich bei ihr, keines ihrer Kinder.
Aus beruflichen Gründen können sich die Kinder nicht kümmern, aus persönlichen Gründen möchte meine Vizemama nicht aus dem Ort weg wo sie immer gelebt hat und ihre Schwester und ihr Schwager heute noch sind. Die Schwester ist schwer krank.
Sie sieht ihre Kinder zu hohen Festtagen. Das war's.
Damit muß man heute rechnen: Wenn man in Rente geht, sitzen die eigenen Kinder beruflich eingespannt an völlig verstreuten Orten (die Mobilgesellschaft) und haben keineswegs Zeit die Oma zu besuchen oder sie gar zu betreuen.

Also versuche Dir nicht etwas einzureden, was so nicht stimmt. Das schürt die Panik und verhärtet die Fronten. Ein Kind zu bekommen heißt, sich auf eine unbekannte Größe einzulassen.
Denn Garantie für Gesundheit und Intelligenz gibt es nicht. Du mußt auch ja sagen zu möglichen Behinderungen und zu, im schlimmsten Fall, lebenslangen Belastungen. Meine Cousine zum Beispiel ist von ihrem Trainer jahrelang mißbraucht worden und ist heute mit 36 Jahren ein lebensuntüchtiger Mensch.
Meine Tante mit 70 Jahren zerreißt es fast innerlich dem zuzuschauen.

Studien zeigen, dass Kinder eine Beziehung belasten und tendenziell tatsächlich unglücklicher machen.
Am Ende der Studie mußte man fragen, warum überhaupt noch Kinder in die Welt gesetzt werden?
Antwort: Bauchentscheidung, also unsere biologische Ausrichtung.
Das ist ja auch gut und richtig, aber es ist auch ein gewisser Trick der Natur, auf dass wir uns auf etwas einlassen, dass so toll eigentlich bei genauem hinsehen nicht ist.

Da immer mehr Menschen keine Kinder haben, wird es alternative Lebensformen im Alter geben.
Wie das ehrenamtliche Selbstmanagement. Man hilft sich gegenseitig und schreibt die Hilfe in Form von Stunden gut, bekommt diese dann bezahlt oder holt sich selbst bei Zeiten Hilfe.
Das ist für mich realer, als auf Kinder zu setzen, die ihr eigenes Leben haben sollten, ohne von ihren alten Eltern belastet zu werden.

Aber Dein Kinderwunsch ist ein Bauchwunsch und ist zu respektieren, es ist nur die Frage, wie sehr man sich nun hineinstürtzt in das nicht unbedingt zwangsläufige Unglück, wenn es keine Kinder gibt.

Und ein Abwägen der Realitäten ist auch nicht falsch.
70% der Behinderungen kommen durch Fehler bei der Geburt zustande.
Also muß das bei Deinem Neffen (?) nicht zwangsläufig auch bei euch eintreten.

Vielleicht schafft ihr es, euch dem Thema angemessen und abwägend zu nähern?
Vor allem solltet ihr viel darüber spechen und euch dabei noch einmal eine Runde tiefer kennenlernen.
Ein Sprechen ohne den anderen überzeugen zu wollen.
Argumente sind gute Entscheidungshilfen, weil natürlich schon der Verstand dem Gefühl eine Struktur geben kann. Man kann und solte die Kinderwunschgeschichte rational betrachten und dann trotzdem dem Bauchgefühl den Vortritt lassen. Denn das Glück eines Menschen ist nicht rational zu erfassen.

Soviel mal.....
Leben heißt, langsam geboren zu werden. Es wäre auch zu bequem, wenn man sich fertige Seelen besorgen könnte.“

Antoine de Saint-Exupéry (1900-44).

Benutzeravatar

Una
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 49
Beiträge: 1193

Beitrag Do., 24.11.2011, 12:41

Und noch etwas: Unterschätzt nicht die Angst. Sie ist doch oft der Grund für das Nein.
Angst kann man wirklich rationalisieren. Ihr begegnet man am besten mit guten Überlegungen.
Ihr müßt sprechen Madlen, euch gegenseitig ernst nehmen.
Leben heißt, langsam geboren zu werden. Es wäre auch zu bequem, wenn man sich fertige Seelen besorgen könnte.“

Antoine de Saint-Exupéry (1900-44).

Benutzeravatar

geronimos secret
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 32
Beiträge: 917

Beitrag Do., 24.11.2011, 12:44

Kleiner Einwurf:
ich finde es schon bezeichnend und übgrigens auch traurig, dass offenbar vor allem wirtschaftliche Erwägungen darüber entscheiden, ob man Kinder in die Welt setzt oder nicht. Das sagt denke ich viel über den Zustand unserer Gesellschaft aus. Ich kann nur von mir sprechen, aber bei der Entscheidung für meinen Sohn haben finanzielle Aspekte keine einzige Rolle gespielt und damals steckte ich noch mitten in meinem Studium. Ich kann beim besten Willen nicht verstehen, wie man die Geldfrage an die Kinderfrage koppeln kann, halte das sogar für pervers (zumal in diesem Fall wohl kaum von "ernsthaften" finanziellen Problemen die Rede sein kein).
Eat Pray Love

Benutzeravatar

Una
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 49
Beiträge: 1193

Beitrag Do., 24.11.2011, 12:45

Die Studie die ich ansprach und sehr gute Artikel zu dem Thema überhaupt findest Du in GEO WISSEN, Ausgabe 47:
Glück, Zufriedenheit, Souveränität. http://www.geo-wissen.de
Leben heißt, langsam geboren zu werden. Es wäre auch zu bequem, wenn man sich fertige Seelen besorgen könnte.“

Antoine de Saint-Exupéry (1900-44).

Werbung

Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag