Verschwendete Therapiestunden

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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abendrot79
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Beitrag Di., 22.11.2011, 20:29

flowerbomb2 hat geschrieben:Einmal hatte ich um 16Uhr nen Termin, das war so toll.
Mir geht es genau andersherum! Ich habe meine Termine immer am frühen Nachmittag und habe um diese Zeit schon so viel "Alltag" hinter mir (bin alleinerziehend + Job), dass ich dann oft schon ausgelaugt bin und eben dann auch noch Kraft für die Therapie-Stunde aufbringen muss. Ganz selten habe ich mal einen Termin morgens um 09.00 Uhr und diese Termine finde ich TOLL! Da bin ich noch voller Kraft, frisch aufgestanden und mein Kopf ist noch frei! Ich mag diese Uhrzeit total
Waldschratin hat geschrieben:Zusammengefaßt meine ich,daß es "vergeudete" Thera-Termine gar nicht gibt.Es gibt manchmal schreckliche oder "mißglückte" oder mich nervende oder sowas.Aber "vergeudet" sind die dann auch nicht,weil man immer irgendwas für sich draus ziehen kann
So sehe ich das auch! Ich habe mal eine Stunde zu 90% mit schweigen verbracht und anfangs dachte ich, die Stunde wäre total vergeudet gewesen. Etwas später musste ich allerdings zugeben, dass selbst diese Stunde etwas "Gutes" hatte und ich viel über mich und die Beziehung zu meiner Thera gelernt habe. Und plötzlich empfand ich diese Stunde nicht mehr als vergeudet, sondern als äusserst produktiv
Weil Kakao an Bäumen wächst, ist Schokolade irgendwie auch Obst! (gelesen auf einem Frühstücksbrettchen)

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flowerbomb2
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Beitrag Di., 22.11.2011, 20:41

Lass uns tauschen:-)
ja, das kann ich verstehen, dass dein Kopf da nicht mehr richtig frei ist. da muss man erst wieder runterkommen und dann ist die Stunde schon wieder vorbei, hatte ich schon ab und zu, wenn davor was war.

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Wandelröschen
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Beitrag Mi., 23.11.2011, 00:49

Manchmal hatte ich auch das Gefühl, die Stunde sei für umme gewesen, weil in der Woche zuvor mir so viel durch den Kopf gegangen ist, was ich unbedingt thematisieren wollte, und dann saß ich da und dann war alles schlagartig weg.
Deshalb mache ich mir jetzt öfters einen Spickzettel, auf dem ich draufschreibe, was mir wichtig ist, was ich unbedingt ansprechen will, dann krieg ich dass zwischendrin auch mal wieder aus dem Kopf, weil sonst fahren manchmal die Gedanken auch Karussell in meinen Kopf oder es wird so laut da drin. Und manchmal, wenn ich was neues auf den Zettel dazu schreibe und das vorherige lese, hatte ich das schon total vergessen bzw konnte mich gar nicht daran erinnern, es geschrieben zu haben. Insofern ist das Aufschreiben ganz gut. Wenn ich dann den Zettel mitnehme, ist es zwar oft so, dass wir gar nicht auf alles eingehen können (50 min können auch verdammt kurz sein), aber ich habe wenigstens das Gefühl, nichts wichtiges vergessen zu haben, die Stunde also nicht für umme war.

gruß
Wandelrößchen
Gruß
Wandelröschen

Wann, wenn nicht jetzt. Wo, wenn nicht hier. Wer, wenn nicht ich.

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(e)
[nicht mehr wegzudenken]
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Beitrag Mi., 23.11.2011, 00:55

titus hat geschrieben:Einen festen Termin finde ich sehr wichtig, denn das gibt Sicherheit.

Aber was für mich der Horror wäre, wäre eine Stunde am Montagvormittag! Ich bin montags immer gestresst, weil mir die Umstellung vom Wochenende sehr schwerfällt. Ich kann montags am Vormittag überhaupt keine Termine wahrnehmen, wenn es nicht unbedingt sein muss. Von anderen Leuten kenne ich das so ähnlich. Vielleicht geht es dir auch so und du wärest mit einem anderen regelmäßigen Termin glücklicher?
Ich habe meine Thera-Stunde immer Montag morgen!
Lieben Gruß
elana

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flowerbomb2
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Beitrag Mi., 23.11.2011, 11:21

Das mit dem Aufschreiben ist generell ne gute Idee, mach ich jetzt dann auch mal.

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(e)
[nicht mehr wegzudenken]
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Beitrag Di., 07.05.2013, 06:50

Gerade kürzlich kam hier im Forum das Thema der Stundenverschwendung wieder auf. Deshalb hole ich diesen Thread hoch. Ich kann zufrieden sagen, dass ich meine Therapiestunden wirklich total ausnutze wie Wasser in der Wüste. Liegt natürlich auch daran, dass ich nur 1-mal im Monat eine anderthalbstündige Sitzung habe. Weiter nutze ich die E-Mail-Funktion, um noch mehr aus diesen Sitzungen herauszuholen, d. h. damit ich in den Stunden nicht zuerst alles lang und breit erklären muss, sondern wir gleich auf Basis der E-Mails das Eigentliche besprechen können.
Lieben Gruß
elana

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Luxbordie
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Beitrag Di., 07.05.2013, 07:11

Hi Flowerbomb2,

Ich schreibe grundsätzlich alles auf was ich besprechen möchte, mein Kopf ist während den Sitzungen komplett leer - bzw das Kind ist dann soweit im Vordergrund dass die Erwachsene nicht mehr weiss was Sache ist. Manchmal sagt mein Thera auch ich soll eine Mail die ich ihm geschrieben habe ausdrucken damit wir das noch mal ansehen können in der Stunde. Und wenn ich dann mal nicht weiss was ich sagen soll, dann redet der Thera - habe noch nie so eine Quasselstrippe gesehen... Am Anfang hat er mir sogar zuviel geredet... habe ich ihm gesagt und er passt jetzt drauf auf, er merkt jetzt auch wenn's mir zuviel wird.

Was die 50 Min. Stunden betreffen - die sind einfach nur zu kurz. Ich habe meinen Thera jetzt soweit dass wir immer Doppelstunden machen, vor allem weil ich am Ende doch immer einige Zeit brauche um wieder auf den Boden zu kommen. Ausserdem bin ich sonst die ganze Stunde gestresst weil sie so kurz ist.
LG
Luxbordie
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Traurige Seele
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Beitrag Di., 07.05.2013, 09:33

Hallo,

also bei mir ist es so dass wir oft am Anfang ganz belanglose Sachen besprechen um bei mir etwas meine Verkrampfungen zu lösen. Ich sitze da manchmal am Anfang wie angewurzelt und hab Angst über die heiklen Themen zu reden. Aber dass die komplette Stunde dann dadurch verschwendet ist nein das ist nicht der Fall.

LG TS
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(e)
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Beitrag Di., 07.05.2013, 09:38

@Luxbordie

Ich hab auch eine Doppelstunde, dafür nur einmal im Monat. Meinen Hausarzt, der in die Therapie involviert ist, hab ich auch für eine Doppelsitzung überredet, dafür auch nur 1-mal im Monat. Sonst geht der Weg länger als die Sitzung.

@Traurige Seele

Letztes Mal redete ich mit meinem Thera über die Problematik meines Neffen, das hat mich so runtergezogen während der Sitzung, dass ich gleich an Zeitverschwendung dachte. Aber eigentlich war es das natürlich nicht. Zu schlimme Themen vermeide ich nur lieber, denn ich möchte mich ja nach der Therapie gestärkt fühlen, um das alles besser angehen zu können.
Lieben Gruß
elana

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Traurige Seele
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Beitrag Di., 07.05.2013, 09:46

@ elena,

oh ja sowas ärgert mich auch wenn man dann zu lange an belanglosen Sachen festhängt und man nicht zum eigentlichen Punkt kommt. Aber es kann bei mir sein, dass ich ein ganz heikles Thema im Kopf habe und dann dehne ich automatisch das belanglose Thema aus um nicht so schnell über das schlimme Thema reden zu müssen.

Naja gerade ist es auch so dass mir etwas sehr heikles auf der Seele brennt und ich weiß dass ich es ansprechen sollte, dass es mich einfach nur mal erleichtern würde wenn es raus wäre, aber ich schiebe es von Stunde zu Stunde und rede irgendwie immer um den heißen Brei rum. Letztes Mal hat es mich richtig geärgert dass sie mich nicht endlich mal gefragt hat um was geht es den nun konkret, was genau ist das Problem. Dann hätte sie mich automatisch zum Reden bringen müssen. Aber nein sie hörte zu was ich so verschlüsselt von mir gab und ich denke sie wusste schon in etwa um was es geht aber wir kommen eben nicht auf den Punkt.

LG Trauriges Seelchen (welches mal einen Tritt in den Allerwertesten braucht)
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sandrin
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Beitrag Di., 07.05.2013, 12:28

Wie gut ich dich verstehen kann
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per_se
Helferlein
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Beitrag Di., 07.05.2013, 12:48

Ohja, ich habe gestern auch nach kurzem schweigen und störungen von Flurgeräuschen zu ihm gesagt: "So, nun müssen wir aber ackern, sonst ärger ich mich nachher wieder so sehr und habe das Gefühl die Stunde ruiiniert zu haben. Also kommen Sie, los gehts, sprechen wir" Er schaute mich dann ganz amüsiert mit großen Augen an, herrlich

Aber ja, es gab in der Vergangenheit sooo viele Stunden, die eigentlich gestrichen werden können weil sie unnütz waren. Vielleicht braucht es die aber auch, denn so bleibt der Elan da es das nächste mal besser zu machen und an weiß es zu schätzen wenn mal etwas richtig wichtig war. Gibt ja immer beide Seiten und ich finde es bei meiner jetzigen Therapie besonders auffalend und wichtig das richtig wichtige von dem eigentlich verschwendetem herauszuspüren.

lg
Die Hoffnung ist der Regenbogen über dem herabstürzenden Bach des Lebens.
Nietzsche

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Marzipanschnute
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Beitrag Di., 07.05.2013, 13:09

@ per_se, etwas ähnliches habe ich letztens auch gesagt. Ich kam rein und nach dem üblichen Schweigen und Floskeln und um den heißen Brei herumschleichen sagte ich: Heute möchte ich einen Fortschritt. Er meinte, den hätte ich schon gemacht in dem ich genau das zu ihm sage und nicht nur stumm mit mir rumschleppe. Aber ich wollte einen richtigen Fortschritt, irgendeine Erkenntnis, irgendetwas das mir das Gefühl gibt nicht völlig Fehl am Platz zu sein (kann man das in seiner eigenen Therapie?) und es schaffen zu können. Es hat nicht geklappt. Vielleicht war der Fortschritt, dass ich keine Panikattacke während oder nach der Stunde hatte, sondern erst ein paar Stunden später zu Hause.

Ansonsten habe ich das Gefühl ich habe ungefähr 70% meiner Stunden vergeudet, in dem ich sooft Panik bekam, dass an ein wirkliches Arbeiten gar nicht zu denken war und es mehr um Symptombekämpfung ging. In der Zeit in der wir also eigentlich am Grundproblem arbeiten sollten, laufe ich nervös auf und ab und schnappe nach Luft und versuche nicht verrückt zu werden.
“Das Schöne an der Zeit ist, das sie ohne Hilfestellung vergeht und sich nicht an dem stört, was in ihr geschieht.” Juli Zeh

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Luxbordie
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Beitrag Di., 07.05.2013, 13:57

Marzipanschnute hat geschrieben:Ansonsten habe ich das Gefühl ich habe ungefähr 70% meiner Stunden vergeudet, in dem ich sooft Panik bekam, dass an ein wirkliches Arbeiten gar nicht zu denken war und es mehr um Symptombekämpfung ging. In der Zeit in der wir also eigentlich am Grundproblem arbeiten sollten, laufe ich nervös auf und ab und schnappe nach Luft und versuche nicht verrückt zu werden.
Bei mir ist es an sich im Moment so dass wir vor Allem daran arbeiten eben so Panikattacken, oder bei mir auch Dissoziation, zu kontrollieren und sie sozusagen im Keim zu ersticken... weiss nicht, aber wäre das bei dir nicht auch vielleicht sinnvoll? Bei mir stellt sich der Erfolg zwar nur sehr langsam ein, aber letzte Woche als ich wieder angerufen habe wegen Notfallsituation hat er später gemeint dass ich schon viel schneller wieder rauskomme als am Anfang...
LG
Luxbordie
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Marzipanschnute
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Beitrag Di., 07.05.2013, 14:06

Ja, das versuchen wir ja irgendwie.

Wenn ich dissoziiere kriegen wir das meistens sehr schnell in den Griff, aber bei Panikattacken... da schaltet sich einfach alles aus und es geht erstmal gar nichts mehr.
Da helfen auch Atem- und Entspannungsübungen und gutes Zureden und alles irgendwie nichts. Da hilft nur aussitzen und abwarten und das kostet eben total viel Zeit.
Aber im Vergleich zum Anfang geht es auch schon besser und schneller vorbei.
“Das Schöne an der Zeit ist, das sie ohne Hilfestellung vergeht und sich nicht an dem stört, was in ihr geschieht.” Juli Zeh

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