Aus Angst ständiges Wegstoßen des Therapeuten

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Beitrag Di., 15.11.2011, 17:03

Hallo münchnerkindl

Wow, da triffst du gerade in eine tiefe Wunde(?). Es ist nicht schön das zu lesen. Nicht, weil du es verkehrt geschrieben hast, sondern weil du damit meinen tiefsten Konflikt in der Beziehung zu meinem Therapeuten triffst.
Ich weiß nicht was richtig und was falsch in dieser Therapie läuft bzw. laufen könnte.
Pullover hat geschrieben:Kannst du mal beschreiben wie das Verhältnis zu dem Therapeuten so ist? Fühlst du dich prinzipiell wohl mit diesem Menschen?
Ich hatte anfangs eine gute Wellenlänge zu ihm. Seine Person wirkte die erste Zeit sehr positiv auf mich. Ich merkte, dass ich im Kontakt mit ihm sehr "weich" werde. D.h. viel zugänglicher als in anderen Kurzzeittherapien vorher. Ich weine zum Beispiel nicht, da ich keinen Zugang dazu finde. Bei ihm kämpfte ich nach kurzer Zeit, meine Tränen (aus Scham) zurückzuhalten. Also ist das für mich eindeutig ein positives Zeichen: Ich kann mich hier ein Stück öffnen. Ich fühle mich dahingehend auch sicher bei ihm.
Pullover hat geschrieben: Findest du seine Art wie er sich in den Gesprächen gibt angenehm, offen und wertschätzend?
Ja und nein. Blöde Antwort, aber meine Gefühle dazu sind sehr ambivalent. Die Gespräche gewähren jedenfalls sehr viel Offenheit. Dafür gibt er mir sehr viel Raum, nur nutze ich ihn kaum.
münchnerkindl hat geschrieben:Du beschreibst daß er diese Themen auch anspricht, ist dir dies ggf zu fordernd? Ist er geduldig?
Ich erlebe ihn sehr fordernd. Aber auch deshalb, weil ich ihn auch immer fordere, schnell vorankommen zu wollen. Geduldig ist er begrenzt. Er möchte mich aus meiner Reserve locken. Er möchte mir neue Wege zeigen und ich verkrieche mich dabei meist aus Angst/Überforderung und bin sehr unzugänglich. Er fordert also viel, versucht mich aus meinen alten Verhaltensmustern zu bringen, aber er macht dann auch wieder Pause und räumt Verständnis für mein starres Verhalten ein. Aber es fehlt mir machmal schon mehr Geduld und vor allem Wahrnehmen meiner emotionalen Lage, die ich ihm aber kaum mitteilen kann, weil sie so schwer zugänglich ist oder auch wirklich "nur" spürbar ist.
münchnerkindl hat geschrieben:Also wenn eine Therapie nicht "funktioniert" ist es so lange der Klient grundsätzlich einen Willen zur Mitarbeit hat zuallererst der Therapeut der dafür verantwortlich ist, einen Weg zum Erfolg zu finden, nicht der Klient.
Ja. Aber es ist schon auch meine Aufgabe zu arbeiten und vor allem nicht dagegen zu arbeiten. Ich will nicht, dass diese Therapie nicht funktioniert. Ich habe so große Angst, dass es nicht funktioniert. Aber ich will! Ich mag ihn ja eigentlich.
münchnerkindl hat geschrieben:Evtl ist der Therapeut einfach auch nicht der richtige für dich, zu fordern, zu distanziert, zu was weiss ich auch immer. Es MUSS bei einer Therapie gerade wenn es um traumatische Dinge geht auch eine gewisse passende persönliche Wellenlänge vorhanden sein
Ich glaube schon, dass die Wellenlänge da ist. Ich war noch bei keinem Therapeuten so nah an mir dran. Der Gedanke macht mich verrückt, dass er nicht der richtige sein könnte. Ich möchte ihn nicht loslassen.
münchnerkindl hat geschrieben:Was würdest du benötigen damit du dich einem Menschen öffnen kannst?
Ganz viel Wärme und Halt, die ich aber nicht zulassen kann, weil sie mir auch ganz viel Angst machen.

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Beitrag Di., 15.11.2011, 17:11

Pullover hat geschrieben:              münchnerkindl schrieb:
Du beschreibst daß er diese Themen auch anspricht, ist dir dies ggf zu fordernd? Ist er geduldig?


Ich erlebe ihn sehr fordernd. Aber auch deshalb, weil ich ihn auch immer fordere, schnell vorankommen zu wollen. Geduldig ist er begrenzt. Er möchte mich aus meiner Reserve locken. Er möchte mir neue Wege zeigen und ich verkrieche mich dabei meist aus Angst/Überforderung und bin sehr unzugänglich. Er fordert also viel, versucht mich aus meinen alten Verhaltensmustern zu bringen, aber er macht dann auch wieder Pause und räumt Verständnis für mein starres Verhalten ein. Aber es fehlt mir machmal schon mehr Geduld und vor allem Wahrnehmen meiner emotionalen Lage, die ich ihm aber kaum mitteilen kann, weil sie so schwer zugänglich ist oder auch wirklich "nur" spürbar ist.
Da muss ich unbedingt noch hinzufügen, dass ich hier nicht direkt von Trauma-Themen spreche. Diesbezüglich gibt er mir Zeit und fordert maximal nur "zwischen den Zeilen" mal. Er meinte zwar schon, dass es wichtig ist, irgendwann mal über alles zu sprechen. Aber es ist bleibt meine Entscheidung, wann wie und wieviel.

Meine Ausführungen dazu sind eher allgemein bezogen. Aber bei mir dreht sich in mir fast alles nur noch um diese Trauma-Erlebnisse / - Gefühle. Und das schleppe ich in jedem Gespräch mit mir - und das spürt auch er.

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münchnerkindl
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Beitrag Di., 15.11.2011, 17:19

Und wenn du nächste Stunde mal grundsätzlich über die Beziehung zu ihm redest, was du dir wünschst, was du brauchst etc?

Evtl fischt er ja auch in der trüben Suppe weil du so garnicht rausrückst was du nun brauchst.

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Beitrag Di., 15.11.2011, 17:34

münchnerkindl hat geschrieben:Und wenn du nächste Stunde mal grundsätzlich über die Beziehung zu ihm redest, was du dir wünschst, was du brauchst etc?
Darüber würde er sich wohl sehr freuen. Diese Frage hat er mir nicht erst einmal gestellt. Aber was soll ich darauf antworten? Abgesehen davon, dass ich in der Stunde meist wirklich keine Antwort finde, sind Aussagen über den Wunsch nach "Wärme", "Halt", "Nähe", "Trost" etc. viel zu gefährlich für mich. Ich kann soweit unmöglich aufmachen. Wie würde er damit wohl umgehen? Wenn er das versucht umzusetzen, laufe ich ihm davon und verhalte mich vermutlich erneut wie eine Verrückte.

Immer wenn mir das alles hier bewusst wird, denke ich mir: Wie kann man mir helfen, wenn ich es doch einfach nicht zulasse (obwohl ich es ja eigentlich möchte)...

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münchnerkindl
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Beitrag Di., 15.11.2011, 18:00

Pullover hat geschrieben:Abgesehen davon, dass ich in der Stunde meist wirklich keine Antwort finde, sind Aussagen über den Wunsch nach "Wärme", "Halt", "Nähe", "Trost" etc. viel zu gefährlich für mich.:
Naja, aber das sind doch Wünsche die du allgemein im Leben hast, nicht nur speziell an ihn, oder?


amys.tiefe.stille
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Beitrag Di., 15.11.2011, 18:18

hallo,
ich bin neu hier, habe mich gerade erst angemeldet, hoffe es ist ok wenn ich hier mitschreibe.

ich habe ein ähnliches problem, mache jetzt seit 1/2 jahr therapie und wenn es mir zu eng wird wie bei der letzten stunde, dann laufe ich einfach davon. ich stand auf, sagte nur kurz ich muss gehen, und ging. habe jetzt auch ziemlich bammel wenn ich am donnerstag wieder zur nächsten stunde gehe. ich kann dich sehr gut verstehen, ich habe auch sehr große angst wenn es an das eingemachte geht.

würde mich total freuen mich hier mit anderen austauschen zu dürfen, ist ein tolles forum.

liebe grüße amy

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Beitrag Di., 15.11.2011, 18:21

münchnerkindl hat geschrieben: Naja, aber das sind doch Wünsche die du allgemein im Leben hast, nicht nur speziell an ihn, oder?
Naja. Davon gibt es in meinem Leben nicht sehr viel. Weil ich es auch nicht haben will, weil es eben sehr gefährlich ist. Aber klar... irgendwo sind das Grundbedürfnisse einer Person, also auch von mir. Nur komme ich damit nicht klar. Aber das sind halt genau die Themen, die in eine Therapie gehören sollten. Die ich gleichzeitig aber nicht aushalte. Darüber zu reden oder sie zu erleben.

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Beitrag Di., 15.11.2011, 18:28

Hallo amy

Ja. Ich gehe auch sehr oft frühzeitig.
Ging es bei dir um ein "heikles" Thema oder um einen nicht aushaltbaren Konflikt auf der Beziehungsebene (was ja oft nicht so leicht voneinander zu trennen ist)?
amys.tiefe.stille hat geschrieben:ich stand auf, sagte nur kurz ich muss gehen, und ging. habe jetzt auch ziemlich bammel wenn ich am donnerstag wieder zur nächsten stunde gehe.
Kann ich nachvollziehen. Tut mir leid, dass es in dir auch oft sehr schlimm zugeht, dass du alles abbrechen musst.
Ich habe meinem Therapeuten nach dem ersten mal Gehen ein Email geschrieben und wir haben das auf diesem Weg geklärt, bevor ich wieder zu ihm hingegangen bin. Wäre das auch für dich eine Option?

Liebe Grüße
Pullover


amys.tiefe.stille
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Beitrag Di., 15.11.2011, 20:05

hallo pullover,

es ging um ein sehr heikles thema. worüber ich einfach nihct reden kann, habe es schon zigmal versucht, mehr als eine stotterei kommt nicht dabei raus.

wie du, kann auch ich nicht darüber reden, mir wird alleine schon beim gedanken daran schlecht. ich saß da wie geschockt, obwohl meine thera sehr lieb und einfühlsam ist, sie bohrt auch nicht, akzeptiert sofort wenn ich abblocke, aber da war es schon in meinem kopf, ich konnte nicht anders, ich musste fliehen.

ich habe ihr noch nie eine mail geschrieben, weiss auch gar nicht ob ich das darf/kann? eine sehr gute idee, aber sie hat noch nie etwas darüber erwähnt, irgendwie trau ich mich nicht. aber auf der anderen seite trau ich mich auch nicht am donnerstag einfach so ohne weiteres zu ihr zu gehen? weiss gar nicht was ich da sagen soll, vielleicht sag ich den termin ja doch noch ab und geh erst die woche drauf, nur dann habe ich ja das gleiche problem nächste woche wieder, wenn ich nur wüßte???

darf ich dich fragen was du in deinem mail geschrieben hast, wie hast du das thema angefangen warum du gehen musstest? es tut mir sehr leid, dass du damit auch solche probleme hast.

schönen abend noch,
amy

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münchnerkindl
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Beitrag Di., 15.11.2011, 20:39

Pullover hat geschrieben:
Immer wenn mir das alles hier bewusst wird, denke ich mir: Wie kann man mir helfen, wenn ich es doch einfach nicht zulasse (obwohl ich es ja eigentlich möchte)...

Ich denke das ist einfach auch eine Frage der Zeit. Wie lange versuchst du nun dich dem Thema anzunähern? Ein, zwei Jahre lang eine Stunde in der Woche? Und wie lange haben die Erlebnisse angedauert die dir so eine Angst davor eingeimpft hat? Wie lange hast du jetzt so gelebt? Und was ist mit den 167 Stunden in der Woche die du nicht bei dem Therapeuten bist?

Ich denke du erwartest hier auch einfach zu viel zu schnell von dir und glaubst weil sich das nicht übers Knie brechen lässt wäre irgendwas verkehrt. Das zulassen zu können ist ja auch ein Lernprozess. Und wie wenn eine unsportliche Person nun anfängt zB zu joggen um irgendwann mal einen Marathon zu laufen dauert es halt einfach bis hier emotionale Lernprozesse Fortschritte bringen.

Was du erlebst ist eher ziemlich normal und erwartbar finde ich. Das zu lernen ist eher eine Sache von Jahrzehnten als von Jahren. Und es ist ein Lernprozess der ins gesamte Leben integriert gehört, nicht nur punktuell in eine Therapie und der eben ein PROZESS ist und daher ist es völlig okay wenn das langsam und graduell von statten geht. Lernprozesse sind auch individuell und wenn deiner eben so langsam vor sich geht dann ist das so. Das Gras wächst auch nicht schneller wenn man daran zieht. Und die Tatsache daß dich das Thema beschäftigt und daß du hier eine Änderung aktiv willst ist schon mal ein sehr grosser Fortschritt.

Du bist letztlich die Person die sich lieben und annehmen muss. Und dazu gehört auch deine momentane Unfähigkeit das zu tun, den IST-Zustand anzunehmen und dich nicht schon wieder abzuwerten deshalb. Je mehr Toleranz du für deine "Unzulänglichkeiten" aufbringst desto eher wird es dir gelingen sie zu überwinden.

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Beitrag Di., 15.11.2011, 20:49

Hallo

Ich habe mich in meinem Mail entschuldigt und geschrieben, dass ich das alles ganz schwer aushalte. Mir fiel es dann leichter, zu wissen, ihm bereits etwas mitgeteilt zu haben, zwischen dem blitzartigen Ende und der neuen Stunde mit unangenehmen Gefühlen.

Hast du eine Emailadresse von deiner Therapeutin? Also recht viel kann ja nicht passieren, wenn du ihr schreibst. Das muss ja kein Roman werden. Aber vielleicht ein paar Sätze, die deine Lage erklären und dir ein erneutes Hingehen erleichtern?

Ich mache das auch oft so. Einfach abzusagen und die Termine wieder rauszuschieben. Bringt es mir was? Ich weiß es nicht. Es ist zwar eine kurzzeitige Erleichterung da, weil ich mich dem Konflikt nicht stelle, aber ich bin dann auch oft traurig und wütend, dass ich mir die Chance verbaut habe, seine Unterstützung zu erhalten.

Ich kann dich wirklich gut verstehen, in welchem Dilemma du steckst. Wie du in den vorigen Posts erkennst, habe ich selbst noch keine Lösung gefunden wie man mit den vielen Gefühlen, Zweifeln, Ängsten etc. möglichst gut umgehen könnte.

Liebe Grüße
Pullover

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Beitrag Di., 15.11.2011, 22:54

Nähe,Geborgenheit musst du nicht unbedingt sagen.Z.B.dieses fordernde könntest du ansprechen,das macht nämlich Druck.Das ist ja nicht zu intim.Ja ich kann reden meistens zumindest..Ich habe auch erst wieder angesprochen,dass mir das gerade zu schnell geht und ich sie mehr brauche an meiner Seite.Sie hat ganz toll darauf reagiert.

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Pullover
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Beitrag Mi., 16.11.2011, 11:52

Hallo!

Ich danke euch für die Inputs, Sichtweisen und Ideen.
Ich muss da jetzt am Freitag durch. Ich verlange an diesem Tag nicht mehr von mir wie hinzugehen. Das wird schwierig genug.
Ich hoffe nur soooo sehr, dass mich mein Therapeut nicht ablehnt oder ich eben spüre, dass ich vieles zwischen uns kaputt gemacht habe und manches einfach nicht mehr zu flicken ist.
Aber ihr habt mir ein bisschen mehr Mut gemacht und ich konnte nun dem ganzen inneren Konflikt etwas Luft machen (auch wenn er damit natürlich nicht verschwunden ist).
Jetzt muss ich das beste daraus machen und die Konsequenzen tapfer auf mich zukommen lassen

Liebe Grüße
Pullover

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Sausewind
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Beitrag Mi., 16.11.2011, 15:53

Hallo Pullover,
ich nehme noch mal kurz Bezug auf das, was ich anfangs hier schrieb.
Du fragst, ob sich jetzt meine Ängste gebessert hätten, nach dem drüber reden. Ja, ich finde, es hilft schon. Wie schon gesagt, ich glaube, diese Ängste sind nicht umsonst da.

Was mir bei dem, was du berichtest, sehr stark auffällt, ist diese Vermischung von ganz vielen Themen. Zum einen geht es ja um deine grundsätzlichen Zweifel an der Kompetenz deines Theras. Kann er mit Traumata umgehen, wieviel Erfahrung hat er diesbezüglich etc. Ich finde, das sind völlig berechtigte Zweifel und Fragen, und da solltest du ihn direkt fragen, auch wenn das unangenehm ist. Es gibt m. E. nichts schlimmeres, als wenn sich Therapeuten mit Patientinnen an Traumata heranwagen und dann zu wenig Kenntnisse haben, um mit dem, was da kommt, dann angemessen umzugehen. Wenn du richtig heftig wegkippst, da brauchst du einfach Anti-Dissoziations-Skills, oder dein Thera muss dazu in der Lage sein, dich da rauszuholen. Also ich würde das nur mit extrem wenigen Personen machen.

Das zweite ist die Angst, ihn zu verlieren. Das kann ich auch total gut verstehen. Wir haben ja in uns alle diese tiefe Sehnsucht nach Nähe, Geborgenheit etc. Ich weiß nicht genau, wie man das am besten handhabt. Ich sage meinem Thera auch solche Sachen, aber er ist diesbezüglich halt sehr erfahren und hat damit einen sehr lockeren Umgang, also sowas anzusprechen schockt ihn nicht.

Dann gibt es, so scheint es mir, die Angst vor dem Trauma selber, was ich auch sehr, sehr gut kenne.

Ich finde, das sind halt alles unterschiedliche Bereiche.

Ich glaube, ich würde am Freitag, wenn du kannst, mal mit dem pragmatischen anfangen: Wie genau ist er ausgebildet? Was genau hat er für Erfahrungen mit Traumatherapie?
Du kannst ihm ja was nettes dazusagen, dass du ihn sehr schätzt und dich im Kern sehr wohlfühlst, dann kommt es nicht gleich als Kritik an.
Aber ich denke, wenn du dir bei einem Therapeuten nicht sicher bist, also im Sinn von "es ist Sicherheit für mich da", dann wird das schon schwierig.

Alles Gute

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Pullover
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Beitrag Mi., 16.11.2011, 17:18

Hallo Sausewind,

danke, dass du mein Problem-Chaos etwas geordnet hast. Das ist gut, es nochmals strukturierter/zusammengefasst zu lesen.
Sausewind hat geschrieben:Wenn du richtig heftig wegkippst, da brauchst du einfach Anti-Dissoziations-Skills, oder dein Thera muss dazu in der Lage sein, dich da rauszuholen.
Was gibt es da an Möglichkeiten? Wie sehen z.B. solche Skills aus? Wäre froh, wenn du mir dazu ein paar beispielhaft nennen könntest, um zu sehen, in wie weit mein Therapeut diese Dinge richtig/falsch macht. Ich möchte hier nur nicht zu konkret das Verhalten meines Therapeuten beschreiben, um meine Anonymität wahren zu können.
Sausewind hat geschrieben:Ich glaube, ich würde am Freitag, wenn du kannst, mal mit dem pragmatischen anfangen: Wie genau ist er ausgebildet? Was genau hat er für Erfahrungen mit Traumatherapie?
Seinen Ausbildungswerdegang kenne ich. Ich befürchte, dass er für alles weitere (von seiner Seite her verständlich - es ist sein Job = sein Geld) mir ganz sicher vermitteln wird, dass er sich gut auskennt und ich mich bei ihm sicher fühlen kann. Alles andere wäre ja auch ziemlich seltsam. Welcher Therapeut wird sagen: Ich kann Ihnen da nicht helfen, wenn es doch """nur""" um allgemeine Ängste und traumatische Erfahrungen geht. Das sind ja Grundthemen eines jeden Psychotherapeuten.
Sausewind hat geschrieben:wenn du dir bei einem Therapeuten nicht sicher bist, also im Sinn von "es ist Sicherheit für mich da", dann wird das schon schwierig
Bisher konnte er mir einen sicheren Raum bieten, soweit ich ihn auch angenommen habe. Ich lebe nur mit einer ganz großen Angst, nicht sicher/gehalten zu sein. Und das ist das Problem: Ist diese Angst berechtigt, weil auf seine Person bezogen (Hat er irgendetwas an sich, dass zurecht in mir Warnsignale auslöst) ODER ist es eine Grundangst vor Menschen, nicht sicher zu sein / übersehen zu werden / falsch behandelt zu werden. Und deshalb meine ich: Mein Therapeut sagt natürlich ganz klar: Zweiteres. Und jeder andere kann sich dazu nicht äußern, da er ja keine Therapiestunde von mir miterlebt.

Schwierig ist das... Aber ich werde versuchen mit ihm zu reden!

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