Ja .... das hat Jahre gedauert bis ich so weit war. Anfangs war auch bei mir dieser gefühllose Schockzustand, der eine ganze Weile anhielt. Ich glaube, das ist ziemlich häufig.Das hat aber eine Weile gedauert, oder?
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Ja .... das hat Jahre gedauert bis ich so weit war. Anfangs war auch bei mir dieser gefühllose Schockzustand, der eine ganze Weile anhielt. Ich glaube, das ist ziemlich häufig.Das hat aber eine Weile gedauert, oder?
Dampfnudel hat geschrieben:Was ist denn für Dich der Unterschied zwischen Trauer und Traurigkeit?
Die Antwort ist einfach: Um nicht zu sterben. Das wäre ich nämlich, hätte ich nicht (an und mit mir) gearbeitet. Das Ganze war, wie ich ja beschrieb, kein bewusster Trauerprozess. Vieles wurde erst im Rückblick (be)greifbar und bekam (s)eine Logik. Aber so ist das nun einmal, hinterher ist man immer schlauer.Wozu diese "Trauerarbeit"?
Das sehe ich exakt wie Du, deshalb schrieb ich ja, dass ich denke, weder Dir noch Dampfnudel konkret etwas raten zu können. Ich kann nur von mir erzählen und womöglich kann ja irgendwer etwas für sich damit anfangen. So funktioniert das ja im Umkehrschluss ebenfalls.Die Frage nach dem Wozu kann nur jede/r selbst für sich beantworten (oder eben: nicht).
Ja, das könnte sein. Da befindet man sich mitten in der Suche nach der eigenen Identität und findet sie Stück für Stück und dann PENG wird diese neugefundene Welt von jetzt auf gleich wieder zerschossen noch ehe sie vollständig ergründet ist ! Meine Thera meinte auch, einen ungünstigeren Zeitpunkt als die Pubertät gibt es für solche (und andere) Ereignisse kaum ... (davon abgesehen dass es für "solche Ereignisse" keine günstigen Zeitpukte gibt, aber ich denke es ist klar was sie meint )Dampfnudel hat geschrieben:... und wenn einer aus diesem System verschwindet, dann müssen wir unsere Identität neu finden und definieren. Das ist wahrscheinlich umso schwieriger, wenn Du damals schon vorher gar nicht richtig wusstest, wer Du bist.
Naja, wieviele Wochen "Trauer-Auszeit" hast du dir denn für deine Arbeit gegönnt? Soooo viele können es nicht gewesen sein ... daher die "böse" Frage, hast du wirklich gedacht, nach dieser Zeit hast du die Trauer hinter dir? Auch wenn ich böse geschrieben habe, meine ich das keinesfalls SO, eher als Denkanstoss, wieso es jetzt plötzlich nochmal losgeht ... ich denke eher, dass es nicht nochmal losgegangen ist, sondern erst angefangen hat, oder? Ob dass vielleicht der Schock war?Dampfnudel hat geschrieben:Danke für das "vollkommen normal", das tut mir gut. Ich komme mir so komisch vor, dass es jetzt plötzlich nochmal "losgeht".
Kannst du dir keine Trauer-Inseln schaffen? Klar kann man Trauer nicht steuern und unterdrücken ist ganz schlecht aber es gibt nunmal Phasen im Alltag da müssen wir funktionieren und da fragt niemand danach, ob wir vielleicht lieber gerade trauern möchten. Aber wie wäre es wenn du dir als Ausgleich Zeiten gönnst, in denen du "bewusst" trauerst? Ich habe etwas ähnliches mal gemacht, als es mir so schlecht ging, dass ich am liebsten den ganzen Tag auf / unter / neben der Couch gelegen hätte und nur noch an die Decke starren wollte . Der Alltag musste aber für meine Tochter weitergehen (bin alleinerziehend) und ich habe mir damals Zeit-Inseln bzw. Couch-Inseln gegönnt in denen ich tatsächlich mein an-die-Decke-starren-Bedürfnis ausgelebt habe. Und heute mache ich das noch genauso, wenn ich z.Bsp. von einer heftigen Thera-Stunde komme. Dann muss ich zwar erstmal wieder für meine Tochter dasein und alle Emotionen unterdrücken, aber später brauche ich dann eine Couch-Insel, in der ich mich sortieren kann.Dampfnudel hat geschrieben:Eigentlich lässt mein Alltag schon das nicht zu, was ich jetzt an Trauer spüre.
Aufgrund der kurzen Zeit würde ich mal sagen, dass du dich noch in der ersten Phase befindest oder? (Ich finde die Sache mit den Phasen übrigens gar nicht so schlecht und habe für mich beschlossen, dass ich wohl zu denen gehöre, die Phase zwei verdrängt bzw. nicht zugelassen haben ) Dann ist es doch "in Ordnung" (wie meine Thera sagen würde) wenn du dich betäubt fühlst und den Tod noch gar nicht wahrhaben willst. Ich denke es braucht viel Zeit bis die zweite Phase kommt und du darfst dich selber auch nicht unter Druck setzen. Ich bin wahrhaftig kein Trauer-Experte, aber du klingst für mich so, als würdest du von dir verlangen jetzt trauern zu müssen ...Dampfnudel hat geschrieben:Ich versuche mich abzulenken, aber es wirkt nicht so richtig. Es durchbricht nicht meine Betäubung.
Um ehrlich zu sein, ja, dachte ich. Aber meine Thera hat auch schon gedacht, ich mache Witze, als ich ihr das gesagt habe Was meinst Du denn mit dem Schock?abendrot79 hat geschrieben:hast du wirklich gedacht, nach dieser Zeit hast du die Trauer hinter dir? (...) Ob dass vielleicht der Schock war?
Ich versuche mir jeden Tag eine Zeit zu nehmen, in der ich bewusst trauere, also in der ich Kontakt zu meinem Vater bzw. meinen Gefühlen ihm gegenüber aufnehme, die Traurigkeit spüre und auch meist weinen muss (und kann!), aber das klappt erstens nur mit sehr viel Mühe, und zweitens ändert es nichts an meiner Betäubung in der übrigen Zeit. Sie ist es auch, die mich so alltagsuntauglich macht. Aber gegen die komme ich gerade gar nicht an. Mit Deinem Verdacht, dass ich von mir verlange, jetzt trauern zu müssen, hast Du gar nicht so unrecht. Zumindest ist das der Weg, den ich bis jetzt von allen Seiten aufgezeigt bekomme, der mir angeblich helfen soll, da langsam wieder rauszukommen. Und ich will wirklich wieder raus aus diesem Zustand, ich kann ihn nur sehr schwer ertragen. Und außerdem ist mein zweiter Name Fräulein Ungeduld...abendrot79 hat geschrieben:Klar kann man Trauer nicht steuern und unterdrücken ist ganz schlecht aber es gibt nunmal Phasen im Alltag da müssen wir funktionieren und da fragt niemand danach, ob wir vielleicht lieber gerade trauern möchten. Aber wie wäre es wenn du dir als Ausgleich Zeiten gönnst, in denen du "bewusst" trauerst?
Na, dann ist doch für Dich, liebe Proserpina, im NachhineinProserpina hat geschrieben: Du fragst:Die Antwort ist einfach: Um nicht zu sterben. Das wäre ich nämlich, hätte ich nicht (an und mit mir) gearbeitet.Wozu diese "Trauerarbeit"?
)Proserpina hat geschrieben:Aber so ist das nun einmal, hinterher ist man immer schlauer.
Ja. Genau so. Meinte ich das.Proserpina hat geschrieben: Dann schreibst Du noch etwas von einem Zurichtungsmechanismus, was ich in diesem Kontext nicht wirklich verstehe. Weil ich Dokumentationen mag und den Kosmos enorm spannend und zum Niederknien schön finde, sitze ich im Zuge dessen, einer Manipulation durch mein kulturelles Umfelde auf?
Da, liebe Dampfnudel, ist mir zweierlei aufgefallen:Dampfnudel hat geschrieben: Mit Deinem [= Abendrots] Verdacht, dass ich von mir verlange, jetzt trauern zu müssen, hast Du gar nicht so unrecht. Zumindest ist das der Weg, den ich bis jetzt von allen Seiten aufgezeigt bekomme, der mir angeblich helfen soll, da langsam wieder rauszukommen. Und ich will wirklich wieder raus aus diesem Zustand, ich kann ihn nur sehr schwer ertragen
Das, liebe Widow, ist eine mögliche Lesart. Aber nicht die, die ich gemeint habe.Widow hat geschrieben: Da, liebe Dampfnudel, ist mir zweierlei aufgefallen:
1. was ich markierte: "bis jetzt", "von allen Seiten", "angeblich helfen" - ich lese dahinter (aber ich sehe hinter allem immer nur Gespenster), dass Du unbewusst (noch so ein pöses Wort!) darauf hoffst, dass "ab jetzt" Dir was Besseres zum Thema Trauer gesagt wird und zwar von "kompetenter Seite" statt von allen und noch dazu was, das Dir "tatsächlich helfen" könnte und nicht nur angeblich helfen soll --- das aber wäre dann offenbar etwas anderes als das, was in den ubiquitären Traueranleitungen zu lesen ist ...
,Dampfnudel hat geschrieben:Denn ich bin froh über Austausch und froh, wenn ich nicht allein mit meinen Gedanken bin. Dann fühle ich mich nicht so verlassen
....zu sein?funktionstüchtiges Mitglied der Gesellschaft
Tatsächlich gibt's sogar neurologische Evidenz, dass Metaphorik prinzipiell, d.h. vorausgesetzt, der Empfänger kann es (ob nun im Sinne des Senders oder nicht) semantisch dechiffrieren, der kürzeste Weg zum (Miss-)Verständnis ist.Proserpina hat geschrieben:
Sorry, ich kann es nicht besser beschreiben als in diesen Metaphern, vielleicht kannst Du dennoch etwas für Dich damit anfangen.
Und genau weil dein Druck da wieder rauszukommen scheinbar so wahnsinnig gross ist , klappt es vielleicht nicht ... du verrennst dich da in eine Sache und willst dich quasi dazu zwingen zu trauern, damit es möglichst schnell vorbei ist ... kann das sein? Und auch wenn es "alle Seiten" nur gut mit dir meinen, lass dich von denen nicht stressen indem sie dir vorschreiben dürfen was du zu tun hast damit es dir gut geht . Wieviele von denen haben denn schonmal wirklich einen sehr nahen Angehörigen verloren? In der Theorie klingt das immer alles so toll, vonwegen du musst trauern, dann wird es besser etc. Aber schotte dich doch mal ein wenig ab von all´ den Stimmen und höre auf dich selber ... Und was die Betäubung angeht, ich befürchte die gehört einfach dazu. Das hilft dir nicht im geringsten weiter, aber sie geht ganz, ganz bestimmt vorbei ... es kann nur dauern - FRÄULEIN UNGEDULD!Dampfnudel hat geschrieben:Mit Deinem Verdacht, dass ich von mir verlange, jetzt trauern zu müssen, hast Du gar nicht so unrecht. Zumindest ist das der Weg, den ich bis jetzt von allen Seiten aufgezeigt bekomme, der mir angeblich helfen soll, da langsam wieder rauszukommen. Und ich will wirklich wieder raus aus diesem Zustand, ich kann ihn nur sehr schwer ertragen.
Oh ja, das kommt mir bekannt vor (auch mein zweiter Vorname hat irgendwas mit Ungeduld zu tun ) und meine Thera meinte in der letzten Stunde zu dem Thema "Tempo der Therapie" nur, sie würde mich begleiten, aber ganz bestimmt nicht dabei untersützen, über mein eigenes Tempo hinaus zu powern. Das wäre verschwndete Zeit .... UFF, das sass!Dampfnudel hat geschrieben:Jetzt muss ich vielleicht lernen, dass sich eben nicht alles beschleunigen lässt, wenn man sich nur genug Mühe gibt, sondern dass manche Dinge eben einfach ihre Zeit brauchen.