Belasten Therapeuten Gespräche über sexuelle Gewalt?
Hallo Geheimgeheim,
ich kann Deine Frage sehr gut verstehen - zumal ich sie mir selbst auch stelle.Ich denke mein Thera muß sich vor mir ekeln, mich einfach ekelig finden, wenn ich ihm etwas von den sexuellen Abarten erzähle, die mir widerfahren sind. Aber das sind meine Gedanken und Gefühle, nicht die meines Therapeuten. Sicherlich lassen ihn diese Gespräche nicht kalt. Können es auch nicht, aber er hat mir durch seine Empathie gezeigt, daß ich ihm vertrauen kann, daß ich gerade mich mit Äußerungen, von denen ich dachte sie niemals jemanden anderen offenbaren zu können weil ich sie so schlimm und heftig finde mich an ihn wenden kann. Er versucht mir Halt zu geben, mir zu vermitteln, daß nicht ich diejenige bin die sich schämen muß, sondern der Täter! Was mich besonders beeindruckt hat bei einem Gespräch was noch nicht allzu lange her ist, ist die Tatsache daß er ganz deutlich darauf hingewiesen hat, daß ich mir nicht Gedanken darüber machen sollte was ich ihm zumute, er müsse auf sich selbst achten und würde das auch tun und als mein Thera sei er jederzeit für mich da und hoffe, daß ich es schaffen werde ihm wirklich alles zu erzählen was mir widerfahren ist. Hat mich sehr berührt und führt auch dazu, daß ich langsam aber sicher immer noch mehr Vertrauen aufbaue.
Dir wünsche ich, daß auch Du Deinem Thera so vertrauen kannst und es Dir erlaubst ihm auch Dinge anzuvertrauen, die für Dich sehr schwer auszudrücken sind.
LG Nachtauge
ich kann Deine Frage sehr gut verstehen - zumal ich sie mir selbst auch stelle.Ich denke mein Thera muß sich vor mir ekeln, mich einfach ekelig finden, wenn ich ihm etwas von den sexuellen Abarten erzähle, die mir widerfahren sind. Aber das sind meine Gedanken und Gefühle, nicht die meines Therapeuten. Sicherlich lassen ihn diese Gespräche nicht kalt. Können es auch nicht, aber er hat mir durch seine Empathie gezeigt, daß ich ihm vertrauen kann, daß ich gerade mich mit Äußerungen, von denen ich dachte sie niemals jemanden anderen offenbaren zu können weil ich sie so schlimm und heftig finde mich an ihn wenden kann. Er versucht mir Halt zu geben, mir zu vermitteln, daß nicht ich diejenige bin die sich schämen muß, sondern der Täter! Was mich besonders beeindruckt hat bei einem Gespräch was noch nicht allzu lange her ist, ist die Tatsache daß er ganz deutlich darauf hingewiesen hat, daß ich mir nicht Gedanken darüber machen sollte was ich ihm zumute, er müsse auf sich selbst achten und würde das auch tun und als mein Thera sei er jederzeit für mich da und hoffe, daß ich es schaffen werde ihm wirklich alles zu erzählen was mir widerfahren ist. Hat mich sehr berührt und führt auch dazu, daß ich langsam aber sicher immer noch mehr Vertrauen aufbaue.
Dir wünsche ich, daß auch Du Deinem Thera so vertrauen kannst und es Dir erlaubst ihm auch Dinge anzuvertrauen, die für Dich sehr schwer auszudrücken sind.
LG Nachtauge
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@ Candle: Es ist einfach "nur" eine Beziehung zwischen Therapeut und Klient. Zuerst gab eine lange Stabilisierungsphase, dann haben wir angefangen, die zutagegetretenen Traumata zu ordnen. Ich mache EMDR und so haben wir die Misshandlung auch bearbeitet. Mein Therapeut möchte wahrend der EMDR Sitzung wissen, wo ich bin. Und das ist nun mein Problem, wenn ich es doch nicht sagen kann. Es ist gar nicht so, dass ich mich nur überwinden müsste, ich kann einfach keine Worte finden. Für den Prozeß beim EMDR wäre das nicht förderlich, ich würde jedesmal "aussteigen". Also muss ich erst lernen, darüber reden zu können. Das sit der eine Grund, warum wir es so ausführlich machen, der andere ist, dass es mir besser gelingt, das Thema in den Tresor zu legen, wenn ich vermitteln konnte, was mich bewegt.
@Woochi: Ja, ziemlich genau so ist es, das hast Du sehr schön geschrieben.
@Nachtauge und Waldschratin: Dankeschön! Ja, vielleicht ist es einfach auch nicht so eklig für meinen Therapeuten, wie für mich. Ich empfinde schon "normale" Gespräche über das Thema Sexualität als störend und gefährlich. Das habe ich ihm auch gesagt. Er hat betont, dass es nicht gefährlich sei und ganz normal. "Das natürlichste der Welt"
@Woochi: Ja, ziemlich genau so ist es, das hast Du sehr schön geschrieben.
@Nachtauge und Waldschratin: Dankeschön! Ja, vielleicht ist es einfach auch nicht so eklig für meinen Therapeuten, wie für mich. Ich empfinde schon "normale" Gespräche über das Thema Sexualität als störend und gefährlich. Das habe ich ihm auch gesagt. Er hat betont, dass es nicht gefährlich sei und ganz normal. "Das natürlichste der Welt"
Das Glück besteht darin, zu leben wie alle Welt und doch wie kein anderer zu sein.
Simone de Beauvoir
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Hallo!
Vielleicht war die Stabilisierungsphase ja nicht ausreichend. Ich kann ja nicht soviel dazu sagen, weil ich noch am Anfang stehe. Ich weiß jetzt aber auch schon, dass es mehrere Wege gibt an die Themen ranzugehen. Vielleicht brauchst du nur Zeit? Wäre es denn möglich das Erleben in Bilder zu fassen?
candle
Vielleicht war die Stabilisierungsphase ja nicht ausreichend. Ich kann ja nicht soviel dazu sagen, weil ich noch am Anfang stehe. Ich weiß jetzt aber auch schon, dass es mehrere Wege gibt an die Themen ranzugehen. Vielleicht brauchst du nur Zeit? Wäre es denn möglich das Erleben in Bilder zu fassen?
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Wie meinst Du das mit den Bildern?
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Simone de Beauvoir
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Vielleicht so, dass du, eben das was du siehst in Bilder umzusetzen.
Ich weiß jetzt grad auch nicht weiter. Was hast du denn für Techniken gelernt um dich zu schützen? Und funktioniert es bei dir?
candle
Ich weiß jetzt grad auch nicht weiter. Was hast du denn für Techniken gelernt um dich zu schützen? Und funktioniert es bei dir?
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Nun, ich habe zwei sichere Orte, ein Tresor, ein kleines Kästchen, dann kann ich mir noch die Zeit vergegenwärtigen (wir haben das Jahr 2011), ich habe einen "Erwachsenen", der mir hilft und auf mich achtet.
Das funktioniert ganz gut. In den Tresor kann ich allerdings nur Ereignisse packen, die ich mindestens einmal mitgeteilt habe. Vielleicht geht es ja jemanden in der Beziehung ähnlich.
Ich bin nicht gefährdet, habe keine Süchte und keine schweren Depressionen oder Suizidgedanken.
Ich habe es bis jetzt geschafft, die Ereignisse einmal aufzuschreiben und ihm diese Aufzeichnung als Mail zuzuschicken. In der Therapie vervollständigen wir nun die Details. Es war so schlimm, ihm das erstemal wieder unter die Augen zu treten. Leider ist es nicht das einzige Trauma dieser Art, das ich noch zu bewältigen habe, insofern kann ich nicht monatelang vor mich hin stammeln. Die Zeit wird eh nicht reichen. Ich gebe mir die größte Mühe, voranzukommen. Vielleicht gehe ich da manchmal auch über meine Kraft.
Das funktioniert ganz gut. In den Tresor kann ich allerdings nur Ereignisse packen, die ich mindestens einmal mitgeteilt habe. Vielleicht geht es ja jemanden in der Beziehung ähnlich.
Ich bin nicht gefährdet, habe keine Süchte und keine schweren Depressionen oder Suizidgedanken.
Ich habe es bis jetzt geschafft, die Ereignisse einmal aufzuschreiben und ihm diese Aufzeichnung als Mail zuzuschicken. In der Therapie vervollständigen wir nun die Details. Es war so schlimm, ihm das erstemal wieder unter die Augen zu treten. Leider ist es nicht das einzige Trauma dieser Art, das ich noch zu bewältigen habe, insofern kann ich nicht monatelang vor mich hin stammeln. Die Zeit wird eh nicht reichen. Ich gebe mir die größte Mühe, voranzukommen. Vielleicht gehe ich da manchmal auch über meine Kraft.
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Wieso vervollständigt ihr die Details?
candle
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Hallo Geheimhgeheim,
bei deiner Beschreibung fehlen mir auch - bei all den "Details" und Fakten,die ihr da in der Therapie zusammentragt - die Gefühle dabei,die dich "umtreiben",wenn du dieses Thema bearbeitest.
Kann es sein,daß du größere Schwierigkeiten hast,deine Gefühle dann gemanagt zu bekommen,eher in sie hineinstürzt und dich dann drin verlierst bis über erträgliche Grenzen hinaus - und dein Thera deshalb eher drauf setzt,daß du deine Gefühle gar nicht so richtig anguckst,sondern "wegschaffst" in "Tresor",oder selber davon "weggehst" in die sicheren Orte?Lieg ich da richtig?
bei deiner Beschreibung fehlen mir auch - bei all den "Details" und Fakten,die ihr da in der Therapie zusammentragt - die Gefühle dabei,die dich "umtreiben",wenn du dieses Thema bearbeitest.
Kann es sein,daß du größere Schwierigkeiten hast,deine Gefühle dann gemanagt zu bekommen,eher in sie hineinstürzt und dich dann drin verlierst bis über erträgliche Grenzen hinaus - und dein Thera deshalb eher drauf setzt,daß du deine Gefühle gar nicht so richtig anguckst,sondern "wegschaffst" in "Tresor",oder selber davon "weggehst" in die sicheren Orte?Lieg ich da richtig?
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Wir vervollständigen meinen Bericht um weitere Details. Dazu gehören auch die Gefühle, die ich dabei gehabt habe, ebenso die, die ich heute habe und auch meine körperlichen Reaktionen (Schmerzen, Belastung. Übelkeit, u.s.w.)
Das verstehe ich jetzt gar nicht so richtig. Ich habe eine PTBS. Also, ich sperre keine Gefühle ein, sondern die Traumata an sich. Man kann sich das so vorstellen, dass für mich immer nur ein Trauma im Vordergrund steht, die anderen sind gut verschlossen. Das Trauma, das sich in den Vordergrund drängt, muss ich bearbeiten, das sperre ich nicht in den Tresor. Den einen sicheren Ort brauche ich um schlafen zu können (ich leide seit fast 30 Jahren unter Ein- und Durchschlafstörungen), den anderen benutze ich im Alltag, um in wirklich unpassenden Situationen nicht in Schwirigkeiten zu geraten. Ansonsten setze ich mich mit der Vergangenheit und meinen Gefühlen schon auseinander. Mein Therapeut findet meinen Umgang mit der Materie sehr beachtlich (ich werde gerne gelobt ). Ich schädige mich nicht. Ich bin vielleicht manchmal zu rasant im Tempo. Z.B. hatten wir eine Stunde zu einem ganz anderen Thema vereinbart, weil ich einen Termin hatte, der für mich belastend hätte sein können. Der Termin war dann nicht belastend. Da hab ich ihm gleich auf Band gesprochen, dass wir mit der Besprechung der Vergewaltigung weiter machen können. Hätte ich mir ja auch mal eine Plauderstunde gönnen können. Aber das ist gegen meinen Ansprüch an mich selbst. Hoffe ich habe Dich einigermaßen richtig verstanden.Kann es sein,daß du größere Schwierigkeiten hast,deine Gefühle dann gemanagt zu bekommen,eher in sie hineinstürzt und dich dann drin verlierst bis über erträgliche Grenzen hinaus - und dein Thera deshalb eher drauf setzt,daß du deine Gefühle gar nicht so richtig anguckst,sondern "wegschaffst" in "Tresor",oder selber davon "weggehst" in die sicheren Orte?Lieg ich da richtig?
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Simone de Beauvoir
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Also ich verstehe meine Therapie gerade etwas anders. Es wird keine akribische Detailsarbeit gemacht. Das halte ich auch für gefährlich. Für was soll das denn gut sein?
Hast du schon EMDR gemacht?
LG candle
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Ja,hast du.Geheimgeheim hat geschrieben:Hoffe ich habe Dich einigermaßen richtig verstanden.
Weißt du,du "berichtest" so nüchtern von den Fakten an sich - deine Not damit scheint zwar durch,aber es entstand bei mir der Eindruck erstmal,daß Gefühle eher "schnell weggemacht" werden müssen,damit du damit halbwegs fertig wirst.
Nicht,daß ich "nüchtern berichten" nicht selber kennen würde.
Ich hab auch ne PTBS,kenne die ganzen Symptome,die du beschreibst,auch aus eigener Erfahrung (die Insomnie z.B.... ) und hab da auch all die Jahre sehr abgespalten - hatte ne MPS (multiple Persönlichkeit) und konnte so ebenso "nüchtern und distanziert" von den Geschehnissen und Gefühlen dazu berichten,wie ich es hier bei dir mitkriege.
Ich weiß allerdings auch aus eigener Erfahrung,daß einfach nix am Zulassen der Gefühle dran vorbeiführt...Die wollen "gelebt" werden,auch die schlimmen.Die Gefühle sind ja mit den Erlebnissen "eingefroren" und von daher "überfallen" die einen ja immer mal wieder,wenn man am Thema arbeitet,als würde es grade wieder geschehen,was man früher erlebt hat.
Ich selbst habe solche "Instrumente" wie sicherer Ort oder Tresor mehr als "Handwerkszeug" gesehen,um die Gefühle langsamer und "schonender" zulassen zu lernen,damit ich nicht ständig "weggespült" werde davon.
Ich weiß aber,daß manche Tresor und sicheren Ort mehr so als "Endlager" für die Gefühle benutzen.Daher meine Nachfrage,welchen Weg du da bevorzugst.
So,wie du oben schreibst,hast du ja schon ne ganze Menge mit deinem Thera weggearbeitet.
Umso mehr erstaunen mich jetzt grad deine Bedenken ihm gegenüber,daß du ihn überfordern etc. könntest.
Wie hat er sich denn bisher "geschlagen",wenns ans Eingemachte ging?
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Ein bißchen hast Du mich da wohl doch erwischt. Also, mit dem Wort nüchtern kann ich etwas anfangen. Es ist bei einigen Traumata so, dass ich dazu fast gar keine Gefühle habe. Ich hatte anfänglich mit mir selber große Schwierigkeiten, weil ich das Gefühl hatte ein Monster zu sein. So nach dem Motto: Ich werde vergewaltigt und es ist mir egal, kein Ekel, keine Wut, keine Angst, keine Trauer. Woran andere verzweifeln, nehme ich nicht mal wahr. Wäre da nicht eine starke Belastung und Schamgefühle gewesen, die eine vielzahl von körperlichen Symptomen auslösen, hätte ich mich nicht mehr menschlich gefühlt. Ich habe erst in der Therapie verstanden, dass vorallem die schweren Schamgefühle ein wirksamer Schutz meiner Seele sind, um nicht mit Gefühlen überflutet zu werden. Das hat mir viel Vertrauen in mich selbst gegeben, weil ich erkannt habe, dass ich mich gut selber schützen kann.
Ich habe dann einen Befreiungsversuch aus den Schamgefühlen gemacht (unter therapeutischem Schutz) und habe alle Punkte, warum ich Scham empfinde aufgeschrieben, es waren über zwanzig. Es hat mir sehr geholfen, einige sind dadurch verschwunden, einige quäalen mich noch heute.
Wie genau kann ich nicht sagen, ich nehme aber an das EMDR beteiligt war, an einem Morgen nach einer Therapiestunde konnte ich Trauer über diese Vergewaltigung empfinden, dann kamen Ekel und Wut dazu. Seither arbeiten wir an diesem Thema und es kommen Gefühle, weitere Eindrücke und Empfindungen zurück.
Ich schäme mich zum Beispiel, weil ich durch mein Erzählen sichtbar für ihn werde. Wenn mir jemand etwas erzählt visualisiere ich das ja auch. Da habe ich mit ihm auch drüber geredet. Er hat auch gesagt, dass er es sich vorstelle, aber so abstrakt, dass ich keine Sorge haben müsste. Er mache es nur in dem Ausmaß, das er benötigt, um sich in meine Lage versetzen zu können. Das fand ich gut, es war ehrlich.
Ich mache mir Sorgen, weil ich weiß wie viel Schmutz noch kommt. Es ist für mich so schwer davon zu erzählen. Und leider ist es nicht die einzige Vergewaltigung, die ich erlebt habe. Wir wissen beide, dass ich damit rechnen muss, dass diese sich ihren Weg sucht, sollte die erste verarbeitet sein. Also noch mehr Dreck......
Ich habe dann einen Befreiungsversuch aus den Schamgefühlen gemacht (unter therapeutischem Schutz) und habe alle Punkte, warum ich Scham empfinde aufgeschrieben, es waren über zwanzig. Es hat mir sehr geholfen, einige sind dadurch verschwunden, einige quäalen mich noch heute.
Wie genau kann ich nicht sagen, ich nehme aber an das EMDR beteiligt war, an einem Morgen nach einer Therapiestunde konnte ich Trauer über diese Vergewaltigung empfinden, dann kamen Ekel und Wut dazu. Seither arbeiten wir an diesem Thema und es kommen Gefühle, weitere Eindrücke und Empfindungen zurück.
Ich schäme mich zum Beispiel, weil ich durch mein Erzählen sichtbar für ihn werde. Wenn mir jemand etwas erzählt visualisiere ich das ja auch. Da habe ich mit ihm auch drüber geredet. Er hat auch gesagt, dass er es sich vorstelle, aber so abstrakt, dass ich keine Sorge haben müsste. Er mache es nur in dem Ausmaß, das er benötigt, um sich in meine Lage versetzen zu können. Das fand ich gut, es war ehrlich.
Ich mache mir Sorgen, weil ich weiß wie viel Schmutz noch kommt. Es ist für mich so schwer davon zu erzählen. Und leider ist es nicht die einzige Vergewaltigung, die ich erlebt habe. Wir wissen beide, dass ich damit rechnen muss, dass diese sich ihren Weg sucht, sollte die erste verarbeitet sein. Also noch mehr Dreck......
Das Glück besteht darin, zu leben wie alle Welt und doch wie kein anderer zu sein.
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@candle: Sorry, hatte Deinen Beitrag übersehen.
Ja, ich denke es wäre gesünder, wenn ich das Erlebte auch in Worte fassen könnte und zumindestens einer Person erzählen könnte. Und wie ich schon geschrieben habe, ist es für EMDR wichtig, dem Therapeuten Auskunft darüber zu geben, was einem gerade durch den Kopf geht und das könnte ich derzeit nicht.
Ja, ich habe schon EMDR gemacht. Sowohl positiv (sicherer Ort), wie auch bei zwei Traumata.
Warum findest Du die Detailarbeit gefährlich?
Ja, ich denke es wäre gesünder, wenn ich das Erlebte auch in Worte fassen könnte und zumindestens einer Person erzählen könnte. Und wie ich schon geschrieben habe, ist es für EMDR wichtig, dem Therapeuten Auskunft darüber zu geben, was einem gerade durch den Kopf geht und das könnte ich derzeit nicht.
Ja, ich habe schon EMDR gemacht. Sowohl positiv (sicherer Ort), wie auch bei zwei Traumata.
Warum findest Du die Detailarbeit gefährlich?
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Ja ich finde es gefährlich, weil es doch triggert. Und ehrlich was soll es denn bringen alles haarklein zu erinnern?
Wie gesagt, ich frage so doof, weil ich erst anfange mit EMDR.
Mir fällt gerade ein, dass du schriebst, dass du gelobt wirst und das Lob auch gerne bekommst. Willst du deswegen alles so schnell und perfekt machen?
Ich merke gerade, dass ich mir endlich Zeit lasse und das tut gut, hat ja auch etwas mit Beschäftigen mit der Sache zu tun und Selbstfürsorge.
candle
Wie gesagt, ich frage so doof, weil ich erst anfange mit EMDR.
Mir fällt gerade ein, dass du schriebst, dass du gelobt wirst und das Lob auch gerne bekommst. Willst du deswegen alles so schnell und perfekt machen?
Ich merke gerade, dass ich mir endlich Zeit lasse und das tut gut, hat ja auch etwas mit Beschäftigen mit der Sache zu tun und Selbstfürsorge.
candle
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Hallo candle,
ich glaube,da gibt es keinen "einheitlichen" Weg.Der eine braucht die Detail-Sachen,der andere mehr so das umfassend Eindrückliche,um sich der Sache an sich zu nähern.
Ich z.B. war zuerst ganz aus auf Details,v.a. weil es auch ne Art "Chronik" dann gibt und ich die Zusammenhänge besser verstehen konnte - später dann waren Details kein bißchen wichtig mehr für mich,weil es mir mehr um meine eigenen Gefühle damit ging.Und weil ich verstanden hatte,daß Erinnerung an sich was sehr Individuelles ist und es in Sachen Erinnerung nicht DIE Wahrheit gibt,weil das Gehirn da wenig Wert drauf legt.Dem geht es eher um den schlüssig-sinnvollen Abschluß eines Geschehens,um es ins "Archiv" wegsortieren zu können.
Wenn Details natürlich einfach nur triggern über triggern,ist es besser,ihnen erstmal aus dem Weg zu gehen und zuerst nen Umgang mit Triggern und wie man sich aus dem Wiedererleben befreien kann zu lernen.
Hallo Geheimgeheim,
vieles von dem,was du schreibst,kenn ich selber auch aus den Verarbeitungszeiten...
Das hier z.B.:
[quote]Ich schäme mich zum Beispiel, weil ich durch mein Erzählen sichtbar für ihn werde.[/b]
Das hatte ich auch lange Zeit und z.T. jetzt auch noch ein bissl.
Auch das "Monster"-Gefühl kenne ich - und eben auch dieses Gefühl,"dreckig" zu sein und den "Dreck" sozusagen an mir haften zu haben und "mitzubringen",so daß mein Gegenüber eigentlich gar nicht anders kann,als sich vor mir zu ekeln...
Ich kann auch gut verstehen,daß du es als "noch mehr Dreck" siehst,weil es nicht "nur" einmal passiert ist.
Bei mir war es so,daß ich meinte,ich sei die "Perverse",weil meine Täter damals allerhand echt abartig Perverses mit mir angestellt hatten - und dabei war ich ein Kleinkind gewesen,als die Übergriffe anfingen...
Ich wollte meinem Traumathera allen Ernstes erklären,daß ich die Schuldige dran war,weil ich mich nicht gewehrt hatte,es nicht verhindert habe,weggelaufen bin etc.
Da mußte ich erst hin,mit meinem Verstand mal zu begreifen,daß ein Kleinkind,das grade mal halbwegs stehen kann,einfach nicht weglaufen KANN...
Das wirklich Perverse an sex. Übergriffen finde ich,daß dem Opfer die Schuld,das "Dreckige" und die "Verdorbenheit" vom Täter "angehängt" wird - ich nehm mal an,weil so ein Täter immer irgendwo weiß,was er da Abartiges tut,aber damit nicht aufhören will - und das müßte er,wenn er seine Perversität und Verdorbenheit,seine Schuld und Scham nicht "auslagern" würde auf sein Opfer...
Und so dürfen wir uns auch damit noch abraufen...
Für mich war es ein ganz wichtiger Schritt,die Schuld,die Scham und den Ekel an die wirklich verantwortliche "Adresse" zurückzugeben - auch wenn das bedeutete,meinen eigenen Vater nicht mehr zu idealisieren und zu "schonen",und diverse Onkel und Tanten gleich noch dazu...Es ist nicht leicht,sich einzugestehen,aus ner Familie zu stammen,in der die meisten Erwachsenen Mißbrauch mit ihren eigenen Kindern und denen ihrer Geschwister treiben - in "trauter Gemeinsamkeit" als "Familienunternehmungen" am Wochenende...
Der "Dreck",den ich damals an mir haften spürte,war aber gar nicht mein eigener,aus mir stammender Dreck - es war der,den meine Täter an mir zurückgelassen hatten...
Mich davon "sauber" zu bekommen und mir wieder eine - meine - Würde zurückzugewinnen,das war ganz schön schwere Arbeit.Aber sie hat sich gelohnt.
Und das wirst du auch schaffen - du bist ja schon nen ganz schönen Teil deines Weges unterwegs und hast ja schon recht viel geschafft.
ich glaube,da gibt es keinen "einheitlichen" Weg.Der eine braucht die Detail-Sachen,der andere mehr so das umfassend Eindrückliche,um sich der Sache an sich zu nähern.
Ich z.B. war zuerst ganz aus auf Details,v.a. weil es auch ne Art "Chronik" dann gibt und ich die Zusammenhänge besser verstehen konnte - später dann waren Details kein bißchen wichtig mehr für mich,weil es mir mehr um meine eigenen Gefühle damit ging.Und weil ich verstanden hatte,daß Erinnerung an sich was sehr Individuelles ist und es in Sachen Erinnerung nicht DIE Wahrheit gibt,weil das Gehirn da wenig Wert drauf legt.Dem geht es eher um den schlüssig-sinnvollen Abschluß eines Geschehens,um es ins "Archiv" wegsortieren zu können.
Wenn Details natürlich einfach nur triggern über triggern,ist es besser,ihnen erstmal aus dem Weg zu gehen und zuerst nen Umgang mit Triggern und wie man sich aus dem Wiedererleben befreien kann zu lernen.
Hallo Geheimgeheim,
vieles von dem,was du schreibst,kenn ich selber auch aus den Verarbeitungszeiten...
Das hier z.B.:
[quote]Ich schäme mich zum Beispiel, weil ich durch mein Erzählen sichtbar für ihn werde.[/b]
Das hatte ich auch lange Zeit und z.T. jetzt auch noch ein bissl.
Auch das "Monster"-Gefühl kenne ich - und eben auch dieses Gefühl,"dreckig" zu sein und den "Dreck" sozusagen an mir haften zu haben und "mitzubringen",so daß mein Gegenüber eigentlich gar nicht anders kann,als sich vor mir zu ekeln...
Ich kann auch gut verstehen,daß du es als "noch mehr Dreck" siehst,weil es nicht "nur" einmal passiert ist.
Bei mir war es so,daß ich meinte,ich sei die "Perverse",weil meine Täter damals allerhand echt abartig Perverses mit mir angestellt hatten - und dabei war ich ein Kleinkind gewesen,als die Übergriffe anfingen...
Ich wollte meinem Traumathera allen Ernstes erklären,daß ich die Schuldige dran war,weil ich mich nicht gewehrt hatte,es nicht verhindert habe,weggelaufen bin etc.
Da mußte ich erst hin,mit meinem Verstand mal zu begreifen,daß ein Kleinkind,das grade mal halbwegs stehen kann,einfach nicht weglaufen KANN...
Das wirklich Perverse an sex. Übergriffen finde ich,daß dem Opfer die Schuld,das "Dreckige" und die "Verdorbenheit" vom Täter "angehängt" wird - ich nehm mal an,weil so ein Täter immer irgendwo weiß,was er da Abartiges tut,aber damit nicht aufhören will - und das müßte er,wenn er seine Perversität und Verdorbenheit,seine Schuld und Scham nicht "auslagern" würde auf sein Opfer...
Und so dürfen wir uns auch damit noch abraufen...
Für mich war es ein ganz wichtiger Schritt,die Schuld,die Scham und den Ekel an die wirklich verantwortliche "Adresse" zurückzugeben - auch wenn das bedeutete,meinen eigenen Vater nicht mehr zu idealisieren und zu "schonen",und diverse Onkel und Tanten gleich noch dazu...Es ist nicht leicht,sich einzugestehen,aus ner Familie zu stammen,in der die meisten Erwachsenen Mißbrauch mit ihren eigenen Kindern und denen ihrer Geschwister treiben - in "trauter Gemeinsamkeit" als "Familienunternehmungen" am Wochenende...
Der "Dreck",den ich damals an mir haften spürte,war aber gar nicht mein eigener,aus mir stammender Dreck - es war der,den meine Täter an mir zurückgelassen hatten...
Mich davon "sauber" zu bekommen und mir wieder eine - meine - Würde zurückzugewinnen,das war ganz schön schwere Arbeit.Aber sie hat sich gelohnt.
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