Alokoholkranker Freund

Dieser Bereich dient zum Austausch über Entzug, Entwöhnung und Therapie von substanzbezogenen Abhängigkeiten (wie Alkohol, Heroin, Psychedelische Drogen, Kokain, Nikotin, Cannabis, Zucker,..)
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Nico
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Beitrag Mo., 03.10.2011, 07:13

Es tut mir sehr leid wenn du meine Zeilen als aggressiv empfindest, ich habe keinerlei Ansinnen euch gegenüber aggressiv zu sein.
Alles was ich geschrieben habe, habe ich in der Gedankensprache in der alkoholabhaengige haeufig denken, geschrieben. Es sollte also nicht meine Sicht sondern die wahrscheinliche Sicht eures Freundes darstellen.

Was jedoch sicherlich stimmt ist, dass ich beim Thema Alkoholabhaengigkeit auf jegliches Verharmlosen und Ausschmücken ganz bewusst verzichte, denn dieses Thema ist nun einmal knallhart und da gibt es nix zu beschönigen.

Ich spreche deinem Freund ja nicht ein gewisses Bemühen ab, aber es erscheint mir nun einmal deutlich erkennbar, dass er seiner dem Alkohol nicht hörigen inneren Stimme gerade mal soviel Platz einräumt um sie am Leben zu erhalten. Sprich: Er weiß dass seine Entzüge und seine Therapien nicht zum Erfolg führen können, macht sie aber um sich selbst zu beruhigen/zu belügen.
Seine dem Alkohol hörige innere Stimme klatscht dazu begeistert Beifall weil ihr dadurch keine Gefahr droht.

Ich bin euch gegenüber keinesfalls aggresiv, ganz im Gegenteil, ich bewundere eure Einstellung und eure Loyalität zu eurem Freund. Die meisten wenden sich einfach ab und drängen alkoholabhäengige Menschen aus ihrem Leben.
Aber es ändert nichts daran dass ihr mit untauglichen Mitteln kämpft und nur das wollte ich euch aufzeigen.
Dass das bei dir falsch ankommt wundert mich nicht, hast du doch nicht die geringste Ahnung wie Alkoholismus funktioniert.

Ich muss dir leider auch sagen, dass euer Plan mit dem Ultimatum und der Androhung den Kontakt abzubrechen, wiederum genau in die Falsche Richtung geht.
Euer Freund WILL einfach noch nicht zu saufen aufhören und daher wird er das Ultimatum verstreichen lassen undaus eurem Kontaktabbruch die Legitimation zum weitersaufen ziehen.
Wenn ihr ihm aber kein Ultimatum stellt und so weitermacht wie bisher, wird er ebenfalls weitersaufen, warum sollte er nicht ?

Siehst du jetzt warum ihr keine Chance habt, auf ihn einzuwirken ?
Nicht das schwarze Schaf ist anders, sondern die weißen Schafe sind alle gleich ;)

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Nico
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Beitrag Mo., 03.10.2011, 07:20

Das Einzige was ihr für euren Freund tun könnt ist, dass ihr euch wirklich genauestens über alle in Frage kommenden stationären Entzugskliniken, Nachbetreuungsstellen usw. erkundigt. Ich würde euch ja raten, dass ihr dazu Kontakt zu den Anonymen Alkoholikern aufnehmt, denn dort sind die Profis, die wissen ganz genau welche Einrichtungen und welche Psychologen was taugen und welche ( leider die bei weitem überwiegende Zahl) für nix sind.
Es wird ziemlich sicher die Zeit kommen wo ihr euren Freund einmal in der Verfassung antreffen werdet, in der er euch aus tiefstem Herzen um Hilfe bittet und dann solltet ihr ganz genau wissen wozu ihr ihn ratet, denn von diesem Rat kann dann wirklich sein Leben abhaengen.
Nicht das schwarze Schaf ist anders, sondern die weißen Schafe sind alle gleich ;)

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Anne1997
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Beitrag Mo., 03.10.2011, 09:40

Hallo,

ein interessanter Thread, in dem man euer (Schneekugel 2.0 und nico) Ringen um Lösungen spürt,
jeder "behaftet" mit seiner individuellen Lebensgeschichte.
Finde Deine Gedanken, liebe Schneekugel, sehr nachvollziehbar und auch das was Du, nico, bezüglich des Umgnags mit dem Ultimatum (Kontaktabbruch) schreibst. Natürlich könnte es sein, dass er dann das Trinken einstellt, dafür gibt es viele Beispiele.

Das Schwierige ist ja die Unvorhersehbarkeit jeglichen Tuns und so bleibt einem fast nur übrig, eine Lösung für den Umgang mit einem Alkoholkranken für sich selbst zu finden, so dass man nicht in einen Sog gerät und in Fürsorge (nicht Co-Abhängigkeit) für den Betroffenen.
Hier helfen sicher Nachfragen bei regionalen Organisationen, Kliniken, Ärzten, die einem Hinweise geben können.

Ich selbst habe nie ein Ultimatum gestellt, sondern den Kontakt zu einem alkohllkranken Menschen in meiner engsten Familie sehr eingeschränkt und dies - mal mehr, mal weniger gut - "verkommuniziert". So verfahre ich bis heute und es tut weh zu sehen, wie ein toller Mensch (momentan) zugrunde geht, er für sich aber sein Leben schön findet und ich ihm dies mittlerweile besser lassen kann.

All' dies ist nicht leicht, sondern ein ewiges Ringen.
Auch die Würde bei diesem Menschen zu lassen, ihn als Erwachsenen mit seiner gewordenen Lebenserfahrung zu akzeptieren, zu respektieren und dennoch für sich Grenzen zu setzen.
Finde, dass ihr, liebe Schneekugel, das ganz gut meistert! Euer praktisches Tun für ihn finde ich bewundernswert und o.k., z.B. die Fahrten zur Therapie.

Wünsche Dir alles Gute und viel Kraft!
Take care,
Anne

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Nico
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Beitrag Mo., 03.10.2011, 09:55

Ja Anne genau darum geht es, dem Menschen seine Würde lassen.
Auch wenn er sich durch sein Trinken immer mehr in eine menschenunwürdige Lage bringt, muss man ihm die Würde der Entscheidungsfreiheit und Eigenverantwortlichkeit lassen.
So wie ich das sehe, besteht keine Gefahr dass er irgendjemanden in den Abgrund mitreisst, Kinder oder Ehefrau sind nicht vorhanden, Auto scheint er keines zu haben.
Denn das sind nämlich mMn die einzigen Punkte die ein aktives Eingreifen rechtfertigen würden.
Wenn für andere ( schutzlose Personen) Gefahr bestehen würde, müsste soweit eingegriffen werden, dass sich diese Gefahr für andere minimiert.
Und so brutal es klingt, er hat das Recht sich selbst zu vernichten, wenn er diesen Weg wählt.
Nicht das schwarze Schaf ist anders, sondern die weißen Schafe sind alle gleich ;)

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Martpot
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Beitrag Mi., 05.10.2011, 20:33

Also ich hab eine Bekannte, bei der ists sehr ähnlich wie du das bei deinem Freund schilderst. Helfen kannst da gar nix, eher schaun das es mit dir nicht bergab geht-das ist nämlich meine Erfahrung, diese enorm destruktive Energie bei Alkoholikern ( Therapeuten sprechen von TODESSEHNSUCHT) kann dich kaputt machen!! Schau amal, die vorher habens eh schon richtig geschrieben: Wenn einer abwärts will, kannst den nicht aufhalten.
Wenn einer jedoch um Hilfe oder Unterstützung fragt, die üblichen Methoden nicht funktioniert haben dann würd ich richtig anspruchsvolle Methoden empfehlen: z.B. Familienaufstellung, Schamanismus in Peru, Zauberheilerer oder so...klingt logisch oder? Radikale Mittel für radikale Leute.
Ich hoffe ein bisschen geholfen zu haben!

Mfg, Geri

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Nico
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Beitrag Do., 06.10.2011, 06:21

Martpot hat geschrieben: Wenn einer jedoch um Hilfe oder Unterstützung fragt, die üblichen Methoden nicht funktioniert haben dann würd ich richtig anspruchsvolle Methoden empfehlen: z.B. Familienaufstellung, Schamanismus in Peru, Zauberheilerer oder so...klingt logisch oder? Radikale Mittel für radikale Leute.
Mfg, Geri
echt witzig....
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