Briefe an die Eltern schreiben

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Samupijo
neu an Bo(a)rd!
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Beitrag Di., 08.05.2018, 20:13

Bei mir wurde das Vorlesen nicht verlangt bzw. bin ich auch zu keiner Hausaufgabe verpflichtet - hab auch schonmal etwas nicht gemacht, dann passt es halt momentan nicht.

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Viking
sporadischer Gast
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Beiträge: 25

Beitrag Mi., 09.05.2018, 12:23

Boah hat geschrieben: Di., 08.05.2018, 10:16 Ich möchte dennoch einen kleinen Anstoß geben: Was andere erleben, wird nicht dasselbe sein, was Du erleben wirst. Es sind andere Menschen, andere Beziehungen, andere Vorerfahrungen. Möglicherweise bringt es Dich weiter, bei Dir selbst zu gucken, was Du Dir von den Briefen eigentlich erhoffst, für wie realistisch Du vor dem Hintergrund Deiner bisherigen Erfahrungen mit Deinen Eltern die Erfüllung Deiner Hoffnung hälst und wie Du ggf. mit einer Enttäuschung umgehen könntest.
Ich danke dir für deine offenen Worte.
Tja, was ich (bzw. mein inneres Kind) erwarte, weiß ich genau: eine heile Familie, in der sich alle lieb haben und Friede, Freude, Eierkuchen vorhanden ist. Aus der Sicht eines Erwachsenen betrachtet, weiß ich, dass das niemals eintreffen wird. Die Enttäuschung, die dann über die Konfrontation (via Brief oder gar persönlich) eintreffen wird, wird unglaublich groß sein. Ich habe schon jetzt immer wieder daran zu knabbern, wenn ich merke, wie dysfunktional meine Familie ist; vor allem nach Familientreffen. Ich brauche nach solchen Treffen immer viel Zeit, um das Erlebte zu verarbeiten.
Für mich steht trotzdem fest: Ich werde meine Eltern konfrontieren. Ich weiß nur noch nicht wann.

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Montana
[nicht mehr wegzudenken]
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Beitrag Mi., 09.05.2018, 13:57

Für mich war immer klar, dass ich nicht mit einem großen Knall alles auf den Tisch hauen werde. Dafür ist es auch einfach zu komplex, ich kann das nicht. Was ich mir zum Ziel gesetzt habe ist, dass ich so stark werden möchte, dass ich mich nicht mehr tagelang schlecht fühle nach solchen Treffen und schlaflose Nächte vor dem nächsten habe, weil ich schon vorher weiß, dass ich verbal angegriffen werde. Weil das immer passiert. Es hat lange, sehr lange, gedauert, aber ich konnte tatsächlich bei einer solchen Attacke aufstehen und sagen, dass ich mir das nicht bieten lasse und jetzt einfach gehe. Das klingt so banal, aber es war für mich ein Meilenstein und hat einen sehr nachhaltigen Eindruck bei der betreffenden Person hinterlassen. Friede, Freude, Eierkuchen wird es auch bei uns niemals geben. Aber ich bin nicht mehr wehrlos. Ein totaler Kontaktabbruch wäre an der Stelle zwar besser, aber wie das in Familien so ist, ist das nicht so einfach. Die Familie ist mit allen Onkeln und Tanten und deren Kindern und Enkeln sehr groß, und man läuft sich leider immer wieder über den Weg. Ach, und ganz wichtig: ich will nicht mehr Dinge geheimhalten oder meine Meinung für mich behalten, weil ich weiß, dass diese Person das nicht billigen würde. Muss sie nicht, ist nämlich mein Ding. Und so findet die Konfrontation eben nach und nach statt. Gut, den großen Knall behalte ich mir vor, vielleicht kommt der irgendwann noch, wer weiß. Aber ich möchte nicht darauf warten, dass ich mich DAS irgendwann traue.

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Gedankentanz
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Beitrag Mi., 09.05.2018, 15:57

Vor einiger Zeit schrieb ich meinen Eltern eine Email (So hatten sie, wenn sie wollten, die Möglichkeit zu antworten).
Darin bat ich um Abstand und teilte ihnen mit, das ich in Therapie bin.
Meine Email war nicht der riesen Knall, dennoch vielen meine Eltern aus allen Wolken. Dass sie nicht mehr nach Belieben auf mich zurück greifen konnten, war für sie ein Schlag ins Gesicht.
Ich bekam eine Email zurück. Sie hat mich sehr verletzt und gewisse Äußerungen darin, haben auch meinen Umgang mit der Therapie erschwert.
Seitdem triggert es mich, wenn ich meine Verwandten besuche, da ich dann in die Nähe des Wohnorts meiner Eltern komme.

Dementsprechend würde ich es mir heute zwei mal überlegen ob ich den "Brief" wirklich abschicke. Denn die Gefahr, es kann auch ein unschöner Knall zurück kommen, ist nicht außer acht zu lassen.
Bei mir halt immer noch nach...
Wenn sich meine tanzenden Gedanken zanken, gerate ich schon mal ins wanken, finde ich dann keinen Halt, lande ich unsanft auf die Planken ::?

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Montana
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Beitrag Mi., 09.05.2018, 16:11

Deine Argumentation kann ich zwar nachvollziehen, aber es ist doch so, dass sowieso ständig in unsere Richtung gefeuert wird. Es kommen sowieso verletzende Dinge. Und das hört auch nie auf, solange man selber immer alles schluckt und nett und freundlich bleibt.

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Beitrag Mi., 09.05.2018, 16:17

Montana hat geschrieben: Mi., 09.05.2018, 16:11 Deine Argumentation kann ich zwar nachvollziehen, aber es ist doch so, dass sowieso ständig in unsere Richtung gefeuert wird. Es kommen sowieso verletzende Dinge. Und das hört auch nie auf, solange man selber immer alles schluckt und nett und freundlich bleibt.
Da hast du absolut recht. Aber dieses nett und freundlich bleiben sitzt so tief.
Auf der anderen Seite, bin ich gerne nett und freundlich. Und nur weil andere unangenehme Menschen sind, muss ich es nicht auch sein.
Aber manchmal verstehen solche Menschen nur eine Sprache, diese zu sprechen liegt allerdings nicht in meiner Natur und fällt mir daher sehr schwer.
Wenn sich meine tanzenden Gedanken zanken, gerate ich schon mal ins wanken, finde ich dann keinen Halt, lande ich unsanft auf die Planken ::?

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Montana
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Beitrag Mi., 09.05.2018, 17:15

Das verstehe ich. Meine Taktik ist auch eher, dass ich die Situation beende indem ich gehe. Leider geht das nicht immer. Ich erlebe gerade eine (für mich) extreme Situation der Konfrontation, weil jemand an teuren Dingen, die mir gehören, eine Sachbeschädigung begangen hat. Der Schaden beträgt fast 500 Euro. Das tut weh und nicht nur finanziell. Denn das war einfach ein total sinnloser Akt der Zerstörung. Mit sowas umzugehen bin ich nicht gewöhnt. Ich bin ein ruhiger und umgänglicher Mensch und wenn jemand meint, Konflikte auf diese Art austragen zu müssen, dann macht mir das Angst. Mein Therapeut könnten dem bestimmt noch was Gutes abgewinnen, aber der ist praktischerweise im Urlaub.

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