Wer ist der einsamste? Der große Contest!

Nicht jedem fällt es leicht, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten, "einfach" mal jemanden kennenzulernen oder sich in Gruppen selbstsicher zu verhalten. Hier können Sie Erfahrungen dazu (sowie auch allgemein zum Thema "Selbstsicherheit") austauschen.
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Dampfnudel
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Beitrag So., 31.07.2011, 17:26

sofa-held hat geschrieben: Generell bin ich aber gerne zurückgezogen. Also ich leide nicht, wenn ich mal einen Tag lang niemanden sehe. Ganz im Gegenteil, ich brauche das.
Naja, wenn es darum geht, dass Du MAL einen Tag lang niemanden siehst, liegt das Problem bei Dir möglicherweise auch etwas anders als beim TE

Procrastinator, wann sind denn die letzten SMS/E-Mails/Anrufe von Dir aus rausgegangen?

LG
Damfpnudel
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sofa-held
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Beitrag So., 31.07.2011, 18:11

@Dampfnudel: na eh, da kann ich nicht mithalten. Aber generell kenne ich das schon, dass ich Phasen hatte, wo ich weniger soziale Kontrakte hatte. Ich glaub, dass das Thema auch ein Stück weit ein Tabu ist. Auch hier im Forum, dabei ich glaube ich, dass einige die hier sind, wenig soziale Kontakte haben, bzw. eben keine befriedenden. Das ist für mich in der Natur der Sache. Hier werden eben Dinge anvertraut, für die man im RL keine Addressaten hat, sonst wäre man nicht hier. Natürlich kann man auch hier sein, weil man sich über Dinge austauschen kann, seine Antennen verlängern kann, aber theoretisch könnte man das im RL auch tun.
Deswegen tut mir der TE ein bisschen leid, weil jetzt alle so tun, als ob er so ein besonderes Problem hätte.
Vielleicht war es im Intro-Post ein bisschen unglücklich dargestellt.

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Dampfnudel
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Beitrag So., 31.07.2011, 18:21

Ja, ich kenne das auch - und eine Weile habe ich mich, glaube ich, mich auch nicht nur deshalb hier ausgetauscht, weil ich wenig Kontakte im RL hatte, sondern ich hatte so wenig Kontakte im RL, weil ich so viel hier und nur noch im RL unterwegs war.

Ich glaube durchaus auch, dass der TE ein besonderes Problem hat - solange er es selbst so wahrnimmt, ist es zumindest für ihn ja auch eins. Sicherlich kommen hier mehr Leute mit solchen Kontaktproblemen zusammen, da sticht er vielleicht nicht besonders raus, aber das heißt nicht, dass es ansonsten unauffällig ist. Natürlich heißt es auch nicht, wenn man seit zwei Monaten keine Anrufe oder SMS mehr bekommen hat, dass man automatisch einsam ist, aber für mich klingt es so, als ob er selbst in dieser Hinsicht eine Not empfindet und hofft, hier Menschen zum Austausch zu finden, denen es ebenso geht.

...oder hab ich das jetzt falsch verstanden, wie Du das mit dem so tun, als ob er ein besonderes Problem hätte, gemeint hast?

LG
Dampfnudel
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sweetcoffee
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Beitrag So., 31.07.2011, 18:56

lol war klar, dass dann gleich wieder darauf verwiesen wird. Und ja ich tu was dagegen, indem ich hier versuche (u.a.) meine Probleme zu lösen aber ich mach kein Contest daraus... das finde ich eher krank ehrlich gesagt, als dass man aktiv versucht die Sachen anzugehen.

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sofa-held
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Beitrag So., 31.07.2011, 19:05

Dampfnudel hat geschrieben:aber für mich klingt es so, als ob er selbst in dieser Hinsicht eine Not empfindet und hofft, hier Menschen zum Austausch zu finden, denen es ebenso geht.
sehe ich auch so, ein kleiner Hilfeschrei.
Dampfnudel hat geschrieben:weil ich wenig Kontakte im RL hatte, sondern ich hatte so wenig Kontakte im RL, weil ich so viel hier und nur noch im RL unterwegs war.
irgendwie verhasple ich mich wo bei diesem Satz.

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Dampfnudel
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Beitrag So., 31.07.2011, 19:31

äääh... weil ich so viel hier und kaum noch im RL unterwegs war, meint ich
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Waldschratin
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Beitrag Mo., 01.08.2011, 07:50

Hängt es denn wirklich von den "sozialen Kontakten im RL" ab,ob sich eins einsam fühlt oder nicht?

Ich meine,ich kenn das von mir selber : Ich hatte und habe zig Freunde,im "RL",wie`s immer so schön heißt - und kenne doch Phasen meines Lebens,da hab ich mich von liebevollen,mir zugewanden Leuten umgeben nichts anderes als verlassen gefühlt.

Weil ich das nicht mehr an mich rangelassen habe.
Weil ich nicht mehr "Resonanz" gegeben habe,also die Kommunikation mit mir an meiner "Antwortlosigkeit" und meinem fehlenden "Widerhall" sich totgelaufen hatte.

Andererseits brauche ich für mein Wohlbefinden Zeiten des Alleineseins,wo mal keiner nach mir fragt,ich einfach "weg" sein darf,und auch niemand was von mir will.

Die Dosis dabei machts halt...
Und das Wissen um die eigenen "Eigenheiten",die gegebenen Bedürfnisse,die der Einzelne hat,genauso wie die eigenen "Untiefen",wo man sich nur selber aus dem Weg geht und verdrängt damit.
Was sowohl ne Flucht in die Vermeidung von Sozialkontakten sein kann,aber eben auch ne Flucht in Sozialkontakte,um sich nicht mehr selbst begegnen zu müssen.

Ich weiß nicht,diese "Verallgemeinerungen" dabei immer,Marke "Du mußt nur unter Leute gehen",oder eben auch dieses "Forumskontakte sind nicht "real life" - ja,was sind sie denn sonst??
Da sitzen doch Menschen hinterm PC,mit denen ich mich da austausche,und keine Roboter! - die find ich gefährlich und irreführend.

Was ich brauche und was nicht,das kann nur ich selber bei mir rausfinden.

Und dahin sollte die Reise doch gehen : wenn ich (noch) nicht bekomme,was ich brauche,dann muß ich hergehen und was dran ändern.
So gut ich eben kann und so weit ich eben kann.

Und was ich nicht ändern kann,muß ich annehmen/akzeptieren,bis ich es gelernt habe,es anders zu machen.

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Thread-EröffnerIn
Procrastinator
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Beitrag Mo., 01.08.2011, 13:12

sweetcoffee hat geschrieben: Und ja ich tu was dagegen, indem ich hier versuche (u.a.) meine Probleme zu lösen aber ich mach kein Contest daraus... das finde ich eher krank ehrlich gesagt, als dass man aktiv versucht die Sachen anzugehen.
naja, aber ich dachte hier wird doch so viel rumgejammert, dass man daraus auch sowas wie einen wettbewerb machen kann - bloß zum austausch, ist doch ein gutes gefühl wenn man nicht der einzige eremit auf der welt ist.

und natürlich ist einsamkeit immer subjektiv. im gegensatz zu anderen kann ich einsam und zurückgezogen leben, ohne mich direkt einsam zu fühlen. anders wäre ich wohl auch nicht in diese situation geraten..eher einzelgängerisch war ich wohl schon immer veranlagt.

nur mir ist einfach komplett die kontrolle über einsamkeit oder nicht-einsamkeit entglitten. mittlerweile bin ich einfach zur einsamkeit gezwungen: das liegt einerseits an meiner sozialen inkompetenz und andererseits daran, dass mir meine wenigen sozialen kontakte einfach verloren gehen. die frage, wo ich menschen kennen lernen könnte (vereine, uni, bla...) stellt sich mir eher weniger, da ich einfach allgemein nicht mit menschen umgehen kann. in gesellschaft von fremden menschen fühle ich mich einfach unwohl. ich beobachte zunehmend unangenehme symptome bei gesprächen mit einer anderen (unbekannten) person:ich bin angespannt und nervös, mir wird schwindelig, es fährt mir wie ein hitzewall durch den körper und muskeln in meinem gesicht fangen an zu zucken. in situationen mit mehreren leute gehe ich eher unter; ich kann sowas einfach nicht: einfach sinnlos herumzualbern oder sich auch über ernsthafte dinge unterhalten, beides fällt mir einfach unheimlich schwer was wohl vor allem an meinem nicht vorhandenen selbstvertrauen und eben dieser angespanntheit liegt. ich habe jetzt 6 komplette semester an einer universität voller menschen verbracht, ohne auch nur eine einzige person näher kennen zu lernen, ich habe nicht mal mehr sowas wie gesprächspartner in einzelnen seminaren gefunden. in vorlesungen sitze ich alleine rum und zur mensa gehts auch ausnahmslos alleine.
ich würde anderen menschen meine gesellschaft aber auch gar nicht aufdrängen wollen, dafür bin ich mir selbst viel zu peinlich: ich fühle mich komplett unattrakiv, schäme mich für meine abgefuckte lebensführung und habe einfach nichts beizutragen, was freundschaften irgendwie angenehm gestalten könnte.
daneben fühle ich mich einfach auch komplett entfremdet: mit 99% aller menschen kann ich mich einfach nicht identifizieren, sie interessieren mich nicht mal, ich fühle mich ihnen unterlegen und was ich nicht besonders mag fange ich nach kurzer zeit oder schon von vorne herein grundlos an zu hassen. vermutlich vor allem aus reinem selbsthass und neid, aber diese entfremdung ist einfach vorhanden: dass mag pathetisch klingen, aber irgendwie fühl ich mich nicht so als sei ich teil dieser spezies - der vergleich mit der käseglocke trifft hier vollends zu.

nur, warum mich meine einsamkeit derzeit so stört: ich merke einfach wie ich mehr und mehr in meinem kopf gefangen bin und komplett an der realität vorbei lebe. wenn man keine möglichkeit mehr zum austausch hat, fängt das leben an einem unheimlich bedrohlich zu wirken. ich bin ein wandelndes bündel aus sorgen, angst, selbsthass und entfremdungsgefühlen geworden. gepaart mit meiner mich schon immer quälenden antriebslosigkeit ist das einfach eine schmerzhafte mischung und ich sehe gerade beim besten willen keinen weg wie ich da wieder rausfinden könnte. alles erscheint einem vielfach so beängstigend und anstrengend, wenn man keine möglichkeit hat sich mit irgend jemandem darüber auszutauschen und seine sorgen einem realitätscheck zu unterziehen.
danke fürs lesen.

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Bluebird
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Beitrag Mo., 01.08.2011, 16:51

Hallo Procrastinator,

versteh dich da eigentlich sehr gut.

Du hast mal in einem älteren Beitrag geschrieben, dass du Freunde von früher hast? Kannst du dich mit denen mal treffen, oder ist das zu anstrengend? (Die Frage ist nicht böse gemeint, mir selbst geht das öfters so bei Sozialkontakten.) Weil oft sind die Treffen in der Vorstellung sehr viel schwieriger und anstrengender, als sie es dann wirklich sind, finde ich. Ich werde da auch öfters verabredungsfaul und kann mich zu überhaupt nichts mehr motivieren. So gibts dann immer weniger Aktivitäten, die man überhaupt noch tun kann, weil sich da auch wieder Angst aufbaut, und vielleicht sollte man versuchen, das Spektrum wieder etwas auszubauen.


Machst du Therapie (tut mir leid, falls ich das überlesen haben sollte)? Ich denke, das wäre sinnvoll.

Procrastinator hat geschrieben:ich würde anderen menschen meine gesellschaft aber auch gar nicht aufdrängen wollen, dafür bin ich mir selbst viel zu peinlich: ich fühle mich komplett unattrakiv, schäme mich für meine abgefuckte lebensführung und habe einfach nichts beizutragen, was freundschaften irgendwie angenehm gestalten könnte.
Das könnte ich so unterschreiben. Ich nenn das für mich immer nicht zumutbar sein für andere, in jeglicher Hinsicht. Man will sich anderen gar nicht antun. Und dann kommt der Hass, warum es andere besser haben. Aber das ist ja eigentlich total destruktiv, weil es nicht so ist. Das Empfinden ist absolut subjektiv und entspricht auch nicht der Realität. Man kommt da nur alleine nicht mehr wirklich raus. Ist das bei dir immer oder eher Phasenweise? Ich habe so kleine Lichtblicke, da finde ich mich annähernd ok. Nicht gut, aber würdig zu leben. Mein Thera meint immer, ich soll mich daran halten, wenns ganz schlecht geht. Weil das andere ist nur ein Grundmuster, in das man immer wieder fällt. Wenn man daran denkt, geht es etwas besser, finde ich.
Procrastinator hat geschrieben:wenn man keine möglichkeit mehr zum austausch hat, fängt das leben an einem unheimlich bedrohlich zu wirken.
Ich habe jemanden in einem bestimmten Forum kennengelernt, mit ähnlichen Problemen, mit dem ich mich regelmässig austausche. Vielleicht hilft dir sowas auch? Das macht alles etwas weniger bedrohlich, weil einem jemand versteht. Und auch sonst ist es halt ganz nett


Viele Grüsse Bluebird

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Thread-EröffnerIn
Procrastinator
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Beitrag Mo., 01.08.2011, 18:48

Hi bluebird, vielen Dank fürs Lesen und deine Antwort!
bluebird hat geschrieben:Hallo Procrastinator,

versteh dich da eigentlich sehr gut.

Du hast mal in einem älteren Beitrag geschrieben, dass du Freunde von früher hast? Kannst du dich mit denen mal treffen, oder ist das zu anstrengend? (Die Frage ist nicht böse gemeint, mir selbst geht das öfters so bei Sozialkontakten.)
Das "Problem" ist halt, dass wir mittlerweile sehr verstreut sind. Daher bieten sich die Möglichkeit für Treffen nur noch alle paar Monate mal an. Da bin ich dann auch (meistens) gerne mit dabei und fühle mich auch recht wohl, einfach da ich sie schon so lange kenne. Daher komme ich auch gar nicht in die Situation, dass mir dass zu anstrengend sein könnte, weil es einfach so selten geworden ist.


bluebird hat geschrieben: Machst du Therapie (tut mir leid, falls ich das überlesen haben sollte)? Ich denke, das wäre sinnvoll.
Nein, habe da noch nie irgendwas in der Richtung unternommen, wobei ich auf der anderen Seite glaube,dass der Tag an dem mein Zustand mit irgend einer Diagnose betitelt würde wahrscheinlich der glücklichste in meinem Leben wäre. Auf der anderen Seite habe ich aber ebenso Angst davor, dass dies nicht der Fall sein könnte und ich mich womöglich doch einfach nur "zusammenreißen" muss und ich mich womöglich widerstandslos in eine Rolle einfüge statt aktiv dagegen vorzugehen. Aber wie gesagt...diese Anriebslosigkeit
Aber ich wüsste auch gar nicht wie ich sowas mit Therapie angehen könnte und die Hemmung ist natürlich auch doch irgendwie riesig groß..

bluebird hat geschrieben: Das könnte ich so unterschreiben. Ich nenn das für mich immer nicht zumutbar sein für andere, in jeglicher Hinsicht. Man will sich anderen gar nicht antun. Und dann kommt der Hass, warum es andere besser haben. Aber das ist ja eigentlich total destruktiv, weil es nicht so ist. Das Empfinden ist absolut subjektiv und entspricht auch nicht der Realität.
Und selbst wenn ich dies während dem Beisammensein mit anderen mal "vergessen" sollte (was meistens egtl nicht der fall ist), im Nachhinein fühle ich mich doch immer irgendwie schlecht, weil ich immer nur mein eigenes Versagen vor Augen habe. Während die anderen Spass haben, extrovertiert rumalbern und dies und das, bin ich halt eher so zurückhaltend und nicht die Spaßkanone die ich gerne sein würde. Und subjektiv finde ich das keinesfalls...ich weiß ja dass ich im gegensatz zu den anderen Defizite habe was das soziale Verhalten angeht, viel zu ruhig bin und sich im Endeffekt auch freundschaftmäßig nie etwas festes ergibt. Das ist halt leider schon recht objektiv und entspricht vollkommen der Realität..



bluebird hat geschrieben: Ich habe jemanden in einem bestimmten Forum kennengelernt, mit ähnlichen Problemen, mit dem ich mich regelmässig austausche. Vielleicht hilft dir sowas auch? Das macht alles etwas weniger bedrohlich, weil einem jemand versteht. Und auch sonst ist es halt ganz nett
Erhlich gesagt hänge ich nur noch von morgens bis abends im Internet und mache sinnlose Dinge. Natürlich hilft das temporär gegen das Gefühl der Einsamkeit, aber am Ende des Tages ist es natürlich nur eine Illusion und mein Selbsthass steigert sich dadurch noch viel mehr, dass ich meine Zeit nicht mit sinnvolleren Dingen des "echten Lebens" verbringe..

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Cyrusol
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Beitrag Mo., 01.08.2011, 19:43

@Procras

Hat dein Name etwas zusagen? "Aufschieber", "Verschieber"?
Hast du irgendetwas zu sagen? Etwas, das du immer wieder verdrängst?

Mir geht es ähnlich wie dir, bin Student und einsam. Wobei ich doch im Gegensatz zu dir wirklich gute Freunde hab, bei denen ich mir sicher sein kann, immer "Platz" zu haben.

Ich sag nur mal so, würde ich das, was du erzählst, von dir wissen, würde ich dich nicht auslachen, sondern mit dir anfreunden.
Und ich wette, es gibt doch einige an deiner Uni, die das ähnlich sehen!

Und scheiß, drauf, wenn doch jemand drüber lacht, der erzählt es weiter, dann wirst du bekannter - und irgendjemand wird dabei schon "mitfühlen" und nicht kalt "mitlachen".

Ach und, wegen den sinnlosen Dingen im Internet... auch das kann sinnvoll sein

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Füchsin
Forums-Insider
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Beiträge: 168

Beitrag Di., 02.08.2011, 10:10

Hey Procrastinator,

ich kann Dich sehr gut verstehen. Ich kenne beide Seiten, die gesellige und die einsame. Und ganz besonders an der Uni kam das bei mir zum Tragen. Ich habe zwischendurch noch einmal einen Studienortwechsel gemacht, und ab da wurde es besser.

Als ich anfing zu studieren war es ehrlich gesagt schrecklich. Ich traute mich kaum aus dem Haus, an die riesige Uni, ich dachte, jeder starrt mich an und gemeinsam mit mir wird sowieso niemand etwas machen wollen. Ich bin zu meiner Studienzeit in dieser Stadt nie in die Bibliothek gegangen, weil ich mich über die Eingangshalle nicht hinaustraute und schon gar nicht, nachzufragen, wie man einen Leseausweis bekommt. Immer dachte ich, ich bin einfach nur peinlich, müsste alles von allein wissen, dürfte nicht fragen und mich auch niemandem anschließen. Ich war auch frustriert, weil von selbst niemand auf mich zukam. Ich war elend einsam. Letztlich stand ich morgens nicht mehr auf, sondern blieb bis zwei Uhr mittags im Bett liegen. Dafür war ich dann abends rastlos. Ich bin nicht ausgegangen, sondern habe die Zeit vor meinem Fernseher oder Computer verbracht. Freunde zum Telefonieren hatte ich nicht, keine gemeinsamen Aktivitäten mit irgendwem, nur sporadischen Kontakt zu einer einzelnen Kommilitonin. Es war die wohl einsamste, grässlichste Zeit meines Lebens, und ich habe die Stadt später nach meinem Wegzug lange gemieden, weil sie so viele schlechte Erinnerungen barg.

Nach dem Wechsel in eine andere Stadt wurde vieles besser, aber ich hätte diesen Wechsel nie in Angriff genommen, wenn ich nicht vorher bei einem Hörfunk-Kurs, zu dem mich ein alter Schulfreund überredet hat, einige Leute kennengelernt hätte. Ich habe dann ein Praktikum gemacht und bin ab da offener geworden, weil die Leute mich einfach genommen haben, wie ich war. Ich konnte mehr aus mir rauskommen (und musste es auch, um Interviews führen zu können und Wissenslücken in Sachen Technik durch Fragen zu schließen). Die Stadt, in die ich gezogen bin, war erheblich kleiner, die Uni war kleiner, wir hatten in unserem Fach zu etwa zehn Leuten einen Prof als Mentor, und so habe ich ein paar wirklich sehr nette Menschen kennengelernt, mit denen ich auch mehr Zeit verbringen wollte. In meinem Fach war das Konkurrenz-Hick-Hack zum Glück überhaupt nicht ausgeprägt, so dass man sich gut verstand und auch Zeit zum Philosophieren hatte. Wir aßen zusammen zu mittag, lagen in den Pausen zusammen auf der Wiese und ich war nicht mehr einsam. Zwei dieser Uni-Freundschaften halten bis heute, aber selbst da bekomme ich nicht täglich SMS, sondern wir telefonieren einfach, wenn uns danach ist. Diese zwei gehören auch zu den Menschen, die es einem nicht verübeln, wenn man mal für länger abtaucht, und sie sind keine oberflächlichen Spaß-Menschen - das wäre gar nicht meins. Also kann ich Dich gut verstehen, was das betrifft.

Das Problem ist, dass einen keiner abholt, wenn man einsam ist. Die Menschen wissen ja gar nicht, dass man existiert, und von selbst kommt man nicht aus seinem Loch, wenn man nicht glaubt (oder glauben kann), auch tatsächlich willkommen und angenommen zu sein. Dazu wird man schnell auch mal misanthropisch, ich kenne das nur zu gut von mir selbst. Und solche Umstände sind Beziehungskiller.

Ich glaube, es könnte Dir helfen, das Problem in einer Therapie anzugehen. Denn es gibt schon einen Namen für das alles: Soziale Phobie. Dazu kamen bei mir noch Depressionen, wovon ich aber damals nichts wusste. Und das würde ich bei Dir auch nicht ausschließen, denn gerade die Antriebslosigkeit und das sehr negative Selbstbild sprechen doch sehr dafür. Ich wäre damals sehr froh gewesen, wenn mir jemand hätte sagen können, was da eigentlich nicht stimmt mit mir. Ich dachte halt damals, ich sei einfach nur schlecht und dass sich deshalb niemand mit mir abgibt. Heute weiß ich, wieviel da eigentlich im Argen hing und dass ich aus eigener Kraft aus dieser Situation damals kaum hätte rauskommen können. Dass mir das mit dem Praktikum gelungen war, war ein echter Glücksfall, aber es hat mich auch nicht vor einem späteren Rückfall in eine heftige depressive Phase geschützt, in der ich dann wieder sehr einsam war, obwohl ich Leute kannte und auch gern hatte. Einsamkeit und Einsamkeit können also auch zwei Paar Schuhe sein.

Nur Mut, allein bist Du mit dieser Einsamkeit nicht, und sie ist auch kein unverrückbarer Zustand.

Die Füchsin

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help_anyone
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Beitrag Mo., 15.08.2011, 20:49

Procrastinator hat geschrieben:Hey, da hier ja alle so vereinsamt sind, dachte ich es wäre mal eine lustige Idee herauszufinden, wer wirklich am einsamsten ist......Also haut rein Leute, ich bin gespannt!
Hi Procrastinator, also ich nehm das ganze mit meinem halb-morbiden Humor. Hat mich als Betroffene zum Schmunzeln gebracht. Ich finde da gibts keinen Grund für die teilweise harsche Kritik... Und wenn hier jemand schreibt vom "Contest mit Dingen, auf die man nicht stolz sein sollte" da wachsen mir fast Wutbeulen ausm Hals, als würde sich's jemand aussuchen. Niemand ist ein Diogenes...

Schließe ich Beruf und Mama aus - die beide eher belastend sind - dann ist bei mir die:
letzte SMS am 14.05. gekommen von einer Bekannten die ich sicher nie wieder treffen werde und der letzte Anruf ist noch etwas länger her.

ABER: Ich hab Gott sei Dank mit meinem Sport angefangen. Dort konnte ich Kontakte knüpfen, die mich froh und glücklich stimmen und vielleicht noch irgendwann in Freundschaften enden, aber das ist nicht wichtig, denn: Jetzt werd ich wenigstens nicht noch mehr zum Seelenkrüppel, sondern hab wieder ein Milleu für pos. Entwicklungsmöglichkeiten. Man gibt sich mit kleinen Dingen zufrieden...

Nur niemals aufgeben und resignieren. Ohne meinen Sport hätte ich jetzt nur mehr - äh, ja . Und es gibt noch ganz viele von uns da draußen, aber die wenigsten geben es vor sich selbst zu, und noch wenigere sagen es auch laut.
Vereinsamung ist eines DER Tabuthemen.
lG und bB, help

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Orki
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Beiträge: 7

Beitrag Di., 16.08.2011, 12:06

Also ich hab in den 3,5 Jahren, die ich jetzt hier lebe, noch nicht einmal Besuch bekommen. Anrufe und Mails bekomme ich - aber nur von meinem Ex, der sich mit der Trennung nicht abfinden kann. Ich habe hier keine Freunde, weil ich außer zur Arbeit nicht rausgehe und meine Familie ist zerstritten, so dass ich da acuh keinen Kontakt habe seit jahren.

Manchmal genieße ich es ja, wenn ich zu Hause mein eigener Herr bin und tun und lassen kann, was ich will. Aber immer öfter schlägt die Einsamkeit zu. Der Gedanke, dass niemand - wirklich niemand - da ist für einen, ist ganz ganz schrecklich und zeiht mich immer weiter runter.

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per aspera...
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Beitrag Do., 08.09.2011, 08:45

Procrastinator, ich kann gut verstehen, dass du gerne wissen würdest, dass du nicht der Einsamste aller Einsamen bist - das geht mir auch schon mal so, denn ich bin sehr einsam und ich bin auch allein. Aber jede(r) Einsame hier kann noch einen Eremiten, Gefängnisinsassen, ein verlassenes Kind, oder einen Kranken alten Menschen finden, der einsamer ist als er/ sie selbst.

Aber darum geht es gar nicht. Ich denke, es geht um unsere Motivation, da rauszukommen - und warum sie oft so schwach ist....
Man macht schlechte Erfahrungen, neue Bekanntschaften verlaufen z.B. im Sande, man wird traurig + trotzig - und kommt irgendwann auf den blöden Gedanken, sich zu vergleichen... so denke ich z.B., gut, ich mit 53, bin nach Schicksalsschlägen, Krankheiten etc. verständlicherweise allein + einsam - aber ein Mensch mit 23? Ein doofer Gedanke, aber man hat ihn.

Das Schlimme ist, dass man, wenn man schon einsam ist, diese Einsamkeit nur selbst bekämpfen kann - denn nach einer einsamen Zeit strahlt man das selbst aus, und das wirkt auf lebenslustige Menschen wie das Weihwasser auf den Teufel... Das heißt, ich muss an mir selbst arbeiten, an meiner Ausstrahlung, so dass andere wieder auf mich zugehen WOLLEN.

Aber wie bringe ich dazu die Kraft auf, wenn mich die Einsamkeit so drückt? Das wäre MEINE Frage

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