Misshandlung durch Eltern? - meine Probleme...

Körperliche und seelische Gewalt ebenso wie die verschiedenen Formen von Gewalt (wie etwa der Gewalt gegen sich selbst (SvV) oder Missbrauchserfahrungen) sind in diesem Forumsbereich das Thema.
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Nico
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Beitrag Mo., 27.06.2011, 10:08

Mich macht halt stutzig, dass du erst durch
das Scheitern deiner Beziehung auf die
Idee kommst, dass deine Erziehung Spuren
hinterlassen haben könnte.
Kann sein, dass du das bisher verdrängt
hast, kann aber ebenso sein, dass du jetzt
deinen persönlichen Anteil am Scheitern
deiner Beziehung verdrängen willst.
Nicht das schwarze Schaf ist anders, sondern die weißen Schafe sind alle gleich ;)

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Klaralein
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Beitrag Mo., 27.06.2011, 10:26

Mit so vielen Antworten hätte ich gar nicht gerechnet, danke schön!

Ich antworte jetzt mal zusammenfassend.

Ich habe auf jeden Fall Probleme mit körperlicher Nähe. Umarmungen werden nur ganz selten von mir initiert. Unvorstellbar für mich, meine Mutter zu umarmen. Kuscheln, Zärtlichkeiten sind mir eher zuwider, ich kann es irgendwie nicht zulassen, fühle mich dabei unwohl und eingeengt. Mir fällt auch auf, dass ich einen größeren Abstand zu anderen Menschen brauche, als andere.

Probleme habe ich vor allem mit meiner Mutter. Das Verhältnis zu meinem Stiefvater würde ich als recht gut bezeichnen, ich hab ihn lieb. Bei meiner Mutter könnte ich das gar nicht so sagen. Aber auch mein Stiefvater war verletzend zu mir. Mit über 40 Grad Fieber lag ich mal im Bett (da war ich etwa 17) und er beschimpfte mich, warum ich das Haus nicht geputzt habe und dass ich stinkendfaul sei. Das sind aber Dinge, die ich zwar weiß, aber nicht so belastend empfinde. Wenn ich anderen davon erzähle, wundern sie sich immer, dass ich das so sehe. Vielleicht ist das auch der Grund, warum ich mich bisher damit nicht auseinander gesetzt habe, weil ich es nicht als Belastung gesehen habe und vor allem die guten Seiten meiner Kindheit, meiner Eltern hervorgehoben habe.

Meine Einstellung zu mir selber, die ständige Furcht, andere zu enttäuschen das belastet mich. Die vielen traurigen Gedanken... Ich gehe mit einigen Bekannten aus, ich empfinde die Stimmung bei den anderen plötzlich als gelangweilt, oder komisch und frage mich, ob es an mir liegt. Ich laufe die Straße entlang und habe das Gefühl, alle starren mich an, machen sich vielleicht lustig über mich. Ich beziehe alles negative auf mich. Ist jemand schlecht gelaunt, frage ich mich, ob ich das ausgelöst habe. So etwas belastet mich. Mein Mann sagte immer, wieso denkst du das denn immer? Und ich weiß keine Antwort, es ist in mir drin. Und eine Therapie könnte mir helfen, das zu überwinden?

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Klaralein
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Beitrag Mo., 27.06.2011, 10:36

@ Nico: Ich verdränge meinen Anteil an der Trennung nicht. Im Gegenteil, ich verachte mich selber dafür, dass ich meinem Mann nicht die Nähe geben konnte, die er brauchte. Er war immer für mich da, war der einzige, der zu mir gestanden war und ich habe ihn mit meiner Kälte davon getrieben, obwohl ich ihn aus ganzem Herzen liebe. Ich konnte ihm das nur nie zeigen.

Wieso ich mich erst jetzt damit auseinander setze? Weil mir mein Mann bei der Trennung gesagt hat, was ihm fehlte, er mir seinen Leidensdruck im Umgang mit mir aufzeigte. Ich habe mein körperliche Distanz als normal angesehen und dachte immer, dass nur er übertrieben kuschelbedürftig ist. Mir ist dann aber aufgefallen, dass es in den vorangegangen Beziehungen immer so war, dass ich dieses Kuscheln nicht mochte, die Männer dagegen schon. Die trennung war ein riesiger Schock und auf einmal überdenkt man alles und erkennt so vieles. Und ein Freund, dem ich das schilderte, fragte mich, wie meine Kindheit war. erst ab diesem Zeitpunkt sind mir Zusammenhänge aufgefallen, war mir aber nicht sicher, ob das sein kann. Weil ich ja meine Kindheit als größtenteils schön empfunden habe

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MyEndlessLove
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Beitrag Mo., 27.06.2011, 10:44

Meine Einstellung zu mir selber, die ständige Furcht, andere zu enttäuschen das belastet mich. Die vielen traurigen Gedanken... Ich gehe mit einigen Bekannten aus, ich empfinde die Stimmung bei den anderen plötzlich als gelangweilt, oder komisch und frage mich, ob es an mir liegt.
Das erinnert mich an ein Telefonat das ich vor kurzem hatte. Mir war es sehr wichtig mit dieser Person zu reden, aber die andere Person, war naja recht... nicht einsilbig. Es war noch ein halbwegs normales Gespräch. Aber obwohl es mir so wichtig war, war mein Kopf total leer, als ich gemerkt habe, dass er andersweitig beschäftigt war. Hmm :/ Da seh ich ein paar Parallelen. Deinen Thread finde ich sehr interessant (und natürlich traurig).

Ich kenne das mit dem Verharmlosen, ich glaube du bist auch sehr harmoniebedürftig. Jedenfalls kann ich mir das Vorstellen, dann geht man auch Klonflikten lieber aus dem Weg. Solche Dinge sind nicht immer im Alltag präsent, viel mehr tauchen sie in besonderen emotionalen Momenten und Krisensituationen auf.

Und eine Trennung ist (meistens) immer schmerzhaft. Du wirkst auf mich auf den ersten Blick sehr gefasst. Wenn du mit jemanden in echt darüber sprichst, wie fühlst du dich dabei? Hast du manchmal das Empfinden nichts zu fühlen? Weder Traurigkeit noch Wut?

Wahrscheinlich kein besonders sinnvoller Post von mir. (sorry der ist jetzt nicht so aktuell).

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Klaralein
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Beitrag Mo., 27.06.2011, 10:54

Love,

Dein Post ist nicht sinnlos

Ich wirke recht gefasst, da ich es gelernt habe, anderen Menschen meine Gefühle nicht zu zeigen. Wenn ich alleine bin, dann kann ich im Moment nur weinen über die verlorene Liebe und meiner Schuld daran. Aber anderen gegenüber wirkt es so, als ob es mich nicht berührt, da ich sehr rational und kühl über meine Situation spreche. Ich möchte niemanden zeigen, wie es innerlich in mir aussieht. Keiner ahnt es. Würdest Du mich kennenlernen, würdest Du mich als sehr fröhlichen Menschen sehen, immer ein Witz auf der Zunge und ein Lächeln auf den Lippen.

Ja und ich habe manchmal auch das Gefühl, nichts zu fühlen, dann schiebe ich alles ganz weit weg von mir, es geht mich dann nichts an.

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Rezna
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Beitrag Mo., 27.06.2011, 10:54

Nico, seine Kindheit zu beschönigen oder ganze Teile zu verdrängen ist gar nicht so ungewöhnlich. Auch ich habe das getan. Ich habe Tagebucheinträge gefunden, in denen ich ALLE Schuld an mir fest machte. ICH bin schuld, dass meine Mutter totkrnak geworden ist. ICH bin schuld, dass meine Eltern mich und meine Geschwister schlagen mussten. ICH bin schuld, dass meine Eltern heiraten mussten weil ich im Bauch meiner Mutter war - und bin daher schuld, dass sie so ein schrecklich unglückliches Leben hatte - daher war es völlig gerechtfertigt, dass sie mich so behandelt haben. Irgendwann habe ich die Schläge und Demütigungen völlig verdrängt und einen ganz allgemeinen Schuldkomplex entwickelt. Das heisst: Ich traf unterwegs einen Bekannten, es gab 3 Minuten Smallkalk und dannach hätte ich mich am liebsten von einem Hochhaus gestürzt, weil ich mich so schuldig fühlte - für jedes Wort. Auch wenn ich absolut nichts blöde gesagt habe. Ich fühlte mich schuldig, dass ich existiere, andere damit dazu zwinge, mich sehen zu müssen, ihnen zumute, mit mir reden zu müssen. Wenn ich las, dass jemand seine Eltern verantwortlich machte für die aktuellen Probleme, schmetterte ich das ab, sagte, derjenige übernehme nicht die Verantwortung für sein Leben. Weiters verherrlichte ich streckenweise meine Kindheit, blendete all die Angst die ich jahrelang fühlte, meine Suizidgedanken die mich spätestens seit dem zwölften Lebensjahr begleiteten, meine Depressionen die schon in der Kindheit begannen völlig aus. Auch, weil es VIEL SCHÖNER ist, eine glückliche Kindheit gehabt zu haben, ein perfektes Leben, nicht zerbrochen zu sein. Ich denke, niemand hier WÜNSCHT sich eine schlechte Kindheit - sondern eher - bedauert sie zutiefst.
Irgendwann ging es nicht mehr. Man merkt, man kann einfach nicht so leben wie man möchte. Man ist gehemmt, schaltet in manchen Situationen völlig ab, wird von Ängsten verfolgt - und in meinem Fall von Schuldgefühlen die ausser Rand und Band waren. Auf einmal funktioniert die Verdrängung nicht. Auf einmal reichen Gerüche, Stimmen, Lichtsituationen aber auch Konkrete Vorfälle, und man findet sich übermäßig verletzt wieder. Ursache und Wirkung passen in ihrer Intensität nicht mehr zusammen und spätestens da wird klar, da spielt etwas herein, etwas, das mit der aktuellen Lage nichts zu tun hat.
Und es tut höllisch weh, wenn die Fassage einbricht. Wenn einem auf einmal klar wird, dass die Kindheít nicht toll war. Wenn einem bewusst wird, das war nicht fair, nicht gut, nicht nett.
Interessanterweise glauben ja viele, sie hätten es entweder verdient, oder aber, SO schlimm wäre es gar nicht. Ich habe aber Neffen und Nichten, und als sie dann so in die entsprechenden Altersgruppen kamen, konnte ich nicht begreifen, wie man das einem Kind in diesem Alter antun kann. Und dass ein Kind nicht diese Schuld tragen kann die ich mir aufgehalst hatte. ICH für MICH konnte MEIN Leid nie wirklich so wahrnehmen - will man auch nicht, weil es die eigene Verletzlichkeit eröffnet. Man war Opfer. Und jemand der ums Überleben kämpft will KEIN Opfer sein, keinesfalls - darf nicht verletzlich sein.
Erst wenn ich meine Nichten und Neffen ansehe, erkenne und fühle ich, wie schlimm und unfair es war, wie ich behandelt wurde. Ich würdet gefährlich toben, wer meine Neffen/Nichten so behandelt wie meine Eltern mich selber.
Das alles heisst natürlich nicht, dass ich deswegen keine Verantwortung für mich aktuell übernehme. Im Gegenteil. Die Vergangenheit annehmen um trotz ihr, durch sie und mit ihr Entscheidungen zu treffen, wie ich damit umgehen, weitermachen kann. Therapeutische Hilfe annehmen, aufarbeiten und vor allem trennen zu lernen zwischen damals und heute. Auseinanderdividieren lernen, welche Reaktion angemessen ist, und welche sich aus dem Trauma ergibt. Lernen, gewisse Dinge zuzulassen, gewisse Symptome aufzuheben und auch erkennen, dass das eigene Trauma zu Fehleinschätzungen führen kann. Das ist ganz viel Verantwortung. ABER: Auch die Eltern tragen Verantwortung, wenn sie Kinder groß ziehen. Und JEDER muss die Konsequenzen seiner Taten tragen, AUCH Eltern. Alles andere legitimiert Misshandlung.
Ich habe oft ein Ritual begangen, meine Vergangenheit in einen Rucksack zu packen und abzustellen. Habe das auch sehr intensiv visualisiert und war jahrelang der Meinung, das hat funktioniert. Hat es nicht. Jedes Versteckspiel zielt darauf ab, gefunden zu werden. Seine Vergangenheit zu verstecken geht nur temporär.
»Nimm niemals Böswilligkeit an, wenn Dummheit hinreichend ist.« [Hanlon's Razor]
»Wir sind lieber die Bösen als die Dummen.« [Richard David Precht]

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Nico
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Beitrag Mo., 27.06.2011, 10:56

Wer weiss, vielleicht bist du ganz einfach ein
Mensch der sehr wenig Körperkontakt braucht
und das alles hat mit deiner Kindheit
Überhaupt nix zu tun.
Was dann ??

Warum soll eine Kindheit die du als überwiegend
schön empfindest einen durchwegs negativen
Einfluss auf dein Leben haben?
Nicht das schwarze Schaf ist anders, sondern die weißen Schafe sind alle gleich ;)

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MyEndlessLove
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Beitrag Mo., 27.06.2011, 11:04

Klaralein hat geschrieben:Love,

Dein Post ist nicht sinnlos

Ich wirke recht gefasst, da ich es gelernt habe, anderen Menschen meine Gefühle nicht zu zeigen. Wenn ich alleine bin, dann kann ich im Moment nur weinen über die verlorene Liebe und meiner Schuld daran. Aber anderen gegenüber wirkt es so, als ob es mich nicht berührt, da ich sehr rational und kühl über meine Situation spreche. Ich möchte niemanden zeigen, wie es innerlich in mir aussieht. Keiner ahnt es. Würdest Du mich kennenlernen, würdest Du mich als sehr fröhlichen Menschen sehen, immer ein Witz auf der Zunge und ein Lächeln auf den Lippen.

Ja und ich habe manchmal auch das Gefühl, nichts zu fühlen, dann schiebe ich alles ganz weit weg von mir, es geht mich dann nichts an.
langsam wird es unheimlich
Ich glaube das man lernt Gefühle nicht zu zeigen, ist seine traurige Nebenwirkung des "Erwachsenwerdens" :( Deswegen braucht man Freunde. Aber irgendwann lernt man wenn man Pech hat sich auch diesen nicht mehr anzuvertrauen, weil man Angst hat sie mit ihren Problemen zu nerven. Irgendwann hat man die Meinung man muss alleine mit seinen Problemen fertig werden. Ich glaube ein Therapeut kann einem helfen aus dieser Sache wieder heraus zu kommen. War jetzt nicht alles auf dich bezogen. Ist nur so eine Beobachtung.

Ich kenne das Zitat nicht zu 100%, aber heißt es nicht die größten Clowns sind auch die traurigsten Menschen? Manchmal macht es auch noch trauriger, dass keiner es sieht. Schwäche wird von vielen Menschen ausgenutzt, aber nicht von allen. Ich kann übrigens Tagebücher empfehlen, die kritisieren nicht, lästern nicht und sagen einem nicht man sei selber Schuld .

Ich kann mich nicht mehr erinnern, hattest du geschrieben, wie lange die Trennung zurück liegt?

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MyEndlessLove
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Beitrag Mo., 27.06.2011, 11:10

@Nico
Ich habe das Gefühl du hast den Beitrag nicht gelesen. An den Haaren die Kellertreppe hinutergezerrt und geschlagen zu werden hat nichts mit glücklicher Kindheit zu tun.

Außerdem WAS legt fest wieviel Körperkontakt ein Mensch braucht und vor allem wieviel und von wem man es zulässt?

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Klaralein
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Beitrag Mo., 27.06.2011, 11:13

Arta, Dein Beitrag hat mich sehr, sehr bewegt und berührt. Er spricht vieles aus, was gerade in mir vorgeht.

Nico, es kann natürlich sein, dass ich einfach ein Mensch mit dem Wunsch nach wenig Nähe bin. Das möchte ich nicht verleugnen. Aber auf mich bricht gerade soviel ein, was mir vorher nicht bewusst gewesen ist. Was ich einfach als gegeben betrachtet habe, mich damit nie auseinander gesetzt habe. Erinnerungen an die Kindheit kommen hoch. Weißt Du, bei der letzten Prügelattacke meiner Mutter hatte ich Angst, dass sie mich umbringt. Danach wollte ich mich selber umbringen, weil ich meine Mutter in diese Situation gebracht habe. Sie sagte zu mir, mein Betrunken sein würde sie an meinen leiblichen Vater erinnern, wie konnte ich ihr das antun? Ich habe sie verstanden und die Maßnahme schließlich als richtig empfunden. Ich habe das verdrängt und jetzt ist es vor mir...immer und immer wieder
Ich habe eben gerade das Gefühl, dass mein Unterbewusstsein körperliche Nähe mit Angst und Schmerz verbindet und nicht, wie sein sollte, mit Liebe und Wohlbefinden. Vielleicht ist das eine Einbildung, aber ich versuche eben gerade, mich selber zu entschlüsseln.
Zuletzt geändert von Klaralein am Mo., 27.06.2011, 11:23, insgesamt 1-mal geändert.

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Nico
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Beitrag Mo., 27.06.2011, 11:21

Klaralein ich will dir hier nichts unterstellen und auch
nichts ein- bzw aus reden. Ich möchte hier
nur einen Blickwinkel beisteuern der voellig
ausser Acht gelassen wird.
Was auf dich wirklich zutrifft, kannst ohnehin
nur du selbst wissen.
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stern
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Beitrag Mo., 27.06.2011, 11:47

Nico hat geschrieben:Klaralein ich will dir hier nichts unterstellen und auch
nichts ein- bzw aus reden.
Ich verstehe es auch so... nur:
Ich möchte hier
nur einen Blickwinkel beisteuern der voellig
ausser Acht gelassen wird.
vielleicht weil er nicht wirklich nahe liegend erscheint... und vielleicht nicht wirklich viel mit Klaralein bzw. deren Situation zu tun hat? Also was sie beschreibt wirkt auf mich äußerst nachvollziehbar und auch SEHR schlüssig/konsistent.

@ Klara:
Aber anderen gegenüber wirkt es so, als ob es mich nicht berührt, da ich sehr rational und kühl über meine Situation spreche. Ich möchte niemanden zeigen, wie es innerlich in mir aussieht. Keiner ahnt es. Würdest Du mich kennenlernen, würdest Du mich als sehr fröhlichen Menschen sehen, immer ein Witz auf der Zunge und ein Lächeln auf den Lippen.
Och, die nach außen fröhliche und heitere Seite habe ich auf drauf... iss nichtmal untyp., würde ich vermuten, dass sich solche Anteile dann auch ausbilden können. Und frag' mich, was wie nüchtern und (anscheinend!) unberühbar ich früher über manches sprechen konnte (selbst in der Therapie lange Zeit). Liegt eigentlich fast auf der Hand: Wie gut hättest du damit umgehen können, wenn du Gefühle in voller Breitseite spüren hättest müssen? Insofern gibt es durchaus Möglichkeiten, dass die Psyche sich davor schützt. Nicht spüren heißt aber nicht unbedingt nicht-existent sein... sondern "nicht-verarbeitetes" (blödes Wort, aber mir fällt gerade kein besseres ein) kann durchaus weiter sein Unwesen treiben, das sich auf die verschiedensten Arten seinen Weg bahnen kann. Und ja, sowas kann man mit Therapie bessern... nicht unbedingt von heute auf morgen, aber es ist möglich .
Zuletzt geändert von stern am Mo., 27.06.2011, 12:11, insgesamt 3-mal geändert.
Liebe Grüße
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stern
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Beitrag Mo., 27.06.2011, 11:55

Noch ein Nachtrag:
Erinnerungen an die Kindheit kommen hoch. Weißt Du, bei der letzten Prügelattacke meiner Mutter hatte ich Angst, dass sie mich umbringt. Danach wollte ich mich selber umbringen, weil ich meine Mutter in diese Situation gebracht habe. Sie sagte zu mir, mein Betrunken sein würde sie an meinen leiblichen Vater erinnern, wie konnte ich ihr das antun? Ich habe sie verstanden und die Maßnahme schließlich als richtig empfunden. Ich habe das verdrängt und jetzt ist es vor mir...immer und immer wieder
Sofern das überhaupt geht: Ich würde versuchen, solche Erinnerungen wegzupacken... und es (erst) in einer Therapie hochzuholen (sofern es überhaupt geht). Nicht dass dich zuviel aufeinmal einholt, so dass du erstmal reichlich destabilisierst "aus den Latschen kipppst" (iss weiß Gott nicht aus der Luft gegriffen, sondern kann es geben... daher dieser Hinweis... ohne Therapie ist dann natürlich umso schwerer damit umzugehen. Bzw. anders gesagt: In einer Therapie sollten die "Dosen" vielmehr möglichst auf erträglichem Level gehalten werden, dass es nicht so überfordert, dass man "aus den Latschen kippt").

Zum Erlebnis an sich: Echt schlimm... dass deine Mutter ihre eigenen ("unaufgearbeiteten") Baustellen (für die du keine Verantwortung geschweige denn Schuld hast!) an dir abreagierte/ausagierte , ist dir hoffentlich zumindest kopfmäßig klar.
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münchnerkindl
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Beitrag Mo., 27.06.2011, 12:45

Klaralein hat geschrieben:Weil ich ja meine Kindheit als größtenteils schön empfunden habe
Ich glaube du klammerst dich da an einen "es darf nicht sein was nicht sein kann" Effekt. An den Haaren in den Keller gezerrt werden, mit 40 Grad Fieber im Bett liegend beschimpft zu werden daß man zu faul ist zu putzen - das IST keine schöne Kindheit, selbst wenn es Tage gegeben haben mag an denen das ganze auch mal nicht eskaliert ist und du von gröberen verbalen oder körperlichen Mishandlungen verschont worden bist. Aber selbst an diesen Tagen bin ich mir relativ sicher daß du in der Angst gelebt hast wann wieder irgendwas passiert und du "fällig" bist.

Es ist übrigens lustig. Ich hab das was bei uns zuhause vorgefallen ist nie verdrängt (es war in der Hauptsache Psychoterror und emotionale Vernachlässigung, keine körperliche Gewalt). Aber als ich später, als Erwachsene mal meine Mutter auf die Ereignisse damals angesprochen habe, einfach um mal eine Aussage von ihr über das ganze zu bekommen, war ihre Antwort, ach geh, da war doch garnichts schlimmes, das war doch alles völlig harmlos.

Komisch nur daß mein Vater (der zu dem Zeitpunkt auch schon länger von ihr getrennt war) sehr wohl wusste was damals so alles vorgefallen ist. Und ich weiss auch sehr genau daß meine Mutter in dieser Zeit alles andere als glücklich gewesen ist, mit Heulen und Schreien und allem was so dazugehört. Aber daran kann sie sich scheints nicht mehr erinnern. Oder will es nicht.

Ich denke daß meine Mutter sich da sowas wie eine Selbst-Gehirnwäsche verpasst hat um sich da mit nichts auseinandersetzen zu müssen. Und das denke ich auch bei dir.

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Klaralein
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Beitrag Mo., 27.06.2011, 12:50

stern hat geschrieben: Zum Erlebnis an sich: Echt schlimm... dass deine Mutter ihre eigenen ("unaufgearbeiteten") Baustellen (für die du keine Verantwortung geschweige denn Schuld hast!) an dir abreagierte/ausagierte , ist dir hoffentlich zumindest kopfmäßig klar.
Es sollte mir klar sein und irgendwo ist es das auch. Aber dennoch verteidige ich innerlich meine Mutter für ihr Verhalten. Das hat sich eingeprägt.

Es ist eh eigenartig, weil ich so eine innerliche Distanz zu dem Erlebten habe. Ich weiß was passierte, immer mehr kommt zum Vorschein - aber es berührt mich nicht, sehe es wie in einem Film ohne Emotionen. Ich weiß, dass ich Angst hatte, kann mich da aber überhaupt nicht "hineinspüren". Und das ist merkwürdig. Ich habe meinem Mann während der Ehe hin und wieder beiläufig etwas erzählt. Er weinte und ich dachte mir nur, wieso weint er, so schlimm ist es nicht. Ich spüre beim Erzählen nichts, das macht mir Angst. Bin ich ein emotionaler Krüppel?

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