Absolutes Chaos in der Wohnung

Alle Themen, die in keines der obigen Foren zum Thema "Psychische Leiden und Beschwerden" passen.
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Nagetier
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Beitrag Mi., 27.02.2008, 10:27

Hallo zusammmen
Kennst Du das auch von anderen Bereichen, dass Du z. B. unpünktlich bist, weil Du handlungsunfähig bist, morgens aufzustehen?
Unordentlichkeit bis zu Geruchsbelästigung und hygienischen Problemen - leider ja
[hr][/hr]Zwanghaftem Sammeln wertloser oder verbrauchter Dinge - nein
chronischen Problemen mit Zeiteinteilung und Pünktlichkeit - Zeiteinteilung ja, Pünktlichkeit nein
„Lähmung“ der Handlungsfähigkeit auch in wichtigen Situationen - ja
Versäumen bzw. Nicht-Erledigen normaler sozialer Verpflichtungen (es kann beispielsweise vorkommen, dass die gesamte Post – ob Werbung, wichtige Briefe oder Mahnungen – ungeöffnet in einer Schublade landet) - defintiv ja
eingeschränktem sozialen Umgang, den u. a. eine oft extrem unordentliche Wohnung mit hervor ruft - ja
Hilflosigkeit unter dem Druck des Chaos - ja
Was machst Du für eine Therapie? Versuche doch mal, was über Dein inneres Chaos herauszufinden.
Ich mache eine Gesprächstherapie. EMDR (oder wie es sich schreibt) konnte und wollte ich nicht. Verhaltenstherapie bringt nur den Rebell zum Vorschein und war Grund für den Abbruch einer früheren Therapie. Inneres Chaos, ja was soll ich denn da rausfinden? Ich weis, dass ich Probleme mit Beziehungen habe. Auch zu Gegenständen, was wohl mitunter das Verwahrlosen beschleunigt. Bei mir besitzt alles auch nur so ein geringer Stellenwert wie absolut nötig. Geschenke sind genau so wertvoll wie ein Fötzel Papier. Keine Ahnung wie ich dem Zeug wert beimessen soll. Bei Menschen ists ja auch so. Die werden nur durch ihre Stellung definiert. Soll heissen, Mitarbeiter ist Mitarbeiter. Da gibts kein guter und kein schlechter, ich arbeite einfach mit ihnen. Bei Freunden genau so. Das sind Menschen mit denen ich zusammen bin. Und ich habe keine Probleme sie fallen zu lassen, wenn dieser Zusammenhang (das Zusammensein) nicht mehr ist.
Die Gründe für diese Verhalten sind denke ich in meiner Kindheit zu suchen. Enttäuschungen bis hin zum Wegsperren und Missbrauchen hat wohl mein Vertrauen angeknackst. Um das ein bisschen zu verdeutlichen. Als ich stundenlang auf dem Bett angebunden war und weder Wut noch Schreie oder Weinen mich befreiten, fing ich an die Situation zu verdrehen. Irgendwann wars nicht mehr wichtig, ob ich gefesselt war. Schmerz ist nur eine Illusion. Auf Menschen kann man nicht zählen. Das einzige ist ihr Handeln was mir wichtig ist, denn darauf verlassen dass sie mir helfen kann ich nicht.
Aber alles darauf zu schieben, passt mir nicht. Denn so oft kam das ja nicht vor und ansonsten hatte ich eine schöne Kindheit. Ausserdem habe ich bis heute mich eigentlich auf meine Mitmenschen verlassen können. Irgendwann muss doch das Vertrauen zurückkommen. Deshalb denke ich, es wäre einfacher, zuerst Aussen Ordnung zu schaffen um damit Innen ein bisschen Ruhe zu schaffen als im Inneren aufzuräumen (das dauert ewig) um aussen Ruhe zu haben. Ich hoffe, ihr konntet dem Folgen.
Dort kannst du lernen kleinschrittig die Wohung so wieder herzustellen, dass du dich dort wohl fühlst. Lernen was zu tun ist, damit es dann auch so bleibt.
Ich denke ich muss wirklich mehr versuchen, wirklich nur kleine Dinge in Angriff zu nehmen. Habe gestern, als ich altes Brot wegräumen wollte, gemerkt, dass eigentlich schon die Kapitulation vor der Aktion da war. 1. würde es dadurch nicht besser. 2. ist es viel zu anstrengend. 3. müsste ich konsequenterweise auch den Rest machen. Werde mir jetzt am Abend mal die Zeit nehmen und nur ein Ding wegräumen. Dies dann aber nicht nur z.B. vom Wohnzimmer in die Küche verlagern sondern dort auch in den Abfall schmeissen. Ich hoffe das klappt.

Nagetier

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Rote Zora
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Beitrag Mi., 27.02.2008, 13:25

hallo,
du hast ja schon viele gute Antworten zu deiner Frage bekommen.
Neben dem , dass es sicher wertvoll ist, das Thema mit deinem Therapeuten anzugehen, ist mir noch etwas ganz praktisches eingefallen. Ich habe gelegentlich auch mit Menschen zu tun, die Schwierigkeiten mit Ordnung zu Hause haben. In diesem Zusammenhang bin ich vor einigen Jahren auf die Prinzipien von flylady gestossen. http://www.flylady.net Das ist ein "Hausfrauenprogramm", in dem wirklich ganz minutiös und ganz pragmatisch Tips gegeben werden, wie man und frau es schaffen können, zu Hause Ordnung zu erreichen und zu halten. Auf den ersten Blick mögen die Vorschläge und Anregungen befremdlich aussehen, aber es funktioniert oft gut. Und viele der Grundprinzipien dort habe ich in meinem eigenen Haushalt mittlerweile auch übernommen. Und ich denke, einen Versuch ist es allemal wert. All das ist leider nur auf englisch, aber es gibt auch eine deutsche Newsgroup bei Yahoo, die entsprechende Übersetzungen hat. Einfach mal googlen, oder hier noch einmal nachfragen, dann such ich gerne die Adressen raus.

Eine der wichtigen Botschaften in diesem Programm ist "Du musst nicht perfekt sein". Und "tue es in kleinen Schritten".

LG und alles Gute

die rote Zora

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Nagetier
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Beitrag Mi., 27.02.2008, 13:28

Das ist sehr nett von dir. Kein Problem mit dem English, ist mir sehr geläufig.
Eventuell ist ja noch was für mich dabei.

Habe jetzt ein bisschen gestöbert. Ich finde es grossartig. So kleine Sachen kann ich sehr gut durchführen, wenn auch mit viel Anstrengung.

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Rote Zora
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Beitrag Mi., 27.02.2008, 16:21

hallo Nagetier,
es freut mich daß Du mit meinem Tip etwas anfangen kannst. Ich weiß nicht ob Du es schon entdeckt hast ( insgesamt ist diese Seite etwas unübersichtlich, finde ich) aber es gibt die Möglichkeit, dich täglich per email erinnern zu lassen.
Da bekommst du dann mit den ersten beiden mails Instruktionen, was genau du anfangen sollst. Und dann täglich sehr viele (zu viele) Erinnerungsmails, wann was zu tun ist. Eine Weile ist das hilfreich, die meisten nervts dann irgendwann.

Viel Erfolg - sei geduldig mit dir und freu dich über das was dir gelungen ist.

LG
rZ

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Karola
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Beitrag Mi., 27.02.2008, 16:55

Hallo Nagetier,

das ist ja schonmal gut, dass Du eine Gesprächstherapie machst.
Inneres Chaos, ja was soll ich denn da rausfinden?
Du musst Dir die Verschüttung Deiner eigenen Gefühle in der Kindheit bewusst machen. Du hast ja selbst geschrieben, dass die Gründe in der Kindheit liegen. Ich finde das schrecklich mit dem Wegsperren. Denke schon, dass das ein Trauma in Dir ausgelöst hat und das Urvertrauen zu Menschen (wohl besonders zu Deinen Eltern oder Bezugsprsonen) gestört ist.
Deshalb denke ich, es wäre einfacher, zuerst Aussen Ordnung zu schaffen um damit Innen ein bisschen Ruhe zu schaffen als im Inneren aufzuräumen (das dauert ewig) um aussen Ruhe zu haben
.

Nein, es ist genau umgekehrt, wenn Du dauerhaft was verändern willst. Dann musst Du durch Dein inneres Chaos, auch wenn es lange dauert und schmerzhaft ist. Parallel kannst Du ja aber schon versuchen, äußerlich Ordnung zu halten. Aber es wird erst von Dauer sein, wenn Du nicht mehr dem inneren Chaos ausgeliefert bist.

Karola

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thorn
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Beitrag Mi., 27.02.2008, 19:14

Öhm ja, ich finde mich hier auch sehr gut wieder

Obwohl er erst zwei Seiten lang ist, empfinde ich diesen Thread schon jetzt als den hilfreichsten, den es im Forum je zu dem Thema gegeben hat, daher trau ich mich jetzt auch mal, hier was zu schreiben.

Nagetier, mir geht's im Grunde haargenau wie dir Bild ... Tipps, wie man die Wohnung sauber bekommt, tun's nicht, weil das größere oder eigentliche Problem ja darin besteht, sie auch sauber zu halten. Aufräumen kann ich durchaus, z.B. (eigentlich nur dann ) wenn der Heizungsablesetyp seine Aufwartung macht. Ich liebe es, wenn meine Wohnung mal aufgeräumt ist, das ist gleich ein völlig anderes Lebensgefühl. Meist schaff ich's dann ein paar Tage, selten sogar ein paar Wochen lang, diesen Zustand annähernd beizubehalten, aber letztendlich gewinnt immer wieder das Chaos die Oberhand

Ich fürchte mich inzwischen auch vor dem Verpsychologisieren der Situation, weil mir das praktisch einfach nicht weiterhilft und es mir daher immer mehr wie eine Ausrede erscheint. Nichtsdestotrotz kann ich einige Zusammenhänge nicht leugnen: Wie ich als Kind und Jugendliche aus reinem Trotz nicht aufräumte, obwohl (bzw. weil) insbesondere meine Mutter es permanent von mir forderte. Da war das Gefühl, ohne aufgeräumtes Zimmer nichts wert zu sein, und die Rebellion dagegen. Und andererseits vielleicht auch der Umstand, dass das Gemeckere über mein Chaos eine der wenigen Zuwendungen war, die ich von meinen Eltern überhaupt bekam. Das leidende Sozialleben könnte ebenso eine Rolle spielen: Eine Wohnung, die niemand anderer betreten darf, ist eine gute "Waffe" gegen (zu enge) Beziehungen, gegen (zu viel) Nähe ... Bei der letzten Großreinemachaktion stellte ich auch noch etwas anderes, für mich ziemlich Verblüffendes fest: Ich fühlte mich nicht nur wohl in der sauberen Wohnung, da war auch ein Gefühl von Beklemmung. Es gab diesen Moment, wo ich in eine der frei geräumten Zimmerecken starrte und plötzlich unangenehme Leere spürte. Mich "fasziniert" seitdem der Gedanke, dass das "Anfüllen" der Wohnung etwas mit dem Auffüllen einer inneren Leere zu tun haben könnte. (Nagetier, vllt. sagt dir das ja auch etwas?) Als Messie seh ich mich übrigens aber auch nicht.

Nun fühlt sich das zwar alles irgendwie stimmig für mich an, und ich könnte bestimmt auch noch mehr mögliche Erklärungen finden, aber praktisch kann ich mit den Ergebnissen meiner Selbstanalyse nicht viel anfangen. In der Therapie bin ich mit diesen Fragen leider auch nicht weitergekommen. Ich bezweifle inzwischen sehr (obwohl die Hoffnung immer noch da ist ), dass es einfach nur "klick machen muss", und alles geht plötzlich von selbst ...

Gerade bin ich allerdings schwer begeistert von der Seite Flylady.net! Hab auch mal ein bisschen gestöbert und finde das Konzept einfach genial. FLY = Finally Loving Yourself - das macht mich grad richtig kribbelig So wie ich das verstehe, geht es den Machern nicht nur darum, simple Aufräumpläne zu gestalten, sondern besonders um die Verknüpfung zwischen Ordnung und Selbstliebe. ("Nothing says I LOVE YOU like a Clean toilet to throw up in when you are sick!" ) Ich merke, dass das etwas in mir berührt und mir, zumindest für den Moment, neue Motivation gibt. Probieren werd ich's auf jeden Fall, und ich fang jetzt einfach mal gleich damit an.


Liebe Grüße an alle & besonders an dich, Nagetier! Ich find's toll, dass du den Mut hattest, hier zu posten, weil mir das nicht zuletzt selbst Mut gemacht hat Ich schick dir ganz viel "Du bist nicht allein" rüber!

thorn

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Elfchen
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Beitrag Mi., 27.02.2008, 19:44

Hoi Nagetier

Also die Sozialarbeiterin hat tatkräftig mit angepackt, und hat gemeinsam mit der Person Schritt für Schritt die Wohnung und die Sauberkeit zurückerobert, aber schön langsam, damit die Seele auch mitkam....

Mich erstaunt, wie intellektuell Du und auch thorn die Angelegenheit analysieren, und trotzdem nicht dagegen ankommen.
Ich kenne das von Erschöpfungszuständen: dann bin ich zu erledigt, um zu putzen, und dann sind auch die Momente, wo mir der Perfektionismus meiner schwer narzisstisch gestörten Mutter, die die Verantwortung für ihren Haushalt und meine Geschwister auf mich übertrug, und der ich nie was Recht machen konnte, in den Sinn kommt.
Irgendwie bin ich da innerlich zerrissen: einerseits hab ich am liebsten alles geschleckt sauber, und andererseits geniesse ich ab und an, dass es eben nicht so ist.

Crazy.....auch bei mir wie Du siehst.
Es sind nicht die Dinge, die uns beunruhigen, sondern die Meinungen, die wir von den Dingen haben. Epiktet

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thorn
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Beitrag Mi., 27.02.2008, 20:17

Hey Brösmeli,
aber schön langsam, damit die Seele auch mitkam....
Was meinst du, wofür die Seele dabei konkret Zeit braucht? Warum ist es wichtig, dass sie mitkommt?

LG

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Stöpsel
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Beitrag Do., 28.02.2008, 01:41

Hi ihr,

ein bißchen gehts mir ähnlich. Liegt bei mir daran, daß sich bei mir in den letzten Jahren viel angesammelt hat und nun noch einiges an Umbruch in meinem Leben dazugekommen ist.
Ich hab neulich von einem Freund ein Buch bekommen: "Simplify your life". Da stehen ziemlich viele Tips drin, wie man sein Leben einfacher gestalten kann, auf verschiedenen Ebenen (ZEit, Wohnung, Beziehungen,...) Man darf sich halt nur ein paar Tips rauspicken, die man beherzigen will (finde ich), sonst fängt man wieder an zu schwimmen. So richtig viel neue Sachen standen bei den für mich wichtigen THemenbereichen nicht drin, trotzdem hat es mir geholfen, weiterzumachen. Da stand z.B., daß Kram, der überall in der Wohnung rumsteht, das Unterbewußtsein beschäftigt und eben auch, daß Ordnung im Äußern auch mehr Ordnung im Innern bedeutet. Ich fand es motivierend, hab mir dann oft vorgestellt, wie das Unterbewußtsein immer die Wohnung abtastet und daß das geistige Energie kostet.
Ich bin wohl auch kein Messie, aber ich hab schon viel Kram aufgehoben. Bei mir war das aber bisher auch aus finanzieller Not. Hab z.B. Kleidung aufgehoben, die ich gar nicht mehr wirklich anziehen wollte, einfach, weil ich dachte, vielleicht brauche ich es ja nochmal, wenn was anderes kaputtgeht. Jetzt, wo ich ein bißchen mehr verdiene, traue ich mich viel mehr, Sachen wegzuschmeißen, weil ich mir leichter was neues kaufen kann. Und ich finde das wirklich befreiend, seitdem ist wegschmeißen fast ein neues Hobby von mir Leider gehts trotzdem nur sehr langsam voran. Sind halt Altlasten... Ach ja, ich hatte schon vor ein paar Jahren festgestellt, wie mühselig es ist, einen Altlastenberg abzutragen, seitdem versuche ich, wenigstens nichts neues mehr draufzutuen. Z.B. mache ich kaum noch Bilder, weil ich in den letzten 10 Jahren keine Zeit hatte, meine Fotos/Dias mal ordentlich einzusortieren, teilweise nicht mal, die Filme zum entwickeln wegzubringen. Was soll ich da also Bilder "hamstern"?
Ach ja, und zum Begriff Messie: Es gibt ja in den Dritten Programmen nun auch so eine Ratgebersendung für Messies. Da liegt die Latte für diesen Begriff niedriger, als ich bisher gedacht habe. Na ja, vielleicht bin ich so gesehen ja auch ein Messie. Kann meiner nächsten Therapeutin ja dann mal ein Foto von meiner Wohnung mitbringen, mal sehen, was diese dann dazu sagt. Müßte ich dann nur schaffen, zum Entwickeln bringen

Viele Grüße

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Stöpsel
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Beitrag Do., 28.02.2008, 01:48

Ach ja, eine positive Sache fällt mir noch ein:
Hatte, als ich mit meinem damaligen Freund noch zusammengewohnt habe, den Trick mit der täglichen Viertelstunde entwickelt: Jeder macht jeden Tag eine Viertelstunde irgendwas im Haushalt, jeder was er für am wichtigsten findet (ich hatte mir das überlegt, weil jeder von uns andere Vorstellungen hatte, was wichtig ist). Und eine Viertelstunde am Tag tut nicht weh, aber damit kann man den Status Quo ganz gut erhalten.

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Nagetier
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Beitrag Do., 28.02.2008, 09:48

Hallo ihr alle

Schön dass sich noch paar gemeldet haben. Fühl mich schon mal nicht so allein. Danke und dafür einen lieben Knuddel
Du musst Dir die Verschüttung Deiner eigenen Gefühle in der Kindheit bewusst machen.
Das ist harte Arbeit für meine Therapeutin. Ich selbst empfinde das gar nicht als so schlimm und dagegen muss sie erst mal ankommen. Aber was dann? Ich bin der Meinung, dass ich bereits einiges meiner damaligen Gefühle aufgedeckt habe. Mit dem Wiederfühlen klappts nicht, da ich gegen jeglichen Kontrollverlust wehre. Komm mir manchmal fast wie ein Zombie vor, es werden die schlimmsten Dinge besprochen und ich werde nicht berührt (dass das nicht ganz stimmt und am Abend wieder hochkommt, ist tatsache).
Aber es wird erst von Dauer sein, wenn Du nicht mehr dem inneren Chaos ausgeliefert bist.
Das ist ja das Dilemma. Damit ich genug Energie habe für alles, bin ich auf der Suche nach Quellen dessen. So ein Saustall bringt, zumindest bei mir, eben noch andere schlechte Seiten mit sich. Angefangen damit, dass ich mich nicht mehr getrauen in meiner Wohnung zu essen (Angst vor Krankheiten). Oder dass ich nur noch selten Dusche, weil kein sauberes Handtuch zur Verfügung steht. Dann noch der soziale Rückzug, weil ich eh niemand in die Wohnung lasse. Ich brauche einfach irgendwoher Energie. Ist ja nicht so, dass ich nicht Arbeite und Schule mache. Manchmal kommt schon die Frage hoch, woher ich die Energie nehme. Wenn auch nur etwas mir Kraft geben könnte, würde der psychische Zustand sicher schneller besser (oder ist das eine Illusion?).
Aufräumen kann ich durchaus, z.B. (eigentlich nur dann ) wenn der Heizungsablesetyp seine Aufwartung macht.
So siehts auch bei mir aus. Wenn ich einen Besuch nicht verhindern kann, wird aufgeräumt rsp. in Kästen weggepackt. Sollte ich ev. einfach unvrehinderliche Besuche abmachen?
Eine Wohnung, die niemand anderer betreten darf, ist eine gute "Waffe" gegen (zu enge) Beziehungen, gegen (zu viel) Nähe
Von dieser Seite habe ich es noch nicht betrachtet. Es ist ja durchaus der Wunsch da, nach einer Beziehung rsp. Nähe. Ich denke, das ist auch bei dir so. Aber von einer Beziehung bin ich Meilenweit entfernt oder ich rede mir das ein. Ev. ist es ein Schutz, im Sinne von: Es liegt nicht an mir sondern an der Wohnung.
Mich "fasziniert" seitdem der Gedanke, dass das "Anfüllen" der Wohnung etwas mit dem Auffüllen einer inneren Leere zu tun haben könnte
Dem ist definitiv so. Nach langen Gesprächen sind wir (Therapeutin und ich) darauf gestossen, dass ich wohl versuche Dissozationen zu verhindern. Diese treten auf, wenn ich nichts zu tun habe oder eben diese Leerelosigkeit fühle. Ich sehe aber das aber nicht als auffüllen, sondern eher als "Ich könnte ja immer was aufräumen" und gerate somit nie (selten) in diese Leere. Natürlich ist das Schwachsinn, weis ich selber, da ich auch dann nicht aufräume wenn ich sonst nichts zu tun habe, aber sag das mal meiner Psyche
Verpsychologisieren
!!!

Manchmal wünschte ich mir, ich hätte ein kleines Teufelchen auf dem Rücken, dass mir immer in den Arsch tritt, wenn ich gerade etwas nicht will/kann.

Eine kleine Frage: Hängt ihr an irgendwas? Gibt es Gegenstände, die für euch einen sentimentalen Wert haben?

Alles liebe
Nagetier

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Rote Zora
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Beitrag Do., 28.02.2008, 11:17

Nagetier hat geschrieben:Manchmal wünschte ich mir, ich hätte ein kleines Teufelchen auf dem Rücken, dass mir immer in den ar*** tritt, wenn ich gerade etwas nicht will/kann.
Liebes Nagetier, ohne Dich zu kennen vermute ich doch, dass Du Dir selbst schon genug in den A... trittst. Das scheint manchmal die Methode der Wahl, ist aber selten hilfreich. Ich wünsche Dir statt dem Teufelchen viel eher ein Engelchen auf der Schulter, das ein bißchen barmherzig mit Dir ist, und Dich nicht dahin hinschubst, was gerade nicht so toll ist, sondern Deinen Blick in die Richtung lockt, auf die Du gerade stolz sein kannst.

In den verschiedenen Posts steht ja immer wieder, dass Du zuerst Dein inneres Chaos aufräumen mußt, bevor Du zum Äußeren gehen kannst. Ich glaube, die Wahrheit liegt in der Mitte, und es ist durchaus sinnvoll, beides in kleinen Schritten parrallel anzugehen, denn die kleinen Erfolgeerlebnisse in Außen können enormen Auftrieb für das Innen schaffen. Außerdem stoppst Du so die Spirale,mit der Du Dich momentan vielleicht tiefer in dein äußeres Chaos buddelst.

Wenn Du konkrete Tips suchst, wo Du im Außen anfangen kannst, können wir das gerne auch hier gemeinsam überlegen - manchmal habe ich da ganz brauchbare Ideen.
Nagetier hat geschrieben:Eine kleine Frage: Hängt ihr an irgendwas? Gibt es Gegenstände, die für euch einen sentimentalen Wert haben?
Ja, ich hänge an manchen Gegenständen. Mit zunehmendem Alter werden das immer weniger, erstaunlicherweise, und ich kann mich sehr locker von immer mehr Sachen trennen. Ich kann mich über etwas freuen, weil es mich an etwas oder jemanden erinnert, und kann es aber auch weggeben, verschenken, wegwerfen, und nur die Erinnerung daran behalten. Nur ungern missen würde ich einige alte Fotoalben, ein paar Schmuckstücke, zwei, drei Erinnerungsstücke an meine Großmutter und einige Bücher. Seit mittlerweile vielen Jahren handhabe ich es so, daß ich Briefe, Zeitungsausschnitte, von Kindern gemaltes, Grußkarten und andere "Zettelchen", die ich bekomme und über die ich mich richtig freue, in irgendein Buch lege. ( Von denen ich sehr viele habe) Wenn ich dann das Buch in die Hand nehme, irgendwann, gibt es zwei Möglichkeiten: die erste: Ich freue mich darüber, was ich da finde, habe vielleicht eine schöne Erinnerung, dann bleibt es da. Oder ich weiss gar nichts mehr damit anzufangen, dann kommts in den Papiermüll. ( Diese Methode habe ich meinem Vater abgeschaut, der handhabt das auch so, und so finden sich in manchen Atlanten Gemälde aus nunmehr 3 Generationen...)

Alles hat halt seine Zeit.

Lieben Gruß
rZ

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Lea1970
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Beitrag Do., 28.02.2008, 11:54

Hallo Nagetier, Hall@alle hier,

habe gerade erfreut diesen Thread entdeckt. Kenne auch einige Punkte davon persönlich.....

Muss gleich in die Arbeit; werde aber auch demnächst gerne mehr hier mitlesen und -schreiben....

Heute nur kurz: hast du irgendwas "künstlerisch-kreatives" am Laufen?! solche Zustände kommen bei vielen begabten Genies nämlich als "Normalzustand" vor - um mal die positiv(er)en Seiten an dem Chaos hervorzuheben.....

Habe da einen sehr interessanten Buchtipp:

"Willkommen in Teufels Küche" von Ulla Meineke

(seehr unterhaltsam; Untertitel ist, glaube ich: von der Last und Lust der Chaotiker)

....ansonsten fällt mir (von mir ausgehend ) noch der schlaue, aber sehr wahre Spruch ein: "Wie aussen so innen"

Bis demnächst!

Lea

EDIT: deine (Kindheits-)Erlebnisse haben mich sehr berührt..... ich möchte Dir gerne alles Gute wünschen!

EDIT2:
Eine kleine Frage: Hängt ihr an irgendwas? Gibt es Gegenstände, die für euch einen sentimentalen Wert haben?


....viele..... Vieel zu viele...... noch.......

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Nagetier
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Beitrag Do., 28.02.2008, 12:46

Hiho Lea

Freu mich schon mich mit dir auszutauschen. Ausserdem muss ich auch gestehen, dass es mich ein bisschen verlegen oder stolz macht, dass dieser Thread anklang gefunden hat. Bisher dachte ich immer, ich sei der letzte der was in einem Thread schreibt und mir keiner antworten will. Traute mich auch eine zeitlang nicht, überhaupt noch was zu schreiben.
Heute nur kurz: hast du irgendwas "künstlerisch-kreatives" am Laufen?!
Ich habe schon einige Geschichten angefangen zu schreiben, aber das stockt immer nach 20 Seiten oder so. Grundsätzlich habe ich viele kreative Ideen doch ich denke ich habe kein Talent diese irgendwie zu manifestieren. Ausserdem getraue ich mich nicht. Ich finde das was ich produziere hald hässlich, wüst, nicht sehenswert und schon gar nicht gut.

Es war auch einmal die Rede von hochsensibilität oder sowas. Kann schon sein, aber irgendwie kann ich das auch nicht annehmen. Ich will nichts besseres oder andereerererers sein als Andere. Darauf gekommen sind wir, da ich, ich sag dem mal, pseudo-psychotische "Anfälle" hatte. Da wurde ich dann mit Medis behandelt (ich war noch nicht bei der jetztigen Therapeutin) und es war der Horror. All mein Denken war tot. Normalerweise habe ich eine Art Theater im Kopf und der Psychiater dachte er müsse das abstellen. Seitdem: Medis = Drogen = schlecht.

Eigentlich waren das ja keine psychotische Attacken sondern ich hab mich einfach zu stark in was reingesteigert. Das passiert, wenn ich zu fest "geniesse". Ich fand die neuen Knospen von den Sträuchern interessant und beim betrachten rutschte ich in ein "grün-ist-so-intensiv-und-abwechslungsreich" ab. Habe ich ab und an heute noch so. Alleine sein und etwas geniesen, ist etwas was ich gerne mache. Ich geniese sogar das anstehen am Bahnschalter. Jedes Wetter gefällt mir. Finde Kunst interessant und gehe gerne ins Fotomuseum. Ok, letztes mal waren Folterinstrumente ausgestellt - war nicht so mein Geschmack.

Zu deinem Buchtipp: Ich lese ungern Bücher die in diese Welt handeln. Only Fantasy.

@Rote Zorra: Dein barmherzig hat mich in schieflage gebracht. Hast da irgendwas angestossen. Deshalb ein liebes Dankeschön von mir.

So, wünsche einen schönen Nachmittag
Nagetier

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Rote Zora
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Beiträge: 151

Beitrag Do., 28.02.2008, 13:20

Nagetier hat geschrieben:

@Rote Zorra: Dein barmherzig hat mich in schieflage gebracht. Hast da irgendwas angestossen. Deshalb ein liebes Dankeschön von mir.
bitte - gerne.

lg rZ

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