Das Spiel der Übertragungen/Gegenübertragungen

Fragen und Erfahrungsaustausch zu Persönlichkeitsstörungen und Schizophrenie, Bipolaren Störungen ('Manisch-Depressives Krankheitsbild'), Wahrnehmungsstörungen wie zB. Dissoziationen, MPS, Grenzbereichen wie Borderline, etc.
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münchnerkindl
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Beitrag Mo., 25.02.2008, 21:20

Das ist mir klar.

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Tara
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Beitrag Mo., 25.02.2008, 21:37

Hallo Lucinda!
Natürlich weiß mein Dok. über die Medikamente die ich einnehme genauestens bescheid... (er ist ja nicht auf der Nudelsuppe dahergeschwommen) ich bin auch sicher, dass ich auf seine fachlichen Kenntnisse voll vertrauen kann... (obwohl Ärzte auch selektiv wahrnehmen und niemals absolut objektiv urteilen können)und er gibt meinen Bedenken und Unsicherheiten auch viel Zeit/Raum und wir diskutieren sehr detailliert über Pro/Contra des einen oder anderen Medikaments...
Zum Teil bin ich auch Medikamenten-einsichtig- habe aber auch andere kritische Stimmen in mir die mich zu großen Sorgen veranlassen:- (Nehme zusätzlich zum Efectin (Trittico nun abgesetzt) nun Seroquel- welches Gottseidank in die Gruppe der A-typischen Neuroleptiker fällt- aber dennoch eine Chemiekeule!)
Muss ich mit Langzeitschäden rechnen???- kann ich mit heftigen Entzugserscheinungen rechnen wenn ich die Medikamente absetze- verändern mich die Medis in meiner Persönlichkeit-..............????
"Die Theorie bestimmt, was wir beobachten können." (Einstein)

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staden
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Beitrag Mo., 25.02.2008, 22:04

Hallo Tara,
mir hat ein Psychiater auch einmal die Borderline Diagnose gestellt obwohl ich wusste, dass das nicht stimmt. Als ich ihn davon überzeugen wollte, zog er nur süffisant-überlegen die Augenbrauen hoch, so als ob es ja auch ganz symptomatisch wäre, dass ich mir das nicht eingestehen will. Er hat mir dann Medikamente verschrieben, die ich wegen der Depression genommen habe, die mich letztlich aber erst richtig unter Spannung gesetzt haben und alle "Borderline-Symptome" nur noch verstärkt haben. Das weiß ich aber auch erst jetzt im Nachhinein. In dem Moment dachte ich einfach, dass ich selbst langsam durchdrehe und nicht, dass die Medikamente damit etwas zu tun haben könnten. Ich fand den Zustand unerträglich. Daraufhin hat er mir dann verschiedene Neuroleptika verschrieben, die ich dann aber nur sehr selten genommen habe.
Seit ich alle Medikamente absetze, bin ich viel ausgeglichener und selbst der Psychiater ist von der BPS-Diagnose abgewichen.
Was mich ein bisschen wundert bei dir ist, dass dir diese Diagnose so gut gefällt. Das du es als "Freischein zum durchgeknallt sein" siehst, kann ich irgendwie nachvollziehen, irgendwie ist es ja auch toll wenn man mal alle Zwänge von sich werfen kann. Aber du stellst das so hin als ob Borderliner Menschen seien, die sich einfach die Freiheit nehmen ein bisschen crazy zu sein. Das finde ich schon ziemlich romantisierend und, sorry, naiv. Vor allem wo du doch schon so viele Erfahrungen mit Borderlinern gemacht hast, da müsstest du doch wissen, wieviel Leidensdruck in solchen Menschen steckt und wie einsam sie letztendlich sind. Ist eine BPS jetzt schon eine Mode-Diagnose, mit der man sich wichtig machen kann?
Was du in deiner Therapie machst, klingt mir eher nach Macht-Spielchen (schaffst du es, diesen "gottgleich überlegen-intelligenten" Menschen hinters Licht zu führen oder sogar zu manipulieren?). Aber wenn es dir Spaß macht und niemandem schadet, warum nicht...?

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Tara
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Beitrag Mo., 25.02.2008, 22:08

Was ich noch hinzufügen möchte: Ein wesentlicher Aspekt, warum ich mich in meiner Lebensqualität durch Medikamente eingeschränkt fühle- ist der Verlust meiner Körperwahrnehmung bzw. sexuellem Verlangem!
Mein Mann hat darunter ganz schön zu leiden und auch wenn er die Kausalzusammenhänge begreift und es nicht auf ihn persönlich bezieht, erwachsen uns im praktischen Alltag ziemliche Schwierigkeiten-
Um ihn "ruhig zu stellen" lasse ich es oft "übermichergehen", schalte mich dann total weg und ich kann ihn gewähren lassen... dies spürt er aber und somit bin ich fast gezwungen Lust zu simmulieren!!! das ist ein echtes Dilemma, da ich es als Betrug ihm und auch mir selbst gegenüber empfinde!!!
aber was soll ich denn tun? Ich liebe ihn wirklich sehr und möchte ihn einerseits nicht aushungern lassen, aber andererseits mir selbst treu bleiben- Ich war früher eine sehr körperbewusste und sinnliche Frau, zu der ich nun keine Verbindung mehr aufnehmen kann!!!!-
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münchnerkindl
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Beitrag Mo., 25.02.2008, 22:08

staden hat geschrieben: Was du in deiner Therapie machst, klingt mir eher nach Macht-Spielchen (schaffst du es, diesen "gottgleich überlegen-intelligenten" Menschen hinters Licht zu führen oder sogar zu manipulieren?). Aber wenn es dir Spaß macht und niemandem schadet, warum nicht...?
Haha.. Ja, selbst das wird irgendwann langweilig...

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Tara
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Beitrag Mo., 25.02.2008, 22:12

Hallo Staden!
Danke für deine kritischen und ehrlichen Worte!

Ich weiß unter welchem Leidensdruck Borderliner stehen- und ich weiß auch unter welchem Leidensdruck ich persönlich stehe...
danke
tara
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staden
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Beitrag Mo., 25.02.2008, 22:18

das wollte ich auch nicht in Frage stellen.
Es klang nur so, als ob du dich in der Borderline-Rolle ziemlich wohl fühlst. Vielleicht hab ich es falsch verstanden.

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Tara
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Beitrag Mo., 25.02.2008, 22:26

@staden

ich bin ein ressourcenorientierter Mensch....... Das beste was ich mir aus so einer Diagnose und meiner persönlichen Verzweiflung herausholen kann ist 1. Ironisieren und 2. Bagatellisieren 3. Mich damit anfreunden
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staden
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Beitrag Mo., 25.02.2008, 22:34

Hallo Tara,
hm, nach bagatellisieren klingt das aber nicht gerade, was du so schreibst. Denkst du denn, dass die Therapie dir hilft, deine Probleme in den Griff zu bekommen? Oder möchtest du sie im Moment vielleicht gar nicht im Griff haben...?

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Tara
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Beitrag Mo., 25.02.2008, 22:46

Also... äußerlich fangen die Dinge wieder zu fließen an- (neuer Job, in den ich nächste Woche starten sollte, Zukunftspläne.....) innerlich hingegen hab ich sowas wie nen Filmriss- auf dem ich hängengeblieben bin und ich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen kann, ob ich da überhaupt aussteigen kann- will!?-
was ich weiß ist, dass diese Krise ein enormes Potential für mich birgt- mein Leben und mein ICH hat sich völlig neu formiert und ist noch mitten im Prozess...
und was ich mit Sicherheit fest machen kann- in die ALte Haut möcht ich nimmer rein........ da ists besser "crazy" zu sein
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Tara
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Beitrag Di., 26.02.2008, 18:15

obwohl ich heute ca. 70%des Tages damit vergeudet habe einen guten Therapeuten(via Internet) zu finden, mich mit "Psycho" Literatur zu befassen, mit dem Gedanken zu spielen mir auch gleich einen neuen Psychiater zu suchen, eine nach der anderen zu rauchen, in diesem Forum herumzugeistern und wie ein psychozombie in einer selbsterschaffenen Hölle dazhinzuvegetieren- dennoch habe ich es doch tatsächlich geschafft in den Garten zu gehen!!! -und Yoga zu machen (das habe ich seit Monaten nicht mehr gemacht!) und konnte das Leben für einige Augenblicke wieder genießen und mein Hirn endlich abschalten..... dieses kurzeweilige Erlebnis hat mich tatsächlich an eine Frau erinnert, die einmal in der Lage war ihre vielschichtigen Seinsebenen miteinander zu verbinden....
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Fritz
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Beitrag Di., 26.02.2008, 19:41

tara hat geschrieben:@Fritz
Falls Versuche, den Therapeuten aus der Reserve zu locken und so wie ich´s verstehe, aus dem ehrlichem Bedürfnis heraus- in "Beziehung" zu treten- und dies dann, wie du da schreibst mit einem "Lächeln"- womöglich noch einem syphisanten - quittiert wird- dann wäre ich auch sehr vor den Kopf gestoßen...
Würde mich interessieren was da zwischen dir und therap. genau ablief...
l.g.tara
Nein, es war kein Syphisantes Lächeln, es war ein verstehendes Lächeln. Und wir waren ja irgendwie in Beziehung.

Was nun lief genau ab: ich weiss es nicht mehr - ich weiss nur noch, dass die Therapie erfolgreich war und ich zum Schluss seine Techniken durchschaut hatte (weil ich bei ihm Fortbildungen mitgemacht hatte), deswegen habe ich mir nun (mit einem neuen Problem) auch eine andere Therapeutin gesucht, deren Arbeitsweise ich noch nicht kenne und wo ich mich neu drauf einlassen kann.

LG
Fritz

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Tara
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Beitrag Mi., 27.02.2008, 13:04

Ich betrachte diesen Threat nun als mein persönliches interaktives Tagebuch- es ist schön, dass ich mich mit einigen Menschen (THX STADEN!) tiefergehend austauschen konnte... (p.s. und ja, es ist schon legitim, sich "wichtig"zu machen )

habe nun insgesamt fünf Termine mit verschiedenen Psychotherapeuten vereinbart- darunter psychoanalytiker, integrative gestalttherap, traumatherap....
habe heute meinen ersten Termin... bin gespannt ob die Chemie stimmt... und nach welchen kriterien ich mich letztlich entscheiden werde... vielleicht komme ich auch zu dem Schluss, dass ich keine Therapie brauche- (birgt ja schließlich auch die Gefahr, dass hier tiefere Schichten meiner Abgründe aufgebrochen werden und sich mein Krankheitsbild (welches vielleicht gar keines ist?)noch weiter verschlimmert)
denn- bisher habe ich mit meinen "Persönlichkeitsstörungen" auch gut leben können- mein Zusammenbruch hat ganz logisch bedingte Ursachen- dafür brauch ich keinen Fachmann um mir das erklärlich zu machen.... hmmm.... vielleicht sollte ich mich einfach mehr dem Leben und seinen Ablenkungsversuchungen stellen, anstatt mich auf meine Störungen zu focusieren- Energie folgt ja unserer Aufmerksamkeit.... würde ich meine Aufmerksamkeit auf ein "gesundes" Sein einstellen- würde ich wahrscheinlich (mitSicherheit) völlig geheilt....
so, we will see... wich part of me will win?!*....
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staden
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Beitrag Do., 28.02.2008, 00:11

Hallo Tara.
wollte dich mit dem Satz "sich wichtig machen" nicht vor den Kopf stoßen. Ich kenne dich und dein Leben ja nicht. Ja, manchmal ist es auch legitim "sich wichtig zu machen". Ich hab da auch nur aus meinen persönlichen Erfahrungen geredet. In meinem Freundeskreis hatten plötzlich alle eine Borderline-Persönlichkeit, nachdem ich von meinen Erfahrungen mit meiner (Bordeline-)Schwester berichtet hatte. Und ich hatte den Eindruck, dass sie sich mit dieser Selbst-Diagnose interessant machen und meine Aufmerksamkeit wollten, ohne dass sie wussten, dass die "Borderline-Diagnose" nicht gerade ein Kompliment ist und mich das exrem belastet. "Borderline" klingt halt irgendwie "extrem verrückt" im fast positiven Sinne.
Vielleicht muss jeder auch diesen ganzen Prozess durchmachen ohne von jemand anderem gute Ratschläge zu bekommen. Wichtig ist doch nur, dass man weiß, dass man diese Phasen irgendwie übersteht und manchmal ist es im Nachhinein gut, mal auszuticken. Ich habe eben am eigenen Leibe erlebt, wie diese Aussetzer zur Selbstzerstörung führen und ich bin das Überbleibsel, dass mit diesem Trauma dann ein Leben lang fertig werden muss. Deswegen bin ich da wohl so empfindlich.

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Tara
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Beitrag Sa., 01.03.2008, 14:39

Hallo Staden!

Mach dir keine Gedanken- hab gute Strategien für mich entwickelt,- mit teils durchaus gerechtfertigter Kritik umzugehen-

Und was deinen Zugang zu dem Thema betrifft- ich kann mir gut vorstellen was du alles abgefangen hast... (meine Cousine ist ein schwergradiger Borderliner und ihre Geschwister erleben die Hölle!) zudem weiß ich aus meiner persönlichen Erfahrung- und meinen eigenen heftigen "Auszucker´n" ,wie sehr das unmittelbare Umfeld zu leiden hat-... (insbesondere mein Mann...)
wichtig ist, durch therapeutische und ähnlichen Interventionen- sich bestimmter Vorgänge bewusst zu werden und Muster aufzulösen- dies ist ein harter Prozess- sicher mit vielen schmerzlichen Erfahrungen behaftet- aber es ist der einzige konstruktive Weg....
alles Liebe
Tara
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