Männlicher oder weiblicher Therapeut?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Woman
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weiblich/female, 52
Beiträge: 307

Beitrag So., 22.05.2011, 13:57

sofa-held hat geschrieben:Wie bewußt habt ihr das entschieden?
Gute Frage, die mir mein jetziger T. auch mal gestellt hatte und ich darauf keine Antwort hatte. Meine Suchkriterien neben stimmender Chemie und Empathie waren männlich, ortsnah und ausgezeichnete Qualifikation. All diese Kriterien erfüllt mein T. und schon beim ersten Telefonat war mir klar, dass ich mit ihm arbeiten wollte.
Mein erster T. war auch männlich, von daher kann ich kaum Vergleiche zu weiblichen T. stellen, habe allerdings bemerkt, dass ich schon bei Telefonaten mit diesen auf keinen Nenner kam. In der Klinik hatte ich eine weibliche Bezugstherapeutin, die zwar sehr kompetent und mir zugewandt war, ich aber kein Vertrauensverhältnis mit ihr aufbauen konnte.
Und steht das in Zusammenhang mit eurer Biografie?
Wie bei Dir auch, sofa-held, hatte ich ein sehr schwieriges Verhältnis zu beiden Elternteilen, wobei ich meine Mutter immer in Schutz nahm und meinen Vater verurteilte und als den Schuldigen hinstellte.

Ich bin in einer männerdominierenden Familie (4 Brüder) aufgewachsen, spielte als Kind hauptsächlich mit Jungens und hatte und habe viele platonische männliche Freunde. Die Meinungen, Gefühle und Empfindungen des anderen Geschlechtes haben mich immer sehr interessiert (wie Mädchen und Frauen denken, fühlen etc. war mir ja nicht unbekannt).

In meiner beruflichen Laufbahn habe ich ebenso vorwiegend mit Männern und männlichen Vorgesetzten gearbeitet oder als Selbständige eher die 'männliche Schiene' eingeschlagen.

Auch habe ich nur männliche Fachärzte in allen Bereichen. Ich habe es mal mit zwei Ärztinnen (Gynäkologie/Allgemeinarzt)) versucht und war erschrocken über deren Art und Weise mit (weiblichen) Patienten umzugehen und fühlte mich bestätigt, den männlichen Kompetenzen den Vorzug zu geben.

Meine Biographie scheint einen nicht unerheblichen Anteil an meiner Therapeutensuche zu haben.

Interessant, dass ich im Laufe meiner jetzigen Therapie meine Sichtweise über meine Eltern, insbesondere was das 'meine Mutter schützen' bis zu ihrem Tod und darüber hinaus anging, relativieren musste. Ob das im Zusammenhang damit steht, dass ich einen männlichen T. habe, weiß ich nicht.
Und seit jeher war es so, daß die Liebe erst in der Stunde der Trennung ihre eigene Tiefe erkennt.

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changnoi
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männlich/male, 42
Beiträge: 174

Beitrag So., 22.05.2011, 14:02

wie soll dir das jemand anderer beantworten können?

meist hat man doch ganz bestimmte ideen, warum man zb eine frau oder einen mann will.
zb dass er die männliche situation besser versteht.
oder dass sie vermutlich eine ganz andere position einnimmt als mann selbst
oder weil man weibliches einfühlungsvermögen schätzt und sanftheit (obwohl: das kann ins auge gehen, wenn man sich das erwartet )
oder weil man sich von einem mann mehr direktheit und zielgerichtetheit erwartet.

aber das sind natürlich alles nur ideen, und es kann ganz anders kommen.

was ich nur nicht versteh ist warum du das alles uns fragst? da hat doch jeder seine ganz eigenen ansichten?!

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CrazyChild
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weiblich/female, 56
Beiträge: 942

Beitrag So., 22.05.2011, 21:29

...sehr spannende Frage...

Mein erster Therapeut war zufälligerweise ein Mann. Es war eine VT, jedoch bin ich in eine Übertragung reingerutscht die bis zum Ende nicht aufgelöst wurde da mein Thera meine Übertragung auch nicht zugelassen hat. D.h. von verhaltenstherapeutischer Seite im Umgang mit der Angst war es relativ erfolgreich, die nicht aufgelöste Übertragung hat mich noch lange Zeit später recht gequält.

Als nun vor 1,5 Jahren wieder eine Therapie anstand habe ich mir geschworen - NIE MEHR zu einem Mann und habe mir gezielt eine Therapeutin gesucht. Was ist passiert...?? Innerhalb kürzester Zeit steckte und stecke ich wieder in einer Übertragung, jedoch so gewaltig, daß es mich fast umgehauen hat...nur mit dem Unterschied daß ich diese Übertragung bei meiner jetzigen Thera ausleben "darf" - es mich zwar sehr oft wieder ziemlich quält, wir dies bearbeiten und ich nun erkannt
habe, was unter anderem wirklich mein Problem ist und was die Ursache all meiner Ängste zu sein scheinen.

Aus meiner momentanen Erfahrung kommt für mich nur eine Frau in Frage...aber das muß jeder selbst entscheiden - ist eine sehr schwierige Entscheidung, denn man weiß ja nicht was auf einem zukommt.

LG
CrazyChild
LG, CrazyChild

***stay strong***

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Mamamaus
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weiblich/female, 32
Beiträge: 605

Beitrag So., 22.05.2011, 21:40

Also ich wollte nur zu einer FRau gehen. Irgendwie hätte ich es mir nicht vorstellen können viele Themen mit einem Mann zu besprechen. Aber ich denke es hing ach damit zusammen dass meine Störung nach der Geburt meines ersten Kindes auftratt und ich da noch viel zu verarbeiten hatte und über solch ein Thema konnte ich mir nicht vorstellen mit einem Mann zu sprechen. Und sie hat mich auch während der zweiten Schwangerschaft begleitet die nicht ohne war und ich denke a war eine Frau einfach besser.

LG Mamamaus

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Flowerbomb
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Beiträge: 545

Beitrag So., 22.05.2011, 22:16

Ich wollte unbedingt zu einer Frau,aber nach zwei Erstgesprächen mit zwei nicht einfühlsamen Frauen,die auch noch irgendwie nicht nett waren richtig,hab ich schon überlegt mir einen Mann zu suchen und bin dann aber doch zufällig bei einer Frau gelandet,mit der ich sehr zufrieden bin.Konnte mir dieses Einfühlungsvermögen besser bei einer Frau vorstellen und mich eher anvertrauen,wobei meine am Anfang auch eher distanziert war.Generell denke ich eine Frau kann eine andere Frau besser verstehen,aber Männer können das wohl teilweise auch sehr gut.

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luftikus
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männlich/male, 50
Beiträge: 1923

Beitrag Mo., 23.05.2011, 08:58

Ich hatte vor einigen Jahren eine TherapeutIN. Alles in allem wars schon ok, aber ich hatte immer den Eindruck einer gewissen Distanziertheit bei ihr. Außerdem hat sie mich am Ende etwas unschön abserviert. Es waren noch ein oder zwei Stunden von meinem Kontingent übrig, und sie hatte mir vorgeschlagen, diese bei Bedarf zu nehmen. So waren wir verblieben. Doch auf einmal rief sie mich an, sprach mir auf den Anrufbeantworter und meinte, wenn ich nicht innerhalb von 24 Stunden zurückrufen würde, würde sie die Therapie offiziell beenden. Ich rief dann zurück (leider nicht innerhalb der geforderten 24 Stunden), sprach ihr auf die Mailbox, dass ich noch Bedarf an den Stunden hätte, aber sie hat gar nicht mehr darauf reagiert.

Aus dieser Erfahrung heraus habe ich diesmal einen männlichen Therapeuten gewählt, und bisher bin ich sehr zufrieden. Meiner Ansicht nach geht er besser auf mich und meine Themen ein, und ich empfinde die Gespräche als entspannt und angenehm.

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Dunkle
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weiblich/female, 44
Beiträge: 839

Beitrag Mo., 23.05.2011, 09:46

luftikus hat geschrieben: aber sie hat gar nicht mehr darauf reagiert.

Aus dieser Erfahrung heraus habe ich diesmal einen männlichen Therapeuten gewählt,
@Luftikus: Hatte diese Weise zu reagieren, etwas generell Weibliches für Dich?

Ich hatte mal eine Art Erstgespräch mit einer Frau, ich habe abgesagt und ich wusste, wenn ich mich mal auf mehr einlassen, dann garantiert NICHT mit einer Frau. Da würde ich aber nicht ausschliessen, dass es bestimmt sehr gute weibliche Therapeutinnen gibt. Für mich aber "musste" es aber ein Mann sein, es war "natürlich" auch Zufall, aber letztendlich eben nicht. Mein t. hatte auch, wie Carö schrieb, sehr mütterliche Qualitäten, in fast allen meinen Träumen von ihm war er an der Stelle meiner Mutter. Um dann doch auch wieder "genügend" Mann zu sein, um mit ihm die Unsicherheiten in dieser Spannung männlich-weiblich auszuleben. Das war nötig.

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luftikus
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männlich/male, 50
Beiträge: 1923

Beitrag Mo., 23.05.2011, 10:18

Dunkle hat geschrieben:
luftikus hat geschrieben: aber sie hat gar nicht mehr darauf reagiert.

Aus dieser Erfahrung heraus habe ich diesmal einen männlichen Therapeuten gewählt,
@Luftikus: Hatte diese Weise zu reagieren, etwas generell Weibliches für Dich?
Nein, ich würde das Verhalten nicht pauschal als typisch weiblich sehen. Aber nach dieser Erfahrung hatte ich einfach das Bedürfnis, nun einen männlichen Therapeuten zu wählen...

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sofa-held
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Beiträge: 2305

Beitrag Mo., 23.05.2011, 16:17

luftikus hat geschrieben: Aber nach dieser Erfahrung hatte ich einfach das Bedürfnis, nun einen männlichen Therapeuten zu wählen...
das finde ich besonders interessant, dass nach einer schlechten Erfahrung mit einer Frau so einen direkten Effekt auf die weitere Therapie hatte. Ich meine, ich verstehe das.
Woman hat geschrieben:ich bin in einer männerdominierenden Familie (4 Brüder) aufgewachsen
Woman, eigentlich hätte ich mir gedacht, dass du bei dieser Biografie mal ein Woman als Thera wählst. Aber interessant sind die Wege...

Danke alle, die bisher gepostet haben!
LG sofa-held

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saffiatou
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weiblich/female, 51
Beiträge: 3633

Beitrag Di., 24.05.2011, 10:11

Hallo Sofaheld,

ich habe mich für einen männlichen Therapeuten entschieden, anfangs unbewußt, inzwischen ist mir klar,
daß ich einfach sehr viele schlechte Erfahrungen mit Frauen gemacht habe.

Zu Hause war es meine Mutter, die prügelte, ein paar "Freundinnen", die immer wieder Sachen, die ich ihnen
anvertraut habe ausplauderten, mich hängen ließen und Ärztinnen, die mich sehr verachtend behandelt haben,
nicht auf mich eingegangen sind.

Liebe Grüße, Saffia
never know better than the natives. Kofi Annan

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Emotional
Helferlein
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Beiträge: 132

Beitrag Do., 19.04.2012, 13:30

Für mich käme niemals ein männlicher Therapeut in Frage. Als mir die Liste neulich gezeigt wurde, kam gleich "männliche scheiden aus" von mir... irgendwie schon sehr ablehnend?! Naja ich hab einfach zu männlichen Personen noch nie Bezug finden können auf der Gefühlsebene. Mein Vater weiß von mir auch fast gar nix, außer dass ich studiere glaube... und das obwohl ich noch zuhause lebe ^^

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Chantall
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weiblich/female, 36
Beiträge: 444

Beitrag Di., 30.04.2013, 20:18

Hallo,
wie wichtig findet ihr das ob der Thera männlich oder weiblich ist? Ich will die Probleme aufarbeiten die ich durch meinen narzisstisch/soziophatischen Vater heute habe, u.ä. absolute Beziehungsunfähigkeit. Weiß jemand, ob der Therapieerfolg mit einem männlichen Therapeut da hilfreicher sein könnte? Ich habe davor angst und weiß auch gar nicht ob das gehen würde.

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Ghost Rider
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männlich/male, 28
Beiträge: 236

Beitrag Di., 30.04.2013, 21:03

Liebe Chantall,

schwierig das von der Ferne zu beurteilen. Wenn Du selber an diese Frage denkst, wie empfindest Du? Fühlst Du Dich eher bei einem Mann oder bei einer Frau wohler?

Wissen können wir von der Ferne aus eher schwer...ich habe mit den Herren eher schlechte Erfahrungen gemacht als mit den Damen. Ich hab mich auch nicht immer gleich mit allen verstanden, mit einigen sogar gar nicht. Aber bei meiner letzten hat es halt gepasst. Und da habe mich schon wohler gefühlt wenn es um das Thema Beziehungen gegangen ist...ist aber bei jedem unterschiedlich.

Ich hoffe Du findest jemanden der zu Dir passt und mit der/m Du Dich verstehen kannst. Für Deine Behandlung alles Gute!

lg Ghost Rider
"You don't kill yourself, stupid; you make revolution." hat Patch Adams zu sich selbst gesagt.
*~*~*~*
"Die schlimmste Armut ist Einsamkeit und das Gefühl, unbeachtet und unerwünscht zu sein." (Mutter Teresa)

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Fundevogel
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weiblich/female, 50
Beiträge: 1299

Beitrag Di., 30.04.2013, 21:12

Hallo Chantall,

ich glaube, daß man das nicht verallgemeinern kann. Die einen wollen gerade das Geschlecht des Therapeuten entsprechend dem Elternteil, mit dem sie das größere Problem haben. Andere wiederum können sich das gar nicht vorstellen.

Ich selbst wollte einen männlichen Therapeuten haben - nicht wegen meines Vaters oder meiner Mutter - sondern weil ich viele Jahre davor eine weibliche Therapeutin hatte und ich das Gefühl hatte, die war zu nett und sanft. Ich wollte Therapie mit einem Mann machen, auch weil ich Angst hatte, ich würde mich mit einer Frau zu sehr identifizieren.
Ich habe es mit meinem Therapeuten sehr gut getroffen, allerdings habe ich mich oft dafür verflucht, bei einem Mann zu sein und nicht bei einer Frau.

Ich glaube, daß das Geschlecht nicht ausschlaggebend für die Qualität und den Erfolg einer Therapie sind.
Ich würde dir raten, nach deinem Gefühl zu gehen: Wenn du jetzt schon Angst vor einem Mann hast, wäre es wohl besser, du gehst zu einer Frau. Deine Themen werden dich so oder so einholen, egal ob Mann oder Frau.

Ich wünsche dir jedenfalls alles Gute für deine Therapie!
Fundevogel

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Gelli
Forums-Gruftie
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weiblich/female, 49
Beiträge: 564

Beitrag Mi., 01.05.2013, 08:07

Ich kann nur sagen welche Erfahrungen ich gemacht habe.
Ich habe schon mit einer Therapeutin zusammengearbeitet,aber merkte schon nach einiger Zeit,das das nicht geht,nicht weil sie nicht kompetent gewesen wäre,nein ich fand sie einfach zu weich,fürsorglich,einfach so wie eine Frau sein kann,und damit komme ich nicht klar.Ich brauch niemanden der mich "ach so gut versteht".
Ich bin seit Jahren bei einem Therapeuten und muß sagen,ich bin mit ihm viel besser dran.ich wollte im Grunde irgentwie immer mit einem Therapeuten arbeiten,denn ich wußte immer,das was mir der "Mann"genommen hat,das kann mir auch nur ein Mann wiedergeben.
Und mein Thera sagte öfters,sich von vornherein zu sagen,ich will nur mit Frau,da nimmt man sich auch die Chance auf eine "neue oder andere"Erfahrung.
Im Leben werden wir überall und immer wieder mit Männliche oder weibliche Wesen zu tuen haben,und wenn man sich immer wieder sagt ich kann nicht mit Frau oder nicht mit Mann,dann werden einem die jeweils schlechten Erfahrungen nie durch gute Erfahrungen ausgetauscht werden,und immer bleibt ein ungutes gefühl zurück zu Mann oder Frau.
GUT DING WILL WEILE HABEN

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