Körperkontakt in der Therapie

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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chandelle
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weiblich/female, 42
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Beitrag Fr., 15.04.2011, 15:35

Ich sagte ja bereits, dass offenbar die Masse an Menschen (einschließlich mir) diese befürchteten Konsequenzen gar nicht befürchten, weil sie gar kein Problem damit haben.

Hier im Forum laufen natürlich viele zusammen, es ist ja auch ein Forum wo man Probleme lösen will und nicht umgekehrt.

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turbulent2
Helferlein
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anderes/other, 31
Beiträge: 63

Beitrag Fr., 15.04.2011, 15:38

Stimmt, manche haben das Problem mit Sicherheit nicht.
Deswegen sagte ich "eventuelle".
Da hier ja irgendwie die Breite Masse Probleme mit verlieben und so hat, wollte ich das aber trotzdem anmerken.
Weil manchmal kann man sich dann durch so eine aktion wirklich sein eigenes "Grab" schaufeln.
Sprich, sie sind eh schon verliebt, deklarieren Umarmungen als "aber ich brauche Geborgenheit, das ist alles okay" und schwupps, am Ende sindse noch fertiger als vorher.
Weil die Umarmungen die Übertragung auch noch fett forcieren.

So, darum mein Statement

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chandelle
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weiblich/female, 42
Beiträge: 1747

Beitrag Fr., 15.04.2011, 15:40

Naja, die Therapeuten werden wohl in der Masse auch schon wissen was sie tun.

Über positive Erfahrungen wird hier erfahrungsgemäß wenig berichtet.

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Darkday
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Beiträge: 28

Beitrag Fr., 15.04.2011, 17:35

@soraya
Nein, ich hätte so eine Aussage nie getroffen und war mir auch vorher dieses Bedürfnisses in mir überhaupt nicht bewusst, ganz im Gegenteil! Ich bin ein extrem autonomer Mensch.
Zu den Einwänden die hier erhoben werden, es kommt sicherlich auf die Probleme des Menschen an, ob es sinnvoll oder schädlich ist Körperkontakt anzubieten. Ich kann nur von mir sprechen und für mich war es unglaublich heilsam, wobei es sicher mit meinem Hintergrund zu tun hat. Ich bin schwer traumatisiert, Sex***** als auch emotional. Solange ich denken kann, trage ich die Verantwortung für mich ganz alleine (auch als Kind)! Ich habe nie erfahren dürfen, wie es ist einen Teil der Last abzugeben. Ich habe sogar den sM ganz alleine beendet. Danach habe ich jeglichen Kontakt zu Menschen soweit möglich gemieden, insbesondere Männer. Doch trotz allem habe ich mir ein normales Leben erkämpft und aufgebaut, zwei Ausbildungen abgeschlossen etc..... Meiner Meinung nach habe ich es verdient, wenn mein Thera mich mal zwischendurch eine Stunde im Arm hält, mir Sicherheit, Halt und Trost gibt. Ich bin aufgrund meiner Erkrankung alles andere als in Gefahr mich abhängig zu machen oder mich in den Therapeuten zu verlieben. Er schenkt mir ein Gefühl, welches ich bisher nicht kannte, aber dieses Gefühl ist für mich garnicht zwingend an ihn gebunden. Vielleicht normal ein Beispiel wie bedeutsam Autonomie für mich ist. Ich leide auch an angstzuständen. 99% der angstpatienten haben keine Probleme, wenn sie eine Begleitung haben. Bei mir ist es anders, ich muss auf jeden Fall dann alleine sein um die Angst in den griff zu bekommen, auch meinen therapeuten kann ich dann nicht brauchen! Ups, da habe ich mich wohl ein wenig in Rage geschrieben

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Tristezza
ModeratorIn
weiblich/female, 60
Beiträge: 2268

Beitrag Fr., 15.04.2011, 19:33

Meine Therapeutin hat mir heute gesagt, sie würde mich gern mal in den Arm nehmen. Es hat mir gut getan, weil ich mich im Leben irgendwie verloren fühle, heimatlos, was ich vorher zum Ausdruck gebracht hatte. Diese haltende Nähe war ganz wichtig für mich. Ich bin in die Therapeutin nicht verliebt, aber sie tut mir einfach gut. Allerdings ist mir klar, dass dies in vielen Therapien einfach nicht üblich oder sogar "verboten" ist - leider muss ich diese Sitzungen auch selbst bezahlen, weil Körpertherapie von den Krankenkassen nicht anerkannt ist.

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stern
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weiblich/female, 99
Beiträge: 25012

Beitrag Fr., 15.04.2011, 20:18

Körperkontakt über Händedruck hinaus habe ich gelegentlich auch erlebt... und nö, ich war nicht verliebt und wurde es dadurch auch nicht, löste auch keine Übertragung oä aus (sondern versuchte es anzunehmen als das, was es sein sollte), war nie von mir eingefordert worden (was ich auch nicht tun würde), der Thera fütterte oder auch keine Bedürftigkeit z.B. nach Körperkontakt und ließ dadurch auch nicht eine solche erst entstehen (sondern bot es unerwartet von sich aus an), meine Grenzen wurden gewahrt, weil zuvor gefragt wurde (was ich nicht mag, lehne ich ab... also z.B. bei veränderten Sitzpositionen habe ich mitunter auch schon "aufgeschrien": neeeeee, das ist zu nah [rücken sie wieder ein Stück weg] , etc.) und erlebte es wie chandelle eher als heilsam... passte in den Momenten einfach. Klar, für manche kann es heikel sein... aber man muss es nicht pauschal problematisieren. Ich trage immer noch keinen Schaden davon weg, im Gegenteil... und im RL weiß ich an wen ich mich wenden kann, wenn ich das Bedürfnis nach einer Umarmung habe *g*. Also @ soraya:
Der perfekte sicher Ort. Den ich mit nach Hause genommen habe, der noch immer in meiner ERinnerung existiert. Ich war das erste Mal ohne Angst, ohne Anspannung seit...schon immer?
Klingt gut... lass' dich nicht verunsichern. Ich sehe es wie chandelle: Er wird schon wissen, was und warum er das tut.
turbulent2 hat geschrieben:Hilfe zur Selbsthilfe.
Solche Erfahrungen können durchaus zur Selbsthilfe beitragen, vgl. soraya, die nun SELBST darauf zurückgreifen kann. Kann also auch Hilfe zur Selbsthilfe sein... kommt halt u.a. auch darauf an, was der Patient daraus macht. Vor meinen Klinikaufenthalten hätte ich manches vielleicht auch noch ein bissi anders gesehen... aber nun nicht mehr.

@ soraya: Zu versuchen solche Situationen gezielt herzustellen, mit dem Ziel dass der Thera dich nochmals umarmt, würde ich dennoch nicht ... wenn dann direkt darum bitten, und schauen, ob er deiner Bitte nachkommt (kannst ja den Grund angeben, weil du über xy reden möchtest). Das machte ich jedoch bisher nie, weswegen ich insoweit keine Erfahrung habe. Vielleicht umarmt er dich nochmals, vielleicht auch nicht (beides ist möglich). Oder vielleicht macht er es irgendwann nochmals ganz von sich aus.
Liebe Grüße
stern 🌈💫
»Je größer der Haufen,
umso mehr Fliegen sitzen drauf
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(alte Weisheit)

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Thread-EröffnerIn
soraya
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Beitrag Sa., 16.04.2011, 07:52

ui, soviele Antworten, scheint ein Thema zu sein.

Zur letzten Stunde: Nein, er hat mich nicht wieder in den Arm genommen das brauchte es auch gar nicht. Allerdings hab ich ihn, da ich ein schwieriges Thema vor hatte anzugehen, gefragt, ob wir uns nebeneinander setzen könnten. Das war ok, und für mich völlig ausreichend.

Die Umarmung kam in einer "akuten" Situation und war, meiner Meinung nach, völlig stimmig in dem Moment. Mein Ziel, und wohl auch seines, ist natürlich mir diese Art von Nähe mit anderen Menschen in meiner Umgebung zu suchen, und ich bin dabei. Darin hat mich seine Umarmung nur bestärkt. Insofern wusste er was er tut. Verliebtheit in den Thera steht bei mir völlig ausser Frage.

Auch ich bin traumatisiert, sowohl physisch als auch emotional. Und gerade deshalb bedeutet es für mich enorm viel, Körperkontakt erlebt zu haben, der angstfrei war. Sicher, ein Risiko ist er sicher eingegangen, aber wir arbeiten schon so lange zusammen, das er wohl die jeweilige Situation gut einschätzen kann. Für mich war es ein Zeichen von Vertrauen, von beiden Seiten aus.

Ich kann gut damit umgehen, das ich jetzt nciht in "jeder" Stunde eine Umarmung erwarten kann, das will ich auch garnicht, weil es die "eigentliche " Arbeit unterbricht. Aber diese spezielle Stunde hat mich vorwärts katapultiert.

Ich würde aber nicht sagen, das das bei jedem so wäre, noch vor einem halben Jahr, oder vor einem Monat hätte es mich vielleicht, höchstwahrscheinlich, eher zurückgeworfen. Aber an diesem Tag, in diesem emotionalen Zustand, hat es mir geholfen.

Ich sehe, es gibt hier welche, die sind "dafür" welche die sind "dagegen", und das ist völlig ok. Ich habe für mich gelernt, das es sich lohnt, meine Angst zu überwinden, ihm zu vertrauen und ich merke, das ich das in den letzten Tagen auch mit in mein Leben nehmen kann. Und siehe da, es lohnt sich auch dort.

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Darkday
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Beiträge: 28

Beitrag Sa., 16.04.2011, 07:59

Hallo Soraya, ich finde du hast es gut auf den Punkt gebracht, in der richtigen Situation, beim richtigen Patienten kann es einen enorm vorwärts bringen und in einer anderen Situation eher schaden. Ich denke ein guter Therapeut, der seinen Patienten ausreichend kennt, sollte das sicher einschätzen können!! Vermutlich schon aus eigenem Intresse, denn ein mänlicher Therapeut, mit einer weiblichen Patientin begibt sich ja auch für sich selbst auf dünnes Eis....
uIch finde Deinen Bericht, was es Dir gebracht hat unglaublich positiv und ich wünsche Dir, dass Du diese Gefühle für Dich konservieren kannst!

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CrazyChild
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Beiträge: 942

Beitrag Sa., 16.04.2011, 11:12

...ich würde mir auch nichts mehr wünschen, als daß meine Thera mich mal in den Arm nimmt...aber ich stecke schon seit längerer Zeit in einer heftigen Übertragung (Mutter/Kind)...ich würde es mir wirklich so sehr wünschen von ihr gehalten zu werden...und trotz aller Übertragung, die mich oft auch sehr quält, glaube ich, daß das nicht gut für mich wäre. Es würde in meinem Fall die Übertragung noch mehr anfeuern...ich denke, deswegen macht es meine Thera auch nicht, denn wir hatten darüber schon gesprochen. Ich akzeptiere das.

Ich denke es ist wirklich von Fall zu Fall verschieden und braucht viel Fingerspitzengefühl.

LG
CrazyChild
LG, CrazyChild

***stay strong***

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Riniel
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Beiträge: 202

Beitrag Sa., 16.04.2011, 17:20

Ich denke, ein Therapeut weiß ungefähr bei welchem Patient und in welcher Situation er Körperkontakt herstellen kann. Da jeder anders reagiert.

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Susanna85
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Beiträge: 181

Beitrag So., 17.04.2011, 12:42

Hallo Soraya,

hab grade richtig Gänsehaut bekommen, als ich deinen Beitrag gelesen hab. Das klingt alles sehr stimmig und richtig, wie dein Thera in der Situation auf dich eingegangen ist.
Ich sehne mich auch nach einer Umarmung, und werde es nächste Stunde mal ganz konkret ansprechen, obwohl ich jetzt schon weiß, dass er es ablehnen wird. Aber einen Versuch ists auf alle Fälle wert Sogar auch mehrere versuche

Es ist wirklich schön zu lesen, wie es dir geholfen und dich weitergebracht hat....Auf das es immer so weiter geht! (auch ohne Umarmung).
LG

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Tigerchen
neu an Bo(a)rd!
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Beiträge: 4

Beitrag So., 17.04.2011, 15:36

Ich habe mich eben hier angemeldet und möchte euch meine Erfahrungen zu diesem Thema schreiben.

Auch ich habe schon mit meinem Thera Körpererfahrungen gehabt.Die Erwachsene,die ich bin hat ihren Thera gefragt gehabt,ob er sie mal in den Arm nehmen könnte,weil es vieleicht in diesem Moment hilfreich sein könnte.Mein Thera,der ein offener und kompetenter Therapeut ist,fragte mich inwieweit ich das wollte und wie ich mir das vorstelle.
Ich sagte,ich möchte das Sie mich jetzt einfach umarmen,weil in mir das jemand möchte.Darauf sagte er,ok dann stell ich mich mal hin und Sie tuen was sie sich von mir wünschen.Er stand dann da,ich stellte mich hin,und nach langem hin und her schlang ich meine Arme um ihn und war total irretiert.
Er erwiderte meine Umarmung nicht,er stand da eigentlich wie ein Pfahl,einfach regungslos,und genau das hat mich irretiert und auf Abstand gehen lassen.Mir hatte die Umarmung in dem Sinne,wie ich es mir gewünscht hatte,da nichts gebracht.

Dann gab es eine andere Situation die zu vergleichen mit einer der "Userin Soraya"ist.
Auch ich als die "kleine"brauchte in demmoment den Schutz und die Umarmung eines sehr vertrauten Menschen und die "kleine"in mir mag ihren Thera sehr,und dieser sollte sie umarmen.Er setzte sich dann auch auf dem Fußboden wie ich und sagte mir:schau,ich werde dir nichts tuen,du möchtes umarmt werden,also ich biete es dir an und schau wie sich das für dich anfühlt.
Ich umarmte ihn,ich war in dieser Umarmung sechs Jahre alt und brauchte einfach den Schutz.Diese Umarmung war eine wundervolle Erfahrung,denn er war darin nicht regungslos geblieben.

Wenn ich zwischendurch traurig werde,dann setzt sich mein Thera ganz dicht neben mir und legt seine hand auf meine Schulter,als Zeichen das er da ist für mich,oder er nimmt meine Hände in seine aufgefalteten Hände.Das soll sagen:Wir "tragen"das gemeinsam.

Mein Therapeut ist ein erfahrener Thera und weiß daher was er machen darf oder nicht,zumal ich bei ihm schon an die 8 jahre in Behandlung bin.

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minhalma
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Beiträge: 3

Beitrag So., 17.04.2011, 19:11

Hi,
ich kenne beide Seiten: therapeutischen Missbrauch und heilenden Körperkontakt meines jetzigen Therapeuten. Es gibt eine Umarmung zur Begrüßung und zum Abschied . Wenn mich das Entsetzen oder die Traurigkeit überschwemmt, kann ich auch mal in seinen Armen weinen, gehalten! Da er so integer ist, gibt es nie ein ungutes Gefühl dabei. Mir sind immer unsere Rollen bewusst: er der Therapeut, ich die Patientin.
Es gibt gute Gründe für Distanz zw, Therapeuten und Patienten, es gibt auch gute Grunde, Patienten auch mit Umarmungen Halt zu geben. Ich bin überzeugt, dass wir selber am besten spüren, was für uns passt - wenn wir nur gut in uns spüren!
LG minhalma

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Mamamaus
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Beiträge: 605

Beitrag Mo., 18.04.2011, 19:46

Hallo,

also ich habe mir das gerade vorgestellt wie es wäre wenn mich meine Thera in den Arm nehmen würde und ich muss sagen, dass ich mir das nicht so recht vorstellen könnte. Wäre glaube ich zu viel Nähe. Gut in solchen Situationen in denen ich schluchzend vor ihr saß könnte ich es mir vielleicht noch sorstellen aber sonst, nein nicht wirklich. Aber ich denke auch dass der Therapeut genau weiß bei wem er wie weit gehen kann, es kann schon sein, dass es bei manchen Menschen einfach so etwas braucht um die Kindheit aufzuarbeiten.

LG Mamamaus

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Feelein
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Beiträge: 13

Beitrag Di., 26.04.2011, 21:16

Also den einzigen Körperkontakt den ich erleben durfte war, dass er mir von hinten an die Schulter gefasst hat, um mir Kraft zu geben, als ich ein anstrengendes Gespräch, damals noch mit meiner Mutter hinter mir gebracht habe.

Es hat zwar damals gut getan, aber in mir doch ein komisches Gefühl ausgelöst. Wüsste auch nicht, was ich machen würde, wenn er mich plötzlich in den Arm nehmen würde.

Ich denke von Frau zu Frau, würde mir das leichter Fallen. Bei einem Mann, wäre das für mich schon ein komisches Gefühl .

Aber, wenn es euch hilft und ihr euch dadurch nicht verliebt, warum nicht!

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