Hi Schneekugel,
für eine Behandlung von Asperger werden meines Wissens gezielt defizitäre Verhaltens- und Wahrnehmungsmuster trainiert, vor allem um die soziale Anpassungsfähigkeit der Betroffenen zu verbessern.
Das was du beschreibst wird unter Autisten im Jargon "Hundeschule" genannt. Du lernst zu hüpfen, wann es andere wollen und wie es andere wollen, egal ob es dich gerade belastet. Du lernst zu bellen, wann es andere wollen und wie es andere wollen, egal ob es dich gerade belastet. Du lernst körperlichen Kontakt anzunehmen, wann es andere wollen und wie es andere wollen, egal ob es dich gerade belastet. Es hat ja einen Grund warum man das alles von sich aus nicht machen will. Eben weil es einen unangenehm ist und Stress bereitet bzw. schlicht kein instinktiver Drang dazu besteht und man sich daher ständig dazu bewusst ermahnen müsste.
Das ganze gibts im professionellen Paket, nennt sich dann ABA bzw. die diversen Hundeschulenabarten davon oder auch hobbymässig ausgeführt im Elternhaus durch Druck, Zwang, Vorwürfe, Schläge usw...
Da der Autist dabei eben entgegen seiner Bedürfnisse, den ganzen Sozialmist durchmacht, obwohl er durch diesen nur grundlos belastet wird, aber ihm ja in der Hundeschule eingetrichtert wurde, dies unbedingt ertragen zu müssen endet die typische Hundeschulenkarrieret, häufig mal mit späterer Depression und Burn Out.
Wenn man aber ständig aneckt, weil man so ist, wie man ist, dann kann das auf Dauer zu Schuldgefühlen führen, dazu, daß man sich selbst nicht akzeptieren kann bis hin zum völligen Verlust des Selbstvertrauens, so wie es mir passiert ist...
Danach kommt der Autist dann mit etwas Glück an einen professionellen Therapeuten, der ihm wie jedem anderem Menschen klar macht, dass er endlich anfangen soll nach seinen Bedürfnissen zu leben, solange diese nicht aktiv in die Bedürfnisse eines anderen eingreifen. Also bildet sich jemand selbsttätig ein, er müsse sich wegen dies oder das ärgern, ist das kein aktives Eingreifen. Die Person macht das dann ja ganz von allein. Dementsprechend wenn sich jemand selbsttätig einbildet, dass jemand wo aneckt und er sich darüber ärgern muss, brauch ich mir Dank therapeutischer Hilfe keine Schuldgefühle mehr auf Dauer machen, kann mich akzeptieren und habe wieder richtiges Selbstvertrauen, wie es mir passiert ist. Nicht weil ich ein braver Wauzi bin der "Wauwau" macht, wenn jemand anderer sagt ich soll "Wauwau" machen, und ich dann dafür ein "Hui, bist du aber brav!" Leckerli bekomme und stolz auf mich sein kann, sondern weil ich mir einfach erlaube die Dinge zu tun die mich glücklich machen, solange sie eben nicht aktiv jemand anderen beeinträchtigen. Lego Star Wars macht mich glücklich. Jetzt wird sicher irgendwo ein Pimpf hocken der rummümmelt "Blöblöblöblöck, aber das gehört sich doch nicht mit 30 blablablalaberlaber..." aber Fakt ist, wirklich absolut niemand MUSS sich ärgern, weil ich in diesem Fall etwas mache, dass sich zwar vielleicht nicht gehört, aber in niemandes Bedürfnisse aktiv eingreift. Also von mir aus kann derjenige weiterbabbeln oder nicht, mir ist es jedenfalls absolut berechtigterweise vollkommen wurscht. Ich bin absolut in Ordnung so wie ich bin, und nachdem es absolut niemanden betrifft, dass ich eine satirische Veräppelung von Star Wars prunzkomisch finde, ist auch das absolut in Ordnung. Es ist mir absolut klar, dass da wo meine Bedürfnise aktiv in die Bedürfnisse eines anderen eingreifen ich irgendwie einen Konsens finden muss. Aber wenn das nicht der Fall ist und irgendjemand sich unbedingt ärgern will "Weil sich sowas doch gehört oder nicht gehört..." dann kann er sich die Schuldgefühle die er wecken will, gerne aus dem Fallrohr meines WC´s klauben.
Also klar, greift das Verhalten einer Person in die Bedürfnisse einer anderen ein, dann muss man halt schauen was man macht. Aber irgendwelche armen kleinen Kinder in die Hundeschule zu schicken nur weil "Die Tante Hedwig sich immer so aufregen tut, dass das Kind ihr bei der Begrüssung nicht die Hand gibt..." also näh...