chandelle hat geschrieben:Danke für Eure Beiträge. Leider geht es mir heute so schlecht, dass ich nur lesen mag.
hoffentlich gehts dir bald wieder besser
chandelle hat geschrieben:Danke für Eure Beiträge. Leider geht es mir heute so schlecht, dass ich nur lesen mag.
Gärtnerin hat geschrieben: zur Ausgangsfrage "Wieviel Verantwortung trägt ein Klient?" würde ich antworten: "So viel oder so wenig Verantwortung wie er in seiner ganz individuellen Situation und zu einem ganz bestimmten Zeitpunkt tragen kann."
Gärtnerin hat geschrieben:Da kann man nicht alle Klienten über einen Kamm scheren. Es macht einen Unterschied, ob sich ein Mensch mit einer halbwegs gefestigten Persönlichkeitsstruktur wegen einer "momentanen labilen Gefühlslage" (Zitat Tentatives) in Therapie begibt, oder ob jemand eine schwere Persönlichkeitsstörung hat.
Gärtnerin hat geschrieben:Drei Jahrzehnte lang hatte ich keine Gefühle gespürt und hatte dadurch auch nie gelernt, wie man Gefühle reguliert. Ich war in dieser Therapiephase in höchstem Maße abhängig vom Therapeuten. In meinem inneren Chaos war er oft das einzige, woran ich mich noch festhalten konnte.
nein, sicher nicht. im gegenteil, bei manchen störungsbildern ist diese abhängigkeit ja völlig normal.Gärtnerin hat geschrieben:Eine zeitweise Abhängigkeit finde ich in der Therapie grundsätzlich nicht verkehrt.
Gärtnerin hat geschrieben:Sie kann allerdings auch - so meine schmerzliche Erfahrung - gründlich in die Hose gehen, wenn der Therapeut nicht willens oder nicht in der Lage ist, die notwendige stabile Basis zu bieten. (Stabile Basis ist nicht gleichbedeutend damit, alle Bedürfnisse des Klienten zu stillen!)
Hallo chandelle,chandelle hat geschrieben:Angelehnt an die häufig aufkommenden Themen über Therapie und den dort stattfindenden Abhängigkeiten, erstelle ich diesen Thread [...]Interessieren tut es mich allerdings schon inwieweit sich Klienten verantwortlich fühlen für ihre Therapie?[...] Nicht Bedürfnisse sollen gestillt werden, sondern erlernt werden wie man seine Bedürfnisse stillen kann [...] Vielleicht ist es doch eher ein seltenes Phänomen mit den Abhängigkeiten in einer Therapie?
Da gab es Momente in denen ich meiner Thera erlich im nachhinein gesagt habe, dass ich teilweise zumindest in Gedanken sogar alle Verantwortung über mich selbst meiner Thera zugeteilt habe, weil ich so das Gefühl hatte sicherer zu sein und auch, weil ich selbst Verantwortung als erdrückend erlebt hätte, verzweifelt wäre angesichts der für mich damals gefühlten unbewältigbaren Aufgabe.Gärtnerin hat geschrieben:"So viel oder so wenig Verantwortung wie er in seiner ganz individuellen Situation und zu einem ganz bestimmten Zeitpunkt tragen kann."
Das mag sein. Die Frage dabei ist nur, wie man "kann" definiert. Es geht ja gerade in der Therapie meistens nicht um objektive Fähigkeiten, sondern um hartnäckige innere Überzeugungen. "Kann" jemand mit einer Zwangserkrankung aufhören, dauernd zu kontrollieren, ob der Herd ausgeschaltet ist? "Kann" ein Angstpatient sich mit seiner Angst konfrontieren? "Kann" jemand mit einer schweren Sozialphobie sich dazu aufraffen, unter die Leute zu gehen?hungryheart hat geschrieben:ich würde mal das "kann" betonen wollen, weil das, was ein patient tatsächlich kann wohl oft ziemlich sicher unglaublich und deutlich mehr ist, als der patient glaubt zu können.
Auf längerfristige Sicht ist das richtig - und in Therapien manchmal leider ein vernachlässigter Punkt. Doch die andere Seite ist die, dass in der Therapie unter Umständen kindliche Bedürfnisse, die ein Leben lang nie gespürt wurden, ganz massiv aufbrechen. Die können dann so überwältigend sein, dass sie einen einfach nur überrollen. Ich switchte in meiner Therapie - ausgelöst durch bestimmte Trigger - immer wieder unkontrolliert hin und her: von der reflektierenden 30-Jährigen zum gefühlsgesteuerten, vollkommen abhängigen Baby. Es brauchte viele Jahre, bis beide Anteile nebeneinander her existieren und allmählich zu einem integrierten Gesamt-Ich verschmelzen konnten. In dem Maße wie diese Integrationsarbeit gelang, nahm die Abhängigkeit vom Therapeuten stetig ab.chandelle hat geschrieben:Nicht Bedürfnisse sollen gestillt werden, sondern erlernt werden wie man seine Bedürfnisse stillen kann
Gärtnerin hat geschrieben:Ich unterstelle jedem Menschen, der sich in Therapie begibt, den Willen, an seiner Problematik zu arbeiten. Den Klienten ernst zu nehmen, hieße für mich zunächst einmal, sein "Ich kann nicht" voll und ganz anzuerkennen. Für mich gehört es ganz entscheidend zur Selbstverantwortung des Klienten dazu, sagen oder zeigen zu dürfen "Ich kann nicht" und das dann auch geglaubt zu bekommen.
Gärtnerin hat geschrieben:Viele Menschen glauben ja, erwachsen zu sein, indem sie das nachahmen, was allgemein als erwachsenes Verhalten gilt. [....] Aber wirklich erwachsen ist man erst, wenn man alle Anteile - auch auch die kindlichen - in sich integriert hat. Auf diesem Weg der "Nachreifung" gehört meiner Meinung nach eine Abhängigkeitsphase oft dazu
Gärtnerin hat geschrieben:Daher finde ich es wichtig, dass der Therapeut einerseits den Klienten zu eigenen Schritte ermutigt und damit die erwachsenen Anteile stärkt, dass er andererseits aber auch als sicherer Hafen zur Verfügung steht, der dem Klienten jederzeit als absolut verlässliche Basis für neue Unternehmungen dient. Hier die richtige Ausgewogenheit zu finden, ist oft eine Gratwanderung und verlangt eine Menge therapeutisches Fingerspitzengefühl.
Ja, ist wohl seltsam. Mein Therapeut hatte sich auch die letzten Stunden Zeit genommen um Abschied zu nehmen. Er war erstaunt, dass ich das nicht so wichtig genommen habe. Warum weiß ich auch nicht, aber es lag da auch eine große Veränderung vor, und da war ich auf das Neue wohl schon mehr neugierig.schmetterling.1983 hat geschrieben: Es fällt mir schwer mir vorzustellen, dass du gar nicht irgendwie an deinen Theras gehangen hast in irgendeiner Art und Weise, weil Sie dir doch (möglichst) geholfen haben.