Hallo Gothika
Gothika hat geschrieben:Ich sage es absichtlich provokant: Wenn das Kind völlig psychisch gesund da raus gehen sollte, grenze das schon beinahe an ein statistisches Wunder
Ja, das denke ich mir halt auch. Sie hat so viel durchmachen müssen, dass ich es für höchstunwahrscheinlich halte, dass sie schadlos da rauskommt.
Noch dazu all die anderen Punkte? Und dass mit der Mutter? Ja, es erscheint mir sehr sinnvoll! Auch deine Gedankengänge zur "Parentifizierung" (überangepasst sein, sich verantwortlich fühlen, zu brav und duldsam) kann ich nur unterschreiben. Du betonst, dass sie KEINE Verhaltensauffälligenkeiten aufweist. Genau der Umstand würde mich beunruhigen, weil die eine oder andere Auffälligkeit eine gesunde Reaktion auf die Umstände wäre. Ja, ich weiß, klingt paradox. Man will ein Kind zum Therapeuten schicken, weil es ZU GUT mit der Situation klarkommt? Hä?
Für mich klingt das alles andere als paradox, aber vielleicht auch nur deshalb weil ich selbst ein überangepasstes Kind war.
Da wäre z.B. dass du zwar zur Therapie gehst, jede Menge Probleme derzeit hast, aber dich eher als gesund ansiehst und nicht als beteiligten Faktor. Du willst der Stieftochter einen Möglichkeit einräumen, aber zwischen den Zeilen klingt es so, als ob DU damit gar nichts zu tun hättest. Wenn ich das richtig verstehe, willst du nicht mal miteingebunden werden, weil ja zwischen dir und Stieftochter alles gut und perfekt liefe? Es zählt aber immer die GANZE Familienstruktur. Immer!
Ach so, klingt das so? Ich habe sehr viele Probleme momentan. Und zwar
-meine Schwangerschaft und Fehlgeburt in der 21. SSW
-Beziehungskrise, Trennungszweifel, Streit
Das sind meine Stücke am Kuchen. Ich steckte die letzte Zeit in vielen Verzweiflungslöchern, habe viel geweint, telefoniert, gestritten. Und meine Tochter hat mich natürlich auch mit verheulten Augen gesehen, hat bemerkt, dass ich mich viel mehr mit anderen austausche und dafür aus dem Raum gehe, damit sie nicht mithört. Also sie bekommt schon mit, dass es auch mir schlecht geht. Aber - und das ist der Grund, warum ich glaube, dass es zwischen mir und ihr eigentlich ganz gut läuft - ich fühle mich nicht depressiv. Trotz aller Verzweifelung ist meine Psyche recht stabil, so dass ich für meine Tochter emotional verfügbar bin. Ich bin geduldig und verständnisvoll mit ihr. Ich finde wir gehen normal miteinander um. Ich möchte halt nicht, dass sie meine Probleme direkt abbekommt.
In die Therapie bin ich schon miteingebunden. Ich gehe mit zu den Vorgesprächen. Ich fand es aber irgendwie wichtig, dass die Therapeutin wirklich nur für sie da ist. Ich hatte irgendwie die Befürchtung, dass sie sich nicht richtig anvertrauen kann, wenn ich während der Stunden mitanwesend bin. Vielleicht wäre sie dann weniger offen, weil sie mir nicht "wehtun" will. Keine Ahnung, vielleicht möchte die Therapeutin aber auch ausdrücklich, dass wir Eltern aktiver teilnehmen. Mal sehen.
Vor allem, wenn du dich mit Trennungsabsichten rumschlägst. Was wird dann aus der Kleinen? Ich bin ganz sicher, diese Frage ist dir nicht neu, vermutlich sogar recht präsent? Wenn du dich für eine Trennung entscheidet,
Nein, eine Trennung steht nicht zur Debatte, wenn auch manchmal nur zum Wohle des Kindes. Ich denke über den Sinn meiner Beziehung nach, ich stelle sie in Frage, ich möchte mich auch zeitweise nicht mehr. Eine Entscheidung habe ich noch nicht getroffen. Jetzt kann ich nichts entscheiden. Die Frage einer tatsächlichen Trennung ist auf unbestimmte Zeit vertagt. Bis dahin versuchen wir erstmal, unsere kaputte Beziehung wieder zu sanieren und zu repararieren.(Aber darüber möchte ich jetzt eigentlich nicht diskutieren, das geht mir zu weit)
Allen voran frage ich mich z.B. wo denn der Wunsch nach Kindertherapie/Unterstützung war, als das Kind seinerzeit verhaltensauffällig war?
Seinerzeit war ich (allein) bei einer Erziehungsberatung und einer Kinderpsychologin zum Vorgespräch. Und diese hat mir eine eigene Therapie empfohlen, um mich und gleichzeitig meine Tochter zu stabilisieren. Das hat sehr gut funktioniert.