Geschenke von der Therapeutin

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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münchnerkindl
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Beitrag Mi., 09.03.2011, 23:10

Godiva hat geschrieben:sie soll mich nicht sympathisch finden, da sie enttäuscht wäre, sollte sie einst von meinen Abscheulichkeiten erfahren
Hast du ein paar Babies zuhause entbunden und dann im Garten verscharrt oder sowas?

Was für grauenvolle Abscheulichkeiten sollen sich denn in der Vergangenheit einer völlig durchschnittlichen mitteleuropäischen Frau die einen Therapeuten aufsucht zu finden sein?

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Godiva
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Beitrag Do., 10.03.2011, 00:19

Auf der Suche nach einem Nervenkitzel oder sind Dinge außerhalb des "durchschnittlich-mitteleuropäischen" Vorstellungsvermögens nicht existent?

Das war schlichtweg unangemessen.
Ich hielt meinen Schatten für einen andern und grüßte.

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münchnerkindl
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Beitrag Do., 10.03.2011, 00:34

Ne, aber ich sehe nicht, was jemand der jeden Tag beruflich mit den mehr oder weniger tiefen Abgründen von Menschen zu tun, also vermutlich im Lauf einer längeren Karriere schon so ziemlich alles gehört hat hat sonst so grossartig schocken könnte. Also was könntest du einem Therapeuten erzählen, was der ganz furchtbar schlimm finden würde?

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Gast
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Beitrag Do., 10.03.2011, 00:34

Godiva hat geschrieben:...
Dass ich in einer gleichgeschlechtlichen Beziehung lebe, bietet natürlich noch mehr Raum für Spekulationen, die unangebracht sind. Mich interessierten andere "Wahrnehmungen", die Ihr mir netterweise eröffnet habt.
Das mag vlt. eine nette/unangenehme Fantasie sein, es mag vlt. Fälle geben, wo "man" seine GEdanken, Fantasien, Wünsche hat -auch die spreche ich einem Arzt nicht ab, aber..

er würde damit auf´s gröbste gegen ein Kodex verstoßen, weil eben ein "Arzt-Patienten"-Verhältnis nicht sein darf.

Ich denke, wenn deine Gedanken in diese Richtung gehen, dann würde deine Thera -soferne sie verantwortungsvoll genug ist- das Patienten-Arzt-Verhältnis lösen; und soferne ich richtig unterrichtet bin, darf da nicht unmittelbar danach was sein.

Zum Thema Mut; klar, das Internet ist anonym, da stellt sich manche Frage leichter, von daher finde ich es schon mal gut, daß du diesen Schritt gegangen bist.

Vlt. kannst du -von hinten herum das Thema bei der Sitzung ansprechen; du mußt ja nicht gleich mit dem kommen
Vlt. fällt es dir dadurch leichter

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hungryheart
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Beitrag Do., 10.03.2011, 10:01

hi godiva,

Godiva hat geschrieben:(sie soll mich nicht sympathisch finden, da sie enttäuscht wäre, sollte sie einst von meinen Abscheulichkeiten erfahren)

ich habe ja bei meinen abscheulichkeiten auch gedacht, dass es abscheulicher nicht mehr geht und dass ich der einzige mensch auf der welt bin, der solche abscheulichkeiten vorzuweisen hat.
(so zu denken hat, wie mir gesagt wurde, etwas ganz schön narzisstisches )


meiner thera hab ich deshalb auch lange gar nichts erzählt, erst in der klinik habe ich damit herausgerückt und festgestellt, dass es sich um ein völlig banales, alltägliches und häufiges problem handelte, mit dem viele mitpatienten auch zu kämpfen hatten.

(das war sehr erleichternd, wenn ich auch gleichzeitig tatsächlich fast ein wenig gekränkt war, weil mein ach so besonderes und besonders abscheuliches, als großes geheimnis kultiviertes und gehütetes problem so banal, alltäglich und wenig besonders sein sollte )
Zuletzt geändert von hungryheart am Do., 10.03.2011, 10:08, insgesamt 1-mal geändert.
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hungryheart
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Beitrag Do., 10.03.2011, 10:05

Godiva hat geschrieben:Auf der Suche nach einem Nervenkitzel oder sind Dinge außerhalb des "durchschnittlich-mitteleuropäischen" Vorstellungsvermögens nicht existent?

Das war schlichtweg unangemessen.

nö, ich glaub müki wollte nur ein bisschen entdramatisieren.
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münchnerkindl
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Beitrag Do., 10.03.2011, 10:15

hungryheart hat geschrieben: (das war sehr erleichternd, wenn ich auch gleichzeitig tatsächlich fast ich ein wenig gekränkt war, weil mein ach so besonderes und besonders abscheuliches, als großes geheimnis kultiviertes und gehütetes problem so banal, alltäglich und wenig besonders sein sollte ....ein bisschen liest es sich bei dir auch so.)
Das mit dem Narzissmus von solchen Gedanken, daß die eigene Abscheulichkeit doch eine BESONDERE Abscheulichkeit ist die einen von anderen "schlimmen" Leuten abhebt wollte ich auch schreiben, hab es mir aber dann verkniffen da doch ziemlich provokativ, da schon die Frage ob sie eine Babyleiche im Garten verscharrt hätte nicht gut angekommen ist

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münchnerkindl
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Beitrag Do., 10.03.2011, 10:23

hungryheart hat geschrieben:

nö, ich glaub müki wollte nur ein bisschen entdramatisieren.
Und weil selbst wenn es diese hypothetischen Babyleichen im Garten gäbe wäre es ja ein eindeutiges Zeichen von Reue, mit einem Therapeuten darüber zu reden. Und ich denke wenn jemand etwas wirklich verwerfliches getan hat, egal was es war, wenn derjenige es bereut ist es nicht wirklich so schlimm. Wirklich abscheulich sind die Leute die irgendwelche grausamen Dinge tun und in deren Gehirn noch nicht mal reingeht, daß das was sie getan haben falsch war. Das sind eigentlich die einzigen Leute wo es einem wirklich kalt den Rücken runterläuft.

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hungryheart
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Beitrag Do., 10.03.2011, 10:48

münchnerkindl hat geschrieben:Wirklich abscheulich sind die Leute die irgendwelche grausamen Dinge tun und in deren Gehirn noch nicht mal reingeht, daß das was sie getan haben falsch war. Das sind eigentlich die einzigen Leute wo es einem wirklich kalt den Rücken runterläuft.

und selbst das ist glaub ich für therapeuten nichts ungewöhnliches.

ein befreundeter psychotherapeut sagt jedenfalls immer:
"mich wundert gar nichts mehr"
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münchnerkindl
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Beitrag Do., 10.03.2011, 11:08

hungryheart hat geschrieben: ein befreundeter psychotherapeut sagt jedenfalls immer:
"mich wundert gar nichts mehr"
Ich denke auch, der Sinn von Psychotherapie und der Sinn von Gott ist, angenommen zu werden, egal wer man ist und was man getan hat.


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Godiva
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Beitrag Do., 10.03.2011, 12:09

Ganter hat geschrieben: Zum Thema Mut; klar, das Internet ist anonym, da stellt sich manche Frage leichter, von daher finde ich es schon mal gut, daß du diesen Schritt gegangen bist.

Vlt. kannst du -von hinten herum das Thema bei der Sitzung ansprechen; du mußt ja nicht gleich mit dem kommen
Vlt. fällt es dir dadurch leichter
Danke für das (gleichsam rückwirkende) Mutmachen. Das Thema hier anzubringen war vielleicht ein guter Anfang und ich werde versuchen, es ganz beiläufig in der nächsten Sitzung anzusprechen.


Vom anderen Thema bitte ich höflichst Abstand zu nehmen und meine ethische Auffassung von "Abscheulichkeiten" weder abzuwerten, noch mit narzisstischen Tendenzen gleichzusetzen. Bitte belasst es dabei.
Ich hielt meinen Schatten für einen andern und grüßte.

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hungryheart
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Beitrag Do., 10.03.2011, 12:48

Godiva hat geschrieben: Doch da ist eben dieses riesige Misstrauen: Was will sie damit bezwecken? Kann diese anfangs kühle und sachliche Person plötzlich wirklich auf emotionaler Ebene agieren und nur Sympathie bezeugen wollen? Steckt sie vielleicht in einer Übertragung fest?

Könnte es die therapeutische Ebene zerrütten, sie gezielt darauf anzusprechen? Wir arbeiten wirklich phänomenal gut zusammen.

sofern sie professionell arbeitet, kann ein ansprechen die therapeutische ebene wohl kaum zerrütten.
(wenn überhaupt eher das nicht-ansprechen)
im gegenteil, das forum ist ja übervoll von geschichten, in denen es sich als gut und erlösend erwiesen hat, die dinge beim namen zu nennen und mit dem therapeuten zu bearbeiten.

steckst du denn selbst in einer übertragung?


gerade sehe ich, dass müki noch etwas dazu geschrieben hat:
dieses sich mit dir beschäftigen, auch in ihrer freizeit (denn da kauft sie ja die geschenke) ist zumindest ein indiz für wie auch immer geartete intensivere gefühle (also intensiver , als normal) für dich.

ich steckte in der therapie lange in einer starken mutterübertragung und
meine thera (die mir ja auch geschenke machte) hat sehr klar gesagt, dass sie in der entsprechenden gegenübertragung sei.
vielleicht hatten ihre geschenke auch damit zu tun?

ich würde es auf jeden fall unbedingt ansprechen.
Zuletzt geändert von hungryheart am Do., 10.03.2011, 13:32, insgesamt 1-mal geändert.
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münchnerkindl
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Beitrag Do., 10.03.2011, 13:23

Ja, da Geschenke im therapeutischen Rahmen überhaupt nicht üblich sind ist es ja völlig normal, daß man sich da ernsthaft fragt, was das soll.

Ich glaube auch, daß hier Reden angesagt ist und daß es auch eine legitime Rückmeldung wäre zu sagen, ne, ich will solche Geschenke garnicht. Mit Geschenken sieht man sich ja auch schnell im Zugzwang auch was schenken zu sollen/müssen, was aber natürlich auch nicht wirklich geht. Ausserdem ist es ein Hinweis darauf daß sich der Therapeut auch ausserhalb der Therapie intensiv mit mir beschäftigt. Wiederrum etwas das ein "Gschmäckle" in Richtung Gegenübertragung haben könnte.

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Lou Salomé
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Beitrag Do., 10.03.2011, 15:54

also du willst ihr nicht vor den Kopf stoßen, aber vielleicht ist das auf eine höfliche Art genau das richtige?

Bevor sie sich zu sehr reinsteigert.

Überleg mal wie ein Thera reagieren würde.. der würde dir ganz klar die Grenzen aufzeigen.

Wenn du die Geschenke nicht willst oder eure professionelle Arbeit gefährdet siehst, ist das vollkommen natürlich das anzusprechen.

Du sollst ja nicht mit ner Axt auf sie losgehen und die Geschenke vor ihren Augen im Klo runterspülen.

Theras wollen ihre Klienten auch nie verletzen, denk ich mal. Trotzdem sagen sie in dem Fall "Ich möchte das nicht". Es gibt Grenzen und es soll nicht deine Aufgabe sein dich mit ihrem Wohlbefinden oder nicht rumzuquälen.
"Each has his past shut in him like the leaves of a book known to him by his heart, and his friends can only read the title."

~ Virginia Woolf ~


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Godiva
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Beitrag Do., 10.03.2011, 19:26

hungryheart hat geschrieben: steckst du denn selbst in einer übertragung?
Schwer zu beurteilen; ich möchte von ihr weder adoptiert, geliebt oder gekuschelt werden. Viel mehr wünsche ich mir diese anfängliche Reserviertheit zurück, weil es mir eindeutiger erscheint. Andererseits soll sie wissen, dass ich ihr Engagement durchaus zu schätzen weiß und ebenso dankbar bin.

hungryheart hat geschrieben: meine thera (die mir ja auch geschenke machte) hat sehr klar gesagt, dass sie in der entsprechenden gegenübertragung sei.
Wie ging das für euch aus?

münchnerkindl hat geschrieben: Ausserdem ist es ein Hinweis darauf daß sich der Therapeut auch ausserhalb der Therapie intensiv mit mir beschäftigt. Wiederrum etwas das ein "Gschmäckle" in Richtung Gegenübertragung haben könnte.
Ja, eben. Nicht nur in ihrer Freizeit, gerade auch wenn sie im Urlaub ist, sollte sie ausspannen und nicht an meine Therapiethemen denken (müssen).

Lou Salomé hat geschrieben: Du sollst ja nicht mit ner Axt auf sie losgehen und die Geschenke vor ihren Augen im Klo runterspülen.
Ein herrliches Bild, danke!

Lou Salomé hat geschrieben: Es gibt Grenzen und es soll nicht deine Aufgabe sein dich mit ihrem Wohlbefinden oder nicht rumzuquälen.
hungryheart hat geschrieben:sofern sie professionell arbeitet, kann ein ansprechen die therapeutische ebene wohl kaum zerrütten.
Stimmt, als Appell an ihre Professionalität ist ein gezielter Hinweis sehr vernünftig. Bin jetzt in richtiger "Anpackerlaune", die bis zur nächsten Sitzung hoffentlich bestehen bleibt.
Ich hielt meinen Schatten für einen andern und grüßte.

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