Familienstellen (Hellinger)

Fragen und Gedanken rund um Spiritualität und Religionen, alternative Behandlungsmethoden, den üppigen Garten sonstiger "Therapie"-Formen, Esoterik ... und ihre Berührungspunkte mit Psychotherapie bzw. psychologischen Problemen.
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münchnerkindl
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Beitrag Fr., 18.02.2011, 19:05

Innere_Freiheit hat geschrieben: Worauf man achten kann ist, ob der Aufstellungssleiter entweder auf der Liste von Hellinger steht (Google lässt grüßen)t
Wenn man eine Aufstellung machen will, dann sollte man darauf achten, daß der Aufsteller auf keine Fall etwas mit Hellinger zu tun hat.

Als Antwort auf die Frage warum kann man im Internet viel über das abstruse, reaktionäre, faschistoide Menschen- und Weltbild finden, das Hellinger so vertritt.

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SamuelZ.
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Beitrag Fr., 18.02.2011, 19:38

Ich muss sagen, ich kann mir gut vorstellen, auch mal eine Hellinger-Aufstellung mitzumachen. Einfach aus dem Grund, um mir als aufgeklärter Mensch, eine eigene Meinung bilden zu können, und nicht auf die (Vor-)Urteile anderer verlassen zu müssen, die vermutlich gar nicht an solch einer Aufstellung jemals teilgenommen haben.

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R.L.Fellner
Psychotherapeut
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Beitrag Fr., 18.02.2011, 19:51

Hallo Innere_Freiheit,

tut mir leid, dass die Abgrenzung meinerseits nicht schon früher erfolgt ist.

Diskutieren können Sie das "Familienstellen" hier auch weiterhin gerne, und ich bestreite ja auch keineswegs, dass es manchen/vielen Leuten hilft. Auch Geistheiler können helfen (wobei auch immer)! Mit fundierter Psychotherapie aber hat "Familienstellen" wenig zu tun, und das ist kein Vorurteil, sondern hat mit der dabei zur Anwendung kommenden Methodik und den angeführten theoretischen Grundlagen dieser Methode zu tun (sofern diese nachvollziehbar beschrieben werden). Hierzu gibt es bereits viel an nachzulesendem Material, nicht nur meinen Artikel, der ja eher einen Fingerzeig beabsichtigt als detaillierte Hintergrundinformation. Als um Seriosität bemühter Psychotherapeut empfinde ich die ständige Vermanschung beider Ansätze jedoch äußerst ärgerlich (auch wenn sie von Klientenseite zumeist natürlich gar nicht bewußt erfolgt ... aber damit "spielen" ja die Anbieter auch ganz bewußt).

@SandyZ: auch bei Hellinger'schen Aufstellern gibt es sehr seriöse Anbieter, die ihre "Qualifikation", mit Hilfesuchenden zu arbeiten, nicht nur durch das Besuchen von ein paar Wochenendseminaren erworben haben (mitunter sogar auch Psychotherapeuten, die sich "Familienstellen" werbewirksam selbst auf ihre Angebotsliste drucken möchten). Ich halte es nur für wichtig, dass man sich als Klient der höheren Risken bewußt ist und noch mehr als bei regulären Psychotherapeuten auf die jeweiligen Qualifikationen des Seminar-Anbieters achtet. Aus meiner Sicht sollten Aufstellungs-Anbieter zumindest über therapeutische Qualifikationen in einer anerkannten Methode verfügen - ob ein seriös arbeitender Psychotherapeut sich aber mit den Dogmen und Methoden Hellinger`s ("Familienstellen") identifizieren kann - nun ja, jede(r) Kollege/in muß selbst beurteilen, ob sich da nicht manches "spießt".

Freundliche Grüße,
R.L.Fellner

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SamuelZ.
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Beitrag Fr., 18.02.2011, 21:26

Hm, ich werde das ungute Gefühl nicht los, dass ein lebendiger Dialog einem Katalogisierungsbedürfnis geopfert wurde. Vielleicht hätte sich im Thread eine Klärung der Aufstellungsrichtungen von selbst oder durch Mithilfe des Admin noch ergeben. Das Ergebnis hätte man dann im Threadtitel deutlich machen können, z.B. "Familien-/(auf)stellungen - Erfahrungsaustausch und Klärung".

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wichtel
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Beitrag Fr., 18.02.2011, 23:40

Sandy, hast Du bedacht, dass manche Leute durch Hellingers Äußerungen über sie in den Selbstmord getrieben wurden?
Wichtel

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Nitrat
Forums-Gruftie
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Beitrag Sa., 19.02.2011, 15:07

Wer hat die Verantwortung für DICH?

Wenn es funktioniert - OK?
Wenn nicht?

Höhere Macht?
Deshalb richtig?
Blicke nach unten! Für die unter uns sind wir die höhere Macht!!!

Sei Unbotmäßig!!!!!!!

mit respektvollen aber keineswegs untertänigen Grüßen
Nitrat

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R.L.Fellner
Psychotherapeut
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Beitrag Mo., 21.02.2011, 07:29

Lieber Nitrat,

es geht hier nicht um den Kauf eines Fernsehgerätes oder eines Timesharing-Angebotes, sondern um ein Angebot im Graubereich des Gesundheitsdienstleistungssektors.

90% (ich bin positiv! ) der Menschen, die an derartigen Seminaren teilnehmen, mögen zu einer kritisch-reflektierten Position, wie Sie sie fordern, auch während eines solchen Seminars fähig sein - was aber ist mit akut Leidenden und Verzweifelten in einer psychischen Krisensituation oder Psychosekranken? Auch über diese Menschen wird auf der Bühne mit H's Weisheiten und Sichtweisen "drüberplaniert", und falls diese nicht den gewünschten Effekt erzielen oder jemand damit nicht umgehen kann, erhält er ein "sorry, du bist halt noch nicht bereit dafür!" nachgeschmissen. Die Leute, die dann, durch derartige Erfahrungen traumatisiert, am nächsten Tag akute psychiatrische oder psychotherapeutische Hilfe benötigen, sind ja "unsichtbar".

Ja, Selbstkompetenz ist wichtig - ich halte es aber für sinnvoll, dass der Staat hier zum Schutz psychisch labiler Hilfesuchender beispielsweise Grenzlinien dafür zieht, wer sich legalerweise als "Psychotherapeut" bezeichnen darf, oder dass in der Psychotherapie Ethikrichtlinien existieren.

Freundliche Grüße,
R.L.Fellner

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Nitrat
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Beitrag Mo., 21.02.2011, 14:42

Lieber R.L. Fellner!

Das mit dem "darüberbügeln" und "Du bist halt noch nicht bereit, vielleicht klappts ja in der nächsten Reinkarnation oder so" und was da der abscheulichen Dinge noch mehr sind kenne ich zu einem Gutteil aus eigener, leidvoller Erfahrung aus einer Zeit als diese Methode einen medienwirksamen unkritischen Hype erlebt hatte.
Das Erwachen war in diesem Fall tatsächlich böse.

Meine Intention ist es nicht, nur falls dies von Ihnen so aufgefasst werden sollte, mich selbst hier auf Kosten leidender und sicher auch existentiell verzweifelter Menschen in einem überhöhenden Licht darzustellen.

Ich selbst bin als kritisch denkender Mensch, als Erwachsener, Hellinger und Konsorten auf den Leim gegangen. Natürlich hätte ich mich genauer erkundigen sollen, habe ich aber nicht.
Ich war im Burnout, Verzweiflung seit Jahren mein treuer Wegbegleiter, also bin ich fasziniert von den
kolportierten Heilsversprechen quasi im Schnellverfahren, nach Erleichterung und (endlich) innerer Befreiung mich sehnend voll in die Falle getappt. Meine Meinungen waren es könne ja ohnehin nicht mehr viel schlimmer kommen und wenn ich nicht einverstanden bin, dann lasse ich mich auch zu nichts zwingen.
Im ersten Fall hatte ich mich getäuscht, im zweiten Fall nur mit knappester Not gerade mal so die Kurve gekratzt (hat aber etwas gedauert)
Retrospektiv hätte es mir geholfen, wenn mich jemand in meinen inneren emanzipatorischen Bestrebungen von den "Gehirnwäschebestrebungen"
dieser (meines Erachtens) Sekte frei zu werden bestärkt hätte.

Aus diesem Grunde und um zu zeigen dass mich kein strafender Gott für meine dem "wissenden Feld der Familie" entgegengesetzte Meinung niederstreckt
trat ich hier für inneren Ungehorsam gegenüber repressiven und manipulativen Psychotricks ein.
Weil ich überzeugt bin, dass sich eben gerade jetzt
viele Menschen wegen Hellingerscher Thesen in Verbindung mit starken Körperempfindungen usw
selbst auf selbstzerstörerische Art und Weise in Frage stellen (bis in die Fundamente ihrer Persönlichkeit)
Sollten Sie jedoch der Meinung sein, ich trüge damit zu weiterer Destabilisierung Betroffener bei, was ich keineswegs will aber auch nicht glaube,
so bitte ich Sie höflich meine Einträge zu löschen.

Die eigentliche systemische Familientherapie kenne ich nicht, ich beziehe mich ausschließlich auf die Hellingersche Spielart mit Welterklärungsanspruch.

Gesetzlicher Handlungsbedarf?
Na und ob!

verbleibe
mit für Infos diesbezüglich aufgeschlossenen Grüssen

Nitrat

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SamuelZ.
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Beitrag Sa., 19.03.2011, 20:42

Habe mir heute meine erste Hellinger-Dosis gegeben.....
....und es hat ganz offensichtlich bei mir eingeschlagen und gewirkt!!

Habe mir die erste von fünf DVDs aus der Sammlung "Einführung ins Familienstellen" angesehen. Es handelt sich hierbei um ein Seminar, das 2006 in Salzburg aufgezeichnet worden ist.

Zunächst bin ich natürlich, nach den überwiegend negativ gefärbten Berichten und Urteilen hier im Forum, überkritisch an die DVDs herangegangen, hatte mich emotional, mental, spirituell, rational und wie auch immer gewappnet und dann den Startknopf gedrückt.

Erste positive Überraschung war der sympathisch unaufgeregte und verständliche Vortragsstil von Hellinger. Der hat wirklich verstanden, was er da erzählt und alles bis aufs Mark geprüft. Ein Menschenkenner aus Erfahrung. Da wirkte alles organisch in sich aufbauend, keine Phrasendrescherei oder Theorien, die des Eindrucks willens an den Haaren herbeigezogen würden. Er arbeitet mit Raum und Zeit zusammen indem er sie einfach zulässt. Er steuert sehr wenig, lässt die Kräfte sich selbst entfalten.

Die erste DVD handelt vom "1. Gesetz" nämlich, dass jeder das Recht habe dazuzugehören. Sobald ein Ausschluss in einem System stattfindet, hat dies zur Folge, dass dieser ausgeschlossene Aspekt von einem Mitglied in der Familie übernommen wird, um die alte Ordnung des Systems wieder herzustellen. Dieser Mensch hat dann die gleichen Gefühle und lebt das Leben des damals in der Vergangenheit ausgeschlossenen Familienmitglieds oder Aspekts. (Ich glaube, er meinte hier die "schwarzen Schafe" die es in Familien/Systemen gibt). Das ungelöste Problem in der Familie wird häufig an die Kinder weitergegeben.

Nun zu meiner Erfahrung:
Zunächst fand ich es stellenweise sehr anstrengend, die minutenlangen Phasen, in denen äußerlich bei den Aufgestellten nichts passierte, auszuhalten. Da kamen bei mir negative Gedanken und Gefühle der Verachtung und Langeweile hoch. Fast wie in einer Analyse, Therapie, wenn der Thera nichts von sich gibt. Ich blieb jedoch dabei, weil ich - so vermute ich mal - innerlich, für mich kaum merklich, mitging. Da passierte so einiges in mir.

Auffällig wurde es für mich, als es um "unterbrochene Bewegungen" ging, die in Kindheits- oder Jugendtagen angefangen aber nicht zu Ende gebracht werden könnten. Aufgrund negativer Erfahrungen (z.B. Zurückweisung der Eltern) werden dann Widerstände aufgebaut und jedes Mal, wenn der Mensch dann als Erwachsener den Impuls verspürt, eine Bewegung zu machen, z.B. hin zu anderen Menschen, dann wird er an seine alten Erfahrungen erinnert. Um eine Neurose handelt es sich, wenn er/sie immer wieder Situationen aufsucht, in denen er/sie sich hinbewegen will aber in die Fallstricke seiner/ihrer Widerstände gerät.

Nun ja, das ich vermutlich nichts radikal Neues, aber ich habe es erst jetzt ganz begreifen können.

Ich dachte sofort an meine Beziehung zu meiner Mutter, die von meiner Seite auch völlig gehemmt ist. Mir kamen in den Stillephasen der Aufstellungen dann ganz viele Erinnerungen hoch.

Plötzlich kam mir ein ganz starkes Bild in die Vorstellung, nämlich wie ich als kleines Mädchen in meinen Latzhosen auf deren Kniee Herzen aufgenäht waren in Richtung meiner Mutter laufe. Zuerst sah ich nur mich rennen, dann kamen die Tränen als ich mir auch meine Mutter vorstellte, als junge Frau, die sich leicht nach unten beugte, ihre Arme öffnete, um mich in ihre Arme zu schließen.

Dieses Bild war sooooooo intensiv, dass ich sofort anfing zu weinen. Und das war ein gutes Weinen, kein verzweifeltes. Ich konnte dieses Bild noch mehrere Male in meiner Vorstellung wiederholen, dann bin ich auf einmal total müde geworden. Die letzten Minuten der DVD habe ich noch ausgeharrt, dann habe ich mich ins Bett geschleppt und bin sofort eingeschlafen. Zwei Stunden habe ich geschlafen, bin danach etwas gerädert aber mit einem guten Gefühl aufgewacht. Ein paar Stunden später fiel es mir sehr leicht, den Telefonhörer in die Hand zu nehmen und meine Mutter anzurufen. Das war wirklich ein nettes Gespräch, in dem ich sie nur einmal darauf hinweisen musste, dass ich mir kein schlechtes Gewissen einreden lassen möchte.

Also so deutlich habe ich das noch nie erlebt. Ich bin gespannt, was die anderen 4 DVDs so bringen....

lg Sandy

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Blanchet
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Beitrag Di., 22.03.2011, 11:47

Die Rubrik hier (Grenzbereiche und darüber hinaus) lädt aus meiner Sicht schon dazu ein, eben genau diese Bereiche hier zu diskutieren.

Meine Erfahrungen mit dem Familienstellen sind durchwegs positiv. Ich habe zwei Mal selbst ein Thema aufgestellt und war bei unzähligen Aufstellungen als Reprästentantin dabei. Beide Aufsteller waren Psychotherapeuten ( einmal systemische Familientherapie, einmal ein Tiefenpsychologischer PT). Eines war (laut Angaben) eine systemische Sturkturaufstellung, eines, eine Aufstellung die sich an Hellinger orientiert hat. Mein Eindruck war, dass obwohl die Ausgangspunkt unterschiedlich waren, waren im Endeffekt beide sehr ähnlich.

Mein persönliches Resumee: Mir hat es so viel geholfen, wie nichts anderes zuvor oder danach. Die Wirkung war nachhaltig ( ist schon viele Jahre her) und obwohl sehr einschneidend keine unzumutbare Belastung. Ich kann nichts dazu sagen, ob eine Aufstellung für jeden gut ist. Und ich kann hier geäußerte Bedenken bei Menschen mit einer akuten psychischen Erkrankung schon nachvollziehen, denn es war schon heftig. Dennoch habe ich den Eindruck (das ist MEIN Eindruck) dass die Aufstellerszene auch (aber nicht nur!!!!!!) deshalb so oft ins Kreuzfeuer der Kritik gerät, weil sie so wirksam ist (und mitunter einige an gut bezahlten Therapiesitzungen einspart). Ich glaube nicht, dass sie eine Therapie ersetzen kann, aber doch sehr beschleunigen und einige Leerrunden verhindern.
Meine durchaus kritische Einstellung dazu, richtet sich vor Allem gegen Aufstellungen, die uneingebettet in Vor- und Nachbetreuung als Einzel-heilevent verkauft werden. Das halte ich für groben Unfug und Missbrauch derer, die dringend eine Lösung/Heilung suchen. Hier würde ich mir auch eine gesetzliche Regelung wünschen (falls es die nicht bereits gibt).

Sie generell Abzulehnen halte ich allerdings ebenso für groben Unfug. Ich finde es wichtig, dass sie von jemand durchgeführt wird, der eine therapeutische Ausbildung hat und entweder selbst oder in Zusammenarbeit mit dem betreuenden Kollegen für eine gute Vorbereitung und Nachsorge sorgt. Dann ist es aus meiner Sicht das mit Abstand wirksamste und effizienteste Instrument, das ich kenne (ich kenne sicher nicht alle - aber schon einige).

Ob ich dem theoretischen Unterbau (morphogenetisches Feld, Weitergabe an Familiendynamik) zustimmen kann, bezweifle ich. Für mich wirken hier andere, durchaus erklärbare Mechanismen.

lg
Blanchet

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stern
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Beitrag Di., 22.03.2011, 12:50

Blanchet hat geschrieben:Ich kann nichts dazu sagen, ob eine Aufstellung für jeden gut ist. Und ich kann hier geäußerte Bedenken bei Menschen mit einer akuten psychischen Erkrankung schon nachvollziehen, denn es war schon heftig. Dennoch habe ich den Eindruck (das ist MEIN Eindruck) dass die Aufstellerszene auch (aber nicht nur!!!!!!) deshalb so oft ins Kreuzfeuer der Kritik gerät, weil sie so wirksam ist (und mitunter einige an gut bezahlten Therapiesitzungen einspart). Ich glaube nicht, dass sie eine Therapie ersetzen kann, aber doch sehr beschleunigen und einige Leerrunden verhindern.
Na, gut für jeden ist sie definitiv nicht... denn ich kann zumindest michauschließen *g*. Bereits wenn ich manches im Thread lese, kann ich meine Grenzen mittlerweile so gut einschätzen, dass es schlichtweg nicht ginge... und das durch Ausprobieren zu bestätigen wäre (für mich) kamikaze. Denn ergänzend zu Herrn Fellner:
R.L.Fellner hat geschrieben:90% (ich bin positiv! ) der Menschen, die an derartigen Seminaren teilnehmen, mögen zu einer kritisch-reflektierten Position, wie Sie sie fordern, auch während eines solchen Seminars fähig sein - was aber ist mit akut Leidenden und Verzweifelten in einer psychischen Krisensituation oder Psychosekranken?
Man muss ja auch in der Lage sein, das emotional wegzustecken, was evtl. hochkommen kann (selbst wenn man eine kritisch-reflektierte Position auch während der Aufstellung wahren kann, ohne in einer akuten Krisensituation zu stecken). Kann nicht jeder... bei mir würde es vermutlich daran scheitern. Und weil solche Methoden mitunter dennoch Menschen übergestülpt werden, für die solche Methoden klar kontrainduziert sind, geraten solche Methoden natürlich auch in Kritik (während eines Klinikaufenthaltes schweifte eine Therapeutin, die vorwiegend mit Patienten auf der Traumastation arbeitete, mal zu Patienten ab, die wegen kontraindizierter Methoden retraumatisiert bei ihr landeten). Ich möchte es als niemanden absprechen, dass manche Menschen daraus Nutzen verspüren (spürt man ja selbst am besten) (!)... aber genauso gut, kann es anderen schaden. Und eine grds. "Eignung" ist sorgfältig zu prüfen. Und ganz ehrlich: Mir langt schon manches, was ich in entsprechenden Thread lese, und für viele harmlos klingen mag (und für viele vielleicht ist, keine Ahnung), dass ich wüsste, dass ich mich in derselben Postion mit Händen und Füssen sträuben würde, entsprechende "Aufgaben" durchzuführen. Und nicht verantwortungsbewusst fände ich es auch, wenn solche Grenzen durch Überzeugungsarbeit ausgehebelt werden sollten, wenn jemand "nein" sagt, "mache ich nicht". Na gut, auch das kann je nach Aufstellung unterschiedlich gehandhabt werden. Aber woraus ich hinaus will: Ich wage die Behauptung: Es tut nicht jedem gut - unabhängig davon, wie es um die Vor- und Nachbetreuung bestellt ist... und allein z.B. die Reflektionsfähigkeit oder das Nicht-Vorhandensein einer akuten Krise oä macht es IMO auch nicht aus. Dass es manchen gut tun kann, möchte ich damit jedoch nicht ausschließen... das muss jeder selbst beurteilen.
Liebe Grüße
stern 🌈💫
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debussy
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Beitrag Di., 22.03.2011, 13:14

ich habe mir ein paar videos angesehen.


wenn ich so banane bin, dann glaube ich lass ich mich ,lieber einweisen.

sorry für die kritischen worte, aber das kann doch wohl nicht echt euer ernst sein, dass ihr sowas gut findet.

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Blanchet
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Beitrag Di., 22.03.2011, 13:40

stern hat geschrieben: Man muss ja auch in der Lage sein, das emotional wegzustecken, was evtl. hochkommen kann (selbst wenn man eine kritisch-reflektierte Position auch während der Aufstellung wahren kann, ohne in einer akuten Krisensituation zu stecken). Kann nicht jeder... bei mir würde es vermutlich daran scheitern. Es tut nicht jedem gut - unabhängig davon, wie es um die Vor- und Nachbetreuung bestellt ist... und allein z.B. die Reflektionsfähigkeit oder das Nicht-Vorhandensein einer akuten Krise oä macht es IMO auch nicht aus. Dass es manchen gut tun kann, möchte ich damit jedoch nicht ausschließen... das muss jeder selbst beurteilen.
Vieles sehe ich ähnlich: "es tut nicht jedem gut" kann es auch gar nicht, nichts ist für jedermann geeignet.
Ich denke allerdings schon, dass eine sachgemäße Vor- und Nachsorge zu einer Verbesserung der "Verträglichkeit" beiträgt.

Die Geschichte mit der Retraumatisierung hat m.M nach mehrere Aspekte. Wenn sie oft jahrelange Arbeit "vernichtet" und Patienten zurück auf einen Ausgangspunkt wirft, so ist dem eigentlich nichts hinzu zu fügen.
Bei jeder Art von Verletzung (das schließt m.M nach psychische nicht aus) bleibt oft eine Schwachstelle oder Vulnerabilität, die wenn sie mit keinem Auslöser konfrontiert wird, nie wirklich akut wird und eine, mehr oder weniger große Einschränkung berücksichtigend, ein weitgehend gutes Leben ermöglicht. Hier mit aller Gewalt auf eine wissentliche Schwachstelle massiv einzuwirken mit dem womöglich (be)trügerischem Versprechen eine TOTAL-Heilung finde ich grob fahrlässig. Ich meine aber, dass ein erfahrener PT das nicht tun würde. (ich halte durchaus große Stücke auf die PT). Es mag auch hier schwarze Schafe geben, aber ich glaube schon, dass das Einzelfälle sind. Dieses Restrisiko gibt es überall.

Andererseits denke ich schon, dass bei vielen Menschen "mehr drinnen" ist, als sie bisher erreicht haben und einem diffusen Gefühl von "ich weiß ich kann mehr erreichen" folgend begeben sie sich oft nach langer Therapie auf die Suche nach anderen Möglichkeiten. Der Aufstellungsarbeit wird (wie von dir auch beschrieben) eigentlich selten, bis nie eine Unwirksamkeit "vor geworfen" - sondern oftmals eine "Überwirksamkeit". (das, was da rauf kommt, ist so heftig, Retraumatisierung,.....) Das deutet für mich schon darauf hin, dass die Wirksamkeit selbst nicht in Frage steht. Nun Drogen wirken auch (massiv) und sind deshalb nicht "gut" oder erwünscht oder heilsam - zumindest ist der Missbrauch aus meiner Sicht ein Weg in den Abgrund. Aber wohldosiert und sachgemäß eingesetzt (als Medizin) sind es es schon (jedes Medikament ist letztlich auch eine Art Droge). Und wenn ich an eine medikamentöse Behandlung denke, so wird hier auch oft etwas erreicht, was ohne diese Behandlung nicht oder nur sehr viel schwerer erreicht werden könnte. So ähnlich sehe ich das im Fall der Aufstellungsarbeit auch.

lg Blanchet

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Blanchet
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Beitrag Di., 22.03.2011, 13:52

Nachsatz: Ich sehe schon, dass in der Aufstellerszene leider oft mit überzogenen Erwartungen, allein-seeligmachenden Ansprüchen und Heilungen wie von "Zauberhand" geworben wird.
Ich sehe auch, dass gerade Menschen unter einem großen Leidensdruck anfällig für solche Versprechen sind und sich an dubiose Strohhalme klammern.
Ich will nicht sagen, dass ich die Kritik nicht nachvollziehen kann. Sie richtet sich m.M nach nur gegen nicht zutreffende Kriterien.

lg
Blanchet

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Nitrat
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Beitrag Di., 22.03.2011, 14:41

Es wirkt.
Stelle ich nicht in Abrede.
Hellinger?
Ist ein Nazi.

So jetzt ist es heraus.

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