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Di., 25.01.2011, 23:42
hallo pamuk!
ich weiss nicht, wo du genau wohnst, aber google mal unter "coda-deutschland" (das system hier lässt mir keinen link posten, da ich noch nicht lang genug mitglied bin) - der erste eintrag ist der link!
glaub mir, ich kann dich unheimlich gut verstehen - man glaubt, man wird wahnsinnig, besonders wenn es um das eigene kind geht. und man explodiert, wenn neunmalkluge kommen, die einem sagen, dass man das kind "gehen" lassen soll.
ich hab nicht alle antworten hier im detail gelesen - und vielleicht wiederhole ich mich.
darf ich dir meine eigene erfahrung erzählen?
mein "söhnchen" ist in einem ähnlichen alter und ebenfalls seit jahren suchtkrank. man glaubt immer, ach, was wissen denn die anderen - bei UNS ist alles anders. ICH schaff das schon. ICH kann MEINEM kind helfen!
Nein, nein. das funktioniert nicht. (diese erfahrung machen (leider) alle angehörigen von suchtkranken, egal um welche sucht es sich handelt!! es ist zum heulen, aber alles was DU tun kannst ist schauen, dass es DIR wieder gut geht. mit viel glück springt der funke auf sie über.
DU brauchst hilfe!!! klar, deine tochter auch, aber es ist nun mal ihre entscheidung, ob sie hilfe annimmt oder nicht. (auch wenn es zunächst unendlich weh tut. ja, ich dachte immer wieder, es zerreisst mich innerlich.) aber es ist IHR LEBEN!!!
du hast keine chance, sie dazu zu zwingen. und alle deine bemühungen in ehren - glaub mir, sie wird sie nicht annehmen. (wenn überhaupt wer kann ihr nur ein therapeut helfen.)
ich habe über 2 jahre therapie gemacht. anlass war, dass ich von der therapeutin alles wissen wollte, wie man mit suchtkranken (professionell) umgeht, was ICH (noch alles) machen kann, dass er endlich aufhört, was ich falsch gemacht habe usw.
meine therapeutin ist spezialisiert auf suchterkrankungen... - und das war auch der grund, warum ich ihr (SEHR LANGSAM) begann, glauben zu schenken, dass es allein um MICH gehen kann und mein söhnchen SEINEN weg finden muss. (anfangs glaubte ich, ich dreh durch & schmeiss die therapie hin...)
sie hat mich sehr langsam aber sehr bestimmt dorthin geführt, wo ich heute bin.
es geht mir inzwischen VIIEL !!! besser, ich sorge besser als früher für mich, lebe MEIN leben, ob es ihm passt oder nicht. habe seit jahren wieder freunde und bekannte, die ich regelmäßig treffe, trau mich wieder auf urlaub zu fahren, habe wieder freude am leben und kann durchaus an was anderes denken als an meinen "kleinen". (auch wenn das für dich im augenblick sicher ganz fürchterlich klingt!)
auch er hat sich inzwischen gesundheitlich gebessert, hat einen fast 1-jährigen psychiatrieaufenthalt hinter sich (ich bin damals TÄGLICH bei ihm gewesen, hab ihm zugeredet, ihn gestützt. er wollte das auch. der für ihn zuständige psychiater wollte mich fast rausschmeißen, hat mir immer wieder nahegelegt, ihn endlich zu lassen (damals war er knapp noch nicht großjährig, also hatte er rechtlich keine chance mir den zutritt zu verweigern). heute weiss ich es besser. aber damals hasste ich den psychiater für seine kälte und sein "unverständnis".
inzwischen arbeitet mein sohn wieder, lebt allein, ist soweit "clean". wir haben nach wie vor relativ guten kontakt, aber ich schneide das problem-thema ihm gegenüber überhaupt nicht mehr an. ob er über den berg ist? keine ahnung. soweit ich weiss, gab es zumindest einmal einen rückfall - da ist er postwendend wieder in der psychiatrie gelandet, allerdings nur sehr kurz - ich hab das zufällig erfahren, er hat es mir nie erzählt.
ohne meine therapeutin hätte ich das alles nicht geschafft. ich hab es mir vor einigen monaten noch nicht vorstellen können. aber ich weiss inzwischen, dass es darum geht, ihm TROTZ krankheit zuzutrauen, seinen weg zu gehen. und zwar mit allen konsequenzen. er ist ein erwachsener mensch. es ist nicht meine schuld, dass er dort gelandet ist, wo er heute steht. aber es ist MEINE verantwortung, ihn JETZT endlich loszulassen.
von tag zu tag gelingt es mir besser. auch wenn immer wieder mal die große panik um ihn ausbricht. aber ich schaffe es zunehmend und ich werde langsam auch zuversichtlicher, dass alles seinen sinn hat, auch wenn ich es verstandesmäßig nicht begreifen kann. aber mein gefühl sagt mir, dass der weg richtig ist.
ich wünsch dir viel kraft, den mut, auf DICH aufzupassen und eine tolle, liebevolle professionelle begleitung auf deinem schweren weg!!!!!
sabi