Healthy Eating Disorder

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münchnerkindl
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Beitrag Mo., 10.01.2011, 22:16

vallée hat geschrieben: Ich bin nicht generell gegen klare Worte, ich kritisiere nur, dass diese Kategorien dazu missbraucht werden sich dahinter zu verschanzen um den anderen nicht als ganzen Menschen wahrnehmen zu müssen. Um die Spaltung in gut und böse aufrecht zu erhalten. Um das abzutun, was wir nicht verstehen.
Ich denke dazu brauchen wir immer neue Kategorien der Krankheit.
Und auch um selbst in einer passiven Rolle bleiben zu könne, sofern es beliebt so ein Label auf sich selbst anzuwenden.
Aber nur weil es einige Leute gibt, die sich in der Tat hinter solchen Kategorien verschanzen und andern Leuten pauschal Schuld zuschieben heisst das doch nicht daß es diese Kategorien nicht gibt und man sie auch verwenden kann.

Du kannst mit einem Messer Brot schneiden oder deinen Nachbarn erstechen, wozu jeder einzelne das Teil gebraucht liegt im eigenen Ermessen und hat nichts mit dem Messer zu tun.

Und ja, wenn zB ein alkoholkranker Mann seine Frau und 3 Kinder tyrannisiert und diese traumatisiert sind, dann kann man hier sowohl von einer Krankheit sprechen wie von Schuld an der Traumatisierung der Kinder und den Folgen die das hat.

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stern
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Beitrag Di., 11.01.2011, 02:01

@ Müki: Sehe ich ähnlich. Bzw. ich formuliere es so: Dass man Krankheiten zu klassifizieren versucht (wobei solche Einteilungen in Form von Diagnosen sicher nicht immer unumstritten sind) impliziert keine Täter-Opfer-Einteilungen, Schuldzuschreibungen, Haften in einer passiven Rolle, ein Verschanzen eines Patienten hinter einer Diagnose oder was auch immer.

Für mich hat eine Diagnose jedenfalls eher einen beschreibenden, systematisierenden und mithin neutralen Aussagegehalt (und so "fühle"/empfinde ich das auch mittlerweile)... und zwar insofern: Phänomene (oder wenn man so will: Symptome), die sich zeigen/beobachtbar sind (und die idR auch Beschwerden/Leiden verursachen) werden zu ähnlichen/typischen Gruppen zusammengefasst. Und diesen Gruppen gibt man dann einen Namen, z.B. in Form eines Krankheitsbildes. Und zusammen mit wahrscheinlichen Entstehungsursachen ergibt sich dann eine Diagnose. So ungefähr jedenfalls, also ohne auf lupenreine Definitionen zu achten.

Und solche Klassifizierungen haben ja auch ihren Nutzen... z.B. insofern: Wenn Erfahrungen, Forschungen oä zeigten, dass Antibiotika x% an Lungenentzündungen zum Abklingen brachten, besteht für Patient XY mit einer Lungenentzündunge ebenfalls eine Wahrscheinlichkeit von x%, dass seine Lungenentzündung durch Verabreichung eines Antibiotikums (als eine Behandlungsempfehlung) geheilt werden kann... als simplifiziertes Beispiel (natürlich ist die Behandlung psychischer Beschwerden komplexer). Andernfalls müsste ja jedes Mal das Rad neu erfunden werden, woran ein Patient leidet, wie sich das erklären lassen könnte und welche Maßnahmen helfen könnte. Ich ließe mich jedenfalls ungern von der "grünen Wiese" ausgehend als Versuchskarnickel behandeln. Sondern profitiere als Patient sicher auch davon, das es bereits Erfahrungswerte zu best. meiner Beschwerden gibt... mal mehr mal weniger. Aber natürlich können sich im Laufe der Zeit Weiterentwicklungen bzw. Wandlungen (auch bzgl. der Einteilungen) ergeben. Eine Grenze liegt für mich da, wo eine Schubladisierung zur Stigmatisierung missbraucht wird, während der Fokus auf das Patientenwohl in den Hintergrund rückt. Aber auch das wäre wie o.g. nicht der (und so finde ich) grds. nützliche Sinn einer Diagnose, die ja primär dazu dienen soll, eine auf die vorliegenden Beschwerden abgestimmte Behandlung zu fördern.
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Selene
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Beitrag Di., 11.01.2011, 08:45

Wie sagt man doch so schön: "Die häufigste Krankheit ist die Diagnose"
stern hat geschrieben:Für mich hat eine Diagnose jedenfalls eher einen beschreibenden, systematisierenden und mithin neutralen Aussagegehalt
Für mich ist eine Diagnose in erster Linie eine Interpretation, die tatsächlich beschreibt und systematisiert aber gerade dadurch manches ausblendet, anderes betont und fast immer auch ganz anderes ausfallen könnte. Gerade im psychischen Bereich sind Krankeitsbilder doch sehr komplex und eigentlich ist nichts wirklich eindeutig. Eine Diagnose hat daher eigentlich erstmal einen pathologisierenden Aussagegehalt. Der Mensch wird zum Kranken, seine Probleme zu Symptomen usw. Das kann den Menschen erleichtern, grenzt ihn aber auch aus der Welt der Gesunden/Normalen aus. Vor allem geht ja die Diagnose einer psychischen Erkrankung meist mit der Notwendigkeit einer Therapie einher. Natürlich kann das ein Segen sein, aber alles hat seinen Preis.
Wie ist es denn z.B. mit der bei den Studenten so beliebten Prokrastination? Oder der Hyperaktivität? Früher war das der "Zappelphilipp", heute ist es eine Krankheit. Aber was ist denn, wenn das Kind immer nur in der Wohnung sitzen muss, am besten vorm Fernseher?! Oder das Lernen immer früher einsetzt und die Schule immer länger wird und mit immer mehr Leistungsdruck verbunden ist? Wer ist denn dann krank? Außerdem: So ziemlich jeder kann sich besser konzentrieren, wenn er Ritalin nimmt... Vielleicht sollte man also möglichst viele Kinder als hyperaktiv diagnostizieren, medikamentös oder sonstwie therapieren? Hätten doch alle was davon?
Wo verläuft die Grenze zwischen Therapie und Doping? Doch wohl zwischen Krankheit und Gesundheit - und diese Grenzen ist fließend und wird teilweise höchst unterschiedlich gezogen. Je mehr also als krank eingestuft werden, desto mehr dürfen sich - durch Medikamente oder andere Therapieformen - psychisch "optimieren". Daran verdienen viele Leute gutes Geld und der Einzelne ist auch dran interessiert, denn wir wollen ja alle im Konkurrenzkampf bestehen und dabei auch noch glücklich sein. Also geht der Trend dahin und siehe da, so ist es ja auch: rapider Anstieg der psychischen Erkrankungen. Der liegt aber natürlich auch in den Diagnosen begründet, die gestellt werden.
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Beitrag Di., 11.01.2011, 09:08

@Kindl: Ich habe weder gesagt, dass es diese Kategorien nicht gibt, noch dass sie sinnlos sind. Ich habe nur gesagt, dass man sie vorsichtig verwenden sollte, aus den Gründen, die ich schon genannt habe.
Das es vllt. gut wäre darüber hinaus zu denken.

Bleibt ja auch jedem selbst überlassen. Sagen wir es so, mir erscheint die Welt und das menschliche Innenleben, mein eigenes und das der anderen bunter und komplexer, als das es sich ausreichend mit solchen kategorien erklären lassen würde.

@Selene: Ja, das sind so Gedanken, die ich auch habe.

Aber ich denke eh, etwas neutrales, objektives gibt es gar nicht. Nirgends. Auch Diagnosen sind nicht neutral. Sie haben einen Zweck, ein Symbolgehalt, ebenso wie der Symptomkomplex. Sie sind abhängig von der Subjetivität und Intersubjetivität der am Diagnoseprozess beteiligten, einschließlich des Klienten.
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stern
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Beitrag Di., 11.01.2011, 10:48

Erstmal das, was ich wegen des Forumsausfalls anderweitig tippte, zum Rest später:
Eine Diagnose hat daher eigentlich erstmal einen pathologisierenden Aussagegehalt.
Logisch hat eine Diagnose, die ein Krankheitsbild beschreiben soll, einen pathologisierenden Aussagegehalt, denn sie beschreibt ja ein Krankheitsbild bzw. eine Pathologie: Bzw. anders formuliert: Pathologie IST ja die Lehre von der Herkunft, Entstehungsweise, Verlauf und Auswirkung von krankhaften Phänomen. Für mich wiederum eine neutrale Beschreibung also. Und selbst wenn ich einen gebrochenen Arm habe, so habe ich idR noch gaaaanz viele gesunde Körperteile. Ähnlich sehe ich das für meine Psyche. Und natürlich kann eine Diagnose nicht einen Mensch in seiner Gesamtheit und Einzigartigkeit erfassen… aber das ist ja auch nicht ihr Anspruch (sondern vielleicht eher Aufgabe oder Fragestellung des Einzelnen wie er sich selbst definieren mag?). Insofern
Das kann den Menschen erleichtern, grenzt ihn aber auch aus der Welt der Gesunden/Normalen aus.
spalte ich nicht rigoros in gesund und krank mit einer scharfen Trennlinie. Sondern fließende Übergänge zwischen gesund und krank ist für mich das Stichwort. Und neben vielen gesunden Anteilen habe ich halt noch ein paar mit Störungen, unter denen ich mitunter leide. Dass psychische Beschwerden komplex sein können, erwähnte ich bereits… und mithin ist auch nicht jede Diagnose eindeutig zu erfassen… aber
fast immer auch ganz anderes ausfallen könnte
na ja… FAST IMMER GANZ anders… ich weiß nicht. Ich glaube schon, dass man Lungenentzündungen von Beinbrüchen unterscheiden kann oder eine Magersucht nicht auf den ersten Blick wie eine Panikattacke anmutet. Aber natürlich kann es Überschneidungen und Erfassungsmängel geben… und die gibt es ja auch. Und natürlich wird anderes ausgeblendet… aber das soll es ja auch, weil ja nur ein Bruchteil mit einer Diagnose beschrieben wird/werden soll, sprich: meine Lungentzündung z.B., die manche Pathologien im Vergleich zu gesunden Lungen aufweist. Trotzdem bin ich mehr als eine Lungenentzündung, sondern immer noch eine Mensch, mit vielen gesunden Anteilen, vgl. oben.
Vor allem geht ja die Diagnose einer psychischen Erkrankung meist mit der Notwendigkeit einer Therapie einher.
Niemand muss Hilfsangebote (seien es medikamantöse oder psychotherapeutische) annehmen, wie ich bereits im ersten Posting schrieb... und niemand muss zum Arzt, dann gibt’s auch keine Diagnose. Es liegt zumindest in meinen Interesse, Hilfsangebote anzunehmen, und dann zu sehen, ob ich damit etwas in eine für mich postive Richtung bewegen kann. Aber das ist idR ein Kann und kein Muss im Sinne einer Notwendigkeit, die auferlegt wird... soviel Persönlichkeitsrechte werden idR zugebilligt, das man nicht wider Willen behandelt.
Zuletzt geändert von stern am Di., 11.01.2011, 11:19, insgesamt 2-mal geändert.
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Goldbeere
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Beitrag Di., 11.01.2011, 11:07

Eine Diagnose hat daher eigentlich erstmal einen pathologisierenden Aussagegehalt.
Das Krankheitsbild ist aber auch ohne Diagnose da. Die Diagnose stellt aber einen wesentlichen Schritt hin zur Behandlung dar. Und bei einigen Menschen in meiner Umwelt, wo sie selbst und das Umfeld unter einem maladaptiven Verhalten leiden, da wuerde ich mir wuenschen, sie wuerden moegliche Hilfsangebote in Betracht ziehen.

Hiob,

ich mag diese Darstellungsart nicht, bei der das Kind gleich mit dem Bade ausgekippt wird. Mir ist voellig klar, dass vorallem bei Kindern oft schneller oder einfacher Medikamente verschrieben werden, weil manchmal auch die Eltern sich nicht mit den Problemen auseinandersetzen wollen. Andererseits gibt es sicherlich ebensoviele Eltern, die sich mit der Situation ihrer Kinder auseinandersetzen und sich nach reiflicher Ueberlegung fuer ein Medikament entscheiden.

Und obwohl psychische Beschwerden keine klaren Grenzen haben und man immer diskutieren kann, wo die Schwelle zwischen noch normal und eher pathologisch liegt, ergibt sich eine Behandlung doch meistens aus einem inneren Leidensdruck des Betroffenen. Das macht nicht mehr Spass, nur weil es jetzt auch Pillen gibt. Und sie sind auch kein Allheilmittel.

Auf der anderen Seite weiss ich es sehr zu schaetzen, dass es bei uns Medikamente gibt, und sie leicht erhaeltlich sind. Mir ist auch klar, was Pharmaforschung kostet, und solange nicht mehr davon ueber die Universitaeten von der oeffentlichen Hand getragen wird, koennen nur Grosskonzerne das Risiko tragen. Ich weiss auch, dass und was da fuer Schindluder getrieben wird.

Aber es ist schwer so eine knackige und klare Position zu vertreten, wenn alles auf einmal kompliziert und miteinander verbunden ist.

Viele Gruesse
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münchnerkindl
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Beitrag Di., 11.01.2011, 11:07

Selene hat geschrieben: Für mich ist eine Diagnose in erster Linie eine Interpretation, die tatsächlich beschreibt und systematisiert aber gerade dadurch manches ausblendet, anderes betont und fast immer auch ganz anderes ausfallen könnte. Gerade im psychischen Bereich sind Krankeitsbilder doch sehr komplex und eigentlich ist nichts wirklich eindeutig.


Doch allerdings, es gibt zwar Fälle wo es nicht so "eindeutig ist", aber klarerweise kann eine psychisch kranke Person auch mehrere Diagnosen gleichzeitig haben. ZB die komplexe posttraumatische Belastungsstörung und eine emotional instabile Persönlichkeitsstörung dazu.
Oder die emotional instabile Persönlichkeitsstörung plus eine Esstörung oder Suchtkrankheit

Und Dinge wie eine bipolare Erkrankung oder Psychose ist in vielen Fällen ganz extrem eindeutig zuzuordnen.
Selene hat geschrieben:Eine Diagnose hat daher eigentlich erstmal einen pathologisierenden Aussagegehalt. Der Mensch wird zum Kranken, seine Probleme zu Symptomen usw.
Wieso? Bei einem Diabetiker oder Unfallpatienten käme doch auch niemand auf diesen Gedankengang. Daß psychische Erkrankungen in unserer Gesellschaft nach wie vor mit einem Stigma belegt sind und leider Aussagen wie "der ist Verrückt" oder "das ist Schizophren" als Schimpfwort verwendet werden hat doch nichts damit zu tun, daß aus sich heraus eine psychische Krankheit eine Krankheit wie jede andere ist und deren Benennung völlig wertfrei. Die Abwertung geschieht erst danach, in den Köpfen von Leuten die das so sehen, was sehr bedauerlich und für psychisch erkrankte Menschen belastend ist.

Aber diese Abwertung und Stigmatisierung hat nichts mit der Benennung der Krankheit zu tun
Selene hat geschrieben:Das kann den Menschen erleichtern, grenzt ihn aber auch aus der Welt der Gesunden/Normalen aus.
Warum? Das passiert doch mit jemandem mit Bandscheibenvorfall oder Rheuma auch nicht. Und wenn das passiert dann liegt das an Strömungen in unserer Gesellschaft gegen die angegangen werden muss, nicht an der Diagnoseund Benennung einer Krankheit

Und niemand käme auf die Idee, daß ein Rheumatiker nur noch aus seinem Rheuma besteht und keine anderen Eigenschaften mehr hätte.
Selene hat geschrieben:Vor allem geht ja die Diagnose einer psychischen Erkrankung meist mit der Notwendigkeit einer Therapie einher. Natürlich kann das ein Segen sein, aber alles hat seinen Preis.
Meinst du Preis jetzt finanziell für die Krankenkasse? Du stellst das gerade so hin als ob die Behandlung von psychischen Krankheiten eine geradezu schlimme und bedenkliche Sache wäre. Ich wäre froh es gäbe mehr und bessere Behandlungsangebote für psychisch erkrankte.

An allererster Stelle steht hier mal daß ein Mensch leidet und ihm geholfen werden sollte. Und ja, dazu braucht es erstens eine Diagnose, damit man sehen kann was braucht die Person. Und dann sollte die passende Therapie auch helfen, und zwar ohne irgendeinen "Preis". Daß Psychopharmaka Nebenwirkungen haben können, das steht ausser Frage, aber das tun auch andere Medikamente, zB Blutdrucksenker, Chemotherapiemedikamente etc. Und ich denke, jeder verantwortungsbewusste Arzt wägt hier Schaden und Nutzen ab.
Selene hat geschrieben:Früher war das der "Zappelphilipp", heute ist es eine Krankheit. Aber was ist denn, wenn das Kind immer nur in der Wohnung sitzen muss, am besten vorm Fernseher?! Oder das Lernen immer früher einsetzt und die Schule immer länger wird und mit immer mehr Leistungsdruck verbunden ist? Wer ist denn dann krank?
Naja, früher wurden die Leute auch zur Ader gelassen wenn sie krank waren.

Und die Lebensweise heute fördert auch diverse körperliche Krankheiten, wie Diabetes. Soll man die deshalb nicht mehr behandeln wenn sie auftreten?
Selene hat geschrieben:Außerdem: So ziemlich jeder kann sich besser konzentrieren, wenn er Ritalin nimmt... Vielleicht sollte man also möglichst viele Kinder als hyperaktiv diagnostizieren, medikamentös oder sonstwie therapieren? Hätten doch alle was davon?
Nein, das ist durchaus nicht so. Ich kriege davon zB Panikattacken und kann mich garnicht mehr konzentrieren.

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münchnerkindl
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Beitrag Di., 11.01.2011, 11:08

Selene hat geschrieben:Wo verläuft die Grenze zwischen Therapie und Doping? Doch wohl zwischen Krankheit und Gesundheit - und diese Grenzen ist fließend und wird teilweise höchst unterschiedlich gezogen.
Klarerweise ist der Übergang von psychisch gesund zu psychisch krank genauso fliessend wie von normalgewichtig zu adipös.
Und normalerweise definiert sich eine Krankheit über ihre Leidhaftigkeit, also wenn jemand leidet ist eine Krankheit vorhanden, welche auch immer.
Selene hat geschrieben: Je mehr also als krank eingestuft werden, desto mehr dürfen sich - durch Medikamente oder andere Therapieformen - psychisch "optimieren". Daran verdienen viele Leute gutes Geld und der Einzelne ist auch dran interessiert, denn wir wollen ja alle im Konkurrenzkampf bestehen und dabei auch noch glücklich sein.
Und was hat das mit den echten psychisch kranken zu tun, daß es Leute gibt die sich ein Antidepressivum einpfeifen, weil sie meinen daß es sie leistungsfähiger macht und abends Schlafmittel nehmen?
Es gibt Medikamente die sind auch Drogen, weil sie die psychische Verfassung verändern, man kann aber doch nicht die Behandlung von Krankheiten mit Drogenmisbrauch gleichsetzen

Die Praxen von Psychiatern und Kliniken sind so überlaufen mit Leuten die wirklich leiden daß sie garantiert nicht darauf warten daß Leute mit Bagatellbeschwerden zur Psychooptimierung bei ihnen eintrudeln.
Selene hat geschrieben: Also geht der Trend dahin und siehe da, so ist es ja auch: rapider Anstieg der psychischen Erkrankungen. Der liegt aber natürlich auch in den Diagnosen begründet, die gestellt werden.
Nein, das liegt nicht daran begründet. Ich kenne eine Menge Leute mit psychischen Krankheiten und von denen ist absolut niemand einfach so zum Spass und aus Modegründen diagnostiziert worden.

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geronimos secret
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Beitrag Di., 11.01.2011, 11:59

Es ist geradezu naiv davon auszugehen, dass es keinen Zusammenhang zwischen Gesellschaft/wirtschaft und (psychischen) Erkrankungen gibt. Populärstes Beispiel ist die "Hysterie", die Ende des 19. und im beginnenden 20. jahrhundert inflationär überwiegend Frauen attestiert wurde und heute kaum bis gar keine Rolle mehr spielt.
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Selene
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Beitrag Di., 11.01.2011, 12:10

münchnerkindl hat geschrieben:Ich kenne eine Menge Leute mit psychischen Krankheiten und von denen ist absolut niemand einfach so zum Spass und aus Modegründen diagnostiziert worden.
Wir posten hier aber bei einem Thema der Plauderecke, wo es - so habe ich Hiob verstanden - in der Tat um Mode-Störungen oder gar um aus Profitinteressen erfundene Krankheiten geht. Dass es psychisch schwer kranke Menschen gibt, die sehr leiden und denen Medikamente und Therapien Gott sei Dank helfen, heißt ja nicht, dass es nicht auch anderes gibt. Man muss doch wenigstens sehen: Es gibt Graubereiche zwischen Gesundheit und Krankheit und wir tendieren dazu, im Körperlichen wie Psychischen, Befindlichkeiten immer schneller als krank zu diagnostizieren. Außerdem gibt es, ebenfalls Körperlich wie Psychisch, einen Trend zur Selbstoptimierung, bei der auch vor medizinischen Eingriffen nicht zurückgeschreckt wird. Ich habe ja nichts gegen Diagnosen, Psychopharmaka, Medizin und Psychologie per se, aber genauso wenig wie die moderne Medizin ein Fluch ist, ist sie eben nur ein Segen. Und ein paar Entwicklungen, die in dem von Hiob angesprochenen Kontext stehen, halte ich persönlich für problematisch. Auch wenn vielleicht die Vorteile sogar überwiegen, sehe ich nicht ein, die Nachteile einfach auszublenden. Das wäre ja so, als ob man nicht über das Grauen von Tierversuchen sprechen darf, wenn mit ihrer Hilfe ein wunderbares Medikament erzeugt wird. Welche Abwägung dann getroffen wird, ist ja damit noch gar nicht festgelegt. Genauso wenig wie die moderne Medizin ein Fluch ist, ist sie eben nur ein Segen. Und ein paar Entwicklungen, die in dem von Hiob angesprochenen Kontext stehen, halte ich persönlich für problematisch. Auch wenn vielleicht die Vorteile sogar überwiegen, sehe ich nicht ein, die Nachteile einfach auszublenden.

Ich sage nicht: Es gibt keine kranken Menschen, sie werden nur so diagnostiziert. Ich sage nicht: Psychopharmaka und Therapien schaden nur!!! Ich hoffe, das wird wahrgenommen.
Ich glaube schon, dass man Lungenentzündungen von Beinbrüchen unterscheiden kann oder eine Magersucht nicht auf den ersten Blick wie eine Panikattacke anmutet.
Man kann körperliche Gebrechen und geistige Krankheiten natürlich vergleichen, aber es gibt eben auch Unterschiede, und die können gerade im Fall der Diagnose sehr relevant werden: Die Psyche ist nichts Materielles. Wenn eine Depression als Stoffwechselstörung des Gehirns betrachtet wird, dann ist das nicht falsch, aber es ist eben nicht die einzig mögliche Interpretation.
Psychische Erkrankungen werden nicht ohne Grund oft als Kriterienbündel definiert, wobei nicht alle Kriterien zutreffen müssen, eben weil es alles sehr schwammig ist. Die Diagnostik will aber Eindeutigkeit. Daher werden Gruppen gebildet und das Kontinuum Pflöcke reingehauen, um Schubladen zu bilden. Ist ja auch sinnvoll, wir müssen ja wissen, worüber wir sprechen, wem was hilft usw. Aber dadurch passiert etwas, das ist alles bereits Interpretation.
Und natürlich wird anderes ausgeblendet… aber das soll es ja auch, weil ja nur ein Bruchteil mit einer Diagnose beschrieben wird/werden soll, sprich: meine Lungentzündung z.B., die manche Pathologien im Vergleich zu gesunden Lungen aufweist. Trotzdem bin ich mehr als eine Lungenentzündung, sondern immer noch eine Mensch, mit vielen gesunden Anteilen
(und auch @ münchnerkindl)
Ja, aber das kann auch zum Problem werden, denn wer bin ich denn für die Ärzte? Die Lungenentzündung in Bett 3. Das Ausblenden führt allzu leicht zu einem Reduzieren auf. Kann ja auch richtig und wichtig sein, hat aber eben auch Folgen. Für die psychischen Erkrankungen gilt das auf Grund der höheren Komplexität noch umso mehr.

Klar muss kein Mensch sich behandeln lassen. Aber das ist doch eine recht theoretische Feststellung. Mir ging es gerade um die gesellschaftlichen Zwänge, die die körperliche und psychische Optimierung des Menschen belohnen und auf nicht voll funktionsfähige Mitglieder Druck ausüben, der Teilweise das Leiden und damit die Krankheitsqualität erst erzeugt.
Goldbeere hat geschrieben:Und obwohl psychische Beschwerden keine klaren Grenzen haben und man immer diskutieren kann, wo die Schwelle zwischen noch normal und eher pathologisch liegt, ergibt sich eine Behandlung doch meistens aus einem inneren Leidensdruck des Betroffenen.
münchnerkindl hat geschrieben:An allererster Stelle steht hier mal daß ein Mensch leidet und ihm geholfen werden sollte. Und ja, dazu braucht es erstens eine Diagnose, damit man sehen kann was braucht die Person.
Ist denn jeder mit einem psychischen Leidensdruck krank?! Aber wie gehen wir denn ran: Wer unter einer Trennung leidet, ist nicht krank, aber wer nach 3 Jahren immer noch total Liebeskummer hat, sollte sich doch mal in Therapie begeben. Warum aber dann nicht auch schon nach 3 Wochen? Wenn der Therapeut doch gute Strategien zur Bewältigung hat oder sogar eine schöne Pille?
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stern
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Beitrag Di., 11.01.2011, 12:21

Goldbeere hat geschrieben:Das Krankheitsbild ist aber auch ohne Diagnose da.
Ja, das ist ein wichtiger Punkt. Und wenn ich mal von mir ausgehe: Wie war es denn, als mich meine erste (schwere) depressive Phase heimsuchte: Ich spürte zunehmend massive Veränderungen im Vergleich zu dem, wie ich mich zuvor wahrnahm. Und diese Veränderungen waren auch mit enormen Leidensdruck verbunden. Dem Ding im Zuge eine ärztliche Abklärungen einen Namen zu geben, was eh da ist, soll, wie gesagt, einem Arzt dann auch dazu dienen, anhand bereits vorhanden Erfahrungswerten abgestimmte Hilfestellungen für mich anzubieten. Nur die Aussage
Selene hat geschrieben:Je mehr also als krank eingestuft werden, desto mehr dürfen sich - durch Medikamente oder andere Therapieformen - psychisch "optimieren".
Wo verläuft die Grenze zwischen Therapie und Doping?
klingt ja fast wie Krankheit als Privileg zur psychischen Optimierung. Nun gut, wen's glücklich macht, dem bleibt diese Sichtweise unbenommen. Ich gehe jedoch davon aus, dass der Großteil der Menschen sich glücklich schätzt, wenn er so gesund ist, dass er erst gar keiner ärztlichen und psychotherapeuten "Optimierungs- und Dopingmaßnahmen" bedarf (was für ein Wort, was du da wählst... Heilbehandlung, die ohnehin vorhandenen Leidensdruck zu mindern versucht, trifft es aus meiner Sicht besser). Ist nicht körperliche und psychische Gesundheit mit eines der höchten Güter für viele? Für mich selbst durchaus.

Und natürlich kann man wunderbar streiten, wo man in einem fließenden Kontinuum eine Trennline setzt... aber das tangiert eben die Frage, ob man etwas als Kontinuum begreifen mag oder als Spaltung (Trennline). Dazu sag' ich nur: Jeder wie er es sehen mag. Und sicher gibt es auch gesellschaftliche Faktoren, die Krankeiten fördern (so gibt es in "armen" Entwicklungsländern sicher vorwiegend andere Krankheiten als in "reichen" Industrieäländern). Und da liegt es natürlich in der gesellschaftlichen Verantwortung potentiell "krankheitsfördernden Entwicklungen" entgegen zu wirken bzw. in der Verantwortung des einzelnen. Denn natürlich läuft etwas schief, wenn
wenn das Kind immer nur in der Wohnung sitzen muss, am besten vorm Fernseher?!
Oder die Zahl von adipösen Menschen in bestimmten Nationen zunimmt. Oder sich zunehmend Menschen zu Tode hungern, oder was weiß ich. Und somit besteht natürlich auch ein Zusammenhang zu gesellschaftlichen Entwicklungen. Nur eine solche Schlussfolgerung
Vielleicht sollte man also möglichst viele Kinder als hyperaktiv diagnostizieren, medikamentös oder sonstwie therapieren? Hätten doch alle was davon?
erscheint mir dann doch etwas zynisch. Ebenso wie Hiobs Sichtweise von Krankeitserfindungen als Geschäfsmodell. Das blendet nämlich in der Tat einen wichtigen Aspekt, den viele Krankeiten auszeichnet, aus... nämlich den LEIDENSDRUCK, der für mich ein gewisser Anhaltspunkt ist.

Für meinen Teil bin ich jedenfalls froh in einer Gesellschaft zu leben, in der nach Möglichkeiten gesucht wird, Menschen mit Leiden/Beschwerden Hilfen zukommen zu lassen. Dass es Menschen gibt, die sich mit Behandlungen oder Erforschungen auch ihren Lebensunterhalt verdienen, damit habe ich keine Probleme. Ich möchte nicht in einer Welt ohne Medikamente leben... sie haben mir auch schon mal mein Leben gerettet. Aber wie gesagt: Niemand muss solche "bösen Geschäftsmodelle" unterstützen... soviel Persönlichkeitsrecht wird idR zugestanden. Und trotz mancher kritischen (gesellschaftlicher) Entwicklungen, kränkelt auch hier nicht alles durch und durch, so meine Meinung. Es gibt auch postives... ich möchte mir mein Antibiotikum jedenfalls nicht erst selbst erfinden müssen, sondern bin froh, dass das andere schon getan haben.

Vorangehende Postings habe ich beim Absenden noch nicht gelesen.
Zuletzt geändert von stern am Di., 11.01.2011, 12:53, insgesamt 3-mal geändert.
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stern
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Beitrag Di., 11.01.2011, 12:33

Selene hat geschrieben:Wir posten hier aber bei einem Thema der Plauderecke, wo es - so habe ich Hiob verstanden - in der Tat um Mode-Störungen oder gar um aus Profitinteressen erfundene Krankheiten geht.
Nenne doch mal ein paar Beispiele für Modestörungen oder aus Profitinteressen erfunden Krankheiten?

Btw.: Die Healthy Eating Disorder wurde nicht aus Profitinteressen erfunden, sondern ein Arzt hat sich diesem "Phänomen" näher angenommen. Und wo ist z.B. etwas erfunden, wenn z.B. zum Bleistift ein Mensch täglich Stunden in Planungen investiert (Vorausplanungen inklusive), um das "richtige" Essen auszuwählen... zwanghafte Gedanken ums essen kreisen, etc. Erfunden? Oder kann man dann vielleicht auch Leidensdruck annehmen, insbes. wenn ein Patient schildert, was ihn dzt. massiv beeinträchtigt. Gibt es gehäuft Patienten, die ähnliche Schwierigkeiten schildern, kann man mit der Zeit, darüber nachdenken, ob man dem Leiden, das eh da ist, vielleicht einen eigenen Namen gibt.
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geronimos secret
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Beitrag Di., 11.01.2011, 12:41

@stern
Nenne doch mal ein paar Beispiele für Modestörungen oder aus Profitinteressen erfunden Krankheiten?
ich wiederhole gerne:
geronimos secret hat geschrieben:Es ist geradezu naiv davon auszugehen, dass es keinen Zusammenhang zwischen Gesellschaft/wirtschaft und (psychischen) Erkrankungen gibt. Populärstes Beispiel ist die "Hysterie", die Ende des 19. und im beginnenden 20. jahrhundert inflationär überwiegend Frauen attestiert wurde und heute kaum bis gar keine Rolle mehr spielt.
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Ive
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Beitrag Di., 11.01.2011, 13:11

Und heute sinds scheints willkürlich erhöhte Maßwerte für den Blutdruck und Cholesterin; die, die heute angeblich behandelt werden müssen, galten vor Jahren noch als völlig normal.

Natürlich wird damit argumentiert, man hätte halt festgestellt, dass schon niedrigere Werte schädlich seien, aber das stimmt zumindest beim Cholesterin nicht pauschal. Auch ist der Umgang der Medizin mit Diabetes recht lukrativ: Heute heißts vermehrt "gegenspritzen", früher galt Diät als erste Behandlungsart, damals brauchte man dadurch häufig weniger Insulin von außen.

Für alles gibt halt schöne, mehr oder weniger teure Medikamente.

Ich sehe es so, dass beides stimmt: Dass Störungen auf Krankheitswert hochgeschraubt werden - Grund s. oben - und es heute in der Tat neue Krankheiten, vor allem psychischer Art gibt; zu letzterem gehören vor allem bestimmte Essstörungen.
Zuletzt geändert von Ive am Di., 11.01.2011, 13:16, insgesamt 1-mal geändert.

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Selene
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Beitrag Di., 11.01.2011, 13:15

stern hat geschrieben:Nenne doch mal ein paar Beispiele für Modestörungen oder aus Profitinteressen erfunden Krankheiten?
Probleme, bei denen die Krankheitsqualität aus - wage ich jetzt mal zu behaupten - v.a. wirtschaftlichen Interessen erfunden oder überbetont wird: leichte ADHS, leichte Demenz, Prokrastination, das Klimakterium, leichte Gelbkörperschwäche (etwas verringerte, aber vorhandene Fruchtbarkeit) Schweinegrippe. Ich sage nicht, dass es den Betroffenen gut geht, aber für mich ist nicht jedes Leiden gleich eine Krankheit, die unbedingt sofort therapiert werden muss (oder im Fall der Schweinegrippe, gegen die geimpft werden muss).

Die Sensibilisierung für verschiedene körperliche und geistige Krankheiten, die mit Aufklärungskampagnen usw. betrieben wird, sollen sicherlich Leiden verringern und die Gesundheit der Bevölkerung erhöhen, aber sie sind auch im Interesse des Gesundheitssystems. Immer wenn es um Geld geht (und in diesem Bereich geht es um irre viel Geld), gibt es „Mitspieler“, denen es ausschließlich oder vorrangig ums Geld geht.

Medizinische Forschung ist sehr teuer, dafür gibt es immer weniger Geld, selbst an den Unis wird oft mit Drittmitteln (--> Wes Brot ich es, des Lied ich sing) geforscht, private Einrichtungen forschen natürlich sowieso gezielt nach lukrativen Dingen. Es ist bekannt, dass Krankheiten, mit deren Medizin/Heilung man kein großes Geld verdienen kann, nicht intensiv erforscht werden.
Weltweit wird weit mehr Geld für die Erforschung
von Haarwuchsmitteln ausgegeben,
als für die Erforschung von Malariamedikamenten.
Obwohl jährlich mehr
als 2 Mio. Menschen an Malaria sterben,
zeigt die Pharmaindustrie keinerlei Interesse
an der Entwicklung neuer und besserer
Impfstoffe und Medikamente. Der
Grund ist einfach: In Industrienationen ist
Malaria kein Problem und die Betroffenen
in der Dritten Welt sind keine zahlungskräftigen
Kunden.
http://www.medizin.uni-tuebingen.de/per ... /lueg3.pdf
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