Denkt ihr über den Tod nach?

Hier können Sie sich über Belastungen durch eigene oder fremde schwere Erkrankungen, aber auch den Umgang mit Tod und Trauer austauschen.
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estelle
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Beitrag Sa., 08.01.2011, 10:03

Rosenrot hat geschrieben:wenn ich mich im Endstadium einer unheilbaren Krankheit befinde.
Angenommen du stürzt dann und brichst dir ein Bein , dann dürfte niemand einen Krankenwagen
rufen, kein Arzt mehr kommen?

Oder du bekommst eine fieberhafte Infektion, dann dürfte kein Arzt mehr kommen, weil du das ablehnst?

Du wirst ja nicht im Endstadion einer unheilbaren Krankheit ganz alleine sein, weil du dich dann vielleicht
garnicht mehr alleine versorgen kannst, z.B. mit Essen. Irgendjemand wird ja bei dir sein, ich meine
wenn du dein Essen nicht mehr alleine zubereiten kannst, aber noch selber essen kannst und z.b.
nur noch mit Hilfe laufen kannst.
Rosenrot hat geschrieben:Bei mir zunächst, damit es klar ist, in der Präambel: wenn der Sterbeprozess eingetreten (aller Wahrscheinlichkeit nach)ist und unabwendbar ist, wenn ich infolge von Hirnschäden meinen freien Willen nicht mehr bilden kann, wenn ich mich im Endstadium einer unheilbaren Krankheit befinde.
Dann muß man das auch klar bestimmen und abgrenzen können, wo fängt der Sterbeprozess,
das Endstadium an? Wer bestimmt über dich,wen du das nicht mehr selber kannst?
Kann man das genau festlegen?
Rosenrot hat geschrieben:In deinem Beispiel würde ich persönlich erstmal Reanimation wollen
Im Fall von Wiederbelebung bist du ja erstmal schon klinisch tot, dann bestimmen andere über
dich,ob sie dich wiederbeleben oder nicht.

Was wenn ich als Pflegekraft damit nicht übereinstimme mit der Verfügung und eine andere Meinung
dazu habe?

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Nico
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Beitrag Sa., 08.01.2011, 10:11

Violetta 2009 hat geschrieben:
Was wenn ich als Pflegekraft damit nicht übereinstimme mit der Verfügung und eine andere Meinung
dazu habe?
Und genau das ist ja das Horrorszenario !
Irgendwann könnte man der Spielball einer sich zu Gott aufplusternden Pflegekraft werden !
Nicht das schwarze Schaf ist anders, sondern die weißen Schafe sind alle gleich ;)

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estelle
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Beitrag Sa., 08.01.2011, 10:27

Rosenrot hat geschrieben:Ich finde, wer diese Entscheidung nicht trifft zu Zeiten, in denen er/ sie einsichtsfähig ist, der macht es sich zu leicht und denen, die diese Entscheidungen dann treffen müssen, zu schwer. Man gibt die Entscheidung einfach ab. In einer Situation, in der die Angehörigen überfordert sind...
Ich möchte überhaupt nicht dass andere die Entscheidung treffen müssen mein Leben zu beenden oder
lebenserhaltende Maßnahmen zu unterlassen, selbst wenn ich das nicht mehr selber entscheiden
kann und ich möchte dieses schon garnicht im Vorraus entscheiden, sterben tun wir alle von ganz
alleine. Wer gibt denn anderen Leuten das Recht über mein Leben zu entscheiden, ich jedenfalls nicht.
Also ich würde wollen,dass bis zu meinem letzten Atemzug alles medizinisch mögliche für mich getan
wird.
Rosenrot hat geschrieben:Und in Verfügungen kann jeder schreiben: ich will alle Apparatemedizin, alle Maßnahmen zur Verlängerung, Erhaltung meines Lebens.
Das ist in Ordnung!
Rosenrot hat geschrieben:Um Organe freizugeben muss man für Hirntot erklärt werden von mehreren Ärzten. Hirntot ist tot. Kein Gedanke, kein Gefühl, keine Funktionen. Ende. Ohne ein Hirn das lebt, sind wir tot.
Da kannst du dir nicht sicher sein,dass du dann kein Gefühl mehr hast.
Ich habe auch schon mal gehört,dass Patienten zur Organentnahme festgeschnallt werden müssen,
weil sie sonst da noch wild rumzucken, wenn sie hirntod sind.

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Sunny75
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Beitrag Sa., 08.01.2011, 11:27

Es geht anscheinend NICHTS mehr ohne Theater!
Der Mensch nimmt sich als Individuum so wichtig, dass er sogar die letzte und natürlichste Sache der Welt - das Sterben - versucht mitzubestimmen und zu beeinflussen

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comus
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Beitrag Sa., 08.01.2011, 11:42

Woman hat geschrieben:Bestattungsbaum
Von so was hörte ich vorher noch nie, aber die Idee gefällt mir sehr gut.
Sunny75 hat geschrieben:Der Mensch nimmt sich als Individuum so wichtig, dass er sogar die letzte und natürlichste Sache der Welt - das Sterben - versucht mitzubestimmen und zu beeinflussen
Gehst du zu einem Arzt wenn dir was weh tut, oder vertraust du da ausschließlich auf deine Selbstheilungskräfte? Die Natur hat keinen Doktor für uns vorgesehen.

Nun zum Thema, was den Tod betrifft, halte ich es wie der griechische Philosoph Epikur: „Mit dem Tod habe ich nichts zu schaffen. Bin ich, ist er nicht. Ist er, bin ich nicht.“

LG, comus

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Sunny75
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Beitrag Sa., 08.01.2011, 11:55

comus hat geschrieben:Gehst du zu einem Arzt wenn dir was weh tut
Das entscheide ich situationsbedingt - wenn es so weit ist . Aber ich zerbreche mir nicht jetzt den Kopf, weil mir selbiger einmal weh tun könnte, und ich nicht wüßte, zu welchem Arzt ich dann gehen würde, und welche Behandlungsform ich dann akzeptieren täte - oder eben nicht.

Dieses "Immer alles planen, und kontrollieren wollen" halte ich für eine Illusion, und hat meiner Meinung nach, mit einem Mangel an Vertrauen (in einen anderen Menschen - oder eine höhere Macht) zu tun.


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Beitrag Sa., 08.01.2011, 12:22

Hallo Nico

in der Tat, so wie du es beschreibst, ist es in D nicht. Wie erwähnt, aus meiner Sicht: leider. Mittlerweile gibt es in Organspendeausweisen eben die klare Formulierung, dass man dem widerspricht. So wissen Ärzte, Pfleger und vor allem die Angehörigen was zu tun wäre.

Das mit dem Hirntod ist natürlich der heutige Stand.
Ich z.B. erneuere meine Patientenverfügung durchaus. So hatte ich anfangs eine quasi falsche Formulierung drin betreff künstlicher Ernährung oder Antibiotika. Würde also beispielsweise eine gesicherte neue Erkenntnis betreff tot ist tot eintreten, würde ich es ggfalls umformulieren. Wobei ich ehrlich gesagt keinerlei Sinn in einem Leben sehen würde in dem der Hirntod festgestellt wäre.



Hallo Violetta

ich glaube, jede Diskussion erübrigt sich.
Ich schreibe unheilbar, du schreibst von Beinbruch. Ist das unheilbar? Ist das der Sterbeprozess?

Ich schreibe Endstadium und wenn ich mich im Sterbeprozess befinde, du schreibst, wer das bestimmt: ICH! Ich allein solange ich meinen Willen bilden kann. Jetzt. Darum habe ich die Patientenverfügung und ganz klar: Pflegekräften, die nicht mit MEINEM Willen einverstanden sind, gilt so eine Verfügung. Wegen Menschen im medizinischen Apparat die glaube, sich als Gott aufspielen zu können, habe ich die Patientenverfügung!

Essen? Wer mich mit Essen versorgt? Violetta, im Sterbeprozess wird man künstlich ernährt, das WILL ich NICHT. Im Endstadium einer unheilbaren Krankheit zu sein heißt nicht, dass man allein ist.

Und, um es mal klar zu sagen: ich war gelähmt, es hieß, ich werde nie wieder laufen, ich weiß also GENAU wovon ich rede. Ich hatte ja meinen Willen, war nicht tot, nicht sterbend. Um noch deutlicher zu werden: ich habe eine unheilbare Erkrankung, die noch ruhig ist. Ich bin aber weder im Endstadium noch im Sterbeprozess.

Im Fall klinisch tot bestimmen eben NICHT andere, sondern ich, vorab.
Was wenn ich als Pflegekraft damit nicht übereinstimme mit der Verfügung und eine andere Meinung
dazu habe?
DAS ist der Grund, warum ich meine Patientenverfügung seit etwa 20 Jahren habe. Der blanke Horror einer Pflegekraft, einem Arzt ausgeliefert zu sein und vor allem: meinen Angehörigen die Entscheidung zu ubertragen.
Ich habe damals auf einer heute als Palliativ zu bezeichnenden Station einer Klinik ehrenamtlich was getan. Boah, die Götter und Halbgötter die an den Apparaten rumschraubten, Leben verlängerten, welches keines war aus Sicht der Angehörigen und sogar einer Frau die sich mit den Augen verständlich machen konnte, weil es IHRER Weißkittel- Ethik entsprach. Zum K****

Das interessiert mich absolut nicht, was DU mit DEINEM Leben machst. In meins hast du (und kein anderer) dich (wen du die Pflegekraft wärst bei mir) nicht einzumischen. So wie ich mich nicht in deine eNtscheidung, WENN du sie vorab festlegst für den Fall, dass du eben nicht mehr deinen Willen bilden kannst.

Es ist VOLLKOMMEN gleichgültig, was DU darüber denkst wenn ich bei dir liege unter den genannten Voraussetzungen. Du hast gefälligst meinen Willen zu respektieren. Das ist nicht gegen dich persönlich, aber ich befürchte, du verstehst den Inhalt und Sinn einer Patientenverfügung gar nicht.

Violetta, NATÜRLICH kann der Körper noch zucken wenn er Hirntot ist. Das sind Vorgänge die jetzt zu erklären führte zu weit.
Ich möchte überhaupt nicht dass andere die Entscheidung treffen müssen mein Leben zu beenden oder
lebenserhaltende Maßnahmen zu unterlassen, selbst wenn ich das nicht mehr selber entscheiden
kann und ich möchte dieses schon garnicht im Vorraus entscheiden, sterben tun wir alle von ganz
alleine. Wer gibt denn anderen Leuten das Recht über mein Leben zu entscheiden, ich jedenfalls nicht.
Natürlich gibst du anderen das REcht und die Pflicht zu entscheiden, wenn du nicht VORHER was festlegst.
Und natürlich sterben wir eben nicht mehr von allein...Stichwort: Apparatemedizin, Lunge, Herz, Kreislauf, alles nur funktionierend durch Apparate...


Wer entscheidet, wenn du Hirntot bist? Andere. Wer entscheidet, wenn du an Apparate angeschlossen bist? Andere. Natürlich überlässt du anderen die Entscheidung, wenn du nicht während du noch Willen bilden kannst, etwas festlegst.

Das hier könntest du in einer Verfügung festlegen:
lso ich würde wollen,dass bis zu meinem letzten Atemzug alles medizinisch mögliche für mich getan
wird.
Legst du es nicht fest, bist du abhängig von dem was andere entscheiden. Das ist dein Weg, den ich respektiere, aber meiner ist (insbesondere von Ärzten und Pflegern) ebenfalls zu respektieren.

Zum Glück wächst eine Generation Ärzte nach und Pfleger, die es anders sehen und sogar nach Verfügungen fragen.

Rosenrot

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estelle
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Beitrag Sa., 08.01.2011, 12:41

Hallo Rosenrot,
ich habe mich anscheinend verkehrt ausgedrückt, aber ich wollte hier nicht so offen schreiben.
Rosenrot hat geschrieben:Ich schreibe unheilbar, du schreibst von Beinbruch. Ist das unheilbar? Ist das der Sterbeprozess?
Ich habe eine Patientin, die unheilbar krank ist und eine Patientenverfügung hat und keinen Arzt
mehr sehen will, selbst wenn es ihr nicht gut geht.
Kommt jetzt aber noch eine andere Erkrankung hinzu, wie eine Infektion oder ein Sturz und sie
will nicht dass ich einen Arzt hole, dann muß ich mich daran halten?
Meine Befürchtung ist nur, dass das unterlassene Hilfeleistung sein könnte.
Rosenrot hat geschrieben:Ich schreibe Endstadium und wenn ich mich im Sterbeprozess befinde, du schreibst, wer das bestimmt:
Da bin ich eben noch unsicher wo der Sterbeprozess genau anfängt, woran ich das genau erkennen
kann, ab welchem Stadium diese Verfügung Gültigkeit hat.
Rosenrot hat geschrieben:Violetta, im Sterbeprozess wird man künstlich ernährt, das WILL ich NICHT
Das habe ich früher im Krankenhaus so nie erlebt,dass Sterbende künstlich ernährt worden sind,
es war allerdings auch ein christliches Haus,da war alles gottgewollt.

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estelle
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Beitrag Sa., 08.01.2011, 12:51

Rosenrot hat geschrieben:ich habe eine unheilbare Erkrankung, die noch ruhig ist. Ich bin aber weder im Endstadium noch im Sterbeprozess.
Das tut mir leid.
Rosenrot hat geschrieben:Im Fall klinisch tot bestimmen eben NICHT andere, sondern ich, vorab.
Das kannst du ja auch,wenn du das möchtest

.
Rosenrot hat geschrieben:Leben verlängerten, welches keines war aus Sicht der Angehörigen
Ich würde aber befürchten, dass da irgendjemand vorschnell die Maschinen abstellt, bei mir jetzt,
ich bin nicht unheilbar krank, aber im Falle eines Unfalls z.B. wenn ich bewußtlos wäre, denke ich mal,
könnte man ja noch wieder aufwachen,wenn dann aber vorschnell die Maschinen abgestellt werden,
undenkbar für mich.

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Hamna
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Beitrag Sa., 08.01.2011, 13:01

Ich selbst denke nicht oder kaum über den Tod nach. Was danach kommt oder ob danach etwas kommt, ist mir egal. Als ich kürzlich im Koma lag für 20 Stunden oder so, habe ich absolut nix mitbekommen, darum denke ich mittlerweile, der Tod ist genauso. Da ist einfach nichts mehr.

Was ich in eine Patientenverfügung reinschreiben sollte, weiß ich gar nicht. Einen Organspenderausweis habe ich nicht, aber meine Familie weiß wie ich dazu stehe und im Falle dass es möglich wäre, spenden will. Andererseits will ich aber kein Spenderorgan annehmen, auch das weiß sie. Wir haben schon vor ca. 2 Jahren ausführlich über diese Themen gesprochen.

Meine Tochter wird bald 16, da wird kein Amt oder Gericht über ihren Kopf hinweg entscheiden und es gibt viele Möglichkeiten, wo sie nach meinem Tod leben könnte, wenn er denn noch vor ihrem 18 Geburtstag eintreten sollte.

Vermögen oder Ideelles zu vererben habe ich auch nicht, also lasse ich da den Dingen ihren normalen, gesetzlichen Lauf.

Eins unterscheidet mich wohl von einem Großteil anderer Menschen: ich habe absolut keine Angst vor dem Sterben und dem Tod. Klar, es muss kein schwerer Autounfall mit fiesen schmerzhaften Verletzungen sein, an denen ich draufgehe, Angst vor Schmerz habe ich schon, unabhängig vom Tod.

Auch wo und wie ich beerdigt werde, ist mir egal, ich habe da keine speziellen Wünsche.

Naja, eine Sache wäre da schon: vielleicht könnte man bei der Trauerfeier, falls es denn eine gibt, ein bestimmtes Lied spielen? "Highway to Hell" von AC/DC

Ja, ich stelle fest, das ganze Thema ist mir ziemlich gleichgültig.

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geronimos secret
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Beiträge: 917

Beitrag Sa., 08.01.2011, 13:28

Seitdem ich Mutter geworden bin, denke ich wieder vermehrt über den Tod nach. Die Tatsache, dass Leben in mein Leben getreten ist, hat auch mein Verhältnis zum Tod verändert. Neulich habe ich meinem Sohn in seiner Wiege beim Schlafen zugesehen und ein Schauer lief mir über den Rücken: "Was, wenn mir etwas passiert? Was, wenn IHM etwas passiert?! Ich habe das erste Mal wirkliche Angst vor dem Tod verspürt. Das war mir absolut neu und ist wohl eine der größten Veränderungen, die mit der Geburt meines Sohnes einhergegangen sind...
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Nico
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Beitrag Sa., 08.01.2011, 13:35

Violetta 2009 hat geschrieben:
Das habe ich früher im Krankenhaus so nie erlebt,dass Sterbende künstlich ernährt worden sind,
es war allerdings auch ein christliches Haus,da war alles gottgewollt.

Damit gebührt dir Platz 1 im Witze - Ranking !
Nicht das schwarze Schaf ist anders, sondern die weißen Schafe sind alle gleich ;)

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Fiasei
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Beitrag Sa., 08.01.2011, 13:39

@ Violetta 2009
weil sie sonst ein Pflegefall geworden wäre
Um eben sowas zum Vermeiden gibt es die Patientenverfügung. Also ob das dann ein schönes und tolles Leben ist, wenn man im Bettl liegt, nichts mehr mitbekommt und ständig auf andere angewiesen ist und nur noch schaut (vorausgesetzt man sieht noch) das sei fraglich. Ich möchte so nicht enden.
Die Patientenverfügung ist kein Formular mit 4 Antwortmöglichkeiten zum Ankreuzen, sondern ein Formular das jeder Mensch für sich aufsetzt und jeder seinen Willen dort verankert, dass im Ernstfall das gemacht wird, das dieser Mensch gerade möchte.
Ich glaube dass es sehr viele alte kranke Menschen, und Pflegefälle gibt, die gerne sterben wollen würden, nur die können nicht weil sie keine Verfügung haben, und denen und ihren Angehörigen wäre es sicherlich leichter, wenn sie gehen dürften/könnten. Nur auf die Erlösung warten ist sicherlich sehr schmerzhaft in jeder Hinsicht.

Was war das für ein Krankenhaus??

Bist du vom Beruf Sterbebegleiterin? (Hier in A heißt das Pflegehospiz).

@ Sunny75
Es geht anscheinend NICHTS mehr ohne Theater!
Der Mensch nimmt sich als Individuum so wichtig, dass er sogar die letzte und natürlichste Sache der Welt - das Sterben - versucht mitzubestimmen und zu beeinflussen
Möchtest du in einen Pflegeheim dahinvegetieren? Es ist doch nicht gesagt, dass bei jeden die Patienverfügung zum Einsatz kommt. Es ist lediglich eine Vorsichtsmassnahem für den Ernstfall. Genauso wie Autos einen Airbag haben - um bei einen Unfall gröberes zu vermeiden, das heißt nicht, dass sie zwangsläufig mit dem Auto einen Unfall haben, nur weil er einen Airbag hat!

@ gernonimus secret
Seitdem ich Mutter geworden bin, denke ich wieder vermehrt über den Tod nach. Die Tatsache, dass Leben in mein Leben getreten ist, hat auch mein Verhältnis zum Tod verändert. Neulich habe ich meinem Sohn in seiner Wiege beim Schlafen zugesehen und ein Schauer lief mir über den Rücken: "Was, wenn mir etwas passiert? Was, wenn IHM etwas passiert?! Ich habe das erste Mal wirkliche Angst vor dem Tod verspürt. Das war mir absolut neu und ist wohl eine der größten Veränderungen, die mit der Geburt meines Sohnes einhergegangen sind...
geht mir auch so, wenn ich meinen Kindern beim Schlafen zuschaue oder sie am Abend zu Bett bringe.. das ist echt schirch. Am meisten hatte ich Angst vor dem Plötzlichen Kindestot. Und ich wusste mein Kind steht um 7 Uhr auf, und es war dann schon 10 min. nach 7 Uhr und ich rannte immer sofort in Zimmer und schaute ob alles ok ist. Das macht einen fertig. Mittlerweile ist die Angst nicht mehr so gross, da die Kinder schon bisschen größer sind.
@ All Users
Ich bin sehr überrascht, dass doch einige eine Patientenverfügung haben und dem Positiv gegenüberstehen. Hätte ich mir nicht gedacht, da in unsere Gesellschaft das Sterben und der Tod leider Tabuthemen sind.
Manchmal vermögen 1000 Worte es nicht wieder gut zu machen, was ein einziges unbedachtes Wort zerstört hat


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Beitrag Sa., 08.01.2011, 14:04

Ich habe eine Patientin, die unheilbar krank ist und eine Patientenverfügung hat und keinen Arzt
mehr sehen will, selbst wenn es ihr nicht gut geht.
Kommt jetzt aber noch eine andere Erkrankung hinzu, wie eine Infektion oder ein Sturz und sie
will nicht dass ich einen Arzt hole, dann muß ich mich daran halten?
Meine Befürchtung ist nur, dass das unterlassene Hilfeleistung sein könnte.
Nein Violetta, du nicht, du bist nicht verantwortlich sondern der Arzt.

Wäre ich in deiner Situation (aber ich bin nunmal ich) würde ich in der Tat den Arzt nicht mehr holen.
Da bin ich eben noch unsicher wo der Sterbeprozess genau anfängt, woran ich das genau erkennen
kann, ab welchem Stadium diese Verfügung Gültigkeit hat
Du nicht, der Arzt.

Vio (ich nenn dich mal so), man braucht keine Angst haben, dass Maschinen zu früh abgestellt werden. Dieses procedere, auch mit einer Verfügung wie der meinen, dauert dennoch immer ein paar Tage. Arzt, Chefarzt, Gremium und Angehörige.

Und wenn du für dich Angst hast, schreib eine Verfügung mit dem was FÜR DICh richtig ist. Zum Beispiel so wie du es oben schreibst. Dann ist es sicher, dass niemand für dich eine andere Entscheidung trifft. Dann darf kein Arzt, kein 'Kind' ode r Partner bestimmen, WEIL du vorab das entschieden hast.

Du, lieb dein Mitgefühl, aber ich habe genau dann keine Angst, WENN mein Wille respektiert wird.
Allerdings, ich werde nicht einfach mich jetzt hinlegen und verzweifelt sterbenswillig werden, nur weil ich krank bin. Pfff.

Rosenrot

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estelle
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Beitrag Sa., 08.01.2011, 14:07

Fiasei hat geschrieben:@ Violetta 2009
Zitat:
weil sie sonst ein Pflegefall geworden wäre
Um eben sowas zum Vermeiden gibt es die Patientenverfügung. Also ob das dann ein schönes und tolles Leben ist, wenn man im Bettl liegt, nichts mehr mitbekommt und ständig auf andere angewiesen ist und nur noch schaut
Ja, aber Pflegefall ist nicht gleich Pflegefall, nach einem Herzinfarkt hätte sie wiederhergestellt werden
können.
Fiasei hat geschrieben:Was war das für ein Krankenhaus??
Soweit ich das weiß, war das nicht im Krankenhaus, sondern im Rettungswagen.
Fiasei hat geschrieben:Bist du vom Beruf Sterbebegleiterin? (Hier in A heißt das Pflegehospiz).
Nein, ich bin nur normale Pflegekraft.

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