Muss man immer erreichbar sein?

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chandelle
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Beitrag Do., 30.09.2010, 12:11

Hallo Flugente!

Schön, dass Du mal wieder da bist!

Ich kenne das Phänomen auch. Mein erstes Handy versprch mir ja große Freiheiten. Und dann kam die Ernüchterung, dass ja wirklich viele nur bla bla wollen. Fast wie in der virtuellen Welt.

Ich habe das ganz gut trainiert. Handy aus, gerade bei der Tasse Tee! Das kannst Du einfach ganz langsam üben. 10 Minuten mal Ruhe werden sicher nicht schaden. Auch SMS, wobei ich darauf eindeutig nicht stehe, muß man keinesfalls sofort beantworten.

Vielleicht bekommst Du es ja hin Dich langsam allein von Deinem gefühlten Druck zu lösen?

Viele Grüße!
chandelle

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Ive
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Beitrag Do., 30.09.2010, 12:27

Wozu hat man diese praktischen Dinger, Anrufbeantworter oder Mailbox genannt? Ich hab mir immer schon dieses Recht herausgenommen, wenn es gerade nicht passte - und man kann ja später zurückrufen. Aber nur, wenn man das möchte.

Nix, ich hasse Zeitdiebe! (Womit ich nicht die Menschen, sondern nervigen, endlosen die Bla-bla-Gespräche meine.) Und wie oft ist es so, dass man am Telefon unhöflich lange festgehalten wird, wenn man selbst nicht direkt unhöflich sein möchte - oder zumindest dem beleidigten anderen Ende so erscheint? Denn der Dauerredner, der nicht auf die Idee kommt, mal rückzufragen, obs nicht zu lange wird, ist bestimmt nicht der Höflichere, aus meiner Sicht!

Ist mir auch ziemlich egal, wie "man" das von mir findet. Mein Mann und ich sind uns übrigens darüber einig, nicht jederzeit erreichbar zu sein, was praktisch ist für den Festanschluss. Wir lassen uns auch keine Ausrede einfallen, sondern waren bei Rückfrage eben "gerade mal nicht greifbar".

Wer einen stressigen Job hat, muss erst recht nicht ...


montagne
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Beitrag Do., 30.09.2010, 13:13

Ich weiß, dass es manche Menschen anders sehen, aber ich käme nicht auf die Idee erreichbar sein zu müssen. Ich gucke mir einmal am Tag meine Mails an, Handy geht eh erst Nachmittags oder Abends an und am telefon ist ein AB. Wenn ich konzentriert arbeite geht der ran und nicht ich, auch wenn ich da bin.
Sollte sich zeigen, dass es etwas irre wichtiges ist, Weltuntergang, jemand gestorben, jemand geboren, so die Kategorie, kann ich ja immer noch zurückrufen.

Ich denke die Technik stiehlt einem die Zeit. Als ich Kind war, sind die meisten noch mit einem Groschen in der Hosentasche zur Telefonzelle gelaufen, um zu telefonieren. Oft war es nicht, denn es hatte ja kaum jemand ein Telefon zu Hause. Heute suggeriert das handy in der Hosentasche eine Zeitersparnis. In wirklichkeit verkürzt es aber nur die Zeit, wenn man es nicht oft genug ausmacht. Stielt einem also Zeit.
amor fati

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Stöpsel
Forums-Gruftie
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Beiträge: 978

Beitrag Do., 30.09.2010, 13:48

Hi Flugente,

ich finde, wenn Du es den Leuten so erklärst, wie Du es hier in Deinem Eingangsposting getan hast, sollte das doch ausreichend sein?! Und wenn nicht, finde ich das irgendwie respektlos Dir gegenüber. Da nimmt sich der andere selbst ein bißchen zu wichtig. Nicht, daß mir das nicht auch mal so geht , aber wenn man es dann erklärt bekommt... Kann ja auch sein, daß der andere da eine Macke hat (die er selbst evtl. noch gar nicht kennt), aber man selbst muß sich den Schuh nicht anziehen, finde ich.
Also verändert sich das seit jahrtausenden bestehende Kommunikationsverhalten bzw. unsere Lebensstruktur? Finden wir uns damit ab und wer nicht, is ein bissl eigenbrödlerisch?
Selbst wenn dem so wäre, wenn Du es für Dich anders empfindest, dann ist es so, und das ja nicht ohne Grund. So ne gesellschaftliche Lebensstruktur ist ja was kulturgegebenes, das darf aber meiner Meinung nach nicht den Zugang von einem selbst zu sich und der Welt aushebeln (was ja auch irgendwie biologisch verankert ist) (ups, hoffe, es ist nicht zu abstrakt erklärt). Ist ja nicht alles, was unser Zeitalter ausmacht gut und nicht alle, die da mitschwimmen, sind glücklich und zufrieden. Oft genug richten sich die Errungenschaften der Zivilisation ja auch gegen die eigenen Lebensgrundlagen, was manche aber nicht wahrhaben wollen (sag jetzt mal als Beispiel Handymasten, die ja Strahlung verbreiten und was ungesund ist; auch wenn das vielleicht gar nicht alle heir so sehen, aber ist ja nur ein Bsp., gibt auch andere)

Viele Grüße

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hungryheart
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Beiträge: 1968

Beitrag Mo., 11.10.2010, 14:00

hey flugiiiiiiii,

verzeih das OT, aber :

lass dich mal drücken

wie schön, dass du wieder da bist
Nimm was du willst und zahl dafür.

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luftikus
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Beitrag Mo., 11.10.2010, 15:19

Ich lasse mich vom Telefon- oder Handyklingeln normalerweise nicht unter Druck setzen und gehe nur dran, wenn es gerade passt. Grade das Handy kann ja auch mal in recht ungünstigen Situationen "klingeln" (d.h. bei mir vibriert es nur), und dann gehe ich nicht dran. Ich sehe ja, wer es gewesen war und kann dann ggf zurückrufen.

Beispielsweise gehe ich normalerweise nicht ans Handy, wenn ich grade in einem öffentlichen Verkehrsmittel bin, oder wenn ich gerade mit einem Freund im Restaurant beim Essen sitze. Es kann höchstens sein, dass ich kurz nachsehe, wer es gewesen ist, aber ich gehe nicht dran. Und ehrlich gesagt erwarte ich auch von meinem Gegenüber, dass er nicht ständig SMS schreibt oder telefoniert, während er mit mir am Tisch sitzt. Manche halten sich nicht dran, und es nervt mich dann schon, wenn jemand ständig auf seinem Handy herumdrückt, und ich kann derweil die Blumendekoration studieren...

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Mondkälbchen
neu an Bo(a)rd!
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Beiträge: 1

Beitrag Mo., 11.10.2010, 15:27

Also ich seh das genauso wie Du. Die meisten Leute die ich kenne, verstehen das überahupt nicht und auch mit meinem Mann diskutier ich immer wieder, weil er nicht verstehen kann, warum ich mein Hany so gut wie immer auf lautlos hab.
Ich hab mein Handy in erstert Linie dazu, dass ich ein Telefon zur Hand hab, wenn ich dringend eines brauche...um Hilfe zu holen, um in der Arbeit bescheid zu geben, wenn ich aus irgendeinem Grund verhindert bin oder ich mich aus irgendeinem Grund verspäte...damit ich für die Schule erreichbar bin, wenn mit einem meiner Kinder was ist, aber nicht um im Supermarkt an der Kassa mit der Mitzi-Tant zu diskutieren, mit welchem Putzmittel in welcher Putzrichtung sie den Boden aufwäscht.
Telefonieren kann ich dann von daheim aus übers Festnetz...was ich aber auch extrem ungern mach, weil ich sehr ungern und neben den Kindern schon gar ned gern stundenlang telefoniere.
Smsen find ich ok...da kann ich auch mal zwischendurch antworten..muss nicht sofort sein oder ja...daheim halt chatten, weil da kann ich nebenbei trotzdem für die Kiddys präsent sein.
Mein Mann sieht das bissl anders..er meint auch, ich habe ein Handy..ich habe präsent zu sein (also generell...nicht nur ihm gegenüber), aber ich seh das auch irgendwo als Versklavung.

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luftikus
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Beiträge: 1923

Beitrag Mo., 11.10.2010, 15:33

Mondkälbchen hat geschrieben:Also ich seh das genauso wie Du. Die meisten Leute die ich kenne, verstehen das überhaupt nicht ...
Stimmt, viele Leute verstehen das nicht. Manche sind mir auch richtiggehend böse, weil ich nicht innerhalb kürzerster Zeit auf ihre SMS geantwortet habe oder zurückgerufen habe. Aber da kann ich dann auch nix machen, außer um Verständnis bitten.

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(V)
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Beiträge: 1894

Beitrag Mo., 11.10.2010, 16:50

Ich denke, es ist auch eine Frage des "Gewohnheitsrecht". Wenn man bisher immer so schnell wie möglich antwortete, immer erreichtbar war, immer geduldig zuhörte, auch wenn's gerade nervte... dann wird das Umfeld es ein wenig schwierig haben zu verstehen, wenn dem dann plötzlich nicht mehr so ist.

Auch ich bin sehr entschieden nicht immer erreichbar. Umgekehrt, wenn ich jemanden erreichen möchte, hängt es wirklich sehr strikt vom Art des Kontaktes und der Gewohnheit ab. Bei manchen weiß ich, dass es eine Antwort dauern kann, und es ist absolut okay. Bei anderen, die sonst immer SOFORT antworten habe ich natürlich eine entsprechende (unbewusste, nicht böse gemeinte) Erwartungshaltung, und ist es dann natürlich merkwürdig unangenehm, wenn's dann mal nicht so ist und man macht sich wunder was für Gedanken, was denn da los sein könnte.

Generell finde ich nicht oder erst später antworten nur dann unhöflich, wenn es gegen die unausgesprochenen individuellen Konventionen verstößt oder in "Notfällen", wenn der andere genau wissen sollte, dass dies jetzt kein BLABLABA ist, sondern eine zeitnahe Antwort im speziellen Fall wichtig ist.

Finde, dass versteht sich von selbst. Wenn es seit Jahren so ist, dass man mind. alle zwei Tage mit der besten Freundin plaudert, und dann ohne spezielle Ankündigung mal 1 bis 2 Wochen NICHT erreichbar ist... klar, macht der andere sich dann Sorgen bzw. unangenehme Gedanken.

Umgekehrt: Wenn mir auffällt, dass ich bei einem bestimmten Kontakt das Antworten immer wieder aufschiebe, dann mache ich mir irgendwann dann auch mal selbst Gedanken, was da im Vergleich zu anderen Kontakten nicht stimmt.

Fernerhin: Wenn ich mal wirklich nicht erreichbar bin z.B. längere Abwesenheit, technische Gründe, und ich mir denken kann, dass manche davon irritiert sein werden, sehe ich es auch als höflich an, mich abzumelden, damit sie sich gar nicht erst irgendwelche Gedanken machen.

Mein Fazit: Es ist vom individuellen Kontakt und "Gewohnheitsrechten" abhängig, ab wann so etwas als unhöflich gelten kann. Eine generelle Erreichbarkeitspflicht besteht nicht.
"Wer das hier liest, ist selber doof."

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Kleine Maus
Forums-Insider
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Beiträge: 274

Beitrag So., 17.10.2010, 11:17

Das ist ein sehr interessantes Thema. Ich bin von meinen Eltern so erzogen worden, dass ich für mein komplettes Umfeld rund um die Uhr erreichbar sein müsse. Alles andere sei egoistisch und total unhöflich gegenüber den Leuten. Als ich mit 25 mein erstes Handy und mit 26 meinen Internetzugang bekam, hatte ich in der Anfangszeit gewaltige Probleme. Da ich innerhalb der Familie zur Beantwortung von Mails und SMS verpflichtet war, bei jedem Klingeln von Festnetzapparat und Handy rangehen musste und bei jedem entgangenden Anruf sofort zurückzurufen hatte, war es für mich eine Selbstverständlichkeit dass andere Menschen dasselbe für mich tun würden.

Und dann habe ich so einige böse Überraschungen erlebt. Wenn ich manche Leute nicht erreicht hatte, riefen sie nicht zurück. SMS und Mails wurden erst Tage später oder manchmal auch gar nicht beantwortet. Ich hab´ so einigen Leuten aus diesem Grund eine Szene gemacht, weil ich mich total verars.cht gefühlt habe.

Ich musste vieles lernen in der Hinsicht. Heutzutage ist keiner mehr froh und dankbar, wenn man jederzeit zur Verfügung steht. In der Generation meiner Eltern war das noch anders. Da haben sich die Menschen über Kontaktwünsche gefreut. Heute haben schon Grundschulkinder einen pickepackevollen Terminkalender, sind ultra-beschäftigt und haben wenig Zeit. Und das setzt sich bis ins Erwachsenenalter fort. Wer dann ohne konkreten Anlass (also z. B. Termin zwecks Verabredung ausmachen) anruft oder schreibt und einfach nur mal ein nettes Gespräch führen will, der nervt und hält die Person vom Einhalten ihres Terminkalenders ab. Kontaktwünsche gelten oft als anstrengend, zeitraubend und kosten Kraft.

Ich habe es mir vor einigen Jahren angewöhnt, nicht mehr ständig verfügbar zu sein. Da wird man für die Leute einfach zu selbstverständlich. Auf der Arbeit bin ich für Privatpersonen nicht erreichbar. Mein Handy ist nur eingeschaltet, wenn ich mal auf einen dringenden Anruf warte (und das kommt sehr selten vor). Auf eine SMS antworte ich, wenn es mir zeitlich reinpasst. Mein Handy habe ich nicht rund um die Uhr bei mir, manchmal merke ich erst nach Stunden dass ich eine SMS bekommen habe. Dann muss die Person halt mit der Antwort warten. Habe ich das Handy gerade bei mir und werde angesimst, dann antworte ich auch drauf. Ebenso verhält es sich mit Anrufen. Ich werde sicherlich nicht aus der Dusche springen, nur weil gerade jemand anruft. Ich werde auch kein Mittagessen unterbrechen, nur weil gerade mein Telefon klingelt. Die anderen Leute müssen auch mal warten können, so wie ich auch. Aber wenn ich entgangene Anrufe auf meinem Display sehe, dann ruhe ich auch zurück, wenn es zeitlich passt.

Mir persönlich ist das Pflegen von sozialen Kontakten wichtig. Es ist mir auf jeden Fall wichtiger, als täglich einen vollen Terminkalender zu haben und im Dauerstress zu sein. Darauf habe ich keine Lust. Arbeit und Bildung bedeuten mir zwar eine ganze Menge, sonst hätte ich neben meinem Vollzeitjob keinen Nebenjob angenommen und würde sicher auch nicht studieren, was ich nebenher ebenfalls mache. Trotzdem nehme ich mir für die Menschen, die mir wichtig sind, immer wieder etwas Zeit.

Ich erwarte sicherlich nicht mehr, dass die Leute sofort erreichbar sind, wenn ich mich melde. Wenn jemand nicht ans Telefon geht, dann geht er halt nicht ran. Und wenn er nicht prompt auf eine SMS oder E-Mail antwortet, dann tut er es nicht. Ich kann auch warten. Aber wenn die Person nicht zurückruft oder gar nicht antwortet, dann werte ich das als respektloses Verhalten gegenüber meiner Person. Ich renne nämlich keinem hinterher und melde mich in solchen Fällen dann eben nicht mehr.

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