Wovor habt ihr Angst?

Fragen und Erfahrungsaustausch zu Phobien, Zwängen, Panikattacken und verwandten Beschwerden.
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aisiola
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Beitrag Mi., 22.09.2010, 09:24

ich habe jetzt angst, mein herz rast, ich zittere. hatte gerade einen anruf von meinem mann. total harmlos. "eine bekannte kommt und holt eimer zum weintrauben reingeben, die wir bekommen." ich habe angst diese bekannte jetzt zu sehen, bekam herzrasen, renne raus und stelle die eimer im hof ab, damit sie leicht zu sehen sind, sperre zu und warte, daß sie kommt und abholt und meine angst weggeht. ich weiß, daß das völlig verrückt ist, kann aber nicht dagegen an.

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Empty-Soul
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Beitrag Mi., 22.09.2010, 10:00

Hast du eine Ahnung woher diese Angst kommt?

Und hast du vor was dran zu ändern, wenn du könntest?
Wenn du nicht gehst wenn du willst, bist du schon weg, bevor du endlich gegangen bist!

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Schneekugel
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Beitrag Mi., 22.09.2010, 10:28

Bei mir war es die relativ verbreitete Zahnarzangst. Warum auch immer haben mich meine Eltern als Kind zum dienstältesten Zahnarzt der Gegend geschleppt. Einmal hat mir der als Kind den falschen Milchzahn gezogen, das dann geleugnet, seitdem habe ich meinen Eltern nie wieder gesagt wenn ich einen meiner Milchzähne verloren habe. Beim letzten Besuch als ca. 12-13 Jährige ist mir einer meiner Backenzähne bei einer Nuss in der Hälfte durchgebrochen (war auch noch ein Milchzahn), ich bekam noch so eine richtige alte Spritze die er mir gegen den Kiefer drückte indem er sich mit seinen ganzem Körpergewicht dagegenlehnte und ich hatte das Gefühl, dass mir die Nadel gleich durch den Kiefer rutschen würde und dann an meinem Unterkiefer wieder austreten würde. Dann hat er den halben Zahn der noch im Zahnfleisch saß rausgerissen, ich hatte höllische Schmerzen und habe geschrien, was von ihm nur abfällig damit quittiert wurde das ich nicht so tun solle, schließlich könnte mir das ja gar nicht weh tun. Im Anschluss hab ich von Mr. Narzissmus Dad noch Anschiss bekommen was das sollte, und warum ich ihn und seine Perfektion vor dem Arzt so lächerlich mache indem ich absichtlich unperfektes, und ihn damit absichtlich blossstellendes Kind, eben fälschlich behaupten würde Schmerzen zu haben, wenn der dolle Herr Arzt doch behauptet, dass dies gar nicht sein könnte.

Damit war das Thema Zahnarzt dann für mich 17 Jahre lang gegessen, ich konnte Bungeespringen, ich konnte raften, ich konnte mit Bekloppten Heeresangehörigen ohne jede Rücksichtnahme als Fallschirmspringerübungsballast aus einem Flugzeug geschmissen werden usw..., ich konnte voller Stolz den etwa 1 km langen Abhang von unser Siedlung freihändig mit dem Rad runterfahren, aber ich konnte nicht zum Zahnarzt. ^^ Irgendwann hats meine Schwester die zwischendurch Zahnmedizin studiert hat (Traumabewältigung ? ^^), dann doch geschafft mir klar zu machen, dass ich wieder zum Zahnarzt muss, da ich eben bereits jahrelang zwei kariöse Stellen hatte, die halt nur schlimmer und schlimmer wurden und mir dann auch beim Genuss von klebrigen Süßigkeiten seit einigen Jahren Schmerzen verursachten.

Mein Rettungsanker war das die Ärztin zu der ich dann ging (nachdem ich jahrelang Empfehlungen verglichen habe ^^) alternativ eben auch Behandlungen in Vollnarkose anbot, falls eben wirklich nichts mehr geht. Also ich habe gezittert, ich hatte Schweißausbrüche, aber im Hintergrund war das Bewusstsein da, dass ich das alles zur Not ausschalten kann indem ich mich eben komplett betäuben lasse und damit konnte ich mich überwinden es überhaupt zu versuchen. Sie hat mir dann (für eine simple Plombe ^^) mit zwei überhaupt nicht schmerzhaften lokalen Betäubungen (sicher ist sicher ^^) so ziemlich die komplette Seite + Nachbarzähne betäubt und nachdem es zu meiner absoluten Faszination dann WIRKLICH nicht wehgetan hat (Ich hatte das von meinen Erfahrungswerten her halt inzwischen als dümmliches Blabla abgetan, damit man halt Kinder dazu bringt nicht bereits auf der Hinfahrt schreiend und panisch davonzulaufen.) hab ichs dann auch geschafft, die gleiche Technik wie bei Extremsportarten anzuwenden kurz bevor ich springe usw... (Technik ist zuviel gesagt, eher bewusstes Gehirn Black Out das ich mir halt antrainiert habe.) Geholfen hat auch die Erleichterung der Zahnärztin die anscheinend von anderen Phobikern gewöhnt war komplette Zahnruinen vorgesetzt zu bekommen und bei mir waren es halt wirklich nur die zwei Zähne, da ich eben aus Panik heraus zum Zahnarzt zu müssen doch immer ordentlich Zahnpflege betrieben habe. Zu Beginn war sie total angespannt und dann saß sie so fröhlich und erleichtert da, kein Vergleich zu dem früherem Zahnarzt wo immer eine Stimmung herrschte als würdest du gleich auf den elektrischen Stuhl gesetzt.

Also mein Tipp wäre, sich halt verschiedene Dinge zu suchen wovor man zwar Angst hat, aber jetzt keine Phobie. Und das dann halt machen bis man irgendwie für sich persönlich einen Weg gefunden hat mit Angst umzugehen. (Bei mir halt dieses bewusste Hirn Black Out vor dem Abspringen.) Und wenn man sich dann halt bewusst in einer kontrollierten Situation der Phobie stellt und sich selbst auch die Möglichkeit gibt zu sagen "Du musst das nicht durchstehen, du kannst jederzeit damit aufhören, musst also keine Angst haben." dann eben versuchen den Weg denn man gefunden hat mit normaler Angst umzugehen in dieser kontrollierten Situation auf die Phobie langsam anzuwenden. Bei mir wars jetzt nicht gezielt oder so, aber eben dadurch das ich das Gefühl hatte eine Kontrolle über die Situation zu haben (eben jederzeit abzubrechen bzw. Vollnarkose zu wählen.) und ich dann auch wirklich nicht durch Schmerzen eingeschränkt war, passierte es dann ganz automatisch das sich einfach wie in den anderen Situationen mein Hirn ausgeschaltet hat.

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jennyfer
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Beitrag Mi., 22.09.2010, 11:47

Hallo Empty-Soul
Empty-Soul hat geschrieben:
Man hat dich bei Bewusstsein operiert?
Ich habs zweimal gelesen und habe es zweimal so verstanden.
Da ich auf Schmerzmittel mit einem völlig zu hohen Höhenflug reagiere, sind mir keine Schmerzen (während des Aufwachens während der OP) bewusst von damals. Doch es fühlt sich an, als ob ich noch auf den Alptraum "warte" der mich jederzeit heimsuchen könnte. Daher geh ich nun mit dieser Angst "dieser Traum könnte mich heimsuchen" nun so um, dass ich dann endlich Gewissheit haben würde. Also als ob ich auf einen Crash warte, damit ich es vorbei habe.

Es war schon heftig, auch ohne bewussten Schmerzen. Ich hatte sehr kalt (Op`s sind ja kälter, wegen den Bakterien) Ich zitterte auf dem Tisch, das konnte ich vernehmen. Auch das ich angebunden war. Nachträglich (ein paar Wochen später auf meine Anfrage hin) sagte mir der Arzt, dass es normal sei, wenn man auf dem Tisch auf und abspringt, wegen der Unterkühlung. Ich mag aber gar nicht so weit denken, ab wann man wirklich so unterkühlt ist. Denn dann wüsste ich ungefähr, wie weit ich schon aufgemacht wurde, und davor graut es mir.

Es ging ja soweit, dass ich mir ein paar Wochen danach eingebildet hatte, dass die mich mit Absicht so voll gepumpt hatten (nach der OP) sodass ich nicht bei Verstand bin. Um von ihrer Panne abzulenken.

Ich brauchte zwei Tage lang zwei Heizdecken übereinander, sie sagte, dass hatten sie noch nie. Im Aufwachraum sei ich ihnen fast vom Tisch gesprungen, als sie mich in ein anderes Bett heben wollten. Ich erinnere mich nur kurz an den Aufwachraum. Zwei Schwestern haben mich festgehalten, und sagte, es ist bald vorbei...

So, muss da jetzt wider wegschalten, weil es sonst zu viel für mich wird. Der Traum soll kommen, damit ich den Rest auch noch verarbeiten kann. Das blöde ist, meinst wenn ich so was erwähne, dann kommt es auch . Mir wäre es lieber, als ständig zu warten. Weil das da noch was ist, dass kann ich fühlen.

lg jennyfer
...

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Banjo Cat
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Beitrag Mi., 22.09.2010, 13:28

Ach Jennyfer...

Würde man dich in den Arm nehmen und du würdest darüber reden, hättest du dann weniger angst?

Meine Angst:
Erstetzt zu werden- nicht mehr gebraucht zu werden.
Liebe entzogen zu bekommen.
Betrogen zu werden. Verletzt zu werden...

Wodurch das gekommen sein könnte:
Ich habe in meinem Leben IMMER die zweite Geige gespielt.
Habe erst in der letzten Beziehung erfahren, wie sich echte Liebe anfühlt.
Und dennoch war ich immer die zweite Geige.
Man hat mich immer gegen etwas oder jemanden eingetauscht.
Ich habe freiwillig zurück gesteckt, weil ich lieber wenig haben wollte, als garnichts.

Was ich ändern kann / möchte:
Ich würde gerne einen Weg finden, der es mir möglich macht, nicht auf etwas zu verzichten.
Ich möchte mich nicht ständig mit etwas zu frieden geben, sondern wirklich zu frieden sein.
Wunschlos glücklich und ohne die angst, das alles wieder weggenommen zu bekommen ODER aufzugeben, um geduldet zu bleiben.
Ich möchte jemanden an meiner Seite haben, der mich nicht spüren lässt, dass ich weniger wichtig bin als jemand anderes / etwas anderes.

Gleichzeitig fürchte ich mich sehr davor, weil mein ganzes Leben darauf aufbaut und ich nie etwas anderes gekannt habe, nie etwas anderes.

Zu lernen, dass man nicht TEILEN muss, sondern dass genug da ist...
Zu lernen, dass man nicht ersetzt wird, weil die Liebe zu mir einmalig ist, und zu einem anderen Menschen ebenso... Und dass dadurch kein Schaden oder Nachteil für mich entsteht...

Mein Leben lang bin ich treu, leben meine Prinzipien...
Und jetzt lerne ich jemanden kennen...
Und der dreht meine Welt völlig um, oben ist unten, ja ist nein...

Ich fühle mich wie der Papst, dem man gerade unantastbar bewiesen hat, dass es keinen Gott gibt.
Mein Leben lang hätte ich mit diesem Glauben gelebt, und nun gibt es unwiderlegbare Beweise dafür, dass es nicht so ist...

Ich bin verwirrt.

Und habe ANGST!

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aisiola
Helferlein
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Beitrag Mi., 22.09.2010, 14:40

hallo empty-soul
natürlich unternehme ich was dagegen. ich bin in therapie und gehe in eine selbsthilfegruppe damit ich unter menschen komme. ist natürlich auch schwer hinzugehen.

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jennyfer
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Beitrag Mi., 22.09.2010, 18:34

Hallo Banjo Cat
Banjo Cat hat geschrieben:Ach Jennyfer...

Würde man dich in den Arm nehmen und du würdest darüber reden, hättest du dann weniger angst?
Die Angst vor der Narkose ist nur gegenwärtig, wenn ich direkt damit konfrontiert werde. (also nicht generell, sonder nur wenn es ein reales Thema zwischen mir und einem Arzt wird). Daher lässt es sich "das" gerade gut leben.

Das da noch etwas in meinem Unterbewusstsein kriecht, im Bezug auf das Aufwachen währenddessen, dass macht schon hin und wieder Angst. Doch die Abstände sind ganz unterschiedlich. Es kann auch monatelang mal nichts sein. Da geht es jedoch um meine Angst, nicht zu wissen was genau war. Daher wäre mir eine Aufklärung (genaue Erinnerung) sogar hilfreich.

Ob dann in den Arm nehmen helfen könnte, weiss ich nicht. Es würde eher helfen, wenn ich Erinnerungen bekomme, und dann vor denen Angst habe. Also dir richtige Angst. Bei der Angst vor der Angst, ist das bei mir etwas anders. Da ich sie nicht "fassen" kann. Dann will ich nicht mal gehalten werden, weil ich nicht weiss, wofür. (bin da etwas komisch)

Danke für deine lieben Zeilen

jennyfer
...

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Innere_Freiheit
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Beitrag Mi., 22.09.2010, 22:44

Hallo,

gerne schreibe ich über meine Ängste auch hier.

Im Augenblick aktuell ist:

Meine Angst:
Angst vor (fremder) Aggression.
Angst vor all den unterdrückten Gefühlen / Kräften in mir selbst.
Angst vor Hilflosigkeit und Unfähigkeit bei mir und Anderen

Woher sie kommt:
Diese Frage lasse ich offen, da sie in meiner Sichtweise für die weitere Verarbeitung irrelevant ist.

Was ich dagegen tun möchte / tun kann:
Habe ich jetzt aktuell gerade begonnen:
Mich diesen Ängsten zuwenden, sie akzeptieren, wahrnehmen, integrieren, ....

Lieben Gruß

Innere Freiheit
Das was ich ablehne, bleibt an mir kleben!

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Empty-Soul
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Beitrag Di., 28.09.2010, 13:22

Und wie wendest du dich deinen Ängsten zu?

Vielleicht bist du Inspiration für andere, magst du nicht erzählen?
Wenn du nicht gehst wenn du willst, bist du schon weg, bevor du endlich gegangen bist!

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Innere_Freiheit
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Beitrag Mi., 29.09.2010, 22:35

Hallo Empty-Soul,

ich finde es ganz gut für mich, dass du dieses Thema hier eröffnet hast.
Mein Lebensthema ist ja eher, dass ich mich in meinem Leben sehr blockiert fühle.
Beim Thema "Angst" dachte ich sogar im ersten Augenblick, "damit habe ich nichts zu tun!"
Dann merkte ich aber, dass in vielen Bereichen meines Lebens durchaus Angst vorhanden ist. Mehr als ich zugeben wollte.

Wie ich damit umgehe?
Ich habe mich hingesetzt, das Vorhandensein der Angst anerkannt, dem Vorhandensein der Angst zugestimmt, und in die Angst hineingespürt..... - Ich habe also all die Wege (soweit möglich) angewandt, die ich auch sonst auf meine Probleme anzuwenden versuche (jedenfalls dann, wenn ich nicht gerade am wegsehen und weglaufen bin.)

Von mir, aber vor allem auch von Gärtnerin, wurden hier im Forum schon eine Menge über den Umgang mit Gefühlen geschrieben, z.B.:
Beiträge zum Umgang mit Gefühlen von Gärtnerin,
oder "Gefühle wirklich fühlen..." von Gärtnerin
Meine Beiträge zu "Zugang zur Wut finden" ff.
oder Unterdrückte Gefühle, nicht mehr weinen können

Über meine eigenen aktuellen Entwicklungen schreibe ich in meinem eigenen Blog. Allerdings ist die Angst hier im Augenblick nicht das vordergründige Thema.

Einen lieben Gruß

Innere Freiheit

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Thread-EröffnerIn
Empty-Soul
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Beitrag Do., 30.09.2010, 16:11

Danke, innere Freiheit.
Sei mir nicht böse, wenn ich dir jetzt nicht gleich antworte.
Ich möchte mir für deinen Blog Zeit nehmen und bei der Sache sein, wenn ich es lese.

Ich melde mich, sobald ich fertig mit lesen bin.
Wenn du nicht gehst wenn du willst, bist du schon weg, bevor du endlich gegangen bist!

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caLLista__
Helferlein
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Beitrag Do., 30.09.2010, 16:42

uff, über meine ängste könnt ich einen ganzen roman verfassen...^^ leide unter einer sehr ausgeprägten hypochondrie, je ausgefallener & gefährlicher die krankheit ist, desto '"besser".
da wären:
tollwut (immer mal wieder)
creutzfeld - jakob krankheit (auch, wenn ich rein theoretisch weiß, dass das so gut wie gar nicht sein kann)
ebola virus (was soll man dazu noch sagen...)
herzinfarkt
krebs (so ziemlich überall)
hirnschlag
hirnblutung
... & alle anderen möglichen krankheiten, die es so gibt...

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Freistil
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Beitrag Do., 30.09.2010, 16:44

Liebe Empty-Soul,

ich würde auch gerne auf deine Fragen antworten...

Meine Angst:
Verrückt zu werden. Ich habe ziemliche Angst, dass mir irgendwann wirklich "die Sicherung durchbrennt" bzw. dass ich irgendeines Tages in einen seelischen Zustand komme, aus dem ich nicht mehr ins alte Leben zurückfinden kann.

Woher sie kommt:
Hmm, schwer zu sagen. Ich habe einfach das Gefühl, dass ich ein zwei Mal in meinem Leben schon zu nah dran war. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es seelische Zustände in mir gibt, die ich einfach selbst nicht mehr in den Griff bekommen kann. Es gibt seelische Zustände, in denen ich meine, nicht mehr garantieren zu können, je wieder den Weg zu mir zurück zu finden.
Ich habe Angst, eines Tages einfach auf Dauer so richtig verrückt zu sein.

Was ich dagegen tun möchte / tun kann:
Ich mache eine Psychotherapie und arbeite da mit meinem Therapeuten daran, meine Affektregulation mehr in den Griff zu bekommen und mehr ein Gespür dafür zu bekommen, dass ich meine Emotionen tatsächlich beeinflussen kann und ihnen nicht 100% ausgeliefert bin.
Und ich habe eine Bedarfsmedikation für die schlimmeren Situationen, die mich beruhigt, dämpft, vorm Durchdrehen schützt.

Klingt schlimm, wenn ich mir so selbst beim Schreiben zuhöre. Aber das ist wirklich meine größte Angst in diesem Augenblick.

LG und viel Mut euch allen
freistil
Wenn das Herz denken könnte, stünde es still. (Pessoa)

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Innere_Freiheit
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Beiträge: 845

Beitrag Do., 30.09.2010, 16:46

Lass dir die Zeit, die du brauchst, Empty-Soul -
und gerade was speziell das Thema "Gefühle fühlen" betrifft finde ich gerade die oben verlinkten Beiträge von Gärtnerin hier im Forum sehr hilfreich.

Vielleich noch kurz als Nachtrag:
Wenn man die Vorgehensweise wählt, zu Gefühlen einfach "Ja" zu sagen - sie also nach und nach immer mehr zu Ende zu fühlen..... dann braucht man gegen das Gefühl, gegen die Angst nichts zu machen..... außer eben ihr zuzustimmen, sie zu fühlen....
Ich habe früher in Sitiationen, vor welchen ich Angst hatte (Vorstellungsgespräche, Gespräche mit Vorgesetzten) eher das Bild benutzt, die Angst einfach mit in das Gespräch mit hineinzunehmen. Sie ist ja sowieso da und geht durch "Bekämpfen" sowieso nicht so einfach weg. Also ihr zustimmen, sie bei der Hand nehmen..... sie mitnehmen......

Wichtig ist nur:
Der Angst zustimmen ist etwas völlig anderes, wie "sich von ihr beeinflussen" zu lassen.
Also nicht "Ich sage das Gespräch jetzt ab, weil ich Angst habe"
sondern "Ich gehe in das Gespräch, ich habe Angst, und ich nehme die Angst mit".

In diesem Sinne

Innere Freiheit
Das was ich ablehne, bleibt an mir kleben!

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Else
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Beitrag Do., 30.09.2010, 20:39

Hallo empty,

prima Thema! Wobei ich vermutlich zu denjenigen gehöre, die am diffusesten und gleichzeitig kargsten antwortet/fühlt. Ich versuch´s dennoch einmal:

Meine Angst:
1. Kontrollverlust! Ich habe eine große Angst, die Kontrolle über mich und mein Leben zu verlieren, nicht mehr adäquat reagieren und handeln zu können, gefühlsmäßig völlig abzustürzen. Ich lasse emotional aus diesen Gründen nur sehr sehr schwer jemanden an mich heran, der meine über Jahre aufgebaute, sichere Plattform nur im Entferntesten ansägen könnte.

Woher sie kommt:
Da komme ich nur schlecht voran, habe aber zumindest den ein oder anderen Ansatzpunkt:
In unser Familie wurde nie über Emotionen gesprochen und waren quasi ein NoGo. Unzulänglichkeiten, wie Schwäche durch Krankheiten (auch die simpelsten, wie Erkältungen), gefühlte emotionale Tiefpunkte o.ä. ebenso. Jeder hatte irgendwie zu funzen, nicht zu leiden etc. wer das nicht tat, erntete -zumindest von meiner Mutter- bitterböse Blicke oder Kommentare. Ich als -von meiner Mutter- nicht dringend gewollte Tochter insbesondere.

Was ich dagegen tun möchte / tun kann:
Schwierig, aber ich ernähre mich langsam, wie das bekannte Eichhörnchen. Versuche Dinge bei mir zuzulassen und weniger streng und rigoros mit mir und meinen Empfindungen zu sein. Nicht alles an Emotionen sofort als "nicht wert genug" abzutun und es wert zu sein, auch diese fühlen zu dürfen. Gelingt mir oft schon gut, allerdings bringen mich schwierige Situationen leider immer wieder völlig aus dem Kurs. Sofern ich mir die Dinge gefühlsmäßig "vom Hals halten kann", FUNKTIONIERE ich prima, andernfalls bringt mich diese Angst, die Kontrolle zu verlieren, fast um....

Meine Angst Nr. 2:
Völlig blöde, ich weiß, ist aber so: Vor Teer/Teer"männern"/Alsphaltieren.
Ich bekomme totale Angst und ein dermaßen beklemmendes Ekelgefühl, wenn irgendwo asphaltiert wird. Dieser Geruch, wenn die entsprechenden Gerätschaften an irgendeiner Baustelle stehen und ständig gerührt und neu aufgeschüttet werden, verursacht bei mir Schweißausbrüche. Ich hatte -in meiner Kindheit und auch noch später- über Jahre immer wieder einen furchtbaren Traum, in dem ein "Teermann" (menschliche Gestalt, die aber nur aus überschüttetem Teer bestand, außer den Augen) mich in dieses Teil von Anrührmaschine ziehen wollte und ich dem nur knapp entkam...

Woher sie kommt:


Was ich dagegen tun möchte / tun kann:
s.o. Wobei dem auszuweichen auch nicht soooo einfach ist, da ich in einer Großstadt lebe und jeden Tag an mind. 5-10 Baustellen vorbei fahre. Wobei... vorbei fahren geht einigermaßen mit einem kurzen Übelgefühl. Z.B. an der Ampel daneben HALTEN geht gar nicht. Wenn möglich, fahre ich lieber über rot und nehme die Konsequenzen in Kauf... wenn nicht möglich, werde ich -völlig ungewöhnlich für mich- zur Furie und schimpfe im Töffi, wie ein Rohrspatz auf die Baustelle, die anderen Autofahrer, die nicht zügig genug sind etc....

LG Else
Wenn du damit beginnst, dich denen aufzuopfern, die du liebst, wirst du damit enden, die zu hassen, denen du dich aufgeopfert hast..... (G.B. Shaw)

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