Angst vor der Reise oder einfach 'nur' eine Depri?

Fragen und Erfahrungsaustausch zu Phobien, Zwängen, Panikattacken und verwandten Beschwerden.
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Maladjusted92
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Beitrag Do., 30.09.2010, 19:32

Hallo cupa ^^
Schön das du nochmal Stellung zu unseren Einträgen gemacht hast
Für mich besteht der Unterschied zwischen meinen "normalen" Problemen und dem Drogenkonsum, das ich den Drogenkonsum beeinflussen kann.
Ich überlege auch selbstständig aufzuhören & ich fühle mich eigentlich stark genug das auch ohne eine Therapie hinzubekommen.
Doch meine anderen Probleme kann ich nicht wirklich beeinflussen (außer mit Drogen).
Deswegen wäre gerade, wenn ich clean werden würde, jemand wichtig mit dem ich dann das aufarbeite was ich mit den Drogen zu verdrängen versuche.
Zu der Zeit wo ich zu dem Vorgespräch eingeladen war, dachte ich nicht daran aufzuhören, mittlerweile hat sich meine Einstellung da ein wenig geändert.
Zudem weiß ich das ich gezwungenermaßen aufhören muss wenn ich eine hoffentlich baltige Ausbildung erfolgreich beenden will und spätestens dann wenn ich mit meinem Freund zusammen ziehen würde.
Weil unsere Bedingung für ein Zusammenleben ist das wir beide clean sind, damit wir garnicht erst wieder in alte Verhaltensmuster rutschen und nichts auf die Reihe kriegen.
Momentan bin ich irgendwie ein wenig verwirrt und weiß auch nicht wie ich es ohne Drogen dann aushalten soll, wenn mein Freund über Jahre weg ist und wir uns nur seeeehr selten sehen.
Weil ich wie ich denke jeder, Drogen nehme um bestimmte Sachen in den Hintergrund zu schieben.
Drogen haben mir einiges genommen und einiges verschlechtert, aber ich habe auch etwas gewonnen.
So schwer es sein mag, das zu verstehen wenn man selber keine Drogen konsumiert.

MfG Maladjusted92

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cupa
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Beitrag Do., 30.09.2010, 20:30

@Maladjusted:
Maladjusted92 hat geschrieben:Doch meine anderen Probleme kann ich nicht wirklich beeinflussen (außer mit Drogen).
Nein, auch damit nicht, -->
Maladjusted92 hat geschrieben:Weil ich wie ich denke jeder, Drogen nehme um bestimmte Sachen in den Hintergrund zu schieben.
Maladjusted92 hat geschrieben:Deswegen wäre gerade, wenn ich clean werden würde, jemand wichtig mit dem ich dann das aufarbeite was ich mit den Drogen zu verdrängen versuche.
Und deswegen Drogentherapie.

Natürlich gewinnt man über eine Droge etwas. Sonst gäbe es keine psychische Abhängigkeit. Zugegebenermaßen bin ich generell nicht die richtige Ansprechpartnerin für dieses Thema. (Edit: weil mir meine Geschichte als Co-Abhängige in die Quere kommt; sorry.) Nur konnte ich deinen Absatz oben nicht so stehen lassen. Vielleicht solltest du einen eigenen Thread zu diesem Thema, zu deinen dazugehörenden Gedanken, Ängsten und Sorgen eröffnen.
In jedem Fall: alles Gute!

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power
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Beitrag Do., 30.09.2010, 22:15

hi ihr zwei!

schön, cupa, dass du dich wieder mal meldest!
cupa hat geschrieben:das arge war, dass ich kaum mehr gedanken daran hatte, was wäre, wenn ich ihn nicht mehr lieben würde, sondern ich hatte tierische angst davor, dass er geht. versteht das wer????

Da sehe ich meine oben geäußerte Vermutung bestätigt. Mir scheint, es geht (bei) deiner Angst eben nicht um deine Beziehung, sondern sie sucht sich Inhalte, an denen sie sich aufhängen und austoben kann.
--> ja, das hab ich danach auch wieder erkannt! trotzdem konnte ich in den tage bzw. fast schon wochen davor keinen klaren gedanken mehr fassen! :( ich dachte echt, ich werd langsam verrückt! was spielt sich in im gehirn ab? warum kommen auf einmal solche einbrüche? und warum fängt man immer von neuem an zu zweifeln?

ja, ich bin in thera und trotzdem hab ich das gefühl (v.a. wenns mir nicht gut geht bzw. auch eine zeit danach), dass ich noch jahre brauche, um alles in den griff zu bekommen. aber irgendwie erscheint mir, dass sich meine probleme ja immer wiederholen, nur zeigen sie sich in einer anderen form. trotzdem hab ich jedes mal das größte problem, dies als "eh wieder das gleiche thema, nur in anderer form" zu erkennen, weil ich immer zweifel.
meine thera ist sehr lieb und ich kann mit ihr gut reden, allerdings fehlt mir was bei meiner jetzigen...was mich ein wenig stört, ist dass sie vieles, was sie mir erklärt, aus eigenen erfahrungen versucht zu verdeutlichen. und ich will eigentlich nichts über ihr leben wissen, sondern eher das in meinem kontext zu analysieren. versteht ihr? vll, wenn ich von der reise wieder zurückkomme, werd ich mir wirklich mal zeit nehmen und mehrere ausprobieren, um dann wirklich die richtige thera zu finden. (außer ich brauch nach der reise keine mehr, das wär natürlich spitze)!!!
cupa hat geschrieben: Mir kommt es so vor, als hätte deine Angst mit dieser Nicht-Diagnose ein neues alternatives (willkommenes) Nahrungsangebot bekommen.
oh ja, das hat sie! immer wieder aufs neue! ich find es soo anstrengend, ständig kämpfen zu müssen! werden wir eigentlich nie gesund? ich hab das gefühl, dass meine psychischen leiden wesentlich leichter geworden sind, allerdings haben sich mittlerweile wesentlich mehr ängste gebildet...wie kann das sein? warum verliert meine störung an intensität aber an vielfalt? oder kommt mir das nur so vor? oder waren diese ängste eig schon alle da, nur haben sie sich in einer anderen form gezeigt? fragen über frage... mich beschäftigt soo vieles...

es geht mir seit letzter woche sehr viel besser, allerdings hab ich ständig die angst, es könnte wieder kommen. ich bin auch sehr viel im forum und lese berichte, warum, das weiß ich eig nicht soo genau! ich hab das gefühl, ich bin auf der suche nach etwas, wobei ich nicht genau weiß, was ich finden will. ich würde gerne soo viel sagen und loswerden und weiß eigentlich nicht wo, bei wem, und wie und überhaupt! das klingt alles sehr konfus,oder???

ich will einfach alles langsam in den griff bekommen...in den griff bekommen...das ist so ein spruch...ich habs eigentlich im griff, ich funktioniere und ich werd nicht verrückt, aber ich versteh einfach nicht, warum ich diese einbrüche immer wieder mal habe, warum es sich im laufe der zeit verändert und woher das alles kommt! aber ich schätze das ist alles zuviel verlangt oder? oder wäre ein tiefenpsychologische thera mal sinnvol? (hab bis jetzt immer nur eine verhaltensthera gemacht). was meint ihr?
Ein Tag ohne lachen ist ein verlorener Tag!

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power
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Beitrag Do., 30.09.2010, 22:32

...so hab mal zwischengespeichert!

sorry, dass ihr soviel lesen müsst, aber mir brennt sovieles auf der seele, dass ich nicht weiß wohin! und das gefühl ist nervig...

@maladjusted:

kann die drogen- und psychotherapie nicht parallel laufen? ich denke mir, es wird ja gründe haben, warum man drogen nicht. viele schlittern da ja nicht einfach so hinein,oder? oder ist damit rein der entzug gemeint?
würd mich interessieren (musst aber nicht antworten): was nimmst du? sind es härtere sachen oder eher "softdrogen" (sorry, weiß nicht wie ich das ausdrücken soll).

Maladjusted92 hat geschrieben:Für mich besteht der Unterschied zwischen meinen "normalen" Problemen und dem Drogenkonsum, das ich den Drogenkonsum beeinflussen kann.
Ich überlege auch selbstständig aufzuhören & ich fühle mich eigentlich stark genug das auch ohne eine Therapie hinzubekommen.
Doch meine anderen Probleme kann ich nicht wirklich beeinflussen (außer mit Drogen).
Deswegen wäre gerade, wenn ich clean werden würde, jemand wichtig mit dem ich dann das aufarbeite was ich mit den Drogen zu verdrängen versuche.
ich kann deine argumentation verstehn, aber ich kann halt auch die behörden verstehn. deswegen meine oben gestellte fragen, ob das nicht hand in hand gehen kann?! ich weiß nur von meiner mutter, dass sie damals im entzug nicht nur den entzug hatte, sondern natürlich auch therapie...wie auch immer die aussah.

wie gehts dir eig mit deiner familie? hast du zu ihr einen guten draht? hast du sonst freunde? hast du menschen mit denen du reden kannst, außer mit deinem freund?
cupa hat geschrieben:Zugegebenermaßen bin ich generell nicht die richtige Ansprechpartnerin für dieses Thema. (Edit: weil mir meine Geschichte als Co-Abhängige in die Quere kommt; sorry.)
wir waren beide co-abhängige, trotzdem kann ich maladjusted auch verstehn, obwohl ich sicher auch nicht die richtige ansprechpartnerin bin was sucht angeht (außer nikotin ). ich denke halt, es bräuchte, einen ganzheitlichen ansatz, um auch wirklich nachhaltig was bewegen zu können. dass der wille natürlich vorhanden sein muss, ist klar!!!

@cupa: bist du eigentlich ein kontroll-"freak"? in dem sinne, dass du für jedes problem, das eventuell, in weiter ferne, irgendwann einmal, eintreffen könnte, eine lösung parat hast? Dass du alles versuchst, im griff zu haben? dass du alles 'perfekt' machen willst? ....verstehst du was ich meine?

so, ich denke, das wars fürs zweite mal!

wünsch euch eine gute nacht und wir lesen uns!

bye, bye
Ein Tag ohne lachen ist ein verlorener Tag!

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Maladjusted92
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Beitrag Fr., 01.10.2010, 04:45

Hay Power & Hay Cupa

Zu Cupa:
Ja, okay ist kein Thema Das ist eine gute Idee, vielleicht eröffne ich wirklich einen eigenen Thread wenn ich Zeit habe
Danke ^^

Zu Power:
Soweit ich weiß kriege ich keine "normale" Therapie wenn ich Drogen nehme.
Bzw da wo ich ich eine Drogentherapie hätte machen können, gibt es auch eine spezielle Therapie für Borderliner, Vorraussetzung allerdings ist das man 1 Jahr nichts mehr konsumiert hat.
Deswegen denke ich, dass die keine 2 Therapien gleichzeitig machen.

Ach, ist doch kein Thema, natürlich kannst du mich sowas fragen ^^
Anfangs habe ich Drogen genommen um es halt einfach mal auszuprobieren. Dann habe ich bemerkt das es mir hilft im Umgang mit meiner Umwelt und meine Probleme mindert, sowie (auch wenn es sich ein wenig schnulzig anhört) mir hilft mich fallen zu lassen und mein Herz zu öffnen.
Deshalb habe ich weiter gemacht, auch wenn der ursprüngliche Faktor (also mein Ex-Freund) im Nachhinein außen vor war.
Kiffen tu ich eigentlich selten und nur in Gesellschaft.
Hauptsächlich konsumiere ich Amphetamine, also Pep.
Ich bin ehrlich, ich möchte eigentlich bevor ich aufhöre auch noch anderes ausprobieren aber das wird sich dann ergeben.
Pep nehm ich, soweit ich Geld habe, eigentlich jede Woche mindestens 2 Tage.
Mittlerweile habe ich dadurch auch arge Magenprobleme, die ich vorher nie hatte. Teilweise muss ich mich dann öfters übergeben wenn ich Pep ziehe bis der Magen leer ist.
Etwas neues essen kann ich dann meist erst wenn ich ein paar Stunden nichts gezogen habe, weil mein Magen in der Zeit wahrscheinlich stark übersäuert ist.
Danke für dein Verstndnis zu meiner Argumentation.
Naja und mit meiner Familie...
Lief irgendwie noch nie alles so klassisch.
Meine Mutter ist Alkoholikerin & mein Vater ist teilweise sehr agressiv. Vor ein paar Jahren schlug er meine Mutter noch & auch in der Schwangerschaft.
Jetzt wo er meine Mutter nicht mehr schlägt wird er immer öfter mit gegenüber aggressiv.
Auf jeden Fall werden sich meine Eltern bald trennen, deswegen auch der Umzug.
Wahrscheinlich werde ich vorerst zu meiner Mutter ziehen, solange mein Freund in Therapie ist.
Ich habe eigentlich schon ein paar Leute mit denen ich über aktuelle Probleme reden kann und teilweise auch über meine Ängste.
Doch über meine Kindheit kann ich nicht reden, weil manche Gedanken teilweise echt absurd sind und ich nicht möchte das mich jemand "abstempelt" und außerdem möchte ich eigentlich die Zeit hinter mir lassen, was mir aber im Moment irgendwie nicht wirklich gelingt.
Ich habe das unheimliche Bedürfnis darüber zu reden aber ich weiß nicht wirklich mit wem.
Meinem Freund kann ich das auch nicht erzählen, er soll es nicht wissen weil ich Angst habe er könnte seine Ansicht über mich verändern.

Auch wenn die Frage an cupa gerichtet ist (im Bezug auf "Kontroll-Freak"), das "Problem" (wenn man es ein Problem nennen kann) hatte ich früher auch mal. Ich habe jeden Tag & alles (auch was in entfernterer Zukunft lag) genau geplant, damit nichts schief lief.
Aber leider musste ich lernen, das meist immer alles anders kommt als man denkt.
Dabei zB helfen mir auch die Drogen, ich mache mir nicht mehr soviele Gedanken & plane nicht mehr soviel. Eine wahre Erleichterung!
Auf der anderen Seite habe ich was Schule angeht wohl zu wenig geplant -.-

Naja, entschuldigt das ich immer soviel schreibe.

Euch auch eine gute Nacht
Liebe Grüße Maladjusted92

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cupa
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Beitrag Fr., 01.10.2010, 14:46

Liebe Maladjusted!
power hat geschrieben:wir waren beide co-abhängige, trotzdem kann ich maladjusted auch verstehn
Ich habe gestern gemerkt, dass meine aktuelle familiäre Situation (ohne Entzug wars das in absehbarer Zeit) bewirkt, dass ich dich nicht verstehen will (Stichwort: hilflose Wut). Es tut mir leid, dass ich nicht anders konnte und kann und will. Mehr will ich dazu nicht mehr sagen.


Liebe power!
power hat geschrieben:was spielt sich in im gehirn ab? warum kommen auf einmal solche einbrüche? und warum fängt man immer von neuem an zu zweifeln?
Würde es dir helfen, wenn du auf diese Fragen Antworten hättest?
Warum-Fragen kommen aus dem verstehen Wollen. In Zusammenhang mit Ängsten & Co steckt hinter diesem verstehen Wollen bei mir der Wunsch, die Auslöser zu eliminieren oder sie zumindest "in den Griff zu bekommen". Und sei es nur dadurch, dass das Ding einen Namen bekommt (nichts ist so groß wie die Angst vor dem Unbekannten...).
Ich kenne jemandem, der mit Panikattacken zu kämpfen hatte. Ihm hat u.a. auch geholfen, sich intensiv in das Thema einzulesen. Wenn ihn Panik überfiel, konnte er sich so ins Bewusstsein rufen, was in diesem Moment in seinem Körper ablief. Auch dadurch gelang es ihm mit der Zeit, Panikanfällen den überwältigenden Schrecken zu nehmen.
power hat geschrieben:ja, ich bin in thera und trotzdem hab ich das gefühl (v.a. wenns mir nicht gut geht bzw. auch eine zeit danach), dass ich noch jahre brauche, um alles in den griff zu bekommen.
Es hilft, weniger streng zu sich zu sein und Einbrüche nicht überzubewerten. Es darf einem auch mal sehr schlecht gehen. Manchmal braucht es dazu einfach den Raum und die Zeit (und Menschen, die das aushalten, ohne es überzubewerten). Wichtig ist, zumindest im Nachhinein zu erkennen, dass alles, was sich da abspielte, für diesen Moment zwar die eigene Wahrheit war. Aber eben keine ewig gültige. Im nächsten Moment hast du wieder "alles im Griff" bzw. denkst gar nicht darüber nach, dass oder ob es so ist.
Rückschläge sind keine Rückschritte, sondern nur neue Erfahrungen, die man auch wieder mitnimmt. Und das mit den neuen Erfahrungen geht das ganze Leben so weiter.
power hat geschrieben:und ich will eigentlich nichts über ihr leben wissen, sondern eher das in meinem kontext zu analysieren.
Darauf könntest du sie doch ansprechen. (?) Ich weiß. Nicht einfach. Aber solches Feedback ist meiner Erfahrung nach für die therapeutische Beziehung sehr wichtig. Bringt ja nix, wenn sie an dir vorbeiredet.
Aber wenn du überhaupt das Gefühl hast, sie ist nicht ganz die Richtige für dich, wäre es wohl besser zu wechseln.
power hat geschrieben:ich find es soo anstrengend, ständig kämpfen zu müssen!
Das kenne ich sehr gut. Der "Witz" an der Sache ist ja, dass man drum kämpft, locker zu lassen. (Sorry, ich kann nur mit meiner Erfahrung antworten.) Was mir hilft, wenn ich des Ganzen wieder mal müüüde bin, ist es, mir das Nicht-Kämpfen zu erlauben. Wie ich oben schrieb: es darf mir auch mal schlecht gehen. Die Erfahrung hat doch gezeigt, dass dieser Gemütszustand auch nicht ewig anhält. Aber die Erinnerung an früher zeigt auch, dass mein Bemühen und mein Dranbleiben was bewirkt. Genauso bewirkt auch mein Zugeständnis etwas, dass es mir auch mal schlecht gehen darf. Daraus keine große Sache zu machen, bedeutet aufzuhören, gegen sich selbst zu kämpfen (fühlt sich in dem Moment aber auch schon wieder nach kämpfen an Bild ). Zusammengefasst: sich sein lassen. Eh schon wissen. (Und wenn das nicht geht, zulassen, dass man sich grad nicht sein lassen kann... )
power hat geschrieben:werden wir eigentlich nie gesund?
-->
cupa hat geschrieben:Sie findet aber, mein einziges Problem sei, dass ich glaube, dass mit mir was nicht stimmt.

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cupa
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Beitrag Fr., 01.10.2010, 14:47

power hat geschrieben:ich hab das gefühl, dass meine psychischen leiden wesentlich leichter geworden sind, allerdings haben sich mittlerweile wesentlich mehr ängste gebildet...wie kann das sein? warum verliert meine störung an intensität aber an vielfalt? oder kommt mir das nur so vor? oder waren diese ängste eig schon alle da, nur haben sie sich in einer anderen form gezeigt?
Ich bin die Falsche für diese Fragen, weil ich mich bemühe, mir stattdessen bewusst zu machen, wie weit ich schon gekommen bin. Sich selbst dafür dankbar zu sein, tut der Seele gut. Es ist besser, sich das vor Augen zu führen und den Fokus nicht darauf zu legen, was alles noch "fehlt". Du bist du. Alles andere sind nur Momentaufnahmen. Durch die Bewertung erlangen sie eine Bedeutung, die sie nicht wirklich haben.
power hat geschrieben:oder wäre ein tiefenpsychologische thera mal sinnvol? (hab bis jetzt immer nur eine verhaltensthera gemacht). was meint ihr?
Ich glaube, dass das jede nur für sich selbst beantworten kann bzw. dass dir darauf jemand mit tiefenpsychologischer Therapieerfahrung besser antworten kann. Mir kommt vor, dass viele deiner Fragen in die Richtung weisen, dass du dir so einen Ansatz wünschst.
power hat geschrieben:@cupa: bist du eigentlich ein kontroll-"freak"? in dem sinne, dass du für jedes problem, das eventuell, in weiter ferne, irgendwann einmal, eintreffen könnte, eine lösung parat hast? Dass du alles versuchst, im griff zu haben? dass du alles 'perfekt' machen willst? ....verstehst du was ich meine?

Ich kenne die Zukunft nicht. Deswegen passen jetzt ausgedachte Lösungen nie. Und selbst mit größtem Bemühen liegt es anscheinend nicht in meiner Natur, irgendetwas mal perfekt hinzukriegen.
Aber ich verstehe sehr gut, was du meinst. (Jetzt mal außen vor lassend, dass man sich natürlich auf anstehende Herausforderungen angemessen vorbereitet...) Was mir half, war einzusehen, dass Kontrolle Illusion ist. Und die Erfahrung, dass ich Situationen, die mich ängstigen, meistern kann. Irgendwie und meistens sogar gut.
Mittlerweile leide ich nicht mehr so an meinem "fehlerhaften Sein" und bemühe mich, mich stattdessen sein zu lassen. Das macht mich entspannter, wodurch alles, was du beschreibst, schwächer wird, wodurch ich entspannter werde, wodurch ich mich immer öfter sein lasse. Und von Rückschlägen lasse ich mich zumindest im Nachhinein auch nicht mehr beeindrucken. Still work in progress und das Ganze nennt sich Leben.

Ich hoffe, du kannst mit meinen Zeilen etwas anfangen (und ich habe mich nicht nur selbst bespiegelt... ).

Schönes Wochenende und liebe Grüße!
(euch beiden!)

cupa

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power
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Beitrag Mo., 04.10.2010, 09:00

hey ihr 2!

@maladjusted: hast schon einen thread eröffnet? wie gehts dir???

mir gehts seit ein paar tagen wieder recht gut. komisch wie sich das alles wieder selber einrenkt, letztes we dachte ich noch, ich drehe fast durch und jetzt fühl ich mich wieder vollkommen normal!

@cupa: ich bin einfach ein mensch, der alles versucht zu begreifen u zu verstehen, doch diese psychischen "dinge" ( ich nenn sie jetzt mal so), entziehen sich mir meiner logik! ich versuche daran zu arbeiten, dass man einfach nicht alles im leben steuern kann. es fällt mir schwer, aber es wird mir nichts anderes übrig bleiben. da zeigt sich halt wieder mal meine angst vorm kontrollverlust!

bis zur letzten phase konnte ich mir auch immer mut machen und sagen, wie weit ich schon gekommen bin, aber diese phase war einfach anders und deswegen macht/e sie mir angst. alles neue macht mir meist angst und ich hab halt angst, dass es sich entweder komplett verändert und ich vll eine andere diagnose bekomme (auch wenns im grunde wurst ist welche, aber für mich bedeutet das, ich muss mich einfach wieder umstellen). verstehst du was ich meine? bis vor dieser phase hatte ich das gefühl, dass ich alles recht gut unter kontrolle hatte, damit umgehen konnte, auch sagen konnte, dass es mir halt auch mal schlecht gehen darf. aber diesmal war ich so daneben und so voller angst, dass ich nicht mehr klar denken konnte und das macht mir ANGST!!!
cupa hat geschrieben:. Und die Erfahrung, dass ich Situationen, die mich ängstigen, meistern kann. Irgendwie und meistens sogar gut.
stimmt, hinterher hab ich das auch immer erkannt! ich sollte mich auch daran halten...

"still work in progress": das trifft es wahrsch recht gut! wenns doch nicht immer so angstrengend wär!

hast du jetzt eig einen job?

lg power
Ein Tag ohne lachen ist ein verlorener Tag!

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cupa
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Beitrag Mo., 04.10.2010, 20:00

Liebe power!
power hat geschrieben:ich bin einfach ein mensch, der alles versucht zu begreifen u zu verstehen, doch diese psychischen "dinge" ( ich nenn sie jetzt mal so), entziehen sich mir meiner logik!
Du willst verstehen, warum das alles bei dir wie und in dieser Reihenfolge abläuft? Biochemisch oder psychoanalytisch? Würde dir ein Verstehen während des Angstschubs helfen? Wie reagiert deine Therapeutin in diesen Situationen? Und was würdest du dir wünschen?
power hat geschrieben:ich versuche daran zu arbeiten, dass man einfach nicht alles im leben steuern kann.
Hört sich an, als würdest du dich zu dieser Erkenntnis verurteilt fühlen. Aber eigentlich geht es ja darum, Vertrauen in sich zu gewinnen.
power hat geschrieben:und ich vll eine andere diagnose bekomme (auch wenns im grunde wurst ist welche, aber für mich bedeutet das, ich muss mich einfach wieder umstellen).
?? Worauf willst du dich umstellen? Man verändert sich und das Leben verändert sich. Darauf stellt man sich immer wieder neu ein. Aber wieso sich auf eine Diagnose umstellen?
power hat geschrieben:"still work in progress": das trifft es wahrsch recht gut! wenns doch nicht immer so angstrengend wär!

Ein kleiner Freud'scher.
Ich glaube, anstrengend macht man sichs selber. Aber das ist die gute Nachricht! Man kanns besser machen. Auch, indem man geduldig mit sich selbst ist.
power hat geschrieben:hast du jetzt eig einen job?
Ja, aber. Wie immer. Aber derzeit kann ich gut mit dem Aber leben.

LG cupa

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power
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Beitrag Di., 05.10.2010, 08:38

heyho!
cupa hat geschrieben:Du willst verstehen, warum das alles bei dir wie und in dieser Reihenfolge abläuft? Biochemisch oder psychoanalytisch? Würde dir ein Verstehen während des Angstschubs helfen?
ja, ich würds gern verstehen und zwar nicht biochemisch, sondern psychoanalytisch. einfach deswegen, um angemessener reagieren zu können. aber da meine phasen meist ohne (zumindest für mich erkennbare gründe) auftreten, wird das wahrsch ein bissl schwierig. ich bin ein sehr kopflastiger mensch, der alles verstehen will und immer genau analysieren will das ist wahrscheinlich auch das problem, dass ich mich dann nicht fallen lassen kann und mir schwer damit tue, einfach zu sagen, dass es mir halt jetzt nun mal schlecht geht. v.a. weil ich das auch früher nicht tun durfte bzw. nicht konnte. das ist ein verhaltensmuster von mir, dass ich immer funktioniert habe, auch unter den widrigsten umständen! war bei dir wahrsch nicht anders,oder?
cupa hat geschrieben:Wie reagiert deine Therapeutin in diesen Situationen? Und was würdest du dir wünschen?
puh...eig eh so wie du: annehmen, aushalten und v.a. sich gutes tun und es zulassen. eh typisch verhaltenstherapeutisch! leider ist das für mein gehirn oft nicht gut genug!
cupa hat geschrieben:Hört sich an, als würdest du dich zu dieser Erkenntnis verurteilt fühlen. Aber eigentlich geht es ja darum, Vertrauen in sich zu gewinnen.
naja...als verurteilt dazu fühl ich mich nicht, aber im grunde ist das ja so,oder nicht? vertrauen in mich? mh... hab ich eigentlich, nur letztes mal konnte ich einfach keinen klaren gedanken mehr fassen und hatte komplett irrationale ängste und gedanken, da fällt es dann schwer, vertrauen zu gewinnen, v.a. wenn man gerade absolut nicht checkt was mit einem passiert! und ich fragte mich dann, was kann ich tun, um damit umzugehen?! v.a. da viele strategien, dich ich normalerweise angewendet habe, nicht wirklich funktioniert haben.
cupa hat geschrieben:?? Worauf willst du dich umstellen? Man verändert sich und das Leben verändert sich. Darauf stellt man sich immer wieder neu ein. Aber wieso sich auf eine Diagnose umstellen?
--> das resultiert natürlich auch wieder aus meinem "kontrollwahn"! mir ist klar, dass man sich verändert u das ist auch gut so. in den letzten 2-3 jahren waren meine phase immer relativ ähnlich, außer dass sich meine ZG andere inhalte gesucht haben. da haben, wie gesagt, meine strategien einigermaßen gut funktioniert, die situation zu handhaben, nur diesmal eben nicht. deswegen mein ich, wenn dann plötzlich andere symptome, und in folgedessen ev. eine andere diagnose gestellt wird, werd ich mich auch umstellen müssen und vll andere strategien ausarbeiten müssen, um damit zurechtzukommen. verstehst du mich? oder ist das wieder zu kompliziert gedacht? ich bin nun mal kein einfacher mensch...
cupa hat geschrieben:Auch, indem man geduldig mit sich selbst ist.
geduld gehört eindeutig NICHT zu meinen stärken!!! und das ist harte arbeit! ))))

was ist mit dem berüchtigten ABER? magst erzählen?

lg power
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cupa
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Beitrag Mi., 06.10.2010, 09:31

power hat geschrieben: einfach deswegen, um angemessener reagieren zu können.
Wie schaut für dich eine angemessene Reaktion aus? ("Im Griff haben" gilt nicht. Das mag ein Ziel sein, aber eigentlich auch nicht das erstrebenswerte.)

Ich weiß zuwenig über Psychoanalyse, aber auch dort bliebe man nicht bei den Ursachen stehen, oder?
Man glaubt nur, dass man eine Situation bzw. sich selbst kontrollieren kann, sobald man "alles" versteht. Aber die Gefühle müssen ja mitziehen. Diese Sehnsucht nach Kontrolle scheint mir jedoch der reinste Katalysator für die Angst zu sein.
Machst du eine "reine" Verhaltenstherapie?
power hat geschrieben:das ist wahrscheinlich auch das problem, dass ich mich dann nicht fallen lassen kann und mir schwer damit tue, einfach zu sagen, dass es mir halt jetzt nun mal schlecht geht. v.a. weil ich das auch früher nicht tun durfte bzw. nicht konnte. das ist ein verhaltensmuster von mir, dass ich immer funktioniert habe, auch unter den widrigsten umständen! war bei dir wahrsch nicht anders,oder?

Ich weiß, was du meinst (obwohl ich nie "einwandfrei" funktionierte - zu emotional). ...
Wenn du immer funktioniert hast und immer noch funktionierst (außer in den schlechten Phasen), heißt das, du hast alles was war, bislang eher "nur" rational erfasst? Sehnst du dich danach, dass deine Geschichte wahrgenommen wird? Sind deine Tränen bisher zu kurz gekommen? Die von früher? Und finden auch heute noch keinen Raum?
power hat geschrieben:deswegen mein ich, wenn dann plötzlich andere symptome, und in folgedessen ev. eine andere diagnose gestellt wird, werd ich mich auch umstellen müssen und vll andere strategien ausarbeiten müssen, um damit zurechtzukommen. verstehst du mich?
Ein sehr rationaler Zugang. Erinnert mich an die Strategie aus der Kindheit. Die, die einem selbst nicht gut getan hat und die allem kindlichen Allmachtswahn zum Trotz auch nicht erfolgreich war.
(Dennoch hab ichs auch als Erwachsene so versucht. Aber mir hat dieses rationale "in den Griff bekommen wollen" nicht gut getan. Deswegen mein sein-blabla mittlerweile. )



Liebe Grüße!
cupa

PS: Mein "Aber" beim Jobthema ist das Übliche: unterfordert und schlecht bezahlt. Hier mag ich dazu aber nicht ausführlicher werden. Hab dafür meinen Platz gefunden.

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power
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Beitrag Mi., 06.10.2010, 10:08

cupa hat geschrieben:Wie schaut für dich eine angemessene Reaktion aus?

1.) meine phasen nicht überbewerten und hochpuschen und 2.) gelassener nehmen bzw. es zulassen!
cupa hat geschrieben:Ich weiß zuwenig über Psychoanalyse, aber auch dort bliebe man nicht bei den Ursachen stehen, oder?
Man glaubt nur, dass man eine Situation bzw. sich selbst kontrollieren kann, sobald man "alles" versteht. Aber die Gefühle müssen ja mitziehen. Diese Sehnsucht nach Kontrolle scheint mir jedoch der reinste Katalysator für die Angst zu sein.
über psychoanalyse weiß ich auch zu wenig!!! ist auch nicht weiter schlimm
Der oben beschrieben absatz erklärt meine natur recht gut! du hast es eindeutig auf den punkt gebracht, und ich danke dir dafür! diesen satz werd ich erstmal in mein büchlein schreiben!!! Rational gesehen hab ich das mittlerweile begriffen, dass meine (Sehn-)Sucht nach Kontrolle (was ja auch in ein teil meiner zwanghaften natur ist) das hauptproblem für meine ängste, gedanken und gefühle ist. vielleicht bin ich zu rational? aber genau dieses 'funkionieren-müssen' in kombination mit dem drang 'alles unter kontrolle haben zu müssen' und 'stark sein zu müssen' hab ich von klein auf gelernt und wurde durch die alkoholsucht meiner mutter natürlich verstärkt!

ich glaube, heute hatte ich, dank dir, ein kleines AHA-erlebnis (obwohl ich dieses wissen schon seit jahren unbewusst in mir trage) und ich denke, es wäre an der zeit, daran zu arbeiten, anstatt alles immer versuchen zu verstehn und zu analysieren! da wartet wohl eine große herausforderung für mich!!!
cupa hat geschrieben:Machst du eine "reine" Verhaltenstherapie?
was ist schon eine reine verhaltensthera?
cupa hat geschrieben:(obwohl ich nie "einwandfrei" funktionierte - zu emotional)
jein...ich funktionierte in gewissem maße und in bestimmten bereichen, aber auf emotionaler schiene funktionierte ich nicht!
cupa hat geschrieben:Wenn du immer funktioniert hast und immer noch funktionierst (außer in den schlechten Phasen), heißt das, du hast alles was war, bislang eher "nur" rational erfasst?
meinst du? kann gut sein...wie könnte man das alles emotional erfassen? was schlägst du vor?
das ist ja eigentlich genau dieser schutzschild, ohne den ich früher und vielleicht auch heute noch (eher weniger) zusammenbrechen wäre/würde.

ich tue mir schwer, meine leistung, die ich mein ganzes leben geleistet habe, anzuerkennen, weil MIR KEINE ANDERE WAHL BLIEB. ich höre immer wieder:"klar, hättest du eine andere wahl gehabt. du hättest drogen nehmen können, abrutschen können, etc...!" aber für mich kam das nicht in frage, auch heute noch nicht. das ist für mich total widersinnig! total gegen meine natur. ich bin eine kämpferin und war es immer, und deswegen ist das für selbstverständlich was ich als kind und als jugendliche geleistet habe! und vielleicht liegt da das problem...?!?!?!?!

welchen anderen zugang könnte ich nehmen, ohne mich auf die rationalität zu berufen? wie finde ich den emotionalen zugang? oder gibt es noch mehr? ist meine rationalität mein problem, oder besser gesagt mein größtes hindernis, um voranzukommen?

ich schätze deine gedanken sehr...die bringen mir mehr als meine derzeitige thera!

lg power
ps: sei froh, dass ich nur 0.75 dioprin hab! ))))
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cupa
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Beitrag Fr., 08.10.2010, 00:01

Ja, solche Aha-Erlebnisse sind was schönes. Freut mich, dass ich beitragen konnte. Aber...
power hat geschrieben:wie könnte man das alles emotional erfassen? was schlägst du vor?

power hat geschrieben:auf emotionaler schiene funktionierte ich nicht!
Was meinst du damit? In emotionaler Hinsicht kann man vielfältig "nicht funktionieren".
power hat geschrieben:das ist ja eigentlich genau dieser schutzschild, ohne den ich früher und vielleicht auch heute noch (eher weniger) zusammenbrechen wäre/würde.
Viel zu analysieren ist nicht per sé schlecht. Aber in der Übertreibung macht man sich selbst ziemlich schlecht und glaubts dann auch noch. Es gibt nur scheinbar Halt.
power hat geschrieben:deswegen ist das für selbstverständlich was ich als kind und als jugendliche geleistet habe! und vielleicht liegt da das problem...?!?!?!?!
Ich kann nur von mir reden: was ich in der Therapie zunächst v.a. brauchte, war keine Anerkennung der Leistung. Es war die Anerkennung meines Leids. ... Das Mitgefühl meiner Therapeutin für das Kind, das ich war, machte es mir möglich, dieses "Kind in mir" nicht mehr abschotten zu müssen. Kein "ach, wie schrecklich, toll hast du das alles gemacht", sondern... ich kann mich nur an dieses Gefühl erinnern, ein verwundertes Staunen: "Es ist ok, wenn mir das weh tut?"
Indem ich meinen alten Schmerz gelten ließ, konnte er anfangen zu heilen.
Heute ist für mich wichtig, nicht im Grübeln über früher zu verharren. Aber wenn wieder mal was "dran" ist, dann versuche ich das Gefühl anzunehmen. Immer raus mit den ungeweinten Tränen.
power hat geschrieben:welchen anderen zugang könnte ich nehmen, ohne mich auf die rationalität zu berufen? wie finde ich den emotionalen zugang? oder gibt es noch mehr? ist meine rationalität mein problem, oder besser gesagt mein größtes hindernis, um voranzukommen?

Ich habe keine Antworten auf deine Fragen. Ich nehme an, die hast du.

Mir wärs oft lieber, ich würde klare Handlungsanweisungen erhalten. Aber die einzige, die ich bekomme, ist, mich im "sein" zu üben. Das heißt bei mir auch, das vorankommen Wollen loszulassen. "Es gibts nichts zu tun. Lass dich sein." (Das reinste Mantra meiner Therapeutin.) Nichts leichter als das.
Mir fällt gerade ein Bild aus "Momo" ein: als sie der Schildkröte begegnete, da wars doch so, dass je langsamer sie gingen, desto schneller kamen sie voran. (?) Das mit dem "sein lassen" scheint sowas zu sein.


Liebe Grüße!

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power
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Beitrag Fr., 08.10.2010, 09:10

guten morgen!
cupa hat geschrieben:Was meinst du damit? In emotionaler Hinsicht kann man vielfältig "nicht funktionieren".
ich mein damit, dass ich vielfach emotional nicht angemessen reagieren konnte/wollte, da ich immer das gefühl hatte, stark sein zu müssen, was natürlich dazu führte, dass ich alles in mich hineingefressen habe und dies schlussendlich autoaggressionen produziert hat!
cupa hat geschrieben:Kein "ach, wie schrecklich, toll hast du das alles gemacht", sondern... ich kann mich nur an dieses Gefühl erinnern, ein verwundertes Staunen: "Es ist ok, wenn mir das weh tut?"
auch das fällt unter diese kategorie. ich konnte das von klein auf nicht.

--> ich kann mich an 2 situationen erinnern, wo ich (aus heutiger sicht) absolut "unangemessen" (also nicht kindgerecht-ich weiß nicht wie ich das ausdrücken soll! ) reagiert habe:

1.) als ich 4-5 jahre war ist mein opa (lieblingsopa wohl gemerkt) bei einem autounfall ums leben gekommen. ich war unendlich traurig, aber anstatt dieses gefühl zuzulassen, habe ich versucht, die starke zu spielen, unterdrückte meine tränen,weil ich dachte, meiner oma gehts so schlecht, da kann ich nicht auch noch weinen. was ja komplett hirnrissig war! weil, ich meine, ich war ein kleines kind und hatte das recht, traurig zu sein! was geht in einem kind vor, das sich nicht traut zu weinen, weil es denkt, es steht im nicht zu?!

2.) nachdem meine mutter den schlaganfall hatte, habe ich sie 6-7 wochen nicht gesehen. meine großeltern meinten, ich solle sie nicht besuchen, es würde mich zu sehr belasten. dann, nach der eben genannten zeit, bin ich mit ihnen zu meiner mutter gefahren. sie war total abgemagert, konnte nicht mehr gehen, tat sich schwer mit reden (weil viele hirnareale betroffen waren) und ich wollte eigentlich nur heulen. es tat mir soo weh und ich war soo geschockt (ich muss dazusagen, dass ich ca. ein halbes jahr von dieser situation geträumt habe. als ich sie sah, dachte ich, ich befinde mich in einem deja-vu!)! aber ich weinte nicht, ich unterdrückte all meine gefühle, damit niemand sah, wie es mir wirklich geht! sogar meine oma weinte (das war das 1. mal, dass ich sie weinen sah-sie hatte es nicht so mit gefühlen!). ich hatte das gefühl, ich muss für meine mutter stark sein, damit sie keine schuldgefühle hat! war ich daran schuld, dass sie einen schlaganfall hatte? im nachhinein: NEIN! das war ihre beschissenen sauferei!!! tja, heute weiß ich das, aber damals konnte ich nicht anders!!!

ich konnte damals wie heute den satz nicht mehr hören:"obwohl, bla bla bla, sind wir so stolz auf dich. du hast das so gut gemeistert!" ich will/wollte das nicht hören. es war sogar so, dass ich mich teils für dieses "lob" geschämt habe!!! das ging mir total am ar...!!!!
cupa hat geschrieben:Heute ist für mich wichtig, nicht im Grübeln über früher zu verharren.
über früher denke ich eig kaum mehr nach, das habe ich langsam gelernt, nicht ständig in der vergangheit herumzustochern! ich versuche nach vorn zu schauen.
cupa hat geschrieben: Mir wärs oft lieber, ich würde klare Handlungsanweisungen erhalten. Aber die einzige, die ich bekomme, ist, mich im "sein" zu üben.
geht mir genauso! "im sein üben" - langsam aber sicher realisiere ich, dass dies wahrscheinlich die größte herausforderung sein wird in zukunft! aber es ist ja auch einge gewisse handlungsanweisung!
cupa hat geschrieben:als sie der Schildkröte begegnete, da wars doch so, dass je langsamer sie gingen, desto schneller kamen sie voran.
ich liebte diesen film als kind!!! wahrscheinlich ist an dieser "weisheit" eh was dran! nur leider sind langsamkeit und geduld nicht wirklich tugenden, die in der heutigen schnelllebigen gesellschaft gefördert werden! da wird man sich wohl selbst darin üben müssen!

hast du eigentlich immer zuhause gewohnt? während der ganzen zeit? hattest du ansprechpartner?

lg und schönen tag, power
Ein Tag ohne lachen ist ein verlorener Tag!

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cupa
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Beitrag Sa., 09.10.2010, 18:36

power hat geschrieben:ich konnte damals wie heute den satz nicht mehr hören:"obwohl, bla bla bla, sind wir so stolz auf dich. du hast das so gut gemeistert!" ich will/wollte das nicht hören. es war sogar so, dass ich mich teils für dieses "lob" geschämt habe!!! das ging mir total am ar...!!!!
Liebe power! Was ich aus diesen Zeilen rausspüre (oder reinproijeziere): "Ich bin so stark, weil mir keine andere Wahl bleibt. Weil alles zusammenbricht, wenn ich zusammenbreche. Weil ihr alle nicht für mich da ward. Weil ihr mir durch euer Lob sagt, dass ich stark sein muss. Ich durfte nicht schwach sein. Und euer Lob zeigt, dass es richtig ist, niemals schwach zu sein. (Aber ich bin [auch] schwach. Nur darf ich es nicht zeigen. Weil sonst alles zusammenbricht. Auch ich.)"

Und was ist heute mit deiner Wut? Lässt du sie auch mal raus?
power hat geschrieben:hast du eigentlich immer zuhause gewohnt? während der ganzen zeit? hattest du ansprechpartner?
Ab der Studienzeit Teilzeit. Danach bin ich weiter weggezogen. Hilft aber nicht viel, wenn man die alte Rolle und die gefühlte Verantwortung mitnimmt. Aber ich arbeite daran.
Ansprechpartner ja, aber nicht die geeigneten. Mitleid und/oder Bestärkung in der gefühlten Verantwortung. Die richtigen für mich zu finden gehörte wohl auch zum Prozess der Loslösung.


LG cupa

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