Verzeihen...

Körperliche und seelische Gewalt ebenso wie die verschiedenen Formen von Gewalt (wie etwa der Gewalt gegen sich selbst (SvV) oder Missbrauchserfahrungen) sind in diesem Forumsbereich das Thema.
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Aditi
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Beitrag Mo., 04.02.2008, 19:42

amsterdam hat geschrieben: du hast recht.... ich bin selber schuld...

jeder psychiater sagt mir: "warum bitte haben sie sich das so lange gefallen lassen?!?"
hallo amsterdam!
und hast du bereits eine antwort auf diese spannende frage von jedem psychiater gefunden? denn eines ist klar, das ist dein anteil an der geschichte: warum hast du es dir so lange gefallen lassen? was hinderte dich, grenzen zu setzen?

verzeihen bedeutet n i c h t, verhalten zu entschuldigen. es heißt – ICH NEHME DIE ENERGIE AUS DIESER SACHE HERAUS UND VERWENDE SIE KÜNFTIG FÜR DIE GESTALTUNG MEINES LEBENS.
es war sicherlich ganz schlimm, aber es w a r.
folgende notwendige schritte kommen mir in den sinn:
LIEBE DICH SELBST
wer sich selbst liebt, lässt nicht zu, dass groll ihn auffrisst. du weißt/spürst, dass negative gedanken dich schädigen. ich mag mich genug, um die kraft des denkens in zukunft f ü r mich einzusetzen und nicht gegen mich. aus liebe und respekt zu mir selbst, erlaube ich den wunden der vergangenheit sich zu schließen. wie gehst du mit dir selber um? du erlaubtest, dass jemand dich jahrelang mobben konnte. du grübbelst, weil du noch nicht verzeihen kannst. meine meinung ist die: niemand muss verzeihen, wenn er nicht will! du bestimmst selbst wann, wie und ob!
VERÄNDERE DEINE EINSTELLUNG
verzeihen bedeutet, die schmerzhafte vergangenheit loszulassen und wut, hass und groll nicht länger lohnenswert zu finden. vergebung ist die klare entscheidung nicht länger zu leiden, und das steuer des lebens wieder in die eigenen hände zu nehmen. DU entscheidest, was du denkst. die meisten von uns würden keine medikamente nehmen, von denen bekannt ist, dass sie schwere nebenwirkungen haben. bei unseren einstellungen sind wir nicht so wählerisch. selbstmitleid und die opferrolle sind keine attraktiven alternativen. wähle statt diesen „energiefressern“ überzeugungen, die kraft und mut geben. die fragen "wozu verhilft mir meine einstellung?" - in diesem fall, nicht verzeihen zu können oder "woran hindert sie mich?" sind auch sehr aufschlußreich, wenn man ehrlich reflektiert.

mlg
aditi

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Aditi
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Beitrag Mo., 04.02.2008, 20:05

amsterdam hat geschrieben: ich maschiere ins büro - dort fessle ich ihn an den bürostuhl - und dann pack ich mein skalpell aus.... und ich quäle ihn... ich geniesse seine angst...
aber... ich hab ihn in meinen träumen nie getötet.... ich lass ihn immer nur leiden.

hab diesen traum auch meinem psychiater erzählt - und betont, dass ich das in der realität nie tun würde... ich hab zeit meines lebens noch nicht mal einen kaugummi irgendwo gestohlen ...

mein psychiater meint aber, dass es tiefster hass ist, den ich diesem menschen gegenüber habe, es meine geheimen wünsche sind ihn zu quälen...
dazu möchte ich auch noch etwas sagen. es fällt mir schwer zu glauben, dass dein psychiater ausschließlich so reagiert hat, wenn es ein guter psychiater ist. hat er dich wirklich mit deiner angst so allein gelassen? ich kann nur für mich sprechen: ich habe erfahren, dass jeder teil eines traumes auch ein teil von mir ist. aus dieser perspektive könnte man deinen traum auch ganz anders "sehen". und wenn ich mir erlauben darf zu "fantasieren" (du musst selber nachprüfen, ob für dich das passen würde), dann kommt mir folgendes in den sinn: du warst der, der ins büro marschiert ist. du hast dich "fesseln" lassen - die arbeit: samstag, sonntag, jeden freien tag für die kunden da! hast du dich nicht selbst "quälen" lassen? - rund um die uhr für die kunden zur verfügung zu stehen? usw.

mlg
aditi

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Beitrag Mo., 04.02.2008, 20:17

Aditis Gedanken, dass jeder Teil, jede Person des Traumes ein Teil von einem selbst ist, finde ich sehr interessant.

Was das Verzeihen anbetrifft, so empfinde ich den Gedanken, dass man unbedingt verzeihen MUSS, eher lähmend als hilfreich. Verzeihen lässt sich nicht "machen". Es kommt höchstens irgendwann von selbst. Und wenn nicht, dann eben nicht. Ist meine Meinung.
Wer etwas will, findet Wege. Wer etwas nicht will, findet Gründe.

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amsterdam
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Beitrag Mo., 04.02.2008, 21:57

was hat mich gehindert?

a, am anfang konnte weder mein arzt noch ich was mit meinen symtomen (schwindel, übelkeit und ruhepuls von 120) anfangen.
man dachte an gehirntumor... usw. - das gute an der sache ist/war... dass ich rein körperlich total gesund bin.
ich bekam dann betablocker und der puls war dann wieder auf 80 oder so. - also normal. nur der schwindel wurde immer schlimmer.
war es am anfang nur gelegentlich (im nachhinein weiss ich, dass man das panikattacken nennt - egal wo ich war, ich hatte angst das bewusstsein zu verlieren - musste mit dem auto rechts ran fahren, um mich zu übergeben usw. - wir kennen das ja alle.)
dh. ich wusste lange zeit gar nicht, dass es der job bzw. der chef ist, der mich krank macht.

b, habe ich in 10 jahren 8 "chefs" gehabt.... dh. die chancen standen gut, diesen bald zu überstehen...

c, hat in dieser branche der "chef" nur fälschlicherweise den namen "chef" - er ist im grunde ein niemand... einer, der ein jahresziel auf die anzahl der mitarbeiter aufteilt.... im grunde eine arme sau - denn die meisten mitarbeiter verdienen mehr als er....
und ich hab nicht angenommen, dass mich so ein wurm so extrem kaputt machen kann.

d, habe ich den betriebsrat und das personalbüro eingeschaltet. ich dachte, ich werde von denen geschützt.... war aber ein grosses irrtum - verlass dich auf die, und du bist verlassen. sie haben mir zwar auch gesagt, dass sie diese vorkommnisse äusserst schlimm finden.... aber getan hat keiner was...

e, und jetzt der hauptgrund - ich muss es mir eingestehen, aber es war einfach das geld. das geld, dass ich durch mein WERK verdient habe.
stell dir einen obstbauern vor.... er pflanzt eine plantage von apfelbäumen...
er hat mit NULL begonnen - und er hat hart dafür gearbeitet, seine ganze energie hat er dafür verwendet. hat sein privatleben zurückgesetzt, die arbeit war wichtiger...
dann ist es soweit - alles gedeiht und blüht.... - und der bauer beginnt zu ernten.....
und der jährliche ertrag wird immer mehr, und mehr, und mehr......
nichts kann ihn mehr aufhalten - das gute ist.... er kann aus sicherer entfernung zusehen wie die äpfel wachsen.... er muss nur mehr ernten.... - und das fällt ihm gar nicht schwer - er macht das ja schon sehr lange.... er ist profi....
tja... und dann kommt ein böser käfer.... und bedroht seine plantage, die plantage, die ihn nährt, die fette gewinne bringt - und diese gewinne sind prognostizierbar.... der bauer wiegt sich in sicherheit - hat grosse pläne mit dem geld....

und glaub mir der bauer wird alles in seiner macht stehende unternehmen (obwohl er eigentlich weiss, dass es sinnlos is... ), seine plantage zu halten....

f, und ausserdem war ich in der damaligen situation viel zu schwach mich zu wehren. bis ich realisiert habe, dass es eine frechheit ist, wie mich der typ behandelt, war es leider schon zu spät.

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amsterdam
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Beitrag Mo., 04.02.2008, 22:02

und zum traum:

du hast recht - oben hab ich den verzweifelten kampf ja ein bisschen beschrieben.

ich wurde gequält... - mein psychiater hat mich gefragt ob ich ihn auch getötet habe. das habe ich aber nie getan.
ich habe ihn gequält, wie er mich bzw. meine seele gequält hat... und das war ehrlich gesagt ziemlich grausam...

das komische an der sache ist, dass ich diesen traum erst träume seitdem ich ein freier mensch bin. - als ich noch voll dabei war... keine spur davon...

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Beitrag Di., 05.02.2008, 08:09

@ Aditi,

Gerade dein vorletzter Beitrag hat mir sehr gut gefallen. Doch eine allgemeine Frage dazu.
verzeihen bedeutet n i c h t, verhalten zu entschuldigen. es heißt – ICH NEHME DIE ENERGIE AUS DIESER SACHE HERAUS UND VERWENDE SIE KÜNFTIG FÜR DIE GESTALTUNG MEINES LEBENS.
Das könnte doch auch ein "aktuell unbedeutend,gleichgültig werden" bedeuten. Wie unterscheidet sich das vom Verzeihen? Oder fasst du auch das darunter?

Viele Grüße
Anastasius

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Elfchen
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Beitrag Mi., 06.02.2008, 12:44

Ach, lieber Amsterdam

Dein Thema ist, als wäre es meines. Ich stecke in fast der identischen Situation, nur hab ich das alles mit einer Ärztin erlebt. Über sechs Jahre lang.
Ich bin auch daran, Wege zu finden, die Wut zu kanalisieren. Die unbezähmbare Wut, dass das alles mit mir geschehen ist, dass ich das zugelassen habe. Die Wut, dass immer die Grossen gewinnen, egal gegen welche Gesetze sie verstossen, egal was an Korruptheit, Geldgier und unkorrektem Verhalten da ist.
Das Schlimme ist, dass in meinem Fall die betroffene Person noch meint, im Recht zu sein, sich alles so hinbiegt, wie sie es haben möchte und - tatsächlich daran glaubt!
Ich kenne auch den Schwindel, die Depersonalisationen, mit denen ich täglich zu kämpfen habe, das Gefühl, keine Lebenskraft mehr zu haben. Ich kann mich in all dem nicht gehen lassen, da ich alleinerziehend bin und zwei Kinder habe. Habe mich auch schon gefragt, ob die Depression meines Sohnes, die grad aufgetreten ist, ein Symptom für mich ist; ob er die Symptome für mich übernimmt. Das macht noch mehr Angst!

Was ich auch realisieren musste, dass immer wieder das Wort Missbrauch in meinem Hirn rumschwirrt. Wieso lasse ich mich missbrauchen, wieso kann ich mich so schlecht wehren? Wäre hier ein Ansatz? (bin als Kind missbraucht worden)

@Aditi, ich möchte Dir einmal mehr danken für Deine weisen Worte. Es ist alles angekommen, es ist auch in der Seele drin, nur das Umsetzen ist so schwer! Kopf und Bauch zusammenzubringen, wenn man so voller Elend ist, ist schwer.
Ich werde Deine Worte aber für mich aufschreiben und darüber nachdenken, immer und immer wieder. Denn: das, was passiert ist, kann man nicht ungeschehen machen. Man kann nur lernen, damit zu leben!

Ich denke nach, lieber Amsterdam.
Dir alles Liebe und viel Kraft!!
Es sind nicht die Dinge, die uns beunruhigen, sondern die Meinungen, die wir von den Dingen haben. Epiktet

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Aditi
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Beitrag Mi., 06.02.2008, 18:53

[quote="Anastasius"
Das könnte doch auch ein "aktuell unbedeutend,gleichgültig werden" bedeuten. Wie unterscheidet sich das vom Verzeihen? Oder fasst du auch das darunter?
@anastasius

ich denke, es ist so: verletzen kann mich nur etwas, das resonanz in mir findet oder anders gesagt: wenn es micht trifft, dann betrifft es mich auch. wieder anders formuliert: alles, was mich (im erwachsenenalter) verletzt, hat mich bereits früher verletzt.
mit dieser hintergrundinformation kann ich für mich nichts, was mich mal verletzt hat als „gleichgültig, (aktuell) unbedeutend“ bezeichnen, sondern lässt mich auf der hut sein! auf der hut davor sein, wieder in alte verhaltensmuster zurückzufallen.
es gibt den begriff der „posttraumatischen verbitterungsstörung“. besonders gefährded sind menschen, die ein geringes selbstbewusstsein haben oder ihren selbstwert ausschließlich aus dem lebensbereich ziehen, der nun „gestört" ist. wer nur für die arbeit lebt und dann die arbeit verliert, reagiert anders, als jemand der großen rückhalt im privaten hat. wer sich einem ungerechten schicksal hilflos ausgeliefert fühlt, tut sich schwerer als jemand, der bereit ist, selbst in lebenskrisen die chance für einen neubeginn zu sehen.
eine voraussetzung um verzeihen zu können ist, so denke ich, dass ich meinen schatten sehe, teile meiner persönlichkeit, die ich so verabscheue, dass ich sie unbewusst verstecke und verleugne. in jedem von uns existieren neben den positiven auch ALLE negativen eigenschaften – gier, neid, rachsucht, egozentrik, faulheit, schwäche, feindseligkeit, …
wer andere streng verurteilt, tut das meist auch bei sich selbst.
eine der allergrößten hilfen um den schatten zu entdecken sind projektionen: alles, was mich an anderen stört oder aufregt, ist ein hinweis auf meine eigene dunkle seite. diese erkenntnis tut sehr weh, daher bestreiten wir einen zusammenhang zwischen der „bösen“ eigenschaft eines anderen und uns selbst oft mit größter empörung. Aber gerade diese heftige reaktion ist ein sicherer hinweis, dass wir wahrscheinlich dem eigenen schatten begegnet sind. sonst würden wir diese eigenschaft zwar registrieren, uns aber nicht darüber aufregen. es ist also klug nicht sofort zu verurteilen, sondern die frage zu stellen: „was hat das mit mir zu tun?“ – denn solange ich diesen teil in mir nicht angenommen habe, werde ich immer wieder auf menschen treffen, die mich gerade mit dieser eigenschaft konfrontieren.

mlg
aditi

liebe brösmeli, ja das ist in der tat schwer - kopf und bauch zusammenzubringen - allerdings nicht unmöglich (kann ich zumindest von mir sagen )

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Aditi
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Beitrag Mi., 06.02.2008, 19:03

Es ist alles angekommen, es ist auch in der Seele drin, nur das Umsetzen ist so schwer! Kopf und Bauch zusammenzubringen, wenn man so voller Elend ist, ist schwer.
dazu noch eine aussage meiner therapeutin, die mir sehr geholfen hat: alles was durch (eine kranke)beziehung entstanden ist, kann nur durch (eine gesunde) beziehung wieder gelöst werden!

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amsterdam
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Beitrag So., 10.02.2008, 21:10

Brösmeli hat geschrieben: Die unbezähmbare Wut, dass das alles mit mir geschehen ist, dass ich das zugelassen habe. Die Wut, dass immer die Grossen gewinnen, egal gegen welche Gesetze sie verstossen, egal was an Korruptheit, Geldgier und unkorrektem Verhalten da ist.
am meisten stört mich gerade, dass ich eine massive menschenrechtsverletzung feststelle: und zwar

"Die Meinungsfreiheit ist das in einem demokratischen Rechtsstaat gewährleistete subjektive Recht auf freie Meinungsäußerung durch Ton, Schrift oder Verhalten. Sie ist damit weit mehr als die Redefreiheit. Die Meinungsfreiheit ist für die freiheitlich-demokratische Grundordnung von schlechterdings konstituierender Bedeutung. Sie ist als Grund- und Menschenrecht historisch gegen die Staatsgewalt gerichtet, kann aber auch in Privatrechtsverhältnisse einwirken."

ich darf meine geschichte (DIE WAHRHEIT) nicht veröffentlichen - ich kann mich jetzt ruhig verhalten - andernfalls drohen mir kreditschädigungsklagen....

und da sollst keinen vogel kriegen

ausserdem hat man in österreich nur almosen als entschädigung zu erwarten....
ein am fussgängerübergang überfahrener dackel ist mehr wert, als 3 jahre psychoterror...


lg

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