Opfer zu Täter

Körperliche und seelische Gewalt ebenso wie die verschiedenen Formen von Gewalt (wie etwa der Gewalt gegen sich selbst (SvV) oder Missbrauchserfahrungen) sind in diesem Forumsbereich das Thema.
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Julini
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Beitrag So., 31.12.2017, 10:11

hallo alle :-)

ist schon länger her, aber ich find das thema auch heute noch interessant!

ich bin damit sehr im zwiespalt, ob sich ein mensch, der mal opfer war/zum opfer gemacht wurde sich tatsächlich bewusst dafür entscheiden kann, 'lieber' selbst zum täter zu werden, weil es einfach die bessere position ist. - so wie amsterdam es geschrieben hat.

ich denke eher auch, dass es einerseits mit erlerntem verhaltensschemata & andererseits mit verdrängten, unterbewussten gefühlen & erinnerungen an die eigene opferrolle zusammenhängt.

wenn jetzt noch dazu kommt, dass die traumatisierenden erlebnisse nicht verarbeitet werden können, dann könnte ich mir vorstellen, dass das alles dazu führen könnte, dass iwann die rollen getauscht werden, um auch nur ansatzweise zu den verdrängten gefühlen vorzudringen.

es scheint echt paradox, aber es gibt ja genug dokumentierte fälle, wo ehemals opfer zu tätern werden. werden diese menschen dann gefragt, warum sie zum täter wurden, obwohl sie den schmerz des/der opfer ja aus eig erfahrung kennen, dann wissen die oft gar nicht, was sie dazu getrieben hat.

das was die allermeisten jedoch unisono sagen ist, dass sie so immens viel wut, zorn, hass, scham, misstrauen & hilflosigkeit in sich spüren, und irgendwie versuchen diese unerträglichen gefühle abzuschalten.

manche meinen sogar, es durch die nachstellung der eigenen traumatisierenden erlebnisse, in umgekehrter rollenverteilung, geschafft zu haben. für kurze zeit. danach gings wieder los.

ich halte es auch nicht für entschuldbar! keineswegs.

bin sicher, es spielen noch viel mehr faktoren eine rolle, in dieser doch sehr komplexen angelegenheit.

ich wüsste auch gern mehr über all diese faktoren, warum opfer zum täter werden.

lg julini

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Kimba&Blacky
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Beitrag So., 31.12.2017, 12:42

Hallo julini,

ich kann dir von meinem Bruder berichten. Er hat mich geschlagen und psychisch fertig gemacht (u.A. auch auf sexualisierte Weise, obwohl ich die ältere bin, was mir sehr peinlich war), weil er selber damals in der Schule gemobbt wurde. Er dachte, ich​ hätte ein besseres Leben als er, was aber nicht stimmte. Es schien nur so.
Ich konnte mich körperlich nicht wehren, da ich ihm unterlegen war.
Heute ist der Kontakt sehr oberflächlich.

Außerdem hat er noch einen behinderten Jungen, mit dem er zuvor befreundet war, verprügelt.


Ich muss sagen, ich bin selbst auch ein aggressiver Mensch. Ich komme damit auch nicht klar. Aber ich versuche mich zurückzuhalten und keine große Nähe aufzubauen.
Bei mir liegt es daran, dass ich generell Menschen eher nicht so mag und zu andere Lebenseinstellungen habe.


Schwierig zu verstehen finde ich es, wenn jemand zu Aggressionen neigt und dann trotzdem eine Partnerschaft eingeht. Ich verstehe nicht, warum derjenige nicht darauf verzichtet.

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Julini
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Beitrag Fr., 05.01.2018, 19:16

hi kimba&blacky

hm. warum menschen, die zu agressionen neigen, nicht darauf verzichten eine beziehung zu haben?

also, DAS liegt für mich iwie ganz klar.

ich gehe nämlich davon aus, dass so ziemlich jeder mensch auf dieser welt danach strebt, glücklich zu sein.

es liegt in unserer natur als menschen, dass wir uns verlieben, dass wir in einer partnerschaft zuneigung, liebe, erotik, geborgenheit, sicherheit, anerkennung, vertrauen, unterstützung, zärtlichkeit u.v.m suchen, weil das DIE gefühle sind, die uns (oder den allermeisten jedenfalls) glücklich machen.

ich denke, dass das alles urbedürfnisse sind, ohne deren erfüllung wir tatsächlich rastlose suchende bleiben, die niemals das gefühl von "zuhause sein/ankommen" verspüren.

ich glaube fest an das gute in fast jedem menschen. daher gehe ich davon aus, dass jeder einfach nur, mehr oder weniger verzweifelt, auf der suche nach diesem einen menschen ist, der eben diese sehnsucht nach all diesen urbedürfnissen zu erfüllen vermag.

ach, jetz hab ich wohl grad meine sentimentale halbe stunde ... ich glaub meine medis sind zu schwach ;-)

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Kimba&Blacky
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Beiträge: 761

Beitrag Fr., 05.01.2018, 20:17

Hallo Julini,

ich teile deine Ansichten.
Trotzdem finde ich es komisch, dass Menschen, die wissen, dass sie zu Gewalt neigen, sich nicht zurückhalten können. Es wäre für die (potenziellen) Opfer viel besser, wenn sie erst keine Beziehung eingehen würden und/oder keine Kinder kriegen.

Also ich könnte mir das für mich nicht vorstellen, habe sogar immer um Abstand gebeten, wenn Menschen zuviel Nähe zu mir aufbauen wollten.

Oder ist es so, dass die potenziellen Täter denken, dass es bei der nächsten Person besser wird? Sie sich also in ihrer Selbstkontrolle überschätzen? Bzw. ihre Aggressionen unterschätzen?


Man sagt, dass zu sowas immer zwei gehören. Ich finde aber, dass ist nicht so leicht zu sagen. Es gibt ja auch Menschen, die sich anfangs verstellen.

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Sinarellas
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Beitrag Fr., 05.01.2018, 20:40

och komm schon gar nicht so schwer: die wenigsten Menschen reflektieren sich, ihr Verhalten oder das was es für Auswirkungen hat. Nix machen die meisten weil sie weder müssen noch wollen noch Lust dazu haben sich mit sich selbst und den eigenen Situationen und Problemen zu beschäftigen.
Warum sollte jemand ordentlich reagieren wenn er nie reflektiert hat, dass der sexuelle Missbrauch der Mutter zum Sohn krank war. Wozu wenn man gar nicht die fähigkeoit hat zu reagieren. Sie müssen es doch nicht,k interessiert sich doch keiner für.
..:..

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Julini
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Beitrag Fr., 05.01.2018, 22:29

Ja,

Ich stimme euch teilweise zu.
Bestimmt hat es was mit fehlender oder schlicht falscher Reflektion & Selbstbild zu tun. Aber auch mit der Fehleinschätzung der eigenen Aggressionen & dem festen Glauben daran, dass es besser wird, dass alles schon gut wird, wenn man nur erst einmal DEN EINEN RICHTIGEN Menschen an seiner Seite finden wird.

Ja, das halte ich alles für Traumtänzerei, aber wie kannst du das einem Menschen absprechen, nach der grossen Liebe zu suchen & vl doch sein Glück zu finden?

@Kimba&Blacky, ich empfinde dein striktes selbstauferlegtes Näheverbot schon sehr stark als Selbstgeisselung bzw habe ich das Gefühl, dass du dich selbst dafür bestrafst, dass du zum opfer gemacht wurdest. Kann das sein?

Das finde ich sehr, sehr traurig. Im Grunde genommen versuchst du ja andere, an denen dir was liegen könnte, vor dir selber - vor den aggressiven anteilen in dir - zu beschützen. Das ehrt dich ja einerseits irgendwie sehr, aber andererseits wirft das einen gewaltigen Schatten über dein gesamtes Dasein. Das malt, für mein Empfinden, ein düsteres Bild von der Sicht, die du selbst über dich haben musst.

Ich wünsche dir von Herzen, dass du dich selbst wieder zu lieben lernst - oder zumindest das Bild des Monsters nicht mehr auf dich selbst zu projezieren!

Denn das bist du mit Sicherheit nicht. Das Monster war/ist der Täter. Nimm das nicht für dich an!

lg & gute nacht julini
(... die heute keine Benzos zum schlafen nimmt)

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Kimba&Blacky
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Beitrag Fr., 05.01.2018, 23:40

Danke für deine aufmunternden Worte!

Allerdings muss ich tatsächlich aufpassen, weil ich wirklich zu Aggressionen neige. Gerade bei Leuten, die sich ähnlich verhalten wie ich damals, aber besser behandelt werden als ich es wurde. Ich denke, dass ist irgendwo menschlich, aber man muss es ja nicht soweit kommen lassen, wenn man es vorher schon weiß.

Und so strikt bin ich dabei ja gar nicht.

Das Problem mit der Einordnung zum Täter ist auch sein damaliges Alter. Ich weiß nicht, inwiefern er dafür verantwortlich ist, weil er ja noch in der Pubertät war.

Und eben mein manipulatives Fehlverhalten (in anderen Bereichen) damals, obwohl ich nicht weiß, ob er das überhaupt mitbekommen hat. Ich habe meine Eltern im Bereich meiner Schulschwänzerei manipuliert.
Er hat von unseren Eltern Ärger bekommen, wenn er nicht zur Schule ging, während es bei mir hieß "sie ist so schwer psychisch krank und kann deshalb nicht zur Schule gehen.".
Dennoch, selbst wenn er das mitbekommen hat und deshalb so wütend auf mich war, rechtfertigt das noch lange keine Gewaltausübung. Und das mit dem sexualsiert-werden rechtfertigt es schon gar nicht.

Einen Erholsamen Schlaf wünsche ich dir ohne die Medikamente!

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Julini
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Beitrag Sa., 06.01.2018, 09:21

Guten Morgen :-)

Hm. Du denkst also es könnte damit zusammenhängen, dass er gewisse 'Ungerechtigkeiten' nicht verkraftet haben könnte weil du deine Eltern bisschen ausgespielt hast?

Ähm... zum Thema Schuldfähigkeit (nicht im juristischen Sinne) Nein. Da muss ich dir widersprechen! Ich glaube sehr wohl, dass man auch im Teenageralter Verantwortung für seine Taten trägt! insbesondere wenn es um gewalttätige übergriffe auf Familienangehörige geht.

Was soll ich dir sagen ...? Du weisst ja, wie schwer das Thema ein Leben lang bleibt!

Ich kenne es so krass, wie auch du es beschreibst zb erst, seit ich mit meinem jetzigen Freund zusammen bin.

Er wurde aber von seiner 5 Jahre älteren Schwester schwerst misshandelt. Die Eltern waren selten da, haben sich auch nicht gekümmert. Von den Eltern gabs auch immer Schläge, aber vor denen hatte er zumindest keine Todesangst. Er meint immer wieder, wenn er darüber etzählt, wie ihn seine Schwester 'gefoltert' hat, dass sie ihn wohl tatsächlich umbringen wollte.
Sie hat ihn zb mal als er noch ganz klein war (5 oder so) mal vom Balkon gestossen, hat eine Wanne über ihn gestülpt und sich draufgesetzt bis er vor Atemnot ohnmächtig wurde, hat ihm seine Augen auf ihm kniend mit ihren Daumen eingedrückt, sodass er ganz blutige Augen hatte & fast erblindet wäre! Beim Balkonsturz zb ist seine Brille zerbrochen und die Glassplitter im Auge haben sein eines Auge so verletzt, dass er es seitdem nie mehr richtig bewegen kann. Nervenschaden. Sie ist auch mit dem Messer auf ihn losgegangen!

Die Misshandlungen seiner Eltern waren schon schlimm, aber die hat er iwie hingenommen, auch wenn er heute als Erwachsener noch darunter leidet, dass seine Mutter nach aussen hin immer die liebe & tolle Frau & Mutter gibt.

ABER die Folter seiner Schwester hat ihn gebrochen, sagt er. Sie hat ihn für alle Zeiten für Beziehungen zu Frauen unfähig gemacht. Er hat echt ein schlimmes Frauenbild & NULL vertrauen zu Frauen.
Selbst mir bringt er unentwegt Misstrauen entgegen, obwohl er ständig eines Besseren belehrt wird von mir & sich im Nachhinein immer wieder herausstellt, dass ich ihn nicht angelogen/betrogen/verarscht habe!

Aber, das sitz halt seeeeehr tief! und ich habe gewissermassen Verständnis dafür, auch wenns echt nicht lustig ist, immer & immer wieder als Lügnerin hingestellt zu werden!

ja, was ich damit sagen wollte ist eihentlich, ... seine Schwester war damals auch nicht sehr alt. Die Misshandlungen gingen los als er etwa 4 jahre alt war, seine Schwester 5 Jahre älter.

Das entbindet sie NICHT ihrer Schuld!

Ebensowenig wie deinen Bruder!

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Kimba&Blacky
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Beitrag Sa., 06.01.2018, 11:01

Ebenfalls guten Morgen!
Julini hat geschrieben: Sa., 06.01.2018, 09:21Du denkst also es könnte damit zusammenhängen, dass er gewisse 'Ungerechtigkeiten' nicht verkraftet haben könnte weil du deine Eltern bisschen ausgespielt hast?
Ja, weil er Ärger bekommen hat, wenn er die Schule vernachlässigt hat, während bei mir meine Eltern gesagt haben "Sie ist psychisch krank, sie kann nichts dafür." Ich wurde zwar trotzdem schlecht von meinen Eltern behandelt, aber das hat mein Bruder nicht mitbekommen.


Das mit deinem Freund klingt echt schlimm!
So schlimm war mein Bruder nicht.

Das er Angst vor Frauen hat, kann ich gut verstehen. Sowas prägt einen.

Ich könnte auch nicht so einfach mit einem Mann zusammen sein (ich fühle zwar eh so gut wie keine sexuelle Anziehung, aber selbst wenn es nicht so wäre, würde es mir schwer fallen.)
Denn, mein Bruder und auch andere Jungs haben mir immer wieder gesagt, wie extrem hässlich sie mich finden und das alleine das es rechtfertigen würde, dass sie mich schlecht behandeln.

Da ich gelesen habe, dass solche Äußerungen durch die Hormone zustande kommen, denke ich, es macht keinen Sinn, denn der Mensch besteht nunmal aus Hormonen.

Dennoch verstehe ich nicht, weshalb ich deshalb verprügelt wurde, denn ich habe mich nie einem Jungen aufgedrängt (obwohl mein Bruder es aufdringlich fand, dass ich wieder zuhause eingezogen bin, ich habe nämlich zuvor ein paar Jahre außerhalb der Familie gelebt und er kam nicht damit klar, dass ich wieder zurück kam.)

Also ich verstehe, dass ich unbeliebt war, denn ich wollte damals schon nicht soviel mit Menschen zu tun haben, aber ich verstehe nicht, warum dieses sexistische Verhalten und das verprügelt-werden passiert sind.


Ich muss dazu sagen, dass ich meinen Bruder im Kleinkindalter zweimal in gefährliche Situationen gebracht habe.
Das eine Mal habe ich ihn auf einem Barhocker versehentlich zu viel Anschwung gegeben (wir waren mit meiner Oma in einer Kneipe und fanden es lustig, uns auf Barhockern zu drehen), so dass er runterflog und seine Lippe aufplatzte.

Das andere Mal war, als wir Schwimmen waren, da habe ich ihn in einem unbeobachteten Moment ins Nichtschwimmerbecken geschubst und unter Wasser gedrückt. Ich wusste damals nicht, wie gefährlich das sein kann.
Hintergrund war, dass ich sauer war, weil ich in einigen Bereichen entwicklungsverzögert war (beim Schwimmen lernen aber nicht/kaum) und deshalb von den Erwachsenen ausgelacht wurde und es nicht ertragen konnte, dass mein jüngerer Bruder mich teilweise schon zu überholen drohte.
Dadurch, dass ich gerade schwimmen konnte, er aber noch nicht, wollte ich ihm zeigen, wie es ist, zu etwas gezwungen zu werden, das man noch nicht kann. Ich wollte ihm zeigen, wie es ist, wenn man die Erwartungen, die an einen gestellt werden, nicht erfüllen kann.

Ich wollte ihn nicht umbringen, sondern nur die Lektion erteilen, dass er sich bitte nicht so schnell bzw. nicht normal schnell entwickeln soll, damit ich nicht immer in so einem negativem Licht stehe.
Er wurde dann noch rechtzeitig von meinen Eltern gerettet.

Ich weiß nicht, ob er wegen diesen beiden Aktionen vielleicht Rachegedanken gehabt hat. Diese Schwimmbad-Aktion war schon ziemlich gestört von mir.

Achso, was auch noch hinzukommt: Ich fühle mich nicht als Frau und habe das damals schon durchsickern lassen, allerdings ohne es klar zu benennen.
Vielleicht hat mein Bruder mich auch deshalb verprügelt, weil er mich als männlich wahrgenommen hat oder weil er nicht wollte, dass ich diesen Weg gehe.
Das ist übrigens einer der Hauptgründe, warum ich immer noch nicht dazu stehen kann! Ich habe Angst, dadurch Aggressionen in anderen zu wecken. Man muss sich ja nur mal die Kommentare in sozialen Netzwerken zu diesen Themen ansehen. Man könnte meinen, diese Menschengruppen seien mit die meistgehassten.

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Krümmelmonster
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Beitrag Sa., 06.01.2018, 16:02

Julini hat geschrieben: Sa., 06.01.2018, 09:21 Die Misshandlungen gingen los als er etwa 4 jahre alt war, seine Schwester 5 Jahre älter.

Das entbindet sie NICHT ihrer Schuld!

Ebensowenig wie deinen Bruder!
Hallo Julini,
natürlich hat sie schuld an das vergehen an ihren Bruder was sie getan hat.
Trotzdem weißt du nicht was in der Familie abgelaufen ist, wie alles zustande gekommen ist.
Sie war erst 9 Jahre alt. Wo waren die Eltern??? die haben doch die Aufsichtspflicht gehabt und
hätten einschreiten müssen.

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blade
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Beitrag Sa., 06.01.2018, 16:18

ich weiß nicht ob es möglich ist in einem sexuell aufgeladenem Umfeld welches multidysfunktional und gestört ist
als Heranwachsende/Heranwachsender wirklich klar zu sehen und die richtigen Entscheidungen zu treffen.

somit würde ich eher den Begriff der Schuldfähigkeit in diesem Zusammenhang nochmal einer genaueren Überprüfung unterziehen wollen
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Pianolullaby
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Beitrag Sa., 06.01.2018, 17:47

Ich bin mit schwerem Mb aufgewachsen von meinem leiblichen Vater, bei dem ich jedoch nicht gelebt habe,
und zwar ab dem etwa 3. Jahr. Ich hätte mit 9 nicht gewusst was ich falsch mache, wenn ich so etwas einem anderen angetan hätte, und zwar weil ich nie Recht von Unrecht unterscheiden gelernt habe. Denn Schläge oder ähnliches waren für mich normal seit ich mich erinnern kann. Also wie will ich dann unterscheiden?
Und somit kann ich auch nicht die Verantwortung dafür tragen, weil ich dieses nie als Verantwortung gelernt habe.
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Julini
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Beitrag Sa., 06.01.2018, 19:50

hallo,

ja, zu meies Freundes Kindheit:

Wo waren die Eltern? ich hab im obigen beitrag schon geschrieben, die Eltern waren kaum da. Vater hat viel gearbeitet & Mutter war meist einfach nicht zu Hause - Shoppen, mit Freundinnen aus, oder sonst wo. Die Eltern haben die Kinder aufs Gröbste vernachlässigt! Auch die Beziehung von Eltern zu den Kindern war immer von Gewalt, Erniedrigung, Vernachlässigung geprägt.

Das erklärt natürlich schon in gewissen Masse, dass die Schwester erlerntes Verhalten nachgeahmt hat. klar.

Aber die Misshandlungen gingen ja weiter bis die beiden älteren Geschwister das "Elternhaus" verlassen haben. Sie wurden einfach rausgeschmissen als diese jeweils 14 jahre alt waren.

Das muss man sich mal vorstellen! Sie mussten sich auf der Strasse durchschlagen, weil der Onkel in Ö, der sich iwie um meinen Freund hätte damals kümmern sollen, das einfach nicht tat. Er hat ihn grade mal in der Schule angemeldet & bei sich zuhause wohnhaft gemeldet, allerdings nur um das Kindergeld zu bekommen! Das war alles sehr chaotisch, als mein Freund vor dem Krieg in Jugo nach Ö fliehen musste.

Er kannte hier kaum jemanden, Jugendamt wusste nix, weil mein Freund nie auch nur irgendein Wort an jemanden gerichtet hat. Und somit schlug er sich auf der Strasse durch, weil er einfach beim Onkel nicht willkommen war.
Aber er machte trotzdem die Hauptschule fertig & schloss danach sogar eine Lehre ab.

Das alles ohne irgendeinen Rückhalt!

Wenn ich ihn frage, warum um Himmels Willen er denn niemanden in der Schule oder einem Schulfreund oder sonst irgendwem über seine dramatische & verzweifelte Lage informiert hat, sagt er, weil er dachte, dass es seine eigene Schuld war & dass er niemandem zur Last fallen wollte & ämter sowieso eine enorm abschreckende Wirkung auf ihn hatten.
Er dachte, er muss das einfach selber schaffen & dass er mit 14 ja eig alt genug sei, um klar zu kommen. Ausserdem meinte er, er hätte es auch einfach nicht anders verdient.

Das ist furchtbar. Mein Freund leidet heute mit 45 jahren immernoch unter seiner Kindheit, die die Hölle war. Er hat komplexe PTBS, Drogenprobleme, Aggressionsausbrüche (auch mir gegenüber) & ist schwerst gefühlsgestört in Beziehungen.

Er sagt oft, dass in ihm etwas gestorben sei. Und oft spricht er von unerträglichen Schmerz, den er Tag für Tag in seiner Seele spürt. Ganz schlimm ist es, wenn ich ihm meine Zuneigung & Nähe schenken will bzw ich es von ihn geschenkt bekommen möchte ... dazu ist er kaum im Stande.
Das belastet unsere Beziehung so sehr, dass ich nicht sicher bin, ob ich das noch lang ertragen kann, denn für mich ist Nähe & Zuneigung so extrem wichtig, dass ich durch das beihnah völlige Fehlen davon, das gefühl habe, meine Seele würde verhungern!

Das wünsche ich keinem. ich meine jetzt, dass keiner das erleben müssen sollte, was meinem Freund und sooovielen anderen angetan wurde!!!

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Kimba&Blacky
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Beitrag Sa., 06.01.2018, 22:31

Ja, die das Erlebte von deinem Freund und seiner erklärt, warum und wie das passieren konnte.

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Julini
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Beitrag So., 07.01.2018, 09:08

Guten Morgen,

ach ja, eins möcht ich noch gern loswerden:

mein Freund hat sich nie gewehrt gegen seine Schwester und ihre Folter.
Wobei er doch eigentlich ab einem gewissen Zeitpunkt der körperlich überlegenere war.

Kennt das jemand von euch? Dass der Missbrauch/die Misshandlungen einfach ertragen wird/werden, obwohl man VIELLEICHT körperlich gar nicht, oder nicht mehr der/die Unterlegene ist?

Ist das einfach die Angst vor der vl noch schlimmeren Konfrontation? - oder ist das eigene Verhalten durch das Gehirn oder die Seele schon so sehr selbstverständlich auf das "Opfersein" eingestellt, dass es auch weiterhin automatisch diese "Rolle" oder Position einnimmt.

Oder ist es vl völlig individuell, ob man sich iwann wehrt, oder nicht?

Danke schonmal für eure Einschätzung!

lg Julini

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