Wenn man fürs Reden bezahlen muss

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Dornröschen Dorn
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Beitrag Fr., 30.07.2010, 00:15

Stöpsel hat geschrieben:Die Zeit nimmt er sich doch nicht deswegen nicht, weil Du ihn nicht bezahlst, sondern weil er in Urlaub will.
Nee, ich glaube sie meint den Mittelweg von: Er will in den Urlaub, sie bezahlt ihn und eben das Mögen (heisst das Empathie?) von ihr bzw Verständnis und eben Zeit nehmen. Und das erste und zweite im Einklang und das versteht sie auch, nur von dem Letzten hätte er in ihrer Notlage IN DEM MOMENT erkennen sollen, dass er mehr geben sollte davon..

Vlt hätte er mehr Gewissheit ihr geben sollen, dass er bald zurück ist und wann genau und sie dann zu ihm hingehen kann. Oder ihr noch mehr Stellen sagen sollen.

Nun kommt´s wie zu einem Vertrauensbruch etwas innerlich, weil die Erwartung vlt zu hoch gesteckt wurde oder der Therapeut falsch definiert wurde (als Freund oder so) oder der Notfall soo doll im Vordergrund war, dass man nicht mehr so weit denken konnte wegen Urlaub und dem wenigem Verständnis für sie.

Und nun nüchtern betrachtet kommt man zu dem Schluss. Dazu kommen dann noch alte Wunden und Erinnerungen vlt aus der Vergangenheit im Unterbewusstsein und schon fühlt man sich noch mehr ausgenutzt oder wie belogen.

Ja, sinnvoll betrachtet, haben alle anderen Recht wegen: Er benötigt seinen Urlaub. Und man weiss das mit Verstand auch. Nur da man immer noch schockiert ist von der Notlage und so, hat und bekommt man Angst das wiederzuerleben und sucht nach Halt-Punkten (innerlich etwas verzweifelt). Und zb tut man es dann als "asozial" ab, um Abstand zu schaffen, weil man so tief verletzt ist.
Joyce hat geschrieben: Ich hab nur in diesem Fall jetzt wirklich erkannt, dass die Empathie, und das Vertrauen, welches in einer Therapie eine Rolle spielt, wirklich nur Mittel zum Zweck in einer Therapie ist, nicht mehr und nicht weniger.
Da spielt immer noch dein verletztes Gefühl und vlt der Schock auch und die Angst sowas nochmal zu erleben, mit rein. Wenn ich mich nicht gut fühle, dann sehe ich auch alles sinnlos oder "nur Mittel zum Zweck". Aber wenn du es positiv betrachtest: Wenn du dir helfen lassen willst und den Therapeut nicht als absoluten Freund betrachtest sondern vlt "Vertrauter auf Zeit" , dann kannst du doch dieses "Mittel zum Zweck" sehr gut nutzen um was zu verändern an dir langanhaltend und positiv?! Mittel zum Zweck" .... hmm.. das klingt wie, als fühlst du dich benutzt oder manipuliert. Manipuliert trifft es wohl eher, nicht wahr? Du sehntest dich nach dem Menschlichen (was durchaus da ist auch! Doch es darf nicht zu Freundschaftlich werden, um dich nicht völlig von ihm abhängig zu machen und ohne ihn nicht mehr leben zu können! Und da bist du ja vlt schon auf dem Weg dahin, was ich schwierig finde..) (und ich finde das wonach du dich sehnst, sollte angesprochen werden, denn das scheint ja ein wichtiger Punkt oder teife Verletzung bei dir zu sein von irgendwas anderem.. Dich alleine lassen oder sich so fühlen etc ), und bekamst (für dich fühlbar) wie eine Abfuhr, die nur aus Materiellem besteht.
Aber das muss alles garnicht so sein wie du es empfindest!
Joyce hat geschrieben:Es geht um das Grundgefühl welches ich spüre.
Das bestätigt meine Ansicht mit, dass du das gefühl schon länger hast. Die tiefe Verletzung auch schon von früher..

Weisst du wann du ihn denn wieder siehst?

Vlt ist es auch einfach mal eine falsche Reaktion des Therapeuten kurz gewesen.. Er war in Eile usw und schwupps, mal nicht professionell, und im nachhinein oder später wird er dir das sagen.

Und dann war es doch eine super Übung (mal positiv gesehen ) zur Selbstverantwortung, nciht wahr? Und das hast du doch super klasse gemacht und bist sofrt in eine Klinik gefahren! Echt, grosses Lob dafür!

Gruss
Erfahrungen sind die Schlüssel zu noch mehr Glück und Vollkommenheit, für alle Schlösser, die das Leben mir noch bringen wird..



Lieben Gruss und bis bald!

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Thread-EröffnerIn
Joyce
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Beitrag Fr., 30.07.2010, 07:13

Vielen Dank für eure Antworten.

@lostmind:

Ja, das kann sein. Der Ton war sehr reserviert und kühl. Ob er gerade irgendwo hin wollte, oder so weiß ich nicht.

@Carla1:

Danke für deine Antwort. Ich sehs haargenau so wie du. Es hätte mir schon geholfen, wenn er mir gesagt hätte, „Rufen sie mich dann oder dann kurz an, da habe ich ein paar Minuten Zeit.“ oder so ähnlich.
Das ganze ist sicher auch deswegen so schwer für mich zu verstehen, da er in den ganzen Jahren der Therapie ein ganz anderes Bild von sich gab. Ich habe in den 4 Jahren ein einziges Mal einen „Notfalltermin“ benötigt (als wir in der Familie einen Suizid hatten), und den bot er mir sofort an.
Ich hatte von klein auf schon immer Probleme damit in andere Menschen Vertrauen aufzubauen und in all den Jahren Therapie habe ich allerhand gelernt. Ich habe unter anderem gelernt in vielen Situationen des Lebens den Mittelweg zu finden. Vielleicht überrascht es mich deshalb so sehr, dann erst wieder in die Hopp – oder Dropp, bzw. Entweder-Oder- Schiene hineingepresst zu werden.

Vielleicht kann ich es auch nur nicht verstehen weil ich eigentlich anders bin. Ich arbeite selbst auch in einem Sozialberuf, und wenn bei mir jemand weinend und hörbar verzweifelt anrufen würde, würde ich nicht einfach die Stärke bzw. Kühle besitzen, denjenigen einfach abzuweisen und aufzulegen.
Klar muss man sich abgrenzen und man darf nicht alle Probleme von anderen in sich aufsaugen, sonst würde man dabei wohl selbst draufgehen.
Aber meine Moral alleine würde es schon fordern denjenigen wenigstens ein paar Minuten am Telefon zu unterstützen, wobei der Ton natürlich auch die Musik macht. Es ist ein Unterschied, ob man in kühlem, reservierten, eher genervten Tonfall sagt „Gehen sie in eine Klinik, ich habe jetzt keine Zeit!“, oder in vertrautem, freundlichen, wertschätzenden, Tonfall „Gehen sie in eine Klinik, ich habe jetzt keine Zeit!“.

@Dornröschen Dorn:

Ich habe ihn niemals als „absoluten Freund“ betrachtet, sondern immer als meinen Therapeuten, der mich ein Stück meines Lebens begleitet mit seiner beruflichen Erfahrung.
Dennoch sehe ich das ganze (Empathie, Freundlichkeit, Vertrauen, etc.) nun als Mittel zum Zweck, bzw. als rein therapeutische Methode in einer Therapie.
Ich wusste immer, dass es eine rein geschäftliche Beziehung ist zwischen Therapeut-Klient, und dass ich mit dem Schritt über die Schwelle nach draußen, beim Verlassen des Therapiezimmers bis zur nächsten Stunde vergessen bin (Notizen hat er sich im Übrigen nie gemacht).
Man muss sich ja wie gesagt schon abgrenzen, das macht sowieso jeder, speziell in einem Sozialberuf.
Aber dass es so „krass“ ist, wie ich es jetzt erlebt habe, hätte ich eigentlich nicht gedacht.
Mir fehlt da das Mittelding dazwischen, zwischen Abgrenzen und Nicht-Abgrenzen. Vielleicht das Menschliche, oder wie immer man es nennen mag.

Vielleicht sinds auch einfach nur zwei gänzlich verschiedene Lebenseinstellungen.

Sehen tu ich ihn gar nicht mehr. Hatte ja schon 1 Jahr lang keinen Kontakt mehr, da die Therapie bei ihm beendet ist.

lg

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Eve...
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Beitrag Fr., 30.07.2010, 07:34

Vielleicht hast Du ihn einfach nur gerade "auf dem falschen Fuß" erwischt. Vergib ihm. Auch Therapeuten sind nicht immer gut drauf.

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candle
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Beitrag Fr., 30.07.2010, 07:40

Joyce hat geschrieben:
Ich arbeite selbst auch in einem Sozialberuf, und wenn bei mir jemand weinend und hörbar verzweifelt anrufen würde, würde ich nicht einfach die Stärke bzw. Kühle besitzen, denjenigen einfach abzuweisen und aufzulegen.
Würde, ja und hätte.... denke ich nicht, dass Du das im Urlaub tun würdest. Sicher bist Du da unerreichbar.

candle
Es ist besser ein Kerze anzuzünden, als über die Dunkelheit zu klagen.
Sommer-Stumpenhorst

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Rote Zora
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Beitrag Fr., 30.07.2010, 07:43

Eve... hat geschrieben:Vielleicht hast Du ihn einfach nur gerade "auf dem falschen Fuß" erwischt. Vergib ihm. Auch Therapeuten sind nicht immer gut drauf.


Ja. Es war sein Urlaubstag, die Frau beim Friseur und er mit den zahnenden Zwillingen und der 4 jährigen SChwester alleine. Er war schon spät dran, denn eigentlich hatte er jetzt noch einen kurzen Termin beim Finanzamt. Seine Schwiegermutter ist schon seit über einer Woche zu Besuch gewesen und nölte dauernd an irgendetwas rum, das Auto musste noch gepackt werden, weil es am Abend in Urlaub ging (mit der Schwiegermutter) und du warst die dritte Klientin, die an diesem Vormittag angerufen hat...

Manchmal würden wir Dinge vielleicht ganz anders erleben, wenn wir mehr sehen würden als das, was wir sehen.

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Thread-EröffnerIn
Joyce
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Beitrag Fr., 30.07.2010, 07:56

candle hat geschrieben:
Joyce hat geschrieben:
Ich arbeite selbst auch in einem Sozialberuf, und wenn bei mir jemand weinend und hörbar verzweifelt anrufen würde, würde ich nicht einfach die Stärke bzw. Kühle besitzen, denjenigen einfach abzuweisen und aufzulegen.
Würde, ja und hätte.... denke ich nicht, dass Du das im Urlaub tun würdest. Sicher bist Du da unerreichbar.

candle
Wenn ich in Urlaub bin, habe ich mein Handy prinzipiell abgedreht und auf der Mobilbox die Nachricht hinterlassen, dass ich derzeit aus Urlaubsgründen nicht erreichbar bin.
Gerade im Beruf und in jeglichen Arten von Geschäftsbeziehung ist so ein Vorgehen professionell.

lg

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candle
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Beitrag Fr., 30.07.2010, 08:06

Na, dann.... sei froh, dass Du den Therapeuten sprechen konntest. Ich hoffe ja, dass Du irgendwann weißt, dass es im Grunde korrekt gelaufen ist fernab von Deiner Gefühlswelt, die auch nachvollziehbar ist.

candle
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Eve...
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Beitrag Fr., 30.07.2010, 08:31

Rote Zora hat geschrieben:Ja. Es war sein Urlaubstag, die Frau beim Friseur und er mit den zahnenden Zwillingen und der 4 jährigen SChwester alleine. Er war schon spät dran, denn eigentlich hatte er jetzt noch einen kurzen Termin beim Finanzamt. Seine Schwiegermutter ist schon seit über einer Woche zu Besuch gewesen und nölte dauernd an irgendetwas rum, das Auto musste noch gepackt werden, weil es am Abend in Urlaub ging (mit der Schwiegermutter) und du warst die dritte Klientin, die an diesem Vormittag angerufen hat


So etwa. dachte ich ...

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Medea
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Beiträge: 410

Beitrag Fr., 30.07.2010, 10:23

Hallo Joyce!

Ich verstehe, dass du dich alleingelassen fühlst, wenn alle auf Urlaub sind und es dir schlecht geht.
Aber Urlaub ist nun mal Urlaub. Der therapeutische Beruf ist emotional sehr anstrengend und es ist sehr wichtig, dass man für einige Zeit auf Abstand zu dieser Anstrengung kommt.
Dass dein alter Therapeut ebenso Urlaub hat, konntest du nicht wissen. Jedoch ist es für ihn als Selbstschutz wichtig, sich abzugrenzen und seinen Standpunkt (Urlaub) zu vertreten.

Er hat dir Stellen genannt, an die du dich wenden kannst. Das ist seine Aufgabe. Es gibt dazu einfach genaue Regelungen. Das hat nichts mit Geld zu tun, auch wenn es auf dich vielleicht so wirkt.
Ein guter Therapeut würde auch dann nicht von seinem Urlaub Abstand nehmen, wenn der Klient ihm mit 100 Euro vor der Nase rumfuchtelt.

Wenn es dir mies geht, gehe wirklich in eine Klinik oder zu einem psychosozialen Notdienst. Dein Therapeut ist nicht für ewig weg, er wird nach seinem wohlverdienten Urlaub wieder für dich da sein.

Alles Gute!

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Justus
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Beiträge: 537

Beitrag Fr., 30.07.2010, 12:56

@ Joyce

Sehr interessantes Thema, das du da ansprichst!

Ist dir schon mal die Idee gekommen, dass Therapeuten eine Rolle spielen? Eine Leinwand zur Verfügung stellen auf die der Klient seine neurotischen Konflikte projeziiert und dann mit Hilfe des Therapeuten abarbeitet?

Ich denke, dass die Person in der Therapie mit der Persönlichkeit des Therapeuten nicht unbedingt viel gemein hat...

...du hast wohl die Pose mit der wahren Identität des Therapeuten verwechselt...

Was auch kein Wunder ist, denn viele psychisch Kranke besitzen "Wahrnehmungsstörungen" und können nicht gut unterscheiden, da ihnen eine gute Intuition fehlt!!! Weil sie dem Farce-Spiel schon in der Kindheit ausgesetzt waren und die Intuition/Instinkte nicht richtig entwicklen konnten...

Dieses Phänomen ist sehr weit verbreitet durch die manipulative Kindererziehung! Deswegen fallen die Leute immer wieder auf Diktatoren wie z.B. A. Hitler herein und lassen sich instrumentalisieren!

Die Entwicklung deiner Intuition/Instinkte würde ich unbedingt nachholen!!!

Ich empfehle dir das Buch:

Und wer therapiert die Therapeuten? - Eva Jaeggi

Weiterhin würde ich mir Ausbildungsliteratur für Therapeuten mal zu Gemüte führen!

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Pfötchen
Helferlein
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Beiträge: 86

Beitrag Fr., 30.07.2010, 14:53

hi,

dein Therapeut hat korrekt reagiert, dennoch verstehe ich deine Entäuschung.

Ich selbst glaube, dass Psychotherapheuten Menschen sind,die diesen Beruf in erster Linie wählen, um sich gesellschaftlich zu profilieren und dabei möglichst viel Geld zu verdienen.
Wenn sie ihre Arbeit trotz dieser Intention gut machen, ist es ja auch o.k.
LG

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Elena
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Beitrag Fr., 30.07.2010, 15:54

Pfötchen hat geschrieben:Ich selbst glaube, dass Psychotherapheuten Menschen sind,die diesen Beruf in erster Linie wählen, um sich gesellschaftlich zu profilieren und dabei möglichst viel Geld zu verdienen.
Das ist aber nur möglich, wenn sie eine Arbeit gut leisten und dadurch erfolgreich werden. Ein guter Therapeut/in ist für mich jemand, der sich für andere Menschen interessiert und ihnen ernsthaft weiterhelfen möchte.
Justus hat geschrieben:Ist dir schon mal die Idee gekommen, dass Therapeuten eine Rolle spielen? Eine Leinwand zur Verfügung stellen auf die der Klient seine neurotischen Konflikte projeziiert und dann mit Hilfe des Therapeuten abarbeitet?
Richtig, und genau diese Rolle zu spielen verlangt schon eine hohe Professionalität und ist sicher nicht immer einfach.
Justus hat geschrieben:Was auch kein Wunder ist, denn viele psychisch Kranke besitzen "Wahrnehmungsstörungen" und können nicht gut unterscheiden, da ihnen eine gute Intuition fehlt!!!
Justus hat geschrieben:Die Entwicklung deiner Intuition/Instinkte würde ich unbedingt nachholen!!!
Ich finde, es ist auch nicht leicht, als Patient die Rolle des Therapeuten genau zu erkennen, da gerade diese in hohem Maße ihre Persönlichkeit miteinfliessen lassen. Für mich hat dies weniger mit fehlender Intuition zu tun, die Rolle nicht klar zu kriegen. Im Gegenteil, die Intuition/Instinkt zeigt einem vielleicht gerade, dass der Therapeut/in einen in der Gegenübertragung zeigt, dass er einen sehr mag, Dies ist zwar auf den ersten Blick toll für den Patienten, aber auch durchaus verwirrend und schwierig, da der Therapeut sich trotzalledem an die Richtlinien seiner Berufsrolle halten muss.
Ich fände es da wichtiger, sich mit der Rolle eines Therapeuten auseinderzusetzen um diese verstehen zu können und z.B. Übertragung/Gegenübertragung nicht nur als liebevolle Gefühle seitens des Patienten/Therapeuten zu interpretieren, sondern es als ein Handwerkszeug zu verstehen, welches eingesetzt wird, damit er dem Patienten helfen kann.
Daher kann ich jedem empfehlen, der eine Therapie macht, sich mit der jeweiligen Therapieform vertraut zu machen, sei es durch Literatur, durch das Befragen des Therapeuten etc. damit einem wirklich klar wird, was diesen Beruf ausmacht und nicht an falscher Stelle traurig/beleidigt/wütend zu sein, weil der Therapeut sich vielleicht menschlich enttäuschend verhält, weil er Grenzen aufgezeigt hat. Ich denke, gerade Therapeuten müssen viel strikter die Grenzen einhalten als andere Berufsgruppen, damit sie noch ihr eigenes Leben leben können und irgendwie ist man leichter darüber enttäuscht, weil sie ja in der Regel sehr einfühlsam/verständnisvoll etc. sind.
Wäre irgendjemand sauer darüber, wenn er von einer Verkäuferin um 20 Uhr aus dem Laden geworfen wird, weil Ladenschluss ist, oder der vertraute Zahnarzt ausserhalb der Sprechzeiten auf den Notdienst verweist? Wahrscheinlich nicht so sehr, weil der Kontakt zu den Kunden/Patienten einfach nicht so tief geht wie in einer Therapie.

LG Elena

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Justus
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Beitrag Fr., 30.07.2010, 16:08

@ Elena

Ich denke die Psychotherapie wird sich sowieso in Richtung Metakommunikation entwickeln...

...das heißt, dass in der Therapie über den Prozess der Wahrnehmung und Kommunikation offen gesprochen wird von beiden Seiten ohne Tabus und Konventionen!

Bisher ähneln doch die meisten Therapien eher Kaffeekränzchen, in denen um den heißen Brei geredet wird!

Dieses alte hierarchische Konzept Therapeut - Klient lässt sich nicht mehr lange aufrecht erhalten!

Der Therapeut sollte mehr über seine Wahrnehmung preis geben und auch zur Diskussion stellen und sich nicht hinter Theorien und Schulen verstecken...

Ich will da ein Mensch mit Macken und Fehlern sehen und nicht ein Rollenspieler, der mir ein künstliches Bild von einem perfekten Menschen verkaufen will! Ein Bild, dem er privat nicht gerecht wird!

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Elena
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Beitrag Fr., 30.07.2010, 16:41

Justus hat geschrieben:Bisher ähneln doch die meisten Therapien eher Kaffeekränzchen, in denen um den heißen Brei geredet wird!
Wenn dem so ist, finde ich das eine sehr traurige Sache.....Woher nimmst Du diese Erkenntnis? Wenn dem so wäre, sehe ich eine Therapie als überflüssig an.
Justus hat geschrieben:Der Therapeut sollte mehr über seine Wahrnehmung preis geben und auch zur Diskussion stellen und sich nicht hinter Theorien und Schulen verstecken...

So kenne ich es auch nur in der Therapie, dass in der Gegenübertragung mit der Wahrnehmung/Gefühlen des Therapeuten gearbeitet wird und diese auch benannt werden.
Justus hat geschrieben:Ich will da ein Mensch mit Macken und Fehlern sehen und nicht ein Rollenspieler, der mir ein künstliches Bild von einem perfekten Menschen verkaufen will!
So habe ich dies noch nie empfunden, einen perfekten Menschen vor mir sitzen zu haben, ich weiss halt einfach nichts über das Privatleben meiner Therapeutin, aber ich weiss, wenn sie um mich besorgt ist, sie sich zu bestimmten Dingen Gedanken macht, sie sich von mir gekränkt, geschmeichelt fühlt, manchmal unsicher ist etc. Sie sagt mir dies.........
Ich finde es im Übrigen nicht wichtig zu wissen, was für ein Leben sie führt, ich frage sie auch nicht danach, weil dies mit der eigentlichen Therapie nichts zu tun hat.

LG ELena

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Medea
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Beitrag Fr., 30.07.2010, 16:51

@Pfötchen,

reich wird man als Therapeut sicher nicht. Erstmal muss man sich die ganze Ausbildung finanzieren. Kostet in Österreich zwischen 25.000 und 60.000 Euro.
Hab mir das genau durchgerechnet. Selbst wenn ich die 25.000 Euro locker hätte, würde ich wohl nur ca. 300 Euro mehr verdienen als jetzt.
Das muss man schon wollen. Reich wird man nur in der Wirtschaft.

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