Berührungen durch den Therapeuten

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Xanny
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Beitrag Mo., 21.06.2010, 12:51

Gärtnerin hat geschrieben: Ich habe schon die Erfahrung gemacht, in der Dissoziation die Hand der Therapeutin zu spüren. Dabei war das aber gar nicht vorher vereinbart, sondern es ging in der Situation von mir aus. Es war ein ganz plötzliches Bedürfnis von mir.
Das kann ich nachvollziehen. Das Bedürfnis habe ich auch manchmal, aber die Angst ist größer. Ich hätte in manchem Fall gerne jemanden, der mir die Hand hält oder mir eine Hand auf die Schulter legt, um mir zu signaliesieren:"Ich bin da!". Aber halt nicht von dem Therapeuten. Ich finde das sehr mutig von Dir und gut, dass es Dir geholfen hat. Bei mir spielt da sicher eine nicht unbedeutende Rolle, dass mein Therapeut männlich ist.
Gärtnerin hat geschrieben:Ich weiß nicht, inwieweit du in der Disso noch in der Lage bist, klar zu denken oder dich zu bewegen. Eine Idee wäre, dass du mit deinem Thera ein kleines, aber eindeutiges Signal vereinbarst, mit dem du dann zeigen kannst: "Jetzt". Es sollte aber ganz klar abgesprochen sein, was er dann tut und wie du "Stopp" signalsieren kannst, wenn es dir zu viel wird.
Wir haben so ein Zeichen, inwieweit ich ihm noch folgen kann, aber meistens krieg ich das in der Situation nicht hin, weil ich völlig neben mir stehe und meine Umwelt dann kaum noch wahrnehme. Ich merke, wie mir der Therapeut aus dem Blickwinkel verschwindet, mein Körper extrem reagiert und dann ist es auch schon zu spät.
*Ein Freund ist jemand, der Deine Vergangenheit versteht, an Deine Zukunft glaubt und Dich so akzeptiert, wie Du bist*

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Fliederblüht
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Beitrag Mi., 23.06.2010, 13:52

Hallo Xanny,

der Beitrag von mir wird wahrscheinlich wenig hilfreich sein. Möchte Dir nur erzählen von meinen "Berührungs-Erfahrungen" während einer Disso.
Mir passiert es häufig in der Thera, dass ich dissoziiere, und manchmal auch sehr extrem. Ich sehe zum Beispiel nichts mehr und/ oder höre meine Thera nur aus der Ferne. Einmal war es wohl so schlimm, dass sie meinen Arm gegriffen und "geschüttelt" hat (war bestimmt vorsichtig, weiß ich halt nicht ), aber ich habe es null gemerkt. Als wäre der Arm tot, so konnte sie ihn bewegen. Aus der Disso hat mich das daher auch nicht geholt.
Daher meine ich, dass es durchaus Dissos geben kann, bei denen solche Berührungen auch nicht helfen. Vielleicht hilft diese "Erkenntnis" ein wenig vor einem unguten Gefühl, den Vorschlag des Theras (zurecht) kritisch zu sehen. Du torpedierst gar nichts, wenn Du es erstmal nicht möchtest.

Was mir gerade als Frage hochkommt: Warum ist es ihm so wichtig, dich herauszuholen? Ich frage deshalb so dumm, weil meine mittlerweile (nach dem erfolglosen Versuch) gar nichts macht, außer mit mir im Raum zu sein und es auszuhalten mit mir. Das finde ich total gut. Nun ja, drück Dir die Daumen, dass Du eine gute Idee für Dich bekommst, wie Du damit umgehen kannst!

VG!

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Gärtnerin
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Beitrag Mi., 23.06.2010, 17:37

Mich hat die Hand der Thera damals auch nicht wirklich aus der Disso geholt. Aber trotzdem hat es gut getan zu merken, dass sie da war und mich nicht allein ließ.
Fliederblüht hat geschrieben:Warum ist es ihm so wichtig, dich herauszuholen?
Diese Frage finde ich sehr gut!

Wie für Fliederblüht (schöner Nick übrigens!) waren auch für mich die Dissos an sich nie so schlimm. Schlimm war jedoch das Gefühl, sie eigentlich nicht haben zu sollen, weil ich damit aus dem Kontakt gehe und Thera damit hilflos mache und Thera das nicht aushält. Zeitweise hatte ich einen Thera, der mir genau das immer wieder sehr stark vermittelt hat. Das hat den Dissos noch Schuldgefühle, Selbsthass und Angst vor dem Verlassenwerden hinzugefügt und sie dadurch enorm verstärkt. Später hatte ich dann eine Therapeutin, die die Dissos als legitimes Mittel zum Selbstschutz ansah, sie mir zugestand und mit mir aushielt. Dadurch verloren sie erheblich an Macht.

Ob das bei dir natürlich auch so ist, hängt sicher von deiner eigenen Lebensgeschichte und deinen Disso-Ursachen ab. Aber allein den Gedanken "Warum muss eine Dissoziation eigentlich beendet werden?" finde ich schon nachdenkenswert.
Wer etwas will, findet Wege. Wer etwas nicht will, findet Gründe.

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carö
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Beitrag Mi., 23.06.2010, 17:48

hallo,
Warum ist es ihm so wichtig, dich herauszuholen?
über diese frage bin ich auch gestolpert.... und bringe sie gerade in zusammenhang damit, dass es bei mir in der thera eben nicht darum geht, aus derartigen zuständen unbedingt rauszukommen, sondern sie zu spüren, zu "halten", nicht mit gewalt gegenzuagieren... was ich oft getan habe, wenn es so war.. und mir gerade ein großes licht aufgeht. ... auch deswegen ...
Schlimm war jedoch das Gefühl, sie eigentlich nicht haben zu sollen, weil ich damit aus dem Kontakt gehe und Thera damit hilflos mache und Thera das nicht aushält.
.. also weil eher ich immer unbedingt "weg" wollte, eben weil ich gespürt habe, dass ich den kontakt so nicht halten konnte und eben auch fürchtete, dass es nicht "i.O" ist, wenn es so ist. mir geht gerade ein kronleuchter auf, weil mir mein thera aber immer und immer wieder versucht hat zu vermittelt, dass es ok ist, wenn es so ist ... nur konnte ich nicht bzw. nur ganz selten dabeibleiben. komisch, gerade jetzt erreicht mich das irgendwie... ist jetzt vermutlich wirr und nicht nachvollziehbar, was ich schreibe, aber ich glaub ich hab gerade was verstanden

danke für die frage und die gute anregung (für mich).

carö
Es ist krass, was man erreichen kann, wenn man sich traut. (Aya Jaff)

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Himmelsblume
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Beitrag Mi., 23.06.2010, 18:26

Hallo Xanni,

du solltest dich auf keinen Fall auf diese Sache einlassen,wenn du dir solche Gedanken machst, obwohl es sich ja nur um eine " einfache Berührung ", handelt.
Es kann dann ja unter " Zwang" auch auch extrem in die falsche Richtung schießen.
Sollte er enttäuscht sein, weil du für so etwas noch viel Zeit brauchst, dann ist er kein guter
Therapeut.
Ich denke er wird auch wissen, dass jede ungewollte Berührung einem Angst und furchtbare Panik verursachen.
Ich kann mich aus einem bestimmten Grund nicht von mir fremden Männern anfassen lassen, dann dreh ich durch.

Ich war jetzt sehr erstaunt über welche Störung ihr die ganze Zeit sprecht: " Disso", ich habe das noch nie gehört, denke aber nach euren Beschreibungen habe ich das auch.
Jetzt muss ich mich doch erstmal schlau machen, ich danke euch allen, da mir dass bestimmt schon ein wenig weiter helfen wird.
Wir alle würden verwandelt werden,
wenn wir nur den Mut zu uns
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Marguerite Yourcenar

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Xanny
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Beitrag Do., 24.06.2010, 08:22

Danke für Eure Rückmeldungen.

Ich habe eine relativ schwere Dissoziative Störung, schon bei bestimmten Worten bin ich nicht mehr wirklich ansprechbar. Mein Therapeut weiß das und sagt mir immer, er kann nur mit mir arbeiten, wenn ich wirklich auch da bin. Das das bei Euch anders ist, wundert mich grad ein wenig. Bei mir wird immer sofort versucht, dagegen zu wirken.
Was könnte es denn auch bringen, diesen Zustand einfach nur auszuhalten? Geht das bei Euch denn von alleine wieder weg?

Berührungen von fremden Männern oder von Männern allgemein kann ich kaum aushalten, das hat halt auch seine Gründe. Manchmal geht es, sich freundschaftlich umarmen zu lassen, aber es löst immer ungute Gefühle bei mir aus.

Ich bin in meiner Entscheidung irgendwie noch nicht weiter. Fühle mich im Zwang, es auszuprobieren, weil es evtl. doch ein gutes Mittel der Wahl sein könnte...andererseits...wenns schief geht...
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MrN
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Beitrag Do., 24.06.2010, 09:01

... wenn's schief geht, dann war's halt nix.

Xanny,
glaubst Du, es würde Dein Vertrauen in den Therapeuten zerstören, wenn er (immerhin nach Absprache und mit Deinem Einverständnis) einmal versucht, Dich zu berühren?! Vielleicht gelingt es ihm doch tatsächlich, zu Dir durchzudringen, dann hättet ihr vielleicht eine wichtige Hürde für die Therapie genommen.

Nur vielleicht machst Du dann erst recht dicht. Dann war's das vermutlich für diese eine Stunde... Mehr doch wohl aber auch nicht. Oder?!

Alle Deine Befürchtungen sind ja anscheinend darauf gerichtet, was passieren könnte, nachdem er Dich berührt hat. Das solltest Du vorab mit ihm besprechen:

Also, was würde er tun, wenn sein Versuch mißglückt, und Du dann evtl. überhaupt nicht mehr ansprechbar bist?!!! Brauchst Du dann einfach nur Ruhe? Dann müßte er für einen Ort sorgen, wo Du ungestört wieder zurückfinden kannst. Wie lange könnte das bei Dir dauern? Wird Dir evtl. kalt dabei? Möchtest du eher sitzen oder liegen?
Auf all diese Fragen bräuchte es eine Antwort und ggf. eben eine gute Vorbereitung. Ich glaube, dann würde Dir der Entschluß, es einmal zuzulassen auch viel leichter fallen, wenn Du nämlich weißt, daß Du in guter Obhut bist.

Vielleicht sollte Dich jemand Vertrautes zu dieser wichtigen Stunde begleiten, falls Du Dich einmal dazu durchringen konntest. Vielleicht genügt es ja auch, wenn Dich nach dieser Stunde jemand abholt und Dich sicher nach Hause bringt?!
Vielleicht müßtet ihr an einem Tag den allerletzten Termin ausmachen, damit danach niemand mehr käme und Du ggf. in der Praxis bleiben könntest, bis Du von selbst wieder auf den Beinen bist...

P.S. Ich habe es während der Therapie selbst noch nicht erlebt, daß ich nicht mehr ansprechbar geworden bin. So etwas passiert mir meist, wenn ich erschöpft bin, beim Lesen oder vor dem Fernseher. Manchmal auch unter Menschen, z.B. bei Feiern, vorwiegend wenn ich den Gesprächsfaden verloren habe.

Dann verwirren sich meine Wahrnehmungen und ich erstarre körperlich. Ich kann zwar noch hören, sehen und fühlen, aber das kommt alles nicht wirklich bei mir an. Wenn ich dann versuche, etwas zu sagen, dann kommt immer nur irgend so ein einsilbiger Quatsch bei mir raus wie: "Ja, das mache ich..." Ich kann's aber dann gar nicht tun, weil ich im selben Moment schon nicht mehr weiß, wie das gehen soll und im nächsten auch nicht mehr, was ich tun wollte... Es hilft mir aber trotzdem, wenn mich meine Frau anfäßt und versucht, mit mir zu sprechen, weil ich dann merke, daß es schon wieder mal passiert ist.
Wenn ich dann realisiere, daß ich gerade zur Salzsäule erstarrt bin und mich mächtig anstrenge, mich mit aller Kraft darauf konzentriere, bin ich nach ca. 15-30 Minuten in der Regel wieder da. Allerdings bin ich dann immer recht benommen und kann mich selbst in gewohnter Umgebung kaum orientieren, mir wird schwindlig und ich möchte dann eigentlich nur erst einmal tief und fest schlafen...

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Gärtnerin
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Beitrag Fr., 25.06.2010, 08:50

Xanny, was genau ist für dich das Schlimme an den Dissos? Dissoziierst du auch im Alltag oder passiert das nur in der Therapie? Ich kann mir vorstellen, dass sich im Alltag schon Gefahren durch die Dissos ergeben können, aber im geschützten Raum der Therapie kann doch eigentlich nichts Schlimmes passieren.

Bei mir traten die Dissoziationen fast ausschließlich in der Therapie auf. Nur ein einziges Mal ist es am Arbeitsplatz passiert. Wenn ich allein bin, dissoziiere ich NIE. Ich sehe Dissoziationen in erster Linie als eine Möglichkeit der Seele, zu sagen: Stopp, hier nicht weiter! Und das ist ja eigentlich sinnvoll und nichts Krankhaftes, was mit allen Mitteln durchbrochen werden muss. Die Seele hat ihren eigenen Zeitplan, wann und in welchem Tempo sie die Dinge bearbeiten will.

Was es bringen könnte, den Zustand einfach auszuhalten? Es könnte vielleicht bringen, dass du damit die Grenzen, die deine Seele gerade aufzeigt, ernst nimmst. Es könnte bringen, dass du bei dir bleibst, auch wenn der Therapeut in diesen Phasen eben nicht mit dir "arbeiten" kann. Hast du schon mal versucht, die Dissoziation einfach als momentanen Zustand zu akzeptieren, anstatt sie zu bekämpfen? Ich habe wirklich viele, viele Therapiestunden in dissoziiertem Zustand verbracht, aber der ist immer von selbst wieder vorbei gegangen.

Natürlich kann ich hier nur von mir reden. Ich kenne weder dich, noch die Art und Stärke deiner Dissoziationen. Ich weiß nicht, wie belastend oder gefährlich sie für dich sind. Das einzige, wozu ich anregen möchte, ist, auch einmal die üblichen Vorstellungen von Therapiearbeit zu hinterfragen. Häufig werden nämlich Symptome wie die Dissoziation nur bekämpft, anstatt dass man versucht, auch ihre Sinnhaftigkeit zu verstehen und wertzuschätzen. Meiner Erfahrung nach ist aber die Akzeptanz dessen, was ist, oftmals genau der Punkt, ab dem echte Veränderung beginnt.
Wer etwas will, findet Wege. Wer etwas nicht will, findet Gründe.

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Himmelsblume
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Beitrag Fr., 25.06.2010, 20:17

Liebe Xanni,

das allerwichtigste zwischen Behandler und Patient ist das Vertrauen, du hast doch Vertrauen zu deinem Therapeuten, egal was wir dir alle schreiben, die Entscheidung liegt bei dir.
Das wichtigste ist jetzt auch nicht, ob du es zulassen wirst, sondern das aller, allerwichtigste ist jetzt,das du mit deinem Therapeuten über die neue Behandlung sprichst, das du große Angst davor hast.
Sag ihm du brauchst noch Zeit, er soll nochmal ausführlich mit dir darüber sprechen.
Er muß sich von dir normalerweise auch ein Formular unterschreiben lassen, das du aufgeklärt bis und dass du die neue Behandlungsart auch wirklich willst.

Das wichtigste zwischen Behandler und Patient ist die ausführliche " Aufklärung", so lange, wie du dich unsicher und ängstlich fühlst, darfst du diese Behandlung nicht zulassen.
Denn dann zerstörst du euer Behandlungskonzept und wirst diesen Therapeuten keine Behandlung mehr bei dir machen lassen.

Also überlege dir wirklich ensthaft, was DU von ihm willst, " JA oder NEIN ", und dann solltest du in Ruhe mit ihm darüber sprechen.

Du bist die erste, die den Satz genau so formuliert wie ich: " von fremden Männern anfassen lassen"
und genau wie bei dir hat es einen bestimmten Grund..
Da sind wir schon zu zweit mit der Angst, ich ticke schon mal richtig heftig aus, wenn jemand fremder sich dazu erdreistet, obwohl es schon so lange her ist, es hört einfach nie auf!!!!

Ganz lieben Gruß von Himmelsblume
Wir alle würden verwandelt werden,
wenn wir nur den Mut zu uns
selber hätten.

Marguerite Yourcenar

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Xanny
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Beitrag Sa., 26.06.2010, 12:06

MrN hat geschrieben:.
Also, was würde er tun, wenn sein Versuch mißglückt, und Du dann evtl. überhaupt nicht mehr ansprechbar bist?!!! Brauchst Du dann einfach nur Ruhe? Dann müßte er für einen Ort sorgen, wo Du ungestört wieder zurückfinden kannst. Wie lange könnte das bei Dir dauern? Wird Dir evtl. kalt dabei? Möchtest du eher sitzen oder liegen?
Auf all diese Fragen bräuchte es eine Antwort und ggf. eben eine gute Vorbereitung. Ich glaube, dann würde Dir der Entschluß, es einmal zuzulassen auch viel leichter fallen, wenn Du nämlich weißt, daß Du in guter Obhut bist.
An all diese Fragen und Möglichkeiten habe ich noch gar nicht gedacht. Ich glaube schon, er würde sehr behutsam vorgehen und auf mich achten. Ich werde das auf jeden Fall vorher gut mit ihm absprechen, damit ich für alle Fälle vorbereitet bin. Dein Beitrag hat mich sehr berührt. Gerade, weil ich glaube, ich muss immer alles schaffen und darf mir keine Blöße geben. Für mich gibt es nur entweder es klappt, oder es geht voll daneben, was für mich ein persönliches Versagen bedeuten würde.

DAnke Dir herzlich für Deine Worte.
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Xanny
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Beitrag Sa., 26.06.2010, 12:19

Also, ich muss Euch mal ganz herzlich DANKE sagen, dass Ihr mich hier so ernst nehmt. In meinem Umfeld stoße ich oft auf Unverständnis, dass mir das so schwer fällt, diese Berührungen zuzulassen, es nicht wenigstens zu probieren. Natürlich hat das seine Gründe, die es endlich mal zu besiegen gilt. Aber das ist halt auch nicht so einfach, sich fallenzulassen, sich einzulassen, schon, weil ich während der Sitzungen auch nicht völlig entspannt und gelassen bin. Eine starke innere Anspannung ist da von meiner Seite fast immer da.
Himmelsblume hat geschrieben:Du bist die erste, die den Satz genau so formuliert wie ich: " von fremden Männern anfassen lassen"
und genau wie bei dir hat es einen bestimmten Grund..
Da sind wir schon zu zweit mit der Angst, ich ticke schon mal richtig heftig aus, wenn jemand fremder sich dazu erdreistet, obwohl es schon so lange her ist, es hört einfach nie auf!!!!
Es ist einfach erschreckend, was solche Erlebnisse auslösen können. Ich dissoziiere schon, wenn im Laden ein Mann hinter mir an der Kasse steht. Ich komm damit einfach nicht klar, und seit der Therapie ist es eher noch schlimmer geworden.
Jede Berührung ist mit Angst verbunden, davor, dass ES wieder geschieht. DArum ist auch diese neue Methode für mich einfach unvorstellbar. Und ich möchte das Verhältnis zu meinem Therapeuten nicht unnötig belasten, weil es für mich die einzige Möglichkeit ist, mit meiner Vergangenheit aufzuräumen. Für mich ist diese Therapie grad überlebenswichtig, denn ich habe jeglichen Halt verloren, bis auf diese Gespräche, wo ich mich ausweinen kann und mir jemand verständnisvoll zuhört.
Gärtnerin hat geschrieben:Ich sehe Dissoziationen in erster Linie als eine Möglichkeit der Seele, zu sagen: Stopp, hier nicht weiter! Und das ist ja eigentlich sinnvoll und nichts Krankhaftes, was mit allen Mitteln durchbrochen werden muss. Die Seele hat ihren eigenen Zeitplan, wann und in welchem Tempo sie die Dinge bearbeiten will.
So hat mir mein Therapeut das auch erklärt. Trotzdem möchte er diese Dissos in der Therapie sofort unterbinden, warum, weiß´ich nicht. Natürlich ist es ein Stop., hier schreit meine Seele, ich kann nichts mehr aushalten. Ich reagiere dann auch körperlich ganz extrem, mir schwindet alles aus dem Blickfeld, der Magen rebelliert, mir wird schwindelig, die Ohren rauschen, der Kopf hämmert...und dann setzt ein Gefühl ein, wo ich so weit weg bin, dass ich mich sicherer fühle, nichts kann mehr zu mir durchdringen. Und wenn ich mich so in Sicherheit gebracht habe, dann kommt der Therapeut und dringt hemmungslos in meinen Sicherheitsraum ein. Danach kann ich kaum einen zusammenhängenden Satz sagen, manchmal bringe ich kein Wort mehr heraus, die Worte liegen auf der Zunge, aber ich spreche sie nicht aus.

Mich wundert es, dass Ihr das hier so beschreibt. Warum darf es denn nicht sein, dass sich die Seele schützt?
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candle
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Beitrag Sa., 26.06.2010, 12:26

Einerseits habe ich irgendwo Deine Sehnsucht nach Berührungen gelesen, andererseits weiß ich auch, dass es auch einfach mal nicht gehen kann. Deswegen sage einfach dem Therapeuten, dass Du nicht magst. Er wird sich darauf einstellen.

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Xanny
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Beitrag Sa., 26.06.2010, 12:31

Sehnsucht nach vertrauten, beschützenden Berührungen..ja, die habe ich. Es gibt aber nur sehr wenige Menschen, die so ein Vertrauen genießen, dass sie mich umarmen dürfen. DAzu gehört nicht mein Therapeut.

Klar, oft habe ich den Wunsch, das einfach jemand da ist, der mich in den Arm nimmt, damit ich mich geborgen und sicher fühlen kann und das Gefühl habe, ich bin nicht so alleine, wie ich mich oft fühle. Aber wer könnte mir das schon bieten.

Ich werde das auf jeden Fall Dienstag ansprechen und ihm genau meine Ängste schildern. Da muss ich mich schon echt zusammenreißen, dass ich genau auf mich achte und nicht ihm einen Gefallen tun will. Ich werde ja sehen, wie er reagiert. Aber ich stelle mir auch jetzt schon ein trauriges Gesicht vor, wenn er sagt:"Gut, wir lassen es erstmal"...
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Beitrag Sa., 26.06.2010, 12:37

Was befürchtest Du eigentlich, wenn Du das Angebot des Therapeuten abzulehnst? Das ist für mich die viel interessantere Frage, sonst gäbe es vermutlich diesen Thread nicht.

candle
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Beitrag Sa., 26.06.2010, 12:42

Ich befürchte, er hält mich für ....ja was eigentlich? Gute Frage.
Er könnte enttäuscht sein, dass ich nicht mitmache,
mich für unwillig halten, mich therapieren zu lassen,
eine weitere Behandlung mit mir ablehen,
mir sagen, wenn ich nicht will, muss ich zusehen, wie es mir wieder besser geht..

all solche Dinge gehen mir durch den Kopf. Da kommt wohl wieder meine Angst durch, es nicht allen Recht zu machen, als Verlierer da zu stehen oder was weiß ich.

Je näher dieser Sitzungstermin kommt, desto mehr kreisen meine Gedanken um das Thema.
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