Therapeut spurlos verschwunden

[Elena]

Hallo Elle,

Deine Geschichte erinnert mich an die von einem Hochschulprofessor an meiner Uni, an der ich damals studiert habe.
Er war von heute auf morgen spurlos verschwunden, hat jeden im Regen stehen lassen, d.h. alle Studenten, die bei ihm geprüft werden mussten und sich schon darauf vorbereitet hatten (vier Wochen vorher). Ich hab noch heute ausgeliehene Bücher von ihm, die ich ihm zurückbringen wollte, aber er war nicht mehr auffindbar, hatte sogar seine Privatummer, dort war er nicht mehr erreichbar. Keiner wusste, was mit ihm los war, selbst die Studenten, die einen super Draht zu ihm hatten.....
Es hat sich irgendwann aufgelöst, er hatte einen Konflikt im Kollegium, d.h. mit dem Vorgesetzten und wurde wohl systematisch degradiert.
Wenn Dein Therapeut in der Klinik angestellt war, kann ich mir so etwas auch vorstellen, die Sekretärin darf natürlich intereInfos nicht weitergeben, aber in dem Fall, wenn jemand verstorben ist, wird dies in der Regel immer gemacht, dies bricht keine Schweigepflicht. Ich glaube einfach, dass er alles hinter sich abgebrochen hat, hat eventuell seine Approbation verloren und ist ins Ausland.

LG Elena

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[Elle]

Bei einem Konflikt mit Vorgesetzten verliert man doch nicht die Approbation. Und ohne Approbation kann er im Ausland auch nicht arbeiten. Das erscheint mir nicht schlüssig.
Aber die Situation regt wirklich zu den wildesten Spekulationen an, da gebe ich Dir recht.
Ich habe mir auch schon alles Mögliche zurechtgelegt. Und das nervt mich auch. Ich will nicht spekulieren müssen, ich will es ja wie gesagt abschließen.

Die Geschichte mit dem Prof klingt aber auch krass. Das ist auch schlimm, ich finde es bei einer Therapie aber fast noch schlimmer, weil es eben ein Beruf mit viel persönlicher Verantwortung ist und mit Menschen, denen es sehr schlecht geht und die in der Therapie auch schlimme Erfahrungen aufarbeiten müssen. Da kann man Unzuverlässigkeit und Verantwortungslosigkeit grad noch weniger gebrauchen als an anderen Stellen.

[Amazonee]

Hallo Elle,

Ich habe mir auch schon alles Mögliche zurechtgelegt. Und das nervt mich auch. Ich will nicht spekulieren müssen, ich will es ja wie gesagt abschließen.

ich hatte so etwas mal mit einem HNO-Arzt erlebt, von dem ich Unterlagen (alte Hörtests) brauchte.

Die einzige Möglichkeit an Unterlagen zu kommen war der Weg über die Ärztekammer. Dort hatte ich aber auch nicht die neue Adresse bekommen, sondern meine Anfrage nach Herausgabe der Unterlagen wurde weitergeleitet.

Bei diesem Arzt war der Hintergrund Abrechnungsbetrug. Er hatte dadurch die Krankenkassenzulassung verloren und war umgezogen. Das hatte ich jedoch durch einen anderen HNO-Arzt erfahren, nicht durch die Kammer.

Also... wenn dein Therapeut nicht mehr aufzufinden ist, dann vermutlich nicht wegen Krankheit oder Tod. Das würde man schon mitteilen (auch wenn man es eigentlich nicht darf).

Grüße

A-

[Elena]

Bei einem Konflikt mit Vorgesetzten verliert man doch nicht die Approbation.

Natürlich nicht, da muss schon mehr vorgefallen sein, aber scheinbar irgendwas, über das nicht geredet werden darf. Vielleicht ist er auch alkoholkrank und darf/kann nicht mehr praktizieren?
Aber recherchiere doch mal etwas intensiver, vielleicht findetst Du dann was raus und kannst damit abschliessen. Mir ging es zumindest so, wenn mich so etwas beschäftigen würde.

LG Elena

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[Elle]

Amazonee, hast Du dann die Unterlagen bekommen? Auf welchem Weg? Über Deinen Hausarzt oder an Deine Privatadresse geschickt?
Das wäre ja bei mir auch die Frage - es ist ja nicht klar, in welchem Umfang ich selbst die Unterlagen einsehen darf, oder ob ich dann meinen Hausarzt oder jetzigen Thera als Adresse angeben muss, an die die Unterlagen gehen.

Elena, ich sehe ehrlich gesagt schwarz, noch was über die Klinik rauszufinden. Da habe ich doch damals schon ewig auf der Matte gestanden und die neue Sekretärin kennt den alten T. ja nicht mal mehr.
Ich wüsste auch nicht, wie ich jetzt intensiver recherchieren sollte, wenn selbst die damalige (sehr gutwillige) Sekretärin mir da nichts sagen konnte. Sie klang wie gesagt selbst verärgert, dass sie keine Informationen von ihm bekam. Daher hatte ich den Eindruck, dass die Klinik zumindest nicht direkt damit zu tun hat. Es werden wohl eher Gründe sein, die er der Klinik auch nicht mitgeteilt hat.
Ich werde nun halt den offiziellen Weg versuchen, an meine Unterlagen zu kommen.

[Amazonee]

Hallo Elle,

Amazonee, hast Du dann die Unterlagen bekommen? Auf welchem Weg? Über Deinen Hausarzt oder an Deine Privatadresse geschickt?
Das wäre ja bei mir auch die Frage - es ist ja nicht klar, in welchem Umfang ich selbst die Unterlagen einsehen darf, oder ob ich dann meinen Hausarzt oder jetzigen Thera als Adresse angeben muss, an die die Unterlagen gehen.

ich hatte zunächst die Ärztekammer angerufen, die mir die Auskunft gab, dass sie die neue Adresse des Arztes aus Datenschutzgründen nicht benennen darf.

Ich schrieb darauf die Ärztekammer an mit der Bitte, mir die alten Unterlagen zu Verfügung zu stellen, da mein neuer HNO-Arzt dies zur Beurteilugn des Verlaufs meiner Erkrankung benötigt.

Diese Unterlagen wurde dann seitens der Ärztekammer bei dem alten Arzt angefordert. (Ich hatte, glaub ich eine Durchschrift erhalten.) Da die Unterlagen nach ein paar Wochen immer noch nicht da waren, hatte ich erneut die Ärztekammer angeschrieben, die dem Arzt darauf hin weitere Schritte androhte. Dann nach weiteren Wochen bekam ich die Unterlagen kommentarlos zugestellt. Ich hatte allerdings nicht darauf geachtet, ob sie über die Ärztekammer oder direkt vom Arzt kamen.

Ruf am besten einfach mal die Ärztekammer an und besprich das weitere Vorgehen mit ihr. Sag ihr, dass dein Arzt/Psychotherapeut die Unterlagen für die weitere Therapie benötigt.

Liebe Grüße

A-

[Elle]

Ok, danke.
Jetzt wo ich mich durchs Schreiben hier damit beschäftigt habe merke ich doch, wie unabgeschlossen es ist und wie viel Wut noch in mir steckt deswegen.
Irgendwie kommt es mir so vor, als hätte ich mich damals recht schnell abspeisen lassen. Aber ich wusste ja auch nicht, dass man ein Recht auf Akteneinsicht hat und vor allem, dass der T. eine Aufbewahrungspflicht! hat. Wieso sagt einem das keiner. Das wird wohl oder übel auch noch mal Thema in meiner aktuellen Therapie werden müssen.

[lieberja]

... =1&index=3

[~silence~]

... =1&index=3

Wie geil ist das denn??

[Elle]

Ehrlich gesagt ist mein Humor in dieser Sache momentan ziemlich begrenzt. Falls Dir diese Geschichte passiert wäre, applegreen, fändest Du das vermutlich auch nicht lustig.

[Elle]

So. Es gibt Neuigkeiten. Ich glaube, ich habe ihn gefunden. Ich habe noch mal in der Klinik angerufen, die haben mir eine Tel. Nr. gegeben mit seiner "neuen Praxisnummer" wo er seit Januar (!) praktiziert.
Dort angerufen, es ist eine Gemeinschaftspraxis, in der er nicht mehr (?) tätig ist. Jetzt wäre er nicht mehr niedergelassen. Wenn ich Unterlagen bräuchte, solle ich mich an die Ärztekammer wenden.
Ich habe ihn dann noch mal gegoogelt (das letzte Mal hatte ich das Anfang des Jahres getan), und er ist im Internet bei einem ärztlichen Verband in der Verwaltung zu finden.

Momentan tendiere ich dazu, dort einfach anzurufen. Aber irgendwie wirds mir auch ganz anders dabei.
Da sind sooo viele Gefühle noch drin, ich bin total sauer, fühle mich verlassen und verraten, und vielleicht gehts mir dann nur viel schlechter, wenn ich ihm sage, er soll die Unterlagen an meinen Hausarzt schicken und sich dann mit einem freundlichen "machen Sie es gut" verabschiedet?

Andererseits habe ich ja wohl nicht viel zu verlieren.

Aber ich fühl mich einfach so scheiße. So viel ist es also einem Therapeuten, zu dem ich anderthalb Jahre 2x pro Woche gegangen bin wert, seine ehemaligen Patienten über seinen Verbleib zu informieren. Nicht mal ein Einzeiler, in dem er mitteilt, dass er nicht mehr praktiziert.

Mein Vertrauen in diesen Berufsstand ist damit ziemlich erschüttert. Er liegt nicht im Sterben, er ist nicht mal mehr schwer krank, nein, er hatte offenbar genug Energie, sich eine neue Stelle zu suchen. Wozu sich da noch bei alten Patienten melden? Die werden schon klarkommen.

[carö]

au weia elle. da bin ich jetzt echt sprachlos

ich glaub ich würde den spontan anrufen und ihn zur minna machen

ne, keine ahnung...
kann man den nicht belangen wegen deiner "verlorenen" 70 stunden ?

berufsstand, ich weiss nicht... aber solche menschen gibts wohl

[Elle]

ich glaub ich würde den spontan anrufen und ihn zur minna machen

ja das war auch mein erster impuls und sprachlos bin ich gleichzeitig auch noch. keine gute mischung.
aber naja. eigentlich kann es für mich ja nicht schlimmer kommen als es bisher war. (rede ich mir jetzt mal ein.)

und mit dem belangen. ja. das wäre momentan so ziemlich mein größter wunsch, an den stunden was drehen zu können. obwohl ich mir da so gut wie keine hoffnungen mache.

[metropolis]

Liebe Elle,

ich würde auch anrufen und mal richtig Luft ablassen, wenn mir so etwas passieren würde. Vor ein paar Tagen habe ich meinen Therapeuten tatsächlich ordentlich zusammengefaltet am Telefon. Ich sag dir, das hat vielleicht gutgetan.
Die Frage ist halt: Was hast du zu verlieren?

LG

metro

[Elle]

Naja, das ist vielleicht einfacher einen Thera am Telefon zusammenzufalten wenn man weiss, man sieht den hinterher noch.
Das Schlimmste wäre wenn er es einfach bagatellisiert mit einem "tut mir leid ich war halt krank das leben ist halt so". Dann wäre ich noch viel wütender als jetzt und könnte es ihm eben nicht noch mal um die Ohren hauen. Dann stünde ich mit meiner wut genau so da wie jetzt.

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