Vaterproblematik - Kontakt abbrechen oder?

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saraX
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Beitrag So., 23.05.2010, 15:38

hallo lingaroni,

ich hätte mich ja gerne gedrückt davor , aber gut ich probiers mal.

vorteile - kontakt zu vater
wenn wir essen gehen beim treffen, dann zahlt er die restaurantrechnung - also ca. 1 kostenlose mahlzeit für meine family pro jahr (großartig gell )
pfff mehr fällt mir nicht ein

doch.
ich mache meiner familie dann keine schwierigkeiten
ich werde vielleicht doch nicht als verrückt betrachtet
meine mutter ist ganz wild darauf, dass ich "lieb" zu ihm bin obwohl er sie vor 25 jahren wegen einer anderen frau verlassen hat, also vielleicht tu ich meiner mutter damit einen gefallen, dass sie sich nicht verschiedenes eingestehen muss
ich muss meinen kindern nicht erklären warum wir ihn nicht sehen

nachteile - kontakt zu vater:
ich muss auf freundlich machen, obwohl ich sauer bin
ich bin vor den treffen beeinträchtig und hinterher meist auch
und währenddessen angespannt, weil ich immer auf der hut sein muss.
wenn es ihm gelingt in meine hörweite zu kommen (denn ich bin dann meistens auf der flucht vor ihm) dann erzählt er mir sachen, die mich nicht interessieren, oder fragt mich dinge, die ich nicht erzählen will, weil ich sie für belanglos halte.

vorteile - kein kontakt (und damit meine ich einen ausgesprochenen kontaktabbruch)
ich brauche keine angst haben, dass er fordernder wird
(na bumm, das ist eingefahren)
ich muss mich mit meiner ambivalenz in bezug auf ihn nicht mehr rumschlagen
ich muss mich nicht mehr fürchten, dass er anruft
ich hab zumindest in bezug auf ihn meine ruhe
ich muss das familientheater nicht mehr mitspielen

nachteile - kein kontakt:
ich müsste meinen kindern erklären was er mir angetan hat, warum ich ihn nicht mag etc. (schluck)
sind sonst lauter befürchtungen, sachliche oder reale nachteile hätte ich nämlich nicht
vielleicht tut es mir ja leid irgendwann
vielleicht ergießt sich dann eine welle von hass und aggression über mich
vielleicht kommt er angekrochen und zeigt plötzlich seine weiche seite, falls er die hat und macht mich so wehrlos
vielleicht stirbt er, weil er einen schock bekommt und dann bin ich schuld daran

hm

lg sara

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sie23w
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Beitrag Mo., 24.05.2010, 18:40

liebe saraX,

etwas, dass ich dazu sagen möchte- ein andrer aspekt des ganzen:
angenommen, du brichst den kontakt ab- kannst du ausschliessen, dass dich dein vater "im geiste" weiter beschäftigt?
denn wenn's das nicht ist, ist die frage ob ja oder nein zu kontakt fast eigentlich schon zweitrangig, weil sich auch durch ein volles "aus den augen" nix ändern wird.

wieso ich das sage? weil's mir mit meiner familie, meinem vater ähnlich geht.
ähnlich insofern, dass mein einziges "ziel" war, weg von zuhause, alles hinter mir lassen.
ich dachte wirklich, wenn distanz da ist, der kontakt weg ist, wär alles anders.
und jetzt, gute 7 jahre später...bin ich weg. über 300km physisch. wenns viel ist ein telefonat alle drei monate (so ichs denn nicht vermeiden kann, denn für mich sind solche telefonate unangenehm, ich sträube mich wie eine katze vorm wasser.) ein wiedersehn vlt alle 1,5-3 jahre und auch nach diesen treffen, wenns nur wenige stunden sind bin ich sowieso neben der spur.
aber die problematik ist dennoch nicht weg für mich. und ich hab auch keine ahnung ob sie das je wird...

lg

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saraX
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Beitrag Mo., 24.05.2010, 19:39

liebe sie23w,

unter kontakt abbrechen verstehe ich totalen kontaktabbruch, der ausgesprochen ist. denn seit jahren habe ich die situation, die deiner ähnlich ist. also ab und an, vielleicht 3-4x im jahr ein telefonat, wo er mich anruft oder ein email. etwa 1-2 im jahr, sehen wir uns.

ich kann natürlich auch nicht ausschließen, dass ich bei einem totalen kontaktabbruch an ihn denke und dann doch meinerseits vielleicht irgendwann kontakt zu ihm aufnehme. aber es wäre eine andere situation, wie meine ständige flucht vor ihm, ohne dass er mich oft belästigt. aber irgendwie hat er wohl das gefühl, dass er ein anrecht hat auf kontakt zu mir und den kindern und diesen halt nach seinen spielregeln. und ja, das würde ich gerne unterbrechen. und damit für mich das gefühl, für ihn zur verfügung stehen zu müssen, bei irgendwelchen anlässen.

lg sara

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lingaroni
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Beitrag Di., 25.05.2010, 17:33

hallo sara

ich knüpfe jetzt einmal an deine liste an: angenommen, du würdest den kontakt nicht so radikal abbrechen, sondern vorerst einmal probeweise für sagen wir 14 tage.

Also wenn er anruft und du nicht reden möchtest, dann findest du eine ausrede, um dich zu schützen usw.

welche von den nachteilen eines ausgesprochen kontaktabbruchs würdest du dir damit ersparen, welche nicht?

LG

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saraX
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Beitrag Di., 25.05.2010, 19:19

hallo lingaroni,

also das mit den ausreden, das wäre kein neuer zustand.
und ja, der schützt mich vor all den (möglichen) nachteilen eines ausgesprochenen kontaktabbruches.

was jetzt? ich weiß grad nicht auf was du hinauswillst. darauf?
also ich schütze mich seit jahren so gut es geht, aber diese form des schutzes hält einfach das muster aufrecht, dass er sich nach einiger zeit wieder meldet. ich kann ja nicht jedesmal ausreden erfinden. hm?

lg sara

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Beitrag Di., 25.05.2010, 19:44

Hallo saraX,

nach dem Lesen der Pro-/Contraliste kam mir eine Frage, die auch wirklich ganz offen gemeint ist.
saraX hat geschrieben:vielleicht stirbt er, weil er einen schock bekommt und dann bin ich schuld daran
Meinst du, dass du ihm so viel wert bist, dass er daran sterben könnte?

Mein Gefühl zu der Geschichte. Wäre ich in einer vergleichbaren Situation, ich würde ihn mehrmals wortkarg abwimmeln, und wenn das keinen Erfolg hat, Klartext reden.

Gibt es etwas, was du dir von ihm wünschst?


Gruß
Anastasius

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Xanny
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Beitrag Di., 25.05.2010, 20:51

Genau diese Fragen stelle ich mir auch, Anastasius.
Ich musste feststellen, das rausreden nichts bringt, zumindest bei meinem Vater. Der rafft es einfach nicht. Und dann gebe ich auf und schwupps...ist alles wie vorher.

Die Frage nach den Wünschen...

Da ist der Wunsch, endlich so angenommen zu sein, wie ich bin, vielleicht geht das der TE ähnlich. Bei mir sind da wohl noch ganz viele andere Wünsche, die sich da hinten an reihen.

Ich wünschte, ich hätte den Mut und die Kraft, wirklich mal Klartext zu renden, statt immer nur das brave Mädchen zu sein.
*Ein Freund ist jemand, der Deine Vergangenheit versteht, an Deine Zukunft glaubt und Dich so akzeptiert, wie Du bist*

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saraX
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Beitrag Di., 25.05.2010, 21:55

Anastasius und Xanny, danke euch beiden für eure antworten!
Meinst du, dass du ihm so viel wert bist, dass er daran sterben könnte?
gute frage. weiss ich nicht, aber vielleicht regt er sich ja so auf, dass er einen herzinfarkt bekommt. der jüngste ist er ja nicht mehr. also eigentlich glaub ich das ja nicht, weil er würde mich vermutlich auch darin nicht wieklich ernst nehmen.

ich merke wie hohl sich das alles anfühlt, was ich schreibe. das intensivste gefühl, dass ich ihm gegenüber mittlerweile entwickeln kann ist wut und wenn die verraucht ist, bleibt da nicht viel.

was ich mir wünsche?

ich hatte den wunsch, dass ich mich von ihm geliebt fühle. so wie du schreibst Xanny und mehr, so geliebt zu werden wie ich bin. also mehr als nur angenommen, vielleicht auch ein bisschen bewundert. aber in erster linie, so sein zu können wie ich bin. aber das hängt ja vermutlich zusammen. ich streng mich immer sehr an, wenn ich mit ihm zu tun habe. ich habe das auch auf andere beziehungen übertragen, oder situationen mit anderen menschen. das kostet mir viel energie.

dann bin ich lustig, originell, schlagfertig oder auch angriffig. in jedem fall bin ich nachher ausgepowert..
Xanny hat geschrieben:Ich wünschte, ich hätte den Mut und die Kraft, wirklich mal Klartext zu renden, statt immer nur das brave Mädchen zu sein.
...das brave oder auch das rebellische. ich bin entweder das eine oder das andere kind in seiner gegenwart. klartext wäre fein!

lg sara

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Beitrag Mi., 26.05.2010, 09:27

Hallo saraX,
saraX hat geschrieben:klartext wäre fein!
Wenn du möchtest, versuche ihn doch einmal hierhin zu schreiben.
saraX hat geschrieben:ich hatte den wunsch, dass ich mich von ihm geliebt fühle.
Vermutest du, dass er lieben kann?

Gruß
Anastasius

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Xanny
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Beitrag Mi., 26.05.2010, 10:48

saraX hat geschrieben: ich hatte den wunsch, dass ich mich von ihm geliebt fühle. so wie du schreibst Xanny und mehr, so geliebt zu werden wie ich bin. also mehr als nur angenommen, vielleicht auch ein bisschen bewundert. aber in erster linie, so sein zu können wie ich bin. aber das hängt ja vermutlich zusammen. ich streng mich immer sehr an, wenn ich mit ihm zu tun habe. ich habe das auch auf andere beziehungen übertragen, oder situationen mit anderen menschen. das kostet mir viel energie.
Genau das ist ja das Problem, die Situation wird auf andere übertragen, ob man es will, oder nicht. Wie wir diesen Wunsch nach Liebe und Anerkennung abstreifen können, weiß ich auch noch nicht. Genau diese Wünsche bekommt man auch bei anderen erfüllt. Bei mir zumindest so. Ich habe (zum Glück) Menschen, die mich genauso nehmen und lieben, wie ich bin. Trotz allem scheint es mir aber noch nicht zu reichen.

Ich überlege mir oft, woher diese unbändige Sehnsucht herkommt. Vielleicht ist es einfach eine Art Wiedergutmachung für all die Jahre der Demütigung und Folter. Für mich zumindest. Es wäre ja eine kleine Entschuldigung für die Vergehen, die mein Vater an mir begangen hat.

Rebellisch kann ich nicht sein, obwohl ich es gerne wäre. Ich versuche ja immer, es allen Recht zu machen. Mal ordentlich auf den Tisch hauen und mit den ganzen angestauten Gefühlen und der Trauer und Wut raus zu platzen, das könnte ich gerne. Ich müsste es wohl auch, um damit abzuschließen und für mich zu einem Ende zu bringen. So bin und bleibe ich bislang nur die brave Tochter, die alles vergibt und sich mit jedem kleinen Satz neue Wunden zufügen lässt. Nur aus "Respekt" (oder Angst?) vor dem Vater...
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saraX
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Beitrag Do., 27.05.2010, 21:19

Ich habe gestern eine tolle Erfahrung gemacht. Ich habe mein inneres Kind angenommen. Ich wusste vorher gar nicht, dass ich mir als Kind so ambivalent gegenüberstehe und es war verdammt schwer für mich, dem Kind zu sagen, dass ich es annehme und für es Sorgen will. Anfangs konnte ich nur die Sätze des Therapeuten nachsagen, aber dann, wie ich es näher heranlassen konnte, dann sprudelte aus mir heraus, dass es ein süßes Mädchen ist und kein grausliches und dass ich es nun beschützen werde. Und dann habe ich es im Arm gehalten.

Durch diese liebevolle Begegnung mit einem kindlichen Teil von mir, der mir zunächst zuwider war, wurde mir erst klar wie ich als Kind empfunden haben muss. Und dass ich diese Einstellung von meinen Eltern mitgenommen habe in mein Erwachsensein mir gegenüber.

Mein Therapeut meinte ich hätte die Kleine innerlich bei meinen Eltern gelassen und ich solle sie nun in meine Obhut nehmen.

Mehr kann ich jetzt nicht darüber schreiben, nur dass dieses annehmen des Kindes offenbar etwas grundlegend verändert.

lg sara

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Xanny
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Beitrag Fr., 28.05.2010, 10:35

Liebe SAra,

das ist toll. Ein ganz wichtiger Schritt in die richtige Richtung.
Das ist etwas, was mir kaum gelingt. Ich freu mich sehr für Dich.

Xanny
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lingaroni
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Beitrag Fr., 28.05.2010, 16:54

hallo sarah,
ich kann ja nicht jedesmal ausreden erfinden.
nein, nicht jedesmal. nur solange du das kind in dir schützen musst.

LG

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Xanny
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Beitrag Fr., 28.05.2010, 17:00

Genau das tue ich zur Zeit, lingaroni. Und es ist nur ein davon laufen. Es löst das Problem doch nicht. So wie ich Woche für Woche einen Besuch meines Vaters aufschiebe, habe ich die Sache immer noch nicht richtig in Griff bekommen. Und das Erfinden von Ausreden wird auch immer schwieriger.

Zur Zeit mache ich es ja genau so, aber glücklich bin ich damit überhaupt nicht.
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lingaroni
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Beitrag Fr., 28.05.2010, 18:11

hallo xanny,

ja, so ist das mit den lösungen. was für den einen passt, passt für den anderen nicht. weil jeder mensch seine individuellen umgang finden muss. dazu müssen aber einmal einige möglichkeiten durchgespielt werden, einige hypothesen gebildet und verworfen werden und irgendwann findet man das passende für sich.

LG

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