Die spinnen doch, die Analytiker! Oder doch nicht?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Eve...
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Beitrag Fr., 30.04.2010, 17:34

Also, für mich ist es das erstemal, dass ich auf dieses Thema einsteige - und nebenbei bemerkt hab ich es bisher noch gar nicht mitgekriegt, dass Metropolis dazu - darüber? - davon? schrieb, nicht mal gefühlte 1x Und das, wo ich mich doch trotz "glücklicher Ehe dauernd im Forum herumtreibe", wie hier mal so freundlich geschrieben wurde ...

Ich finde die Analyse nach Freud heute überholt. Schlicht und einfach. Über das Warum gäbs natürlich 'ne Menge zu schreiben ...

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carö
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Beitrag Fr., 30.04.2010, 17:39

Ich finde die Analyse nach Freud heute überholt.
ja das ist so!
glaube, da gibts kaum mehr große diskussionen drüber.
Es ist krass, was man erreichen kann, wenn man sich traut. (Aya Jaff)

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Gast
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Beitrag Fr., 30.04.2010, 17:41

carö hat geschrieben:und ich glaube auch der wunsch nach scheinbarer kontrollierbarkeit durch technischem, mechanistischem denken...
Mein damaliger Prof. (für Psychologie und Soziologe), auch psa. Theorie lehrend, prägte für das mechanistische Denken in kritischer Distanz den schönen, treffenden Begriff "Psychohydraulik".
Nicht nur dafür habe ich ihm zu danken.

- - - - -

P.s :
@ eve...,
Eve... hat geschrieben:Und das, wo ich mich doch trotz "glücklicher Ehe dauernd im Forum herumtreibe"
Nicht: "trotz". - Weil . . . , deshalb . . . !

Gruß
Anastasius

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candle
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Beitrag Sa., 01.05.2010, 01:00

metropolis hat geschrieben: Ganz und gar nicht. Wann habe ich das behauptet?
Drüben, aber nun zicke mal nicht wieder rum. Ich habe hier gar nicht analysiert. Das überlasse ich Fachpersonal.

Wie Du sauer warst auf mich, weil Du dachtest und jetzt wieder an der Machtposition mich rauszukicken?

OK!
candle
Es ist besser ein Kerze anzuzünden, als über die Dunkelheit zu klagen.
Sommer-Stumpenhorst

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kolti
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Beitrag Sa., 01.05.2010, 11:29

... Ja, da sagt doch Freud unverschämterweise: "Nur nicht heilen wollen"

ich glaube, wenn einer eher eine betreuende oder rettende Funktion ausüben will, dann wird er Held oder Krankenschwester.

Freud wollte was rausfinden und noch dazu was Neues. Das hat er gemacht und das auchnoch ganz witzig erklärt. Und er ahnte, dass sich die Leute mehr und länger damit rumärgern werden als er lebt.

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metropolis
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Beitrag Sa., 01.05.2010, 12:49

MrN hat geschrieben:
Demzufolge sind in der Psychotherapie und gerade bei der Analyse die Ansichten des Therapeuten dann doch eher nebensächlich. So halte ich es zumindest.
Ja, die Meinung des Analytikers in Bezug auf den Patienten und seine Vergangenheit spielt keine therapeutische Rolle und wird auch idealerweise nicht geäußert. Aber ist nicht dieser Umstand genau das, was für Analysanden, die von der Analyse Abstand nehmen, der Stein des Anstoßes, weil sie im Grunde nicht ohne die Führung und die Meinung des Analytikers auskommen wollen. Sie erwarten sich Orientierung, die ihnen der Analytiker verweigert, und fühlen sich am Ende allein gelassen. Aus dieser Enttäuschung heraus wird den Analytikern dann Weltfremdheit und kommunikative Unfähigkeit bescheinigt, die in einer Therapie völlig fehl am Platz sein soll. Aber ist diese Neutralität, die Zurückhaltung nicht viel nützlicher für jemanden, der seinen Weg noch sucht?

Ich frage mich, ob man den Analytikern nicht manchmal Unrecht tut, wenn man ihnen vorwirft an der Realität vorbeizuanalysieren. Vielleicht wollen sie einen einfach nur an die EIGENE Realität näher heranführen.


Bisher fand ich fast sämtliche Einschätzungen meiner Therapeutin ziemlich unpassend und daneben. Allerdings habe ich mich danach immer gefragt, warum sie es jetzt so wichtig nimmt, mich mit dieser oder jener Ansicht von ihr zu konfrontieren. Meist habe ich nach einer plausiblen Erklärung dafür gesucht, weshalb das nun gerade für mich so nicht stimmen kann. Das führte zu einer heftigen, manchmal tagelangen inneren Auseinandersetzung. Häufig konnte ich ihr dann in der nächsten Stunde meine Sichtweise soweit erläutern, daß sie Verständnis signalisiert hat. In manchen Fällen erwiesen sich meine inneren Widerstände als Mißverständnisse. Aber immer brachte mir der damit verbundene Denkprozeß neue Einsichten oder sogar Erkenntnisse, welche mich ein wenig weiter in Richtung dessen führten, was Du vielleicht mit "Heilung" meinst.
Diesen Prozess hast du gut beschrieben. Es geht gar nicht darum, ob und wer recht hat, es geht um das Anstoßen in einem selbst, das einen im Endeffekt weiterbringt. Mein Analytiker zumindest deutet oft ins Blaue, verfolgt einen Interpretationsweg, dem ich absolut nicht folgen kann. Aber er beansprucht absolut nicht die Deutungshoheit für sich, so dass der Weg für mich immer offensteht. Ich empfinde diese Irrwege und Missverständnisse nicht mehr als kränkend, weil ich weiß, dass er lediglich abklopft, worauf ich anspringe.

Auch daraus spricht eine gewisse Orientierungslosigkeit, die in der Analyse erwünscht ist.
Ich glaube, ein Analytiker, der meint, die für seinen Patienten passablen Lösungen fertig zu haben, wäre in seinem Beruf falsch. Es geht doch um eine "Analyse", d.h. die Probleme soweit freizulegen und zu separieren, daß konstruktive Lösungen dafür gefunden werden können. Ob eine Lösung konstruktiv und annehmbar ist, kann am Ende nur der Patient selbst entscheiden.
Bingo. Und warum ist das für viele so frustrierend oder sogar sehr schädigend. Mutet man ihnen eine Verantwortung zu, die sie nie haben wollten?



LG

metro
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carö
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Beitrag Sa., 01.05.2010, 13:01

Aber er beansprucht absolut nicht die Deutungshoheit für sich, so dass der Weg für mich immer offensteht. Ich empfinde diese Irrwege und Missverständnisse nicht mehr als kränkend, weil ich weiß, dass er lediglich abklopft, worauf ich anspringe.
ja so habe ich das auch erlebt. habe lange gebraucht, bis ich erkannt habe, dass ich selbst ihn, den t., und natürlich auch andere "draussen" immer wieder in die position drängen wollte, mir orientierung zu geben. konnte das aber absolut lange nicht erkennen und nur in der auseinandersetzung damit wurde mir meine eigene verantwortung bewusst, meine orientierung in mir selbst zu finden und nicht in einem äußeren "taktgeber" ... heute bzw. schon länger empfinde ich es nicht mehr als "verweigerung mir orientierung zu bieten", sondern ich habe die offenheit zu schätzen gelernt. ich habe es genauso erlebt, dass die deutungen nicht passen müssen - schön wenn sie es tun - aber genauso gut ist es, wenn sie dazu anregen, sein eigenes zu finden. und schön ist, wenn man letztlich feststellen kann, dass man so oder so akzeptiert und ok ist.

LG
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metropolis
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Beitrag Sa., 01.05.2010, 13:04

MrN hat geschrieben: Die Zeit und damit die Kosten...
Das meinte ich nicht wirklich. Die Zeit und die Kosten sind Dinge, die einen von vornherein von einer Analyse abhalten. Aber vor allem die Methode gerät doch immer wieder in die Kritik: überholt, weltfremd, schädigend

Was genau ist an der PA überholt? Und warum gelten Analytiker als Spinner?
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carö
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Beitrag Sa., 01.05.2010, 13:10

Was genau ist an der PA überholt? Und warum gelten Analytiker als Spinner?
fragt sich doch bei wem gelten sie als spinner und für wen gilt die PA als überholt.

für mich ist sie nicht überholt, für mich sind das nicht alles spinner... und es gibt leute, denen eine PA viel bringen kann ... jedem das seine!

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metropolis
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Beitrag Sa., 01.05.2010, 13:16

Eve... hat geschrieben:

Ich finde die Analyse nach Freud heute überholt. Schlicht und einfach. Über das Warum gäbs natürlich 'ne Menge zu schreiben ...
Ja, gerade das Warum interessiert mich ja. Was ist überholt: Ödipus-Komplex und Co?
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münchnerkindl
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Beitrag Sa., 01.05.2010, 13:21

Ich schätze, der Penisneid ist wohl überholt

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carö
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Beitrag Sa., 01.05.2010, 13:27

ja das denk ich auch, penisneid... darauf kann nurn mann kommen
... vielleicht mal was hier was zum nachlesen über frau horney...

http://de.wikipedia.org/wiki/Karen_Horney
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neko
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Beitrag Sa., 01.05.2010, 13:30

für überholt halte ich die annahme, dass es so etwas wie technische neutralität in welcher interaktion auch immer überhaupt geben kann. auch jemand, der nichts sagt, sagt damit etwas und bezieht einen standpunkt. das haben uns dekonstruktivismus, postmodern usw. mehr als deutlich vor augen geführt. und da hat die klassische analyse viel zu lange an so einem - wie ich finde - ziemlich naiven positivismus festgehalten. nur glaube ich, dass es heute kaum noch analytiker gibt, die sich in dem punkt nich wirklich auch weiterbewegt haben - das bestätigt mir meine eigene analyse-erfahrung und die intensive diskussion mit vielen befreundeten analytikern. und wenn neutralität grundsätzlich nicht möglich ist, dann ght es in der analyse auch nicht nur und sicher auch nicht in erster linie darum, auf sich selber zurückgeworfen zu werden. nein, es geht darum zu lernen, dass man sich auf ein gegenüber einlassen und gleichzeitig bei sich selber bleiben kann. also nicht um entweder oder, sondern um das sich einlassen auf tausend balance-akte, in denen ich mal auf meinem beharre, mal mich von dem anderen führe lasse, ihn mal selber führe (weil ich mich immer besser kenne als jeder andere und es letztlich um mich selber geht) und mich manchmal an der differenz freuen kann.

metro, ich will nicht aufdringlich werden, aber ist das eigentlich im moment alles wirklich dein thema? ich glaub, du brauchst grad eigentlich was anderes als das versierte theoretisieren über die methode. sorry, soll nicht gouvernantenhaft sein. ich hab nur den eindruck, du bist mal wieder in so einem rechtfertigungskreisel, willst auf teufel komm raus beweisen, dass dein drängen nach klaren positionen deines t. nur ein beweis dafür ist, dass du schon so gut wie fertig bist. wofür ist das wichtig? du bist da, wo du bist und du brauchst das, was du brauchst. meine vermutung wäre, wenn du ohne hin und her darum bittest, wirst du es bekommen - ganz einfach, ohne kampf. vielleicht ist der kampf in dir selber.

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Eve...
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Beitrag Sa., 01.05.2010, 13:31

@ Metro

Der gesamte Ansatz von Freud bezieht sich ja aufs Sexuelle. Alle, wirklich alle Probleme im späteren Leben sollten dort ihre Ursache haben - das gilt heute nicht mehr als zutreffend. Auch die Analyse selbst mit dem ewigen Graben in der Kindheit (und dort eben dem Erforschen des sexuellen Hintergrundes) gilt inzwischen als nicht mehr relevante Methode. Dass das Aufdecken frühkindlicher Ursachen oder überhaupt früherer Ursachen schon generell die Heilung bewirkt, ist nicht zutreffend, wie sich herausgestellt hat.

Dazu passt, dass festgestellt wurde, nur ein Drittel der Patienten konnte nach "erfolgreichem" Analyseabschluss von Besserung reden; bei einem weiteren Drittel blieb das Befinden lediglich unverändert - und beim letzten Drittel hatte es sich sogar verschlechtert!

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Offy
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Beitrag Sa., 01.05.2010, 13:42

Eve... hat geschrieben: Der gesamte Ansatz von Freud bezieht sich ja aufs Sexuelle. Alles, wirklich alles im späteren Leben sollte dort seinen Grund haben - das gilt heute nicht mehr als zutreffend. Auch die Analyse selbst mit dem ewigen Graben in der Kindheit und dort eben dem Erforschen des sexuellen Hintergrundes gilt inzwischen als nicht mehr relevante Methode.
Danke Eve. Genau darauf habe ich schon seit Beginn des Threads gewartet.

Ich bin nämlich genau aus diesem Grund kein Freud-Freund (tolles Wort). Diese von ihm aufgestellte These, dass missbrauchte Kinder es genauso wollten bzw. sogar provoziert haben (sorry, den Wortlaut habe ich jetzt nicht mehr im Kopf), hat mir lediglich gezeigt, wie schräg das eigentlich ist, was im Kopf von diesem Mann vorgeht. Natürlich gibt es auch einige andere Dinge, die nicht weniger abartig sind. Jedenfalls ist grundsätzlich immer alles sexuell. Da kann ich absolut nicht mitgehen. Und hoffentlich will mir jetzt niemand erzählen, dass er all das gesagt hat, um zu provozieren oder ähnliches.

Meine Abneigung gegen PA hat vermutlich ein wenig mit meiner Einstellung zu Freud zu tun, aber auch mit dem, was ich glaube, in einer Therapie zu brauchen. Das ist ganz bestimmt nicht die Abstinenz des Theras, Settings im Liegen usw.
Ja, es mag sein, dass viele Analytiker heute nicht mehr ganz so abstinent sind, aber entscheidend ist, dass ICH es nach wie vor so empfinde. Ich kann nur im direkten Kontakt und mit entsprechendem Feedback arbeiten.
Heute weinte ich –
aber keine Träne benetzte eine Blume.
Still, leise und nutzlos!
Werde ich auch so von der Welt gehen?

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