Psychotherapie lindert extreme Gefühlsschwankungen

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candle
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Beitrag Di., 20.04.2010, 06:01

stern hat geschrieben: Bei rein somatischer Verursachung würde ich den Gyn. (weiter) löchern bis er die genaue somatische Ursache findet, und um Abhilfe bitten. bei primär psychischer dann doch besser meine Thera.
Also bei mir führt die "somatische Ursache" immer wieder auf die Psyche zurück, physisch habe ich nie was. Es kann natürlich auch bei anderen anders sein.

Im Grunde bleibt eben doch viel graue Theorie und bleibt dann doch wieder bei einem guten Behandler hängen.

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stern
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Beitrag Di., 20.04.2010, 06:47

Also bei mir führt die "somatische Ursache" immer wieder auf die Psyche zurück, physisch habe ich nie was. Es kann natürlich auch bei anderen anders sein.

Im Grunde bleibt eben doch viel graue Theorie und bleibt dann doch wieder bei einem guten Behandler hängen.
Ja, das zurückführen auf die Psyche, ist im Moment auch mein Stand - bezogen auf diese hormonelle Dingens... zumal mein Gyn. auch von "stressbedingt bla bla" gesprochen hat (nachdem bis dto. auch nix organisches ausgemacht werden konnte. Ob nun "nur" nix an organischer Ursache gefunden wurde, oder ob es tatsächlich keine gibt, ist für mich allerdings noch ein bissi vage, aber sei's drum). Das leidige und blöde für mich ist halt, dass sich die Auswirkungen aus dieser Hormongeschichte, bei mir sehr handfest und nachweisbar somatisch niederschlagen... und das davon und einem hormonelle Ungleichgewicht wiederum Wechselwirkungen auf die Psyche ausgehen können . Nun ja, als "erste-Hilfe-Maßnahme" schlucke ich nun erstmal ein Hormon und ne andere Substitution... aber nun ja, wenn's psychisch verursacht sein sollte (wofür für mich auch manches spricht) so besteht ja evtl. die Möglichkeit, dass ich dem anderweitig Herrin werde, und diese Hormone bald in die Tonne kicken kann, weil ich gezielter ursächlich ansetzen kann. Muss halt nun abwarten, wie sich's entwickelt... und wenn es weiter aus dem Ruder läuft, weiter eingrenzen lassen .

Klar ist man da als Patient auf gute Behandler angewiesen (die mit geeigneten Therapien ansetzen oder die an geeignete Stellen weiterverweisen). Aber das schließt ja nicht aus, dass man die Forschung in manchen Gebieten (die sicher noch nicht am Ende angelangt ist) weiter betreibt. Im Gegenteil, das ermöglicht vielleicht erst adäquate Therapien. Und die Ergebnisse/Erkentnisse richten sich ja auch nicht primär an den Laien (für den es vielleicht wirklich oft graue Theorie ist). Sondern sie hat ja insbes. auch den Sinn neue oder zusätzliche Therapiemöglichkeiten zu eröffnen (die bis dto. noch nicht so gesehen wurde), oder bisherige Therapien anzupassen. Und das ist ja auch bisher der Fall, dass solche Erkenntnisse einklang finden! Und manchmal kommt man halt dahin (z.B. durch Forschung, aber auch durch Empirie), dass bisherige Erkenntnisse, auf die bisherige Therapien fussen, nicht mehr so zeitgem. sind... und nimmt Anpassungen vor... z.B. auch Anpassungen dergestalt (worum es in dem Artikel ja ging), dass man nicht mehr (wie noch vor jahren) Menschen mit einer best. Erkrankungen in einen Pott schmeisst und sie als kaum therapiebar abstempelt. Sondern dass man Therapiemöglichkeiten mit nachgewiesener Wirksamkeit für xy Patienten anbieten kann, was sich hoffentlich auch durchsetzt. Finde ich schon humaner... und das nenne ich mal einen postiven "Trendwechsel". jedenfalls gehöre ich schon zu denen, denen es genehm ist, dass ich zuerst etwas mache, was auch grds. als wirksam angesehen wird (und nicht zu denen, die gerne alles mögliche und unmögliche ausprobieren wollen/müssen, was vielleicht nur mit viel Glück helfen kann. Dazu bin ich mir schlichtweg zu schade, und manche Beschwerden sind mir auch zu leidig als dass ich das anders sehe. Und auszuprobieren gibt es ja immer noch genug bei mir).
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candle
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Beitrag Di., 20.04.2010, 11:35

Wenn auch die Hormone durch das Gehirn gesteuert werden, welches wiederum von der Psyche bzw. deren chemischen Zusammenwirken gesteuert wird, ist es doch an sich logisch?

Mir stellt sich dann nur die Frage, warum man es unter Umständen so nicht wahrhaben will.

Ich habe es so für mich umschrieben: Mit einer handfesten Krankheit hat man sichtlich einen Feind vor Augen gegen den man "kämpfen" kann. Mitmenschen reagieren da auch eher hilfsbereiter, wenn man eine sichtbare Erkrankung hat als wenn man denen mit Psyche kommt. Ein gebrochenes Bein sieht jeder. Du ahnst gar nicht, was ich damit für Aufmerksamkeit bekam. Bei einer Panikatacke: Null Reaktion.

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münchnerkindl
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Beitrag Di., 20.04.2010, 11:58

carö hat geschrieben: denn: zitat: "Etwa die Hälfte der Patienten spricht darauf an. Die Symptome verschwinden weitgehend. DBT ist vielfach erwiesen wirksam"... etwa die hälfte.. was macht dann die andere hälfte? dennoch finde ich das gut und ich wollte deshalb den artikel hier einstellen, auch wenn das eh schon bekannt ist.
Vor allem geht es doch bei Persönlichkeitsstörungen überhaupt nicht vorrangig darum, daß irgendwelche auffälligen Symptome wie Ritzen oder Saufen "verschwinden". Sondern es geht um einen Prozess der Persönlichkeitsentwicklung der in der Kindheit zu kurz gekommen ist.

Das ist mal wieder typisch deutsch. Der Mensch hat zu funktionieren. Mehr interessiert nicht. Symptome sollen verschwinden, weil sie nerven und der Gesellschaft Geld kosten. Um den Menschen dahinter geht es nicht.

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carö
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Beitrag Di., 20.04.2010, 12:32

... ich fürchte, das ist nicht nur typisch deutsch
Es ist krass, was man erreichen kann, wenn man sich traut. (Aya Jaff)

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stern
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Beitrag Di., 20.04.2010, 14:02

münchnerkindl hat geschrieben:Vor allem geht es doch bei Persönlichkeitsstörungen überhaupt nicht vorrangig darum, daß irgendwelche auffälligen Symptome wie Ritzen oder Saufen "verschwinden". Sondern es geht um einen Prozess der Persönlichkeitsentwicklung der in der Kindheit zu kurz gekommen ist.
Zustimmung. Ich hab den Passus so verstanden, dass damit die Kernaussage des Artikels (vgl. auch überschrift) untermauert werden sollte:
Das einstige Verständnis der Erkrankung als kaum behandelbare, schwere psychische Störung wankt. "Das war für uns alle recht überraschend und stimmt optimistisch", kommentiert Sabine Herpertz, Psychiaterin vom Universitätsklinikum Heidelberg. "Das Gesamtbild der Störung zeigt sehr viel mehr Rückbildungstendenz, als wir lange geglaubt haben."
... und nicht gesagt werden sollte, dass die DBT eine reine Symptomtherapie sein soll, der Mensch zu funktionieren hat und es nicht um den Menschen gehen solle , würde mich jedenfalls wundern, falls das die aussage sein soll (was ich aus meiner Therapie, in der auch DBT-Elemente einflossen weiß gott nicht bestätigen könnte, aber sei's drum). Ich lese jedenfalls nach wie vor einen positiven ermutigenden Grundtenor aus dem Artikel heraus. Schade dass der im Thread etwas untergeht, aber vielleicht empfinde ich das auch nur so. Wer eine reine symptomtherapie anstrebt, dem würde ich hingegen zu Medis raten. Allerdings sehe ich es schon so, dass Symptome wie Suizidalität, schwere Selbstverletzungen, Drogen-, Medikamenten- bzw. Alkoholabusus, etc. erstmal erforderlich machen können die notwendige stabilität zu vermitteln, um überhaupt (tiefer) therapeutisch einsteigen zu können. Und vielleicht ist für jemanden schon viel an Lebensqualität gewonnen, wenn er (zunächst) davon loskommt?! =>
Etwa 80 Prozent aller Borderline-Patienten berichten zumindest über einen, die meisten über mehrere Versuche, sich gezielt das Leben zu nehmen. Etwa acht Prozent der Bertoffenen sind in dieser Hinsicht leider „erfolgreich“. Ein wichtiger Risikofaktor für Suizid ist selbstschädigendes Verhalten wie Schneiden, Schlagen, Brennen, Verätzen, das wiederum bei etwa 85 Prozent der Borderline-Patienten zumindest während einiger Zeitabschnitte zu beobachten ist. ... [usw., vgl. Artikel].

Psychiatrisch/psychotherapeutische Behandlung sollte primär darauf zielen, Kontrolle über automatisiertes krisenförderndes Verhalten zu vermitteln. Suizidalität, schwere Selbstverletzungen, Hochrisikoverhalten und Drogeneinnahme stehen hierbei an erster Stelle. Erst im zweiten Schritt können Probleme auf der Ebene des emotionalen Erlebens (etwa die Folgen von sexuellen Traumata) angegangen werden.

http://www.aerzteblatt.de/v4/archiv/pdf.asp?id=53738 ... einem auch kritischen Artikel, in dem auch andere mögliche ansätze genannt werden
In einer Krise, unter Drogen/Alkeinfluss, dissozierend, suizidal oder auch andere Strategien, um Gefühle zu betäuben/erträglich zu machen, versperren IMO zunächst grds. wertvolle Therapiemöglichkeiten mangels Stabilität. Aber dabei muss es ja nicht zwingend stehen bleiben, insbes. dann nicht, wenn hinreichende Stabilsierung tatsächlich erlangt werden kann. Und es ist ja auch hier jedem selbst überlassen, ob er hierfür eine spezifischer-konzipierte Therapie in Erwägung zieht oder nicht.

However: jedenfalls empfinde ich es als postive Entwicklung, das nach Therapiemöglichkeiten gesucht wird, was hoffentlich dazu führt, dass weniger Patienten das Etikett, sorry BPS ist kaum therapiebar, aufgeklatscht kriegen.
Liebe Grüße
stern 🌈💫
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