Mutter hatte recht

Körperliche und seelische Gewalt ebenso wie die verschiedenen Formen von Gewalt (wie etwa der Gewalt gegen sich selbst (SvV) oder Missbrauchserfahrungen) sind in diesem Forumsbereich das Thema.
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leise
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Beitrag Do., 06.05.2010, 03:59

Liebe Annemarie,
herzlichen Dank, für den netten Schubs.

Das ist echt furchtbar, was du da erzählst. Das ist doch zutiefst verletzend, so hintergangen zu werden. So ein Vertrauensbruch, schrecklich!

Mein Problem mit dieser Geheimnistuerei, hab ich schon so oft angesprochen. Sie versteht mich, stimmt mir zu, aber es endet immer gleich: “ Ja, aber du weißt ja wie die anderen sind.“ Klar weiß ich das, aber wenn da einer ein Problem damit hat, darf derjenige daran arbeiten, damit zurecht zu kommen…..und sie kommen damit zurecht.

Und dann die Methode wird ja bei allen angewendet, schlimm auch bei den Enkelkindern, nur da funktioniert das nicht so, weil die plaudern ja ehrlich jedes Geheimnis aus.

Es ist so, als ob sie sich immer mit einem von uns verbünden muss, ein Geheimnis, das ist ja etwas sehr Bindendes zwischen zwei Menschen. …und da gehen mir jetzt echt die Argumente aus.

Auch wenn mich ihre Manipulationen total wütend machen, einen Streit muss ich immer vermeiden, sowas wirkt sich doch auf die ganze Familie aus, ich kann das nicht aushalten, und dem kleinsten Familienmitglied, die so an uns beiden hängt, tu ich auch schrecklich weh.


Das mit den eigenen Wünschen und Bedürfnissen, daran arbeite ich, aber das ist auch so eine Sache. Da ist immer mein schlechtes Gewissen, ich lass sie schon wieder allein. Sie macht so viel für mich und ich geh! Ein Horror! Arme Therapeutin, sie redet da auf mich ein, wie auf ein krankes Pferd, aber ich denke das wird besser. Es ist so schwer, niemandem weh zu tun, und doch so etwas wie ein eigenes Leben zu bekommen.

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candle
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Beitrag Do., 06.05.2010, 07:05

Wenn man bedenkt, dass ein eigenes Leben eigentlich selbstverständlich sein sollte. Das aber im Herzen zu verstehen dauert etwas.

Ich kann Dir auch nur sagen, dass Du vielleicht immer kleine Grenzen ziehst. Zur Not kannst Du ja die Therapeutin ansprechen. Ich habe das so ähnlich gemacht: Kurz vor der Sitzung den Mut aufgebracht etwas zu sagen und in der Therapie an meinem Gewissen gearbeitet. So ging es langsam vorwärts.

candle
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leise
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Beitrag Sa., 08.05.2010, 02:09

Danke liebe candle, Du machst mir Mut, sehr einfühlsam Deine Worte, und das mit den kleinen Grenzen setzen, gute Idee, nein ausgezeichnete Idee, auch schon von meiner Thera.

Wie die Umsetzung abläuft, hier was sich heute, nein, gestern … das wird noch ein Roman in Fortsetzungen:

Echt hektischer Tag, sowohl für Mutter als auch für mich, kommt ja ein „Muttertagswochenende“, der liebe Bruder kommt + Familie, also wir sind beide voll beschäftigt ….

Endlich abend, jetzt fängt mein Leben an. Ich geh fort, Mutter bleibt daheim, und ich werde gar nicht allein sein, wir sind zu sechst und machen, oder besser wir versuchen gemeinsam Musik zu machen und den richtigen Ton zur richtigen Zeit zu treffen. (Klavier, Flöte, Geige, Klarinette … zum Glück wir singen nicht!)
Das ist echt toll und wir freuen uns alle mächtig darauf, und es ist jedes Mal viel zu schnell um, ….und ich muss wieder heim.

Es ist nicht spät, ich schleiche leise ins Haus, ebenso leise Türe zu, da hör ich von oben eine ebensolche aufgehen!
Mein erster Gedanke: jetzt ist was Schlimmes passiert, warum hätte Mutter sonst auf mich gewartet ?!

„ Ich hab`s läuten gehört, vielleicht hast du ja deinen Schlüssel vergessen.“ In mir läutet auch was…nein, ich hab noch nie meinen Schlüssel vergessen.

Danke Mama, jetzt weiß ich, wie sehr du auf mich wartest, wie sehr du dir schon wieder Sorgen machst…..
Ich muss wohl öfter fort, damit du lernst….. (und nicht nur, dass ich meinen Schlüssel nicht vergesse)

So die Geschichte ist mir jetzt auch von der Seele, DANKE, dass ich das hier loswerden darf.
Schönes Wochenende !

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leise
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Beitrag Sa., 08.05.2010, 08:54

So ein Mist, ich löse mich gerade innerlich wieder komplett auf.
Dieses Wochenende, dieses ich muss fröhlich sein, dieses Zusammentreffen mit dem Bruder, ich muss das aushalten, und ich kann nicht, in mir ist die totale Panik, und ich weiß gar nicht warum so plötzlich. Das war bisher kein Problem. Mit reichen doch echt schon die Schwierigkeiten mit Mutter’s Liebesentzugsmethoden zurecht zu kommen, jetzt das auch noch!
Und da ist nicht nur die Angst vor diesem Zusammentreffen, ich weiß dass er mich auch heute noch hasst, da ist auch noch dieser schreckliche Gedanke (für den ich mich eigenlich sehr schäme): ER hat eine Familie, ER hat zwei nette liebe Kinder, ER ist nicht allein. Und ich? Ich habe das nicht geschafft. Ich werde das NIE haben können. Allein der Gedanke an eine Beziehung zu einem Mann ist mir so ein Gräuel, mich würgt es nur noch. Ich bin verdammt dazu allein zu bleiben, und hab so eine Angst davor. Und was ist schuld: auch nur so ein „leichter Missbrauch“. (es war ja nur ein Spiel)
Ich hab Angst vor dem was sich da in mir langsam zu einer Bombe entwickelt.
Ich darf nicht, ich darf nicht, ich darf nicht….
Da ist so viel Lebensfreude und Energie bei den anderen, und mir ist nur zum Heulen. Wenn diese Wochenende doch nur schon vorbei wär….

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candle
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Beitrag Sa., 08.05.2010, 09:02

Du kannst es ja auch nicht schaffen, weil Deine Mutter Dich zum Partner macht. Du müßtest langsam Deine Freiheiten ausbauen. Vielleicht auch einfach eine Festivität absagen und allein etwas unternehmen. Du spürst ja schon den Unterschied, was für Dich gut ist und was nicht.

Hast Du schon überlegt auszuziehen? Könntest Du auf die finanziellen Hilfen Deiner Mutter verzichten und ganz neu anfangen? Kannst Du Dir das vorstellen?

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Aditi
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Beitrag Sa., 08.05.2010, 13:49

liebe leise,

ja, es wird mir schwer ums herz, wenn ich von deinem "kampf" lese, weil er erinnerungen in mir berührt. ich möchte versuchen, dich mit ein paar überlegungen zu unterstützen.
Es ist nicht spät, ich schleiche leise ins Haus, ebenso leise Türe zu,

traust du dir, mal etwas neues auszuprobieren? es muß nicht gleich alle drei punkte betreffen, das wäre womöglich noch viel zu ängstigend. nimm dir jedesmal nur einen heraus. das nächste mal kommst du z.b. spät nach hause. dann kommst du mal nach hause und schleichst dich nicht ins haus. dann vlt. kommst du nicht spät nach hause, schleichst ins haus, machst aber laut die tür zu.
und grundsätzlich könntest du versuchen oder trainieren, ganz bei dir zu bleiben. d.h. nicht so viel/sehr darüber grübbeln/nachdenken was deine mutter möchte/tun/sagen/reagieren wird, sondern nachzuspüren, was DU möchtest.
ich kann dir aus meiner erfahrung sagen, dass veränderung dann geschieht, wenn du für dich klarheit hast. das musst du dann deiner mutter gegenüber gar nicht aussprechen oder ihr große erklärungen geben: sie spürt es unbewusst!
übe/trainiere: bei allem, was du tust oder nicht tust, dich weder zu rechtfertigen, noch zu verteidigen, noch dich zu erklären - wahre wunder werden möglich!

eine frage möchte ich dir noch mitgeben, vlt. gleich für den morgigen tag: was brauchst DU, damit es dir gut geht? stelle sie dir immer wieder und spüre in dich hinein.
Dieses Wochenende, dieses ich muss fröhlich sein, dieses Zusammentreffen mit dem Bruder, ich muss das aushalten
welche stimme in dir sagt, dass du das alles MUSST! versuche, dich damit anzufreunden, dass du überhaupt nichts müssen musst.

mlg
aditi
Zuletzt geändert von Aditi am Sa., 08.05.2010, 14:50, insgesamt 1-mal geändert.

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Annemarie
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Beitrag Sa., 08.05.2010, 14:44

Liebe leise,

ich kann mich Aditi nur anschließen ... voll und ganz ...

Alles Liebe Dir,
Annemarie

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Aditi
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Beitrag Sa., 08.05.2010, 14:46

ein p.s. noch:
es ist ein spiel (wenn auch ein belastendes, grausames, einengendes), liebe leise, das da zwischen dir und deiner mutter abläuft. erst wenn einer von euch beiden aussteigt, ist das spiel zu ende. willst du darauf warten, dass es deine mutter tut (ich denke, da wartest du ewig)?
um beim obigen beispiel zu bleiben (es ist ja geradzu klassisch): je leiser du heimkommst, umso stärker muss sich deine mutter auf "die lauer" legen, damit sie dich hört. je mehr du dich zurücknimmst, umso mehr raum muss sie einnehmen. das gleichgewicht/die balance muss ja gewahrt bleiben.

mlg
aditi

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leise
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Beitrag Sa., 08.05.2010, 20:50

So endlich, der Tag ist geschafft, das Kleinchen im Bett, darf wieder einmal bei uns schlafen und so wird uns morgen auch nicht langweilig….

Candle, das mit dem "Ausziehen" war schon mal Thema bei uns und das ist gründlich danebengegangen. Ausziehen war gleich am Anfang der Therapie der einzige Lösungsweg, und meine Angst vor der nächsten Panikattacke so groß, dass ich sogar dazu bereit war. Es kam zu einer sehr verzweifelten und tränenreichen Aussprache zwischen uns und die endete mit: „ Bitte lass mich nicht allein, das hab ich mir nicht verdient.“ ….damit war das gescheitert, ich habe schon wieder versagt, ich kann das nicht noch einmal ….

Dazu kommt dann noch meine extreme Angst vor dem Alleingelassen werden, genau wie damals als Kind. Ich weiß nicht warum meine Angst so extrem war, aber ich fand erst Trost in der Überlegung: Wenn ich es nicht mehr aushalte (ohne Eltern), dann kann ich mich immer noch umbringen, auf Kinder ist der liebe Gott nicht böse. Das hat mir damals unheimlich viel Druck von der Seele genommen.

An diesem besch… Gedanken hänge ich immer noch, nur Gott wäre jetzt auch noch auf mich böse.
Eine Wohnung für mich, daran arbeiten wir ja auch, aber sie ist mir völlig egal, ich kann mir überhaupt nicht vorstellen dort zu leben. Mutter hat offensichtlich viel Freude daran das Ding zu renovieren, freut mich für sie, aber für mich ist es die Hölle, weil es immer damit verbunden ist, ich bin dort allein. Ich versteh nicht, warum das für mich so ein Problem ist, aber ich fang schon beim Gedanken daran, wieder an zu heulen. Ich kann damit gar nicht umgehen und ich kann das gar nicht richtig beschreiben, wie sich das in mir anfühlt.


Aditi, Deine Gedanken beeindrucken mich tief. Da ist viel dabei, das ich versuchen werde umzusetzen.
Das mit dem Weggehen am Abend, ist Dank der Therapie viel besser geworden, und ich komm auch nur deshalb leise nach Hause, um Mutter nicht zu wecken. Da wir beide mit dem Schlafen große Probleme haben, sind wir froh über jede Stunde, in der das doch funktioniert. Ich hab auch kein schlechtes Gewissen, wenn ich mal wirklich spät komme, und Mutter hat seit dieser tränenreichen Aussprache auch viel mehr Verständnis dafür, dass ich mich mit Freundinnen treffe.
Das mit dem MUSS: ich will anderen nicht eine Last sein, es reicht wenn ich mir das selber bin.
Annemarie: Danke, dass Du da bist. Ich bin so froh, dass ich mir hier so viel von der Seele schreiben kann, und dass da so viel Kluges, Tröstendes und Anregendes retour kommt, das ist ganz viel wert. Danke an Euch alle.

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candle
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Beitrag Sa., 08.05.2010, 21:41

Hallo leise!
Jetzt in meiner guten Zeit, scheint alles vergessen. Ich kann Dich manchmal nicht recht verstehen, Verzeihung. Wo ist Dein Überlebenstrieb? In der Tierwelt ist es ganz simpel. Man wird getragen, gesäugt und allein gelassen und ist alsbald selbstverantwortlich für das eigene Überleben.
leise hat geschrieben:
Candle, das mit dem "Ausziehen" war schon mal Thema bei uns und das ist gründlich danebengegangen.
Du hast erklärt warum, aber es gibt noch andere Lebensgemeinschaften wie WG`s. Also bei mir war es so: Ich bin eindeutig die Tochter meiner Eltern. Meine Mutter hat aber oft gemeint, ich sei adoptiert und ich habe Gott gefragt, warum er mich in diese Familie gebracht hat? Mir wurde gedroht mich ins Internat zu schicken. Ich habe mich gefreut!!! Leider trat das nie ein, also machte ich mir meine Internatswelt mit netten Erziehern wie "Hanni und Nanni" und "Dolly". Meine Eltern halfen mir eifrig diese Bücher zu sammeln. Dennoch hatte ich früh schon den Hang zu gehen. Ich denke, mit 15 jahren wurde es sehr stark, dass ich gehen wollte, aber ich zog dann doch erst mit 22 aus. Meine "Flucht" war zu reisen als ich 18 war. Da reiste ich viel zu Freunden innerhalb Europas oder ich reiste allein und fand schnell Kontakt.

Hast Du das nie erlebt fliehen zu wollen?
Gott wäre jetzt auch noch auf mich böse.
Der wäre es sicher nicht, weil Gott in Dir ist- mehr oder weniger. So sehe ich das. Gott straft nicht.

Als ich 18 war, saß meine Mutter nachts auf der Treppe und sie sagte, sie hätte auf mich gewartet die Nacht, weil sie sich Sorgen gemacht hatte.

Andererseits hatte sie immer gesagt, dass sie sich nie Sorgen machte, weil ich so selbständig war. War ich auch. Bei ihr war es sehr gemischt: Neid auf mich, weil ich das lebte, was sie nicht leben konnte. Neid auf mich, was ich konnte und sie nicht, Neid auf mich sogar, dass ich eine Scheidung hinter mir habe. SIE würde gerne alles das können, was ich kann und schafft es nicht. SIE lebte in mir stellvertretend IHR Leben in ihrer Vorstellung.

Schreibe, schreibe, schreibe, wenn es Dir hlft, soviel Du kannst!

Darf ich mal fragen, ob Du ein schlechtes Gewissen hast, wenn Du schreibst?

candle
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Sommer-Stumpenhorst

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leise
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Beitrag So., 09.05.2010, 05:22

Candle, was Du da gerade angesprochen hast, da trifft mich gerade sehr viel, ich kann aber erst am Abend darauf antworten, die Kleine will keine Minute "Tante-Zeit" verpassen, und das geht bestimmt gleich los.
(hm, wenn ich was gut kann, ist es offenbar spielen )

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leise
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Beitrag So., 09.05.2010, 20:00

Geschafft! Wochenende vorbei, Kind glücklich, totale Erleichterung!

Ja, candle, ich hab dabei ein schlechtes Gewissen. Ich quatsch mich hier aus und dröhne euch die Ohren voll, mit widerlichem Familienzwist. Es wäre MEINE Aufgabe damit zurecht zu kommen, aber nein ich jammer da rum und schaff es nicht meine Situation zu ändern.

Du hast gefragt: Wo ist Dein Überlebenstrieb? Der ist schlicht und einfach weg.
Diese Raufereien mit dem Bruder: er warf mir die Bettdecke über den Kopf, drückte mich zu Boden und kniete auf mir, ich bekam keine Luft mehr und hatte nur noch Todesangst, ich versuchte verzweifelt mich zu wehren, er war viel zu stark, ich musste mich Tod stellen, um zu überleben, dann nämlich ließ er mich endlich wieder frei.
Ich glaube heute heißt das für mich: es hat keine Sinn, dass ich mich wehre, ich bin nicht stark genug und ich werde erst frei sein, wenn ich tod bin.

Deine Erzählung über Internat und Hanni und Nanni- Bücher. Ich wäre auch so gerne in ein Internat gegangen. Schule, das war auch merkwürdig, ich hatte nie eine richtige Freundin, weil ich mich ja nie, einfach mal so, mit den andern treffen durfte, ich war ein Außenseiter, zwar immer gern gesehen, ich war ja der Klassenclown, aber Anschluss fand ich nie richtig. Und doch war es so, dass ich immer froh war, wenn die Ferien endlich um waren und ich wieder in die Schule durfte. Da war ich wenigstens nicht allein, und da war auch kein Bruder. Die Bücher hab ich auch geliebt, das war meine heile Welt, da konnte ich wenigsten nachempfinden wie schön es ist in einer Gemeinschaft eingebunden zu sein. Meinem Bruder ist es da nicht anders ergangen, der durfte auch nie mit seinen Freunden etwas unternehmen. Geburtstagsfeier ja, aber auch nur als wir noch klein waren.

Ich denke das hängt sehr viel damit zusammen, dass meine Mutter auch nie „Freundinnen“ hatte. Sie wollte das aber auch nicht, für sie war nur die Familie und die Arbeit wichtig. Weggehen, allein nur zum Spaß, das hat sie nie gemacht. Furchtbar, nicht? Und sie unternimmt nichts allein, es gibt doch so viele Kurse bei den VHS, das lehnt sie total ab, oder mal Konzert oder Oper ohne mich, nein, macht sie nicht.

Nur eines macht sie sehr sehr gerne, aber natürlich auch nur mit mir. Städtereisen!
Und da sind wir jetzt am Anfang meiner Geschichte. Damit ging es nämlich bei mir los. Matura, Schule aus, wir machen eine tolle Reise.
Auf dieser Reise hatte ich meine erste Panikattacke: Schwindelanfälle, Übelkeit, ein würgendes Gefühl im Hals, Panik, der Boden unter den Füssen scheint ständig wegzubrechen und ich bring keinen Bissen mehr runter. Und dieses wunderbare Gefühl kam mit jedem Urlaub wieder, und von Jahr zu Jahr stärker…. Letztes Jahr war`s dann nicht mehr auszuhalten, ich wusste ja gar nicht was das war, und so landete ich in meiner Therapie.

Aber eins ist super, ich kann ohne „Rescue-Tropfen“ auf Urlaub fahren, ich weiß jetzt was es ist, und ich kann es aushalten.

Eine Antwort bin ich noch schuldig: WG, ja super das ist meine große Hoffnung, mit anderen gemeinsam wohnen, einfach schön aber nicht jetzt schon.
"Mutter" und „Bitte lass mich nicht allein!“ ich kann das ja so verstehen, wir empfinden doch beide gleich!

....und ich sag's nochmal: Danke, dass für's schreiben dürfen !

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Aditi
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Beitrag So., 09.05.2010, 21:40

liebe leise,
deine schilderungen haben viel erkennungs-, erinnerungswert für mich.
ich hab dabei ein schlechtes Gewissen. Ich quatsch mich hier aus und dröhne euch die Ohren voll, mit widerlichem Familienzwist. Es wäre MEINE Aufgabe damit zurecht zu kommen, aber nein ich jammer da rum und schaff es nicht meine Situation zu ändern.
ich kann dir dazu sagen: du kannst niemanden die ohren volldröhnen, wenn der andere es nicht zulässt. es ist nicht DEINE aufgabe damit ALLEIN zurechtzukommen. du darfst dir hilfe und unterstützung suchen (und sei es, dass du dich hier "ausquatscht").
du jammerst nicht rum! du beschreibst, was dir angetan wurde.
ich merke ganz stark dieses "das erlebte herunterspielen" - ein schutzmechanismus.
und zum schluß
....und ich sag's nochmal: Danke, dass für's schreiben dürfen !
wie sehr ich das auch von mir kenne. dieses übertriebene dankbarkeitsgefühl.

eben lief auf atv "tina -what´s love got to do with it"
habe ihre biografie schon vor jahren gesehen und heute, nachdem ich zugang zu meinen gefühlen gefunden habe, erschüttert mich der film noch viel viel mehr. ihre freundin sagt in dem film folgenden satz: "wenn du dich selbst klar siehst, dann kannst du vieles verändern."

ich wünsche dir aus tiefstem herzen diese klarheit

aditi,
die die große freude hatte, vor jahren tina turner life erleben zu dürfen

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Aditi
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Beitrag So., 09.05.2010, 21:47

Geschafft! Wochenende vorbei, Kind glücklich, totale Erleichterung!

und was hast du dir gutes getan an diesem wochenende?
fragt
aditi
nach

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candle
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Beitrag So., 09.05.2010, 22:01

Ich bin auch damals das erste mal bei meiner Mutter umgekippt. Ihr plötzliche Betreuung kam mir sehr schräg vor, aber sie hat sich bemüht. Leider konnte ich damit nicht umgehen. Da hast Du mir etwas voraus. Ich würde heute noch in Panikatacken verfallen, wenn meine Eltern anwesend sein würden. Zum Glück gibt es keinen Kontakt mehr.

Wie bei einer Allergie, meinte zu mir eine Therapeutin: Entweder sie gehen dem giftigen Stoff aus dem Weg oder sie nehmen die Nebenwirkungen in Kauf. Das fand ich eine super Erklärung! Mir persönlich nützt es aber dann emotional nichts.

Ach ja: Wenn Deine Mutter nirgends allein hingeht, ist es so, das Spiel: Solange Du Deine Begleitung anbietest wird sich auch daran nichts ändern. Hmmm ich weiß nicht wie ich das erklären soll, aber ein wenig ist es wohl wie Co- Abhängigkeit. Sie bindet Dich nicht nur an sich, sondern umgekehrt tust Du es auch. Eine seltsame Symbiose, die man sich vom Verstand klar machen muß. Hat bei mir auch lange gedauert, we´nn sie also SO leben will- allein, solltest Du das auch akzeptieren können.

Irgendwann war mir auch klar geworden, dass der Ärger nicht größer werden kann, den ich oft aushalten mußte- nein, es war genauso, aber mein gutes Empfinden wuchs stetig, wenn ich mich langsam abgrenzte.

Es ist ein langer Weg, aber der ist zu schaffen!

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Sommer-Stumpenhorst

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